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Hintergrundrauschen

von

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Hypothetisches Teilchen

„Oh, da ist ja mein kleiner Johannes!“ Meine Oma kniff mir, wie noch vor zehn Jahren, in die Wange und ich bekam einen feuchten Schmatzer auf die Wange. Au Mann. Mein Kopf dröhnte und mein Magen machte Revolte. Aber meine Oma wurde nur einmal Achtzig und mein Vater würde mich köpfen, wenn ich wegen der „Party“ gestern heute nicht mitgekommen wäre.

Ich setzte mich an den gedeckten Tisch und hoffte, ich würde ab jetzt in Ruhe gelassen werden. Wir waren keine übermäßig große Familie, aber ich fand, die wenigen Verwandten, die ich hatte, reichten schon völlig.

„Hey, ich geb dir fünfzig Euro, wenn du ein Wort sagst!“, das war Onkel Josef, auch Sepp genannt und den Witz brachte er auf jeder Familienfeier, seit ich nicht mehr sprechen konnte. Darüber lachten konnte ich noch nie. Ich starrte ihn nur finster an.

„Nagut, vielleicht für hundert?“ Haha, ich lach mich tot. Er klopft mir auf die Schulter und setzte sich zum Glück weg. Ich legte meinen Kopf auf meine verschränkten Arme auf den Tisch und schloss die Augen. Ich brauchte ein Aspirin und ein Bett in das ich mich verkriechen konnte, um da still vor mich hinzuleiden.

Ich sollte echt die Finger von Alkohol lassen, anscheinend war ich mittlerweile total unfähig die richtige Menge einzuschätzen. Ich hoffte nur, das Martin gerade auch so litt, wie ich. Gut, nach dem Abend war er mir sympathischer, aber ich wollte nicht der Einzige sein, der so einen krassen Kater hatte.

Der Abend war wirklich ein Reinfall für mich gewesen. Pascal hatte nicht mehr mit mir geredet und ich wusste immer noch nicht warum. Wenn er ein Problem hatte, könnte er es mir doch sagen. Nein, stattdessen musste er mir diesem Lars rumflirten. Und egal, was Martin gesagt hat, die haben geflirtet, nichts anderes. Allein bei dem Gedanken wurde mir noch mehr schlecht, als eh schon. Warum lud er mich ein, wenn er mich dann ignorierte? Und was dachte er sich eigentlich dabei, sich so gut mit seinem Ex zu verstehen?! Sowas tat man nicht.

Ich fühlte mich hundsmiserabel und diese Geburtstagsfeier hier machte es auch nicht besser. Gleich würde es Essen geben und ich hatte keinen Schimmer, wie ich es schaffen sollte nichts davon zu essen ohne dabei unhöflich zu wirken.

Ich hörte Stühle rücken, dass heißt, es hatten sich jetzt alle gesetzt und es ging „offiziell“ los. Mein Vater hatte sich neben mich gesetzt und zischte mich jetzt schlecht gelaunt an.

„Setz dich richtig hin, so benimmt man sich nicht.“ Der hatte leicht reden, sein Kopf fühlte sich schließlich nicht so an, als würde jemand darin Hochhäuser sprengen. Au Mann...

Ich richtet mich aber etwas in meinem ungemütlichen Stuhl auf und schaute auf die Tischdecke. Zu mehr war ich wirklich in der Lage. Nie wieder Alkohol! Ein guter Vorsatz für das neue Jahr, oder? Als würde ich mich daran halten. Das wäre genauso, wie wenn ich sagen würde, ich würde mit dem Rauchen aufhören. Total lächerlich.

„Nina, Robin, setzt euch wieder an den Tisch!“, rief meine Tante aufgebracht und ihre Kinder rannten schreiend um den Tisch. Konnten die nicht ihre Klappe halten? Scheißgören. Ich stützte meinen Kopf auf meine Hände. Gah, jetzt hatte sich Nina hinter meinem Stuhl „versteckt“. Ich war kurz davor, dieses Kind mit meiner Gabel zu bedrohen, wenn es da nicht gleich verschwinden würde!

Zum Glück für dieses dumme, kleine Kind hatte meine Tante, sie endlich eingefangen und packte sie wieder auf ihren Stuhl, genau wie ihren Bruder. Wie konnte man sich freiwillig nur Kinder anschaffen? Ich würde mir das nie und nimmer antun. Währenddessen hatte meine Mutter mit meiner Oma zusammen, dass Essen aufgetragen.

Das Fiese war ja, dass das Essen verdammt gut roch und ich wusste, dass es wohl noch besser schmecken würde. Das Weihnachtsessen bei meiner Oma war immer mit Abstand, dass Beste was das Jahr über zu futtern gab und ich konnte es nicht essen. Argh.

Frustriert starrte ich auf die dampfenden Schüsseln mit Essen und spürte ein ungenehmes Ziehen in meinem Magen. Woah, Pascal würde leiden dafür, dass ich wegen ihm dieses tolle Festmahl nicht zu mir nehmen konnte. Er würde ja SO leiden. Und es war definitiv seine Schuld, wenn er nicht den ganzen Abend an Lars geklebt hätte, hätte ich mich auch nicht so mit Martin betrunken.

„Hast du keinen Hunger, Johannes?“, fragte meine Oma besorgt, der natürlich aufgefallen war, dass ich mir nichts auf mein Teller getan habe. Ich schüttelte den Kopf, ich hatte wirklich keinen Hunger. „Aber Junge, du musst doch essen, du bist sowieso schon so dünn und blass.“ Danke Oma, das wollte ich jetzt hören. Ich schüttelte noch mal den Kopf und versuchte dabei entschuldigend zu lächeln.

„Du isst jetzt was.“, bestimmte mein Vater, der wohl gar nicht einsah, dass das eine total schlechte Idee war und schöpfte mir einfach was auf mein Teller. Ich schaute verzweifelt den vollen Teller an und spürte, wie der Geruch bei meinem Magen nur noch heftige Proteste hervorrief. Fuck.

Ich stand hastig auf, dabei fiel mein Stuhl donnernd um und ich rannte Richtung Badezimmer, mit den Händen vor meinen Mund gepresst. Bitte, lass es mich wenigstens bis ins Bad schaffen!

Ich riss die Badezimmertüre auf, und ließ mich vor der Toilette fallen und kotzte mir meinen Mageninhalt aus, der vermutlich hauptsächlich aus Bier und Punsch bestand. Erstaunlicherweise fühlte ich mich danach wirklich etwas besser. Ich zog die Spülung und zog mich am Fensterbrett hoch, um zum Waschbecken zu torkeln und mir den Mund auszuspülen.

Mein Vater stand im Türrahmen und ich wusste, dass er einfach nur stinksauer war. Ich hatte es verkackt.

„Hausarrest, die ganzen Ferien über und Internetverbot.“ Seine Stimme war ruhig, weil er nicht im Haus seiner Mutter laut werden wollte, aber das machte es nicht besser. Ich schaute ihn entsetzt an. Hausarrest? Ich war doch viel zu alt für sowas. Aber ich hatte keine Zweifel daran, dass er den durchsetzen würde. Immerhin hatte er sich eine Woche lang für die Feiertage freigenommen und er würde drauf achten, dass ich daran nichts rütteln konnte.

Er schüttelte den Kopf und wandte sich dann wieder ab. Verdammter Mist. Ich folgte ihm und spürte den Blick meiner Verwandten auf mich, die alle etwas mitleidig guckten.

„Ach, Johannes, wenn ich gewusst hätte, dass du krank bist, hättest du doch nicht kommen müssen, mein armer Junge!“ Meine Oma war aufgestanden und schob mich in das angrenzende Wohnzimmer zu einem Sofa. „Leg dich hin und ruh dich ein bisschen aus.“ Sie lächelte ihre faltiges Lächeln und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Ich hätte mich echt nicht so betrinken sollen.

Aber das Liegen tat gut, ich schloss die Augen und blendete die Geräusche aus dem Nebenzimmer aus. Schließlich dämmerte ich weg.
 

Ich kratzte mich am Kopf und schaute auf meinen PC. Was machte man damit, wenn man kein Internet hatte? Da waren diese Teile doch total nutzlos. Mein Vater hatte mir heute morgen das Kabel gezogen und meine Suche nach ungesichterten Wlan-Verbindungen war leider verdammt erfolglos.

Ich fühlte mich etwas schwammig. Ich hatte komisches Zeug geträumt, glaube ich, wichtiges Zeug. Aber ich konnte mich einfach an nichts konkretes erinnern. Simone kam wieder drin vor und ich wusste, dass es was mit diesem bekloppten Stummsein zu tun hatte. In letzter Zeit hatte ich nicht mehr davon geträumt und auch nicht mehr an Simone gedacht. Es war einfach in den Aufregungen des Alltags untergegangen. So dämlich wie das klang.

Ich runzelte die Stirn. Okay, Simone war immer ein guter Anfang, naja, wie man das sehen wollte. Ich schüttelte den Kopf, es machte alles keinen Sinn, an was ich mich erinnern konnte. So ein Mist.

Ha, ich hatte eine geniale Idee. Ich würde mir jetzt eine Liste mit Stichpunkten anlegen. Beim Geschichten schreiben, sortierte ich mich da auch so.

Ich öffnete OpenOffice und wartete, bis sich ein neues Textdokument geöffnet hatte. Was wusste ich noch alles?
 

Mit Simone auf einem Konzert

Treffen Kumpels von ihr

Komische Typen

Alkohol
 

Ich runzelte die Stirn, mir fielen die Namen der Kerle nicht mehr ein. Es waren gute Freunde von Simone gewesen, aber keine Typen, die was von ihr wollten. Und wir hatten nach dem Konzert noch viel gefeiert. Was war dann? Ah, ich erinnerte mich mit einem Grinsen.
 

Ich mach mit Simone rum

Typen sind weg?
 

Aber wo hatten wir rumgemacht? Es war glaube ich, keine gemütliche Umgebung. Hatte was mit Sträuchern und Steinen im Rücken in Erinnerung. Also draußen. Oh Gott, hatte ich krasses in meiner frühen Jugend gemacht. Ich schüttelte den Kopf mit einer leichten Röte im Gesicht. Das würde ich mittlerweile definitiv nicht mehr tun. Klang zwar spießig. Aber allein der Gedanke, nein Danke.

Was hatte ich heute geträumt? Das war das wichtige, da war der Knackpunkt, ich spürte es. Das andere davor war eher langweilig und unwichtig. Ich seufzte.
 

Simone und ich

Simone ist wichtig?

Sex

Fall ins Wasser
 

Dann nichts mehr. Soweit hatte ich geträumt. Ich checkte es nicht. Was sollte mir das sagen? Das war doch wieder so abstrakter Traumdeuter-Scheiß mit dem ich noch nie hatte was anfangen können. Ich wusste auch nicht, wie viel tatsächlich so passiert war, wie ich es geträumt hatte. Das Konzert hatte es gegeben, dass wusste ich, aber beim Rest? Aber es hatte mit meinem Stummsein zu tun, das wusste ich einfach. Aber was hatte Wasser damit zu tun? Wo kam das überhaupt her? Das Wasser machte einfach keinen Sinn.

Ich gab mich geschlagen, ich kam da heute nicht weiter. Ich speicherte das Dokumente unter bla.odt auf meinem Desktop ab und ließ mich dann in mein Bett fallen. Ich wollte mit jemand über den Traum reden und irgendwie ärgerte ich mich, dass ich erst im nächsten Jahr wieder einen Termin bei Doktor Schwelstein hatte. Die konnte bestimmt was damit anfangen und dann würde das mit dem Sprechen funktionieren, oder?

Vielleicht half es ja was, wenn ich zum Ort des vermeintlichen Geschehens gehen würde. Naja, konnte ich ja machen, wenn mein Hausarrest aufgehoben war. Was auch erst im nächsten Jahr war. Ich fühlte mich gerade, als könnte ich rein gar nichts tun. Das Gefühl machte mich wahnsinnig. Hausarrest und Internetverbot?! Wie bescheuert war das denn...

Irgendwie verspürte ich leichte Aggressionen gegen meinen Vater. Da kriegt man das ganze Jahr gar nichts von ihm mit und dann musste er einem gegen Ende so nerven. Klasse Papa, echt toll.

Schon erstaunlich, wie einen so Kleinigkeiten die Ferien total verderben konnte. Ich stand wieder von dem Bett auf. Ich fühlte mich rastlos, genervt und gelangweilt. So wurde das alles nichts, ich musste mich echt ablenken.

Ich ging nach unten in das Wohnzimmer, niemand zu sehen. Gut, das hieß, das war jetzt mein HD-ready, BlueRay-ready und Xbox3-ready Flachbildfernseher. Zumindest für die nächsten Stunden. Das war das Familiengeschenk gewesen und eigentlich hatte es wirklich Stil.

Ich flänzte mich auf das Ledersofa und schaltete das HighTech-Teil an. Normal war ich nicht so der Typ dafür, der viele Fernseh guckte, aber ich hatte ja wirklich nichts zu tun und bei so einem Fernseher, musste man sich einfach mal einen Nachmittag davor legen und es bewundern. Deswegen legte ich eine neue BlueRay-Disc ein. Ich war froh, dass mein Vater eine Vorliebe für Kriegsfilme hatte, deswegen konnte ich jetzt auch was schön heftiges gucken. Irgendwie wollte ich was destruktives. Zufrieden beobachtete, wie knallhart sympathische Nebenrollen wegbombt wurden und ich fühlte mich etwas ruhiger, auf jedenfall weniger gelangweilt.
 

Etwas hatte ja der Hausarrest, er sorgte dafür, dass ich endlich mal wieder zum Schreiben kann. Zwei Tage vor der Glotze hängen war einfach genug, deswegen hatte ich beschlossen mich wieder kreativ zu betätigen. Das letzte was ich geschrieben hatte, war die Geschichte für Pascal gewesen und die war nicht das, was ich sonst so schrieb. Es war also auch nichts das ich online stellte, sie war nur für ihn gewesen. Ich hoffte, er hatte sie überhaupt gelesen. Ich hatte mir Mühe gegeben. Sowas tolles hat er von Lars bestimmt noch nie bekommen. Wie auch immer...

Ich wollte mal wieder etwas schreiben, dass ich hochladen konnte. Manchmal konnten Leser sehr unleidlich werden, wenn man nicht regelmäßig was hochlied. Sie müssten dann zwar noch bis Januar warten, aber dann gab es besonders viel.

Auf jeden Fall löschte ich gerade mit ein paar Sätzen eine ganze Familie aus und freute mich darüber. Das war richtig anspruchsvoll zu beschreiben, das ging nicht mit zwei Sätzen. Ein Klopfen an meiner Türe riss mich aus meinem Schreibfluss. Ich speicherte kurz, während meine Türe geöffnet wurde. Konnte ja schlecht „Herein“ rufen.

„Tach...“ Da stand Pascal und grinste mich an. Sofort fühlte mich etwas angepisst. Nach vier Tagen ohne Kontakt kam er erst auf die Idee vorbei zu kommen? Warum kam er überhaupt? Ich verspürte den kurzen Impuls ihn rauszuschmeißen. Ich mein, er hatte mich ignoriert, da hätte ich auch das recht ihn meines Haus zu verweisen, oder? Er hatte ja auch keinen Grund gehabt.

„Uhm...“ Er schaute etwas unschlüssig und kurz dachte ich, er geht wirklich, ohne das ich was sagen musste. Dann betrat er das Zimmer doch, als hätte er sich zu einem Entschluss durch gerungen.

„Ich hab dein Geschenk mit dabei... Hab ja die letzten Tage nichts von dir gehört und da dachte ich mir, ich bring es dir vorbei.“, erklärte er schließlich und holte ein schmales Geschenk hervor. Versuchte er mich gerade milde zu stimmen, oder was? Ich nahm das Geschenk trotzdem entgegen und packte es langsam auf. Man konnte schon am Gewicht und der Form erkennen, dass es ne DVD war. Ich war nur gespannt was für eine.

Das Cover war bunt, es war ein fetter Panda darauf zu sehen und darüber stand Kung Fu Panda. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Das war nicht der Art von Film, die ich gerne schaute.

„Und was sagst du?“

Ich schaute immer noch auf das Cover. War die DVD wirklich für mich gedacht? Irgendwie hatte ich nicht das Gefühl. Wenn ich ehrlich war, ich war etwas enttäuscht. Immerhin, ich hatte ihm eine Geschichte geschrieben...

„Hey, ich wollte, dass du auch mal was zum Lachen hast! Der Film ist echt toll, ich hab den im Kino gesehen und du kannst dich echt nur scheckig lachen!“

Ich fühlte mich voll verarscht. Das war nicht sein Ernst, oder? Und ich dachte eigentlich, dass Pascal mich irgendwie kannte. Er nahm mir die DVD aus der Hand und ich hoffte, das er mir jetzt verkündete, dass das nicht wirklich mein Geschenk war und mir nun ein anderes gab.

„Ich hatte gedacht, dass wir den vielleicht gucken. Soll ich ihn einlegen?“ Ohne meine Antwort abzuwarten machte er einen Schritt auf meinen PC zu. Ich stellte mich dazwischen. Erstens wollte ich diesen Film nicht sehen und zweitens hatte ich wirklich Angst um meinen Computer, immerhin wusste ich was Pascal immer mit seinem anstellte. Ich merkte, wie ich gerade richtig sauer wurde. Der Film war wirklich sein Ernst.

„Was ist denn?“, fragte er mich verständnislos. Ich griff zu dem Block und dem Stift, der auf meinem Schreibtisch lag. ´Du bist ein Idiot.´ Und das meinte ich genau, wie ich es schrieb. Ich packte ihm am Arm, kritzelte ihm noch ein ´Verschwinde!´ hin und zog ihn zur Tür. Ich wollte ihn im Moment echt nicht sehen.

„Warum das denn jetzt?“ Er verstand es wirklich nicht.

´Weil du mich im Moment ankotzt!´ Und ich dir das am liebstens ins Gesicht sagen würde. Aber es ging nicht, ich konnte ja nicht mal schnell genug schreiben, um meine Wut richtig auszudrücken. Verdammte Kacke. Ich war so angepisst von der Situation und vor allem von Pascal, der immer noch nicht wusste, was Sache war.

„Warte mal, wo liegt dein Problem? Gefällt dir das Geschenk nicht?“ Er runzelte die Stirn. Wenn ich reden könnte, würde er nicht so ruhig bleiben können. Dann hätte ich ihn nämlich angeschrieen oder schon längst rausgeworfen. Stattdessen musste ich mich über meinen Schreibtisch beugen und den Scheiß aufschreiben.

`Du hast doch keine Ahnung!!!´, warf ich ihm vor. Er tat immer so, als würde er alles verstehen. Aber offensichtlich verstand er rein gar nichts, der Idiot. Überhaupt nichts.

„Von was?!“

´Allem! Mir! Idiot!!!´ Ich spürte, wie meine Wangen glühten vor Wut und ich beim Schreiben leicht zitterte. Warum konnte man mit dem Kugelschreiber nicht schneller schreiben?!

„Ich versteh kein Wort, Donnie...“

Ich schnaubte abfällig und wütend. Dann wusste er wenigstens, wie ich mich gefühlt habe, als er mich ignoriert hat. Ich hatte auch keinen Schimmer, warum er das getan hat.

„Komm, beruhig dich und sag mir dann, was los ist.“ Ich hatte keine Lust mich zu beruhigen und ich hatte kein Lust auf sein Psycho-Gelaber.

´Du hast mich einfach ignoriert, um dann mit Lars rumzuhängen!!!´ War Lars denn soviel besser als ich? Ich schaute ihn durchdringend an, während er las. Verstand er es jetzt? Er schüttelte den Kopf.

„Ich hatte meine Gründe, außerdem hab ich Lars lange nicht mehr gesehen.“ Jetzt klang er auch nicht mehr ganz so ruhig, das brachte mir etwas Genugtuung, es war unerträglich mit jemand zu streiten, der einfach nicht wütend wurde.

´Was für Gründe denn?!´ Müssen ja tolle Gründe sein, so toll, dass ich sie nicht verstehen konnte. Ich bebte am ganzen Körper. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so aufgeregt. Und Pascal tat so, als wäre nichts.

„Du willst wissen warum?“ Seine Stimme hatte einen aggressiven Unterton und plötzlich war ich nicht mehr sicher, ob ich das wirklich wissen wollte. Er wartete aber meine Reaktion gar nicht ab.

„Ich sag dir, warum. Weil ich dich nicht mehr ertragen habe! Deine ignorante Art, wie du ständig Andeutungen machst und dir rein gar nichts dabei denkst! Was glaubst du, wie ich mich da fühle, hm? Ich hatte einfach keinen Bock mehr auf deine dummen Spielchen. Ich lass sowas einfach nicht mit mir machen!“

Ich starrte ihn nur völlig entsetzt an. Ich wusste nicht wie ich darauf reagieren sollte. Langsam dämmerte mir aber auf was er hinaus wollte.

`Du stehst auf mich...´, teilte ich ihm meine schockierende Erkenntnis mit.

„Verdammt, was dachtest du denn?!“ Pascal schaute mich nur fassungslos an und fuhr sich durch seine Haare. Er schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Du machst es einem so verdammt schwer von dir los zu kommen. Das ist nicht fair. Das ist richtig Scheiße!“

Ich schüttelte nur den Kopf. Mir war nicht klar gewesen, dass er wirklich auf mich stand. Es hatte nie wirklich den Eindruck auf mich gemacht. Klar, hatte ich mir da Gedanken darum gemacht, aber alles hatte dagegen gesprochen. Fuck, wie konnte ich so blöd sein?!

´Entschuldigung.´ Mir schien das das Einzige zu sein, was ich noch sagen konnte. Pascal las sich das Wort durch und er atmete tief durch, schaute mich dann unvermittelt an.

„Meinst du das ehrlich?“, seine Stimme klang unsicher, als würde er mir das nicht ganz glauben. Aber ich nickte. Es tat mir wirklich leid. Ich hätte mich definitiv anders verhalten, wenn mir klar gewesen wäre, was Sache war. Er schaute mich forschend an, als wollte er in meinem Augen nochmal die Bestätigung sehen, wandte dann aber schließlich den Blick ab und fuhr sich schon wieder durch die Haare.

„Wie wär´s wenn wir jetzt den Film gucken, du darfst auch die DVD einlegen...“ Er lächelte kurz, aber man sah, dass ihm der Streit noch zu schaffen machte. Allerdings wirkte er für den Moment besänftigt. Ich nahm die DVD, die während unseres Streits auf dem Schreibtisch gelandet war und legte sie ein. Egal, ob ich den Film mochte oder nicht. Es war auf jeden Fall etwas, dass uns ablenkte. Und genau das brauchten wir jetzt.

Wir saßen beide wieder auf meinem Bett mit dem Rücken zur Wand und starrten konzentriert auf den Monitor, naja, mehr oder weniger konzentriert. Ich linste immer wieder zu ihm rüber. Er war tatsächlich so begeistert von dem Film, wie er mir erzählt hatte und ich konnte mich nicht mal ansatzweise darauf konzentrieren. Ich mein, Pascal stand auf mich. Das musste ich wirklich erst noch verdauen. Es war anders, als er mir mitteilte, dass er schwul war. Eigentlich hatte das keinen Bezug auf mich gehabt, damals. Aber jetzt, das ging mich ja direkt etwas an, wenn er auf mich stand, oder? Ich merkte aber selbst, dass es mich eher faszinierte, als abschreckte. Eigentlich war es doch irgendwo ein Kompliment, wenn sogar Typen einen attraktiv fanden. Allerdings wusste ich nicht wirklich, wie ich nun damit umgehen sollte. Ich war froh, dass wir noch nebeneinander sitzen konnten und es irgendwie okay war. Aber es war definitiv seltsam.

Wie das wohl für Pascal war? Es muss richtig beschissen sein, wen man auf jemand stand, der ständig um einem rum war und man chancenlos war. Wenn ich in seiner Lage gewesen wäre, hätte ich den Kontakt schon längst komplett abgebrochen.

Pascal schaute kurz mit einem Grinsen in meine Richtung. Das Grinsen kam vom Film, irgendwas lustiges war passiert. Er bemerkte meinen forschenden Blick. Ich wollte rausfinden, wie er sowas aushielt. Sein Grinsen wurde zu einem unsicheren Lächeln, dann schaute er wieder den Film.

Ich mochte es, wenn er mich anlächelte. Es war ein ehrliches Lächeln und es hatte immer eine beruhigende Wirkung auf mich. In dem Moment war mir auch klar, dass Pascal vermutlich gar nicht so chancenlos war, wie ich selbst immer gedacht hatte. Allerdings hatte ich nicht vor, diesen Gedanken weiter zu verfolgen, nicht jetzt.

Ich lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf den Film, der tatsächlich nicht so schlecht war, wie ich gedacht hatte. Gerade erzählte das alte, weiße Eichhörnchen, oder was das für ein Tier war, dem Panda etwas über deine Drachenrolle. Dann kam eine Stelle, die ich wirklich lustig fand.

Ich wandte mich Pascal zu, der immer noch in den Film vertieft war und packte einen Finger von ihm mit dem Wuxi-Fingergriff. Pascal schaute mich nur total perplex an und versuchte seinen Finger wegzuziehen. Ich grinste fies und wackelte mit dem kleinen Finger. Ich hätte jetzt gerne gesagt: „Du weißt was passiert, wenn ich den Finger krümme?!“ Aber das verstand man sicher auch so.

„Du bist so doof.“, meinte Pascal leicht amüsiert und zog schließlich doch seinen Finger weg. Ich grinste ihn nur breit an. Er schüttelte leicht den Kopf und boxte mich gegen die Schulter. Die Anspannung des Streits war weg und ich war wirklich froh, dass Pascal vorbei gekommen war. Ehrlich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von: abgemeldet
2009-01-10T19:04:29+00:00 10.01.2009 20:04
hmmmm....
weiß nicht was ich sagen soll.
Erst so und dann doch wieder und dann wieder so... Du verwirrst mich ...
Nein, Scherz, ich finds toll, dass endlich etwas passiert, was nicht heißen soll, dass der Rest langweilig gewesen ist.
Nein, voll spannende Sache, bin gespannt wie du weiter vorgehen wirst^^
Von:  midoriyuki
2009-01-10T14:42:20+00:00 10.01.2009 15:42
Yeah*_*
Na also es geht doch:)
Und wenn Pascal nicht ganz chancenlos ist...*muahahahahahaha*
Find das ist ein richtig geiles Kapitel*herumtanz*
*räusper*
EHm ja xD

Aber mal eine Frage....wtf ist der Wuxi-Fingergriff????????

Freu mich auf das nächste Kapitel:)

Liebe Grüße
Yuki
Von: abgemeldet
2009-01-10T13:31:16+00:00 10.01.2009 14:31
Was für ein Kapitel!!
Erst die agnzen eRinnerungen und dann der streit
Der war wirklich gut gelungen
Jo hat eindeutig Tomaten auf den Augen, das er nicht sieht, dass Pascla auf ihn steht
Und er ist nicht chancenlos??
Bin gespannt, wies weitergeht
lg fireflys
Von: abgemeldet
2009-01-10T13:14:42+00:00 10.01.2009 14:14
boah!! der streit war echt das fesselnste! un echt Jo!! es WAR offensichtlich dass er auf dich stand...nun ich denke man ist selbst blind dafür wenn jemand einen mag...ich hoffe das pascal doch größere chancen hat! ^^
Von: abgemeldet
2009-01-10T12:43:31+00:00 10.01.2009 13:43
@ReiRei-chan: im fluss versenkt??? OMG O_O *jo rettet* krasser gedanke x.x..


ich mag das kapie. ich finds toll das pas an seiner seite ist. (auch wenn er selbst darunter leidet). glaub ohne ihn würde es jo nur beschissener gehen. obwohl dieser mir zur zeit angst macht, das pas irgendwann doch seine art nicht mehr so wirklich erträgt und abbhaut. o.o jo fällt oft erst immer hinterher auf was er an pas wirklich hat. xD

bin gespannt auf die fortsetzung. <3

Von:  Klein_Ryu
2009-01-10T11:39:02+00:00 10.01.2009 12:39
ich habs schon immer egwusst, dass passi auf jo steht :P
frag mich nur, wann jo endlich wieder sprechen kann ._.
super kappi^^
freu mich total auf den nächsten teil ♥
Von:  JoodyMoody
2009-01-10T09:01:49+00:00 10.01.2009 10:01
uhuuu passi ist nicht chancenlos....endlich gesteht er es sich mal ein, da hilft dann auch kein verdrängen...

ansonsten wurde der arme donnie diesmal ganz schön mitgenommen...erst der miese kater und dann kann er sich nicht mal richtig streiten....stell ich mir übel vor

oh ja kung-fu panda war toll *-*...kein wunder das pascal ihn mag
und ich wünsch mir nochmal nen auftritt von lars =)

sonst ging es ja mal echt wieder schnell mit der fortsetzung...und ich kann das nächste kapitel kaum erwarten ^^

glg
jood
Von:  ReiRei-chan
2009-01-10T02:41:46+00:00 10.01.2009 03:41
Zucker *___* Schön...! Vor allem nachdem ich Brokeback Mountain gesehen habe (hey, ich bin gezwungen worden!!!)
Ich mag den Teil wirklich und habe einfach Hoffnung das die zwei mal endlcih zu Rande kommeb, Männer immer xD

Hab aber ein paar Fehler gefunden v.v

>>Darüber lachten konnte ich noch nie.<<

lachen

>>dass Beste was das Jahr über zu futtern gab<<

was es

>>was schön heftiges gucken<<

Heftiges

>>was destruktives<<

Destruktives

>>Zufrieden beobachtete, wie knallhart sympathische Nebenrollen wegbombt wurden<<

ich, wie... weggebombt

>>dass ich endlich mal wieder zum Schreiben kann<<

kam

>>das recht<<

Recht

>>Ich packte ihm am Arm<<

ihn

>>Es muss richtig beschissen sein, wen man auf jemand stand<<

wenn

>>dem Panda etwas über deine Drachenrolle<<

seine (?)

Wirklich ein toller Teil!
Ich frage mich nur immer noch, wann Jo endlich sprechen wird und was da eigentlich war... mit Wasser. Ich hab ja die Theorie, dass er mit Simone abgehangen hat, die hat ihn gelinkt und diese Typen haben ihn in einem Flus versenkt oder so xD Voll der Krimi bei mir, aber ich bin gespannt, was dann wirklich war ^^


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