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Chaos ist mein Leben

von

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Ich stehe morgens auf, es ist halb drei.

Die Birne tut mir weh, ich könnte spei'n.

Als erstes hau ich mir den Fuß an meinem Nachtisch an,

Dann stolpere ich über das Telefonkabel und reiß es aus der Wand
 

Ich kriege gerade noch den Vorhang zu fassen, doch der hält auch nichts aus.

Dann haut's mich schwungvoll auf die Fresse, meine Katze klatscht Applaus.

Ich steh wieder auf und schmerzerfüllt reibe ich mir mein Gebein

Und während ich auf einen Reißnagel trete, fällt's mir wieder ein:
 

Heut ist ein guter Tag zum Sterben

So hat das Leben keinen Sinn

Die Götter woll'n mir den Spaß verderben

Mann gönnt mir keinen Lustgewinn
 

Ein guter Tag zum Sterben

So macht das Leben keinen Spaß

Bevor die Zähne ich mir ausbeiße

Beiß ich lieber gleich ins Gras
 

"Ein guter Tag zum Sterben" von J.B.O.
 

Vorwort:

Das ist jetzt meine erste Auftragsfanfic. Wie ich dazu gekommen bin? Na ja, eine Freundin hat mich mal gefragt, ob ich nicht auch mal eine Geschichte über Elza Grey schreiben könnte. Gesagt, getan. Auf Bitte einzelner Personen ist diese Fanfic mal in Deutsch.
 

Disclaimer: Das phantastische Lied "Ein schöner Tag zum Sterben" gehört der göttlichen Gruppe J.B.O. Ein Livekonzert ist immer wieder ein Erlebnis ^-^. Die Story an sich ist meine.

Die in dieser Geschichte vorkommenden Personen gehören... na? Ratet mal. Pro richtige Antwort gibt's ein Bonbon. Pro falsche ein Gummibärchen als Trostpflaster ^-^.
 

Wem diese Geschichte gefallen hat oder wer sie nicht so mochte, schreibt mir einfach eure Gedanken an: aprileagle@freenet.de. Ich beantworte jede Mail, sollte mein Rechner nicht wieder total besoffen in der Ecke liegen.
 

Warum ich gerade solch einen Inhalt genommen habe? Sagt bloß, ihr wart noch nie auf einem genialen Konzert und habt ein wenig zu tief ins Glas geschaut ^-^. Dabei lernt man nette Leute kennen. Und wenn man Glück hat, sogar jemanden ganz Besonderes .
 

Diese Geschichte ist für Dani. Viel Spaß beim Lesen!
 

Chaos ist mein Leben

(von April Eagle)
 

Prolog: Acht Whisky-Cola
 

Es war ein wundervoller Sommerabend. So richtig angenehm kühl. Die Hitze des Tages war verflogen und ein lauer Wind strich durch die Wipfel der Bäume. Leise rauschten die Blätter, klangen fast so wie die Wogen des nahen Meeres. Ein paar Vögel sangen ihr Abendlied und nicht wenige Paare liefen Hand in Hand durch den großen Park. Hier und da blieben sie stehen, flüsterten leise miteinander, einige küßten sich sogar.

Es war himmlisch zu dieser Jahreszeit an diesem Ort der Natur. Es war geradezu paradiesisch. Niemand konnte die Harmonie, den Frieden stören.

Oder?

Eine Tür wurde aufgerissen und laute Rockmusik drang nach außen. Gepaart von aufgeregtem Stimmengewirr. Zwei Gestalten schauten sich kurz um, bevor sie rasch im Schutze der Dunkelheit verschwanden. Die Tür fiel ins Schloß, sperrte somit den Lärm aus.

Der Park versank wieder in seine friedvolle Atmosphäre, die aufgeschreckten Vögel kehrten zu ihren Nestern zurück, die Pärchen tuschelten geheimnisvoll weiter.

Außerhalb des niedrigen Betongebäudes war alles so, wie es den ganzen Sommerabend über gewesen war. Friedlich. Langweilig. Drinnen aber begann die Party erst richtig.
 

***
 

Sie tanzte inmitten der vielen Menschen. Na ja, tanzte, sie hüpfte mehr oder weniger. Einfach im Rhythmus der schnellen Musik. Einfach im Rhythmus, den ihr die sich rasch bewegenden Körper um sie herum vorgaben. Sie konnte nicht tanzen. Sie hatte nie Walzer oder irgendeinen anderen Tanz gelernt bekommen. Aber sie hatte Gefühl. Viel Gefühl. Besonders für geniale Musik.

Besonders, wenn sie schon ein oder zwei Gläschen getrunken hatte.

"Das war super!!!" schrie sie laut, als der Song endete und die Fans der Rockband mit Pfiffen, lauten Schreien oder einfachem Jubel dankte. "Weiter! ZUGABE!" Ihre hellgrünen Augen funkelten und sie wischte sich die verschwitzten Haare aus der Stirn. Sie trug sie kurz. Fast so kurz wie ihre beste Freundin. Nur im Nacken waren sie etwas länger. Ein Umstand, den sie nun bereute. Einige Strähnen klebten in ihrem Nacken und ärgerten sie. Wild stieß sie ihren Atem aus, aber nicht einmal das konnte Abkühlung verschaffen. Es war verdammt heiß im Inneren des Clubs und umgeben von all den Menschen war keine Milderung zu erwarten. Nicht, wenn sie weiterhin so herum hopste wie eine Verrückte.

Ich bin wohl ein bißchen aus dem Training.

Sie lüftete ihr schwarzes Top, das mittlerweile mehr entblößte als es verbergen sollte. Aber sie scherte sich nicht darum. Hier war sie unter Fans, unter ihresgleichen. Außerdem würde kein Mann es wagen, sie anzufassen. Der letzte, der es versucht hatte, verbrachte die folgenden Nächte im Krankenhaus. Sie hatte ihm den Arm gebrochen. Seitdem hatte sie eigentlich Ruhe.

"JA!!!!" sie brüllte, so laut sie konnte und grinste breit, als die Band sich dazu überreden ließ, doch noch ein Lied zu singen. Ihre mittlerweile fünfte Zugabe. Und es sah nicht so aus, als würden die Fans die Musiker gehen lassen. Nicht heute. Nein, vor Mitternacht bestimmt nicht.

Das nächste Lied war erneut ein schnelles. Und es war furchtbar lustig. Die Band war aus Tokyo, waschechte Japaner also. Dennoch versuchten sie krampfhaft, mexikanische Sänger darzustellen. Sie wußten genau, daß sie fehl schlagen würden, aber der Spaß war es ihnen wert. Das Publikum sang lauthals mit. Alle kannten den Text. Das Japanisch, das ein wenig Spanisch klingen sollte. Einer der Sänger hatte sich sogar verkleidet und einen großen Hut aufgesetzt. Nun sprang auch er über die Bühne und das Mädchen lachte lautstark, als er stolperte und beinahe in das Schlagzeug fiel.

"Großer Lover, aber kein Stehvermögen, was?" schrie sie laut und kicherte, als der Sänger ihr einen Blick und schließlich eine Kußhand zuwarf. Dann sang er weiter.

Es war wirklich einfach genial. Ihre beste Freundin hatte wirklich nicht zu viel versprochen, als sie sie nach stundenlangem Überreden doch mitgeschleift hatte. Normalerweise wollte sie die Nacht zeitig ins Bett gehen. Morgen hatten sie beide einen wichtigen Wettkampf, aber die Neugier hatte gesiegt.

Es war die richtige Entscheidung.

Sie japste nach Luft, aber konnte nicht aufhören zu tanzen. Sie hatte eine ausgezeichnete Kondition. Diese mußte sie als Sportler auch haben. Dennoch war die Grenze bald erreicht. Seit zwei Stunden tanzte sie nun. Umgeben von Rauch und stickiger Luft. Jemand trat auf ihren Fuß, aber sie bemerkte es kaum. Sie hatte extra ihre Winterschuhe angezogen. Ihre beste Freundin hatte erst gelacht, da es seltsam aussah, im milden Sommerabend mit diesen Schuhen durch Tokyo zu stiefeln, aber jetzt war sie dankbar, daß sie einmal nicht auf ihre beste Freundin gehört und die Schuhe angelassen hatte.

Auch dieser Song ging wie immer viel zu schnell zu Ende und sie begab sich langsam zur Bar. Die restlichen Fans erwarteten eine erneute Zugabe, aber sie brauchte eine Verschnaufpause. Während ihrer Zeit als Sportlerin hatte sie es gelernt, auf ihren Körper zu hören. Und im Moment schrie ihre Kehle lautstark nach etwas zu trinken.

"Hallo." Der junge Barmann lächelte ihr zu, als sie sich auf den Hocker fallen ließ. Kurz ließ sie ihre Hände durch ihre verschwitzten Haare gleiten und richtete ihr Top. Ihre kurze Jeans, die sie trug, war auch schon längst durchgeschwitzt. Eigentlich sollte sie nach Hause gehen und eine Dusche nehmen, aber sie hatte versprochen, auf ihre beste Freundin zu warten. Sie wollten gemeinsam in das Internat zurück kehren.

"Hallo. Eine Whisky-Cola, bitte." Kurz zeigte sie ihren Ausweis und nahm das dunkle Getränk entgegen. Sie war letzten Winter sechzehn geworden, war also alt genug, auch mal etwas Alkoholisches zu probieren. Whisky-Cola klang in ihren Ohren ganz gut. Schließlich war ja Cola drin.

Sie nahm einen tiefen Schluck, der ihr erst einmal den Atem raubte. Sie hustete und übersah absichtlich das Grinsen des Barmannes. Gerade als sie noch einmal kosten wollte, schubste sie jemand von hinten an.

"Haru?" sie wirbelte herum, aber dort stand nur ein Junge, der sie schief anlächelte.

"Ich hab' Dich beobachtet. Willst Du mit mir tanzen?"

Sie blinzelte. Was dachte er, wo er war? Das war ein Rockkonzert, keine Disco! Sie schaute kurz rüber zur Bühne und sah, wie die Band erneut auftrat. Zu ihrer wohl tausendsten Zugabe. Es versprach noch ein langer und schöner Abend zu werden. Sie wollte ihn nicht verderben.

"Sorry. Aber ich bin nicht daran interessiert." Sie lächelte und prostete ihm mit ihrem noch halb vollen Glas zu. "Nimm's nicht persönlich, Du bist einfach nicht mein Typ."

Der Junge errötete ob ihrer Offenheit und schlich sich davon. Sie verlor ihn rasch im Gewirr der Fans.

Wo ist sie?

Das Mädchen schaute auf ihre Armbanduhr. Es war längst nach elf. Eigentlich hatten sie sich um elf treffen wollen, um nach Hause zu gehen. Aber von ihrer besten Freundin war weit und breit keine Spur.

Haruka! Wo bist du?

Ärgerlich kniff sie ihre hellgrünen Augen zusammen und leerte das Glas in einem Zug. Sofort bestellte sie sich ein neues. Ihre Stirn zog sich in Falten. Der Abend war so schön verlaufen. Und nun mußte sie feststellen, daß sie versetzt worden war. Schon wieder!

Selbst wenn sie jetzt eine Freundin hat, sie sollte ihre besten Kumpels nicht vergessen!

Sie seufze tief, wissend, daß sie es eh nicht ändern konnte. Ihre beste Freundin war wie der Wind. Schnell und unnahbar. Unerreichbar. Es sei denn, sie wollte, daß man sie einholte. Genauso funktionierte es beim Sport. Sie war nie schnell genug, um das Kind des Windes zu schlagen. Aber wenn sie zusammen shoppen gingen oder besser, sie den Wildfang nach langem Reden überzeugt hatte, daß sie wirklich, ganz sehr wirklich eine neue Jeans brauchte, weil die alte langsam auseinander fiel, reichte ein Wort aus, um sie dazu zu bewegen, langsamer zu gehen.

Aber dennoch sah sie immer aus, wie ein wildes Pferd, das jeden Versuch nutzen würde, um seinem Herrn zu entkommen, um in die unendliche Wildnis zu entkommen. Unzähmbar. Sicherlich.

Tenô Haruka.

Meine beste Freundin.

Das Mädchen schaute in das Glas und seufzte tief, bevor sie es ebenfalls leerte. Erneut sah sie verschiedene Bilder in ihrem Kopf. So viele schöne Erinnerung. Aus einer Zeit, die wohl langsam vorbei zu sein schien. Haruka und sie waren gemeinsam aufgewachsen. Wie Geschwister. Zwei Einzelkinder, die sich zusammen getan hatten gegen die gemeine Welt der Erwachsenen, die sie immer so zeitig ins Bett schicken wollten. Die es ihnen verboten, mit dem Wasserschlauch einander abzuspritzen... und eventuell auch den Hund oder die Katze. Die nicht wollten, daß sie im Dunkeln noch unterwegs waren, obwohl es gerade erst nach Einbruch der Dunkelheit so richtig spannend wurde.

Ja, sie hatten immer zusammen gehalten. Sie hatten denselben Kindergarten besucht, waren in dieselbe Schule eingeschult worden. Beide erhielten einen Platz an der renommierten Schule in Tokyo, bezogen zwei Zimmer im Internat, die gleich nebeneinander lagen. Sie kannten einander wie das nur Geschwister konnte. Sie teilten alle Geheimnisse miteinander. Sie waren unzertrennlich gewesen. Immer.

Und nun läßt sie mich hier sitzen.

Natürlich wußte sie auch den Grund. Der Grund war hübsch, hatte lange Beine und einen messerscharfen Verstand. Der Grund hatte Augen, die so tief waren wie das Meer. Und genauso blau. Der Grund war ein Mädchen namens Kaioh Michiru. Sie kam vor etwa drei Monaten ebenfalls auf ihre Schule und besuchte denselben Kunstkurs wie sie. Wunderschön konnte sie malen. Aber es waren einsame Bilder. Die Objekte oder Personen, die sie malte, waren immer allein. Sie mochte ihre Bilder furchtbar, aber gleichzeitig fror sie, wenn sie sie betrachtete. Obwohl sie sich das nicht erklären konnte.

Aber sie konnte sich sehr wohl erklären, was mit ihrer besten Freundin passierte, als sie ihr Michiru vorstellte. Selbst wenn Haruka sich eher die Zunge abgebissen hätte, als es zuzugeben, aber sie verliebte sich Hals über Kopf in Michiru. Natürlich tat Haruka das häufig. Seit sie alt genug war, um zu begreifen, wer sie war, flirtete sie heftig mit fast jedem Mädchen. Aber es war immer nur Spaß gewesen. Sie ging nie weiter als ein verstohlener Kuß oder Händchen halten. Heute jedoch sah es anders aus. Diese Michiru hatte ihr wirklich den Kopf verdreht.

Nicht, daß das dem Mädchen so viel ausgemacht hatte. Sie liebte Haruka wie eine Schwester. Sie wollte, daß sie glücklich war. Richtig glücklich. So wie ihre Eltern es gewesen waren als sie noch lebten. Aber irgend etwas war an Michiru, was sie nicht in Worte fassen konnte. Sie beschlich immer ein eigenartiges Gefühl, wenn Michiru sie offen anlächelte und anschließend etwas ganz wichtiges mit Haruka zu besprechen hatte, sie aber nicht dabei haben wollte.

Ich will doch nur, daß du glücklich bist, Haru.

Sie seufzte tief und nahm sie eine weitere Whisky-Cola. Nicht merkend, wie die Welt langsam zu wirbeln begann. Die Sänger hopsten noch immer über die Bühne, die Fans sangen noch immer lautstark mit.

Aber ich möchte auch nicht allein sein, Haru.

Sie blinzelte die aufsteigenden Tränen weg und schielte erneut auf ihre Uhr. Es war nun fast Mitternacht. Insgeheim nahm sie sich vor, noch bis ein Uhr zu warten. Haruka würde bestimmt auftauchen. Sie war doch sonst immer mehr oder weniger pünktlich gekommen. Gut, manchmal schaffte sie es erst, eine Stunde nach dem vereinbarten Termin aufzutauchen, aber bisher hatte sie sie noch nie im Stich gelassen. Sie war doch schließlich ihre beste Freundin, nicht wahr?

Nicht wahr?

Nicht wahr?

Sie bestellte sich eine weitere Whisky-Cola und betrachtete erneut die Sänger. Nun spielten sie Country. Aber was für Country! Jedem Garth Brooks Fan wäre es übel geworden. Ihr wurde nur ein wenig schwindelig, während sie im Takt der Musik wippte und traurig lächelte.

Nicht wahr?
 

***
 

Die Band hörte um Mitternacht auf zu spielen.

Die ersten Gäste gingen gegen ein Uhr früh.

Das Gebäude wurde gegen drei Uhr geschlossen.

Verdammt!

Frierend stand sie vor dem nun verschlossenen Tor und schaute verwirrt umher. Ihre Gedanken waren sehr zäh, aber sie schob es weniger auf den Alkohol, sondern mehr auf die Müdigkeit, die in ihr hoch stieg. Im Licht der Straßenlaternen sah sie ein ihr wohlbekanntes Auto. Es war ein silberner Ferrari, ihrer besten Freundin größter Stolz. Ihre Eltern waren gestorben, als Haruka noch klein gewesen war. Gerade zehn Jahre alt. Ihr Vater hatte ihr dieses Auto hinterlassen, neben mehreren Milliarden Yen. Haruka liebte dieses Auto und wurde immer verrückt, wenn jemand anderes es wagte, den Lack anzufassen. Einmal fuhr eine unachtsame Frau mit ihrem Fahrrad in ihre Seite und es hatte mehrere Passanten gebraucht, um eine rasende Haruka davon abzuhalten, die arme Frau auf der Stelle zu lynchen.

Sie vermißt ihre Eltern, aber sie würde es nie zugeben. Also hegt und pflegt sie alles, was ihr von ihnen geblieben ist. Wie diesen Ferrari.

Sie ging einige Schritte auf das Auto zu und lächelte müde. Schon oft hatte sie in dem Auto mitfahren dürfen. Genauso wie Michiru jetzt...

Vielleicht...

Sie schüttelte ihren Kopf und grinste schief, als sie ihre Hand beinahe zärtlich über das Leder der Sitze gleiten ließ. Haruka war noch irgendwo hier, aber es war fraglich, wann sie wiederkommen würde. Wahrscheinlich hatte sie sich ein romantisches Plätzchen gesucht. Bestimmt, um endlich mal allein sein zu können mit ihrer Michiru.

Ich wünsche euch alles Gute.

Nein, sie war nicht neidisch. Oder gar beleidigt. Sie war einfach nur traurig, weil sie sich versetzt fühlte. Und so schrecklich allein, wie sie sich nicht mehr gefühlt hatte, seit sie ihre Eltern zurück gelassen hatte, um in Tokyo auf die renommierte Schule zu gehen.

"Don't drink and drive..." wisperte sie und kicherte leise, als sie sich an den alten Werbespruch erinnerte. Da die letzte U-Bahn bereits vor zwei Stunden gefahren war und sie keine Ahnung hatte, wie sie sich ein Taxi bestellen sollte, mußte sie wohl oder übel zu Fuß zum Internat zurück gehen.

"Verdammt..." Die Welt drehte sich um sie und sie kicherte erneut. Jetzt mußte sie doch die ganzen zehn Meilen laufen.

"Hab isch ein Schwein..." sie bemerkte nicht einmal, daß ihre Zunge irgendwie taub war. Es war schwierig zu sprechen und die Balance zu halten. Aber sie nahm es als Herausforderung. In ihrem Sport mußte sie sich auch immer neuen Herausforderungen stellen. Auch wenn sie sich nicht der Illusion hingab, Haruka jemals besiegen zu können. Man konnte nicht gegen den Wind gewinnen, das war ein Kampf gegen Windmühlen. Aber ein guter zweiter Platz brachte ihr auch die Startqualifikation für Olympia ein. Dafür würde sie hart arbeiten und kämpfen!

Langsam drehte sie sich um und torkelte den dunklen Sandweg entlang, der quer durch den anliegenden Park führte. Sie ging lieber ein Stückchen weiter, dann aber durch den Park, als durch die Straßen Tokyos. Die waren meist kalt und dreckig. Hier dagegen fühlte sie sich fast wie zu Hause. Dem kleinen Dorf, aus dem sie gekommen war. Aus dem sie beide stammten. In das sich ihre Eltern zurückgezogen hatten, weil ihnen das Leben in den Großstädten nicht mehr zugesagt hatte.

Zehn Meilen!

"Isch musch verrüggt schein..." Sie rieb ihre müden Augen und fuhr fröstelnd zusammen. Zugegeben, es war eine warme Sommernacht. Der Wind, der durch ihre verschwitzten Haare fuhr, war mit Sicherheit lau, aber dennoch fror er sie. Ihre Kleidung war durchgeschwitzt und sie hatte an keine Jacke gedacht. Warum auch? Als sie das Internat verlassen hatten, waren es noch über 30 Grad im Schatten gewesen. Und sie hatte nicht geglaubt, daß sie so ausgiebig tanzen würde.

"Scho wasch blödesch..." nuschelte sie und prallte beinahe gegen einen Baum. Aber sie konnte gerade noch die Kurve kriegen und strauchelte prompt über eine Wurzel. Sie torkelte mit weit ausgestreckten Armen und wäre wahrscheinlich hingefallen, wenn sie nicht jemand gehalten hätte.

"Haru...?" rief sie überrascht und drehte sich langsam um. Irgend etwas stimmte nicht mehr mit der Welt. Sie drehte sich immer schneller und schneller. Dennoch erkannte sie die Gestalt hinter ihr im fahlen Licht der Laternen. Es war nicht ihre beste Freundin.

"Wer bischd du?" fragte sie und verlor erneut ihr Gleichgewicht. Die Fremde stützte sie ein wenig härter und half ihr zurück auf die Beine. Sie war einige Jahre älter. Vielleicht Anfang zwanzig, vielleicht Mitte zwanzig. Ihre dunklen Augen waren unergründlich und das Mädchen konnte den Gesichtsausdruck nicht recht deuten. Die dunkelgrünen Haare, die ihr fast bis zu den Hüften reichten, waren zu einem straffen Zopf zurück gebunden und verliehen der jungen Frau einen fast strengen Ausdruck. Sie trug einen Hosenanzug, der sehr teuer wirkte. Wahrscheinlich stammte er aus der neuesten Modekollektion von irgend einem berühmten Designer, von dem sie noch nie etwas gehört hatte. Von dem sie eigentlich auch nie etwas hören wollte. Schon allein die Jacke schien aus reinstem Samt zu bestehen, wie es sich anfühlte.

"Mein Name ist Meioh Setsuna." Stellte sich die Fremde vor. "Du bist Grey Elza, richtig?"

Elza kicherte und nickte schließlich. Woraufhin sie aufstöhnte, weil die Welt sich noch schneller zu drehen begann. Eine nicht enden wollende Achterbahn. Sie wollte den Looping erst gar nicht erleben.

"Schön, dasch du misch gennscht..." lispelte sie und befreite sich aus den warmen Armen. Um erneut ihren Weg zu gehen. Zurück zum Internat. Das mußte doch irgendwo in dieser Richtung liegen, richtig? Irgendwo... sie würde es schon finden. Wenn sie fleißig genug suchte, würde sie es schon finden.

"Ich bin eine Freundin von Kaioh Michiru." Die Stimme war leise, fast tonlos. Aus ihr konnten keinerlei Gefühle heraus gehört werden. Kein Zorn, kein Ekel, aber auch kein Verständnis.

"Schön, disch gennenschulernen." Elza kicherte erneut und blickte hinunter zum nahen Strand. Plötzlich kam ihr eine Idee, die einfach nur phantastisch klang. Sie begann zu rennen, stolperte mehrere Male, konnte aber ihr Gleichgewicht jedes Mal halten. Schließlich war sie am Wasser angelangt. Die Wellen rauschten und der Mond schien besänftigend auf das Land unter sich. Er ließ die Oberfläche des Meeres silbern strahlen. Es sah wunderschön aus.

Für einige Momente verharrte Elza, kaum hörend, daß die junge Frau ihr gefolgt war. Statt dessen ging sie näher an das Wasser heran, fühlte das kalte Naß bald um ihre Schenkel. Trotz daß sie gerade noch gefroren hatte, war es angenehm erfrischend. Sie sah sich kurz um und schnappte sich einen Ast, der herrenlos im Meer schwamm. Diesen hielt sie wie ein Mikrophon in ihren Händen und grinste über ihr ganzes Gesicht. Von einer Welle zur anderen schwankend.

"Danke schön, dasch schie scho schahlreisch erschienen schind..." lallte sie laut und verbeugte sich vor dem imaginären Publikum. Oder zumindest einer Fremden, die sie noch immer ausdruckslos anstarrte.

"Isch werde schie nischt enttäuschen..." Elza lachte lauthals und hob das hölzerne Mikrophon ein wenig näher an ihren Mund.
 

"Wir schind Verteidiger desch wahren Blödschinschsch,

Ritter in Schwarsch, Roscha, Gold

Tod, dem falschen Blödschinsch

Eure Fröhlischgeid ischt unscher Schold..."
 

Begann Elza, den erst besten Text zu singen, der ihr in den Sinn kam. Dazu tanzte sie durch die Wellen und spritzte sich selbst mit Wasser voll. Bald trieften ihre kurzen Jeans nur so und das schwarze Top klebte um ihre weiblichen Oberkörper. Aber es störte sie nicht. Es hatte sie noch nie gestört. Nicht seit sie dreizehn Jahre alt gewesen war und begriffen hatte, daß sie anders war als die anderen Mädchen. Daß sie sich auf ewig von ihnen unterscheiden würde. Sie war offen damit umgegangen, während Haruka sich nach dem Tod ihrer Eltern immer mehr in sich zurück gezogen hatte und außer ihr kaum mehr einen Menschen an sich heran gelassen. Egal ob Junge oder Mädchen. Eine ganze Zeit lang war sich Elza sogar unsicher gewesen, ob Haruka genauso war wie sie oder ob ihre burschikose Art einfach ihr Weg gewesen war, mit dem Tod ihrer alles geliebten Eltern umzugehen. Dann aber trat Michiru in ihr Leben...

Ich hoffe, sie findet in ihr die Person, die sie seit sechs Jahren sucht.

Elza schluckte und das Holzmikrophon fiel aus ihren Händen.

Ich kann ihr eine gute Freundin, vielleicht sogar eine Schwester sein, aber ich kann niemals ihre Familie ersetzen. Vielleicht kann Michiru es. Hoffentlich...
 

"Wir schind..."
 

Sie hustete und eine besonders große Welle riß ihre Beine weg. Sie strauchelte und fiel ins Wasser. Die doch recht kühlen Fluten umschlossen sie und sie riß ihren Mund auf. Das Wasser schmeckte fürchterlich. Fürchterlich salzig.

Im nächsten Moment fühlte sie wieder die starken Arme, die sich um ihre Taille schlangen und sie aus dem Wasser hoben.

"Verteidiger des wahren Blödsinns, so siehst du auch aus, Kleines." Murmelte Setsuna und hob sie mit einer erschreckenden Leichtigkeit aus dem Meer. Elza wollte sich wehren, aber die Welt legte noch einen Zahn zu und so ließ sie die junge Frau gewähren. Besser klein und schwächlich wirken, als das leckere Abendbrot wieder von sich geben. Sie waren extra zum Italiener gegangen, weil weder Haruka noch sie sonderlich kochen konnten.

"Und ich dachte, Haruka wäre verrückt."

"Wasch, bin isch denn verrüggter?" frage Elza und blickte sie mit ihren hellgrünen Augen groß an. Setsuna ließ das Mädchen vorsichtig in den Sand herab und strich ein paar Strähnen des roten, widerspenstigen Haares aus der nassen Stirn.

"Wenn ich dich mir so anschaue, bist du sogar noch schlimmer."

"Dasch nehme isch alsch Gompliment." Lächelte Elza und fuhr fröstelnd zusammen. Der Wind schien mit einem Mal noch kälter zu werden und die Müdigkeit kroch langsam, aber sicher in ihre Knochen.

"Dummkopf."

"Genau." Grinste Elza glücklich und Gänsehaut bildete sich auf ihren nackten Armen. Ehe sie reagieren konnte, hatte ihr Setsuna das Top ausgezogen und ihre Samtjacke umgehangen.

"Abba..."

"Nichts aber, zieh das an, sonst erkältest du dich noch." Erwiderte Setsuna wirsch und stand auf.

"Abba dasch schteht mir gar nischt..."

"Du sollst ja auch keinen Schönheitswettbewerb gewinnen."

"Isch will abba nisch häschlisch schein..."

"Du bist nicht häßlich." Mit diesen Worten drehte sich die junge Frau um und ging entschlossen zum Parkrand zurück. "Und jetzt komm, ich bringe dich nach Hause."

"Nach Hausche? Abba dasch isch weid."

"Ich weiß."

"Abba warum?"

Kurz sah Setsuna zurück und dunkle und hellgrüne Augen trafen sich für einige Sekunden, bevor sich die junge Frau wieder dem Parkrand zuwandte.

"Kinder und Betrunkene brauchen doch einen Schutzengel, oder?"

"Aber isch bin nisch bedrunken!" protestierte Elza und taumelte von einem Fuß auf den anderen, krampfhaft darum bemüht, ihr Gleichgewicht zu halten. Sie glaubte, so etwas wie ein amüsiertes Kichern zu hören. Aber sie konnte nicht in Setsuna's Gesicht sehen. Es lag im Schatten.

"Das habe ich auch nicht behauptet."

"Dann bin isch alscho ein Gind..."

"Eher ein Kindskopf." Setunsa blieb stehen und wartete geduldig, bis Elza sie eingeholt hatte. "Komm, laß mich dich nach Hause bringen, Kleine. Bevor du dir noch wirklich weh tust."

Elza blickte in ein lächelnde Gesicht und schluckte. Dann nickte sie und ließ sich willenlos abführen, als Setsuna ihre Hand ergriff.
 

***
 

Die Welt wurde immer unbarmherziger zu ihr. Aus der Achterbahn war ein Kettenkarussell geworden. Eines, das immer mit Hyper-Speed warb. Alles drehte sich um sie und ihr war furchtbar übel.

"Besser du gehst gleich ins Bett. Duschen kannst du morgen früh auch noch." Hörte sie irgendwo neben sich eine sanfte Frauenstimme. Aber sie fragte nicht weiter. Ihre Augen waren verdammt schwer und ihre Glieder schmerzten, so müde war sie. Willenlos ließ sie sich durch das Chaos ihres Zimmers führen. Hinüber zum Bett. Einige Bücher und Comics wurden einfach zu Boden geworfen, als die Decke aufgeschüttelt wurde. Elza machte nicht einmal den Versuch eines Protestes, als ihr die weiche Samtjacke und ihre nassen Jeans ausgezogen wurden. Sie war viel zu betrunken, um zu bemerken, daß man ihr auch noch ihre natürlich ebenfalls klitschnasse Unterwäsche wegnahm. Sie wurde rasch durch ihren warmen Pyjama ersetzt.

"Ab ins Bett mit Dir, Kleines."

Müde ließ sie sich auf ihre Matratze fallen und seufzte genüßlich auf, als sie die warme Decke um sich spürte. Sorgfältig wurde sie fest geklopft und jemand drückte ihr sogar ihren Lieblingsteddy in die Arme. Normalerweise hätte sie sich zu Tode geschämt, weil sie noch ein Kuscheltier mit ins Bett nahm, aber selbst dafür fehlte ihr die Kraft.

"Schutschengel?" lallte sie und drehte ihren Kopf in Richtung Schatten. Sie konnte das Lächeln fast spüren, als weiche Hände durch ihre strubbeligen Haare fuhren.

"Was ist, Kleines?"

"Arigato."

Die Antwort war ein leises Lachen. Für eine Weile, die sie nicht schätzen konnte, fuhren die sanften Finger fort, nasse Strähnen zu streicheln. Elza schloß ihre Augen und genoß jeden Augenblick. Mit einem Mal war das Gefühl der Einsamkeit, das sie verspürte, seit Haruka sich mit Michiru traf, verschwunden. Ein anderes, ein warmes Gefühl war an seine Stelle getreten. Es fühlte sich einfach phantastisch an.

Elza schlief schon lange, ehe das Licht gelöscht wurde und Setsuna das Zimmer so leise wie möglich verließ.
 

***
 

"Du bist einfach weggelaufen und hast uns allein gelassen!" Die Stimme war tief und klang furchtbar wütend. "Wir hätten sterben können!"

"Nein, ihr seid mittlerweile erfahren genug, um es allein gegen einen Youma aufzunehmen."

"Na, danke schön! Dann bleib' doch das nächste Mal gleich zu Hause. Jemanden wie dich brauchen wir nicht!"

"Ruka!"

"Aber es stimmt doch! Du wärst beinahe umgekommen, Michi!"

"Eben, nur beinahe."

Der Schatten eines Mädchen mit geballten Fäusten huschte durch das sanfte Licht des untergehenden Mondes.

"Beinahe? Michi wird wohl die nächsten Tage keine Geige mehr spielen können!"

"Es gibt wichtigeres!"

"Wie bitte?"

"Ruka, laß sie. Es hat keinen Sinn."

"Nani? Ich soll es dabei belassen? Die spinnt doch! Geht einfach davon ohne was zu sagen! Was hast du überhaupt die ganze Zeit gemacht?"

Ein Lächeln stahl sich über ein ernstes Gesicht.

"Auf einen Kindskopf acht gegeben."

"Nani?"

Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, löste sich eine Gestalt aus den Schatten und ging einfach davon. Ohne noch einmal zurück zu blicken.

"Ich werde Setsuna nie verstehen." Die hohe Stimme klang verwundert. Nicht verärgert oder so wütend wie es das andere Mädchen war, einfach nur verwundert.

"Und ich werde sie niemals leiden können. Sie ist eingebildet, egoistisch und kaltherzig."

"Das ist der erste Eindruck, den die meisten Leute auch von mir haben."

"Michi..."

Seufzend verließen zwei Mädchen den Schatten der Parkbäume. Eines hielt ihren rechten Arm, das andere versuchte, nicht all zu auffällig zu humpeln. Eine Stille senkte sich über sie herab, die aber nicht angenehm werden wollte.
 

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Hauptteil: Sekt oder Selters
 

Ihr Kopf schien zu explodieren. Dreißig Zwerge schienen in ihm zu arbeiten. Mindestens. Fleißig schürften sie nach Gold und schienen nicht aufgeben zu wollen. Irgendwann mußten sie doch die sagenumwobene Goldader finden. Und wenn es sie noch Stunden kosten würde.

Genau vor diesen Stunden hatte sie Angst.

Verdammt...

Elza öffnete ihre Augen und stöhnte laut auf, als helles Licht genau auf ihr Gesicht schien. Munter lugte die Sonne durch die Vorhänge herein und traf natürlich genau ihre müden Augen. Elza wollte sich gerade die Decke wieder über den Kopf ziehen, als jemand ungeduldig an die Tür zu klopfen begann.

Haruka.

Es war nicht die normale Tür, sondern die Badezimmertür. Haruka und sie hatten zwei Zimmer nebeneinander im Internat. So teilten sie sich das Badezimmer, das genau zwischen den Zimmern lag.

"Moment..." stöhnte Elza und versuchte, langsam aufzustehen. Aber das Klopfen wurde immer ungeduldiger.

"Elza! Mach auf! Komm schon!" Haruka's Schreie konnten sicherlich noch im Erdgeschoß gehört werden.

"Hai... Moment noch..." Elza schwang ihre Füße aus dem Bett und jaulte auf, als sie sich ihren rechten Fuß am Nachttisch an haute. Wütend schmiß sie ihr Kopfkissen nach dem verräterischen Möbelstück und kam schließlich auf ihre Beine. Auf einem Fuß hüpfend durchquerte sie ihr Zimmer Richtung Badezimmertür.

"Verdammt, Elza! Ich weiß, daß du da drin bist! Mach endlich auf!!!"

Wenn du so weiter brüllst, wird auch der letzte noch aus dem Schlaf gerissen, Haru! Laut aber nuschelte sie nur etwas von "Moment noch..." und "Hab' Geduld", obwohl sie genau wußte, wie ungeduldig Haruka sein konnte.

Sie hatte die Tür fast erreicht, als ihre Beine weggezogen worden. Sie blinzelte verwirrt und ruderte hilfesuchend mit ihren Armen nach Halt. Sie sah noch, wie das schwarze Telefon vom Fenstersims fiel und das Kabel aus der Wand gerissen wurde.

Scheiße! Wieder 3000 Yen!

Und zehn Jahre, bis mal jemand von der Telefongesellschaft hier her findet!

Ihre Hände bekamen endlich etwas zu fassen: Den Fenstervorhang. Aber dieser gab rasch unter ihrem fallenden Gewicht nach und sie fiel der Länge nach auf den harten Fußboden. Ihre Katze, eine dunkle Schönheit, die sie im Internat eigentlich gar nicht halten durfte, schnurrte nur vergnügt und sprang über ihren Rücken in das warme Bett. Sie hatte sich wohl gerade an ihrem Freßnapf gütig getan und würde den Rest des Tage damit verbringen, in ihren warmen Decken zu schlummern.

Verdammtes Vieh!

Verdammtes Pech!

Elza hob ihren vernebelten Kopf und betrachtete entsetzt den zerrissenen Vorhang, der ihre Beine bedeckte.

Das moderne Zeugs von heute hält auch nichts mehr aus!

"Verdammt! Jetzt komm endlich! Werde wach, verflucht!" schimpfte Haruka und der Türknauf wackelte gefährlich, als würde er gleich abfallen.

Ich sollte aufmachen, sonst macht Haru noch das Internet kaputt.

Elza rappelte sich auf und rieb sich ihr schmerzendes Schienbein, das Bekanntschaft mit einem alten Mathehefter gemacht hatte. In dem Moment trat sie auf einen Reißnagel.

"AUA!!!" schrie sie auf und fragte sich unglücklich, ob sie diese Bestrafung wirklich verdient hatte. Gut, es waren ein paar mehr Gläser Whisky-Cola geworden, als sie beabsichtigt hatte, aber dies war nun wirklich unangemessen. Auf einem Bein hüpfend erreichte sie schließlich die Tür und öffnete den Riegel. Sie wurde beinahe von der Tür erschlagen, als diese schwungvoll geöffnet wurde und ein Blondschopf erschien.

"Na endlich! Ich dachte schon, du wärst taub geworden." Meinte Haruka und betrat das Zimmer ihrer besten Freundin.

"Nein, keine Bange. Bei deinem Schreien werden sogar Tode wieder lebendig, Haru." Elza griff sich an ihren Kopf und schloß ihre Augen. Dennoch wollten die Kopfschmerzen nicht verschwinden.

"Mein Gott, ist das hier ein Chaos." Haruka musterte kurz die zerrissenen Vorhang, das kaputte Telefon und die Hefter, die um das ungemachte Bett verstreut herum lagen.

"Chaos, das ist mein Leben, Haru. Das solltest du langsam wissen." Stöhnte Elza und schlich hinüber zu ihrer Kochnische. "Auch einen Kaffee?" fragte sie leise, denn nichts würde sie besser stimmen als ein Kaffee mit viel Zucker und noch viel mehr Milch. Böse Zungen behauptete, daß sie ihre Zuckermilch gerne mit Kaffee trank, aber es schmeckte ihr nun einmal so.

"Gerne." Haruka folgte ihr und nahm ihr schließlich die Dose aus der Hand, als der dritte Filter auf dem Fußboden gelandet war. "Setz dich hin, ich mach das schon. Sonst wirst du nie mehr fertig mit aufräumen."

"Hah! Da sprichst du wohl aus Erfahrung, was?" Elza grinste und bereute diese Bewegung sofort, als die Zwerge, ermuntert durch ihre Frechheit, noch einen Zahn zulegten. Sie schienen sich sehr sicher zu sein, daß das Gold in unmittelbarer Nähe war. Und ihre Spitzhacken waren gut geschärft...

"Wieviel hast du denn gestern getrunken, Elza? Du siehst ja schrecklich aus."

"Danke schön für die Blumen, Haru. Es waren nur acht Gläser."

"Wein? Kein Wunder, daß du so schlimm aussiehst."

"Whisky-Cola."

Für einen Moment war Ruhe und Haruka tat nach kurzem Überlegen noch einen großen Löffel Kaffee extra in den Filter. Elza sah so aus, als könnte sie ihn gebrauchen.

"Meine Güte, ich wußte gar nicht, daß du so eine Schnapsdrossel bist. Wie geht's dir?"

"Mir geht's wunderbar. Abgesehen von Magenkrämpfen, Kopfschmerzen und einem unwiderstehlichen Schwindelgefühl."

"Dann ist ja gut. Soll ich dir ein leckeres Ei zum Frühstück brutzeln?"

"Du Folterknecht!"

"Gern geschehen!"

Für einen Moment grinsten sich die beiden Mädchen an, dann goß Haruka das Wasser nach und stellte die Maschine an. Vorsichtig setzte sie sich an den kleinen Tisch und rieb sich die Augen. Besonders munter schien sie auch nicht zu sein.

"Und, wie war dein Abend gestern?" fragte Elza und zog an den Ärmeln ihres Pyjamas. Für einen kurzen Moment überlegte sie, wie sie in ihr Schlafzeug gekommen war, verwarf dann aber diesen Gedanken. Sie wollte es gar nicht wissen.

"Gomen, Elza. Ich hab' dich einfach so stehen gelassen. Aber, du hast getanzt und ich hab' dich nicht noch einmal erreicht."

"Ich weiß, ich sollte mein Handy mal wieder aufladen." Kurz sah sich das Mädchen um und zuckte schließlich ihre Schultern. "Wenn ich irgendwann mal das Aufladegerät wiederfinden sollte..."

"Aber..."

"Keine Bange, Haru. Ich hab' jede einzelne Zugabe angeschaut und bin dann irgendwann nach Hause. Es war schon ein schöner Abend." Elza lächelte. Sie mochte es nicht, wenn ihre beste Freundin, wenn ihre Blutsschwester, wie sie sich als Kinder immer genannt hatten, so schuldig aussah. Einen Gesichtsausdruck, den nur sie zu sehen bekam. Niemand aus ihrer Klasse hätte je gedacht, daß die toughe Haruka auch ein Gewissen hatte.

"Wenn du meinst... ich mach's auch beim nächsten Mal wieder gut."

"Sicher, du bezahlst den Kinoeintritt. Und das Popcorn. Und ein Eis für jeden."

"Du Halsabschneider."

Elza grinste breit und stützte ihren schmerzenden Kopf auf ihre Hände.

"Und, wie war's gestern?"

"War was?" fragte Haruka und stand auf, als der Kaffee durchgelaufen war. Sie hatte exakt zwei Tassen gemacht. Diese füllte sie nun ab.

"Na, dein Abend mit Michiru. Hast du's ihr endlich gesagt?"

"Was gesagt?"

"Meine Güte, stell dich doch nicht so dumm." Elza nahm ihren Kaffee entgegen und begann, die übliche Menge Zucker hinein zu schaufeln. Einem echten Kaffeegenießer wäre mit Sicherheit übel geworden, aber das scherte Elza nicht die Bohne. Hauptsache es schmeckte ihr. Wenn es jemanden nicht paßte, er konnte ja in die andere Ecke des Lokals gehen und sich dort einen ruhigen Tisch aussuchen.

"Na, daß du Michiru liebst."

Haruka verschluckte sich prompt an ihrem Kaffee und begann zu husten, als müßte sie ersticken. Sie stellte ihre Tasse mit Schwung auf den Tisch und überflutete einige alte Sportmagazine, die dort lagen.

"Nani?" krächzte sie nach einer langen Zeit und rang immer noch nach Luft. Elza konnte sich ob der Reaktion ihrer besten Freundin ein Grinsen nicht unterdrücken.

"Ihr kennt euch jetzt schon drei Monate. Meinst du nicht, daß es langsam Zeit wird? Hm?" Sie hob fragend ihre Augenbrauen und das erste Mal seit Jahren sah sie, wie Haruka schamhaft errötete. Die Blonde ergriff ihre Tasse und starrte in das Schwarze des Kaffees. Nicht bemerkend, daß noch immer etwas Flüssigkeit von dem Rand tropfte. Direkt auf ihre Jeans.

"Nein."

"Aber normalerweise..."

Kurz sah Haruka ihre beste Freundin an und der war etwas in Haruka's Augen, was Elza schaudern ließ. Es sah fast wie Angst aus.

Haru und Angst?

Das ist unmöglich!

Sie hatte noch nie Angst. Nicht einmal vorm Weihnachtsmann!

Normalerweise flirtete Haruka heftig mit anderen hübschen Mädchen, die ihr über den Weg liefen. Meistens kam die sogenannte Liebeserklärung bereits nach drei Tagen, danach ein paar Dates und vielleicht etwas Händchen halten und dummes Rumgekichere. Nach spätestens ein oder zwei Wochen war dann alles vorbei. Ja, normalerweise war es immer so abgelaufen. Nur, daß Michiru jetzt bereits seit drei Monaten an der Schule war, nicht seit drei Tagen.

"Nein, Elza. Michi ist jemand Besonderes." Haruka schüttelte ihren Kopf. Eine Bewegung, um die Elza sie momentan beneidete. Das Mädchen schüttete ihre Tasse mit Milch zu und begann, in Ruhe umzurühren. "Sie verdient Aufrichtigkeit."

Elza blinzelte und ließ ihren Löffel los. Derartig ernst hatte sie ihre beste Freundin bisher selten erlebt.

"Das ist kein Spiel mehr, Elza. Dieses Mal ist es mein Ernst."

Das Mädchen starrte Haruka an, dann nickte sie leicht, um die unvorsichtige Bewegung sofort zu bereuen. Die Zwerge wüteten erneut schlimmer denn je.

"Ich glaube dir." Elza trank einige Schlucke ihrer Zuckermilch mit Kaffee und betrachtete Haruka nachdenklich. Wieder und wieder sah sie all die Momente, in denen sie ihre beste Freundin und Michiru gesehen hatte. Zusammen. Wie sie sich angesehen hatten. Sehnsucht hatte in ihrer beiden Augen gelegen. Sehnsucht und ein tiefes Gefühl, zu dem Haruka nach dem Tod ihrer Eltern nicht mehr fähig gewesen war. Nicht wirklich.

"Dann sag es ihr, Haru. Wenn du dir wirklich sicher bist, dann sag es Michiru." Elza lächelte aufmunternd. "Keine Bange, sie wird dir schon nicht die Beine ausreißen."

Haruka schaffte ihre noch halb volle Tasse Kaffee zur Spüle und seufzte hörbar.

"Und was ist, wenn sie mich nicht will? Wenn sie mich fort stößt?" fragte sie leise, Elza noch immer den Rücken zudrehend. "Ich kann niemanden mein Herz schenken, der mich von sich weist."

Elza holte tief Luft. Wieder sah sie ihre beste Freundin vor sich stehen. Am Tag der Beerdigung ihrer Eltern. Blaß war sie gewesen. Klein und verängstigt. Furcht, die sie rasch unter ihrer rauhen Schale verbarg. Einer Mauer, die nur Elza zu durchbrechen wagte. Ab und an. So wie jetzt.

"Sie wird dich nicht fort stoßen. Keine Bange, Haru. Ich kenn' sie zwar nicht lange, aber ich weiß, wie ein verliebtes Mädchen aussieht. Und Michiru ist verdammt noch mal sehr verliebt. Tu's einfach. Sag ihr, wie du fühlst! Du bist doch sonst nicht so feige."

Haruka reagierte nicht. Sie seufzte nur erneut. Normalerweise wäre sie Elza jetzt an die Gurgel gegangen. Niemand nannte sie unbestraft feige, aber heute starrte sie nur in die Spüle und ließ ein wenig warmes Wasser ein. Fast mechanisch wirkten ihre Bewegungen.

Elza stellte ihre Tasse ab und ging langsam zu ihrer besten Freundin. Vorsichtig umarmte sie die Blonde, die drei Zentimeter größer als sie war. Drei Zentimeter, um die sie sich vor zwei Jahren noch fürchterlich gestritten hatten. Haruka zeigte keine Gegenwehr. Sie wollte ihren Trost, auch wenn sie es nicht zeigen konnte.

"Keine Bange, Haru. Sie wird dich nicht verlassen, so wie deine Eltern." Flüsterte Elza und drückte ihren schmerzenden Kopf gegen Haruka's Schulter. Sie spürte, daß das größere Mädchen leicht zitterte. Eiskalte Hände ergriffen die ihren und hielten sie zögernd fest.

"Außerdem wirst du immer mich haben, Blutsschwester. Wir haben uns das Indianerehrenwort gegeben, einander nie zu verlassen." Elza schluckte und drückte Haruka ein wenig fester an sich. "Man bricht seine Indianerehrenwörter nicht, Haru. Das stimmt doch, oder?"

"Hai..." Es klang beinahe weinerlich. Elza sagte aber daraufhin nichts. Wenn Haruka darüber reden wollte, würde sie von allein anfangen. Sie zu irgend etwas zu zwingen, das brachte nichts. Das hatte Elza früh genug in ihrer Kindheit gelernt. Wenn Haruka wollte, konnte sie ein furchtbarer Sturrkopf sein.

Im nächsten Moment schrie Haruka laut auf und wirbelte herum. Elza, die noch immer wackelig auf den Gummibeinen war, viel prompt auf ihren Hintern und riß noch ein paar mit Kaffee überzogene Zeitschriften mit sich.

"Haruka! Was sollte das!"

"Der Wettkampf beginnt gleich!" Haruka wedelte ihre Armbanduhr vor Elzas tränenden Augen hin und her.

"So ein Käse, der beginnt doch erst sechzehn Uhr! Und deswegen verschandelst du meinen Hintern?"

"Dein süßer Hintern hat selbst schuld!" Haruka hielt ihren Arm für einen Moment still. "Es ist halb drei, Elza!"

"Nani? Halb drei?" Wie der Blitz war Elza aufgestanden und stürmte kopflos durch das Chaos ihres Zimmers. "Und da trinkst du in Seelenruhe mit mir Kaffee?"

"Ups... hab' ich wohl vergessen..." murmelte Haruka, die selbst noch nicht ihre Sportkleidung trug und um die Haare selbst noch verschlafen aussah.

"Typisch!" Elza hob ihr Kopfkissen auf und betrachtete traurig die Überreste ihres Weckers, der bei der Aktion vor einer halben Stunde nicht nur seinen Platz auf dem Nachttisch verloren hatte. Gekonnt warf sie das Kopfkissen einer lachenden Haruka zu. "Wenn man über Michiru spricht, setzt bei Dir wirklich das Gehirn aus. Oder zumindest das, war davon übrig geblieben ist."

"Na warte!"

Elzas lautes, um Gnade flehendes Lachen konnte im ganzen Internatskomplex gehört werden.
 

***
 

Ihr Kopf war die reinste Hölle. Selbst die Schmerztabletten, die sie die letzten Stunden gefuttert hatte, wie andere Smarties, bewirkten kaum etwas.

"Meine Güte, wie konnte ich mich nur so sinnlos zu saufen." Stöhnte Elza und zog ihren Trainingsanzug aus. Wie immer würde sie nur in ihrem kurzen Sportzeug laufen. Oder, was heute wohl eher zutreffen würde, wanken. Wenn ihr Trainer wüßte, wie sie sich fühle, er würde sie sofort rauswerfen. Erst anbrüllen und dann mit einem gekonnten Fußtritt zur Tür hinaus kicken. Aber zum Glück hatte ihr Trainer so viel Streß, daß er gar nicht bemerkte, wieviel Restalkohol noch in ihrem Blut floß.

"Vielleicht wird es dir eine Lehre sein."

"Konntest du mir das nicht eher sagen? Diese Lehre hätte ich mir gern erspart."

"Du hättest mir eh' nicht geglaubt."

"Stimmt auch wieder." Elza stöhnte, als Haruka ihre Hand ergriff und sie mit sich zur Bahn zog. Sie würden in spätestens fünf Minuten starten.

Fünf Minuten, die natürlich viel zu schnell vorbei waren. Kaum, daß sich Elza versah, hockte sie auch schon an den Startblöcken. Bereits wurden die Kommandos geschrien.

Auf die Plätze!

Fertig!

Los!

Der Schuß ertönte und ihr Körper reagierte instinktiv. Sie startete wie immer aus der Hocke heraus und gab alles, was ihr schmerzender Körper noch geben konnte. Natürlich war Haruka vor ihr. Wie immer. Und der Rest des Feldes lag hinter ihnen. Wie immer. Es würde der übliche Kampf werden. Haruka gegen sich selbst. Elza gegen Haruka und heute gegen die Zwerge, die endlich das Gold gefunden hatten und aus Freude darüber eine große Party mit viel Stepptanz feierten. Und die anderen Läufer, die ebenfalls sehr gut waren, aber gegen sie nichts ausrichten konnten.

Nie mehr Alkohol!

Nie mehr Alkohol!

Nie mehr Alkohol!

Elza sprach es in ihren Gedanken fast schon wie ein Gebet. Obwohl sie sich noch immer wunderte. Schließlich hatte das Getränk doch Cola enthalten. Nach der dritten Runde dämmerte es dem Mädchen, das Whisky wahrscheinlich noch immer Alkohol enthielt, auch wenn man ihn mit Cola über spülte.

Mist!

Nie mehr...

Elza riß ihre Augen auf, als sie Haruka einholte. Das war etwas Besonderes. Meistens arbeitete sich Haruka einen Vorsprung heraus und hielt diesen bis in das Ziel. Aber heute kam ihr Elza näher.

Bin ich schneller?

Das Mädchen schluckte und einige Strähnen ihres roten Haares fiel in ihre Augen, ließ sie blinzeln, als sie sich zu den restlichen Sportlern umdrehte. Aber diese hatten den üblichen Abstand zu ihr. Besonders weit entfernt wirkten sie nicht.

Oder ist Haru langsamer?

Eine halbe Runde vor dem Ziel hatte sie sie fast eingeholt. Sie überquerten die Ziellinie gemeinsam. Etwas, das noch nie dagewesen war. Normalerweise war Haruka wie der Wind. Schnell und unerreichbar. Aber heute...

Elza japste noch immer nach Luft und kämpfte mit der aufsteigenden Übelkeit, als Haruka langsam zu ihr hinüber ging. Ging? Nein, sie humpelte. Sogar sehr deutlich. Jetzt fiel Elza erst auf, daß Haruka noch immer ihre lange Trainingshose trug. Ihre dunkelblaue Hose, die am Knie einen noch dunkleren Fleck aufwies.

Blut?

Ihr Blut?

"Herzlichen..." begann Haruka und wollte ihre Hand schütteln, aber Elza verzog nur ärgerlich ihr Gesicht.

"Deinen Glückwunsch kannst du dir sparen, Haru. Du bist verletzt. Es war ein unfaires Rennen." Das Mädchen sah fest in überrascht wirkende, dunkelgrüne Augen. "Tu nicht so, daß du hinkst sieht doch ein Blinder im Dunkeln! Wieso hast du unserem Trainer nicht Bescheid gesagt?" Elzas Stimme wurde immer lauter. Es störte sie nicht, daß sie bald schrie, daß ihr Kopf mit Sicherheit explodieren würde. Sie fühlte sich enttäuscht. Haruka hatte ihr immer vertraut. Und jetzt sagte sie nicht einmal etwas, wenn sie derartig verletzt war, daß sie blutete, wenn sie Sport trieb.

"Verdammt, sag was, steh nicht so rum wie eine Salzsäule!" schnappte Elza und holte schließlich tief Luft. Kurz sah sie sich um und sagte einem anderen Sportler Bescheid. "Ich bring' dich jetzt zur Krankenstation. Und wehe, du wehrst dich!"

Haruka aber wehrte sich nicht. Wortlos ließ sie sich abführen. Es erschien Elza, als sei ihre Freundin überall mit ihren Gedanken, nur nicht bei dem Wettkampf, den sie gerade bestritten hatten.
 

***
 

Elza saß auf dem Korridor, direkt vor der Tür, hinter der Haruka von der Schwester untersucht wurde. Sie hatte letzten Endes etwas von einem dummen Sturz auf der Treppe erzählt, aber Elza glaubte ihr kein Wort. Oh, es war nicht das erste Mal, daß Haruka verletzt worden war. Meistens hatte sie sich mit irgendwelchen Idioten geprügelt, die sie beleidigt hatten. Die behauptet hatten, sie als Mädchen würde niemals die sportlichen Leistungen eines Jungen erreichen. Sie hatte sie alle verprügelt. Und dann hatte sie es ihnen gezeigt und einen neuen Schulrekord aufgestellt.

"Hallo, Elza."

Elza brauchte den Kopf nicht zu heben, um zu wissen, daß Michiru auf sie zu kam. Es hatte sie schon gewundert, daß Michiru bis jetzt nicht aufgetaucht war. Bei Wettkämpfen, manchmal sogar beim Training, saß sie immer im Publikum und beobachtete Haruka mit verträumten Blick.

"Haru hat sich wohl wieder mal mit jemanden geprügelt und hielt es nicht für nötig, jemanden Bescheid zu geben. Sie ist jetzt da drin." Murmelte Elza und starte weiterhin auf ihre Turnschuhe. Sie war nicht wütend auf Michiru, nicht einmal auf Haruka. Sie war nur irgendwie traurig. Irgendwie enttäuscht.

"Ich sag doch, sie ist ein Hitzkopf."

Die sanfte Frauenstimme riß sie aus ihrem Selbstmitleid. Ihr Kopf fuhr hoch und mit großen Augen starrte sie die junge Frau an Michiru's Seite an. Lange, dunkelgrüne Haare waren kunstvoll hochgesteckt und ein amüsiertes Lächeln lag auf weichen Lippen.

"Setsuna! Sticheln bringt dir auch nichts!" zischte Michiru und seufzte leise. Erst jetzt fiel es Elza auf, daß sie ihren rechten Arm merkwürdig abgewinkelt hielt. So, als sei er ein bandagiert.

Sie ist auch verletzt?

Sind sie etwas beide in eine Schlägerei geraten?

"Geh rein zu ihr, Michiru. Sie wird sich sicherlich freuen, dich zu sehen." Elza lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, als sie das überraschte Gesicht sah. Dann nickte die Schönheit und klopfte leise an. Einige Sekunden später schloß sich die Tür hinter ihr.

"Manchmal machen mich diese beiden noch verrückt." Seufzte die junge Frau und setzte sich neben Elza auf einen Stuhl und holte tief Luft. Es klang fast so, als würde sie ein Gähnen unterdrücken.

"Nani?"

"Oh... ich hab' mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Meioh Setsuna. Ich bin eine Freundin von Michiru und wohl auch notgedrungen von Haruka."

"Angenehm. Ich bin Grey Elza. Ich bin eine Freundin von Haru." Elza runzelte ihre Stirn. Sie glaubte, die junge Frau schon einmal gesehen zu haben. Sie wußte nur nicht mehr, woher. Oder wann. Ihr Gehirn war heute einfach zu vernebelt, ihre Gedanken zu zähflüssig, als daß sie die Erinnerung hätte wiederbeleben können.

Letzte Nacht?

War da noch was?

Wie bin ich eigentlich nach Hause gekommen?

Wer hat mir in meine Nachtkleidung geholfen?

Was...

"Du siehst gar nicht so schlimm aus wie Haruka."

"Ach, gib ihr eine Chance. Ihre rauhe Schale ist nur Fassade." Elza strich sich einige besonders widerspenstige rote Haarsträhnen aus der Stirn. "Du brauchst dir keine Angst um deine Freundin zu machen, Haru ist anständig."

"Das ist auch besser so für sie. Ansonsten werde ich sie bestrafen."

"Nani?"

Elza hob fragend ihre Augenbrauen, aber bevor die junge Frau antworten konnte, wurde die Tür geöffnet und Haruka erschien im Rahmen. Ihr Bein war dick bandagiert und sie schien nicht glücklich über die Krücke zu sein, die sie in ihrer Hand hielt. Michiru lächelte aufmunternd, aber der Blondschopf sah es gar nicht.

"Oh... hallo Setsuna. Du bist auch überall, wo Ärger ist, nicht wahr?"

"Du bist der Ärger selbst, Haruka."

Es war eine kalte Begrüßung und Elza wunderte sich, wer die junge Frau war.

"Sets! Ruka! Benehmt euch!" sagte Michiru entschieden und hielt ihren Arm. Sie war offensichtlich ebenfalls verletzt, aber schon eher von einem Arzt untersucht worden.

"Mach dir keine Mühe, ich wollte eh' gerade gehen." Setsuna drehte sich zu der noch immer sitzenden Elza um und musterte sie kurz. Eine widerspenstige Locke hatte sich erneut in die Stirn gestrichen und ohne zu überlegen, beugte sich Setsuna vor und strich sie sanft hinter glühende Ohren.

"Du kannst gut singen, Kleines." Sagte sie ruhig. Dann drehte sie sich um und ging mit entschlossenen Schritten davon.

"Gut singen?" Haruka blickte der jungen Frau skeptisch hinterher und riß ihre Augen auf, als Elza errötete. Nicht nur einfach erröten, wie sie das manchmal tat, wenn sie vor der ganzen Klasse eine Aufgabe in Mathe erklären mußte. Dieses Erröten bedeckte das komplette Gesicht und war richtig kräftig. Elza sah fast aus wie eine Tomate.

"Kleines?" echote Michiru und sah nicht minder verwundert aus.

Mein Schutzengel...

Singen...

Ich war STURZbesoffen...

"Oh Gott..." stöhnte Elza nur und bedeckte ihre müden Augen mit ihren eisigen Händen.
 

***
 

"Und du hattest wirklich acht Whisky-Colas?" Michiru schüttelte ungläubig ihren Kopf. "Du scheinst eine Menge zu verkraften, Elza, wenn du da jetzt schon wieder gerade aus gehen kannst."

"Was heißt denn hier gerade aus?" lachte Elza und hüpfte von einem Bein torkelnd auf das andere. Spielerisch grinste sie und ging ein paar Schritte voraus. Sie gingen gerade am Rande des Parks. Gleich neben den Klippen, die herab zum Meer reichten. Hier war es wunderschön ruhig und nicht nur Elza ging gern hier her, um ab und an ein wenig abzuschalten.

"Du hast sie nicht heute früh gesehen, Michi. Sie hat ihren Wecker, ihr Telefon und ihren Vorhang zerstört." Kicherte Haruka und versuchte, so wenig wie möglich ihre Krücke zu benutzen. Es war klar, daß sie sie morgen nicht mehr nutzen würde. Nicht an einem Montag, wenn sie alle wieder zur Schule mußten und einige Schüler sie deswegen womöglich verspotten würden.

"Alte Petze!"

"Wenn es doch die Wahrheit ist!"

Sie streckten sich gegenseitig die Zungen heraus und ernteten Michiru's amüsiertes Kichern.

"Ihr benehmt euch wie Kleinkinder."

"Ich habe nie behauptet schon erwachsen zu sein!" verteidigte sich die Blonde und schmollte ein wenig. Daraufhin kicherte Michiru noch mehr, immer ihren verletzten Arm haltend.

"Und du willst wirklich noch ins Kino gehen, Haru?" Elza blickte auf ihre Uhr. Gewiß, es klang verlockend, sich in einen komplett dunklen Raum zu setzen und ein wenig Musik zu hören, aber sie wollte ihre beste Freundin nicht überanstrengen.

"Ich bin doch gesund, mach keine Aufriß, Elza."

"Ja, ganz gesund!" lachte Michiru und versuchte neckend, Haruka ihre Krücke wegzunehmen. Haruka ging auf das Spiel ein und bald neckten sie sich. Wie das eben Verliebte so tun.

Elza sah ihnen einen Moment zu, bevor sie sich umdrehte. Sie wolle Haruka nicht überanstrengen, genauso wenig, wie sie das fünfte Rad am Wagen sein wollte.

"Ansonsten, wenn ihr allein gehen wollt, sagt Bescheid. Ich sollte meinen Kater sowieso noch ein wenig auskurieren. Zeitig ins Bett gehen klingt auch ganz toll." Sie versuchte zu lächeln, auch wenn dieses Lächeln weh tat.

Haruka und Michiru tauschten kurze Blicke aus, bevor Haruka sanft mit ihrer Krücke auf Elzas Kopf tippte und Michiru ihre Hand ergriff und sie zum Stillstand zwang.

"Natürlich wollen wir, daß du mitkommst. Ohne dich ist's immer so langweilig." Sagte Michiru.

"Ach, mit mir ist's also langweilig!" schmollte Haruka, mußte dann dennoch grinsen.

"Na gut, ich sollte mitkommen. Haruka schuldet mir noch Popcorn und Eiskrem."

"Wirklich?" Michiru's Augen begannen zu leuchten. "Bekomm' ich da auch etwas? Bitte, Ruka. Bitte, bitte."

"Hey!"

"Bitte, Ruka."

"Bitte, Haru."

Haruka verdrehte ihre Augen und sandte ein Stoßgebet zum Himmel. Es wurde aber nicht erhört, also würde ihre Geldbörse heute abend wieder fürchterlich leiden.

"Na gut."

"Toll!"

"Klasse!"

Gerade als die beiden Mädchen auf sie zu gestürmt kamen, um sie zu umarmen und aus zu krabbeln, erfaßte sie ein helles Licht. Beide schrien gepeinigt auf. Elza spürte mit einem Mal starke Fesseln, die sich um ihren Körper schlangen und sah verwundert nach unten. Schlingpflanzen, grüne, häßliche Schlingpflanzen hatten sich um ihren Leib geschlungen, hielten ihre Arme fest auf ihren Rücken.

"Nani..." keuchte sie und strampelte vergebens, als sie die Schlingpflanzen Richtung Klippe schleiften. Etwa zwei Schritte vor dem Abgrund verharrten sie, mit ihrem Opfer in tiefster Umarmung.

"Nani?" Elza riß ihre Augen auf, als Michiru neben sie gezerrt wurde. Das Mädchen ging erschöpft in ihre Knie. Elza sah, wie Blut durch die helle Jacke sickerte und wußte, daß die Verletzung an Michiru's Arm sich soeben verschlechtert hatte.

Was zum Geier ist das?

Sie drehte sich um. Zu Haruka, die als einzige nicht gefesselt war. Sie hielt einen goldenen Stab, den Elza noch nie gesehen hatte, in ihren Händen, die Krücke lag ungeachtet im Gras.

Ein goldener Stab?

Seit wann besitzt Haru Schmuck?

Und was soll das hier?

Elza wollte gerade losschreien und sich mit aller Macht befreien, als sie das Monster sah, das aus dem Schatten der Parkbäume trat. Es sah aus wie eine überdimensional große Pflanze. Eine fleischfressende Pflanze. Irgendwo in dem Wirrwarr von Blättern und Stengeln glaubte Elza, so etwas wie Augen und einen Mund zu sehen.

"Willkommen, Sailor Uranus." Sagte oder besser quietschte das seltsame Wesen. Es schien so, als besitze es einen Mund, habe aber bisher nie die Notwendigkeit verspürt, diesen zu gebrauchen. Zusammenhangslos bröckelten die Worte hervor und Elza brauchte einige Momente, um sie zu verstehen. Obwohl sie den Sinn noch immer nicht begriff.

"Nani..." keuchte sie, als plötzlich gleißendes Licht Haruka umgab. Einen Augenblick später stand sie in einem seltsamen Kostüm da. Wäre die Situation nicht so ernst und wäre Elza nicht gefesselt gewesen, hätte sie laut losgelacht. Haruka stand dort da in einem Minirock. Die harte, unnahbare Haruka, die nichts anderes als ihre Jeans oder ihre Jungsuniform in der Schule zu tragen schien, trug einen Minirock. Und ein passendes Top, das genau ihre weiblichen Rundungen zeigte. Wo war der Sport-BH, der sonst immer alles verdeckte, ja beinahe abschnürte? Außerdem... Haruka hatte noch nie so lächerliche Stiefel getragen.

Als sich die Blonde umdrehte und angsterfüllt zu Elza und Michiru hinüberblickte, hätte das Mädchen wirklich fast gelacht. Ihre beste Freundin hatte sogar Make-up aufgelegt. Lippenstift, den Haruka für die schlimmste Foltermethode seit der Eisernen Jungfrau hielt. Und Lidschatten, den sie immer als falsches Veilchen bezeichnet hatte. Sie brauchte sich nur mit einem Jungen zu prügeln, um so auszusehen.

Es sah so verdammt falsch aus!

Und dennoch so richtig...

"Nein... verdammt... nicht jetzt..." hörte Elza Michiru neben sich schluchzen und drehte leicht ihren Kopf. Das kniende Mädchen neben ihr konnte kaum ihre Tränen zurück halten. Auch sie kämpfte gegen die Fesseln an, aber es hatte kaum einen Sinn. Erst recht nicht mit ihrem verletzten Arm.

"Ihr habt meinen treuesten Diener gestern abend getötet." Stieß das Blumenmonster oder was immer diese Mißgeburt auch darstellte, hervor und Elza ekelte sich, als Spucke oder vielleicht auch Nektar an grünen Blättern herab tropfte.

Gestern?

Haru soll gestern abend so ein Vieh getötet haben?

Elza schluckte, sah erneut, wie Haruka immer langsamer geworden war, wie sie ihre Trainingshose mit Blut beschmutzt hatte.

Zusammen mit Michiru?

Der rote Fleck auf Michiru's rechtem Arm wurde immer größer. Elza wußte nicht, was los war, aber sie wußte, das talentierte Mädchen rasch zu einem Arzt mußte. Die Wunde war wieder aufgeplatzt, damit war nicht zu spaßen.

Gestern?

Sind sie etwas deswegen nicht mehr zum Club zurück gekommen?

Elza kämpfte erneut gegen ihre Fesseln an - erneut vergeblich. Sie fluchte tonlos und seufzte leise. Egal, wie verrückt ihre diese Situation auch erscheinen mochte, es gab immer eine vernünftige Lösung. Haruka würde ihr bestimmt alles erklären - sobald dieses blöde Monster verschwunden und Michiru zu einem Arzt gebracht worden war.

"Jetzt werde ich mich rächen!" sprudelte das Vieh hervor und schlenkerte mit seinen Tentakeln. Sofort schlossen sich die Fesseln enger um Elza und sie hörte Michiru neben sich gepeinigt aufstöhnen.

"Verdammt! Laß den Scheiß, du Idiot! Siehst du denn nicht, daß sie verletzt ist?" fauchte Elza und versuchte erneut, sich zu befreien. Aber es war sinnlos. Die Fesseln waren einfach zu straff. Zu fest. Ohne ein scharfes Messer würde es ihr nicht gelungen, aus dem grünen Zeug raus zu kommen.

Messer...

Sie erinnerte sich plötzlich an das Taschenmesser, das in ihrer rechten Hosentasche steckte. Sie hatte kurz vor dem Wettkampf einen Apfel geschält und gegessen. Damit ihr Magen wenigstens etwas hatte, was nicht mit Alkohol oder Koffein verseucht war.

Wenn ich da ran kommen könnte...

Sie versuchte, ihre Hände zu bewegen, aber es war schwer und mühsam. Pro Millimeter mindestens eine halbe Minute. Zeit, die sie nicht hatten, wie sich gleich heraus stellte.

"Du wirst leiden, Sailor Uranus. Genauso leiden, wie ich!" spuckte das Monster und zeigte mit seinen Tentakeln auf Michiru und Elza. "Such es dir aus, einer von ihnen wird sterben."

Elza riß ihre Augen auf, als sich die Fesseln noch härter um sie schlossen.

"Was soll der Scheiß?" fragte sie empört und sah, wie Michiru ohnmächtig zur Seite kippte. Mittlerweile war ihr kompletter rechter Ärmel rot verfärbt. Das Gesicht des Mädchens war ungewöhnlich bleich und Schweiß stand auf ihrer Stirn.

"Michi!" schrie Haruka und wollte zu ihr laufen, aber ein gekonnter Strahl des Monster hielt sie zurück. Ein Grinsen schien auf dem grünen Gesicht zu erscheinen. Es ließ Elza übler aufstoßen als die acht Whisky-Cola vom letzten Abend.

"Michi..."

Da war richtige Angst in Haruka's Augen. Angst, die Elza so noch nie gesehen hatte. Nicht, seitdem Haruka's Eltern in eine Krankenhaus eingeliefert worden waren. Nach einem schweren Unfall. Als man noch gehofft hatte. Als man noch nicht gewußt hatte, daß es keine Chance mehr gab. Als eine Haruka von gerade zehn Jahren mit Bangen zu Hause vor dem Telefonhörer gesessen und gewartet hatte. Bis dann der entscheidende Anruf kam. Der ihr jegliche Hoffnung genommen hatte. Alles, was blieb, war ein einsames Mädchen voller Angst vor der Zukunft. Einer Zukunft ohne Familie.

Genauso sah Haruka gerade jetzt aus.

Elza drehte ihren Kopf und starrte erneut auf die bewußtlose Michiru neben sich.

Sie meint es ernst. Richtig ernst. Sie will mit ihr zusammen sein. Sie will mit ihr leben. Sie will ihr vertrauen, wie sie ihren Eltern einst vertraute. Sie will noch mal von vorne anfangen und in eine Familie glauben... mit diesem Mädchen...

Elza schluckte und Tränen traten in ihre Augen, während ihre Hand weiterhin nach dem kleinen Taschenmesser tastete.

Ich will, daß Haru glücklich ist. Sie hat so viel Leid durchleben müssen, sie hat das Glück mit diesem Mädchen verdient!

"Entscheide dich! Welche von den beiden soll sterben? Entscheide dich, Sailor Uranus!"

"Nein!" schrie Haruka und versuchte, mit ihrem Stab umher zu fuchteln. Aber zwei Tentakel rissen es ihr aus den Händen. "Nein..."

Das ist Lächerlich!

Elza bekam kaum noch Luft, so eng waren nun die Fesseln um ihren Leib geschnürt. Wie mußte es da erst Michiru gehen? Sie lag noch immer bewegungslos auf der harten Erde, rührte sich nicht mehr. Nur das Heben und Senken ihres Brustkorbes verriet, daß sie noch atmete.

Das ist Lächerlich!

Haru kann nicht zwischen ihrer besten Freundin und ihrer zukünftigen Partnerin entscheiden!

Ein Blick in Haruka's bleiches Gesicht sagte Elza, daß sie recht hatte. Dies war eine Entscheidung, die sie nicht treffen konnte. Über sich selbst, da konnte Haruka knallharte Urteile fällen und war sich schnell in ihren Entscheidungen sicher... aber diese Entscheidung konnte niemand von ihr verlangen.

"Nein... bitte..."

Tränen rannen über bleiche Wangen und das erste Mal seit dem Begräbnis ihrer Eltern sah Elza ihre beste Freundin weinen. Weinen und flehen. Das hatte sie auch einmal getan. Die Ärzte angefleht, ob es nicht doch noch Hoffnung gäbe. Die Halbgötter in Weiß hatten sie hart enttäuschen müssen.

Ich werde sie nicht enttäuschen!

Elza schluckte und sah kurz über ihre Schulter. Es schien einige Meter nach unten zu gehen. Vielleicht zehn, vielleicht zwanzig. Es war schwer zu schätzen. Auf jeden Fall würde das Wasser sehr kalt und bestimmt sehr tief sein...

Ich will doch nur, daß meine Haru glücklich ist!

Elza schaffte es endlich, ihre Hand in ihre Tasche zu stecken. Schon konnte sie das Taschenmesser erfühlen. Gleich würde sie es herausholen und benutzen können. Sie frei schneiden und Haruka helfen!

"Welche von beiden? Sailor Neptun oder das andere Mädchen?" schrie das Monster und zielte mit seinem Strahl auf die ohnmächtige Michiru. "Welche von beiden?"

Das ist Schwachsinn!

Sie kann nicht zwischen uns beiden entscheiden!

Das ist, als müßte man zwischen Sekt und Selters entscheiden, wenn man lieber Orangensaft möchte!

Sie will keine von uns beiden verlieren!

Und genau darauf hatte es das Monster abgesehen. Es wollte ein Opfer und es wollte es jetzt. Genau hier. Sofort. Elza konnte sehen, wie der Strahl geladen wurde. Plötzlich strahlten die Blätter in einem silbernen Schein.

Das werde ich nicht zulassen!

Elza schüttelte ihren noch immer schmerzenden Kopf und holte tief Luft. Kurz sah sie zu Haruka, die sich zum Sprung bereit machte. Eher würde sie sich opfern, als daß den zwei wichtigsten Menschen in ihrem Leben etwas geschah.

Das werde ich nicht zulassen.

"Großes Indianerehrenwort, Haru." Flüsterte Elza. Dann drehte sie sich um und sprang. Es war so plötzlich, daß nicht einmal die Fesseln versuchten, sie zurück zu halten. Sie hörte einen entsetzten Schrei, aber bevor sie reagieren konnte, schlugen bereits die Wellen über ihr zusammen. Automatisch hielt sie ihre Luft an und versuchte krampfhaft, das Taschenmesser aus ihrer Hose zu holen. Aber es ging schwerer und langsamer, wie sie sich das vorgestellt hatte. Ihre Luft wurde knapp und sie fühlte sich, als würden ihre Lungen platzen.

Noch zwei Zentimeter!

Noch zwei läppische Zentimeter!

Zwei winzige...

Aber sie wußte gleichzeitig, daß diese zwei Zentimeter zu weit waren. Selbst wenn sie es schaffen würde, das Messer heraus zu bekommen und aufzuklappen, so würde es bestimmt noch eine Weile dauern, die Fesseln durch zu schneiden.

Verdammt!

Ich und mein verdammter Hitzkopf!

Mittlerweile wurde ihr heiß. Ihr Kopf schien zu explodieren und ihre Lunge gleich dazu. Sie schnappte nach Luft, aber alles, was sie bekam, war Wasser. Eiskaltes, salziges Wasser. Sie strampelte, wollte wieder zurück zur Oberfläche. Obwohl sie wußte, daß dies nutzlos war. Sie konnte ja kaum ihre Beine bewegen, wie sollte sie da zur Oberfläche zurück kehren?

In dem Moment tauchte ein Schatten neben ihr auf.

Na, toll, da werde ich jetzt auch noch von einem Hai gefressen!

Sie wußte, daß sie Todesangst haben sollte, zu ersticken, aber irgendwie waren ihre Gedanken noch so vernebelt, daß sie die Gefahr gar nicht richtig wahr nahm. Erst, als zwei Arme sie packten und hinauf zur Oberfläche zerrten. Erst, als sie die frische Luft einsog, sich prompt verschluckte und zu husten begann. So stark zu husten, daß sie schon Angst hatte, sie würde nie mehr nach Luft schnappen können.

"Du bist wirklich ein Kindskopf!" hörte sie eine sanfte Frauenstimme, konnte aber nichts sagen. Sie konnte nichts denken. Sie konnte überhaupt nichts tun, außer nach Luft zu japsen und dem Schöpfer zu danken, daß sie doch kein Fischfutter geworden war.

Einige Momente später fielen die Fesseln von ihr ab. Plötzlich waren sie weg. Als wären sie von Zauberhand entfernt worden. Langsam öffnete sie ihre tauben Arme und begann, erschöpft zu rudern. Sofort waren da wieder diese sanften Hände, die sie ergriffen und zum nahen Strand zogen. Erst als sie Sand unter ihren nassen Knien spürte, wagte sie es, aufzusehen. Völlig fassungslos schaute sie in Setsunas Gesicht. Die junge Frau trug eine ähnliche Uniform wie Haruka es eben noch getan hat. Mit einem extrem kurzen Minirock, der mehr zeigte, als was er verhüllte. Für einen Moment starrte Elza fasziniert auf lange, braungebrannte Beine, bevor sie ihren Blick senkte und leicht errötete.

Du wärst beinahe ertrunken und denkst jetzt an so was!

"Du bist wirklich schlimmer als Haruka." Seufzte Setsuna und öffnete ihre Hand. Im nächsten Moment hielt sie das Zepter der Zeit fest in ihren Fingern. "Wir hätten die Situation ohne dein Einmischen viel schneller unter Kontrolle bringen können. Wir sind schließlich Sailor senshi."

"Ach... und wie lange hättet ihr da noch gebraucht?" murmelte Elza und schloß ihre Augen. Sie fühlte sich immer elender. "Bis Michiru verblutet wäre? Oder bis Haruka in den Strahl gesprungen wäre?"

Wir?

Sailor senshi?

Wovon faselt Setsuna da eigentlich?

"Wir hatten die Lage voll im Griff."

"Ich glaub dir kein Wort."

Setsuna ging in die Knie und hob vorsichtig Elzas Kinn an. Sie zwang das Mädchen, direkt in ihre dunklen Augen zu schauen.

"Wir hatten die Lage voll im Griff, Kleines. Sonst wärst du jetzt nicht mehr am Leben."

Elza fror mit einem Mal. Sie drehte ihren Kopf und sah hinaus zu den Wellen, die im Licht der untergehenden Sonne mit einem Mal dunkel, ja fast schwarz aussahen. Unendlich tief...

Ich hätte...

Bevor sie den Satz auch nur beenden konnte, wurde sie von jemanden stürmisch umarmt. Dieser jemand drückte sie so fest an sich, daß ihr erneut der Atem genommen wurde.

"Mach das nie wieder, Elza-chan." Murmelte Haruka so leise, daß wirklich nur Elza den uralten Kosenamen hören konnte. "Ich hatte solche Angst um dich!"

"Aber ich wollte doch nur helfen."

"Ich weiß, ich weiß." Haruka's Stimme klang fast wie ein Schluchzen. "Aber ich bin jetzt ein senshi, Elza. Wir regeln solche Sachen anders als normale Menschen."

Elza runzelte ihre Stirn, aber konnte sich nicht aus der klammernden Umarmung von ihrer besten Freundin umarmen. Sie blickte auf und sah Michiru, die nur wenige Meter entfernt an einem Baum gelehnt da stand. Sie hielt ihren rechten Arm fest, Pein stand in ihrem Gesicht geschrieben. Genauso wie Tränen, die über ihre blassen Wangen rannen.

Sailor senshi?

Elza verstand all die Worte nicht. Aber sie wußte, daß Michiru in Sicherheit war. Sie würden heute abend noch einen Arzt aufsuchen und dann würde alles wieder in Ordnung kommen. Haruka hatte niemanden opfern müssen. Und sie, Elza, war nicht im Meer... untergegangen.

Was auch immer es ist, Haruka wird es mir erklären, wenn sie dazu bereit ist.

Elza umarmte nun auch ihre beste Freundin und drückte sie sanft an sich.

Bis es soweit ist, werde ich immer für sie da sein.

Großes Indianerehrenwort.

"Normale Menschen? Du wagst es, mich als einen normalen Menschen hinzustellen, Haru? Da bin ich jetzt aber schwer enttäuscht. Und die acht Whisky-Cola in meinem Magen auch."

Haruka's Antwort war ein schluchzendes Lachen.
 

***
 

Ihr Körper war noch angenehm aufgewärmt von der heißen Dusche, die sie gerade genommen hatte. Elza schloß gerade ihr Pyjamaoberteil, als sie aus dem Badezimmer kam. Ihre Haare waren noch ein wenig feucht, aber das störte sie nicht weiter. Sie war müde. Hundemüde. Der Tag war wirklich voller Überraschungen gewesen. Erst hatte sie verschlafen, dann hatte sie beinahe Haruka in einem Wettkampf besiegt und wäre beinahe bei einem seltsamen Kampf getötet worden. Danach hatte Setsuna ihr einen trockenen Anzug aus dem Kofferraum geholt, der Elza zwar viel zu groß war, dafür aber warm hielt. In ein kleines Café in der Tokyoer Innenstadt hatten sie sich anschließend zurück gezogen und sich lange unterhalten. Haruka, Michiru und sie. Setsuna hatte sie gesagt, sie hätte noch etwas wichtiges zu erledigen. Deshalb war sie eher gegangen. Elza fand dies schade, hatte aber keinen Grund gefunden, sie zum Bleiben zu überreden.

Und nun war sie hier. Wieder in ihrem Zimmer. In dem Chaos, das ihr Leben bestimmte. Elza ging schnurstracks zu ihrem Bett. Sie wollte nicht das Chaos anschauen, das sich rings um ihr Bett aufgestapelt hatte. Um die Gardine würde sie sich morgen kümmern. Auch wollte Haruka sie morgen früh wecken. Einen neuen Wecker könnte sie sich eh' erst nächste Woche kaufen, wenn sie neues Taschengeld von ihren Eltern erhielt. Bis dahin würde sie Haruka entweder rechtzeitig wecken oder sie würden beide regelmäßig zu spät kommen.

"Bist du noch immer hier?"

Elza blickte erstaunt auf Haruka herab, die auf ihrem Bett saß und nachdenklich vor sich hin starrte.

"Wieso, stör ich? Kommt gleich dein heißer Lover?"

"Schön wär's..." seufzte Elza und setzte sich neben ihre beste Freundin aufs Bett. Nein, nicht nur ihre beste Freundin so lange sie zurück denken konnte, sondern auch ihre Blutsschwester. Eine Seelenverwandte, die sie nie wirklich verlassen würde. Egal, was die Zukunft für sie auch bereit halten würden.

"Was, vermißt du ein Liebesleben oder was?"

"Na ja, ich bin sechzehn. Und wenn du jetzt eine Freundin hast, wird's sehr einsam für mich werden." Haruka wollte protestieren, aber Elza ließ sie nicht aussprechen. "Mach dir keine Gedanken um mich, Haru. Michiru und du, ihr braucht jetzt einfach ein bißchen Zeit für euch. Daß du mich nicht ganz vergißt, das weiß ich. Geht auch gar nicht. Ich habe nämlich den letzten Kaffee in diesem Haushalt." Elza grinste und schubste Haruka freundschaftlich an. "Michiru ist noch in deinem Zimmer, richtig?"

"Hai..." murmelte Haruka und sah wieder so nachdenklich aus.

"Geh' einfach rüber und sag's ihr."

"Wie? Einfach so?"

"Jap. Einfach so."

"Aber..."

"Sei nicht so ein Feigling, Haru. Außerdem wirst du nicht vor ein Erschießungskommando gestellt, sondern du stehst doch Michiru gegenüber, oder?"

"Hai..."

"Haru?" Elza ergriff beide Schultern ihrer besten Freundin und drehte sie zu sich um. "Du liebst Michiru doch richtig, oder? So ganz richtig dolle."

Haruka blinzelte und schien erst jetzt langsam aus ihrem tiefen Traum zu erwachen. Sie errötete und nickte schließlich.

"Und du willst doch mit ihr zusammen sein. Für 'ne ganz lange Zeit, oder?"

Erneutes Nicken.

"Dann geh' rüber und sag ihr das. Ganz einfach so." Elza hievte Haruka aus dem Bett und zerrte sie Richtung Badezimmertür. "Geh' rüber, Haru. Du hast sie schon viel zu lange warten lassen!"

Haruka blickte Elza an und holte tief Luft.

"Ach... und nimm da hier mit..." Elza hüpfte über mehrere Bücher, Hefter und alte Kleidungsstücke und riß eine Rose aus dem Strauß Blumen, der noch auf ihrem Schreibtisch stand. Sie hatte ihn erst heute für ihre guten Leistungen im Wettkampf erhalten.

"Frauen lieben Blumen." Elza öffnete die Tür und lächelte ihre beste Freundin an. "Und jetzt geh' zu ihr. Glaub mir, du kannst nichts falsch machen. Michiru liebt dich doch auch."

In dem Moment lächelte Haruka. Das erste Mal seit dem Überfall im Park. Kurz drückte sie Elzas Hand.

"Arigato, Elza-chan. Ich wüßte nicht, was ich ohne dich tun würde."

"Du hättest niemanden, an dem du dein Chaos messen und es für nichtig befinden könntest?" Elza streckte ihre Arme aus und lachte, als sie dabei einen Pullover vom Stuhl riß.

"Ich wäre manchmal ganz schön verloren." Gestand Haruka leise und schloß die Tür rasch hinter sich. Elza konnte die zweite Tür hören, danach war Stille.

"Das wäre ich auch, Haru. Glaube mir, das wäre ich auch."

Das Mädchen seufzte leise, bevor sie sich erneut zu ihrem Bett arbeitete. Als sie es endlich erreichte, klopfte es an der Tür. Elza zuckte zusammen und fuhr entsetzt herum. Das Klopfen wiederholte sich. Dieses Mal ein wenig energischer.

Haru?

Sollte sie sich so sehr geirrt haben? Sollte Michiru den Wildfang doch nicht lieben? Sollte sie jetzt die halbe Nacht und wahrscheinlich den Rest ihres Lebens damit zubringen, eine traurige Haruka zu trösten?

Elza war so erschrocken, daß sie glatt über ihren Physikhefter stolperte, einen Stuhl umriß und gegen die Tür fiel. Sofort hörte das Klopfen auf, statt dessen war leises Kichern zu hören.

Kichern?

Haruka würde nicht kichern, wenn Michiru ihr einen Korb gegeben hätte. Aber wenn Michiru ihr keinen Korb geben würde, würde sie bestimmt nicht so einfach ihrer Freundin davonlaufen und ihrer Blutsschwester die tollen Neuigkeiten mitteilen. Das hatte schließlich auch noch Zeit bis morgen. Morgen mittag, frühestens.

Elza machte sich gar nicht die Mühe, ihren Pyjama oder ihre Haare zu richten. Das hätte eh keinen Sinn. Statt dessen riß sie die Tür auf und ihre Augen, als sie die junge Frau auf dem Gang stehen sah. Setsuna trug noch immer ihren Anzug. Sie sah müde aus, aber ihre Augen strahlten.

"Setsuna?" flüsterte Elza entgeistert, hüpfte aber automatisch zur Seite, so daß die junge Frau eintreten konnte. "Was machst du denn hier?"

"Ich wollte mich erkundigen, ob es dir gut geht." Setsuna sah sich kurz um, sagte aber nichts zu dem Chaos, das in dem Zimmer herrschte. "Nur leider geht keiner ans Telefon."

Elza machte ein gequältes Gesicht und griff hinter sich. Kurz darauf hielt sie ein schwarzes abgerissenes Kabel in der Hand.

"Na ja, Telefon ist irgendwie out. Oder besser tot. Das eine hat keinen Anschluß mehr, das andere keinen Strom und ich finde mein Aufladegerät nicht mehr..." sie zuckte mit den Schultern und warf das Kabel wieder in all den Stuß, der sich neben der zerrissenen Gardine noch so angehäuft hatte. Ihre Katze sah sie nur vorwurfsvoll an, bevor sie sich in einem warmen Pullover zusammen rollte und einschlief.

"Willst du einen Kaffee? Ich mache wahnsinnig guten Kaffee." Bot Elza an, denn es schien ihr unhöflich, Setsuna einfach wieder wegzuschicken. Die junge Frau hatte extra den langen Weg gemacht, nur um sich nach ihrer Gesundheit zu erkundigen. Auch wollte Elza nicht, daß Setsuna so schnell wieder ging.

"Okay. Klingt gut." Lächelte Setsuna und zog ihre Absatzschuhe aus. Ein befreiendes Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Diese Schuhe waren wirklich die reinste Folter, aber sie brauchte sie eben in ihrem Job. Da war eben eine gewisse Kleiderordnung vorausgesetzt.

"Gut. Dann setz dich..." Elza starrte kurz auf ihre überfüllten Stühle und seufzte leise. "... setz dich einfach aufs Bett. Ich bin dann gleich wieder da." Sie drehte sich um und stolperte in ihre Kochnische. Rasch hatte sie den Kaffee aufgesetzt und die Tassen gefüllt. Die ganzen drei Minuten über fragte sie sich, was sie denn mit Setsuna erzählen sollte. Sie schien so ganz anders zu sein als Haruka oder Michiru. Sie war distanzierter. Ruhiger. Kälter.

Oder ist das nur ihr äußerer Schein?

Elza wußte es nicht, aber sie wollte es heraus finden. Genauso wie sie heraus finden wollte, warum sie eine Wildfremde nach Hause geschafft hatte, wo sie besoffen durch die Gegend getorkelt war. Gut, Setsuna war eine Freundin von Michiru, mehr oder weniger, aber, war das wirklich der Grund gewesen?

"Ich hoffe, er ist nicht zu stark..." Elza balancierte vorsichtig die Tassen in ihren Händen. Als sie keine Antwort erhielt, sah sie auf und ließ beinahe den Kaffee fallen. Setsuna konnte ihr gar nicht mehr antworten. Weil sie bereits eingeschlafen war. Mitten im Bett lag sie. Ihr Zopf hatte sich gelöst und nun legten sich ihre Haare wie die Wellen des Meeres auf das Kopfkissen. Die Stöckelschuhe lagen irgendwo zwischen den Ordnern. Gleich neben der Samtjacke.

Nanu?

Elza stellte den Kaffee vorsichtig auf eine freie Ecke ihres total überfüllten Schreibtisches und setzte sich behutsam auf den Bettrand.

"Setsuna?" flüsterte sie und schluckte. "Setsuna?" Erneut erfolgte keine Reaktion. Die junge Frau schien wirklich schon tief und fest zu schlafen. Elza sah sich kurz hilfesuchend um und seufzte dann ergeben.

Ich sollte sie wecken.

Sie will bestimmt nach Hause gehen.

Bestimmt muß sie morgen früh arbeiten.

Sie will bestimmt nicht hier übernachten.

Bei mir...

Elza lehnte sich leicht vor und strich durch dunkelgrüne Haare, die sich genauso weich anfühlten, wie Elza sich das vorgestellt hatte.

Vielleicht...

Elza dachte den Gedanken nicht zu Ende. Später würde sie darüber nachdenken. Später. Sie hatte schließlich die ganze Nacht Zeit.

Das Mädchen beugte sich über die schlafende junge Frau und deckte sie vorsichtig mit ihrer Decke zu. Dann löschte sie das Licht und legte sich neben Setsuna. Das warme Gefühl, das sie erst vor kurzem gespürt hatte, kehrte in ihren Bauch zurück. Es verwandelte sich in wilde Schmetterlinge, als Setsuna sich im Schlaf drehte und sie sanft in ihre Arme nahm. Wie einen alten Teddybär. Oder wie ein kleines Kind. Oder wie eine Geliebte.

Ja, vielleicht...
 

***
 

Epilog: Ein Vanillemilkshake gratis
 

Es war früh am morgen, als sie erwachte. Kurz blinzelte sie und lächelte, als sie den warmen Körper neben sich spürte. Leicht drehte sie den Kopf und sah in das entspannte Gesicht der jungen Frau. Setsuna schlief noch immer den Schlaf der Gerechten.

Sie sieht schön aus.

Wunderschön...

Das Mädchen seufzte und strich sanft über leicht gerötete Wangen. Setsuna hatte ihren Mund leicht geöffnet und es sah so aus, als würde sie lächeln.

Wunderschön...

Elza wußte selbst nicht so recht, was passiert wie. Wie es passieren konnte. In so kurzer Zeit. In gerade Mal 48 Stunden. Aber es war geschehen. Einfach so. Entweder sie ignorierte das neuartige Gefühl, das sich in ihrem Bauch breit gemacht hatte. Oder aber sie ging darauf ein.

Es ist eine Chance.

Immerhin...

Vielleicht versteht sie es. Vielleicht fühlt sie dasselbe. Immerhin hat sie mich nach Hause gebracht. Sie hat sich um mich, eine vollkommene Fremde gekümmert. Sie hat mir das Leben gerettet und ist den ganzen weiten Weg durch Tokyo gekommen, nur um sich zu erkundigen, ob es mir wieder gut geht.

Elza blieb für einen weiteren Moment am Bettrand sitzen und schaute einfach auf die schlafende Setsuna herab.

Ich könnte mich glatt daran gewöhnen, jeden Morgen neben ihr aufzuwachen.

Jede Nacht neben ihr zu schlafen. Es war so schön gewesen.

Ja, sie hatte sich geborgen gefühlt. Geborgen und geliebt.

Vielleicht...

Ja, vielleicht...

Das Mädchen lächelte und deckte Setsuna zu, die ihre Decke ein wenig weg gestrampelt hatte. Die junge Frau war noch tief in ihren Träumen, schien während der nächsten Stunde nicht auf zu wachen. Elza hatte auch nicht vor, sie zu stören. Leise krabbelte sie sich aus dem Bett, zog sich an, schrieb eine kurze Notiz, schnappte sich ihre Schulmappe und schlich sich durch das Badezimmer in Haruka's Zimmer.

Wie erwartet, war das Zimmer noch immer dunkel. Vorhänge, die in Haruka's Zimmer noch vor den Fenstern hingen, wie Elza ein klein wenig neidisch feststellen mußte, waren vorgezogen worden.

Wie erwartet hatte Haruka ihren Wecker ausgestellt. Sie würde verschlafen, wenn Elza sie nicht weckte. Obwohl, mußte sie denn wirklich aufstehen? War dieser eine Schultag wirklich so wichtig? Den Hauptteil des Tages hätten sie sowieso Training und der Sportlehrer wußte ja, wie schwer Haruka verletzt war. Sie konnte heute unmöglich laufen.

Elza trat vorsichtig an das Bett heran und ein frohes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.

Wie erwartet lagen unter der Decke zwei Gestalten. Haruka hatte ihr Gesicht in seegrünen Haaren vergraben und hielt Michiru fest in ihren Armen. Beide sahen sehr, sehr glücklich aus.

Na endlich!

Elza schrieb eine kurze Notiz und heftete sie an Haruka's Wecker. Dann verließ sie leise das Zimmer, um zur Schule zu gehen und alle krank zu melden.

Ich wünsche euch beiden alles Glück dieser Welt.
 

***
 

Gelangweilt sog sie an dem Strohhalm, ohne wirklich zu trinken. Es war nun später nachmittag und sie saß bereits seit einer Stunde in dem Fastfoodrestaurant am Ende der Stadt. Und wartete. Und wartete. Wie es aussah, vergebens. Sie kam einfach nicht.

Elza seufzte laut auf und blies nun in den Strohhalm. Fasziniert beobachtete sie, wie sich Bläschen auf der zähflüssigen Oberfläche bildeten.

Das alles ist total verrückt!

Sie seufzte erneut und schob den angebissenen Hamburger von sich. Eigentlich hatte sie ja Hunger gehabt, aber je länger sie warten mußte, desto geringer wurde ihr Hunger und desto größer wurde ihre Ungewißheit.

Bist du dir denn auch sicher?

Du kennst sie noch nicht einmal 48 Stunden!

Woher willst du wissen, daß sie die Richtige ist?

Elza zerriß das Werbepamphlet und formte es zu kleinen Kügelchen. Diese warf sie hinüber zum Abfalleimer. Natürlich traf sie nicht, aber das war ihr auch egal.

Vielleicht lacht sie dich aus!

Vielleicht erklärt sie dich für total bescheuert!

Es ist ja auch total bescheuert!

Wie kannst du nur so etwas glauben? Du kennst sie kaum! Du weißt nicht, was sie so macht! Du kennst weder ihre Fehler noch ihre Stärken! Nichts! Außer daß sie Sailor Pluto ist!

Und daß sie mein Leben gerettet!

Und daß sie mir nach Hause geholfen hat! Obwohl ich total besoffen war!

Und daß es sich einfach phantastisch anfühlt, wenn sie neben mir liegt!

Ein weiteres Papierkügelchen verfehlte den Abfalleimer und landete irgendwo auf den Fliesen.

Und das reicht dir?

Was, wenn...

Was, wenn ich einfach mit meinem Instinkt richtig liege? Was, wenn sie diejenige ist, die für mich bestimmt ist? Was, wenn ich eben sehr zu Extremen neige und ich keine drei Monate brauche, um mir sicher zu sein? Was, wenn ich gar nichts dagegen tun kann?!

Ein weiteres Papierkügelchen flog durch die Luft, prallte aber an einem dunklen Mantel ab. Elza blickte auf und sah direkt in dunkle Augen. Setsuna hatte ihre Haare heute geflochten und trug einen dunklen Anzug. Er sah unheimlich teuer aus. Und unheimlich sexy, wie Elza leicht errötend zugeben mußte.

"Tut mir leid, aber es ging nicht eher." Meinte die junge Frau und setzte sich. Sie hielt einen Zettel in ihren Händen. Elza erkannte ihn als ihre Notiz, die sie ihr am Morgen hinterlassen hatte. "Montags muß ich immer länger arbeiten und dich zu erreichen, das ist ja ein wahres Kunststück!" Setsuna stopfte den Zettel in ihre Handtasche und beförderte ein kleines Handy zu Tage. "Hier, damit du nicht vollkommen vom Rest der Welt abgeschnitten bist." Die junge Frau reichte ihr das Handy und beide erstarrten für einen Augenblick, als sich ihre Hände berührten.

"Aber..." murmelte Elza schließlich und schielte ungläubig auf das kleine Gerät in ihrer Hand.

"Ich hab' heute früh durch Zufall dein Aufladegerät gefunden. Es ist sowieso kaputt. Und ein neues ist genauso teuer wie ein neues Handy." Setsuna würde Elza natürlich nicht erzählen, daß dieser Zufall sie eine geschlagene Stunde intensiven Suchens gekostet hatte. Beinahe wäre sie zu spät auf Arbeit erschienen.

"Oh... arigato."

Setsuna sah kurz auf die kaum angerührten Sachen und ihr Magen meldete sich knurrend.

"Ißt du das noch?" fragte sie und hatte sich bereits drei Pommes in den Mund gestopft.

"Nein, nein. Iß nur." Murmelte Elza, der mit einem Mal furchtbar schlecht war.

"Warum bist du dann hier her gekommen? Wir hätten uns auch woanders treffen können. Ich kenn' da ein phantastisches italienisches Restaurant. Gleich am Ring."

Sie will mit mir in ein richtiges Restaurant essen gehen?

Elza schluckte und hielt den großen Becher noch fester in ihren Händen.

"Na ja... bei jedem Menü, was man hier kauft, kriegt man einen Vanillemilkshake gratis." Erklärte Elza und wurde rot. Sie wollte nicht wie eine Tomate aussehen, aber sie konnte gar nichts dagegen machen. Also starrte sie in die weiße, zähflüssige Masse.

"Und, schmeckt er?" fragte Setsuna und schob das Tablett mit den Pommes ein wenig näher an sich heran.

"Äh... nein." Elza schüttelte ihren Kopf und lächelte, als Setsuna kicherte.

"Du bist schon ein Kindskopf, Kleines." Meinte Setsuna gutmütig und tunkte ihre Pommes in den Ketchup, den Elza quer über das Tablett verteilt hatte.

Kleines.

Es durchfuhr das Mädchen wie einen Stromschlag.

"Hast du heute abend schon etwas vor? Da soll ein toller Film im Kino kommen. Über Schokolade oder so. Ich spendier' dir auch Popcorn. Wenn ich was abbekomme." Setsuna grinste und sah sich skeptisch den Hamburger an. Dann entschied sie sich doch dagegen. So hungrig war sie nun doch nicht.

Ist das ein Date?

Elza starrte noch konzentrierter in den Vanillemilkshake und ihre Hände wurden kalt.

Sie lädt mich zum Kino ein?

Wie meint sie das?

Wie?

Wenn du sie nicht fragst, wirst du es nie wissen.

"Am besten, wir gehen erst einmal. Ich steh nämlich im Parkverbot." Setsuna erhob sich, wurde aber von Elza zurück gehalten.

"Setsuna..." flüsterte das Mädchen und ihr Magen schien nur noch aus einem einzigen Klumpen zu bestehen.

"Hai?"

"Es ist wirklich Wahnsinn, daß man so einen Vanillemilkshake einfach so gratis dazu bekommt. Ich mein, einzeln ist er so teuer und hier bekommt man ihn geschenkt."

Setsuna sah sich kurz um, setzte sich dann aber wieder hin. Sollte sie wieder einen Strafzettel bekommen, wäre es ihre Schuld. Nun, in dieser Region von Tokyo konnte man es sich wenigstens leisten. Vier Stunden Parkhaus oder einen ganzen Tag Falschparken... das machte am Ende so ziemlich dieselbe Rechnung.

"Ist das alles, was du mir sagen willst, Kleines? Daß du es toll findest, einen Milkshake zu kriegen, der dir noch nicht einmal schmeckt?"

Setsuna ergriff Elzas eiskalte Hände und hielt sie fest. Sanft lächelte sie sie an. Es war ein so ehrliches, ein so tiefes Lächeln, das sogar die dunklen Augen erreichte, daß sich Elza sicher war, daß kaum jemand anderes diese Seite von Setsuna kannte. Obwohl sie nicht so recht wußte, wie sie zu dieser Ehre gekommen war.

Verdammt, sag es schon!

Du bist dir doch sicher, oder?

Dann sag es einfach!

Sei kein Feigling!

Schließlich hast du genau das Haru geraten!

Komm schon!

Elza sah auf die Hände, welche die ihren wärmend umschlossen haben und holte tief Luft.

Vertrau einfach deinem Herzen.

Elza hob ihren Kopf und sah für einige Momente in dunkle Augen, die sie so verständnisvoll anblickten. Verständnisvoll und... wartend?

Vertrau einfach auf deine Gefühle.

"Setsuna..." Elza holte tief Luft und fühlte, wie die sanften Hände die ihren drückten. Es fühlte sich fast beruhigend an. "Ich weiß, es klingt total verrückt und vielleicht wirst du lachen oder mir nicht glauben..." Elza schluckte. Aber aus irgend einem Grund hatte sie nicht das Gefühl, als würde die junge Frau ihr gegenüber gleich los lachen.

Vertrau einfach auf dich selbst!

"... ich hab' mich in dich verliebt..."
 


 


 

Finis
 

So, das war also die erste Auftragsfanfic in meinem Leben. Ich hoffe, sie ist ein wenig so geworden, wie Du Dir das gewünscht hast, Dani.
 

Ach ja, das Lied "Verteidiger des wahren Blödsinns" gehört ebenfalls der absolut phantastischen Gruppe J.B.O. Sollte jemand Probleme mit der Sprache von der betrunkenen Elza haben, einfach anfragen. Ich übersetze dann auch ^-^.
 

An alle, die unter 16 sind, hier eine abschließende Warnung: Alkohol ist ganz sehr böse! Ihr habt ja selbst gelesen, was für verheerende Wirkungen dieses Teufelsgebräu auf euch haben kann!!!

Für alle, die über 16 sind: Prost! ^-^.
 

Irgendwie hat's Spaß gemacht, eine Geschichte mal über Elza Grey zu schreiben. Denn ich seh' sie irgendwie nicht als Rivalin von Haruka, sondern als Freundin. Warum dann also nicht als beste Freundin? Es mag sein, daß Haruka und Michiru ein wenig schwach erscheinen, aber dies hier sind die ersten Youmas, die sie bekämpfen. Ihnen fehlt also noch die Übung. Und der Instinkt, den sie im Laufe der folgenden Zeit sicherlich entwickeln werden.
 

Warum gerade Elza und Setsuna? Keine Ahnung. *schulterzuck* Fragt nicht mich. Ich bin nur der arme Autor, der das alles aufschreiben muß.

Falls jetzt jemand sagen sollte, hey, das ging aber viel zu schnell zwischen den beiden, schon mal was von Liebe auf den ersten Blick gehört? Manchmal geschieht so etwas wirklich. Außerdem ist das Ende ja noch offen, also für jeden beliebig editierbar ^-^.
 

Auf jeden Fall: Danke schön an alle fürs Lesen!
 

April Eagle
 

02. / 03. Oktober 2001



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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von: abgemeldet
2002-04-03T12:43:36+00:00 03.04.2002 14:43
*g* no probs!
noch drei wochen? *kaum noch warten kann* :)
bin halt nich sehr geduldig *fingertrommel* aber wat soll's! da muss ich wohl durch.

thanx,

rei-chan
Von:  aprileagle
2002-04-03T12:35:44+00:00 03.04.2002 14:35
Hallo Reiksha,

warte noch ca. 3 Wochen. Dann kommt eine sehr lange, englische Geschichte raus, in der Setsuna und Elza eine der Hauptrollen spielen werden. Ich hoffe, die ist dann ebenfalls nach Deinem Geschmack.

Wie ich auf die Idee gekommen bin? Keine Ahnung. Die beiden haben irgendwie so was Gegensätzliches: Setsuna eher ruhig und erwachsen, Elza wild und kindisch (jedenfalls in meinen Augen). Das perfekte Paar, oder? Zumindest, wenn es um Streiten geht... und das können sie SEHR gut *lach*.

Also, noch ein wenig Geduld und danke für Deinen Kommentar.

April
Von: abgemeldet
2002-04-02T23:45:20+00:00 03.04.2002 01:45
tja, wat soll man da noch sagen; sets-elza, auf die idee is wohl noch keiner gekommen, aber nicht schlecht....mehr davon!! egal ob eng oder de, immer her damit *süchtig bin*

bye,

rei-chan
Von: abgemeldet
2002-02-21T16:08:26+00:00 21.02.2002 17:08
Ok!!!
Von:  aprileagle
2002-02-19T11:06:59+00:00 19.02.2002 12:06
Hallo Petra,

meine Sailor Moon Geschichten schreibe ich für gewöhnlich in English. Tut mir leid, aber ich habe eine H&M Seite, die in Amerika verwaltet wird und für diese Seite schreibe ich meine Geschichten eigentlich schon immer. Auch würden einige Amerikaner wohl traurig sein, wennich auf einmal in Deutsch schreiben würde.

Aber bitte nicht traurig sein, ich werde die anderen Geschichten in Deutsch belassen. Es ist eine weitere NGE geplant (die Hälfte ist bereits geschrieben), eine Doremi-Fanfic kommt auch, sobald der Wettbewerb vorbei ist und ich habe eine Saber Rider Geschichte in Planung. Diese werden dann in Deutsch sein und Du brauchst bei denen dann Dein Übersetzungsprogramm nicht zu quälen ^-^.

Ist das ein Deal?

April
Von: abgemeldet
2002-02-13T22:27:25+00:00 13.02.2002 23:27
Also deine Geschichten find ich total genial vorallem diese hier ^-^
Bitte, bitte schreib noch mehr Geschichten in Deutsch, denn ich bin eine totale Niete in Englisch, aber ich würde gern noch mehr von dir lesen und dabei nicht meinen Compi zum Absturz bringen, nur weil ich sein Englisches Wörterbuch überlaste. *_*
Von: abgemeldet
2002-01-14T15:50:40+00:00 14.01.2002 16:50
*sigh* Chaos in meinem Leben trifft genau zu!!!
Naja du weißt ja was los ist...
Ich werd mich zur Abwechslung mal wieder vor meinen Ordner mit deinen Fanfics setzen und wieder mal bissl was lesen...das tut immer gut!
Yami no Matsuer kriegst du diese Woche ja? Hab ja eh nix zu tun und kann dir das Briefchen schicken...

also bis bald
Von: abgemeldet
2001-12-19T13:49:06+00:00 19.12.2001 14:49
Haaa....
das wird immer besser....
Je öfter man es liest !

Wie mit gutem Wein...
Von:  aprileagle
2001-11-27T09:11:19+00:00 27.11.2001 10:11
Hallo Link,

Du willst mehr von Setsuna-Elza? Ein klein wenig Geduld bitte noch, in der nächsten Geschichte werde ich näher drauf eingehen (und nicht bloß 20 Seiten schreiben). Ist dann auch in Englisch (*besänftigend knuddel*).

Tja, alle Frauen der senshi miteinander verkuppeln ... *kicher*, hab' ich das denn nicht schon gemacht? Ich mein: Haruka und Michiru, Elza und Setsuna, Minako und Ami und Chibiusa und Hotaru.

Aber recht haste schon, Mamoru kann man wirklich niemand anderen antun als Usagi.

*laut loslacht*

Deine April

@Ruka: Und, Schreibblokade überwunden? Kuli nicht zu dolle hauen, sonst geht er kaputt!
Von: abgemeldet
2001-10-18T07:48:30+00:00 18.10.2001 09:48
cocktail probier abend......da geh ich mit! War mal mit meinem Opa bei einem Wein-Probier-Abend, der gute Mann hat jedesmal eine ganze Flasche probiert, obwohl man normalerweise nur ein kleines Glas nimmt.....boah warn wir blau......das war der lustigste abend den ich mit meinem opa hatte.

@april: Schreibblockade....mein Kuli kringelt sich wenn ich schreiben will.....ich hau ihm paar zwischen die Hörner, vielleicht gehts dann wieder!


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