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What happened 30 years ago

The story of a young Turk
von

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Date?

So schnell hatte ich noch kein Kapi fertig... Das nächste kommt allerdings in frühstens 2-3 Wochen wegen Ferienjob... Viel Spaß beim Lesen!^^
 

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Wieder stand sie vor der Tür, die zu Hojo's (und Lucrecia's) Arbeitszimmer führte und wieder zögerte sie kurz, bevor sie sich zusammenriss und anklopfte. Zu ihrer natürlichen Angst vor Hojo war nun auch der Widerwille gekommen, Lucrecia Vincent's Abwesenheit zu erklären.
 

„Ja?“, hörte man Hojo's gedämpfte Antwort und sie seufzte. Insgeheim hatte sie gehofft, dass er noch immer abwesend war. Aber allein der Gedanke schien unsinnig, wo er doch nur selten sein Büro verließ.
 

Leise öffnete sie die Tür und trat ein. Der Wissenschaftler blätterte ungestört weiter in einem dicken Wälzer und schenkte ihr keine Beachtung, also schlich sie zu Lucrecia's Büro. Die Wissenschaftlerin öffnete ihr noch bevor sie geklopft hatte und bedeutete ihr, einzutreten. Aireen leistete dem Folge und ließ sich seufzend auf dem Sessel unter dem Fenster nieder, während Lucrecia die Tür schloss und zu ihr hinüber schlenderte, wo sie sich ihr gegenüber niederließ Die Studentin blickte sie neugierig an.
 

„Woher wusstest du, dass ich es war?“
 

„Ich habe Hojo gehört. Du bist die einzige, die hier anklopft“, antwortete sie und lächelte, als sie Aireen's bestürzten Gesichtsausdruck sah.
 

„Da will man höflich sein...“
 

„Das ist Hojo. Anklopfen stört ihn mehr als Hereinplatzen.“ Lucrecia zuckte mit den Schultern, schon an die Eigenart Hojo's gewöhnt.
 

„Aber du bist sicher nicht hier, um mit mir die Pros und Kontras von Anklopfen zu diskutieren“, meinte sie nun wieder ernst und blickte sie besorgt an. „Ist es wegen Vincent?“ Aireen nickte.
 

„Ja.“ Sie zögerte, unsicher, wie sie die Sache erklären konnte, ohne dass Lucrecia gleich die Decke hoch ging und sich zu viele Sorgen machte.
 

„Er hat sich ein paar Verletzungen während der Monsterjagd zugezogen. Nichts ernstes, keine Sorge“, fügte sie schnell hinzu, als Lucrecia betroffen aufsprang.
 

„Es geht ihm gut, er ruht sich nur aus.“ Aireen musterte die Wissenschaftlerin ernst, die etwas beruhigt schien und grinste.
 

„Soll ich dir etwas Gesellschaft leisten, bis er wieder fit ist? Ich lass' dich ungern allein mit Hojo...“ Und das nicht nur, weil er einen absolut miesen Charakter hatte... Lucrecia schien die Idee zu behagen und sie nickte begeistert.
 

„Gern. Du kannst mir ja mit den Gleichungen helfen. Ist lange genug her, dass du das zuletzt getan hast“, meinte sie gespielt ärgerlich, zwinkerte ihr aber fröhlich zu. Aireen's Grinsen wurde noch breiter.
 

„Dir ist schon klar, dass es nur knapp vier Tage her ist, oder?“ Lucrecia lächelte unschuldig.
 

„Da siehst du erst, wie sehr ich von dir abhängig bin“, meinte sie schelmisch und Aireen grinste.
 

„Dann mal an die Arbeit, Lu.“ Lachend widmete sich jeder seiner Aufgabe.
 

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Hojo blickte kurz von seinem Wälzer auf, den er noch immer las, als er die beiden Frauen lachen hörte und runzelte die Stirn. Hatten sie denn nichts besseres zu tun? Zumindest Dr. Crescent sollte sich besser um das Projekt kümmern. Sein Stirnrunzeln vertiefte sich. Und sollte Ms. Ceylan um diese Zeit nicht beim Training mit dem Turk sein?
 

Er schüttelte den Kopf. °Dr. Crescent wird ihre Arbeit schon nicht vernachlässigen. Was Ms. Ceylan betrifft... ich werde heute Abend mit ihr reden. Unter anderem.° Der Gedanke an eine weitere Makoinjektion ließ ihn vor Vorfreude böse grinsen.
 

Aber er sollte sich besser auf seine derzeitige Arbeit konzentrieren.. Seufzend wandte er sich wieder seinem Buch zu. Bisher waren seine Recherchen erfolglos verlaufen. Das lag wohl hauptsächlich daran, dass er nicht genau wusste, wonach er eigentlich suchte. Er wusste nur, dass er schon einmal etwas über das Alternieren der DNA Strukturen gelesen hatte. Und irgendetwas sagte ihm, dass es von äußerster Bedeutung war.
 

Er schnaubte und schlug sein Buch frustriert zu. Planloses Stöbern in den beinahe endlosen Büchern dieser Bibliothek würde ihm nicht weiterhelfen. Er sollte sich stattdessen auf sein Projekt konzentrieren.
 

Er stand auf und näherte sich seiner neusten Reihe an Experimenten. Aber als er an den Tisch trat, fand er zu seiner Verdrossenheit sämtliche Ratten tot vor, genau wie in den Experimenten davor. °Immer wieder stoßen sie die Jenova Zellen ab... Was mache ich falsch?° Lange grübelte er über die Frage nach, kam aber zu keiner Antwort.
 

Schließlich machte er sich an die Vorbereitung seines anderes Projektes, welches heute Abend weitergeführt werden würde...
 

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Mit Lucrecia verging die Zeit wie im Flug und als Aireen das nächste Mal auf ihre Uhr schaute, war es schon kurz nach zwölf. Sie blickte zu der Wissenschaftlerin, die gerade voll beschäftigt mit ihren Experimenten war und diese nicht aus den Augen ließ. Ihr Hilfe wurde momentan nicht benötigt, und so beschloss sie, das hinausgezögerte Gespräch mit einem gewissen Turk endlich hinter sich zu bringen
 

„Ich werd' mal nach Vincent sehen. Du kommst hier zurecht?“ Sie nickte kurz, ohne die Augen von ihrem Testrohr abzuwenden.
 

„Sag ihm, er soll sich gut erholen. Und dass mir hier unten keine Gefahr droht.“ Sie wusste genau, wie ungern Vincent sie alleine ließ und wie sie argumentieren musste, damit er es doch manchmal tat, um sich eine wohlverdiente Rast zu gönnen.
 

„Okay! Bis später!“ Damit verließ sie das Zimmer und trat in das Büro Hojo's, der zu ihrer Erleichterung zu beschäftigt mit seinen eigenen Experimenten war, um ihr groß Beachtung zu schenken. Sie eilte schnell die Treppe hoch und zu den Quartieren, wo sie vor Vincent's Tür stehen blieb und leise anklopfte, für den Fall, dass er noch immer schlief.
 

„Herein.“ Überrascht öffnete sie die Tür und trat ein. Sie hatte fest damit gerechnet, dass er noch nicht wieder wach war; er blieb nur ungern im Bett, wenn er eigentlich arbeiten sollte. Vincent setzte sich gerade auf, als sie das Zimmer betrat und schaute kurz zu ihr hinüber, ehe er den Blick wieder abwandte und stattdessen zum Fenster raus schaute. Sie seufzte. Er schien es ihr noch immer übel zu nehmen, dass sie ihn - seiner Meinung nach - zu gut kannte.
 

„Du bist schon wach?“, fragte sie betont sorglos, behielt ihn jedoch genau im Auge. Er zuckte mit den Schultern.
 

„Gerade eben.“ Sie hatte ihn also geweckt. Ihr schlechtes Gewissen verdoppelte sich augenblicklich.
 

„Tut mir Leid“, murmelte sie und schaute zu Boden.
 

„Mmh. Schon in Ordnung.“ Die Stimmung wurde von Sekunde zu Sekunde unangenehmer.
 

„... Lucrecia meinte, du solltest dich erholen. Und dir keine Sorgen um ihr Wohlergehen machen, das Labor sei sicher.“ Er nickte, schwieg aber weiterhin. Schließlich hielt Aireen es nicht mehr aus. Das schlechte Gewissen und die Sorgen hatten sich seit dem Morgen immer mehr aufgebaut und nun platzte alles aus ihr heraus.
 

„Bitte Vincent, es tut mir Leid!“ Tränen sammelten sich in ihren Augen, aber sie wischte sie unwirsch weg und fuhr fort.
 

„Ich wollte dich nicht verärgern. Ich weiß, dass es meine Schuld ist, dass du verletzt wurdest-“ Vincent brachte sie zum Schweigen, indem er von seinem Bett aufsprang und mit zwei großen Schritten an sie herantrat, um ihr ernst in die Augen zu schauen.
 

„Du redest Unsinn. Mein unbesonnenes Handeln ist allein meine Schuld.“ Er seufzte und schüttelte den Kopf. Als sie widersprechen wollte, hob er die Hand und sie schloss den Mund wieder. Er wich ihrem Blick aus, als er weiter sprach.
 

„Ich muss mich entschuldigen. Meine Reaktion war übertrieben.“ Aireen starrte ihn mit offenem Mund an. Vincent Valentine entschuldigte sich bei ihr für sein Verhalten?! Das musste ein Traum sein, eine andere Erklärung gab es nicht. Aber ihr Traumbild war noch nicht fertig. Bei den nächsten Worten sah er sie fest an.
 

„Ich bin froh, dass wir befreundet sind. Es ist nur etwas...ungewohnt.“ Die Rede hatte ihn sichtlich Überwindung gekostet. Aireen starrte ihn noch einen Moment lang geschockt an, dann erhellte ein strahlendes Lächeln ihr Gesicht. Ihr ganzer Kummer war augenblicklich vergessen und sie schloss den Turk ohne nachzudenken in eine stürmische Umarmung. Überrumpelt verharrte er einen Atemzug lang stocksteif, bevor er sich langsam entspannte und Aireen unbeholfen den Rücken tätschelte.
 

Nach einer Weile löste sie sich von ihm und trat einen Schritt zurück. Verlegen kratzte sie sich am Hinterkopf, grinste aber heiter und auch über Vincent's Gesicht huschte die Andeutung eines Lächelns.
 

„Du nimmst meine Entschuldigung also an?“ Aireen nickte strahlend.
 

„Hatte ich daran irgendwelche Zweifel gelassen? Vielleicht muss ich dich fester knuddeln?“, fragte sie spielerisch und grinste, als Vincent beinahe entsetzt einen Schritt zurücktrat. Wahrscheinlich war es keine gute Idee, seine Geduld allzu sehr zu strapazieren. Immerhin hatten sie gerade erst heute den Durchbruch in Sachen intermenschliche Beziehungen erzielt.
 

„Mmh... wie fühlst du dich eigentlich?“, fragte sie und musterte ihn etwas besorgt. Vor kurzem hatte er noch nicht allzu gesund ausgesehen. Allerdings schienen ihre Bedenken unbegründet zu sein, denn er sah schon wieder wesentlich besser aus, und nicht mehr ganz so blass.
 

„Besser.“ Er pausierte kurz. „Dank dir.“ Aireen winkte verlegen ab.
 

„Keine Ursache.“ Er musterte sie nachdenklich.
 

„Deine magischen Fähigkeiten sind wirklich erstaunlich...“ Sie schwieg. Inzwischen hatte sie eine Vermutung, woran das wohl liegen konnte: an Hojo's Makoinjektion. Schließlich war Materia nichts anderes als kondensiertes Mako. Da war es nicht verwunderlich, dass das ihre Magie verstärken würde. Aber sie würde sich davor hüten, Vincent ihre Theorie zu erklären.
 

„Ich bin froh, dass es dir gut geht. Du hast mir einen Heidenschreck eingejagt.“ Dann fiel ihr etwas ein. „Vielleicht solltest du Lucrecia einen Besuch abstatten. Sie hat sich schreckliche Sorgen gemacht.“
 

Er nickte, nun wieder ernst und verließ schnellen Schrittes sein Zimmer, gefolgt von Aireen. Während er hinunter zu den Laboratorien stieg, machte sie sich lustlos an ihre Hausarbeit. Immerhin musste sie fertig werden, bevor Sunry sie um drei abholte. Der Gedanke an den Blondschopf zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht und ihre Motivation stieg augenblicklich. Leise summend machte sie sich an die Arbeit.
 

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Vincent stieg langsamer als sonst die Wendeltreppe zu dem unterirdischen Labor hinunter. Er scheuchte sich vor dem bevorstehenden Gespräch mit Lucrecia, vor allem, nach dem er sie gestern Abend einfach stehen gelassen hatte. Zudem fiel es ihm noch immer schwer, sich zu seiner Entscheidung, seine Freunde nicht mehr auf Distanz zu halten, zu bekennen. Er war sich nicht sicher, ob sein Entschluss der richtige gewesen war. Aber er hatte nicht vor, es sich jetzt anders zu überlegen. Er würde seinen Plan durchziehen, selbst wenn das bedeutete, dass er seine Verpflichtungen als Turk vernachlässigen würde.
 

°Lucrecia...° Allein der Gedanken an die Wissenschaftlerin vertrieb jegliche Bedenken, die er noch in sich trug. Es konnte kein Fehler sein, alles für sie aufzugeben, oder? Dennoch... was, wenn sie seine Gefühle nicht erwiderte? Er konnte die Vorstellung einer Abweisung kaum ertragen.
 

Er seufzte und schüttelte den Kopf. Seine Entscheidung stand fest. Punkt. Egal, was noch kommen mochte. Und selbst wenn er bereit war, seinen Job als Turk aufzugeben, würde er das Training sicherlich nicht vergessen. Er war bereit für jegliche Probleme, die sich ihm noch stellen würden. Selbst eine Ablehnung seitens Lucrecia würde ihn nicht daran hindern, weiter um sie zu kämpfen. Denn eins hatte ihn sein beinahe tödlicher Ausflug in die Nibelberge gelehrt: es gab wichtigeres im Leben als einen Job. Und man sollte seine Chance ergreifen, solange man noch Gelegenheit dazu hatte, denn sie waren nicht von ewiger Dauer. Das war ihm klar geworden, als er, von einer Horde Monstern umzingelt und verletzt seinen Tod als unausweichlich akzeptiert hatte. Seine Augen verdunkelten sich bei der Erinnerung...
 

Vor Wut brodelnd hatte er die Villa verlassen und sich auf direktem Weg zu den Nibelbergen begeben. Seine Cerberus hing wie immer an seiner Seite und er wartete voll Vorfreude darauf, diese endlich benutzen zu können. Monster erledigen war die wohl effektivste Form von Stressabbau. Sie ließen nicht lange auf sich warten.
 

Kaum hatte er den Fuß der Berge erreicht, wo der Pfad hinauf begann, kam ihm auch schon ein Sonic Speed entgegen geflogen. Keine große Herausforderung. Ein Schuss und der Weg war wieder frei. Grimmig folgte er dem Pfad weiter hinauf. Je höher er kam, desto häufiger wurden die Attacken, aber das störte ihn reichlich wenig. Die Ablenkung war ihm mehr als willkommen.
 

Schließlich erreichte er ein Gebiet, das von stärkeren Monstern bewohnt war, die sein Können zumindest etwas forderten. Neben seiner Cerberus musste er nun ab und zu auf seine Materia zurückgreifen, um die Zahl der Angreifer in Grenzen zu halten. Als sich seine MP langsam dem Ende zuneigten, trat er zum Rückzug an. Seine Wut war inzwischen verraucht und somit hatte er sein Ziel erreicht; nichts hielt ihn mehr in den Bergen.
 

Die Monster schienen dies jedoch anders zu sehen, denn sie ließen nicht von im ab und griffen weiterhin heftig an. Irgendwann war er umzingelt und auch seine restlichen MP verbraucht. Er kämpfte weiterhin verbissen, aber seine Situation schien aussichtslos: für jedes Monster, das er erledigte, erschienen zwei weitere. Irgendwann gab er die Hoffnung auf und akzeptierte sein unweigerliches Schicksal. In dem Augenblick wurde ihm bewusst, was er alles verpasst hatte. Obwohl er immer zufrieden mit seinem Job gewesen war, merkte er nun, wie wenig Privatleben dieser ihm gelassen hatte.
 

Mit dieser Erkenntnis kam die Reue, seine Freunde auf Distanz gehalten zu haben. Und Lucrecia... er würde nie erfahren, ob sie seine Gefühle erwiderte. Der Gedanke an die Wissenschaftlerin ließ ihn verbissen weiter kämpfen, egal ob der Ausgang schon von vorneherein feststand, und zwar nicht zu seinen Gunsten.
 

Er erschoss zwei weitere Sonic Speed und wich einem drittem im allerletzten Moment aus. Der vierte aber traf und verpasste ihm eine hässliche Wunde quer über die Brust, die ihn taumeln ließ. Er fasste sich gerade wieder, als das Monster eine weitere Attacke startete, die er zu spät bemerkte. Ihm blieb keine Zeit mehr, auszuweichen und er wappnete sich schon für den kommenden Schmerz. In dem Moment zuckten mehrere Blitze vom Himmel und trafen den Angreifer sowie eine Mehrzahl der umstehenden Monstern. Sie waren augenblicklich tot und verschwanden, eine kleine Menge Gil und ein paar Items zurücklassend.
 

Überrascht sah sich Vincent um und erblickte die Ursache des kleinen Gewittersturms: Sunry Strife war gerade eingetroffen. Obwohl er den Mann nie vorher getroffen hatte, erkannte er ihn aus Aireen's Erzählungen augenblicklich. Was bei der Haarpracht auch nicht sonderlich verwunderte. Aber das war nicht der geeignete Zeitpunkt, über das Aussehen des Blonden nachzudenken. Er hatte noch eine Rechnung mit ein paar Monstern zu begleichen.
 

Selbst zu zweit konnten sich die beiden Männer dem Ansturm an Monstern kaum erwehren, der nur sehr langsam abnahm. Sunry verbrauchte sämtliche MP, indem er einen Zauber nach dem anderen beschwor, während Vincent seiner Cerberus keine Sekunde Ruhe gönnte. Beide trugen noch einige Verletzungen davon, wovon die meisten allerdings problemlos von einem Trank geheilt werden konnten. Nur Vincent hatte es etwas schlimmer erwischt.
 

Als die Monster endlich abzogen, sanken die zwei erschöpft zu Boden, um sich eine wohlverdiente Pause zu gönnen.
 

„Das war wirklich krass. So haben sie sich bisher noch nie benommen“, meinte Sunry und sah sich nachdenklich um, als ob er so eine Antwort auf das eigenartige Verhalten der Monster finden konnte. Vincent schwieg und konzentrierte sich stattdessen auf seine Atmung, die ihm schwerer fiel, als ihm lieb war. Die Verletzung setzte ihm mehr zu, als er sich selbst eingestehen wollte. Das schien auch Sunry aufzufallen, denn er musterte den Turk skeptisch und sein Blick blieb an der Wunde an seiner Brust hängen.
 

„Sieht nicht gut aus. Ein Trank hilft nicht?“ Vincent schüttelte nur stumm den Kopf.
 

„Scheiße. Was anderes hab' ich nicht dabei und meine MP sind auch alle.“ Er dachte einen Augenblick nach, dann erhob er sich ätzend.
 

„Wir sollten zurück und uns die Wunde genauer ansehen. Kannst du gehen?“ Der Turk nickte und quälte sich auf die Beine. Er ging einige schwankende Schritte bis Sunry seufzte und ihn stützte. Vincent war zu erschöpft, um zu protestieren und ließ sich widerwillig helfen. So folgten sie eine Zeit lang schweigend dem Pfad, bis Vincent zögernd das Wort ergriff.
 

„Ich muss dir danken. Ohne dein Eingreifen hätte ich wenig Erfolg gegen die Monster gehabt.“ Er hasste es, eine Schwäche einzugestehen, noch dazu gegenüber einem Fremden. Aber die Dankbarkeit überwog in dem Fall seinen Stolz. Sunry schwieg kurz.
 

„Du gehörst zu den Turks, oder?“, fragte er schließlich. Vincent hob eine Augenbraue. Er konnte sich nicht vorstellen, was sein Job damit zu tun haben könnte. Schließlich nickte er.
 

„Ja.“ Sunry's Blick wurde um einige Grad kühler und er atmete tief ein und aus, um seine Anspannung zu verbergen, die die Antwort Vincent's ausgelöst hatte. Dieser bemerkte sofort, dass das wohl die falsche Antwort gewesen war und beide schwiegen, bis sie endlich den Fuß des Gebirges erreicht hatten. Sunry wollte Richtung Dorf gehen, aber Vincent schüttelte den Kopf.
 

„Die Villa ist näher.“ Der lange Marsch hatte ihn sichtlich erschöpft und er war sich nicht sicher, ob er noch lange durchhalten würde. Sunry sah ihn überrascht an.
 

„Du lebst in der Villa?“ Vincent nickte knapp.
 

„Dann bist du mit Aireen befreundet?“ Die Frage wiederum überraschte Vincent. Was tat das zur Sache? Trotzdem nickte er und schleppte sich weiter. Zum Glück war es nicht mehr allzu weit.
 

„Mmh...“
 

Dann betraten sie die Villa, Aireen zauberte Vitaga auf ihn und Sunry brachte ihn in sein Zimmer. Nach seinem erholsamen Schlaf hatte er dann endlich Zeit, über seine im Angesicht des Todes erlangten Erkenntnisse nachzudenken und den Entschluss zu fassen, von nun an, seine Freundschaften besser zu pflegen. Er seufzte. Zeit, seine Ideen in die Tat umzusetzen. Damit trat er ein.
 

„Aah, Valentine. Sie beehren uns also doch noch mit ihrer Anwesenheit?“ Hojo. Vincent verkniff sich eine bissige Antwort und nickte stattdessen nur. Es war in seinem Interesse, den Wissenschaftler nicht unnötig zu reizen. Zudem hatte er heute anderes im Sinn, als sich mit ihm anzulegen. Hojo schnaubte, ließ ihn dann aber ohne weiteren Kommentar passieren.
 

Er trat ohne zu klopfen in Lucrecia's Arbeitszimmer. Die Wissenschaftlerin stand mit dem Rücken zu ihm und studierte ihre Experimente.
 

„Und? Wie geht es Vincent?“, fragte sie, ohne sich zu ihm umzudrehen. Offensichtlich hielt sie ihn für Aireen.
 

„Gut, danke. Und dir?“ Er musste schmunzeln, als Lucrecia bei seinen Worten zusammenzuckte und zu ihm herumwirbelte, um ihn erstaunt zu mustern.
 

„Vincent!“ Damit stürmte sie auf ihn zu und schloss den überrumpelten Turk in eine feste Umarmung. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht“, nuschelte sie, das Gesicht in seinem Hals vergraben. Er entspannte sich und erwiderte Lucrecia's Umarmung zögerlich.
 

„Mmh. Ich dachte, Aireen hätte dir erklärt, dass es mit gut geht?“ Sie kicherte leise, was ihn ein wenig kitzelte.
 

„Ich dachte, sie wollte mich nur beruhigen.“ Er schwieg. Noch immer hielt sie in fest und auch er machte keine Anstalten, die Umarmung zu lösen. Lucrecia war es, die nach einer Weile seufzend einen Schritt zurücktrat, um ihn ansehen zu können.
 

„Was ist passiert?“ Er verzog das Gesicht. Lucrecia würde alles andere als glücklich über seine tollkühne Eskapade sein. Sich innerlich schon auf ihre Schimpftirade einstellend, begann er mit seiner Erzählung.
 

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Aireen stellte den letzten Teller zurück in den Schrank und lächelte zufrieden. Ihre Arbeit für heute war erledigt. Wie angenommen, war es nicht viel gewesen. So blieben ihr noch drei Stunden, bis Sunry sie abholen würde. Ein leichter, roter Schimmer bedeckte ihre Wangen bei dem Gedanken an den kecken Blondschopf. Er würde sie sicher wieder mit seinen Sprüchen in Verlegenheit bringen. Trotzdem freute sie sich auf den Ausflug. Sie mochte es, Zeit mit ihm zu verbringen. Seine nie endende gute Laune war einfach ansteckend.
 

Fröhlich summend machte sie sich an die Zubereitung des Mittagessens. Kochen war eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen,daher sah sie es auch nicht als Arbeit an. Zu ihrem Leidwesen war sie keine sonderlich talentierte Köchin, aber monatelanges Üben und die stahlharten Nerven von Vincent und Lucrecia hatten zu einer deutlichen Verbesserung der Mahlzeiten geführt.
 

Als nach einer guten halben Stunde das Essen friedlich vor sich hin kochte, hatte Aireen auch schon nichts mehr weiter zu tun als auf ihre Mitbewohner zu warten, die ungewöhnlich spät dran waren. Beide waren normalerweise überaus pünktlich, aber heute schienen sie die Zeit vergessen zu haben. °Was die wohl treiben...° Dann schlich sich ein Grinsen auf ihr Gesicht. °Vielleicht will ich es gar nicht so genau wissen...°
 

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Lucrecia sah ihn mit geweiteten Augen an. Vincent hatte ihr gerade seinen Ausflug in die Nibelberge geschildert und die Wissenschaftlerin schien zu geschockt, um im ersten Augenblick auch nur ein Wort hervorzubringen. Zu seinem Verdruss hielt dieser Zustand allerdings nicht lange an.
 

„Vincent Valentine! Das war wohl das dümmste, was du je getan hast!“, zeterte sie auch schon drauf los und er zog den Kopf ein. Mit einer wütenden Wissenschaftlerin war nicht zu spaßen, da war es sicherer, ihre Standpauke wortlos zu ertragen. Doch Lucrecia schien nicht in der Stimmung, ihm eine lange Strafpredigt zu halten, denn ihre nächsten Worten waren schon wieder erstaunlich ruhig.
 

„Ich bin nur froh, dass es dir gut geht“, meinte sie leise und seufzte. Dann sah sie in streng an.
 

„Versprich mir, dass du mir nie wieder so einen Schrecken einjagst!“ Es war klar, dass der beherrschte Gesichtsausdruck Lucrecia's nur eine Fassade war, die ihre Angst um ihn verbergen sollte. Zudem war Vincent das leichte Zittern ihrer gespielt strengen Stimme nicht entgangen. Und obwohl es ihm nicht behagte, der Wissenschaftlerin ein solches Versprechen zu geben, wollte er sie doch irgendwie beruhigen und nickte. Sie lächelte erleichtert.
 

„Danke, Vincent.“ Ein Lächeln umspielte auch seine Lippen. Er konnte es einfach nicht verantworten, der Grund für ihren Kummer zu sein. Er wollte derjenige sein, der sie zum Lachen brachte. Und er würde um sie kämpfen.
 

„Wir sollten jetzt hoch gehen. Aireen wird schon mit dem Mittagessen auf uns warten. Und du wirst sicher hungrig sein.“ Wieder nickte er und hielt Lucrecia die Tür auf, die lächelnd hindurch trat und auf ihn wartete. Zu seiner freudigen Überraschung hakte sie sich dann bei ihm ein und gemeinsam gingen sie zur Tür. Bevor sie das Arbeitszimmer verließen, erhaschte Vincent noch einen flüchtigen Blick auf Hojo, der ihnen rasend vor Wut nachsah. Er schmunzelte.
 

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Das Mittagessen war ungewöhnlich ausgelassen, wenn man die Ereignisse des Morgens und vor allem die Spannung des gestrigen Abends bedachte. Lucrecia war einfach froh, dass noch einmal alles gut ausgegangen war und Vincent weniger abweisend als sonst zu sein schien. Vincent's Nahtod-Erfahrung führte dazu, dass er wesentlich lockerer als sonst war und die Gesellschaft seiner Freunde genoss und Aireen freute sich auf ihren freien Mittag, den sie mit Sunry verbringen würde. Natürlich entging Lucrecia das nicht.
 

„Hat deine gute Laune einen bestimmten Grund, Aireen?“, fragte sie neugierig und auch Vincent blickte zu ihr. Sie hatte ganz vergessen, den beiden von ihrer Verabredung zu erzählen.
 

„Nun ja... ich mache heute Mittag einen kleinen Ausflug.“ Als sie Vincent's skeptischen Blick bemerkte, beeilte sie sich hinzuzufügen:
 

„Ich bin nicht allein, keine Sorge.“ Der Turk hob fragend eine Augenbraue. Lucrecia hingegen verstand sofort und grinste schelmisch.
 

„Du triffst dich mit diesem Sunry?“ Aireen nickte verlegen und Lucrecia's Grinsen wurde nur noch breiter.
 

„Ein Date. Wie reizend!“ Die Studentin lief augenblicklich puterrot an und schüttelte schnell den Kopf.
 

„Nein nein, nur ein Treffen unter Freunden. Mehr nicht!“ Lucrecia ließ sich von ihren Protesten nicht beirren und grinste sie weiterhin wissend an. Sogar Vincent konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
 

„Für dich vielleicht. Aber denkt Sunry das Gleiche?“, meinte er unschuldig und Aireen sah ihn entsetzt an.
 

„Nicht du auch, Vincent!“ Er lächelte nur verschmitzt und sie ließ den Kopf hängen.
 

„Zwei gegen einen ist nicht fair!“ Lucrecia lächelte entschuldigend.
 

„Wir freuen uns einfach für dich. Ein bisschen Abwechslung tut dir sicher gut. Es kann einfach nicht gesund sein, den ganzen Tag isoliert in dieser Villa zu hocken.“ Da konnte Aireen ihr nur zustimmen. Allzu interessant war es wirklich nicht, vor allem, da sie nicht viel Gesellschaft hatte, wo Vincent und Lucrecia doch den größten Teil des Tages im Keller verbrachten.
 

„Viel Spaß! Und amüsier' dich!“, meinte Lucrecia noch, bevor sie gefolgt von Vincent die Küche verließ. Munter machte sie sich an den Abwasch, zuversichtlich, dass der Mittag mit Sunry unterhaltsam werden würde.
 

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Nervös ging Aireen auf und ab und warf alle paar Sekunden einen Blick auf ihre Uhr. In fünf Minuten würde er sie abholen. Wenn er pünktlich war. Aber was, wenn etwas dazwischen kam? Vielleicht griff ein Monster ihn an und – entschieden schüttelte sie den Kopf. Nein, es war alles in Ordnung. Sunry konnte sich sehr gut selbst verteidigen, sie musste sich gar keine Sorgen machen.
 

Sie schlenderte hinüber zu dem großen Wandspiegel, der gleich neben dem Eingang zu ihrer Putzkammer stand und musterte ihr Spiegelbild kritisch. Sie hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht, verschiedene Outfits anzuprobieren, um sie dann wieder frustriert wegzulegen. Zu schick, zu schlampig, zu rot, zu farblos... So hatte sie sich eine Zeit lang gequält, bis sie sich kurz entschlossen einfach die erstbeste Jeans und einen dicken, schwarzen Pulli gegriffen und angezogen hatte.
 

°Für einen Spaziergang wird’s reichen. Es ist schließlich kein Date oder so°, hatte sie sich eingeredet. Nun aber zweifelte sie, ob sie nicht vielleicht doch etwas anderes hätte anziehen sollen...
 

„Aireen?“ Erschrocken wirbelte sie herum und erblickte Sunry, der grinsend in der Tür stand und ihr zuwinkte. Lachend winkte sie zurück und eilte zu ihm.
 

„Bereit?“ Aireen nickte und gemeinsam verließen sie die Villa und schlenderten den Weg entlang. Eine Weile schwiegen sie, bis Aireen das Wort ergriff.
 

„Uhm, Sunry?“ Er neigte den Kopf, als Zeichen, dass er zuhörte.
 

„Wohin genau gehen wir eigentlich?“ Er grinste.
 

„Lass dich überraschen!“ Sie verzog das Gesicht, was Sunry natürlich sofort auffiel.
 

„Es wird dir garantiert gefallen, keine Sorge!“ Die Studentin nickte nur und grübelte, was er wohl geplant hatte.
 

„Wie geht es eigentlich dem Turk?“
 

„Vincent ist schon wieder putzmunter.“ Dann musterte sie ihn ernst.
 

„Wie geht es eigentlich dir?“, fragte sie besorgt und musterte ihn gründlich.
 

„Gut, danke. Ich bin etwas glimpflicher davon gekommen als dein Freund. Nichts, was ein Trank nicht wieder in Ordnung bringen konnte.“ Sie nickte, beruhigt. In der ganzen Aufregung hatte sie Sunry's Verfassung kaum Beachtung geschenkt, was ihr im Nachhinein ein schlechtes Gewissen bereitet hatte.
 

„Dein Auftritt mit dem Vitaga Spruch war im Übrigen äußerst beeindruckend. Da hab' ich wohl der richtigen eine Materia gegeben, was?“, meinte er lachend und Aireen nickte verlegen.
 

Den Rest des Weges legten sie munter über belanglose Dinge plaudernd zurück. Sunry führte sie zum Dorf, durch den danebenliegenden Wald (wobei Aireen ganz froh über seine Anwesenheit war – Raijin und Fujin waren noch zu frisch in ihre Erinnerung eingebrannt) und schließlich zu der dahinter liegenden Wiese, wo sie auch sogleich seine Überraschung entdeckte: eine Decke und ein gut gefüllter Picknick Korb.
 

„Ich hoffe, du hast noch Hunger?“ Aireen strahlte ihn an und nickte begeistert. Sie liebte Picknicks! Und nicht einmal das etwas kalte Wetter konnte ihr da die Stimmung vermiesen.
 

Eine Weile aßen sie schweigend während Aireen von allem kostete. Falls Sunry alles selbst zubereitet hatte, war er ein begnadeter Koch, denn es war köstlich. Da störte sie es gar nicht, dass sie erst vor knapp zwei Stunden zu Mittag gegessen hatte...
 

„Mir scheint die Überraschung gelungen zu sein“, meinte Sunry schmunzelnd, als beide fertig gespeist hatten und sich Aireen mit einem zufriedenen Seufzer ihre Gabel zurückgelegt hatte. Sie nickte enthusiastisch und grinste breit.
 

„Ich liebe Picknicks! Und das Essen war einfach nur köstlich. Hast du das alles allein zubereitet?“ Er nickte stolz und grinste.
 

„Jup, das war ich. Freut mich, dass es dir geschmeckt hat.“ Wieder schwiegen beide kurz, dann ergriff Aireen das Wort.
 

„Ich hab' mich gefragt...“ Sie zögerte, nicht sicher, wie sie die Frage formulieren sollte. Sunry nickte ihr auffordernd zu.
 

„Wie hast du Vincent eigentlich gefunden? Das Nibelgebirge ist nicht unbedingt für seine schönen Spazierwege bekannt.“ Lachend schüttelte er den Kopf.
 

„Nein, das ist es bestimmt nicht. Du willst also wissen, was ich dort getrieben habe?“ Sie nickte. Er verschränkte die Arme hinterm Kopf und holte tief Luft.
 

„Nun, erst einmal musst du wissen, wie ich mir meinen Lebensunterhalt verdiene. Ich bin Materiahunter.“ Aireen runzelte die Stirn. Materiahunter? Davon hatte sie noch nie gehört.
 

„Im Prinzip töte ich Monster um meine Materias auf Master zu bringen und sie dann für viel Geld zu verscherbeln“, erklärte er und sie nickte. Das klang logisch.
 

„Und da die Materias im Nibelgebirge am schnellsten leveln, verbringe ich dort entsprechend viel Zeit. Ich bin dem Turk während der Jagd über den Weg gelaufen.“ Dann grinste er sie an.
 

„Deine Feuer-Materia ist übrigens frisch reproduziert; ich hab' sie am selben Tag gemastert, an dem ich dich getroffen habe.“ Aireen dachte darüber nach. °Dann dauert es noch eine halbe Ewigkeit, bis ich sie endlich auflevele...° Dann fiel ihr noch etwas anderes ein.
 

„Aber wenn du mir die frische Materia gegeben und die gemasterte verkauft hast, fehlt dir doch jetzt eine Feuer Materia, oder nicht?“ Er schüttelte den Kopf.
 

„Keine Sorge, ich hab' noch eine. Meine selteneren Materias würd' ich dir nicht so leichtfertig überlassen“, meinte er zwinkernd. Dann musterte er sie.
 

„Darf ich dich jetzt ein paar Sachen fragen?“ Aireen nickte.
 

„Du bist noch nicht lange hier in Nibelheim, oder? Ich hab' dich vorher nie hier gesehen.“
 

„Erst seit einem halben Jahr. Aber du scheinst selbst erst seit kurzem hier zu sein...?“ Er nickte.
 

„Ich war lange auf Reisen. Jetzt mach' ich erst mal 'ne Pause und bleib etwas hier. Urlaub, sozusagen“, erklärte er. Aireen legte die Stirn in Falten. Sie konnte sich eine ganze Reihe schönerer Urlaubsorte vorstellen als Nibelheim. Costa del Sol zum Beispiel. Da war es zumindest wärmer.
 

„Wieso Nibelheim? Es gibt sicher bessere Plätze, um seinen Urlaub zu verbringen“, tat sie ihrer Meinung kund. Sunry lächelte.
 

„Mmh... vielleicht. Aber Nibelheim hatte schon immer einen unerklärlichen Reiz auf mich. Ich mag das Dörfchen einfach.“
 

„Wie lange wirst du hier bleiben?“ Er blickte sie an und lächelte spöttisch.
 

„Angst, ich würde einfach verschwinden?“ Sie errötete und schüttelte schnell den Kopf, aber er lachte nur.
 

„Keine Sorge, so schnell wirst du mich nicht wieder los. Frühstens im März nächsten Jahres, wenn es wieder etwas wärmer wird. Eher später, wenn die Gesellschaft schon so angenehm ist“, meinte er keck und Aireen rollte die Augen. °Er ist und bleibt ein unverbesserlicher Aufreißer...°
 

Die Zeit verging wie im Flug. Sie plauderten, scherzten und lachten um die Wette. Sunry erzählte ihr von seinen vielen Abenteuern (von denen sie allerdings nicht mal die Hälfte glaubte) und Aireen wiederum gab zögerlich Auskunft über ihr Leben in der Shinra-Villa, wobei sie darauf bedacht war, das Thema ihrer Ankunft in Gaia zu vermeiden.
 

Schließlich blickte Sunry auf und hob erstaunt eine Augenbraue.
 

„Huch, schon so spät. Wir sollten uns besser auf den Rückweg machen, bevor die Nacht komplett hereinbricht.“ Aireen schauderte bei dem Gedanken, den Wald in der Dunkelheit zu durchqueren. Einmal hatte ihr vollkommen gereicht. So schnell würde sie ihre Begegnung mit den Kalm Wölfen nicht mehr vergessen. Sunry deutete ihr Schaudern falsch.
 

„Ist dir kalt?“, fragte er besorgt und legte ihr einen Arm um die Schultern. Sie schüttelte den Kopf und lächelte. Sie fühlte sich sicher in seiner Gegenwart, als ob kein Monster der Welt ihr etwas anhaben könnte. Er ließ sie los, um die Reste ihres Picknicks einzupacken, und sie war etwas enttäuscht, ließ sich aber nichts anmerken und half ihm stattdessen beim einpacken.
 

Es wurde langsam aber sicher dunkel, als sie sich schließlich auf den Rückweg machten. In der Dämmerung des Waldes fiel es Aireen schwer, dem unebenen Weg zu folgen und sie stolperte. Natürlich bemerkte Sunry dies und griff kurz entschlossen nach ihrer Hand um sie zu führen. Sie kam nicht umhin zu bemerken, wie rau sich seine Hand anfühlte, was sicher vom vielen Kämpfen herrührte. Trotzdem war sie angenehm warm und sein Griff sanft, beruhigend. Sie errötete und schüttelte den Kopf, was Sunry einen fragenden Blick entlockte. Sie lächelte nur und versuchte sich, auf den Weg zu konzentrieren.
 

Mit dem Einbruch der Nacht erreichten sie die Shinra Villa. Sunry hatte auch nach dem Verlassen des Waldes weiterhin ihre Hand gehalten und Aireen hatte nicht protestiert. Nun löste er den Griff widerwillig. Er räusperte sich.
 

„Uhm... es war ein toller Nachmittag.“ Sein Ringen nach Worten überraschte sie. Normalerweise sprach er ohne nachzudenken, und meist auch ohne Unterbrechung.
 

„Ja, es hat richtig Spaß gemacht“, stimmte sie ihm zu, verlegen grinsend und er strahlte sie an, alle Unsicherheit vergessen.
 

„Wann willst du mich wieder sehen?“, fragte er kokett und zwinkerte ihr zu. Sie rollte die Augen und seufzte. °Selbstbewusster Idiot.° Trotzdem war sie dem Gedanken, ihn wiederzusehen, alles andere als abgeneigt.
 

„Ich weiß leider noch nicht, wann ich wieder Zeit habe“, meinte sie mürrisch. Die Hausarbeit konnte sie soweit planen, aber die endlosen Extra-Wünsche Hojo's waren unberechenbar.
 

„Mmh... Was hältst du davon, wenn ich am Sonntag einfach vorbeikomme? Liegt eh auf dem Weg zu den Nibelbergen.“ Sie lächelte, froh, dass eine Lösung gefunden war.
 

„Wieder um drei?“ Er nickte.
 

„Was auch immer du willst, Kleines. Wir sehen uns!“ Grinsend winkte er noch einmal, drehte sich um und verschwand schnellen Schrittes in der Dunkelheit. Sie blickte ihm finster hinterher. °Ich geb' ihm gleich ein Kleines.° Seufzend betrat sie die Villa und schloss die Tür hinter sich.
 

„Und? Wie war's? Wo wart ihr und was habt ihr gemacht?!“, rief auch schon eine aufgeregte Lucrecia und kam auf sie zugelaufen. Aireen musterte sie argwöhnisch.
 

„Hast du auf eine Ankunft gelauert?“ Sie blickte ertappt zu Boden und Vincent, der neben sie getreten war, lachte leise.
 

„Lass sie doch reinkommen bevor du sie mit Fragen bedrängst.“ Aireen warf ihm einen dankbaren Blick zu und wandte sich an die schmollende Wissenschaftlerin.
 

„Es war toll, wir waren auf der Wiese vor Nibelheim, picknicken.“ Lucrecia gluckste.
 

„Wann seht ihr euch wieder?“
 

„Wer sagt, dass wir uns wiedersehen?“, fragte sie unschuldig und Lucrecia verzog das Gesicht.
 

„Ich bitte dich, Aireen, sei keine Närrin. Deine Vorfreude auf ein Wiedersehen ist fast körperlich zu spüren!“ Wieder einmal errötete sie bis unter die Haarspitzen und sah weg.
 

„Sonntag, um drei“, nuschelte sie und Lucrecia seufzte enttäuscht.
 

„Das sind noch vier Tage!“ Aireen runzelte die Stirn. Wieso war sie erpicht auf ihr nächstes Treffen? Hilfe suchend sah blickte sie zu Vincent, der die Augen rollte.
 

„Du wirst ihn schon noch früh genug kennen lernen, Lucrecia“, meinte er beschwichtigend und Aireen gluckste, als sie verstand. Die Wissenschaftlerin war die einzige, die Sunry noch nicht getroffen hatte, und sie war hoffnungslos neugierig. Sie legte ihr aufmunternd einen Arm um die Schultern.
 

„Ich werd' ihn dir am Sonntag vorstellen, ja?“ Ihr strahlendes Lächeln war Antwort genug und Aireen grinste zufrieden.
 

„Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigt, würde ich mich gerne duschen und umziehen gehen...“ Damit lief sie hoch zu ihrem Zimmer. Bevor sie im Bad verschwand, warf sie noch einen Blick auf ihren Wecker. ° Kurz nach sieben. Also noch drei Stunden, bevor ich Hojo einen Besuch abstatten muss.° Seufzend stellte sie die Temperatur ihrer Dusche auf kalt.
 

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Unentschlossen lag Aireen's Hand auf der Türklinke zu Hojo's Arbeitszimmer. Es war zehn Uhr und sie wusste, dass der Wissenschaftler es hasste, wenn sie zu spät kam. Und trotzdem zögerte sie. Gab es wirklich keine andere Möglichkeit, als die Experimente über sich ergehen zu lassen? Wenn sie genauer darüber nachdachte, würde Sunry ihr sicher etwas Geld leihen, damit sie aus Nibelheim verschwinden konnte. Möglicherweise würde er sie sogar begleiten. Sie trat einen halben Schritt zurück. Es wäre soviel einfacherer zu flüchten....
 

Sie schüttelte den Kopf. °Nein. Ich kann Vinc und Lu nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Sie sind meine Freunde!° Entschlossen öffnete sie die Tür und trat hinein. Sie würde tun, was sie konnte, um sie zu schützen. Was waren schon ein paar Experimente?
 

„Aah, Ms. Ceylan. Bereit für eine weitere Makoinjektion?“ Sie erschauerte, als sie die Spritze mit dem giftig grünen Inhalt erblickte und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Ob ihre Angst vor Spritzen oder vor Mako überwog, konnte sie in dem Moment nicht sagen.
 

Hojo schüttelte den Kopf und trat mit einem Lächeln, das er wohl für beruhigend hielt, auf sie zu.
 

„Es wird nur kurz weh tun, keine Sorge...“ Das beruhigte sie nicht im Geringsten. Ihr Atem kam in schnellen Stößen und ihr Herz raste, während sie verzweifelt versuchte gegen ihre Panik zu kämpfen, die sie zu übermannen drohte. Hojo hielt inne und musterte sie nachdenklich.
 

„Vielleicht sollten Sie sich besser hinlegen, Ms. Ceylan. Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?“ Seine Worte lenkten sie erfolgreich von ihrer Angst ab. Geschockt blickte sie an. Seit wann kümmerte Hojo sich um ihr Wohlbefinden? Ein aalglattes Lächeln umspielte seine Lippen, als er die Spritze in seinem Umhang verschwinden ließ und sich an die Vorbereitung einen Kaffees machte, während sich Aireen auf der bereitstehenden Liege niederließ und ihn misstrauisch beobachtete. °Wahrscheinlich wartete er nur darauf, dass meine Wachsamkeit abnimmt...°
 

„So, Ms. Ceylan, wie fühlen Sie sich?“, fragte er und reichte ihr den Kaffee, den sie vorsichtig schlürfte, als ob er vergiftet sein könnte. Wer wusste das schon bei Hojo?
 

„Eigentlich gut.“ Er hob eine Augenbraue und wartete darauf, dass sie fort fuhr. Ihr war klar, was er mit seiner Frage eigentlich gemeint hatte.
 

„Meine gesteigerte Kondition scheint beständig zu bleiben und ich bin weniger müde.“ Hojo nickte und notierte sich das Gesagte. Sie zögerte kurz, bevor sie fortfuhr.
 

„Mir fällt der Umgang mit Materia sehr leicht und ich regeneriere überdurchschnittlich schnell MP.“ Der Wissenschaftler blickte überrascht auf. Das war ihm anscheinend neu. Er musterte sie eine Weile ernst, dann nickte er.
 

„Mako scheint also nicht nur die DNA zu verändern, sonder auch die mentale Verbindung von Körper und Materia. Höchst interessant...“, murmelte er, so dass Aireen seine Wort kaum verstand. Wahrscheinlich waren sie auch nicht an sie gerichtet gewesen. Trotzdem war sie neugierig und wollte gerade eine Frage stellte, als Hojo seine Mako Spritze zückte. Das ließ sie sofort verstummen.
 

„Halten Sie still“, befahl er, als er die Spritze ansetzte. Aireen kniff die Augen zusammen und hielt die Luft an. Aber der stechende Schmerz, den sie erwartete, blieb aus. Sie spürte den Stich kaum, und das Mako gab eine angenehme Wärme ab, als es sich langsam in ihrem Körper verteilte. Nichts

im Vergleich zu der Höllenqual, die sie beim ersten Mal empfunden hatte.
 

Sie öffnete die Augen wieder, als sie sicher war, dass sich Hojo samt Spritze entfernt hatte. Ihr Blick fiel sofort auf die Einstichstelle, die schon am Verheilen war. Verwundert beobachtete sie, wie sich die Wunde innerhalb von ein paar Sekunden schloss und nicht einmal eine Narbe zurück ließ.
 

„Irgendwelche Veränderungen?“ Sie horchte einen Augenblick in sich hinein bevor sie antwortete.
 

„Die gleichen wie beim letzten Mal, nur schwächer.“ Er nickte und entließ sie mit einer Handbewegung zur Tür. °Ich fühl' mich, als ob ich ein paar Energy Drinks zu viel getrunken hätte... Der Schlaf wird heute wohl nicht leicht kommen°, dachte sie mürrisch und stieg die Treppe zu den Quartieren hoch. Seufzend ließ sie sich auf ihr Bett fallen und starrte die Decke an. °Was für ein Tag...°



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Haschkeks
2009-08-25T15:45:21+00:00 25.08.2009 17:45
YAY! Ein neues Kapitel! Ich freu mich diebisch...auch wenn ich´s ziemlich verpennt hab..sry.

Intermenschliche Beziehungen! Wir machen Fortschritte. Das wär doch ma für Hojo ein interesantes Projekt. Wie verändert eine Stunde allein mit Lucrecia meinen Leibwächter.

Wow. Sogar umarmen kann sie ihn. Wir werden immer besser.
Sunry ist irgentwie...selbstbewusst XD

Also nich das es schlecht wär^^

Soo. Vincent ist über seinen Schatten gesprungen.
Ich wünschte er hätte das im Spiel auch getan...schade
Von:  elcah
2009-07-31T21:59:17+00:00 31.07.2009 23:59
Aaaah da is ja ein neues Kapitel =D! Ging diesmal ja echt fix! Alle Achtung!

Ah jetzt weiß ich was du mit dem OOC bei Vincent meintest.... aber ich fand schon arg süß wie er sich da bei Aireen entschuldigt, Ohhh und als sie ihn umaramt das war so hammer niedlich *__*!! Wieso soll er denn nicht mal über seinen Schatten springen, is doch okay!

Irgendwie war ein toller Satz... ah ja der hier: “... vor allem, da sie nicht viel Gesellschaft hatte, wo Vincent und Lucrecia doch den größten Teil des Tages im Keller verbrachten.”
Oh man, im Keller! Das klingt so..... so... traurig xD!

Oh und ich fand das DATE (jawohl, und wie) auch ganz toll! Wobei mich mal interessiern würd was er ihr da für Märchen erzählt hat xD
Ich mag den Sunry übrigens richtig gern, gut das du den eingebaut hast! Vor allem auch was er so von "auf Master bringen" und "Leveln" erzählt, müsste Aireen ja irgendwie vertraut vorkommen xD


Hm.. Aber ich mach mir langsam Sorgen um Aireen, wegen dem Mako und so ._.” Hoffentlich.. Erleidet sie keine bleibenden Schäden oder so..

Bin schon gespannt aufs nächste Kapitel =D!!


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