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Manchmal liebt man das, was man doch hasst...

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Kapitel 2 : Ae Fond Kiss

Hidan gähnte noch einmal, streckte sich ausgiebig, richtete sich dann etwas auf, indem er sich auf seinen Ellenbogen abstützte und rieb sich verschlafen über die Augen. An sich hatte er wunderbar geschlafen, doch als er daran dachte, was ihm heute noch bevorstand hatte sich seine ansatzweise gute Laune auch schon wieder verflüchtigt. Mit einem kurzen Blick auf die Digitalanzeige seines Weckers stellte er zufrieden fest, dass er wenigstens früh genug aufgewacht war, um den Tag in aller Ruhe beginnen zu lassen, bevor sein sogenannter Termin anstand. Wobei der Tag bei ihm heute um sechzehn Uhr nachmittags anfing.

Leise murrend schwang der Weißhaarige die Beine aus dem Bett, kramte schnell eine frische Shorts aus seiner Kommode und zog sich diese über. Schlürfenden Schrittes trat er aus dem Zimmer und steuerte auf die Gemeinschaftsküche zu. Er hasste es jeden morgen zuerst dorthin rennen zu müssen, um seinen heißgeliebten Kaffee zu bekommen. Dass Pein auch nicht die Weitsicht besessen hatte, in jedes Zimmer auch eine kleine Küche einzubauen, als er dieses Haus hatte bauen lassen, wunderte den jungen Stricher geradezu, dachte der Zuhälter doch sonst an jeglichen noch so unwichtigen Müll.

Als er die Küche betrat grüßte er den jüngeren Suigetsu, der bereits am Tisch saß, eine Zeitung las und dabei Kaffee trank, mit einem etwas genervten Kopfnicken. Es war doch jeden Morgen das Gleiche, immer war jemand da, nie hatte man seine Ruhe.

„Hidan, verdammt!“, riss ihn auf einmal die maulende Stimme des Jüngeren aus seinen Gedanken. „Es reicht, dass deine Freier diesen Anblick ertragen müssen! Also tu meinen Augen einen Gefallen und zieh dir das nächste Mal wenigstens noch eine Hose an!“, fügte der kleinere Weißhaarige spottend an, verzog seine Lippen zu einem hämischen Grinsen.

„Halt bloß dein Maul, Kleiner!“, kam es leise aber drohend von dem Älteren, er warf seinem Kollegen, wenn man es denn so nennen wollte, einen vernichtenden Blick aus seinen violetten Augen zu, schnappte sich dann die Kaffeekanne und eine Tasse. Wenn er es recht bedachte, war es doch gar nicht so schlecht, so eine Gemeinschaftsküche zu haben, so musste er sich seinen Kaffee wenigstens nicht selber kochen. Gerade wollte er die Küche mit der erbeuteten Kanne verlassen, als Suigetsu ihn aufhielt.

„Hey! Es reicht ja wohl, dass ich dir erlaube, etwas von dem Kaffee zu nehmen, den ich gekocht habe, also lass wenigstens die Kanne hier!“, beschwerte sich der Jüngere lauthals.

Hidan drehte sich noch einmal langsam zu dem Anderen um, sah mit Genugtuung, dass dessen dummes Grinsen endlich mal verschwunden war und grinste selbst dafür umso breiter.

„Ich denke nicht daran, du kleine Kröte!“, kam es nun belustigt über die Lippen des Älteren. „Außerdem schuldest du mir noch was für diese schamlose Beleidigung eben!“, erklärend hob er die Kanne etwas und rief noch ein, „Danke dir!“, während er lachend den Flur entlang zu seinem Zimmer ging. Dort ließ er sich erst einmal erneut seufzend auf sein Bett sinken, hatte die Kanne und die Tasse vorher auf einem kleinen Nachtschränkchen vor seinem Bett abgestellt, und starrte an die Decke.

Wie oft hatte er jetzt schon versucht einigermaßen mit den anderen Strichern zurechtzukommen? Wie oft war er daran gescheitert? Und wie oft hatte es in heftigen Streitereien geendet? Oft genug, dass er es inzwischen aufgegeben hatte. Er kam einfach nicht mit den Anderen klar und sie nicht mit ihm. Schon gar nicht fand er unter ihnen jemanden, der so war wie sein Nii-chan, der so war wie Kisame. Er vermisste den Älteren, der immer auf ihn aufgepasst hatte, der immer für ihn da gewesen war und doch wusste er, dass sie sich wohl nie wieder sehen würden. Zuerst einmal lebten sie beide jetzt in völlig verschiedenen Welten und er wollte, unter anderem um jeden Preis verhindern, dass Kisame etwas von seinem Deal mit Pein erfuhr, er wollte nicht, dass sich der Hoshigaki Sorgen machte, sich am Ende vielleicht sogar noch Vorwürfe machte. Ein zynisches Lächeln umspielte kurz die Lippen des jungen Strichers. Wie oft hatte er sich schon gewünscht, dass dieser Alptraum endlich ein Ende hatte? Wie oft hatte er sich ausgemalt wie sein normales Leben, zusammen mit Kisame, aussehen würde? Wie oft hatte er überlegt zu fliehen und unterzutauchen? Genauso oft, wie er hatte feststellen müssen, dass es zwecklos war, dass es keinen Sinn hatte, solange er nicht wollte, dass seinem Nii-chan etwas passierte.

Nur mühsam riss sich der Weißhaarige von diesen Gedanken und den Erinnerungen an seinen besten Freund, an den wichtigsten Menschen, den er je in seinem Leben gehabt hatte, wieder los und richtete sich auf. Mit einem Zug leerte er schließlich die Kaffeetasse und erhob sich wieder vom Bett, schnappte sich noch schnell das Handtuch, das immer noch auf diesem lag und ging ins Bad.

Hidan stützte sich auf dem Waschbecken ab, hatte sich leicht vorgebeugt und betrachtete sein Spiegelbild. Sein helles Haar hing ihm strähnig ins Gesicht, war in der Nacht in völlige Unordnung geraten, seine hellen Augen blitzen trotzig auf, versuchten krampfhaft den Schmerz zu verbergen, der sich in sie eingebrannt hatte, den man nur bemerkte, wenn man wirklich genau hinsah. Aber in diesem Gewerbe sah niemand genau hin, zu seinem Glück und seiner Erleichterung.

Trotzdem er eigentlich erst vor ein paar Stunden geduscht hatte, stieg er noch einmal in die Kabine, genoss aufs Neue den wunderbar warmen Wasserstrahl, konnte endlich mal wieder abschalten und dachte nicht über irgendwelches, unnützes Zeug nach. Er wusste eigentlich nicht wirklich warum, aber seit er vor fünf Jahren hier her gekommen war, hatte er angefangen das Duschen wirklich zu genießen, hatte angefangen stellenweise fast eine ganze Stunde unter der Dusche zu stehen. Warum eigentlich? Vielleicht weil er nur hier wirklich Ruhe hatte, wirkliche Privatsphäre, weil hier ein Ort war, an den nicht mal seine Freier gelangten?

Ein leises Seufzen war noch zu hören, dann stoppte das Rauschen des Wassers, als der junge Stricher an dem Hahn drehte und kurz darauf wieder aus der Kabine stieg.
 

Seine restliche freie Zeit hatte er so verbracht wie immer, darauf wartend, dass sie endete und seine Schicht begann. Er ließ sich immer viel Zeit, wenn er sich zurechtmachte und dennoch hatte er meist noch viel zu viel davon übrig und wusste nicht, was er damit anfangen sollte. Was hätte er auch schon noch groß tun sollen? Sich zu den anderen Strichern zu setzten war definitiv nicht nach seinem Geschmack, konnten die Meisten von ihnen ihn eh nicht leiden. Und was blieb dann schon, wenn man in ein Gebäude eingesperrt war, das man nur zu bestimmten Terminen und nur in Begleitung seiner Freier verlassen dürfte? Sitzen und warten, mehr konnte er nicht tun.

Ein weiteres Mal fielen die violetten Augen auf die Uhr an der Wand, beobachteten gelangweilt, wie die Zeiger unendlich langsam vorwärts krochen und sich kaum zu bewegen schienen. Etwas entnervt erhob sich Hidan von der Bettkante und ging zu dem großen Spiegel, der an der Rückseite der Tür angebracht war.

Er hatte sein weißes Haar wie immer in akribischer Kleinarbeit und mithilfe von viel Haargel nach hinten gelegt, wieder trug er eine auf der Hüfte sitzende, schwarze Hose, sodass man die Schriftzeichen „Ame“ gut erkennen konnte, die in seine Haut eintätowiert waren. Doch heute trug er nicht, wie üblich, seine schwarze, kurze Felljacke sondern hatte sich für ein schlichtes, violettes Hemd entscheiden, dass sich nur um wenige Nuancen von seiner Augenfarbe unterschied, hatte zudem die obersten fünf Knöpfe offen gelassen, sodass man einen Großteil seiner Brust ausmachen konnte. Hidan legte sein übliches, breites Grinsen auf, dem niemand anmerkte, dass es künstlich und erzwungen war.

Doch der junge Stricher betrachtete sich nur kurz im Spiegel, drehte sich dann um und setzte sich wieder auf sein Bett, um weiter zu warten, das Lächeln war längst wieder von seinen Lippen verschwunden. Hidan war gerade wieder kurz davor in seine Gedanken abzudriften, als es an seiner Tür klopfte und diese kurz darauf geöffnet wurde.

„Bist du fertig?“, schnauzte Zetsu ihm genervt entgegen, „Dann beweg deinen Arsch zu Pein-sama ins Büro!“ Anscheinend hatte das Schoßhündchen des Bosses heute ausnahmsweise nicht so eine beschissen gute Laune, wie sonst immer, wenn es daran ging andere zu traktieren. Der Weißhaarige nickte lediglich, erhob sich dann und trat an dem Größeren vorbei hinaus auf den Gang, folgte diesem dann eben so stumm zu dem Büro seines Zuhälters.

Oben angekommen klopfte Zetsu gegen das dunkle Holz der Tür, wartete höflich einige Sekunden ehe er den Raum betrat und sich dann sofort an seinen angestammten Platz in einer dunklen Ecke des Zimmers verzog. Hidan trat wenige Sekunden später über die Schwelle. Inzwischen zierte wieder sein überlegenes Grinsen seine Lippen, inzwischen blitzten seine violetten Augen wieder trotzig auf.

„Hidan, das ist Taki-sama.“, Pein wies auf den schwarzhaarigen Mann, der vor seinem Schreibtisch stand und den Stricher mit regungsloser Mine musterte. „Er ist dein heutiger Kunde, also vergiss nicht, was ich dir heute Morgen erklärt habe!“, in den ungewöhnlichen Augen des Orangehaarigen lag eine stumme Drohung, die wohl wirksamer war als jedes geschriene Wort.

Dennoch achtete der Weißhaarige kaum darauf, seine Augen hafteten an dem Schwarzhaarigen, musterten diesen interessiert. Anscheinend war dieser Taki ein genauso reicher Sack, wie all die Anderen die ihn buchten, aber wenigstens schien er um einiges jünger zu sein, was die Sache fast schon wieder angenehm machte. Ihm waren als erstes die ungewöhnlich dunklen Augen seines Kunden aufgefallen, ebenso wie der auffällige Grünstich, den diese hatten. Ja, heute konnte vielleicht wirklich noch eine interessante Nacht werden, denn wenn man genau hinsah, konnte man den breiten und muskulösen Körperbau des Schwarzhaarigen unter dessen Anzug erahnen.

„Jaja, Alterchen! Ich werd´s schon nicht vergessen!“, erklärte Hidan dann in seinem üblichen respektlosen Ton an Pein gewandt und grinste diesem unverschämt ins Gesicht. Fast schien es als hätte er die Demütigung vom heutigen Morgen schon wieder vergessen. Er wandte sich um, wollte aus dem Büro zu treten, als er eine schwere Hand auf seiner Schulter spürte. Abrupt wandte er den Kopf um und wollte sich soeben beschweren, als er in die dunklen Augen des Takis blickte, die ihn bedrohlich musterten.

„Ich gehe zuerst und du wirst mir folgen, klar?“, knurrte der Schwarzhaarige nur und ging dann an dem Kleineren vorbei, ohne auf dessen Antwort zu warten. Dieser schaute dem Anzugträger nur etwas verdattert hinterher. Bisher hatten die Machtspielchen mit seinen Kunden erst begonnen, wenn sie im Bett waren und dass dieser Kerl meinte von vorneherein den Überlegenen spielen zu müssen, ärgerte ihn irgendwie. Doch dann stahl sich ein vorfreudiges Grinsen auf die Lippen des Weißhaarigen. So oder so würde er heute wohl auf seine Kosten kommen, denn anscheinend war dieser Typ irgendwie anders als seine bisherigen Freier und so folgte er diesem ohne weiteren Kommentar die Treppen hinab und aus dem Haus hinaus.

Ein anerkennendes Pfeifen war zu hören, als Hidan sah auf was für ein Auto der Schwarzhaarige zusteuerte. Ein nachtschwarzer Mercedes CLS-Klasse Coupé mit ebenso schwarzen feingliedrigen Felgen. Kurz konnte der Weißhaarige einen Blick auf die silberne Autobezeichnung am Heck des Wagens werfen und er musste sich stark zusammenreißen, dass ihm nicht einfach der Mund offen stehen blieb. Ein CLS 63 AMG, das hieß 8 Zylinder, geballte 514 PS, 250km/h Spitze und von Null auf Hundert in knappen 4.5 Sekunden. Seine hellen, violetten Augen blitzten kurz auf, als er zu seinem Freier sah, der so eben dieses Prachtstück von einem Auto aufschloss.

„Ein bisschen protzig für die Stadt, meinst du nicht auch?“, kam es etwas hämisch von dem jungen Stricher, als er in den Wagen einstieg. Sogar im Innenraum war alles vom Feinsten, eindeutig keine Serienausstattung! So eine Karre fuhr ja nicht mal sein Zuhälter und Pein machte immerhin ein verdammt gutes Geschäft in dieser Stadt! Sein Kommentar brachte ihm nur einen finsteren Blick von dem Taki ein, der selbst den Weißhaarigen kurz erschaudern ließ.

Kakuzu selbst wusste inzwischen kaum noch, wie es dazu gekommen war, dass er überhaupt zu diesem Bordell gefahren war, aber nun war es so und jetzt hatte er eben diesen etwas nervigen Typen am Hals. Zwar musste er zugeben, dass der Junge doch anziehender auf ihn wirkte, als er zu erst angenommen hatte, was wohl nicht zu letzt an den hellen, ungewöhnlich violetten Augen lag, die den Schwarzhaarigen irgendwie in ihren Bann zogen, doch die große Klappe des Jüngeren ging ihm doch wesentlich gegen den Strich.

„Für dich immer noch ´Sie´ und was für ein Auto ich fahre ist meine Privatsache, also halt dein loses Mundwerk!“, kam es etwas harsch von dem Firmenboss, als er schließlich den Motor startete, das Gaspedal durchdrückte und in die beginnende Nacht hineinraste. Er liebte den Rausch der Geschwindigkeit und hatte nicht umsonst einen 514PS-Motor in das Fahrzeug einbauen lassen.

Hidan konnte sich den beißenden Kommentar, der ihm auf der Zunge lag, gerade noch verkneifen, konnte aber weder das trotzige Funkeln in seinen Augen und das abfällige Schnauben unterdrücken. Er konnte es auf den Tod nicht leiden, wenn man ihn zurechtwies oder ihn darauf hinwies, dass er der Unterlegene war, denn das wusste er selbst nur zu gut. Trotz allem verlief die Fahrt quer durch die Stadt recht ruhig, zum Einen kamen sie schnell voran, denn alleine der Stern auf der Motorhaube reichte aus, um sich auf der Straße Respekt zu verschaffen und zum Anderen war die Stadt für den frühen Freitag Abend noch relativ leer, was sich wohl aber bald ändern würde, wenn die ganzen Nachtclubs ihre Türen öffneten.

Der schwarze Mercedes hielt vor einem hohen, typisch neumodischen Gebäude. Viel Glas, viel Stahl, wenig ansprechend und seltsam steril. Eigentlich konnte Hidan nicht wirklich sagen wieso, aber er mochte diese Bauweise nicht, wirkte sie ihm doch meistens einfach nur viel zu kühl und unpersönlich, etwas was nun so gar nicht zu seinem Wesen passte. Wenige Augenblicke später folgte er dem Älteren tonlos nach drinnen, stieg mit diesem in den Fahrstuhl und beobachtete wie die Zahlen auf der Anzeige immer höher kletterten. Immer noch herrschte Schweigen zwischen den beiden ungleichen Männern und der Weißhaarige revidierte seine Vermutung, dass dieser Abend noch interessant werden würde. Ihm entwich ein leises Seufzen, was zum Glück von der kleinen Glocke des Aufzuges übertönt wurde, als der Fahrstuhl in der gewünschten Etage hielt. Der dreiundzwanzigste Stock, hier befanden sich lediglich drei Türen zu den jeweiligen Apartments. Der Schwarzhaarige steuerte auf die dunkelgrüne Tür ganz links zu, die sich durch nichts von den anderen unterschied, abgesehen von dem Namen auf den Klingelschildern.

Natürlich schritt Kakuzu wieder als Erster über die Schwelle und wieder folgte der Kleinere ihm wortlos. Nachdem Hidan aus seinen Schuhen geschlüpft war, wandte er sich um und bemerkte den stechenden Blick des Älteren, der auf ihm ruhte. Irgendetwas war in diesem Blick, irgendetwas war an diesen Augen besonders, doch noch ehe der junge Stricher dieses ´etwas´ ergründen konnte, wandte sich der Taki auch schon um und bedeutete dem Weißhaarigen, ihm zu folgen. Und hätte der Firmenboss ihn nicht geführt, so hätte er sich wohl hoffnungslos in dessen Wohnung verlaufen! Das Apartment war riesig, viel zu groß für eine einzelne Person, allerdings war es ebenso steril und unpersönlich eingerichtet, wie auch die Fassade dieses Hauses gestaltet war, nichts hier schien auf die Persönlichkeit, den Stil oder Charakter des Schwarzhaarigen hinzuweisen. Die Meinung des jungen Strichers, dass sein neuer Freier allem Anschein nach eine mehr als langweilige Person war verhärtete sich zusehends. Hidan blieb im Türrahmen zum Wohnzimmer stehen, lehnte sich gegen diesen und verschränkte locker die Arme vor seiner Brust und beobachtete seinen Freier dabei, wie er zwei kleine Gläser mit bernsteinfarbenen Whisky füllte. Ein schmales Grinsen zierte seine Lippen, denn Alkohol war immer gut. Anscheinend hatte der Ältere bemerkt, dass er an der Tür stehen geblieben war und sah ihn nun an, schien mit seinen Augen musternd über den Körper des Kleineren zu gleiten.

„Sag mal, wie alt bist du eigentlich?“, fragte der Taki auf einmal etwas misstrauisch, hob dabei skeptisch eine Augenbraue, ließ aber sonst keine Regung in seinem Gesicht oder seinen Augen erkennen.

„Siebzehn. Wieso?“, der Weißhaarige zuckte mit den Schultern, schien sichtlich verwirrt über die Frage des Älteren. So etwas fragte man ihn normalerweise eher selten, denn die meisten Freier waren froh, wenn sie nicht wussten, dass er noch minderjährig war und sie ja so auch ihr Gewissen rein hielten, denn sie konnten ja nicht für etwas bestraft werden, was sie nicht wussten. So glaubten die Meisten zumindest.

Den Schwarzhaarigen schien das alles weniger zu kümmern, seine einzige Reaktion bestand darin, das zweite, noch leere, Glas wieder in den Schrank zurück zu stellen und sich mit seinem Whiskyglas auf die Couch zu setzten. Hidan runzelte kurz die Stirn. Dieser Typ war wirklich mehr als eigenartig, irgendwie erschien er dem Stricher etwas gleichgültig und desinteressiert, zumal man in dessen dunklen Augen nicht die geringsten Gefühle ausmachen konnte. Schnell verscheuchte er diese Gedanken und stieß sich lässig vom Türrahmen ab, folgte dem Beispiel des Älteren und setzte sich neben diesen auf die Couch. Er konnte dem Drang nicht widerstehen den Anderen aus seinen violetten Augen zu mustern. Jetzt wo der Taki sein Jackett ausgezogen hatte und den Schlips gelockert hatte, konnte man noch deutlicher die Konturen von dessen muskulöser Statur ausmachen.

„Was starrst du so?“, holte ihn eine tiefe Stimme etwas unfreundlich aus seinen Gedanken, kurz blickte der Weißhaarige seinen Gegenüber wütend – über dessen harsche Frage – an, doch dann besann er sich wieder und setzte ein triviales Grinsen auf, von dem man nicht sagen konnte ob es nun freundlich oder spöttisch war.

„Verzeihen Sie mir, Taki-sama.“, säuselte der Weißhaarige, stützte dann seine Arme auf dem Polster der Couch ab und beugte sich leicht zu dem Älteren herüber. „Aber ich denke, dass ich das gleich wieder gut machen werde.“, erklärte er dann, ließ seine hellen Augen dabei vorfreudig funkeln.

„Ach? Glaubst du wirklich?“, Kakuzu schenkte dem Jüngeren einen abschätzenden Blick, verzog dann abfällig seine Lippe. „Ich glaube kaum, dass gerade du dazu in der Lage sein wirst, dass ich so eine Unverschämtheit schnell wieder vergesse!“, die Stimme des Takis klang bei seinen Worten kalt und gleichgültig, doch in den dunklen Augen blitzte kurzzeitig so etwas wie Interesse auf. Er hatte vorhin immerhin erlebt, was für eine große Klappe der Weißhaarige zu haben schien, als dieser mit seinem Zuhälter gesprochen hatte, als wäre dieser irgendein alter Greis, vor dem man keine Angst zu haben brauchte und so kaufte er dem Kleineren diese eigenartige Nummer vom unterwürfigen Stricher kein bisschen ab. Der Firmenboss hatte schon immer eine gute Menschenkenntnis besessen und Hidan sah er fast schon an der Nasenspitze an, dass mit diesem etwas nicht stimmte, dass dieser mehr schauspielerte als so mancher Filmstar. Und gerade da lag sein plötzlich erwachtes Interesse, es interessierte ihn, wie es hinter der Fassade aussah, wie der Junge wohl wirklich war. Bei seinen Angestellten schaffte er so etwas spielend mit etwas Einschüchterung und ein paar Drohungen, sodass es fast schon langweilig wurde, da war der Kleine wirklich eine willkommene Abwechslung.

Hidan sah seinen Freier unterdessen etwas entrückt an. Was sollte das denn jetzt? Wenn dieser Typ glaubte, dass er nicht gut genug war, warum hatte er ihn dann gebucht, warum hatte er ihn mitgenommen? Gerade als der Weißhaarige zu einer Erwiderung ansetzten wollte hob der Taki seine Hand und befahl dem Jüngeren so zu schweigen. Nur mühsam schluckte der junge Stricher sein patzigen Kommentar hinunter.

„Damit das von vorneherein klar ist, diese ganze Geschichte hier hat mein Geschäftspartner in die Wege geleitet, ich habe damit nichts zu tun.“, erläuterte der Schwarzhaarige immer noch in einem mehr als desinteressiertem Tonfall, musterte den Kleineren noch einmal abschätzig, „Aber wir werden uns wohl mit den gegebenen Bedingungen arrangieren müssen, ich lasse ungern schon bezahltes einfach ungenutzt!“

Hidan öffnete seinen Mund, schloss ihn dann wieder, ohne, dass ein Ton über seine Lippen gekommen war, in seinen violetten Augen spiegelte sich die pure Ungläubigkeit. So etwas war ihm noch nie passiert! Noch nie hatte ein Freier sich so geziert oder gar bezweifelt, dass er gut war! Noch nie war er solch einer Schmach ausgesetzt gewesen! Was bildete sich dieser arrogante, reiche Schnösel eigentlich ein? Hatte der Typ nicht mehr alle Tassen im Schrank? Ruckartig stand der Junge auf, funkelte den Älteren wütend an.

„Ich glaube bei dir ist ne Schraube locker! Du hast sie doch nicht mehr alle, du Idiot“, fauchte Hidan den Taki an, vergas dabei den Anderen zu siezen, vergas darüber auch, was ihm blühte, wenn sein Zuhälter je hiervon erfahren würde. „Ich gehe jetzt!“, knurrte er nur noch zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, um die Situation nicht noch zu verschlimmern. Als er sich umwandte und aus dem Zimmer stürmen wollte, spürte er wieder die schwere Hand, die ihm diesmal aber am Oberarm gepackt hielt und ihn daran hinderte sein vorhaben zu Gehen in die Tat umzusetzen. Noch wütender wirbelte er herum, wollte den Größeren gerade anschreien, dass dieser ihn gefälligst los zu lassen habe, doch dann stockte er, als er den Anflug eines schmalen Lächelns auf den Lippen des Firmenbosses sah. Was war denn auf einmal mit dem los?

„Achso du willst gehen, ja?“, kam es – für Kakuzus Verhältnisse – fast schon amüsiert über dessen Lippen und er lies dabei den Blick seiner dunklen Augen über den jungen Stricher wandern. „In dem Aufzug?“, ein abfälliges Schnalzen ertönte, „Ich würde sagen auf dem Weg durch die ganze Stadt dürfte dir etwas kalt werden, meinst du nicht auch?“

Wenn es überhaupt möglich war, so wurden die violetten Augen noch eine Nuance dunkler, funkelten den Älteren noch eine Spur finsterer an. Sicherlich trug er ein langärmliges Hemd und eine lange Hose, dennoch würde es wohl auf dem vermutlich stundenlangen Rückweg empfindlich kühl werden und er würde Pein erklären müssen, warum sein Freier ihn nich brachte und vor allem, warum dieser nie wieder Kunde dieses Bordells sein würde. Kurz biss er sich auf die Unterlippe. Pein war hier und jetzt erst einmal nebensächlich!

„Das geht dich einen Scheißdreck an, du Wichser!“, schnauzte er den Schwarzhaarigen ungehalten an, es war einfach aus ihm herausgeplatzt, ohne, dass er es hatte verhindern können, und er versuchte sich aus dem festen Griff des Größeren zu befreien.

Erfolglos, denn dieser packte den Weißhaarigen nun auch noch am anderen Arm und ließ diesem so keine Chance zur Flucht. Leicht beugte sich der Taki zu dem Jüngeren hinab, nun war das amüsierte Lächeln auf dessen Lippen schon fast deutlich zu sehen.

„So gefällst du mir schon besser, als wenn du mir hier irgendeine Schmierenkomödie vorführst! Auch wenn wir noch an deiner Wortwahl arbeiten müssen.“, mit jedem Wort war Kakuzu dem Kleineren ein Stückchen näher gekommen, sodass sich nun fast ihre Nasenspitzen berührten. Er fand den Jungen definitiv interessant. Ob er seine Position wohl noch ein bisschen weiter ausreizen konnte?

Hidan versuchte sich erneut gegen den festen Griff zur Wehr zusetzten, hatte aber gegen den Größeren und anscheinend ja auch Stärkeren einfach keine Chance. Kurz blitzte leichte Unsicherheit in seinen hellen Augen auf, als der Schwarzhaarige ihm immer näher kam. Was wurde das? Was wollte dieser Typ denn jetzt eigentlich von ihm? Er hatte keine Zeit mehr groß über das Warum und Wieso nach zudenken, denn kaum einen Augenblick später, spürte er die Lippen seines Gegenübers auf seinen Eigenen. Die violetten Augen weiteten sich erstaunt, sahen fast schon erschrocken in das entspannte Gesicht des Älteren, als Hidan sich versteifte.

Pein hatte ihnen strickt verboten ihre Freier zu küssen, hielt Küsse für Gefühlsduselei, die in ihrem Job nichts zu suchen hatten und nur für Probleme sorgten und bisher hatte der Weißhaarige seine Kunden auch immer gewissenhaft darauf hingewiesen, dass sie das sein lassen sollten. Zumal es ihm auch immer gelegen gekommen war, denn bisher war ihm Küssen immer unangenehm gewesen, bisher hatte er es immer als irgendwie widerlich und vor allem unnütz empfunden. Bisher.

Jetzt spürte er, wie die erstaunlich weichen Lippen des Takis auf seinen lagen, spürte, wie diese sich sanft gegeneinander bewegten, spürte wie Kakuzus Zunge fast schon zärtlich über seine Unterlippe strich. Wie von selbst schienen sich seine Lider zu senken, wie von selbst schien sich Hidan zu entspannen und wie von selbst ließ er den Kuss zu, erwiderte diesen anfangs noch zögerlich und irgendwann immer inniger und leidenschaftlicher. Der Weißhaarige konnte sich ein leises Seufzen nicht verkneifen, es fühlte sich so unverhofft gut an. Aber warum gerade jetzt? Warum waren ihm die Küsse, die seine bisherigen Freier ihm versucht hatten zu geben immer so ekelhaft erschienen? Warum genoss er auf einmal gerade diesen Kuss? Schnell verscheuchte der junge Stricher jegliche Gedanken aus seinem Kopf, wollte jetzt einfach nur den Moment genießen und voll auskosten, denn ungewöhnlicher Weise spürte er, wie ihm die Hitze in die Lenden stieg, wie ihm langsam heißer wurde, wie er langsam mehr wollte und diesmal war nichts von all dem Gespielt, dieses eine Mal waren seine Empfindungen echt und seltsam intensiv.

Was Hidan allerdings nicht wusste, war, dass der Firmenboss eigentlich ganz genau über Peins verbot bescheit wusste und den Kleineren eigentlich nur geküsst hatte, um dessen Reaktionen noch etwas mehr auszureizen, diesen einfach noch etwas zu provozieren. In keinem Fall hätte er damit gerechnet, dass der Jüngere darauf einging! Und dennoch konnte Kakuzu nicht verleugnen, das es ihm ebenso gefiel, dass er es ebenso genoss, wo auch er Küssen eigentlich immer für sinnlose Zeitverschwendung gehalten hatte…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kakuzulein
2008-11-02T20:12:37+00:00 02.11.2008 21:12
Tolles Kapitel^^
*schnell bei 4 weiter les*


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