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Sackgassenlabyrinth

Wenn Neji sein Gedächtnis verliert... (NejiTen)
von

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Gedächtnisverlust

Neji öffnete träge die Augen und sein Kopf hämmerte schmerzhaft. Die dröhnenden Kopfschmerzen raubten ihm den Verstand.

Er richtete sich auf, rieb sich die Stirn und sah sich im spärlich eingerichteten Raum um. Wo war er?

Der braunhaarige Junge durchquerte den Raum und war überrascht, als sich die Tür problemlos öffnete, als er die Klinke betätigte. Da er sich immer noch in Schlafsachen befand und offensichtlich nicht in Gefangenschaft war, entschloss er sich anzuziehen und dieses Zimmer zu verlassen. Etwas zog ihn zu einem bestimmten Ort, doch den Grund wusste er nicht. Vielleicht würde er dort eine Antwort bekommen…
 

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„Du bist spät“, sagte ein braunhaariges Mädchen überrascht, als sie ihn sah.

„Du hast auf mich gewartet?“ Genauso viel Überraschung wie bei ihr, war auch in seiner Stimme zu hören.

„Natürlich. Wir wollten doch zusammen trainieren. Lee und Gai-sensei rennen wieder quer durch Konoha.“

Etwas sagte ihm, dass er diesem Mädchen vertrauen konnte. Er wusste nicht, was es war, doch sie schien ihn zu kennen und zu verstehen. Auf wundersame Weise war er durch ihre bloße Anwesenheit erleichtert und fühlte sich geborgen, denn sie strahlte eine gewisse Wärme aus.

„Lee, Gai-sensei?“, fragte er irritiert. Dass diese Stadt Konoha hieß war zu simpel um hinterfragt zu werden. Seinen Verstand besaß er noch und dass die beiden durch das Dorf rannten, war nur logisch.

„Du kennst die beiden doch“, murmelte sie und schüttelte den Kopf. „Niemand kann sie aufhalten.“

„Natürlich“, murmelte er nur und tat, als ob er seinen Scharfsinn noch besaß. „Und du bist meine Freundin, oder?“

Er fragte dies, weil er diese Vertrautheit immer mehr spürte, etwas schien die beiden zu verbinden, er wusste nur nicht was.

Das Mädchen, das anscheinend nicht mit so einer Frage gerechnet hatte, erstarrte für einige Sekunden, fand sich aber schnell wieder. „Wohl kaum.“

„Aber du wärst es gerne?“

„Neji, bitte“, murmelte sie nur und schüttelte abermals den Kopf.

„Neji? Wer ist das?“

Sie sah ihn missbillig an. „Ähm, das ist dein Name.“

„Gut zu wissen“, antwortet er und schlug mit der einen Faust in die flache Hand.

„Alles in Ordnung mit dir?“

„Natürlich.“

Plötzlich war tosendes Gebrüll zu hören und zwei Männer in grünen Anzügen rannten auf die zwei zu.

„Wer-?“ Doch es war zu spät für weitere Fragen, denn die Männer in Grün standen direkt neben ihm.

„Na, meine beiden Schüler?“, sagte der größere der beiden und grinste. „Steht ihr in der Blüte eurer Jugend?“

„Ja“, antworte Neji automatisch und bekam prompt einen irritierten Blick des Mädchens.

„Tenten“, sagte der Mann, der offensichtlich nicht mit Nejis Antwort gerechnet hatte. „Alles in Ordnung?“

„Ich denke, dass mit Neji etwas nicht stimmt“, murmelte sie leise und nachdenklich. „Aber ich habe schon eine Idee, wie wir testen können, ob er nicht den Verstand verloren hat.“
 

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Neji stand in der Mitte des Kreises, der aus Tenten und den beiden Männern bestand.

„Gai-sensei will dich etwas fragen“, sagte sie.

Er wusste nicht, wieso sie einen Kreis um ihn bildeten, wahrscheinlich wollten sie ihn aufhalten, wenn er flüchten wollte, denn sie standen alle in Kampfposition.

„Ich habe ein Geschenk für dich“, sagte Gai und machte eine dramatische Pause. Plötzlich zog er einen grünen Anzug hervor, dem seiner glich und grinste breit. „Für dich, mein junger Schüler.“

„Ähm, danke“, sagte Neji und nahm das Geschenk entgegen.

„Er hat eindeutig den Verstand verloren“, murmelte Tenten entrüstet.

„Neji“, versuchte Gai wieder seine Aufmerksamkeit zu bekommen. „Was ist heute Morgen passiert?“

„Ich weiß es nicht. Ich bin heute Morgen aufgewacht und war in einem Raum, aber nicht eingesperrt und etwas zog mich zu diesem Platz.“

„Interessant“, murmelte Gai. „Du hast offensichtlich schlecht geträumt.“

„Gai-sensei“, mischte sich Tenten ein. „Ich denke eher, dass Neji sein Gedächtnis verloren hat.“

„Das wäre mein zweiter Vorschlag gewesen.“

„Natürlich“, murmelte sie ironisch. „Neji kannte mich nicht mehr und seinen Namen kannte er auch nicht. Das lässt nur die Tatsache offen, dass er das vergessen hat. Hattest du noch etwas Ungewöhnliches gespürt, Neji?“

„Ich weiß es nicht, aber da waren diese Kopfschmerzen.“

„Ich hab es“, brüllte Gai. „Neji hat gestern offensichtlich sein Hirn weggesoffen.“

„Das glaub ich nicht“, sagte Lee.

„Ich auch nicht“, stimmte Tenten zu. „Vielleicht haben die Kopfschmerzen nichts mit den Verlust seines Gedächtnisses zu tun.“

„Was weißt du denn alles noch, Neji?“, fragte Lee.

„Ich kannte nur noch diesen Ort.“

Gai packte Tenten an die Schultern und zerrte sie vor sich. „Aber an unsere kleine Tenten erinnerst du dich noch, oder?“

„Nein, leider nicht. Ich wusste nur, dass ich ihr vertrauen kann.“

„Wie schade. Und dabei brennt das Feuer der Liebe in euch!“

„Gai-sensei“, zischte das Mädchen aufgebracht.

„Unsere Tenten würde es zwar nie zugeben, aber sie liebt dich unendlich.“

„Ach wirklich?“, fragte Neji überrascht.

Gai und Lee nickten eifrig. „Und du liebst sie auch“, sagte Lee grinsend.

„Ach so.“ Neji blickte zu Tenten, die ihn unbeholfen ansah. „Wie weit sind wir denn schon gegangen? Hatten wir… du weißt schon?“

„Nein!“, sagte das Mädchen entsetzt. „Wir hatten noch gar nichts miteinander.“

„Ihr seid noch am Anfang eurer Beziehung“, meinte Lee und tätschelte freundschaftlich Nejis Schulter.

„Neji. Bitte glaube ihnen nicht. Und ihr beide“ Sie sah böse zu Lee und Gai. „Hört auf ihn so durcheinander zu bringen. Er hat es schon schwer genug.“

„Magst du mich denn nicht?“, fragte Neji murmelnd.

„Ähm.“ Sie suchte scheinbar nach den richtigen Worten und zögerte.

„Du bist niedlich, wenn du verlegen bist“, sagte Neji und lächelte umwerfend.

„Neji, du bist echt seltsam. So kenn ich dich gar nicht.“ Tenten sah ihn entsetzt an und sah dann zu ihrem Sensei. „Ich denke, wir sollten uns erst mal Gedanken über dein fehlendes Gedächtnis machen.“

„Also los“, brüllte Gai und hob seinen Daumen. „Die Mission ‚Findet Nejis Gedächtnis‘ kann beginnen.“

„Das kann ja heiter werden“, murmelte Tenten und seufzte…

Bya- was?

Etwas unsicher, ob es überhaupt etwas nützen würde seinen Sensei um Rat zu fragen, ging Neji neben diesen her. Die Straßen von Konoha waren belebt, doch sie hatten genug Freiraum, um nicht belauscht zu werden. Es war auch nichts Ungewöhnliches die Vier zusammen zu sehen, da sie ja ein Team bildeten.

„Mein junger Schüler“, redete der Sensei munter drauflos. „Ich bin mir sicher, dass wir dein Gedächtnis finden, wenn wir nur gut genug danach suchen.“

„Ich bin nicht sicher, ob es etwas bringt, wenn wir zu viert an derselben Stelle suchen“, sagte Neji langsam und sah zu Gai, der mittlerweile die Mentorrolle für ihn übernommen hat.

„Ich lasse dich nicht mit Gai allein“, sagte Tenten, die dicht neben ihm lief. „Nachher färbt noch was ab.“

Neji nickte verständnisvoll. Er hatte natürlich sofort verstanden, dass das Mädchen nur in seiner Nähe sein wollte. „Und warum kommt Lee mit?“

„Weil ich dich nicht mit Gai-sensei alleine lassen will. Vielleicht färbt etwas von dir bei ihm ab.“

„Danke, dass du dir Sorgen um mich magst“, seufzte Gai übertrieben gespielt. „Und du, Tenten, deine Sorgen sind unbegründet.“

„Davon will ich mich lieber selbst überzeugen, schließlich glaubt Neji ja auch, dass wir beide verliebt sind.“

„Sind wir nicht?“, fragte Neji irritiert. „Aber ich dachte –“

„Nein, egal was Gai sagt, es stimmt nicht.“

„Und ich sage, dass die Sonne im Moment scheint“, sagte ihr Sensei lauter als gemusst.

„Da hat er Recht“, erwiderte Neji und sah zum Himmel. „Die Sonne scheint wirklich.“

„Das war jetzt auch keine Kunst das hervor zusagen, oder? Aber die Liebesgeschichte mit uns stimmt nicht.“

„Aber sie kann wahr werden“, mischte sich Gai aufmunternd ein.

„Gai-sensei, ich denke nicht, dass Neji und ich in diesem Leben zusammenkommen werden.“

„Warum nicht?“, fragte Neji und wirkte wie ein kleines Kind.

Sie bereute anscheinend, dass sie so etwas gesagt hatte und schüttelte den Kopf. „Weil es nicht soweit kommen wird.“

Plötzlich warf sich Neji auf die Knie und nahm ihre Hand. „Tenten, allerliebste Tenten, willst du meine Freundin sein?“, fragte er übertrieben laut und küsste ihren Handrücken.

„Das ist mein Schüler“, kam als Randkommentar von Gai und er kämpfte mit den Tränen.

„Ähm, nein, Neji.“

„Aber wieso nicht? Ich dachte, wir lieben uns.“

„Aber du bist gruseligerweise wie ein zweiter Gai-sensei. Ich denke, dass es eine schlechte Wahl war, ihn um Rat zu fragen.“

„Dann hilfst du mir.“

„Meinetwegen“, sagte Tenten gelassen.

„Aber nur, wenn du meine Freundin wirst.“

„Okay, aber nur für diese Zeit. Und bitte steht wieder auf.“

„Danke, Tenten.“ Er sprang auf und umarmte seine neue Freundin stürmisch.

Sie löste sich aus seiner Umarmung. „Aber bevor wir damit anfangen, müssen wir erst mal den kleinen Gai-sensei aus dir holen.“

„Findest du nicht gut, dass ich so bin?“

„Ich mochte den anderen Neji mehr.“

„Ich bin der Ansicht“, mischte sich Gai wieder ein. „dass es nicht schaden kann, wenn er etwas von meinem Charme hat. Immerhin seit ihr deswegen nun ein Paar.“

„Wir sind kein –“

„Aber Tenten“, sagte Lee. „Ihr seid doch zusammen.“

„Nur bis er sein Gedächtnis wieder hat.“

„Das ist mehr Zeit als genug, um dich davon zu überzeugen. Dass du Neji liebst.“

„Aber –“

„Kein Aber! Lee und ich werden und im Norden der Stadt aufhalten und ihr in diesem. Frage: ‚Wo war Neji gestern Abend?! ‘“

„Auf geht’s“, schrie Lee hyperaktiv und rannte mir Gai in Richtung Norden.
 

Tenten sah zu Neji und seufzte erleichtert. „Aber bevor wir diese Fragerunde starten, möchte ich erst, dass du ansatzweise so wirst wie früher. Würde das gehen?“

„Ich werde mein Möglichstes tun“, versprach er und lächelte.

Sie erwiderte sein Lächeln und war dankbar, dass er auf so einen Deal einging.

„Aktiviere bitte mal dein Byakugan“, sagte sie ruhig.

„Bya- was?“

Tentens Augen weiteten sich entsetzt. „Dein Byakugan, dein Blutserbe.“

„Ich wüsste nicht wie.“

„Ähm.“ Sie zögerte und schien zu überlegen. „Dann müssen wir zuerst zum Hyuuga-Anwesen und Hinata fragen, ob sie uns helfen kann.“

„Hyuuga? Wer ist das?“

„Hyuuga ist dein Clan, deine Familie. Du hast wirklich alles vergessen, oder?“

„Und Hinata?“, fragte er, ohne weiter auf ihre Frage einzugehen.

„Deine Cousine. Ein wirklich liebes Mädchen.“

„Wenn du das sagst.“

„Natürlich. Aber wir sollten erst mal zum Anwesen gehen und sie suchen. Vorher ist es sinnlos nach Anhaltspunkten zu gestern Abend zu suchen.“

Sie ging voraus und Neji folgte ihr. Er nahm automatisch ihre Hand und spürte, wie sie leicht zusammenzuckte.

„Was ist?“, fragte er irritiert.

„Nichts, nichts“, murmelte sie und wandte den Blick ab. Neji sah noch, dass sie eine leichte Rötung auf den Wangen hatte.

Händchenhaltend und schweigend gingen sie zum Hyuuga-Anwesen…

Erblicher Instinkt

Tenten ging schweigend neben Neji her, der einen unheimlichen verblödeten Blick aufgesetzt hatte, der zu ihm eigentlich nicht passte.

Sie fragte sich, wie er sich wohl fühlen würde, völlig hilflos und ahnungslos, mit nur einer Person die er anscheinend trauen konnte. Sie hatte gespürt, dass sie die einzige Vertrauensperson für ihn war, schon allein, weil er ihre Hand hielt und in ihrer Nähe sein wollte.

Neji schien sich wirklich nicht an das Anwesen zu erinnern, denn sein Blick ging ziellos hin und her und sein Kopf drehte sich orientierungslos in jede Richtung.

Tenten kannte sich auch nicht allzu gut hier aus, denn sie war stets in seiner Begleitung wenn sie an diesem Ort war. Doch nun kannte sich selbst Neji nicht mehr aus und sie konnte nur hoffen, dass sie zufällig Hinata begegnete. Die Wahrscheinlichkeit sie auf diesem großen Anwesen auf Anhieb zu finden war zwar gering, doch völlig unverhofft tauchte das gesuchte Mädchen auf. Ihre langen Haare wehten auf eine beruhigende Weise im Wind und als sie die beiden erblickte, hellte sich ihr Gesichtsausdruck auf.

„Hallo ihr zwei“, begrüßte sie sie und ihr Blick schweifte zu ihren Händen, jedoch sagte sie nichts dazu.

„Hallo Hinata“, sagte Tenten.

Plötzlich löste Neji seine Hand von ihrer und trat vor um Hinatas Hand aufgeregt zu schütteln.

„Du musst Hinata sein“, sagte er und schüttelte weiter. „Schön dich kennen zu lernen.“

„Äh“, begann diese sichtlich verwundert, doch Tenten unterbrach sie.

„Wir müssen mir dir reden. Allein.“
 

Hinatas Zimmer war hübsch eingerichtet. Ein kleiner Tisch bildete das Zentrum des Raumes um den sich die drei auf den Boden setzten.

„Wollt ihr einen Tee trinken?“, fragte sie des Anstandshalber.

„Nein, danke“, lehnte Tenten höflich ab.

„Ich würde gerne einen haben“, mischte sich Neji ein.

„Wirklich?“, fragte Hinata ungläubig.

„Wir haben keine Zeit für Tee“, murmelte Tenten und spielte nervös mit dem Zipfel der Tischdecke. „Wir haben ein Problem.“

„Bist du schwanger?“

„Nein!“, sagte sie entsetzt und sah Hinata schockiert an. „Ich kann dir nicht mehr sagen, als ich weiß. Ich wollte dich eigentlich etwas fragen, da dies vielleicht das Problem lösen würde.“

„Dann frag ruhig“, sagte sie mit einer beruhigenden Art in der Stimme.

„Wie erlernt man das Byakugan?“

Hinata hatte offensichtlich mit allem gerechnet, aber damit nicht. „Das Byakugan erlernen?“, wiederholte sie. „Nun, Tenten, du kannst es nur verwenden, wenn du das Erbe des Hyuuga-Clan hast.“

„Ich will es doch nicht lernen.“

„Wer dann?“

Tenten deutete auf Neji, der gerade damit beschäftigt war die Blumen auf der Tischdecke zu zählen und sich überhaupt nicht am Gespräch beteiligte.

„Ich versteh nicht“, sagte sie schließlich.

„Es ist simpel. Neji hat sein Gedächtnis verloren.“

„Was?“, schrie Hinata förmlich auf.

Tenten zuckte zusammen, da sie nicht so einen lauten Tonfall von Hinata gewohnt war.

„Tut mir leid“, murmelte diese und wurde etwas leiser. „Wie ist das passiert?“

„Wir wissen es nicht. Neji hat heute zum Training und wusste scheinbar nichts mehr, noch nicht mal seinen Namen. Wir forschen nun nach, was geschehen ist und wie wir es rückgängig machen könnten. Lee und Gai fragen die Dorfbewohner wo Neji gestern Abend war.“

„Und deswegen willst du wissen, wie er das Byakugan aktivieren kann.“

„Genau. Sowas verlernt man nicht, aber er wusste gar nicht, was ich mit Byakugan meinte.“

„Aber erlernen kann man es auch nicht. Es ist ein Instinkt.“

„Dann ist es also unmöglich, dass Neji es wieder erlernt?“

„Ich denke schon, aber wir hatten noch nie so einen Fall, also kann es durchaus möglich sein. Wir können es ja versuchen.“

„Danke Hinata.“
 

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Er bemerkte den ernsten Blick von Hinata und versuchte es ihr gleich zu tun, kam sich aber ziemlich albern vor.

Plötzlich veränderten sich ihre Augen, wurden fester und stärker und die Adern ringsum traten vor. Vor Erschütterung und Bewunderung zuckte er zusammen.

„Du musst deine ganze Kraft sammeln“, murmelte sie hochkonzentriert.

„Ich versuch es doch“, zischte Neji.

„Sammel dein Chakra.“

Er ersparte sich die Frage was sie damit meinte, weil er nicht wollte das Tenten sich noch mehr sorgte. Natürlich hatte er bemerkt wie erschüttert und enttäuscht sie war, als er sich nicht mehr an sein Erbe erinnern konnte. Er sah sie aus dem Augenwinkel und fragte sich, wieso sie so ein ernstes Gesicht machte. Er brauchte ein Lächeln, eine kleine Aufmunterung, damit er sich nicht allzu dämlich vorkam. Doch sie lächelte nicht.

„Neji, bitte“, murmelte seine Cousine um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

„Ja, natürlich.“
 

Tenten stand etwas abseits auf der großen Wiese hinter dem Anwesen. Sie sah niemanden und war heilfroh darüber. Es wäre bestimmt komisch die drei so stillstehend zu sehen und viele würden sich fragen, was die drei hier tun würden.

Das Mädchen bemerkte Nejis Blick und ihre Gesichtsmuskeln spannten sich an. Sie wollte ihn nicht unnötig aufregen und ein Lächeln wäre weiß Gott unangebracht gewesen, immerhin war diese Situation ernst und das durfte sie nicht mit einem Grinsen überspielen. Deswegen blieb sie lieber ernst und beobachte aus einem sicheren Abstand her das Ereignis.
 

Neji löste den Blick von seiner Teamkameradin und schloss die Augen. Er musste sein Bestes geben, damit Tenten wieder ein Grund zu Lächeln hatte. Er versuchte jeglichen Gedanken zu vertreiben, versuchte den schwachen Wind zu spüren und den Duft der Blumen zu riechen. Er vergaß seine Außenwelt und tauchte in eine angenehme, vertraute Leere. Er spürte die Angespanntheit, als er die Augen wieder öffnete. Die Welt kam ihn plötzlich ungewohnt vertraut und doch so fremd vor. Er sah sich um und plötzlich kam Tenten auf ihn zugerannt und umarmte ihn.

„Du hast es geschafft“, sagte sie aufgeregt und drückte sich an ihn. „Du kannst es wieder, Neji.“

Etwas erstaunt, aber dankbar, das sie wieder glücklich war, drückte er sie sachte an sich.

„Gratuliere“, sagte Hinata leise und aufmunternd. „Du hast gerade das Byakugan aktiviert.“

„Ich bin so froh, Neji“, sagte Tenten und löste sich sanft aus seiner Umarmung.

Sie lächelte ihn an und ihm kam es vor, als ob sie niemals zuvor so gelächelt hatte.

Er bemerkte, dass er wahrscheinlich nur sein Erbe aktivieren konnte, damit er ihr Lächeln wieder sehen konnte.

Egal wer sie auch war, auch wenn er sich nicht an alles aus seinem Leben erinnern konnte, wusste er, dass er sie liebte. Vielleicht nicht den Menschen, der sie wirklich war, doch er liebte ihr Lächeln, das so ehrlich war.

Dafür musste er sich auch nicht an sein altes Leben erinnern…

Ein neuer Neji

Völlig glücklich und stolz auf Neji hielt sie freiwillig seine Hand, als er danach griff. Ihr war es Recht, solange es ihm half und im Moment war es ihr auch egal, was seine Cousine dachte.

Wieder saßen sie in Hinatas Zimmer, jedoch alleine, da Hinata nun wirklich Tee kochen wollte.

Tenten war erleichtert, dass Neji diese Hürde überwunden hatte, vielleicht war es nur noch eine Leichtigkeit den Rest seiner Erinnerungen zu bekommen.

„Tenten?“, fragte er leise und spielte mit ihrem Zeigefinger.

„Was ist denn?“ Mit einer leichten Handbewegung befreite sie sich aus seinem Griff, doch er nahm ihre Hand erneut und verschränkte seine Finger mit ihren.

„Ich möchte mich gar nicht mehr an mein altes Leben erinnern.“

„Nicht? Wieso nicht?“

„Weil ich nicht weiß wie ich früher war. Was ist, wenn ich nun ein besserer Mensch bin?“

„Ich kenne den alten Neji und ich sage dir, dass dieser besser ist als der jetzige.“

„Hab ich dir denn schon mal gesagt, wie hübsch du bist?“

„Nein“, sagte sie leicht entsetzt und wandte den Blick ab. „Aber wer weiß, ob du überhaupt so dachtest.“

„Natürlich. Du bist bildschön, Tenten.“

„Das mein ich, der alte Neji hätte so etwas nicht grundlos und aus der Luft gegriffen gesagt.“

„Wieso willst du dann mein altes Ich zurück.“

„Weil du das nicht mehr bist.“ Sie sah ihn wieder an und bemerkte, dass er gekränkt wirkte. „Ich will einfach wieder meinen Neji zurück.“

„Wieso kann ich nicht dieser Neji sein?“

„Du bist sein genaues Gegenteil. Der alte Neji war ernst, vernünftig und wohlerzogen. Ein Traum von einem Mann.“

„Ich versteh nicht, wie du so einen Typen mögen kannst.“

Sie lächelte schwach und musste schmunzeln, da Neji von seinem alten Ich so abwertend sprach. „Weil ich diesen Typen sehr geliebt habe.“

„Du warst in mich verliebt?“, fragte Neji erstaunt.

„Wir reden nicht von dir, sondern vom alten Neji.“

„Ich bin immer noch derselbe, auch wenn ich einige Dinge vergessen habe.“

„Ach, plötzlich bist du doch der normale Neji.“ Sie lachte kurz auf, fing sich aber schnell. „Und dabei wirkst du wie ein dritter Gai.“

„Dritter?“

„Ja, die zweite Position besetzt Lee. Das hast du doch sicher bemerkt.“

„Ich dachte das wäre normal.“

„Ist es ja eigentlich auch, aber dass du nun auch so abgedreht bist, ist neu.“

„Tenten, ich habe wirklich Gefühle für dich und ich denke, dass sie nicht neu sind. Vielleicht war ich zu eitel oder arrogant, um sie wahrzunehmen oder einzugestehen, aber ich liebe dich.“

Sie wurde prompt rot und wich seinem Blick aus. „Sag so etwas bitte nicht. Ich will nicht, dass du es bereust, wenn du dich wieder erinnern kannst.“

Er nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und drehte es zu sich, damit sie ihn anschauen musste. „Als ob ich so etwas bereuen könnte“, sagte er leise und küsste sie sanft und vorsichtig auf die Lippen.

Der Kuss war durch Unsicherheit und Schüchternheit kurz gehalten und so löste sich Neji schnell wieder.

„Neji“, begann sie, brach aber ab, da sie nicht wusste was sie sagen sollte.

„Stör ich?“

Tenten zuckte plötzlich zusammen, als sie Hinatas Stimme hörte und war überrascht, dass sie so schnell zurück war. Sie stand in dem Türrahmen und hielt ein Tablett mit drei Teetassen und einer Teekanne.

„Du zuckst in letzter Zeit ziemlich oft zusammen, Tenten“, bemerkte Hinata und stellte das Tablett ab.

„Meine Nerven liegen ja auch blank“, murmelte sie nur und rieb sich die Schläfen.

„Ich bin aber nicht einer der Gründe dafür, oder?“, fragte Neji scheinheilig.

„Neji, du bist der einzige Grund für meinen nahen Nervenzusammenbruch“, sagte sie bissig.

„Geht man so mit einem Jungen um, der einen gerade geküsst hat?“

„Ich habe dich nicht drum gebeten.“

„Hört bitte auf zu streiten“, mischte sich Hinata ein und versuchte zu lächeln.

„Ich sage dir nur eins, Neji, ich werde dich nicht ausstehen können, solange du so bist, ja?“ Sie überhörte Nejis Cousine vollkommen, da sie viel zu aufgebracht war.

„Dann musst du wohl damit leben können, denn ich will mein Gedächtnis nicht wiederhaben.“

„Willst du nicht?“, fragte Hinata überrascht.

„Nein“, sagte er bestimmt. „Ich werde Tenten beweisen, dass ich ein tollerer Typ bin, als dieser eingebildete Neji.“

„Er ist nicht eingebildet“, murmelte das braunhaarige Mädchen erschöpft. „Du kennst ihn doch gar nicht.“

„Theoretisch bin ich sogar dieser Typ, also sollten wir meinen Verlust als eine Art Neuanfang für mich sehen.“

„Neuanfang?“ Ihr war nun eindeutig der Kragen geplatzt. „Du weißt doch gar nicht, was der alte Neji für ein toller Mensch war, also hör auf ihn vollständig aus dieser Welt zu verbannen.“

„Ich finde nicht, dass wir das so einfach entscheiden können. Sollten wir nicht das Beste versuchen?“ Hinata sah die beiden ernst an. „Immerhin können wir von diesem Vorfall lernen, dass Neji zwei Seiten hat. Vielleicht sollte er die beiden lernen zu kombinieren.“

„Kombinieren?“, fragte Tenten skeptisch. „Mir hat Neji aber vorher auch gefallen.“

„Aber du musst zugeben, dass nicht alles an ihm perfekt war.“

„Schon, aber genau das hat ihn doch so besonders gemacht, oder?“

Hinata schmunzelte. „Ja, vielleicht. Dennoch müssen wir das Beste aus der Situation machen.“

„Du hast ja Recht.“

Tenten seufzte und sah zu Neji, der ungewöhnlich schweigsam war. Plötzlich wurde ihr etwas klar: Neji hatte Angst vor seiner Cousine. Völlig unüberlegt nahm sie seine Hand und strich zärtlich und behutsam mit dem Daumen über seinen Handrücken. Er war scheinbar dankbar für diese liebevolle Geste, denn er entspannte sich etwas.

„Ich werde eben etwas Zucker für den Tee holen“, murmelte Hinata und Tenten merkte, dass es ihr anscheinend peinlich war, die beiden so intim zu sehen.

Das Hyuuga-Mädchen stand auf und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.

„Neji, hast du Angst vor Hinata?“, fragte Tenten und sah ihn neugierig an.

„Sie ist mir nicht geheuer.“

Das Mädchen sah zum Fenster und war überrascht, dass es schon dunkel wurde. „Ich muss nach Hause“, murmelte sie und stand auf.

Doch Neji hielt sie bereits am Handgelenk fest und sah sie mit einem flehenden Blick an. „Ich brauch dich, Tenten. Bitte bleibe heute Nacht bei mir...“

Eine Nacht zu zweit

Sie konnte nicht glauben, dass sie wirklich geblieben war. Eigentlich wollte sie nicht hier übernachten, aber als sie seinen verstörten Blick gesehen hatte, bekam sie Schuldgefühle, denn sie fühlte sich verantwortlich für ihn. Sie wusste ganz genau, wie hilflos er sich vorkam, deswegen blieb sie.

Tenten schaute missbilligend zu, wie er unbeholfen in seinem Zimmer rumging und offensichtlich nach neuer Bettwäsche suchte.

Als Hinata ihm sein altes Zimmer zeigte, hatte er es nur skeptisch gemustert, als ob er in einem schäbigen Hotelzimmer wäre. Hinata hatte die beiden allein gelassen, da sie drauf bestand, dass Neji sich ausruhte und das konnte er nicht, wenn er feindselig gegenüber seiner Cousine war.

„Du musst mir nicht extra neue Bettwäsche suchen“, murmelte das braunhaarige Mädchen und hoffte, dass er nun endlich mit seinem Streifzug aufhörte, da er sich eh nicht in diesem Zimmer auskannte.

„Willst du, dass wir beide dieselbe Decke benutzen?“

„Mir ist das momentan mehr als egal.“

„Okay“, gab er nach und hörte abrupt mit der Suche auf.

Tenten saß auf der Bettkante von Nejis Bett. Dieser Tag war wirklich mehr als anstrengend gewesen, doch an Nejis Blick sah sie, dass sie nicht die einzige war die gelitten hat. Ihn nahm diese Geschichte scheinbar auch sehr mit.

„Neji?“, fragte sie leise und klopfte neben sich aufs Bett, als Zeichen dafür, dass er sich setzen sollte.

Er setzte sich hin, zwar zögernd, aber gehorsam wie ein braver Hund.

„Wie fühlt es sich an?“, fragte sie, nach einem Moment des Schweigens.

„Was meinst du?“

„Wie fühlt es sich an, alles zu vergessen?“

„Ich weiß nicht genau, ich weiß einfach nichts, das ist schwer zu beschreiben.“
 

Plötzlich weiteten sich Tentens Augen und sie sah ihn entsetzt an. „Kennst du noch meinen Nachbarn? Den alten Mann mit den zusammengewachsenen Augenbrauen?“

„Woher sollte ich.“

„Oh, ja, tut mir leid, ist aber auch egal.“ Sie war plötzlich völlig aufgedreht und Neji wunderte sich, was mit ihr auf einmal los war. „Er wurde vor zwei Tagen ins Krankenhaus eingewiesen.“

„Wieso das?“

„Seine Gehirnmasse hat sich verflüssigt, keine Ahnung wieso, aber er wusste nichts mehr. Weder seinen Namen, noch sein Geburtsdatum.“

„Ich versteh nicht ganz, was du mir damit sagen willst“, murmelte Neji und sah zur Decke.

„Was ist, wenn du auch so eine Krankheit hast?“

„Tenten, ich habe mein Gedächtnis verloren, nicht meinen Arm.“

„Und wenn du einen Gehirnschaden hast?“ Ihre Stimme drohte zu brechen und sie hielt sich die Hand vor dem Mund.

„Ich habe nichts getan, was dies verursachen-“ Plötzlich brach er ab. „Obwohl, ich weiß es ja nicht mehr.“

„Neji, wir sollten zu einem Arzt gehen.“

„Es ist mitten in der Nacht.“

Sie stand auf und ging im Zimmer nervös auf und ab. „Aber die Notärzte haben auf und wir müssen Gai-sensei und Lee Bescheid sagen.“

Er griff nach ihrem Handgelenk und lächelte sanft. „Beruhige dich! Mir geht's gut.“

Sie blieb stehen und sah in seine Augen. „Bist du sicher?“

Ein Nicken seinerseits. „Ich bin okay. Wir sollten morgen früh zum Arzt gehen und danach Gai-sensei und Lee Bescheid sagen.“

„Morgen früh?“

„Morgen früh“, bestätigte er und zog sie runter, damit sie sich wieder hinsetzte. „Du solltest dich etwas ausruhen.“

„Ich kann aber nicht schlafen“, murmelte sie, legte ihren Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen.

Als Neji wenig später ihr gleichmäßiges Atmen hörte, musste er lächeln. Vorsichtig legte er Tenten in sein Bett und zog die Decke schützend über sie. Es betrachtete ihr Gesicht und küsste sie zärtlich auf die Wange. Ihr gefiel ihr Anblick, wenn sie schlief.

Nach einer Weile stand er auf und ging ans Fenster.

Wie sehr wünschte er sich, sich wieder an alles erinnern zu können. Er selbst brauchte seine Erinnerungen nicht, sie waren ihm wahrscheinlich eh nur lästig und er kam auch ohne sie zurecht. Doch er wollte sie wieder haben, damit sich Tenten nicht mehr sorgte. Er wusste zwar nicht, wie es in ihrem Kopf aussah, doch er spürte die Sorgen ihrerseits.

Er sah zu der schlafenden Person, die er mehr als alles andere brauchte und liebte, und trat wieder zu ihr. Sachte strich er über ihr Haar und küsste ihre Stirn. „Mach dir keine Sorgen“, flüsterte er in die stille Nacht hinein...
 

---
 

Am nächsten Morgen erwachte Tenten ziemlich abrupt, denn ihr schoss sofort ein Gedanke in den Kopf und das Adrenalin wurde ruckartig durch ihre Adern gepumpt.

Sie musste mit Neji zum Arzt!

Sie riss die Augen auf und setzte sich auf. Ihr wurde etwas schwindelig, denn ihre Bewegungen waren zu schnell an diesen frühen morgen. Es war wahrscheinlich erst acht Uhr morgens.

Sachte rüttelte sie an Nejis Schulter, der neben ihr lag und noch schlief.

„Neji, Neji! Steh auf“, sagte sie etwas gedämpft und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Ihr gefiel die beruhigende Art, die der neue Neji ausdrückte und noch mehr gefiel es ihr wenn er seelenruhig schlief.

„Hm? Was ist los?“, murrte dieser verschlafen und öffnete langsam die Augen. „Tenten?“

„Guten Morgen. Steh bitte auf.“

„Wieso?“, kam es von Neji nur.

„Wir müssen zum Arzt.“

„Was willst du beim Arzt? Und was machst du eigentlich hier?“

„Neji? Alles okay?“

„Ja.“ Er durchdrang sie mit seinem Blick und Tenten kannte diesen Anblick, so vertraut und doch so fremd. „Was machst du in meinem Zimmer.“

„Ich habe hier übernachtet“, versuchte sie ihm auf die Sprünge zu helfen und ein scheues Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus.

„Nicht dass ich wüsste.“

Ihre Augen weiteten sich und blankes Entsetzen war darin zu lesen, ihr Lächeln war schlagartig vergessen. „Neji? Du erinnerst dich wieder?“

„Nein, ich erinner mich nicht daran, dass ich dir erlaubt habe über Nacht zu bleiben.“

Sie stutze. Einerseits war sie froh, dass er sich wieder erinnerte, doch konnte er sich überhaupt nicht mehr an den gestrigen Tag erinnern? War alles nur noch eine schöne Erinnerung, die in ihrem Kopf existierte? Das war furchtbar. Doch noch war es nicht hundertprozentig sicher, oder?

„Ich will verdammt nochmal eine Antwort, Tenten.“

Ohne Frage, der alte Neji war wieder da und diese Tatsache gefiel ihr ganz und gar nicht...

Teatime zu Viert

Gai und Lee saßen Neji und Tenten gegenüber und musterte die beiden skeptisch.

„Also hast du dein Gedächtnis wieder?“, fragte Gai und musterte seinen Schüler misstrauisch.

„Nein, aber er denkt, dass er es wieder hat“, mischte sich Tenten ein.

„Das versteh ich nicht“, gab Lee zu.

„Ich allerdings auch nicht“, sagte der Sensei.

Die vier saßen in einem kleinen Lokal und tranken Tee. Neji sah immer noch verstört aus, riss sich aber ausnahmsweise zusammen.

„Wir waren beim Arzt und dieser meinte, dass Neji vollkommen gesund sei.“

„Aber er erinnert sich wieder?“, fragte Gai.

„Eben nicht, dass ist ja das merkwürdige. Er behauptet es zwar, aber als ich ihn nach dem Namen seiner kleinen Cousine fragte, wusste er das nicht.“

„Aber was ist daran so schlimm?“

„Er hatte zwar immer Probleme mit dem Namen, aber früher oder später hätte es ihm einfallen müssen.“

„Ich denke nicht, dass ein vergessener Name zeigt, dass er sein Gedächtnis immer noch verloren hat.“

Tenten wandte sich zu Neji, der sie nur ausdruckslos ansah. „Neji?“, fragte sie und lächelte übertrieben. „Denkst du nicht auch, dass Gai der tollste Sensei der Welt ist?“

„Natürlich. Gai-sensei ist der Größte“, sagte Neji ohne weiteres und war leicht aufgeregt.

„Wo er Recht hat…“, sagte Gai und grinste breit.

Das Mädchen sah nur angeekelt zu ihrem Sensei und wandte sich dann an Lee, da dieser wohl vernünftiger mit diesem Thema umging, schließlich wollte er seinen Sensei für sich haben und ihm war der ‚neue Neji‘ bestimmt auch unheimlich.

„Der Arzt meinte, dass Neji keine Gehirnschäden hat, auch keine anderen körperlichen Verletzungen“, erklärte sie weiter „Deswegen vermutete er, dass Neji ein Trauma hat oder hypnotisiert wurde.“

„Hypnotisiert?“, fragte Lee und sah zu seinem Teamkameraden.

„Ja, vielleicht kann man die Hypnose und damit seinen Gedächtnisverlust durch eine Zahlenfolge oder ein bestimmtes Wort entschlüsseln, aber die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich gering.“

„Zahlenfolge?“, fragte Gai und sah zu dem Mädchen. „Dann raten wir mal munter drauf los.“

„Gai-sensei, ich denke nicht, dass es so einfach ist –“, begann Tenten wurde aber unterbrochen.

„Dreiundzwanzig“, sagte Gai ernst und fixierte Neji, allerdings geschah nichts.

„Die Zahl der Illuminaten? Ich denke nicht, dass es so simpel ist“, murmelte Tenten, aber ihr Sensei schenkte ihr keine Beachtung.

„Eins, Drei, Drei, Sieben.“

„Leet?“, fragte Tenten verwundert.

„Ja, die Abkürzung für Elite.“

„Vielleicht haben wir es mit einem Computergenie zu tun“, sagte Gai zuversichtlich und trank einen Schluck von seinem schwarzen Tee.

„Ich denke nicht, dass es so einfach ist diesen Code rauszubekommen. Vielleicht muss Neji auch etwas Bestimmtes sehen oder vielleicht ist es gar kein Code, sondern ein Ereignis. Was ist, wenn er wirklich ein Trauma hat?“

„Was sollte mir schon passiert sein?“, fragte Neji und nahm Tentens Hand.

„Lass das“, sagte sie und zog ihre Hand weg.

„Gestern Nacht hörte sich das aber noch ganz anders an“, sagte er und kam ihrem Gesicht näher.

„Gestern Nacht?“, fragte Lee aufgebracht. „Ihr habt die Nacht zusammen verbracht?“

„Ja, aber nicht so wie ihr denkt“, murmelte Tenten und sah zu Neji. „Ich dachte, du erinnerst dich nicht mehr an gestern.“

„Natürlich tu ich das, wie könnte ich das vergessen.“

„Aber gerade –“

„Ich dachte, du würdest dann das Thema auf sich beruhen lassen, immerhin hängst du dich viel zu sehr darein. Du liebst doch den ‚neuen Neji‘, nicht?“

„Lieben ist das falsche Wort“, murmelte Tenten nur und wurde leicht rot.

„Es geht doch gar nicht darum, dass ich mein Gedächtnis wieder bekomme, du willst nur Zeit mit mir verbringen.“

„Das ist doch Blödsinn, ich könnte auch Zeit mit dir verbringen, wenn du dein Gedächtnis wieder hättest.“

„Aber der ‚alte Neji‘ würde dann nicht bei dir sein wollen“, konterte er und hatte damit natürlich Recht. Wenn Neji wirklich wieder wie früher sein würde, würden sie nicht viel mehr als das Training zusammen machen. „Also hör auf mit deinem Detektiv spielen und nimm mich, Tenten“, sagte er und nahm ihre Hand erneut.

„Ich kann nicht verstehen, wieso du nicht wieder wie früher sein willst.“

„Es ist ganz einfach: Was man nicht kennt, vermisst man auch nicht“, sagte er leise und kam ihren Gesicht gefährlich näher.

„Neji“, sagte Tenten und zuckte plötzlich zusammen, da ihr die Anwesenheit ihres anderen Teamkameraden und ihres Senseis wieder einfiel.

Diese sahen sie nur mit großen Augen an und konnten scheinbar nicht glauben, was sie beobachteten. Doch als Tenten zu ihnen sah, waren sie sichtlich enttäuscht. Wollten sie etwa einen leidenschaftlichen Kuss sehen?

Tenten stand auf und beugte sich zu den beiden rüber. „Die Show ist zu Ende“, zischte sie leise und ihr Blick verfinsterte sich.

„Aber –“, versuchte sich Gai rauszureden, immerhin wollte er nur nicht das junge Glück stören.

„Komm Neji, wir kümmern uns jetzt wieder um deine verlorenen Erinnerungen“, sagte sie und ging aus dem Restaurant.
 

Neji beugte sich zu den beiden Männern und seufzte nur. „Sie lernt es wohl nie“, murmelte er, schüttelte den Kopf und trank in einem Zug seine Teetasse aus.

„Du wirst sie schon noch überzeugen können“, sagte Gai und versuchte ihn aufzuheitern.

„Sie ist ein ziemlicher Sturkopf. Wahrscheinlich war der ‚alte Neji‘ nicht wirklich nett zu ihr.“

„Er war ein Eisklotz“, sagte Lee und klopfte Neji freundschaftlich auf die Schulter.

„Dann werde ich das Eis zwischen ihr und mir brechen“, rief Neji und war plötzlich hochmotiviert. Er rannte aus der Gaststätte und folgte seiner Teampartnerin.
 

„War das nicht etwas übertrieben mit dem Eisklotz?“, fragte Gai und sah seinen Schüler tadelnd an.

„Ja schon. Ich finde nicht, dass Neji einem Kühlschrank Konkurrenz macht, aber ich glaube dem ‚neuen Neji‘ ist dies eh egal.“

„Er wird dich umbringen, wenn er sich wieder erinnern kann.“

„Die Frage ist eher, ob er sich wieder erinnern wird.“

„Du glaubst nicht, dass sie es schaffen?“, fragte Gai überrascht.

„Neji ist viel zu unmotiviert, immerhin liebt er Tenten, und wenn er es nicht will, kann sie ihn auch nicht zwingen.“

„Ich hätte nicht gedacht, dass der ‚neue Neji‘ so gerissen ist.“

„Immerhin hat er sie ja belogen und meinte, er wäre wieder der Alte gewesen.“

„Also kann man auf eine große Liebesgeschichte der beiden hoffen, schließlich ist Neji nun so ein Draufgänger, wie ich es früher war“, sagte Gai und lächelte zuversichtlich.

Die spektakuläre Liebesgeschichte konnte beginnen…

Mission: Undercover

Neji und Tenten gingen ziellos und schweigend durch Konoha. Beide hingen ihren Gedanken nach und Neji schwirrten die Worte von Lee noch immer im Kopf. War er wirklich in seinem früheren Leben ein Eisklotz gewesen? Hatte er vielleicht eine zweite Chance bekommen, um sich zu ändern, da es vielleicht seine Bestimmung war mit Tenten glücklich zu sein und er vielleicht in seinem alten Leben nicht in der Lage war zu lieben?

Er wollte zwar wissen, was er früher erlebt hatte, wie er war, allerdings wollte er sich nicht wieder verändern, denn er mochte sich im Moment sehr gerne.

Plötzlich kam ihn ein Gedanke, der eigentlich schon zu Beginn seiner Suche hätte kommen müssen und er blieb abrupt stehen.

„Was ist?“, fragte das Mädchen und blieb ebenfalls stehen, allerdings er einen Augenblick später als er.

„Das wir darauf nicht eher gekommen sind“, murmelte er und sah nur in ein irritiertest Gesicht seiner ‚Auf-Zeit-Freundin’. „Wir brauchen eine Tarnung.“

„Tarnung?“

„Genau. Die Leute fänden es bestimmt seltsam, wenn ich über mich selbst Informationen suche und ich bin wahrscheinlich kein Unbekannter.“

„Das ergibt allerdings Sinn.“

Sie erblicken einen kleinen Stand, an dem Kleinigkeiten wie Souvenirs und Schmuck verkauft wurden. Der Verkäufer vor dem Stand war ein kleiner, hektischer Mann, der verzweifelt versuchte Kunden für sich zu gewinnen. Als er die beiden bemerkte, lief er aufgeregt auf beide zu.

„Kommen Sie näher, kommen Sie näher“, rief er und hyperventilierte.

Die beiden sahen sich an, entschieden sich aber dafür lieber zu dem Mann zu gehen, sonst würde er ihnen vielleicht noch hinterherlaufen.

„Willkommen, willkommen an meinem kleinen Stand. Darf ich sie für irgendetwas begeistern. Schmuck für die Dame?“

„Ich bin mir nicht ganz sicher“, murmelte Tenten und sah zu Neji.

„Ich sehe, sie sind wählerisch“, sagte der Mann und holte eine kleine Plastikbox aus seinem Gepäckwagen, der neben dem Stand stand. „Das ist brandneu. Man nennt es Tupperware.“

„Tupperware?“, fragte das Mädchen und zog skeptisch eine Augenbraue hoch.

„Ja genau, hören Sie!“ Der Verkäufer öffnete die Box und machte gleichzeitig mit seinem Mund ein seltsames Geräusch, das anscheinend das Öffnungsgeräusch ersetzen sollte.

Tenten machte sich daran weiter zugehen, doch der Mann hielt sie auf.

„Ich sehe, Sie haben Geschmack. Deswegen habe ich etwas Besonderes für Sie“, sagte der Mann verzweifelt und lächelte nervös. Neji wurde sich langsam klar, wieso der Mann kaum Kunden hatte. „Ich habe eine Lampe, aber keine gewöhnlich Öllampe“, fügte er schnell hinzu. „Es handelt sich um eine Wunderlampe.“

„Wunderlampe?“, fragte Neji und musterte den Mann.

Dieser nickte und zog aus seinem Ärmel eine kleine, längliche Öllampe. „Man sagt, dass dort ein Geist drin haust, ein sogenannter Flaschengeist. Es heißt außerdem, dass dieser drei Wünsche seinem Meister erfüllt.“

„Dafür haben wir keine Zeit, wir brauchen zwei Sonnenbrillen“, sagte Neji schnell, bevor der Händler innen noch mehr Ammenmärchen erzählen konnte.

„Sonnenbrillen?“ Der Verkäufer war sichtlich enttäuscht, anscheinend rechnete er mit dem Geschäft seines Lebens.

„Zwei Schwarze, wenn es geht.“

„Zwei?“ Tenten sah schockiert zu Neji.

„Denkst du ich will allein mit einer Sonnenbrille durch die Stadt laufen.“

„Okay“, gab sie nach.

„Das macht dann vierhundert Yen“, sagte der kleine Mann und grinste Neji breit an.

Dieser sah nur Tenten an, die nur wütend zu ihrer Geldbörse griff.

„Und Sie wundern sich, wieso Sie keine Kunden haben“, zischte sie und drückte ihr Geld in die Hand des erfreuten Verkäufers.
 

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„Dass wir unbekannt bleiben müssen: Okay. Dass wir Sonnenbrillen tragen: Okay. Dass ich bezahlen muss, da du dich nicht an den Platz deiner Ersparnisse erinnern kannst: Auch okay. Aber warum, um alles in der Welt, müssen wir Anzüge tragen?“

„Du trägst keinen Anzug, sondern ein Kostüm“, korrigierte Neji sie.

„Mir egal, wie es heißt, aber ich finde, du übertreibst ganz schön. Wir fallen so doch nur mehr auf.“

„Nur weil wir schwarz gekleidet sind?“

„Das nicht, aber wir sehen aus wie Geheimagenten und ich bezweifele das wir jetzt unbemerkt bleiben.“

„Dann kommen wir wenigstens an unsere Informationen, wenn die Leute Respekt vor uns haben.“

„Ich finde, Skepsis wäre ein treffenderes Wort“, murmelte Tenten und stemmte frustriert die Arme in die Hüfte.

Die beiden standen in einer abgelegenen Seitenstraße, fernab von neugierigen Blicken und wachsamen Ohren.

„Wo fangen wir mit unserer Suche an?“

„Ich weiß nicht recht. Immerhin können wir ja schlecht fragen ‚Wissen Sie wo Neji Hyuuga vorgestern seinen Abend verbracht hat?’.“

„Wieso nicht?“

„Weil ich bezweifele, dass überhaupt alle Leute in Konoha deinen Namen kennen oder geschweige den Wissen wer du bist.“

„Ich hab’s“, sagte er plötzlich und schlug mit seiner Faust auf die flache Handinnenseite.

„Du wirst immer mehr wie die beiden“, sagte Tenten, meinte damit ihren anderen Teamkameraden und ihren Sensei. „Was hast du für eine Idee?“

„Wir zeigen Ihnen einfach mein Gesicht. Ein besseres Zeigeobjekt gibt es doch nicht.“

„Neji, nur mal fürs Protokoll, wieso haben wir uns noch mal verkleidet?“

„Weil dir schwarz sehr gut steht“, sagte er nebenbei, kam aber wieder auf seinen Plan zu sprechen. „Wir fragen einfach jeden, ob er jemanden gesehen hat, der so ähnlich wie ich aussehe, dann wird niemand merken, dass ich nur mich selbst suche.“

„Trotzdem hätte ich mein Erspartes nicht für diese Uniform ausgeben müssen“, sagte Tenten verärgert. Neji ging ihr allmählich wirklich auf die Nerven.

„Dafür ist es jetzt zu spät. Wir können sie ja trotz allem anbehalten.“

„Okay, dann ‘Auf, auf’ ins Chaos.“
 

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„Welch Freude“, jubelte Neji und umarmte Tenten stürmisch. „Gleich der erste wusste, wo ‚die Person, die mir ähnlich war’ vorgestern Abend war.“

„Welch Zufall“, sagte Tenten wenig begeistert und befreite sich aus seiner Umarmung.

„Das ist Schicksal“, konterte Neji und boxte sie leicht in den Arm.

„Hör lieber auf mit dem Schicksal. Der ‚alte Neji’ war davon besessen.“

„Wirklich? Wie schrecklich“, sagte der ‚Neue’ und zuckte nur unbeteiligt mit den Schultern.

„Genau das ist der Unterschied, wieso ich dich nicht ausstehen kann“, zischte Tenten. „Du bist gruselig.“

„Aber vielleicht wissen wir bald mehr über den ‚Alten’.“

„Wo war er denn vorgestern Abend?“

„Dort.“ Neji deutete auf ein Haus, das am Ende der Straße stand und Tenten hatte mit allem gerechnet, aber als sie das Bauwerk sah, bekam sie ein Gefühl in der Magengegend, das einem Tritt glich.

Das Gebäude war klein und baufällig. Über der Tür hing ein verrottendes, mit Moos überzogenes Holzschild, auf dem folgende Buchstaben eingeritzt waren: ‚Die Bar der Vergessenen’...

Die Bar der Vergessenen

Die Bar machte ihren Namen alle Ehre, denn Tenten war dieser Laden zuvor nie aufgefallen. Allerdings glich sie eher einer Kneipe statt einer sogenannten Bar.

Die Besucher waren alte Männer, denen man nicht im Dunkeln begegnen wollte. Obwohl es draußen noch taghell war, brachen nur einzelne Sonnenstrahlen die dämmrige Dunkelheit, als die beiden eintraten.

Einzelne Köpfe hoben sich, sanken dann aber wieder nach unten.

Tenten schloss die Tür hinter sich und die Dunkelheit breitete sich wieder aus. Es gab zwar einzelne Lampen in diesem Raum, doch eine dicke Staubschicht verhinderte, dass sie genügend Licht spenden konnten.

Die beiden schwarzgekleideten gingen zur Theke. Hinter dieser stand ein kahlköpfiger, alter Mann, dessen Kopf einer klebrigen Walnuss ähnelte.

„Was darf es sein?“, fragte er und das Mädchen bemerkte, dass er keine Zähne hatte, trotzdem verstand sie ihn.

„Wir brauchen Informationen“, sagte Neji nur geheimnisvoll.

„Informationen, soso. Dann lasst mal hören.“

„Wir haben von einem Informanten erfahren, dass jemand Bestimmtes vorgestern Abend in Ihrer Bar war.“

„Jemand Bestimmtes? Geht’s auch genauer?“

„Wir werden keine Namen nennen, allerdings haben wir Vergleichsmaterial. Dafür bräuchten wir allerdings mehr Licht.“

Tenten sah Neji skeptisch an. Wieso war er plötzlich so ernst? War er unbewusst wieder in sein altes Schema gefallen oder wollte er sie nur beeindrucken? Aber das war Quatsch. Wahrscheinlich hat er nun endlich den Ernst der Lage begriffen.

Der Barkeeper tat Neji den Gefallen und betätigte den Lichtschalter. Es kamen lautstarke Proteste der Barbesucher wegen der plötzlichen Helligkeit, aber auch neugierige Blicke, wieso so ein Aufruht veranstaltet wurde.

„Wo sind nun die Beweise?“, fragte der Mann hinter der Theke.

Neji nahm seine Sonnenbrille ab. „Haben Sie jemanden vorgestern Abend gesehen, der mir ähnlich sah?“

Das Gesicht des Barmanns hellte sich auf. „Ja, natürlich.“

„Wie hieß er?“, fragte Tenten, setzte nun ebenfalls ihre Sonnenbrille ab, da sie sich ziemlich bescheuert damit vorkam.

„Wie er hieß? Keine Ahnung. Man redet zwar, aber vorstellen tut man sich nicht.“

„Und über was haben Sie mit ihm geredet?“, harkte Neji nach.

„Über dies und das. Meistens übers Wetter, alltägliche Dinge eben.“

„Ist nie ein persönliches Wort gefallen?“

„Kaum. Und selbst wenn, erinnere ich mich nicht mehr.“

Neji wandte sich um und sah zu den Barbesuchern. Das Mädchen rührte sich nicht. Sie spürte die Blicke, die sie höchstwahrscheinlich in Gedanken auszogen, immerhin war sie ein junges, gerade mal siebzehnjähriges Mädchen unter all diesen hungrigen Männern. Kein Wunder, dass sie als Frischfleisch gesehen wurde. Doch Neji nahm ihre Hand, eher unbewusst und drückte diese. Sie sah zu ihm und musste schmunzeln. Dies waren die seltenen Momente, in denen sie froh war, dass Neji sich geändert hatte.

„Hat vielleicht jemand Informationen über den Mann, den wir suchen?“, fragte Neji in die Runde.

Tenten sah in die Gesichter der Kneipengäste, die nur ratlos die Köpfe schüttelten.

„Er war ab und an da, aber er war nicht sehr gesprächig“, sagte einer der Männer.

„Wir wissen doch alle, was genau passiert ist“, sagte er großer, dürrer Mann, streckte seine Arme in die Luft und schloss die Augen. „Der Mann wurde von Außerirdischen entführt.“

Der Wirt lachte kurz auf. „Glaubt dem kein Wort, meine jungen Freunde. Der Typ hat eine Schraube locker.“

„Außerirdische?“, fragte Neji.

Dem Mann nickte nur aufgeregt und schob seine Brille wieder die Nase hoch. „Dies hat er mir alles gesagt.“ Er bückte sich, hob einen Totenschädel hoch und zeigte ihn Neji.

Tenten verzog angewidert das Gesicht und auch der Barmann war nicht erfreut.

„Rui, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du den nicht mitbringen sollst. Du vergraulst meine ganzen Kunden.“

„Du verschließt nur die Augen vor der Wahrheit. Der Schädel weiß mehr, als du denkst. Außerdem ist dein Anblick auch nicht gerade sehr ansprechend.“

Damit hatte der Mann namens Rui allerdings Recht, das wusste auch der Wirt.

„Glaubt den Spinner trotzdem nicht“, sagte er und war anscheinend eingeschnappt. „Ich bin übrigens Tomo.“

„Angenehm, ich bin Tenten und das ist Neji.“

„Du bist wirklich hübsch, Tenten. Eine Schande für so einen Ort.“

„Wir brauchen diese Informationen, nur deswegen sind wir hier.“

„Ich verstehe, aber es tut mir leid, wir haben ihn schon zwei Tage nicht gesehen.“ Tomo reichte ihr ein Glas Wasser und lächelte aufmunternd. „Aber man darf niemals die Hoffnung aufgeben.“

„Natürlich“, sagte Tenten, trank einen Schluck von ihrem Wasser und plötzlich bemerkte sie, dass etwas nicht stimmte. Neji hatte ihre Hand losgelassen und stand auch nicht mehr neben ihr.

Sie drehte sich um und bemerkte Neji, der am Tisch von Rui saß und diesen furcheneinflößenden Schädel berührte. Seine Augen hatte er geschlossen.

„Neji!“, sagte sie schockiert und trat näher. „Was machst du da?“

„Ruhe bitte, junge Dame“, sagte Rui. „Wir machen gerade einen Verbindungsaufbau. Also, höre nur auf meine Stimme. Spür den Schädel, sei der Schädel!“

„Ich bin der Schädel“, sagte Neji bereitwillig.

„Wenn du so weiter machst, bist du gleich tot“, murrte Tenten.

„Wieso das?“, fragte Neji und sah zu ihr. Auch Rui war überrascht.

„Weil ich dir den Hals umdrehe, wenn du weitermachst.“

Neji ließ blitzartig den Schädel los und sah wieder zur seiner Angebeteten. „Besser?“

„Die kosmische Verbindung ist unterbrochen. Aber wir brauchen den Schädel nicht, keiner braucht den.“ Rui nahm den Schädel und warf ihn gegen die Wand. Er knallte dagegen und rollte unter einen Tisch. „Alles, was wir brauchen sind unsere Gedanken.“

„Schluss jetzt. Wir sollten gehen, Neji. Hier finden wir keine Informationen.“

Sie ging zurück zur Bar und holte ihre Geldbörse raus. Neji folgte ihr gehorsam, vermutlich wollte er sie nicht noch mehr verärgern.

„Wie teuer ist das Wasser?“, fragte sie und kam sich etwas blöd vor, immerhin hatte sie es nicht bestellt, geschweige denn ganz getrunken.

„Lass gut sein, das geht aufs Haus.“

„Danke“, erwiderte sie und lächelte höflich.

Plötzlich öffnete sich die Tür und Tenten wäre fast zusammengezuckt, als sie den Neuankömmling sah.

Der Mann war doppelt so groß wie ein gewöhnlicher Mensch und mindestens fünf Mal so breit. Es grenzte an ein Wunder, dass er durch die Tür passte.

Aber nicht seine Größe war das bedrohlichste an ihm, sondern eher seine langen schwarzen Haaren und sein struppiger Bart, der fast sein ganzes Gesicht bedeckte. Seine Augen waren von üppigen Augenbrauen fast bedeckt.

„Moin Tomo“, sagte er und ging zur Theke.

„Hallo Dirgah. Das Übliche?“

„Nein, heute nicht. Ich habe einen Auftrag. Wir sind auf dem Weg zur Eckengasse.“

Er zeigte stolz auf einen keinen Jungen der kaum neben ihm auffiel. Der Knabe war blond und ungewöhnlich mager und blass.

„Der junge Mann geht bald zur Schule, nicht wahr“, sagte Dirgah und klopfte dem Jungen freundschaftlich auf die Schulter.

Erst jetzt merkte Tenten, dass eine gewisse Wärme in den Augen des großen Mannes lag, trotzdem wollte sie sich nicht mit ihm anlegen.

Aber der kleine, schutzlose Junge weckte Muttergefühle in Tenten.

„Was willst du denn später mal werden?“, fragte sie und hockte sich zu ihm runter.

„Ich weiß nicht“, sagte er unsicher.

„Hast du denn vielleicht eine besondere Gabe oder Fähigkeit.“

„Ich sehe tote Menschen“, flüsterte er kaum hörbar.

„Oh, das ist… nett“, sagte Tenten und zwang sich zu einem Lächeln.

Sie wandte sich von dem Jungen ab und setzte sich an die Theke. Neji war bereits wieder bei dem Geistesverwirrten Rui und versuchte mit Hilfe Gedankenübertragung Antworten zu erhalten.

„Vielleicht kommt der Mann noch, den ihr sucht“, sagte Tomo aufmunternd, als sie sich auf einen Barhocker setzte.

„Das glaub ich kaum“, murmelte sie.

Die Tür öffnete sich wieder, aber Tenten schenkte ihr keine Beachtung. Waren denn hier alle verrückt?

„Da ist doch der Mann, den ihr sucht“, freute sich der Wirt und strahlte übers ganze Gesicht.

„Bitte?“ Tenten war verwirrt. Sie suchten nach Neji und dieser konnte schlecht zur Tür rein kommen, wenn er gerade versucht mit Rui Außerirdische zu kontaktieren.

Sie drehte sich um und war schockiert, als sie die Person sah. In der Tür stand niemand anderes als Hiashi Hyuuga…

Zimmer 1408

Tenten war schockiert, als sie Nejis Onkel sah, aber scheinbar nicht so schockiert wie Neji. Immerhin hatte er seinen Onkel und auch sonst niemanden aus seiner Familie gesehen, der ihn nur ansatzweise ähnlich sah. Hinata zählte ja weiß Gott nicht zu Nejis Doppelgängern.

Für ihn musste es so sein, als würde er in einen Spiegel sein älteres Ich sehen.

„Die Außerirdischen sind da“, murmelte er kaum hörbar und griff schutzsuchend nach Tentens Hand.

Auch Hiashi war überrascht, als er seinen minderjährigen Neffen sah.

„Neji?“, fragte Hiashi und trat zu ihm.

Dieser war völlig vom Anblick des hochgewachsenen Mann fasziniert, da er ja dachte, dass es sich um eine Zukunftsvision handelte.

Tenten stellte sich zwischen die beiden, lächelte höflich und versuchte unauffällig zu wirken. Manchmal war es doch vom Vorteil ein Mädchen zu sein.

„Guten Tag, Herr Hyuuga“, sagte sie und verbeugte sich kurz.

„Hallo“, sagte er beiläufig und wandte sich an Neji. „Wo warst du die letzten Tage? Du hast dich nicht einmal blicken lassen.“

„Ähm“, begann er, wurde aber von Tenten unterbrochen.

„Hast du deinem Onkel nichts erzählt?“, fragte sie gespielt entsetzt.

Onkel. Jetzt machte es auch bei Neji Klick. „Muss ich wohl vergessen haben.“

‚Welch Ironie’, dachte das Mädchen bitter.

„Was sollte er mir denn erzählen?“, fragte Hiashi.

Tenten trat näher zu ihm und murmelt: „Wir sind auf geheimer Mission.“

„Geheim?“

„Genau“, bestätigte sie. „Deswegen dürfen Sie auch nicht wissen, dass wir hier sin.“

„Wer bist du eigentlich?“, fragte Nejis Onkel misstrauisch.

„Tenten. Ich bin in Nejis Team.“

„Unwichtig“, sagte er. „Mich interessiert viel mehr, was zwei minderjährige Ninja in einer Bar für Missionen haben.“

„Wieso sind Sie denn hier?“, versuchte Tenten den Spieß umzudrehen.

Hiashi achtete gar nicht darauf, dass Neji und Tenten Händchen hielten, scheinbar war es ihm auch egal, was sein Neffe in seiner Freizeit trieb.

„Das geht dich nichts an“, antwortete Hiashi auf ihre Frage.

„Das Gleiche gilt für unser Anliegen.“

„Werde nicht frech, sonst geh ich zur Hokage und sag ihr, dass ihr eure Zeit in Kneipen verbringt und das mit siebzehn.“

„Hokage-sama weiß, dass wir hier sind“, sagte sie schnell und bereute es fast, da Hiashi nun noch misstrauischer, aber auch neugierig wurde.

„Wir sollen jemanden ausspionieren“, fügte sie schnell hinzu.

„Wen?“

„Es ist wie gesagt geheim.“

„Du hast Recht, wir sollten hier nicht über vertrauliche Dinge sprechen.“ Hiashi wandte sich an Tomo den Wirt. „Wir bräuchten einen ruhigen Raum zum reden.“

„Tut mir leid, alle Räume sind besetzt. Ich könnte euch aber eins der Hotelzimmer geben.“

„Das dürfte seinen Zweck auch erfüllen“, murmelte Hiashi.

Der Wirt gab ihn einen Schlüssel auf dem eine Zahl stand: 1408.
 

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Das Zimmer war nicht besonders groß, aber wenigstens hatte man hier seine Ruhe. Allerdings hatte Tenten kein gutes Gefühl bei diesem Raum und das lag nicht nur daran, dass Hiashi hier war.

„Also, um was handelt es sich?“, fragte Hiashi und ließ sich auf einen Stuhl nieder.

Neji tat es ihm ohne zu zögern nach und setzte sich auf einen der drei übrigen Stühle. Dass er vor seiner harmlosen Cousine mehr Angst hatte, als vor seinem strengen Onkel war ironisch, aber auch auf einer Art putzig, immerhin wirkte er wie ein kleiner, gehorsamer Hund. Doch das Oberhaupt des Hyuuga-Clans nahm davon keine Notiz, schließlich war er gewohnt, dass man ihm gehorchte.

Tenten zögerte, setzte sich dann aber ebenfalls zur kleinen Tischgruppe.

„Also?“

„Ich darf keine Informationen rausgeben.“

„Vielleicht kann ich euch helfen.“

Sie gab nach. „Okay, es ist dieser komische Kerl namens Rui“, log sie.

„Ach so, ja, er ist ein wenig sonderbar.“

„Tsunade-sama fürchtet, dass er eine Bedrohung für sich und andere darstellt.“

„Das glaub ich kaum. Er ist verrückt, aber mehr auch nicht.“

„Stimmt es wirklich, dass er mit Außerirdischen kommunizieren kann?“, fragte Neji und beteiligte sich zum ersten Mal am Gespräch.

„Viele sagen nein, aber ich sehe keinen Grund daran zu zweifeln.“

„Viele? Sie meinen wohl eher alle“, korrigierte Tenten ihn.

„Ja schon, aber immerhin kann er mit diesen Schädel in die Zukunft sehen.“

„Davon hat er aber nichts erzählt“, sagte Neji und klang enttäuscht.

„Er redet nicht gerne über vertrauliche Dinge.“

„Wieso wissen Sie dann davon?“

„Er vertraut mir.“

„Weil Sie viel Macht haben?“, fragte Tenten abfällig.

„Nein, weil ich ihm glaube. Glaube ist auch eine Art von Macht.“

Tenten stand auf und wandte sich zu Neji. „Komm wir gehen.“

„Ihr geht schon? Ich dachte ihr seit auf Mission.“

„Das sind wir auch“, konterte Tenten. „Aber wir müssen Recherchen betreiben.“

„Dieser Rui wohnt in diesem Lokal, also wäre es doch das Beste, wenn ihr Recherchen vor Ort macht.“

„Wieso helfen Sie uns?“, fragte Tenten skeptisch.

„Weil ich das nötige Kleingeld habe und ihr sollt mir eine Information beschaffen.“

„Information?“, fragte Neji.

„Genau. Ihr sollte feststellen, ob Rui wirklich übernatürliche Fähigkeiten hat.“

„Ich dachte ihr Glaube ist stärker als ihre Vernunft.“

„Wir übernehmen den Fall“, sagte Neji und war plötzlich nervös, wie ein kleiner Junge.

„Okay, dann könnt ihr ja heute Nacht hier bleiben.“

„Hier bleiben? In dieser Gaststätte?“

„Ja, in diesem Raum. Ich habe bereits bezahlt.“

„Okay, vielen Dank, Onkel.“

„Danke, Herr Hyuuga“, sagte das Mädchen wenig begeistert.

Sie hatten auch ohne diese Suchaktion mehr als genug zu tun, immerhin war Nejis Gedächtnis immer noch verloren.

Sie kannte diesen Raum, wusste aber nicht woher. Diese Zimmernummer schwirrte ihr unaufhörlich durch den Kopf und sie versuchte irgendwie die Tür zu dieser Erinnerung zu öffnen.

1408, 1408…

Plötzlich fiel es ihr ein.

„In diesem Raum gab es Morde“, platzte es aus ihr heraus.

„Du glaubst diesen Unsinn doch nicht, dass es hier spukt“, sagte Hiashi spöttisch.

„Natürlich nicht.“

„Also dürfte es auch kein Problem sein, dass ihr hier bleibt, nicht?“

„Nein, kein Problem“, bestätigte Tenten seine Frage.
 

Das Mädchen sah zur Tür und ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken. Eine Nacht im Zimmer 1408…

Unerwartete Wendung

Tenten sah sich in dem kleinen muffigen Zimmer um. Es wurde wohl längere Zeit weder genutzt noch überhaupt gesäubert, denn eine verdächtige Staubschicht lag auf Arbeitsplatten der Schränke. Sie strich sachte mit ihrem Zeigefinger über den Schmutz und bekam plötzlich eine Gänsehaut. Dieser Ort hatte wirklich etwas Unheimliches an sich und das lag nicht daran, dass es hier dreckig war.

Sie hatten kurzfristig ihre Sachen zum Übernachten geholt, hatten nur das Wichtigste eingepackt und waren so schnell wie möglich zurück zu der Gaststätte gegangen. In der Zwischenzeit hatten sie Gai und Lee benachrichtigt und deswegen schliefen sie im Nebenzimmer, falls Neji und Tenten eine heiße Spur entdecken würden. Doch das bezweifelte sie eher. Was sollte sie hier nur aufklären? Sie verschwendeten ihre Zeit an diesem Ort. Warum sollten sie aufgerechnet hier Nejis Gedächtnis wieder finden?

Doch es gab noch einen Funken Hoffnung. Vielleicht würde sich Neji ja ganz von selbst wieder erinnern, ohne das sie dafür auf Spurensuche gehen mussten. Doch die Wahrscheinlichkeit war so gering wie in der Wüste auf Anhieb eine Oase zu finden. Dennoch durften sie die Hoffnung nicht aufgeben. Und eine Nacht in einem Hotel zu übernachten und das völlig kostenlos war ja auch nicht schlecht, wenn es nur nicht dieses Zimmer wäre. Warum ausgerechnet 1408? Wieso hatte es überhaupt so eine hohe Nummer?

Tenten stutze und sah zu Neji, der bedacht seine Sachen auspackte und sich scheinbar fragte, ob ihm die Sachen wirklich gehörten. „Im welchen Zimmer sind Gai-sensei und Lee?“, fragte sie.

„Nebenan. Zimmer 11, wieso?“

„Wieso haben sie 11 und wir 1408?“

Jetzt hatte Neji auch das Geheimnis der Zimmernummern gesehen, fand aber keine Antwort. „Vielleicht ein Irrtum.“

Ein Irrtum war es bestimmt nicht. Zwischen elf und 1408 lagen zu viele Zahlen um diese mal eben zu vergessen. Dahinter musste etwas verborgen sein. Vielleicht wusste Tomo, der Wirt über diese Sache bescheid.

Tenten beauftragte Neji dazu runter zu gehen und nachzufragen, während sie im Zimmer Ordnung in das Chaos brachte. Er hatte nichts dagegen einzuwenden.
 

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Zielstrebig ging Neji in den kleinen Vorraum, der als Kneipe genutzt wurde. Rui, der Hellseher, war nicht mehr da, auch hatten viele Gäste bereits das Lokal verlassen. Eigentlich merkwürdig für diese Uhrzeit, immerhin war es noch nicht mal zehn Uhr.

„Tomo?“, fragte Neji und setzte sich auf einen Barhocker.

Der Wirt nickte nur, säuberte aber weiter gedankenverloren seine Biergläser.

„Ich hätte eine Frage wegen den Zimmernummern.“

„Dann frag ruhig, mein Junge.“

Neji beugte sich über die Theke. „Wieso gibt es die Zahlen zwölf bis 1407 nicht?“

Tomo sah nun doch auf und lachte. „So eine Frage habe ich ja noch nie gehört.“

„Aber sie ist berechtig“, versicherte Neji ihm.

„Das war einfach ein Scherz vom Architekten. Und nun frag nicht mehr nach solchen Lappalien. Willst du ’nen Bier?“ Er schien beinahe vom Thema ablenken zu wollen.

„Ein Scherz also. Ich hoffe, dass Tenten sich damit zufrieden gibt“, sagte er eher zu sich selbst, doch der Wirt hatte ihn gehört.

„Tenten? Ach, du meinst das Mädchen von vorhin. Ist sie bei dir auf dem Zimmer?“ Er grinste breit und zeigte sein zahnloses Gebiss.

„Ja, natürlich. Mein Onkel hat ein Doppelzimmer für uns bestellt.“

Tomo grinste immer breiter. „Dann sollt ihr wohl heute Nacht die Puppen tanzen lassen.“

„Puppen tanzen?“ Neji wusste mit dem Begriff nichts anzufangen.

„Nun ja, ihr sollt Spaß haben, rummachen. Mensch Junge, muss ich dir alles erklären?“

„Ich versteh immer noch nicht ganz.“

Tomo beugte sich rüber, so dass nur Neji ihn hören konnte. „Du solltest heute Nacht mit ihr schlafen, denn das ist eine einmalige Gelegenheit, mein Freund.“
 

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Tenten hatte bereits alle Sachen in den Schrank verstaut und setzte sich etwas zurückhaltend auf das Bett. Wieso sollte sie Angst haben? Ihr gab es angeblich ein paar Morde, doch die gab es woanders auch. Deswegen durfte sie sich einfach keine Gedanken über dieses Zimmer machen, denn sonst würde ihre Angst immer weiter wachsen.

Sie wunderte sich, dass das Bett eigentlich das Zentrum des Zimmers bildete und nicht, wie üblich ein Tisch. Es gab in diesem Zimmer einen Tisch, allerdings stand er unbedeutend in der Ecke und sah auch nicht gerade ansprechend aus.

Nicht mal ein Fernseher oder ein Buch war in diesem Raum zu finden, sie hatte auch vergessen eins einzupacken.

Zu allem Überfluss hatte sie ein weißes Nachthemd eingepackt, dass ziemlich unpraktisch war, wenn man die Nacht mit einem Jungen verbrachte. Doch sie konnte das jetzt nicht mehr ändern. Um nach Hause zu gehen war es zu spät und in Anziehsachen wollte sie auch nicht schlafen, dafür war der Tag zu anstrengend gewesen und sie waren nicht auf Mission. Außerdem wollte sie endlich aus diesem unbequemen Kostüm raus. Sie mochte die Bluse und die Weste nicht, zumal sie schwarz waren.

Als Gai und Lee die beiden Gestalten in Schwarz gesehen hatten mussten sie sich offensichtlich das Lachen verkneifen.

Aber all das Jammern nützte ja nichts.

Sie zog sich um, ehe Neji zurück kam und kroch unter die Bettdecke. Sie wollte nur noch schlafen und diesen Tag vergessen, dafür war einfach zu viel Unlogisches passiert.

Plötzlich ging die Tür auf und sie zuckte zusammen. Sie hatte den Spuk immer noch nicht vergessen. Doch dann sah sie, dass es nur Neji war und ihr Herz beruhigte sich und schlug wieder normal.

„Neji“, sagte sie und lenkte so seine Aufmerksamkeit auf sich. „Hast du was rausbekommen.“

Er kam zu ihr ans Bett, setzte sich auf die Bettkante und nickte. „Ja, Tomo meinte, dass der Architekt sich einen Spaß erlaubt hatte.“

„Das ist alles?“ Sie war enttäuscht. „Hat die Nummer keine Bedeutung?“

„Scheint nicht so“, sagte Neji und beugte sich zu ihr. „Tut mir leid, dass ich nicht mehr herausfinden konnte.“

„Nicht schlimm, du kannst ja nichts dafür“, sagte sie und lächelte. „Aber wir sollten schlafen gehen, damit wir morgen ausgeruht sind.“

Neji strich ihr sanft über die Wange und lächelte. „War ein langer Tag für dich, nicht?“

Sie nickte nur.

Neji stand auf und kam ihr näher. „Es ist aber noch viel zu früh zum schlafen gehen“, hauchte er ihr leise ihn Ohr.

Tenten wurde anders. Was tat er da? Was hatte er vor?

Plötzlich merkte sie, wie er mit der Hand unter die Bettdecke glitt und ihr Bein entlang strich.

„Lass das!“, sagte sie und zog die Beine an.

„Wieso? Das ist doch eine einmalige Gelegenheit.“

Sie stutzte. „Gelegenheit wozu?“

„Um die Puppen tanzen zu lassen.“

Sie verstand sofort und ihre Augen weiteten sich. Sie dachte das wäre ein Scherz, doch dann sah sie Nejis ernstes Gesicht.

„Tenten, ich will mit dir schlafen“, sagte er mit ernster Stimme.

Sie stand blitzschnell auf und trat einen Schritt vom Bett weg. „Vergiss es, Neji. Ich schlaf doch nicht mit dir, nur weil wir auf bestimmte Zeit ein Paar sind.“

„Aber dieses Zimmer ist ein Zeichen.“

„Denkst du etwa, dass dein Onkel uns nur dieses Hotelzimmer bezahlt, damit wir miteinander schlafen?“

Er nickte.

„Mir wird das hier zu heiß“, sagte Tenten, nahm einen der beiden Zimmerschlüssel, ging in den Flur und ließ einen aufwühlten Neji zurück.
 

---
 

Nun stand sie da. Auf dem leeren Flur und wusste nicht wohin.

Wieder zurück ins Zimmer? Keine gute Idee, immerhin war dort Neji und sie bezweifelte nicht, dass er nicht über sie herfallen würde, wenn sie schlief.

Runter in die Kneipe? Auch keine gute Idee, schließlich war sie nur mit einem Nachthemd bekleidet und würde somit wieder alle Blicke auf sich ziehen.

Blieb nur eine Lösung, es sei denn, sie wollte auf dem Flur bleiben.

Auf einmal hörte sie ein leises Kichern. Sie trat näher und sah einen Mann, der zusammengekauert in der Ecke saß.

„Alles in Ordnung?“, fragte sie behutsam.

Der Mann hatte eine Glatze und sah nicht sonderlich gepflegt aus. Scheinbar nahm er sie gar nicht wahr, denn er antwortete nicht.

Plötzlich sagte er etwas, Tenten verstand es anfangs nicht, doch dann wurde es deutlich: „Mein Schatz.“ Die Stimme des Mannes war nicht mehr als ein Flüstern und er zog die beiden Worte extrem in die Länge.

Dieser Mann war mehr als unheimlich, sogar unheimlicher als dieser Hellseher Rui.

Auf den Flur konnte Tenten also auch nicht bleiben.

Blieb nur noch eins: Sie musste wohl oder übel bei Lee und Gai übernachten.

Sie ging zurück zu Zimmer Elf und klopfte vorsichtig an die Tür.

„Stopp“, hörte sie Lee drinnen sagen, wahrscheinlich redete er mit Gai.

Was sollte er denn stoppen? Sie versuchte lieber nicht näher darüber nachzudenken.

Die Tür ging auf und Lee steckte den Kopf raus. Als er seine Freundin sah, sah er noch überraschter aus. „Tenten? Was willst du? Bist du nicht bei Neji?“

„Neji hat versucht mich aufzufressen. Darf ich reinkommen?“

„Natürlich.“ Lee öffnete die Tür ganz und das Mädchen trat ein.

Plötzlich flog etwas auf sie zu, sie wusste nicht was, dafür war es einfach zu schnell, doch es tat nicht sonderlich weh, als sie am Kopf getroffen wurde.

„Ich sagte doch ‚stopp’“, protestierte Lee.

Tenten hob das Kissen, das sie eben vor den Kopf bekommen hatte und sah zu ihrem Sensei Gai.

„Bei einer Kissenschlacht gibt es keinen Stopp“, erklärte er.

„Das wusste ich nicht“, sagte Lee und nickte eifrig.

Tenten sah missbillig zu Lee. Er glaubte wohl alles, was Gai ihm erzählen würde.

„Machst du mit bei unserer Kissenschlacht?“, fragte ihr Sensei und es schien ihn kaum zu interessieren, wieso sie mitten in der Nacht zu ihnen ins Zimmer kam.

„Ähm, ich weiß nicht so recht“, begann sie, wusste allerdings nicht, was sie tun sollte.
 

Sollte sie die Nacht mit zwei Kindskoppen verbringen, die nur Kissenschlacht und Training im Kopf hatten oder sollte sie zurück zu Neji, der sie höchstwahrscheinlich mit belästigen würde, bis sie nachgibt und doch mit ihm schlafen würde? Aber sie wollte ihre Unschuld nicht an Neji verlieren, zumindest nicht so. Sie wusste nicht mit wem sie die Nacht lieber verbringen wollte, aber eins war sicher: Auf den Flur wollte sie auch nicht übernachten. Sie musste sich entscheiden, wusste allerdings nicht wofür…



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Kommentare zu dieser Fanfic (78)
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Von: abgemeldet
2010-12-27T11:28:11+00:00 27.12.2010 12:28
WoW,also diese FanFikiton ist wirklich Klasse!! ♥
Sackgassenlabyrinth ist definitiv Unterhaltung pur!! Ich konnt mich vor Lachen und Verliebtheit kaum beherschen!! Im ersten Kapitel war ich sogar kurz davor vor lauter Lachen zu Heulen!! xDD
Ach...*schmach* Und wie diese NejiTen Momente rüber kommen.. Total Prikelnt && Aufregend!! ♥ EINFACH FANTASTISCH!! >3<
Ich würde mich so sehr drauf freuen, wenn es weiter gehen würde!! Aber... *schau*... das letzte Kapitel liegt ja schon ziemlich weit her...
In nächster Zeit wird es wohl kein neues Kapitel geben,oder??^-^"

~*~ LG NejiTen_Freak01 ~*~
Von: abgemeldet
2010-12-27T11:28:04+00:00 27.12.2010 12:28
WoW,also diese FanFikiton ist wirklich Klasse!! ♥
Sackgassenlabyrinth ist definitiv Unterhaltung pur!! Ich konnt mich vor Lachen und Verliebtheit kaum beherschen!! Im ersten Kapitel war ich sogar kurz davor vor lauter Lachen zu Heulen!! xDD
Ach...*schmach* Und wie diese NejiTen Momente rüber kommen.. Total Prikelnt && Aufregend!! ♥ EINFACH FANTASTISCH!! >3<
Ich würde mich so sehr drauf freuen, wenn es weiter gehen würde!! Aber... *schau*... das letzte Kapitel liegt ja schon ziemlich weit her...
In nächster Zeit wird es wohl kein neues Kapitel geben,oder??^-^"

~*~ LG NejiTen_Freak01 ~*~
Von:  LilHeaven
2010-12-09T19:26:05+00:00 09.12.2010 20:26
Okay...ich fand's schon lustig genug, dass die Story so abgedreht war...aber dieses Kapitel....XD~~

Ich will auch so'n Schädel!
*Spür den Schädel...SEI DER SCHÄDEL!!* XD

Ich fand's so geil, ich hab mich totgelacht...

Erstmal kam der kleine Erzähler aus 'Aladdin', dann so'ne Art 'Men in Black', dann Hagrid, dann noch der Bengel aus 'The Sixth Sense'...*mich weglach*

Zugegeben, ich fand's zwar auch blöd, dass Neji auf einmal wie ein dritter Gai geworden ist, aber an manchen Stellen dachte ich nur noch:
Aww....<3~~

Lg maNga_Suchti
Von: abgemeldet
2009-07-01T20:47:30+00:00 01.07.2009 22:47
warum hast du die story abgebrochen ? :(
ich hätte gerne weitergelesen ^.^
Von:  zintia
2009-01-16T15:27:43+00:00 16.01.2009 16:27
hay !
das war mal wieder ein super kappi
da muss neji ja wirklich hart irgendwo aufgekommen oder gegengeknallt sein wenn er sogar vergisst was das byakugan ist
aber ich find das voll süß jetzt sind die beiden zusammen
ob tenten das jetzt wollte oder nicht is scheiß egal
ich frag wie das wohl wird wenn er sein gedächtnis wiederbekommt
falls er es wiederbekommt
wovon ich ja sehr überzeugt bin
bis zum nächsten kappi

deine zintia ^-^
Von:  zintia
2009-01-16T14:35:44+00:00 16.01.2009 15:35
hay !
bin grad auf die ff gestoßen und muss sagen das sie mir wirklich sehr gut gefällt
die idee find ich total cool und auch richtig lustig
aber sind die nun wirklich zusammen gewesen oder haben lee und gai sich das nur ausgedacht
ich bin schon richtig gespannt was jetzt passiert
bis zum nächsten kappi

deine zintia ^-^
Von: abgemeldet
2009-01-11T18:57:08+00:00 11.01.2009 19:57
morde...
ok ab diesem moment wäre ich weg!
mal schauen was so in diesem raum abgeht oder
wie dieser rui so sein leben in der kneipe lebt!
Von: abgemeldet
2009-01-11T18:29:39+00:00 11.01.2009 19:29
hiashi is auch noch da!?
juhu!^^
Von: abgemeldet
2009-01-11T13:11:05+00:00 11.01.2009 14:11
XDD
neji macht mir irgendwie angst -.-
glaubt der wirklich alles, was man ihm sagt???

na auch egal, ichhoffe du schreibst bald weiter...wie sie sich woh lentscheiden wird ...

hdgdl, nejiten

Von: abgemeldet
2009-01-10T21:43:28+00:00 10.01.2009 22:43
xDDDD
der Kerl im Flur erinnert mich stark an Gollum/Sméalog...
der arme Neji, dem wurde bestimmt ganz anders
wie TenTen sich wohl entscheiden wird??
klasse kappi ich freu mich schon aufs nächste
lg Yaki


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