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Herzsprung

von

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Französische Medizin – bei Nebenwirkungen suchen Sie bitte ihren Herzspezialisten auf

Kapitel 21
 

Französische Medizin – bei Nebenwirkungen suchen Sie bitte ihren Herzspezialisten auf
 

Mit leicht verkrampften Gesichtszügen drehten sich Isa von der einen auf die andere Seite der, ihr auf einmal viel zu weich vorkommenden, Matratze. Nachdem das Dienstmädchen gegangen war, nicht ohne ihr einen bräunlichen Fieber lindernden Tee auf dem Nachttisch zu hinterlassen, hatte sie sich unter der Bettdecke eingerollt. Binnen einiger Minuten aber schlug sie die Decke mit einen frustrierten Schnauben zurück, um nach der Tasse Tee zu greifen und umgehend die dunkle Flüssigkeit hinunterzukippen.

Doch noch bevor der erste Schluck in die Nähe von Isas Rachen gelangt war, spie sie ihn schon im hohen Bogen quer auf den Boden.

Dabei ging ihr entrüstet durch den Kopf: Bäh! Kommt das frisch aus der Toilette? Wenn man davon gleich reihern soll, dann herzlichen Glückwunsch! Es hat seinen Zweck nicht im Geringsten verfehlt! Na, was für ne’ schöne Sauerei. So langsam lerne ich das Personal hier wirklich zu schätzen...

Sie drehte den Kopf zum Tisch, wie um nach etwas zum Abwischen ihres Mundes zu suchen, wobei ihr Blick an den seelenruhig mitten im Zimmer stehenden, lila Karton haften blieb.

Ein mattes Stöhnen entwich Isas Kehle.

Geradezu machte es den Anschein, als würde der Karton nur darauf warten, dass ihn jemand abhole, was jedoch nicht passieren würde. Und das wusste das Mädchen mit Sicherheit.

Also echt mal!, dachte die Schwarzhaarige, wenn Lenas Kopf nicht auf ihren Hals stecken würde, hatte sie den bestimmt schon längst irgendwo in der Pampa verloren.

Tief seufzend erhob sie sich langsam aus dem Bett, tapste zum Tisch und nahm den Karton an sich. Dann begab sie sich auf direkten Weg zum Musikzimmer 3. Dennoch nahm sie sich ernsthaft vor, Lena würde heute gehörig noch etwas von ihr zu hören bekommen, weil sie das Ganze äußerst unwillig, mit größter Abneigung und ununterdrückbaren Missfallen tat.

Auf der Mitte des Südflügels wurde ihr auf einmal schwindlig. Fahrig tastete Isa nach der Wand, um sich für einen Moment an ihr abzustützen. Der Schweiß brach auf ihrer Stirn aus. Sie hatte das Gefühl, dass sich alles um sie drehte, als wenn sie in einem Karussell säße. Doch je länger sie an der Wand verharrte, desto mehr ging der kleine Schwindelanfall zurück. Schließlich wagte sich das Mädchen weiter voran, den Karton energisch unter ihren Arm geklemmt. Mit jedem Schritt spürte sie die Kraftlosigkeit, immer weiter in ihre Glieder sickernd. Eine bleierne Müdigkeit drohte ihren Geist zu vernebeln. Aber sie musste… sie musste einfach durchhalten. Für Isa war es schon schlimm genug, dass Lena normalerweise dazu gezwungen war, diese Höllendinger an ihre Füße zu lassen, aber da sie endlich eine Alternative hatte, war es mehr als blöd gelaufen, dass sie diese nicht benutzen konnte.

Knirschend die Zähne zusammenbeißend, zwang sich das schwarzhaarige Mädchen zum Weitergehen, bis sie endlich den Musikraum erreichte und eintrat. Im Inneren des leeren Zimmers blieb sie abrupt stehen.

Keine Kundinnen, kein Kuchen, kein Tee, keine Host und von Lena war auch weit und breit nichts zu sehen.

„Hallo? Ist hier jemand?!“ rief Isa, hatte jedoch die Hoffung auf eine Antwort bereits aufgegeben, als eine Stimme aus dem Hinterzimmer ertönte.

„Komme gleich! Moment noch kurz!“

Ein Unheil verkündendes Rumpeln war zu hören. Dann erschien Tamaki in der Tür, eine kleine Kiste in den Händen und mit strahlendem Lächeln.

„Ja, was darf es sein?“

Erst als er sich zu ihr umdrehte, erkannte er Isa. Ein verwunderter Ausdruck schlich sich auf sein Gesicht.

„Ja, ja“ beeilte sich die Schwarzhaarige zu sagen mit er Absicht möglichst unangebrachte Dialoge umgehen „Bevor du fragst, was ich ihr mache, kann ich dir sagen, dass ich kein zweites mal Postbotenfritze, den großen Nachtrager oder Sonstiges für euren Club spiele. Ich suche lediglich Lena, weil sie die hier vergessen hat“ Sie deutete auf den lila Schuhkarton unter ihren Arm.

„Also wo finde ich sie? Wo sind überhaupt alle? Warum bist nur du hier? Habt ihr Insolvenz?“

Kurz runzelte der Blonde die Stirn, ehe in einem leichten Anflug von Belustigt den Kopf schüttelte. „Nein, haben wir nicht. Sei unbesorgt unsere liebreizenden Kundinnen haben uns schließlich die Treue geschworen, so dass dieser Umstand wohl für unseren Club undenkbar wäre“

War aber auch zu schön um war zu sein, dachte Isa mit einer Spur Sarkasmus.

„Aber du kannst es natürlich nicht wissen“ fuhr Tamaki umgehend fort „Heute findet unser Treffen im Tropenhaus statt. Schließlich sollen die Mädchen vor unserer Schulreise noch ein wenig Gespür für das „exotische Feeling“ erlangen. Die Wärme, die Palmen, die Getränke…“ Während er dies sagte erhellte ein begeistertes Leuchten seine azurblauen Augen. „Ich war nur kurz noch hier oben, weil ich das hier…“ Tamaki hielt das Kästchen hoch „…vergessen habe.“

„Eure Organisation geht also auch über Bord, oder wie darf ich das verstehen?“ stichelte Isa halbherzig.

Scheinbar gleichgültig zuckte der blonde Halbfranzose die Schultern „Vielleicht ist es so… und wenn schon… das rängt sich wieder ein!“

„Sagst du“

„Nein, dass sage ich nicht so. Ich bin der festen Überzeugung. Mai wird spätestens in zwei Wochen nachgeben“

„Und was ist, wenn sie es nicht tut?“ hielt Isa dagegen, die die ganze Geschichte vom Ehekrach des schwarzen Prinzen und dessen störrischer Gemahlin längst erfahren hatte.

Denn spätestens nachdem sie Kyoya höchstpersönlich über das Gelände sprinten gesehen hatte, war ihre Neugier entfacht worden und sie hatte nicht aufgehört Lena deswegen auszuquetschen, bis diese ihr die Story brühwarm berichtet hatte. Im Nachhinein hätte Isa lieber doch nicht so tief in der Angelegenheit nachgewühlt und es anstatt dessen so belassen. Aber nun war es nun einmal so gekommen.

„Wie meinst du das?“ wollte Tamaki wissen, woraufhin sie entgegnete „Aus dem, was Lena mir über Mai erzählt hat, schließe ich mal dass sie einen starken Charakter hat, und sich nicht so einfach Vorschriften beugt, obwohl es doch zuerst anders gewirkt hat. Liegt wohl an der guten Erziehung“

Plötzlich begann das Zimmer um sie herum leicht zu wanken. Schnell hielt die Schwarzhaarige sich an einer Stuhllehne fest, darauf bemüht, dass ihr Gegenüber nichts von der Veränderung bemerkte.

„Kyoya hat den stärkeren Charakter und kann, wenn es drauf ankommt um einiges sturer sein“, konterte Tamaki, dabei sah er derart ernst aus, wie sonst selten, „Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis sich Mai mit dem, was Kyoya für sie vorgesehen hat, einverstanden gibt. Und das wissen sie beide“

Isa klappte der Mund auf. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass der Blonde zu solch berechnender Unverfrorenheit fähig war, gleichzeitig jedoch nahm der Schwindel zu. Erneut versuchte sich Kraftlosigkeit ihrer zu bemächtigen. Tapfer unterdrückte sie den Schwindel und es gelang ihr sogar der Kraftlosigkeit Herr zu werden, die einzig das Ziel verfolgte sie auf direkten Weg mit einem Schwächeanfall zu übermannen. Dennoch vertrieb dieser kleine Sieg nicht das sich umgehend verstärkende Schwindelgefühl. Ihre Finger krallten sich in das Holz des Möbelstücks, bis die Knochen weiß unter der Haut hervorstachen. Ein leichtes Zittern befiel ihren Arm.

„Wie schon gesagt, es ist alles eine Frage der Zeit. Ich persönlich hege ja die Hoffnung, dass sie überaus kurz…“ abrupt brach er ab.

Auf einmal lag ein merkwürdiger Ausdruck in Tamakis Augen, aber vielleicht bildete sich Isa das auch nur ein.

Jedenfalls kam er auf sie zu. Plötzlich befand sich sein Gesicht unmittelbar vor dem ihren.

„Sag mal. Bist du heute nicht ein wenig zu blas?“

Erschrocken wich Isa einen Satz zurück. „Was willste’ hä? Dich geht das gar nichts an!“

Er war jetzt wirklich der Letzte, der erfahren musste, dass sie nach Lenas Erachtens eigentlich ins Bett gehörte.

Die Schwarzhaarige wandte das Gesicht ab und fühlte umgehend den Schwindel und kämpfte abermals, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Die Welt um sie herum begann zu schwanken. Angestrengt presste Isa die Augen zusammen, aber diesmal verflüchtigte sich das elende Gefühl nicht.

Inzwischen war Tamaki an sie herangetreten. „Denkst du nicht, dass du etwas zu schlecht aussiehst, um große Sprüche klopfen zu können?“

Sie spürte seine Hand auf ihrer Wange. Sofort wollte sie sie weg schlagen, aber ihr fehlte dafür die nötige Kraft.

„In solch einen Zustand sollte man es unterlassen, sich auf so eine Kommunikation einzulassen“ Seine Stimme war nur ein Hauch nahe an ihrem Ohr.

„Lass mich!“ Die Augen aufreißend, taumelte sie vor ihm zurück, gleichzeitig explodierten grelle Lichter vor ihrem Sichtfeld in tausend Funken. Mit einem dumpfen Laut fiel der Schuhkarton auf den Boden.

Wäre Tamaki nicht geistesgegenwärtig zu ihr geeilt, um den schlaffen Körper zu stützen, wäre sie vermutlich auf der Stelle zusammengebrochen.

„Wirklich, du machst Sachen“ seufzte er „Sich in solch einen Zustand derart zu verausgaben,… hm“

Weder um die Augen zu öffnen noch um sich aus dem sicheren Griff des Blonden zu winden – zu nichts von alledem war sie mehr in der Lage.

Tamaki geleitete Isa zum Sofa, auf dem sie ohne Umschweife niedersank.

„Du scheinst dich aber derb überanstrengt zu haben“ meinte er, als sie vor lauter Erschöpfung träge wie ein nasser Sack wohl eher auf der Sitzfläche hing, anstatt lag.

Vergeblich mühte Isa sich damit ab, sich halbwegs aufzurichten und musste das klägliche Scheitern, begleitet mit dem Fall zurück in die Kissen, in Kauf nehmen - weiterhin vor dem unter ihren Lidern explodierende Sternenmeer flüchtend. Es war so als würde die Müdigkeit sie langsam forttragen - ganz weit weg, von wo aus sie nur noch alles gedämpft und merkwürdig verzerrt mitbekam.

Isa spürte, wie etwas sanft ihre Wange streichelte und dann von ihr abließ, kurze Zeit später wurde es durch etwas angenehm Kühles auf ihrer Stirn ersetzt.

„Also wirklich, wegen so etwas eine solche Lappalie zu veranstalten ist sehr unvernünftig – gefährlich unvernünftig“ hörte sie seine sanfte Stimme wie von fern, obwohl sie hätte schwören können, dass er nahe bei ihr stand.

Trotz des Schleiers, der sich allmählich über Isa ausbreitete, schluckte sie und wollte zum Sprechen ansetzen. Merkwürdigerweise fühlte sich ihr Hals auf einmal ungewöhnlich rau an, sodass ihr nicht mehr, als ein kratziges Röcheln entwich. Isa probierte es ein weiteres Mal und nun gelang es ihr sogar seinen Namen herauszupressen. „Ta-ma-ki“ Ihre Stimme war ein einziges hilfloses Beben.

„Tsch, nicht sprechen“ gelangte die nachsichtige Ermahnung an ihre Ohren.

Erneut spürte sie seine Hand, sich behutsam auf ihre Schläfe legend. „Kein Wunder, dass du umgekippt bist, bei deiner Temperatur“

Besorgnis huschte über das Gesicht des Blonden, als er ihr Fieber diagnostizierte.

Grelle Funken tanzten vor ihren Augen, als Isa das Lid einen winzigen Spalt breit öffnete.

„Die Schuhe“ murmelte sie leise. Jedes Wort, das ihre Lippen verließ, kostete sie eine immense Anstrengung. Die Müdigkeit war wie ein ungebetener Gast an sie herangetreten, den man nur zeitweilen verscheuchen könnte, nun aber erneut seinen Tribut forderte. „Lenas Schuhe… im Karton“

„Was ist mit denen?“ wehte Tamakis Frage, gleich eines Windhauches durch den Raum.

„Bring sie ihr… bitte“

Für einen langen Moment erfüllte das Zimmer Schweigen, derweilen merkte Isa, wie sie immer weiter andriftete.

Dann durchbrach Tamakis Stimme die Stille.

„Die Schuhe“ kam es von ihm „Allein aus diesem Grund hast du den Weg hier her auf dich genommen. Du hättest auch ein Dienstmädchen damit beauftragen können, statt deine Gesundheit mit deinem unbedachten Handeln aufs Spiel zu setzen“ Es war eine unmissverständliche Feststellung seinerseits.

Stimmt, dachte Isa, warum in aller Welt war sie nicht darauf gekommen, ein Hausmädchen zu rufen. Ihr Verstand musste momentan wirklich reif für die Tonne sein, wenn sie nicht einmal zu so einer simplen, logischen Lösung ihres Problems in der Lage gewesen war.

Abermals vernahm sie Tamakis Stimme und diesmal lag eine solche Einfühlsamkeit in ihr, die Isa ihm niemals zugetraut hätte. Doch das alles bekam sie nur noch am Rande ihres Bewusstseins mit. „Trotz alle dem…. Du bist wirklich unverbesserlich. Du bist dumm. Und ich rede hier nicht von der Dummheit, die im Gegensatz zur Klugheit steht. Ich meine eine andere Dummheit, mit der du außergewöhnlich reich gesegnet bist. Du bist sogar so dumm, dass es schon niedlich ist. Und nicht einmal die Tatsache, dass du dies von Tag zu Tag vor aller Welt zu verstecken versuchst, ändert etwas daran. Vielmehr lässt es deine Farce wie ein einziges Trauerspiel erscheinen. Keiner kann ständig mit Stärke aufbieten. Manchmal liegt die Stärke darin, sich die Schwäche einzugestehen.“

Die Hand, welche ihr sanft das leicht verschwitzte Haar aus dem Gesicht strich und hauchzart über ihre Wange fuhr, drang kaum noch zu ihr durch.

„Aber nun gut. Ich werde die Schuhe selbstverständlich mitnehmen“

„Tamaki…“ nuschelte sie schwach „Du beeilst dich aber mit den Schuhen… Lena ist sicher schon in einen Sumpf… oder so etwas ertrunken oder hat sich… ein Bein gebrochen“

Man merkte schon, dass sie weit abgetrieben war. Dennoch entlockte Tamaki dies ein kleines Lächeln. „Natürlich. Aber am liebsten würde ich dich jetzt nicht alleine lassen. Ich tue das höchst ungern, dich in solch einen instabilen Zustand zurückzulassen.“

Federleicht berührte etwas samtigweiches ihre Stirn.

Dies war das Letzte was Isa spürte, bevor die Dunkelheit gänzlich nach ihr griff, ehe sie der Schatten - bedrohlich und zugleich friedvoll - mit seiner Schwärze unter sich begrub und sie in die beschützenden Arme eines tiefen Fieberschlaff glitt. Sie schwankte im Nichts empfand bleierne Kraftlosigkeit, sie in einer Starre gefangen nehmend. Und jedoch war da noch etwas anderes als das Entgleiten in eine gänzlich fremde Welt, fernab jeglichen Zeitgefühls. Es war die Gewissheit. Die beruhigende Gewissheit, dass jetzt eben in diesem Moment jemand bei ihr war - jemand für sie da war.
 


 

Sanft setzten sie seine Hände auf einen Stuhl ab, ungeachtet der unverholenden Gaffer unter seinen Kundinnen. Krampfhaft hielt Lena den Fuß angewinkelt, um ihn nicht unnötig zu belasten und somit den stechenden Scherz zu entgehen, der weiterhin von den Fußspitzen bis zu den Hacken pochte. Sie brachte nur ein gestammeltes „Danke“ zu Stande, woraufhin sie Mori kurz durchdringend ansah. Einen Herzschlag lang fürchtete Lena der Ärger in seinen Augen gelte ihr, doch als ihre Blicke sich begegneten, verrauchte das zornige Glimmen, zog vorüber wie graue Wolken an einen Frühlingshimmel und hinterließ nur einen kaum wahrnehmbaren Schatten.

„Warum hast du die Schuhe wieder angezogen?“ kam es dunkel von ihm.

Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihrem Magen breit. „Ich weiß nicht... weil ich keine anderen hatte“ Und weil ich die Neuen vergessen habe, fügte sie in Gedanken hinzu.

Einen Moment später kniete Mori auf den Boden, um ihr behutsam die Schuhe auszuziehen. Dabei gingen seine Hände ausgesprochen vorsichtig vor, trotzdem schoss ein Brennen durch Lenas Nerven, als das Material über ihre geschundenen Füße schabte. Zischend stieß sie die angehaltene Luft aus.

Zum Vorschein kamen hochrot angelaufene Zehen und drei unansehnliche Blasen an den Hacken.

„Warum hast du nichts gesagt?“ Die Spur eines Vorwurfes lag in der gewohnt ruhigen Stimme des Dunkelhaarigen.

Hilflos zuckte die Brünette mit den Schultern, die Augen verlegen auf ihre Füße gerichtet.

In Wahrheit wusste sie auf diese Frage selbst keine Antwort.

Eilige Schritte auf dem Kiesweg, die auf die Wiese zuhielten, bewegten Lena den Kopf zu heben und den antrabenden Tamaki entgegenzustarren. Gerade kam dieser keuchend neben Mori zum Stehen. Sich die Seite haltend, streckte er etwas von sich. Seine Worte waren ein einziges nach Atemringen „Hier – die Schuhe – und die - Salbe“

Schweigend nahm Mori das Paar sowie das Tübchen entgegen. Lena beobachtete, wie seine schlanken Finger den Verschluss der Tube aufdrehten und etwas von dem cremigen Innhalt auf seine Handfläche gaben. Danach widmete er sich ihren Füßen. Sanft verteilten seine Hände die kühle Masse auf der geröteten Haut und gingen besonders sorgsam an den geschundenen Stellen vor. Dann massierte er die Salbe ein. Die angenehme Behandlung, welche er ihren Füßen schenkte, ließ ihr das Blut in die Wangen schießen und unter seinen Berührungen leicht erröten. Gleichzeitig rief sie in Lena die Erinnerung an Halloween wach. War es damals nicht ähnlich mit Honeys Fuß gewesen?

Scheinbar ließ sich Mori alle Zeit der Welt, denn die Zwillinge, beide ein breites Dauergrinsen auf den Gesichtern, so auch deren tuschelnden Kundinnen verfolgten die Szene gespannt. Ganz zu schweigen von den Stielaugen machenden Morifans, wie Lena mit leichten Unbehagen auffiel. Und auf einmal überkam die Brünette ein höchst unwohles Gefühl. In den Augen einiger Mädchen konnte sie den Neid gleich eines Gewehrs, das sich zielsicher auf sie richtete, förmlich spüren.

Als Mori sprach, bemerkte sie erst jetzt, dass er von ihrem Füßen abgelassen hatte.

„Ich möchte, dass du diese Schuhe nie wieder trägst“ er sagte dies mit einer solchen Bestimmtheit, die jeglichen Widerspruch noch im Keim ersticken würde.

Derweilen brannte sich der Blick des Dunkelhaarigen in ihre Augen. Ein Zeichen seine Worte ernst zu nehmen. Wie betäubt nickte Lena. Umgehend griff Mori nach den flachen Schuhen und schon spürte sie, wie der weiche Innenstoff sich an ihre geschundene Haut schmiegte. Erleichtert atmete das Mädchen aus.

Für einen Wimpernschlag dachte sie er wolle noch etwas sagen, doch dann schüttelte er bloß leicht den Kopf.

Tamaki klatschte in die Hände als Aufforderung dazu die allgemeine Aufmerksamkeit zu erlangen und somit von der Situation à la Cinderella abzulenken. Doch dies änderte nichts an Haruhis Blick und obendrein der Tatsache, dass die emporgezogenen Augenbrauen der Zwillinge eine gewisse Zeit benötigen würden, um ihren Weg abwärts an ihren abgestammten Platz zu finden. Aber den seltsamsten Anblick bot Honey. Seine Augen, leuchtend wie die hellsten Sterne des Polarlichts, erstrahlten, obgleich er nur kurz von seinem Teller aufblickte, und seine Kundinnen diese Auswirkung auf ihn wohl der Kokos-Ananastorte zuschrieben.

Unbeachtet dieser Ausgangslage, schritt Tamaki elegant in die Mitte der Wiese und kam direkt neben der steinernen Elfe zum Halten. „So da wir nun alle hier sind, möchte ich euch die Bedeutung dieses prächtigen Meisterwerks erläutern“

Der King deutet auf die Statur neben sich. Dann begann er zu erzählen und wahrhaftig gelang es ihm den größten Teil der Kundinnen in seinen Bann zu ziehen. „Diese Schönheit hat ihren Weg aus dem fernen Irland zu uns gefunden, per Einflug versteht sich. Ursprünglich befand sich ihr Platz im Schlosspark von Hayfield Falcon Manor. Sie wurde vor über einen halben Jahrhundert von einem gewissen irischen Künstler, namens Charles Jervas, geschaffen. Inspiriert durch eine gewisse dort weit verbreitete Sage, hat er sie angefertigt. Die bekannte irische Sage handelte von der Natur und von der Aufgaben der Elfen, die sich ihrer verschieben haben. Demnach sollen diese wunderbaren Wesen zu jeder Jahreszeit beschäftigt sein, indem sie für die Erhaltung, die Vollkommenheit, den Wechsel der Jahreszeiten und den damit einhergehenden Wandel der Natur verantwortlich sind. Im Frühling säen Elfen Pflanzen auf den fruchtbaren Boden und flechten die ersten Sonnenstrahlen aus Morgentau. Wenn der Sommer anbricht, nutzen sie ihren belebend wirkenden Flügelstaub für die sprießenden, der Wärme standhaltenden Pflanzen. Mit dem Einzug des Herbstes sorgen sie für die Verfärbung der Blätter und glaubt man der Geschichte, so soll bereits ein einziger Atemhauch von ihnen ausreichen, um einen ganzen Windstoß herbeizurufen. Sogar im Winter sind diese zauberhaften Geschöpfe tätig und modellieren mit ihren zarten Fingern, hoch oben in den Wolken, Schneekristalle, welche als weiße Flocke gen Erde fallen und alles Leben unter einer dicken Decke verbergen, um es zu einen Schlaf zu verurteilen. Nun diese Statur hier“, er machte eine gewichtige Pause, gewiss in der Absicht einen Spannungsanstieg zu erzielen. „Soll niemanden anderen darstellen als die Elfenprinzessin Dailia. Von unsagbarer Schönheit und mit einen herzensgütigen Wesen gesegnet, wurde sie von ihren Untertanen Tag ein Tag aus angehimmelt. Eines schönen Tages begegnete sie dann ihren Traumprinzen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sie heirateten und gründeten eine Elfenfamilie. Der Elfenpapa und die Elfenmama kümmerten sich hingabevoll um ihre Elfenkinder sowie den Elfenhund. An stürmischen Winterabenden saßen sie immer zusammen an einen Kotatsu und haben sich die Flügel unter den Tisch gegenseitig gewärmt“ Zum Abschluss wandte Tamaki sein charmantestes Lächeln an. „Und wenn sie nicht gestorben sind dann leben sie noch heute.“

Augenblicklich seufzten die Kundinnen hingerissen auf, während eine, das Taschentuch gegen die Augen tupfend meinte „Tamaki, unglaublich du schaffst es immer wieder mich emotional zu berührten.“

„Genau“ seufzte eine zweite „Ich glaube ich habe noch nie etwas Ergreifenderes gehört“

„Besonders das Ende hatte etwas Intellektuelles an sich“ bemerkte eine andere.

„Ja, nicht wahr“ schwärmte die nächste.

Lena konnte nicht anders als loszugackern. Zwar versuchte sie sich mit aller Kraft am Riemen zu reißen, aber der Monolog hielt eine solche Banalität inne, dass sie nicht anders konnte.

Himmel. Woher hatte er das bloß diese Stuss? Was da seiner Fantasie entsprungen war, passte aber irgendwie zu ihm, wenngleich ihr die letzte Passage aus einem dieser zuckersüßen rosaroten Barbiefilmen geklaut erschien.

Vor lauter unterdrückten Lachen, traten ihr die Tränen in die Augen, was Tamaki mal wieder grundlegend falsch interpretierte. Er beugte sich zu ihr herunter und tätschelte aufmunternd ihre Schulter „Nicht weinen. Nicht weinen. Ich gebe zu, der Geschichte wohnt etwas äußerst Dramatisches inne, aber das ich selbst dich gleich dermaßen berühre, hätte ich nicht gedacht“

Schlagartig war der mühsam aufrechterhaltene Damm gebrochen. Mit dieser Aussage hatte Tamaki Lena schlussendlich den Rest gegeben. Lautstark lachte sie los, und kriegte sich gar nicht mehr ein.

„Ja, du hast mich wirklich stark berührt“ prustete sie.

„Na, seht wie genial ich bin!“ wandte Tamaki sich freudestrahlend an den Rest des Host Clubs.

„Ja, sehr genial“ gab ihn ein Zwilling Recht

„Und so gebildet, King“ fügte der andere hinzu.

Vor Stolz schwoll Tamakis Brust an, da er den mitklingenden Spott nicht bemerkte und den Umstand, dass sich die zwei Rotschöpfe mehr oder weniger unauffällig eins ins Fäustchen lachten.

Lena wusste, welche Botschaft die letzte Äußerung enthielt. Denn bekanntlich ist Einbildung schließlich auch eine Bildung. Und mit dieser überragenden Bildung konnte Tamaki wirklich im Übermaß aufbieten.

„Aber hast du nicht den eigentlichen Grund vergessen, weshalb du die Geschichte zum Beste gegeben hast“, meinte Kyoya plötzlich tadelnd aus dem Hintergrund.

Tamaki macht ein erstauntes Gesicht, dann glätteten sich seine Züge infolge der raschen Erkenntnis. Dann vollführte er die Geste eines Leidenden „Oh, ja. Natürlich. Ach, meine erzählerische Begabung setzt sogar mir Grenzen. Manchmal übertrifft meine Genialität sogar mich selbst“

Ein genervtes Augenrollen zeigte was Haruhi davon hielt.

„Also“ begann der blonde Host wieder an die Kundinnen gewandt „Der Sage nach soll Dailia magische Ketten besessen haben. Mit ihnen konnte sie den einzelnen Pflanzen eine besonders liebevolle Pflege geben. Nun habe ich für euch, hübsche Kundinnen, ein Geschenk“

Er hielt eine Holzschachtel in die Höhe und Lena erkannte, dass es sich um das Kästchen handelte, mit dem er vorhin zu Mori gekommen war. Neugierig musterte nicht nur sie den hölzernen Gegenstand, die Kundinnen schienen ebenfalls begierig darauf zu sein, zu erfahren, was sich in dessen Inneren befand.

„Ist dies das, was du noch aus dem Clubzimmer holen musstet“, fragte Haruhi stirnrunzelnd.

Ein gewichtiges Lächeln stellte die Antwort dar.

„Haruhi, werde bloß niemals so vergesslich wie der King“ warfen die Zwillinge grinsend ein.

„Wer ist hier vergesslich?! Wer hat denn den ganzen Müll im Clubraum liegen lassen?!“ kam die Beschwerde postwendend.

„Na, du!“ posaunten die Zwillinge gleichzeitig.

„Gar nicht!“

„Siehst du. Ein eindeutiges Kurzzeitgedächtnis! Würde mich nicht wundern, wenn er mit zunehmenden Alter Alzheimer bekommt“ stellten sie über Tamakis Kopf hinweg fest, der daraufhin entrüstet argumentierte „Ich habe genau gesehen, dass eure Videospielen da lagen“

„Ja, verstreut unter deinen Bergen von Instandnudelpackungen“ mischte sich Haruhi bereits wieder gelangweilt ein.

„NEIN! Jetzt fällt mir auch noch meine geliebte Tochter in den Rücken! Was habe ich bei ihrer Erziehung nur falsch gemacht?“ warf sich Tamaki, die Hände über den Kopf geschlagen, verzweifelt vor.

„Es wird dich schon nicht umbringen“ zogen ihn die Zwillinge weiter auf.

Anmaßend verzog Haruhi das Gesicht als hätte ihr soeben jemand verkündet, sie müsse einen Club mit den Namen „Überlebenstraining unter Idioten - für Anfänger“ besuchen. Denn zweifellos spielte sie in dieser Kategorie schon in der Profiliga.

Erstaunlicherweise erholte sich der bedenklich angeschlagene King sehr schnell, obwohl für ihn als Vater augenscheinlich eine Welt zusammengebrochen war. (Durchschnittlich kam es fünf Mal am Tag zum Zusammenbruch seiner selbst errichteten Vaterwelt. In andren Worten: Haruhi war ein definitiver Problemkinderfall). Anscheinend hatte der blonde Host diesmal etwas, woran er sich festklammern und aus seinen sprichwörtlichen Sumpf der Verzweiflung rausziehen konnte.

Denn wenig später stellte Tamaki bedächtig die Schatulle auf eine Tischplatte ab, öffnete sie und brachte mehrere Silberketten zu Tage.

Als der Blonde sprach lag pure Begeisterung in seiner Stimme. „Für jede von euch ist eine von Dailias Ketten da.“

„Jede ist eine Einzelanfertigung, somit völlig einzigartig und unterscheidet sich in ihrer Individualität von den anderen“ fügte Kyoya hinzu, während Tamaki bewundernd vor sich hin philosophierte „Mit diesen hier werdet ihr die Eleganz und Anmut einer Elfe versprühen!“

Echt, er würde einen tollen Barbieverkäufer abgeben, kam es Lena bei diesen Worten in den Sinn, indessen verteilte Tamaki ununterbrochen seine vor Komplimenten triefenden Versprechungen „ Ach, ich sehe es schon vor mir“ seufzte der Blonde „Ihr werdet dahinschweben auf den grazilen Beinen einer Elfe!“

„Oder wie heißt noch mal das große graue Tier mit dem Rüssel“ warf Renge gehässig dazwischen, was umgehend mit einem strafenden Blick von Seiten Kyoyas belohnt wurde.

„Genau“ wollte ihr Tamaki schon zustimmen, weil er nicht recht mitbekommen hatte, was Renge da Spektakuläres von sich gegeben hatte.

Zweifellos war er im Gedanken bei etwas anderem gewesen, denn als er einen Moment später erschrocken die Augen aufriss und etwas durch den Wind, Hände fuchtelnd zu einer Entschuldigung in Richtung der Kundinnen ansetzte, nahmen die Zwillinge - die an diesen Tag ziemlich von der Rolle wirkende - Renge in ihre Mitte.

„Renge, wie kannst du es wagen, die reine unschuldige Poesie des Kings mit einem solch unterschwelligen Kommentar zu verunstalten!?“ sagte ein Rotschopf mit einen übertrieben anschuldigenden Blick, hinter dem man jedoch den Schalk deutlich hervorblitzen sah.

„Echt, was fällt dir ein. So etwas solltest du nicht in Kyoyas Abwesenheit machen, wenn du nicht Gefahr gehen willst, geköpft zu werden“ setzte er zweite hinzu und schielte lauernd zu den Brillenträger hinüber, der dem ganze Auflauf aber nichts mehr sonderlich Interessantes abgewinnen konnte.

Trotzdem kassierten die Zwillinge einen erbosten Anraunzer „Selber Schuld, wenn mir keiner sagt, dass das Treffen heute im Tropenhaus stattfindet!“ Beleidigt verschränkte das Mädchen die Arme vor der Brust.

Kaoru warf seinen Bruder einen besorgten Blick zu, doch dieser meinte nur knapp „Mit der Organisation haben wir nichts zu tun…“

Mittlerweile hatte Tamaki mehreren Mädchen mit einem Handkuss eine der Ketten überreicht. Lena hörte ihn gerade eine Kundin voll sülzen. Nachdem er ihr mehrere Male versichert hatte, dass sie sogar hundertmal schöner wäre als die Statur von der angeblichen Elfenprinzessin, schien sie beinahe vor Freude zu hyperventiliern.

Unfassbar, jetzt stellt er sogar Vergleiche mit einem Steinblock auf, dachte Lena.

Zu einer anderen sagte der blonde Host, die Kette mit dem silbernen Gänseblümchenanhänger würde ihre Sensibilität und Verletzlichkeit widerspiegeln, woraufhin sie geschmeichelt aufquietschte.

Kurz wagte es Lena ihren Blick in Moris Richtung schweifen zu lassen.

Der große dunkelhaarige Host saß inmitten einer Traube von Kundinnen.

Ein wehmütiges Seufzen entrann sich ihrer Kehle. Deutlich konnte sie seine Hände noch auf ihrer Haut spüren. Wie sorgsam er mit ihren Füßen umgegangen war, ganz so als wären sie etwas Zerbrechliches, dass man um jeden Preis beschützen müsste. Vorhin war ihr Mori so nah gewesen wie noch nie zuvor. Für einen vagen Augenblick hatte sie auch gedacht, dass er gar nicht so unerreichbar für sie wäre. Doch nun, da Lena ihn umschwärmt von einer Schar Mädchen sah, wurde ihr auf einmal schmerzlich bewusst, wie weit er doch von ihr weg war – wie viel Distanz zwischen ihnen lag - und wie wenig sie dahingegen verband. Selbst die Kundinnen waren ihm näher als sie. Was wusste sie denn schon über ihn? Wenn Lena ehrlich war, kannte sie ihn auch kaum. Trotzdem, warum tat diese Gewissheit dann so unglaublich weh?

Mori kam ihr in diesen Moment wie ein für sie unerreichbarer Stern vor. Etwas was tiefer Melancholie glich befiel sie, denn vermutlich würde er weiterhin für sie ein unerreichbarer Stern bleiben.
 


 

Sie schwankte in der Dunkelheit, kannte keine Zeit und empfand bleierne Schwere, sie gefangen nehmend - und doch langsam Stück für Stück, als würde eine große Pranke von ihr ablassen, wich sie zurück. Fiebrig klammerte Isa sich an ihr Bewusstsein.

Stöhnend öffnete sie die Augen und als das Flimmern endlich verebbte, sah sie sich um.

Sie lag auf dem Bett in ihrem Zimmer.

Der erste Gedanke kam nur langsam, so als müsse er durch eine dichte Nebelbank zu ihr durchdringen, die ihren Kopf das Denken erschwerte.

Dann war er da und lautete: Wie komme ich hier her?

Sie hatte nicht den blassesten Schimmer…

Ihre Hand tastete nach irgendetwas auf dem sie sich abstützen konnte. Isa bekam einzig das Bettgestell zu Fassen und richtete sich an ihm auf. Etwas Kühles viel von ihrer Stirn – ein nasser Waschlappen.

Bilder durchzuckten sie - jedes merkwürdig verschwommen - und doch befiel sie eine unangenehme Ahnung.

Was war geschehen? Mit Mühe versuchte sie sich an etwas zu erinnern und auf einmal stürzte das vergangene Geschehen auf sie herab. Wie ein Spielfilm lief das Passierte vor ihrem inneren Auge ab - ohne, dass Isa auch nur den leisesten Hauch einer Chance hatte, sich dessen zu verwehren.

Lenas vergessener Schuhkarton, das leere Host Club Zimmer, Tamaki, der Zusammenbruch…

Ein Fluch entwich der Schwarzhaarigen, bei dem Gedanken, dass sie bewusstlos geworden war - und das ausgerechnet vor ihm. Hilflos zusammengeklappt vor seinen Augen. Schach, erbärmlich und auf Hilfe angewiesen…ganz wie… wie… wie was?

So wollte sie nicht sein! Sie war nicht schwach und hilfsbedürftig! Das war sie einfach nicht! Und würde sie auch nie sein! Sie hatte stark und unerschütterlich zu sein. Keinesfalls durfte sie, wegen so etwas Nebensächlichen, Schwäche zeigen, sonst würde man sie für jemanden halten, der sie einfach nicht war und auch niemals sein wollte.

Und dann schlug die Erkenntnis wie ein Blitzt bei ihr ein. Tamaki hatte sie auf ihr Zimmer gebracht. Wessen Armen sollten es sonst gewesen sein, die sie getragen hatten? Sein Duft hing noch leicht in der Luft und als sie an ihren Kleidern roch, verhärtete sich dieser entsetzliche Versacht.

Oh, man ich glaube, jetzt wird mir echt schlecht, dachte Isa in der verzweifelten Hoffung noch ihr eigentliches Selbst aufrecht zu erhalten.

Ein starkes Zittern erfasste ihren Körper.

Tamaki hatte sie gesehen. Wehrlos und schutzbedürftig. Aber so durfte sie niemand sehen. Trotz dessen hatte gerade er einen Blick auf diese verletzliche Seite erhalten. Sie kam sich seltsam entblößt vor. Etwas brannte in ihren Inneren, versenkte etwas in ihr und ließ Isas Augen feucht werden. Dann viel die Mauer.

Sie sackte im Bett zusammen, das Gesicht zur Seite abgewandt. Die Arme umklammerten den bebenden Oberkörper. Leises Schluchzen erfüllte den Raum. Tief in ihren Herzen hasste Isa jeden dieser verzweifelten Laute. In der Stille erschien ihr das Geräusch sogar bei weitem lauter. In ihre Verzweiflung mischte sich Wut. Wut auf sich selbst. Dafür das sie Schwäche gezeigt hatte und dies nun auch in diesen Augenblick tat. Doch das Schlimmste war, dass sie nichts gegen die ihr über die Wangen rinnenden Tränen machen konnte. Der Fluss würde noch lange nicht versiegen, unbedingt davon, wie sehr sie auch gegen ihn aufzubegehren vermochte.

So bemerkte Isa erst nachdem sie sich auf die andere Seite ihres Kissens gedreht hatte, einen Gegenstand, hart gegen ihren Wagenknochen drückend. Verwirrt öffnete sie die Augen. Verschwommen durch einen Tränenschleier blickte sie auf ein Ding auf ihren Kissenbezug. Zunächst konnte Isa nicht erkennen, was es war. Doch dann sah sie, dass es sich anscheinend um eine Kette handelte. Verwirrt griff sie danach, um sie sich vor das Gesicht zu halten. Ein glattes Metallband aus Silber schmiegte sich in ihre Hand. An ihm baumelte ein kleiner Anhänger einer zarten in sich verschlungenen Rose.

Zuerst war Isa dazu geneigt den Klunker auf direkten Weg in den Mülleimer zu pfeffern. Doch dann registrierte sie etwas, dass sie gebannt die noch tränennassen Augen aufreißen ließ. Auf einmal begann ihr Herz wie wild zu klopfen.

Im Licht der langsam untergehenden Sonne, welches durch die deckenhohen Fenster in den Raum fiel, funkelte die Oberfläche des Anhängers verheißend.

Ein wunderschöner Anblick, so fand Isa.

Als wolle ihr dieser Glanz ein Zeichen geben, eine Botschaft übermitteln, der sie sich nicht bewusst war.

Die Erwiegung die Kette in die Tonne zu kloppen, war mit einem Mal verworfen, und machte etwas anderen Platz. Einen seltsamern Trost, gleich einem warmen, ja schon beinahe aufheiternden Gefühl vor dem Isa sich nicht so recht zu verschließen wusste.
 


 


 


 


 

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So, Kapi fertig. Das nächste wird wohl noch etwas auf sich warten müssen. Allerdings kann ich schon mal versichern, dass ich wie immer den gewohnten Zeitraum (einen Monat) einhalte. Bis dann :D
 

Euer honig_bienchen



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Doena
2010-06-09T20:00:37+00:00 09.06.2010 22:00
das kappi ist echt tol geworden *freu*
Du bist dumm, so dumm das es schon wieder niedlich ist
das war ja wohl echt lustig XD
Ich hätte auch gerne so eine Kette *heul*
Dann bis zum nächsten Kappi
Von:  GodOfMischief
2010-01-04T11:18:58+00:00 04.01.2010 12:18
Man, ich musste erstmal überlegen, wer Mai nochmal war xD
Aber ich fand es sehr schön – im sprachlichen Sinne – wie du die Szenen von Isas Schwindelgefühlen beschrieben hast, ich hab in letzter Zeit wohl einen Sternenflash~
Und ich habe gerade mal Hayfield Falcon Manor gegooglet und deine FF kam bei fanfikion.de dabei raus. Cool oder? XDD
Elfenmama und Elfenpapa und Helfenhund haut einen da gleich wieder um, Tamaki hat wohl echt einen Dachschaden >_<
Aber so wie die Legende beschrieben ist, ist es kein Wunder, das du nach Irland willst... und ich will mit *__*
Was mir gerade aufgefallen ist:
Es gibt ja diese Stelle in dem Gewächshaus (?) wo Tamaki, die Zwillinge und Haruhi sich streiten und Tamaki nennt Haruhi dabei 'seine Tochter' und das vor den Kundinnen. Merken die dann gar nicht, das sie ein Mädchen ist?
Und ja, das Ende ist so eigentlich ziemlich kitschig |D
Aber nicht mit Isa in der Hauptrolle xD
Von:  Flippi
2009-11-09T19:46:25+00:00 09.11.2009 20:46
Wow, es war einfach wieder mal ein super kapi!!!
Gut auch wenn ich mich bei meiner eigenen Geschichte wohl auch in den Hintern träten sollte... x.x
Hüstel... aber du scheibst da immer shcön stätig weiter das ist schön!!!!
Gut und die kapis haben ja auch dann noch so ne schöne länge!^.^
Ich mag sie...
und ich fand das kapi einafch wieder sooo genial!!!

-> Dabei ging ihr entrüstet durch den Kopf: Bäh! Kommt das frisch aus der Toilette?
(Das war einfach so ne geniale Stelle wo sie da den Tee trank, den so ausspuckte und einfach diesen Kommentar abgab...O.O Ah einfach göttlich... aber recht hat sie wohl... viele sachen, schmecken so... mein letzte Tee hat auch nicht gerade wie Tee gerochen...=.= Seit dem habe ich momentan nicht so Lust mehr auf Tee... auch wenn ich glück hatte und es nicht ganz nach KToilettenwasser schmeckte...)

-> Er war jetzt wirklich der Letzte, der erfahren musste, dass sie nach Lenas Erachtens eigentlich ins Bett gehörte.
(Das war auch wieder so ne geniale Stelle, die mochte ich auch wieder so!^.^ Hi, hi, hi! Aber eigentlich ist es ja doch schön.. auch wenn es wohl gerade mit der Krankheit da bisschen unpassend kam... x.x ahh... aber na ja... sie ist da ja noch zäh!^.^)

-> Du bist wirklich unverbesserlich. Du bist dumm. Und ich rede hier nicht von der Dummheit, die im Gegensatz zur Klugheit steht.
(So und der satz hatte es mir beim lesen auch so angetan! Der gefällt mir einfach sooo toll! Da hat sich jemand aber sehr gut überlegt was er sagen will, und ich finde es einfach nur genial! Das sollte man sich wirklich merken...O.O Hi, hi, hi! Da sieht man wieder wie schön du da zeit nimmst und wohl auch so geniale Sätze einzubauen!^.^)

-> Himmel. Woher hatte er das bloß diese Stuss? Was da seiner Fantasie entsprungen war, passte aber irgendwie zu ihm, wenngleich ihr die letzte Passage aus einem dieser zuckersüßen rosaroten Barbiefilmen geklaut erschein.
(Ha, und diese Stelle erst! Die war einfach traumhaft!!! Hi, hi, hi! (Meine siss hat sich da gerade heute einen Barbiefilm aus langeweile angesehen... x.x ahhh) und dann lese ich das in dem kapi! es war göttlich! Was für zufälle es da gibt.... aber na ja, bisschen recht hat man ja schon..... Gut die Filme erscheinen mir so oder so meist bisschen identisch.. x.x hüstel.... sehr sogar..... Aber Barbiefilme sind immer das selbe... Aber na ja, deine Kapis sind da schon viel genialer!^.^ Da passiert immer mal wieder was neues!^.^ Hi, hi, hi!

Also ich mochte das kapi einfach wieder mal so sehr!
Und bin schon sooo gespannt auf mehr!^.^
Lg

Schreibzieherin Flippi
Ps: Hatte ich vergessen... X.x (Muss das Komi da für den Zirkel noch keinzeichnen....)
Von: abgemeldet
2009-11-08T20:42:43+00:00 08.11.2009 21:42
zuckersüßen rosaroten Barbiefilmen...
STIMMT
ich gib zu, ich hab sie alle gesehen.
Wozu die Langeweile ienen nicht immer zwingt *sfz*

*Isa pattet*
Bei mir ist es auich schon mal so gewesen, das ausgerechnet eine Mitschülerin bemerkt hat, das ich krank war.
Und sie ist eine Person die ich nicht ausstehen kann <_<'

Das Kapitel war echt schnell da.
Bravo xD
und weiter so

lg
Von:  shinea08
2009-11-07T10:43:54+00:00 07.11.2009 11:43
Toll *.*
Arme Isa, ihr Ego is zimlich angeschlagen.
Und Lena tut mir auch gaaaanz doll leid Q.Q

ich freu mich aufs Nächste Kapitel^^


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