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Herzsprung

von

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Explosiver Schrankstellungswechsel

Kapitel 15
 

Explosiver Schrankstellungswechsel
 

Reges Flüstern erfüllte den Raum. Auf Lenas Stirn zeichnete sich eine Sorgenfalte ab. Irgendwie war das alles furchtbar schief gelaufen.

Genau wusste die Brünette nicht, wie ihre momentane Lage zu Stande gekommen war.

Lena erinnerte sich, wie sie von dem Strom der Menge in entgegen gesetzter Richtung vom Eingangsportal weg, weiter in die Schule reingedrängt worden war.

Nun befand sich das Mädchen mit einigen anderen Schülern in einem kleinen Nebenzimmer.

Die gruselige Horrorlache von der Tonbandaufnahme drang bis hier nur als gedämpftes Rumoren durch.

Leise unterhielten sich Kurakano und Kazukiyo darüber, dass es definitiv zu viel verlangt wäre, den Klassensprechern die Verantwortung für diese Ausschweifungen des Events zukommen zulassen. In diesen Fall zählte die Ordnungsherstellung eindeutig in den Aufgabenbereich der Lehrer. Es blieb jedoch anzuzweifeln, ob diverses Lehrpersonal sich überhaupt noch in der Verfassung befand zur Disziplinpeitsche zu greifen. Bei Lena hatte sich so langsam die Ahnung breit gemacht, dass gewisse Aufsichtspersonen es bevorzugt hatten, sicherheitshalber einen geeigneten Unterschlupf zu suchen, um zu Warten, bis der ganze Aufstand sich wieder gelegt hatte.

„Die Hauspolizei hat nur die Berechtigung Befehle vom leitenden Personal oder Mitgliedern des Otoriclans anzunehmen“, redete sich der Klassensprecher des ersten Jahrgangs in Rage „Ich will Otori-senpais Vorgehensweisen ja keine Kritik zusprechen. Dennoch stellt sich mir allmählig die Frage, warum er nicht schon längst einen Einsatztrupp verständigt hat! Das ist doch kompletter Wahnsinn, so einen Verrückter mit seiner zwielichtigen Sippschaft eine ganze Schule in die Hand zu spielen. Otori-senpais Tatenlosigkeit lässt so langsam an seinen Verstand zweifeln“

Innerlich konnte ihm Lena da nur zustimmen. Ihr war dieser Kerl von Anfang an schon nicht geheuer vorgekommen. Und wenn ihm die Möglichkeit bereitstand, Verstärkung zu rufen, grenzte es wirklich an Wahnsinn, diese Aktion nicht in Anspruch zu nehmen.

„Kazukiyo, du solltest nicht so von Kyoya reden“ widersprach ihm Kurakano vorwurfsvoll, worauf der Brünette sein Gesicht etwas verzog „Du weißt doch nicht, ob er Gründe dafür hat. Kyoya ist dafür bekannt, dass er so etwas nicht auf sich sitzen lässt und wirklich vorbildlich dafür sorgt die Ordnung aufrecht zu erhalten.“

Ja, klar, dachte Lena sarkastisch, letztens hatte er auch alles ganz unter Kontrolle, als gewisse Personen aus nicht weiterausführbaren Gründen an diesem Gebäude in die Freiheit klettern mussten.

Wenn der Klassensprecher ein Hund gewesen wäre, hätte er nun sicher die Ohren hängen gelassen.

„War ja klar, dass du ihn verteidigen würdest!“ stänkerte Kazukiyo „Ihr alle seid doch ganz verrückt nach ihm! Was ist bloß so toll an dem?! Was hat der, was wir anderen Jungs nicht haben?! Ich glaube, es gibt kein Mädchen, das seine Gesellschaft abschlagen würde!“

„Ach, hör doch auf!“

Ein gereizter Unterton schwang in Kurakanos Stimme mit.

„Du weißt genau, dass ich nicht eine von denen bin, die dem Typen vom Host Club hinterherlaufen. Es ist ziemlich gemein von dir, mich mit den anderen in einen Topf zu werfen. Besonders da ich zu den Wenigen gehöre, die noch nie den Dienst eines Host in Anspruch genommen haben. Als stellvertretende Klassensprecherin ist es nun mal meine Pflicht mit den verschiedenen Clubs der Schule in organisatorischen Angelegenheiten zusammenzuarbeiten. Daran kann ich leider auch nichts ändern! Auch wenn ich es wollte! Wirklich das müsstest du am besten wissen!“

„Es, tut mir leid“ murmelte der Klassensprecher niedergeschlagen „Ich kann dir versichern, ich wollte so etwas nie zu dir sagen“

Aber statt der Angesprochenen offen ins Gesicht zu blicken, wandte sich er sich nun im bitteren Ton an das gegenüber von ihm auf dem Boden sitzende, vor sich hin summende Mädchen.

„Na, Renge, war das die Gruselnacht, die du dir erhofft hast?“

„Na ja“ überlegte sie laut „Im eigentlichen läuft bis jetzt alles perfekt“

Lena meinte im Dunkel ihre rehbraunen Augen beigeistert auffunkeln zu sehen.

„Persönlich hätte ich mir das wohl mit etwas mehr Halloweenflair à la Amerika vorgestellt. Aber vermutlich hätte dies zu sehr zum Kitschfaktor beigetragen, obwohl ich ja wirklich die Kürbisfratzen und die bunten Süßigkeiten vermisse. In dieser Hinsicht ist die Kooperation mit dem Schwarzen Magie Club ausgesprochen mangelhaft“

„WIE BITTE?!?!?!“

Der Klassensprecher sah so aus, als würde ihm gleich vor Ungläubigkeit die Brille von der Nase fallen.

„Ich sagte doch“ wiederholte Renge ungeduldig „Die Kooperation mit den Okkultisten ist nicht weiterzuempfehlen“

Daraufhin konnte Kazukiyo nicht mehr an sich halten.

„SOLL DAS ETWA HEIßEN, DU STECKST MIT IHNEN UNTER EINER DECKE???!!!“ rief er schrill und packte Renge am Ärmel ihres roten Kimonos, um sie ungestüm hin und her zu schütteln, während Lena und Kurakano darauf warteten, dass ihn vor lauter Entrüstung der Kragen platzte.

Plötzlich erklang ein wimmernder Laut, der den Klassensprecher innehalten ließ. Jedoch ging dieses Geräusch nicht von der Brünetten aus, deren Kimonostoff sich in seinen festen Griff befand.

Erneut erklang der wimmernde Laut, gefolgt von einem fast unhörbaren Stöhnen.

Die Köpfe der vier Schüler fuhren herum.

Halb auf dem Boden und dem Schoß des großen Dunkelhaarigen gebettet lag Honey, dabei glich er zusehenst einem sich zusammenkauernden Tier. Mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht drückte er Halt suchend Moris Hand, welcher ihn aus dunklen, vor Besorgnis getrübten Augen stillschweigend betrachtete. Man spürte geradezu, wie sehr der Größere selbst unter den Zustand des Honigblonden litt.

Aber genau dies war es, was Lena dazu drängte zu den beiden rüber zu gehen.

„Was ist mit ihm?“, wollte sie angespannt wissen.

Kurz blickte Mori zu ihr auf und das Mädchen meinte ihr Herz würde für einen Schlag lang aussetzen.

So voller Schmerz hatte sie selten ein Gesicht gesehen. Mori musste sich wirklich verbunden mit den Kleinen fühlen, wenn er so mit ihm mitfühlte.

Auch seine Stimme klang seltsam gebrochen, als er sagte „Ich weiß es nicht, aber etwas scheint mit seinem rechten Fuß nicht in Ordnung zu sein“

Lena kniete sich zu den beiden runter.

Wieder entrann dem kleinen Honey ein wimmernder Laut – doch diesmal hatte er etwas so Herzzerreißendes an sich, dass Lena unweigerlich eine Welle des Mitleids überrollte.

Ihr Blick wechselte schnell zwischen den kleinen daliegenden Jungen und den gut aussehenden schwarzhaarigen Riesen hin und her, bevor sie vorsichtig fragte „Dürfte ich mir das einmal ansehen?“

Von Honey erhielt die Brünette keine Reaktion, dafür sah Mori sie jedoch so durchdringend an, als wolle er durch sie hindurch bis auf den hintersten Winkel ihrer Seele blicken, um zu überprüfen, dass ihre Absichten auch ja einen ehrenhaften Hintergrund besaßen. Eine Weile gelang es Lena den dunklen Augen stand zu halten, schlug dann aber die Lieder zu Boden.

„Ja, du darfst“ erklang auf einmal seine Stimme.

Überrascht blickte die Brünette auf. Für einen kurzen Moment hatte sie abwartend den Atem angehalten.

Vorsichtig nährte sie sich mit der Hand Honeys Fuß, hob ihn sachte hoch und befreite ihn mit großer Behutsamkeit, um den Kleinen ja nicht weh zu tun, von der Holzsandale.

Möglichst sanft und langsam strich Lena über die Unterseite seines Fußes. Ganz gegen ihrer Erwartung fühlte sich die Haut des Kleinen unter den Füßen erstaunlich hart an.

Woher er wohl diese Hornhaut her haben mochte?, fragte sie sich im Stillen.

Da stieß das Mädchen plötzlich mit den Fingerkuppen auf einen noch um einiges härteren, kantigen Widerstand, der sich von der robusten Haut abhob. Im selben Moment stieß Honey einen kleinen erschrockenen Schrei aus und drückte seinen Kopf an Mori.

„Schiii, dir passiert schon nichts“ redete die Brünette mit ruhiger Stimme auf ihn ein „Ich will dir ja nicht wehtun. Also hab bitte keine Angst“

„Takashi“ schniefte der Honigblonde den Namen des Großen, der Lena aufmerksam beäugte sowie weiterhin seine Hand an Honey opferte.

„Hey, kann mal jemand mit nem’ Handy her kommen und mir leuchten?“ wandte sich Lena an die anderen, die dem Schauspiel bis jetzt nur als schweigende Beobachter beigewohnt hatten.

Sofort erhob sich der Klassensprecher und eilte zu ihnen hinüber, um es dem brünetten Mädchen mit der Helligkeit seines Handys möglich zu machen, mehr von der Ursache des Leidens des Kleinen zu identifizieren.

„Oh, sieht so aus als würde ein Stück von einem Glasteil in seiner Haut stecken“ murmelte Lena, woraufhin Honey abermals aufwimmernd die Augen schloss.

Die Glasscherbe musste wohl im ganzen Gedränge auf irgendeine Weise unter seinen Holzschuh geraten sein und sich so beim Auftreten in seinen Fuß gebohrt haben.

Lena betrachtete das Ding genauer.

Den Splitter konnte man nicht gerade als klein bezeichnen. Zudem schien er tief im Fuß zu stecken. Kein Wunder, dass Honey Schmerzen litt.

Ja, von der Größe des Fremdkörpers sollte das, was sie nun vorhatte, eigentlich klappen.

„Es wird jetzt vielleicht etwas wehtun“ sagte die Brünette an den Blonden gewandt. Sie versuchte ihrer Stimme einen beruhigenden Klang zu verleihen. „Aber danach wird der Schmerz aufhören. Versprochen. Du kannst mir vertrauen.“

Lena entführ ein leichtes Lachen, obwohl ihr gerade so gar nicht danach zu Mute war. „Wenn man von einer unheilbaren Fobie gegen Ärzte befallen ist, muss man sich schon mit einem erste Hilfe Schein über Wasser halten. Ansonsten wäre man echt verloren“ Dann wurde sie wieder ernst. „Einzig wichtig ist nur, dass du schön still hältst. Ich bin auch schnell“

Geübt tastete sie nach der Oberfläche des Splitters und nahm ihn ins Visier, woraufhin sich Honeys Körper stark verkrampfte. Seine Unterlippe hatte zu beben begonnen.

Darauf bedacht es nicht länger als nötig hinzuziehen, umfasste das Mädchen den Splitter, mit Dauen und Zeigefinger.

Gequält kniff der Honigblonde die Augen zusammen. Flüssigkeit hatte sich an der Unterkante seiner Augenlieder angesammelt.

Mit sicherem Griff entfernte Lena den Splitter, woraufhin das Bein des Kleinen ruckartig zusammenzuckte und er die Luft zischend ausstieß.

„Hey, beruhig dich“, versuchte ihn Lena zu trösten, „Das Teil ist draußen.“

Die zurückgehaltenen Tränen rannen dem kleinen Host über die Wangen, als er kurz aufschluchzte, was Lena dazu bewegte sogleich nachzufragen „Tut dir noch irgendetwas weh?“

Hatte sie vielleicht etwas übersehen?

Langsam schüttelte der Blonde den Kopf, während ihm Mori sanft durch das leicht gelockte, weiche Haar strich.

Dann drehte der Große den Kopf. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln.

„Danke. Ich stehe in deiner Schuld“, sagte er.

Lena konnte nicht umhin um zu staunen.

Wie konnte bloß jemand so eine ruhige und gleichzeitig so anziehende Stimme besitzen?

Mit einem Mal klopfte ihr Herz schneller.

Bei seinem Blick, der auf ihr ruhte, wurde es ihr heiß und kalt zugleich.

Was war das bloß für ein Gefühl, das so rücksichtslos von ihr Besitz ergriff, immer wenn er in ihrer Nähe war?

Isas derzeitiges Wohlbefinden beanspruchte, wenn überhaupt nur noch, den hintersten Gedanken in ihrem Kopf. Zu schön und voller Tiefe waren seine dunklen Augen, in denen so viel Wärme lag und in denen man sich, wenn man nicht aufpasste, zu schnell verlieren konnte.
 


 

Auch Isa hatte nicht wirklich die Gelegenheit nur einen Gedanken an ihre Freundin zu vertun, was jedoch nicht daran lag, dass sie von irgendwelchen Augen abgelenkt wurde, sondern daran, dass sie mit Gin und Daisuke auf einem Sofa im Raum des Host Clubs rumlümmelte.

Der Dunkelhaarige hatte den Kleinen zwischen seine Beine genommen und von hinten besitzergreifend die Arme um ihn geschlungen.

Am Anfang hatte sie, wenn Isa ehrlich war, ein Problem damit gehabt, wie die beiden Jungen, speziell vor ihr, mit ihrem Verhältnis so schamlos umgingen. Mittlerweile musste sich die Schwarzhaarige jedoch – ohne gleich den Titel des Spanners einzusacken - eingestehen, dass es schon etwas aufregend Niedliches an sich hatte.

Und solange die zwei in ihrer Gegenwart nicht gewisse Grenzen überschritten fand Isa nichts Negatives oder Unangenehmes daran. Der kleine Punk schien nicht einmal großartig eifersüchtig zu werden, wenn Gin wieder ein paar Nummern aus seiner Flirtkiste auspackte und dann andere Leute anbaggerte. Wahrscheinlich wusste er genau, dass der Größere es in diesen Fällen nie erst meinte, sondern einfach nur seinen Spaß haben wollte.

„Dass Halbjunkie so was abzieht ist schon ein wenig heftig“ murmelte sie.

In ihrer Stimme lag eindeutige Unverständnis.

„Mag sein“, meinte Gin etwas schwerfällig, „Aber das war nicht immer so. Auch, wenn es schwer vorstellbar ist“

Der Blick des Dunkelhaarigen glitt zur Wand und schien sie dennoch nicht zu sehen.

„Früher war er auch mal ein ganz normaler Junge“

„Echt?!“ kam es gleichzeitig von Isa sowie Daisuke, der sich in Gins Armen einmal um 180 Grad umgedreht hatte.

„Ja“. Gin nickte zögernd. „Früher war er mal ganz anders. Als Kinder haben Nara und ich sogar oft mit ihm gespielt und uns angefreundet…“

Instinktiv hielt Isa den Atem an.

Würde Gin ihnen jetzt erzählen, was er am Freitag nach Nekozawa Erscheinen im Proberaum nicht geschafft hatte über die Lippen zu bringen?

„Aber…“ führ Gin fort „…dann hat er sich verändert, nachdem seine Zwillingsschwester bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Nach diesem Ereignis hat Nekozawa wohl eine grundlegende Persönlichkeitswandlung durchgemacht. Ich habe mich selbst erschrocken, als ich ihn nach drei Monaten wieder getroffen hab. Ich glaub damals warn’ wir ungefähr 11. Hat nur noch von Geister, mystischen Phänomenen und okkulten Heiligen gelabert und meinte das Nara und ich unbedingt zu so einer Guruveranstaltung mitkommen sollten. Wir haben ihn natürlich versucht von dem ganzen Kram abzubringen. Aber im Endeffekt konnten wir auch nichts daran ändern. Er muss wirklich sehr an Svetlana gehangen haben, wenn er sich solch einer Wandlung unterzogen hat. Zwar kommt seine Familie aus den russischen Raum und hat damit immer schon ein wenig den Aberglauben nachgehangen, dennoch muss ihm ihr Verlust sehr wehgetan haben. Und wie du wahrscheinlich schon selbst mitgekriegt hast, kommt man wirklich extremst schwer an Nekozawa ran. Ich vermute mal, dass der Schock zu heftig für ihn war. Vielleicht glaubt er aber auch, dass dieser Okkultismus ihn seiner Schwester - also ihren Geist näher bringt und sich mit ihr so verbunden fühlt. Wer weiß das schon….

Gin legte eine Pause ein, bevor er weiter sprach.

„Nekozawa konnte nie richtig von Svetlana loslassen. Sie heben sich zwar keine eigene Welt wie die Zwillinge aus dem Host Club gebastelt oder sich wie zwei Teile eines Ganzen gefühlt, aber sie standen sich ohne Zweifel immer sehr nahe. Wohl auch ein Grund, warum er immer so niedergeschlagen ist, wenn ihn seine jüngere Schwester, Kurumi, zurückweist, weil sie zu viel Angst vor ihm hat. Die Kleine sieht seiner verstorbenen Zwillingsschwester übrigens unglaublich ähnlich.“

Die anderen beiden hatten aufmerksam Gins Aussagen gelauscht. Nun jedoch entrann Daisuke ein Seufzen.

.„Oh, das wusste ich nicht. Ich habe ihn ja auch viel später, als du kennen gelernt“

Gin nickte leicht.

„Jetzt kann man wenigstens ein Stück weit nachvollziehen, was in ihm abgeht“ nuschelte der Rothaarige und schmiegte sich näher an Gin.

Die Tür zum Clubraum schwang auf und knallte an die seitlich gelegen Wand. Daraufhin stützten Haruhi, Kaoru, Hikaru und allen voran Tamaki ins Zimmer.

„Was macht ihr denn hier?“ fragte Isa halb verwundert halb genervt.

Diese Truppe erwies sich als noch schlimmer als ein Rudel klebriger Nacktschnecken, welche im Tierreich wohl ohne Zweifel die Rollen der miesesten Kletten annahmen. Warum musste man ihnen auch durchgehend überall begegnen? (also den Host Club; nicht den Nacktschnecken)

Tamaki plusterte sich auf, wie ein stolzer Gockel.

„Genau das Gleiche könnten wir euch auch fragen!“

Mist, wo er Recht hat, hat er Recht, dachte die Schwarzhaarige ärgerlich über sich selbst.

Dies hinderte den Blonden aber nicht seinen Mund zu halten.

„Das ist nämlich immer noch der offizielle Raum des Host Clubs und ihr scheint nicht gerade dazu zu gehören, geschweige denn Kunden zu sein“

„Will ich auch nicht werden!“ platze es aus Isa heraus „Es besteht kein Bedarf da kannste mir glauben!“

„Was macht ihr dann hier?“ wiederholten die beiden Rotschöpfe die Frage.

Isa zuckte resigniert die Schultern.

Vielleicht sollte sie sich von Daisukes und Gins Verhalten ne’ Scheibe abschneiden und den Hosthaufen einfach ignorieren. So hätte sie wenigstens einen Teil ihrer Ruhe unter Naturschutz gestellt, denn schon jetzt, nach diesen wenige Sekunden, kotze Isa die Konversation an. Weshalb das so war konnte das Mädchen auch nicht sagen, aber aus irgendeinem Grund nervten sie dies alles ungemein.

Gerade wollte die Schwarzhaarige zu einer provozierenden Erwiderung ansetzten, als das markerschütternde Donnern einer Explosion von außerhalb des Zimmers widerhallte.

In der Vorahnung, dass es sich um ein Gewitter handeln könnte, zuckte Haruhi sofort allarmiert zusammen. Aber auch Isa und den anderen war der Schreck deutlich anzusehen.

„Was geht da draußen nur vor sich!“ entfuhr es einen der Zwillinge, als ein weiterer aber viel lauterer Knall den Boden erzittern sowie das Geisterlachen der Tonbandaufnahme vollkommen untergehen ließ.

Irgendwo im Gebäude zerbarsten Fensterscheiben. Antike Möbel splitterten.

„ALLE IN DECKUNG!!!“ brüllte Tamaki, denn schon nach den nächsten zwei Herzschlägen erschütterte eine dritte Explosion die Mauern und ließ die Wände beben.

Flink suchten die Zwillinge Schutz unter einen der Tische, wobei sie Haruhi gleich mitzogen.

Isa überlegte auch nicht lange, sondern hüpfte in den, sich neben der Tür befindenden, Wandschrank. Schon wollte sie dessen Tür zuschlagen, als sich Tamaki noch im letzten Moment mit hineinquetschte und die Scharniere beim Schließen, ein hohes Quietschen von sich gebend, in die Harken ihre Vorrichtungen einrosteten.

Erneut erklang von draußen ein knallendes Geräusch.

Als es abgeklungen war, atmete Isa erleichtert auf. Doch je ließ sie etwas abermals die Luft anhalten. Jedoch reichte schon dieser einzige Atemzug aus, damit der Geruch eines unverwechselbaren männlichen Aftershaves durch ihre Nasenlöcher bis in die noch so kleine Pore ihres Riechorgans eindrang.

Schon allein das warme Ding neben sich ließ das Mädchen etwas vermuten.

„Mach dich gefälligst nicht so breit!“ knurrte sie ungehalten.

Indem sie den Halbfranzosen in der Dunkelheit zur Seite drückte, wollte sie sich etwas mehr Platz verschaffen und so den Duft, den er ohne Zweifel ausströmte entkommen.

Dieser Zug ging jedoch gründlich nach hinten los, da Isa vermutlich nicht die Größe des Schranks in die Schubsaktion mit einberechnet hatte.

Jedenfalls fand sie sich schneller, als sie sich versah, auf dem Boden liegend wieder, begrabenen unter der einzigen Person, die sich unweigerlich noch in dem Möbelstück aufhielt und verwirrt nun den Untergrund abtastete.

„Aua, das war mein Arm“ motze Isa „Geh gefälligst von mir runter!“.

„Schuldigung, das würd’ ich ja gern, aber das geht nicht“ vernahm sie Tamaki, der weiter den Boden untersuchte, den wohl zum Teil nun Isa selbst darstellte.

„Und nimm gefälligst deine Griffel von mir, Croissantfresser!“ versuchte Isa das Schlimmste noch zu verhindern. Nämlich, dass der Host (natürlich ganz aus Versehen) mit seinen Händen in gewisse verbotene Zonen eintauchte.

Zufälligerweise hatte sie einmal mitgehört das er halbfranzösischer Abstammung war. Nun, das erklärte so einiges...

Unangenehm versteifte sich ihr Körper, als sie seinen heißen Atem auf ihrem Gesicht spürte.

Der Geruch, der von ihm ausging, war nun für sie noch intensiver.

Betörend, ja verführerisch, nicht zu mild aber auch nicht zu stark - genau perfekt für… -

Moment was dachte sie da gerade…?! Nein, das konnte nicht sein! Unmöglich…! Sie konnte seinen Duft nicht anziehend finden! Das ging einfach nicht! Das kam nicht in die Tüte! Für gewöhnlich fing es in Filmen doch immer so an: Frau findet Manns Aftershave attraktiv – ein Lächeln – eine beiläufige Flirterei - ein Date – ein Kuss – die Verabredung für die für gemeinsame Nacht.

Krampfhaft versuchte Isa dagegen anzukämpfen, sich weder von dem Duft noch von der gefährlichen Nähe des Host das Gehirn vernebeln zu lassen.

Genau, sein Aftershave war ekelhaft süß, begann sie sich einzureden, und viel zu aufdringlich.

Gegen ihren Instinkt handelnd drehte die Schwarzhaarige den Kopf zur Seite, obwohl sie wohl jetzt nichts lieber getan hätte als den Kopf leicht anzuheben um an den Hals des Blonden zu schnuppern, wie sie sich beschämt eingestand. Verdammt das durfte doch nicht war sein!, fluchte sie innerlich. An diesem Idioten durfte ihr einfach nichts, rein gar nichts anziehend vorkommen. Er war doch überhaupt nicht ihr Typ. Dies war für sie so klar, wie das Amen in der Kirche. Oh Gott, woran dachte sie denn schon jetzt?! Kaum zu glauben, dass allein ein lächerliches Aftershaves so ein Gedankenchaos bei ihr auslösen konnte. Das alles war doch Schwachsinn. Eine Sinneseinbildung. Irgendetwas musste mit ihren Kreislauf nicht stimmen. Eine andere Erklärung gab es einfach nicht.

Aufgeregt pochte ihr Puls gegen ihre Halsschlagader.

Gepeinigt von dieser Einsicht schloss Isa, trotz der nicht vorhandenen Lichtverhältnisse die Augen, während draußen weitere Knalle die Luft zerfetzten.

Unterdessen schien Tamaki einen Teil des Bodens gefunden zu haben, der nicht den Namen „Körper von Isa“ trug, auf dem er sich über die Schwarzhaarige abstützte.

Dies hinderte ihn aber nicht daran umher zu bemerken, dass ein unkontrolliertes Zittern den Körper des Mädchens unter ihn erfasst hatte.

„Ähm“ fing er an.

Komisch, lag da nicht ein sanfter Ton in seiner Stimme? Nein, bestimmt nichts als Einbildung, sagte sie sich schnell.

Hilfe, das war ja noch gruseliger, als die ganze Show, die Nekozawa jetzt abzog.

Ihr gepeinigtes Zittern nahm zu.

In diesen Moment hätte sich Isa für ihre Schwäche selber ohrfeigen können.

„Wenn du Angst hast, kannst du dich an mich drücken. Mein Körper steht dir frei zur Verfügung“ deute Tamaki die ganze Situation komplett falsch und meinte ihr damit ein großzügiges Angebot zu machen.

„Nein!“ rief Isa panisch und wünschte sich dabei, dass ihre Stimme nicht so kratzig klingen würde.

Aber noch mehr Körperkontakt würde sie voraussichtlich nicht überleben.

Trottel, wie konnte er bloß glauben, dass sie wegen ein bisschen zersplitterten Glas zitterte. Schwachsinn. Nein, sie hatte zwar Angst, aber nicht vor diesem, ihr nun komplett nebensächlich vorkommenden, Angelegenheiten.

Leider kam Tamaki von seinen inkorrekten Deutungstrip nicht runter.

„Du musst nicht immer so scheu sein“ Ein leises warmes Lachen erfüllte den Schrank „Indem du dich ständig so stark gibst, magst du zwar unabhängig rüber kommen und auch vor vielen Dingen geschützt sein. Aber so wirkst du für Viele auch unnahbar. Und eine Menge Leute bemerken so auch nicht, wie verletzlich du doch in Wirklichkeit bist, weil du so einen starken Schutz um dich herum aufbaust“

Danach lag greifbare Stille in der Luft, bevor der Blonde fortfuhr „Und weißt du, so ein Schrank kann auch ganz kuschelig sein“



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Doena
2009-08-04T11:51:49+00:00 04.08.2009 13:51
armer honey T^T
hätte aber nicht gedacht das ihm irgendetwas weh tun könnte
oh man Tamaki muss aber auch immer in ein fettnäpfchen treten ^^

Von:  GodOfMischief
2009-06-04T16:54:25+00:00 04.06.2009 18:54
100!!!! (Parteii!!!)

Der arme Honey, zum Glück war Lena ja da und hat ihn ärztlich behandelt, wo sie doch selbst so viel Angst vor Ärzten hat X)
Und Dai und Gin haben also etwas aufregend Niedliches an sich? Interessant.
In einer Sache muss ich allerdings wiedersprechen, ich fände es nicht schlimm, wenn man ein paar süße bis coole Hosts an den Hacken hat, immerhin besser als Nacktschnecken XD Die sind sooooo eklig!

Versteh ich das jetzt richtig? Lena x Mori und Isa x Tamaki?
#^.^#

Und tja, was soll ich denn noch anderes sagen, als das es schön geschrieben war? Jetzt ist Schule ja vorbei, du hast viel Zeit zum Schreiben, also hau rein!
Von:  Flippi
2009-06-03T12:10:27+00:00 03.06.2009 14:10
Wow, das war wieder mal ein kapi!
Ich fand es einfach toll!!!!
Wow, und diese schöne Überraschungen!
Das war einfach soooo toll!
Aber Lena war genial!
Wirklich toll das sie da sich auch für die Erstehilfekentnisse interessiert! ^__^
Gut und das schon in ihrem alter finde ich genial!
Ich habe da erst jetzt langsam so die Ahnung was man machen muss...
früher hatten wir es zwar auch schon angesehen,
aber nun kann ich es irgendwie besser!
Erstehilfekurz und Feuerwehr, dann sollte man bisschen was wissen... O.o

Aber nun bin ich dann wirklich mal gespannt!
Da hat es noch sooo viele offene Fragen,
und ich bin soooo gespannt wie es weiter geht!
Es ist momentan einfach soooo spannent!*___*
Lg

Flippi
Von: abgemeldet
2009-05-28T15:43:22+00:00 28.05.2009 17:43
Lena xD
über beide Ohren, aber wirklich xD
*sich ebenfalls frag wo Kyouya abgeblieben ist*
und woher kommt das knallen Oo
würd mich auch interessieren, wie es bei den anderen aussieht, wenns knallt xD
Und wie reagiert Isa jetzt?
naja, werds ja sehen xD

lg
Nabi
Von:  shinea08
2009-05-28T13:04:45+00:00 28.05.2009 15:04
Geil *.*
Lena is in Mori verknallt ^^
Honey tut mir leid.
... Er kriegt konkurenz XD(also honey)
was war das eigentlich für ein Geknalle? Böller?... die hätten das Fenster ja nicht sprengen können.

Irgendwie hab ich das gefühl das Renge und Kyoya mit Nekozawa unter einer Decke stecken =D
Zutrauen würde ich es Kyoya.

*kekse da lass*
lg
Von: abgemeldet
2009-05-27T13:36:04+00:00 27.05.2009 15:36
LENA IST VERKNALLT, LENA IST VERKNALLT *kreisch*
ok...genug davon...^^
Tolliges Kappi...xxD
Wäre ja nie einer darauf gekommen, das Lena Erstehilfe Kenntnisse besitzt...echt nicht...aber Dinge gibts...^^
Total niedlich die Beschreibung, wie es in ihr vorgeht wenn sie in Moris Augen blickt *schwärm*
lol...aber die Stelle mit Tamaki im Schrank ist genial...was ist denn das für eine verbotene Zone??
*grübel*
Naja...beschwer dich nachher nicht, wenn die Vermutungen zu krank werden...^^
Bin total gespannt wie es da weitergeht, weil du ja im Prinzip mittendrin aufgehört hast...*gespannt ist ob Isa explodiert oder nicht*
Und was hat es mit diesem Geknalle und auf sich und wo steckt Kyoya??
xxD
Bitte mach ganz schnell weiter...war ein ganz tolles Kapi...
einziges Manko...die Rechtsschreibung musst du vllt ein paar mal überprüfen lassen...du übersiehst manchmal das mit dem "denn/den/dem"
xxD
*keks da lass*



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