Zum Inhalt der Seite

Kristallherz

... *Autor hüllt sich in geheimnisvolles (?) Schweigen* XD
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Chapter 3

*~Chapter 3~*
 

Jeanne wusste nicht, wie lange sie dort gehockt hatte und sich ihrer Trauer und Verzweiflung hingegeben hatte. Doch sie schluchzte so lange, bis ihre Tränen versiegt waren und sie einfach nicht mehr die Kraft fand noch weiter zu weinen.

Was nur war hier im Moment los? Warum hatte Azrael sie so behandelt?

Bei dem Gedanken überkam sie erneut eine Welle der Trauer, doch die Tränen blieben diesmal aus. Es waren einfach keine mehr übrig, die sie noch hätte vergießen können.

Sie seufzte, und rappelte sich dann hoch. Sie hatte noch immer die Feder aus Azraels Schwinge in der Hand und hielt sie vor ihr Gesicht. Sie war weich und die Sonne zauberte goldene Lichtreflexe auf sie.

Zuerst wollte Jeanne sie wegwerfen, doch dann entschied sie sich um und steckte sie stattdessen in ihre Tasche. So war wenigstens ein kleiner Teil ihres Freundes bei ihr. Wenigstens ein winziger Part des Seraphen, der sie nicht verlassen hatte.

Jeanne streckte sich, denn ihre Glieder waren steif von dem Hocken. – Anscheinend hatte sie sich länger ihrer Verzweiflung hingegeben, als sie gedacht hatte.

Bei dem Gedanken daran flammte Wut auf sich selbst – und Azrael – in ihrem Bewusstsein auf. Sie schämte sich dafür, sich wie eine gewöhnliche, schutzlose Frau aufgeführt zu haben, deren einzige Waffe ihre Tränen waren. Und sie war zornig auf den Engel, der sie so behandelt hatte, und sie erst in diese Situation gebracht hatte.

Sie grub ihre Fingernägel in die in ihre Handflächen, um die Wut zu unterdrücken und nicht den erstbesten, der ihr über den Weg lief, in eine lebende Fackel zu verwandeln. Der Schmerz durchzuckte ihren Körper und drängte den Zorn fürs erste zurück.

Stattdessen erinnerte sie sich wieder an den Ausdruck in den Augen des Geflügelten.

Was ist nur los mit dir, mein Freund?, fragte sie sich bedauernd, warum sagst du mir nicht einfach, was die auf dem Herzen liegt? Ich könnte dir doch helfen.

Sie seufzte tief und ließ dann erst einmal ihren Blick über ihre Umgebung wandern. Schließlich wäre es relativ praktisch zu wissen, wo sie sich gerade befand.

Die junge Magierin war ein wenig verwundert, als sie bemerkte, wohin ihre tränenblinden Schritte auf der Suche nach dem Seraphen sie getrieben hatten. Sie befand sich nur wenige Straßen entfernt von der magischen Kuppel, unter der sich die Nutzer der Macht des Kristallherzens der Verfeinerung ihrer Künste widmeten.

Zuerst gemächlichen Schrittes, dann immer schneller werdend, bewegte sich Jeanne auf den Trainingsplatz zu. Vielleicht hatte Azrael ja recht, und es würde ihr tatsächlich helfen sich einfach auf die Macht ihrer Magie zu konzentrieren und ein paar Zauber zu wirken. Einen Versuch war es auf jeden Fall wert.

Obwohl sie nicht weit von der Kuppel entfernt war, brauchte sie einige Minuten um sie zu erreichen. Denn in diesem Teil der Siedlung waren die Gassen verwinkelt und die Straßen verschlungen. Doch schließlich kam das sanfte Leuchten der magischen Kuppel in Sicht.

Jeanne spürte die hohe Konzentration der Magie dort und ihre Nackenhaare stellten sich auf. Dennoch ging sie unbeirrt weiter und stand schließlich vor der leicht schimmernden Barriere, unter der die Magier sich der Übung ihrer Kräfte widmeten.

Nach einem magischen Unfall vor etwa zwanzig Jahren, bei dem die Hälfte des Dorfes abgebrannt war, hatte man beschlossen, dass es für alle Parteien sicherer sei, wenn die Zauberer ihre Kunst nur noch unter einem starken magischen Schild üben durften. In der Tat hatte diese Regelung seitdem schon mehrere größere und kleinere Katastrophen verhindert.

Ihr Finger strich sanft über die Barriere und sie murmelte einige leise Worte. Daraufhin verschwand der leichte, nachgiebige Widerstand der Kuppel und eine etwa türgroße Öffnung erschien in dem Schild. Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen der Zauberin und sie trat ein. Kaum war sie hindurchgetreten, da schloss sich das Loch in der Barriere auch bereits wieder.

Sofort spürte sie die Mengen der freigesetzten Energie noch stärker und ein leichter Schauder überlief ihren Körper. Innerhalb der Kuppel war die Magie so konzentriert von den unzähligen gewirkten Zaubern, dass man sie körperlich wahrnehmen konnte. – Selbst jemand, der nicht in der Lage war das Geschenk des Kristallherzens seinem Willen zu unterwerfen, würde innerhalb dieses magischen Schildes ihre Anwesenheit spüren.

Der Platz unterhalb des Schildes war riesig – zumindest wenn man bedachte, dass er sich mitten in einer kleinen Siedlung befand. Um von einer Seite der Kuppel zur anderen zu kommen brauchte es fast zweihundert Schritte und vom Boden zu ihrem höchsten Punkt waren es noch einmal gut fünfzig Schritte. Doch der Raum wurde auch bitter benötigt. Obwohl die Magier eher wenige an ihrer Zahl waren, war ihre Kunst doch etwas, das sich nicht auf wenig Raum einengen ließ – oder zumindest nicht, ohne dass es unerwünschte Konsequenzen nach sich zog.

Ein älterer Mann war gerade dabei einigen Jungen und Mädchen, welche alle zwischen acht und zwölf Jahren alt waren, die Grundlagen der Macht des Kristallherzens zu erklären und sie darin zu unterrichten, sich diese Macht zunutze zu machen. In einer anderen Ecke der Kuppel war eine Frau, die etwa fünf oder sechs Jahre älter war als Jeanne, dabei mit ihrer Magie etwas Sand zu Glas zu schmelzen und mit den rot und orange glühenden Strängen zu arbeiten. Ein paar andere Magier – ebenfalls Frauen – waren gerade in ein kleines Gefecht untereinander vertieft, während ein alter Mann, dessen Gesicht von tiefen Furchen durchzogen war, die Macht des Kristallherzens benutzte, um irgendetwas mit einer Pflanze anzustellen, was die junge Frau jedoch auf die Entfernung nicht wirklich erkennen konnte.

Da wurde ihre Musterung der Aktivitäten durchbrochen, denn plötzlich kam ein junger Mann auf sie zugelaufen. Er hatte rostbraune Haare und war in schlichte hellbraune Kleidung gehüllt. Auf seinem Gesicht lag ein Lächeln, und obwohl Jeanne nicht danach zumute war, konnte sie nicht anders als diese Geste unwillkürlich zu erwidern.

„Jeanne!“, rief er erfreut und umarmte sie mit einem Lächeln.

Die junge Frau erwiderte die Umarmung, sowie das Grinsen.

„Antoine“, meinte sie ein klein wenig erstickt und entwand sich seiner vertraulichen Geste, denn der junge Mann war etwa doppelt so muskulös wie sie selbst und hatte sie bei der Umarmung fast erdrückt.

Ein etwas schuldbewusster Ausdruck huschte über die Züge Antoines. Jedoch währte er nicht lange. Der junge Mann hatte es noch nie geschafft länger als eine halbe Stunde schlecht gelaunt zu sein. Eine Angewohnheit, wegen der Jeanne ihn doch des öfteren an die Wand hätte klatschen können – und es zugegebenermaßen auch das eine oder andere Mal getan hatte. Jedoch schaffte Antoine es auch immer wieder diese gute Laune mit anderen zu teilen und seine Anwesenheit konnte einen doch immer wieder aufs Neue aus einem Stimmungstief bringen. Und das konnte sie im Moment sehr gut gebrauchen.

Auch Antoine war in der Lage die Macht des Kristallherzens zu nutzen, jedoch waren seine Künste denen von Jeanne um ein Vielfaches überlegen, obwohl er älter war als sie selbst.

„Was führt dich hierher, meine Teuerste?“, wollte er mit einem leichten Lächeln wissen.

„Ich dachte mir, es wäre ganz gut noch ein paar Stunden dem Training zu widmen“, erklärte die junge Frau und auch auf ihren Lippen lag die Andeutung eines Lächelns.

Vielleicht hatte Azrael geahnt, dass Antoine sich heute auch wieder unter der Kuppel würde blicken lassen und hatte ihr deshalb den Rat zum Training gegeben. Vielleicht hatte er sie auch einfach nur abschieben wollen – auf jeden Fall wirkte der Rat des Engels jetzt schon. Allein Antoines Anwesenheit reichte, damit Jeanne ihren Kopf wieder frei bekam. Der Streit mit dem Seraphen und sein seltsames Verhalten waren fürs erste vergessen.

„Ah... Das ist meine Jeanne“, meinte Antoine und sein Lächeln verbreiterte sich, „fleißig wie immer. – Kein Wunder, dass du so stark bist.“

Sie lachte leise und das ewige Lächeln auf Antoines Gesicht wurde noch ein Stückchen breiter und erfreuter.

„Vielleicht möchtest du mir ja ein wenig Gesellschaft leisten“, flötete die Frau gut gelaunt und zwinkerte dem jungen Mann zu.

„Und mich von dir fertig machen lassen? – Aber gerne doch!“, erwiderte Antoine lachend.

Seine Worte klangen nicht böse und waren auch nicht verletzend. Es war einfach die Art des jungen Dorfbewohners.

Jeanne lächelte und trat dann schnell an ihn heran und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Antoine wurde rot und das entlockte ihr ein weiteres Lachen, in das auch der junge Mann nach einem kurzen Augenblick einstimmte.

„Das war schon mal eine Entschädigung im Voraus“, lachte sie fröhlich.

Er grinste und das Rot wich aus seinem Gesicht. Schalk blitzte in seinen braunen Augen.

„Freu dich da mal nicht zu früh“, drohte er ihr lachend.

Spöttisch zog sie eine Augenbraue hoch, jedoch schwächte das fröhliche Lächeln auf ihren Lippen die Geste ab und nahm ihr den verletzenden Part.

„Da bin ich aber mal gespannt.“

Antoine lachte, dann erschien ein winziges Flämmchen in seiner Hand. Es schwebte klein, orange-gelb und unbeeindruckend etwa eine einen Fingerbreit über seiner Handfläche.

Jeanne fiel in sein Lachen ein.

Doch dann wurden aus einem winzigen Flämmchen plötzlich zwei, dann vier und nur wenige Herzschläge später war Jeanne von einer ganzen Armada kleiner, orange-gelber Flämmchen umgeben, die als Kollektiv plötzlich gar nicht mehr so unbeeindruckend waren. Und vor allem wurden es immer mehr kleine Fünkchen, die um sie herumschwebten, jedoch ohne sie zu berühren. Wollte sie sich jedoch nicht verbrennen, konnte sie sich nicht bewegen. Und mit jedem Augenblick den sie ungenutzt verstreichen ließ wurde die Flämmchenarmee um sie herum größer – und der Käfig, den sie schufen, undurchdringlicher.

Zwar achtete Antoine sehr sorgfältig darauf, dass seine kleinen magischen Feuer sie nicht versengten, dennoch wurde die Luft innerhalb der unzähligen kleinen Flämmchen langsam immer heißer und machte ihr auf die Dauer das Atmen schwer. Ihre Haut war bereits gerötet und Schweiß lief an ihr herab, während sie fieberhaft überlegte, was sie tun sollte.

„Und – was hältst du von meinem neuen Zauber?“, hörte sie Antoines vergnügte Stimme.

Sehen konnte sie ihn durch den Vorhang aus kleinen Flämmchen ja nicht.

Da kam ihr plötzlich die rettende Idee. Sie grinste breit und schuf eine Windböe, die ihren Ursprung im Körper der jungen Frau nahm, und die Flämmchen einfach hinfort wehte.

Sie lachte, als sie seinen für einen Augenblick leicht beleidigten Blick aufnahm.

„Mann...“, meinte er ein wenig schmollend, „ich habe fast eine Woche gebraucht, um mir dieses Manöver auszudenken – und du wehst meine Flämmchen einfach so weg!“

Jeanne lachte erneut und diesmal war es Antoine der unwillkürlich in ihr Lachen mit einstimmen musste.

„Tja...“, meinte sie grinsend, „da brauchst du schon mehr, um mich zu überlisten.“

Er lächelte schief und sie meinte einen wissenden Ausdruck unter seinen Zügen verborgen zu sehen. Es erschien ihr fast so, als ob er wusste, dass er sie mit diesem Zug fast zu Fall gebracht hätte. – Doch sie war ihm nicht böse deswegen. Hatte er doch mit roher magischer Kraft wenig Chancen gegen sie.

„Einen Versuch war es ja immerhin wert“, erwiderte er mit einem Schulterzucken und einem Lächeln auf den Lippen.

„Dann bin jetzt wohl ich dran.“

Ihre Stimme klang fast schon ein wenig drohend, doch von so etwas ließ sich Antoine nun wirklich nicht einschüchtern. – Jemand anderes vielleicht, aber nicht der junge Mann mit den rostbraunen Haaren.

„Aber natürlich, meine Teuerste“, flötete er gut gelaunt.

Ob er wohl genauso wäre, wenn es ein wirklicher Kampf wäre und es um sein Leben ginge?, schoss es Jeanne durch den Kopf.

Vermutlich nicht, aber unterschreiben würde sie es nicht unbedingt. Doch wahrscheinlich würde sie es niemals erfahren.

Sie verdrängte den Gedanken und griff nach der Magie, welche die Luft um sie herum durchdrang. Die gespeicherte Macht in ihrem Inneren ließ sie dieses Mal unangetastet. Die Zauberkraft war unter der magischen Kuppel so konzentriert, dass Jeanne schon nach wenigen Herzschlägen genügend Macht gesammelt hatte, um ihren Zauber zu wirken.

Sie formte die Magie und begann schwach zu leuchten. Dann ließ sie der Macht freien Lauf. Drei schwache Lichtklingen materialisierten sich vor ihr und rasten dann auf den jungen Mann zu. Die Kraft der Zauber war so gewählt, dass selbst ein direkter Treffer keinen allzu großen Schaden angerichtet hätte.

Doch soweit kam es gar nicht erst. Antoine wich den Klingen mit Leichtigkeit aus – jedoch übersah er dabei die zweite Phase von Jeannes Zauber, denn sie hatte den Klingen einen halben Herzschlag später und leicht versetzt eine starke Böe folgen lassen. Dieser Windstoß traf den jungen Mann in einem Moment, in dem sein Gleichgewicht extrem instabil war. Die Böe riss ihn ein kleines Stückchen nach oben, bevor sie ihn auf Boden warf, wo er auf dem Rücken landete.

Er schüttelte leicht benommen den Kopf, bevor er sich wieder aufsetzte. Dann verzog er leicht das Gesicht.

„Das gibt einen blauen Fleck“, beschwerte er sich, doch der Unmut darüber währte nicht lange. Ebenso wie die meisten negativen Stimmungen bei ihm.

Er stand auf und klopfte sich den Staub von der Kleidung.

„Du hast mich tatsächlich mit einem Zwei-Phasen-Zauber zu Fall gebracht“, stellte er dann ein wenig ungläubig, jedoch mit einem erneuten Lächeln auf den Lippen fest.

Jeanne grinste breit und trat einen halben Schritt auf ihn zu.

„Alles eine Frage des Timings“, erklärte sie gut gelaunt.

Antoine lachte. Er war ihr deswegen nun wirklich nicht böse. Genau genommen hatte Jeanne es auch noch nie erlebt, dass Antoine irgendjemandem für irgendetwas länger als eine halbe Stunde beleidigt war.

„Dann bin ja jetzt ich wieder dran“, meinte er fröhlich.

Sie nickte und ging in Verteidigungsstellung. Ein grimmiges Lächeln umspielte ihre Lippen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück