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Kristallherz

... *Autor hüllt sich in geheimnisvolles (?) Schweigen* XD
von

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Chapter 1

Die Schleier der Nacht lichteten sich langsam. Die Morgensonne malte das erste Grau auf den noch schwarzen Nachthimmel und Mond und Sterne verblassten, und überließen ihrer Schwester für die nächsten Stunden das Feld.

Die ganze Welt wurde von dem Licht der aufgehenden Sonne in zartes Licht getaucht, so auch eine kleine Siedlung irgendwo in den unendlichen Weiten des Planeten.
 

Langsam entließ der Traum die junge Frau aus seinen Fängen und ihre Nachtruhe fand ihr Ende. Einen Augenblick lang, blieb sie noch mit geschlossenen Augen in ihrem Bett liegen und versuchte ihren Körper zur Ruhe zu bringen. Er zitterte noch von den Bildern, die sie diese Nacht heimgesucht hatten – wie so oft in den letzten Wochen.

Sie atmete einmal tief aus. Dann schlug sie die Augen auf – und blickte direkt in ein Paar bernsteinfarbener Augen.

Sie stieß einen unterdrückten Schrei aus und fuhr hoch. Fast hätte sie ihren Besucher zu Boden geworfen, doch er sprang mit einer geschmeidigen Bewegung von ihrem Bett und landete federnd auf dem Grund. Einen Augenblick lang blieb er dort hocken, bevor er sich aufrichtete und sich wieder zu ihr umwandte.

Erneut wurde sie mit dem Blick aus den bernsteinfarbenen Augen konfrontiert – in denen gutmütiger Spott blitzte, jedoch seit einigen Tagen auch eine seltsame Härte und Kälte lag.

„Ich hab dir schon tausendmal gesagt, dass du so was lassen sollst, Azrael!“, beschwerte sie sich ein wenig beleidigt bei ihm.

Doch ihr Besucher grinste auf diese Worte nur. Ein breites Grinsen, dass seine Eckzähne entblößte, welche ein klein wenig spitzer als bei einem normalen Menschen waren.

Aber Azrael als einen normalen Menschen zu bezeichnen, hätte die Sache auch nicht wirklich getroffen.

„Ich passe schon auf dich auf, Jeanne“, erklärte er noch immer breit lächelnd und schlug dabei einmal bekräftigend mit seinen nachtschwarzen Schwingen.

Eigentlich war er nämlich auch kein Mensch – sondern ein Engel, wobei er selbst die Bezeichnung „Seraph“ bevorzugte, wie Jeanne wusste.

Obwohl sie ihn schon kannte, solange sie denken konnte, ließ sie ihren Blick noch einmal komplett über ihn schweifen. Der Seraph bot auch wirklich einen nicht zu verachtenden Anblick. Er war etwas mehr als einen halben Kopf größer als sie selbst und sehr schlank, wobei sich jedoch unter seiner Haut sehnige Muskeln befanden, deren Kraft nicht zu unterschätzen war. Seine Haut war eher hell, wirkte manchmal sogar ein wenig blass, was ihn jedoch nicht minder gut aussehen ließ. Sein glattes, schwarzes Haar, von dem ihm einige Strähnen permanent im Gesicht hingen, hatte er im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebändigt, der ihm bis knapp an das untere Ende des Schulterblattes reichte. Und natürlich waren da noch die bernsteinfarbenen Augen und die nachtschwarzen Flügel, auf denen im Licht der Sonne goldene Reflexe tanzten. Und wer noch etwas genauer hinsah, der entdeckte auch die Narbe, die sich einmal quer über seine Kehle zog und von einem sehr tiefen und fast tödlichen Schnitt stammen musste. Jeanne wusste, dass Azrael auch noch zwei kreuzähnliche Narben an den Handgelenken besaß, die sich über den ganzen Unterarm zogen. Jedoch waren diese im Moment von einem langärmligen Hemd aus schwarzem Stoff bedeckt. Auch die lange Hose war schwarz, ebenso wie sein Gürtel und das Futteral seines Dolches. Die junge Frau wusste, dass selbst die Klinge des Messers geschwärzt war, doch sie hatte den Seraphen noch nie in anderen Farben bekleidet gesehen.

Azrael und Schwarz gehörten einfach zusammen.

„Alles in Ordnung?“, wollte der Engel dann wissen.

Er klang besorgt und der Spott war aus seinen Augen gewichen. Er runzelte leicht die Stirn und sah sie durchdringend an.

Jeanne nickte und lächelte ihn an.

„Tut mir Leid – ich war nur ein wenig in Gedanken“, entschuldigte sie sich bei ihm.

Azrael wirkte für einen Augenblick erleichtert, dann quittierte er ihre Bemerkung mit einem Schulterzucken.

Erneut fixierte Jeanne den Seraphen. Er hatte sich in den letzten Jahren kein bisschen verändert. Er sah aus, als hätte er gerade einmal zwanzig Sommer hinter sich, doch sie wusste, dass er schon wesentlich älter war. Er hatte schon ausgesehen wie Anfang zwanzig, als ihre Mutter ihn vor mehr als dreißig Jahren zum ersten Mal gesehen hatte. Jedoch war er seither um keinen Tag gealtert. Er würde auch dann noch aussehen wie zwanzig, wenn sie schon längst eine alte Frau geworden war und die Falten ihre Haut durchfurchten.

Sie seufzte wehmütig bei diesem Gedanken.

„Jeanne, bist du dir sicher, dass alles bei dir in Ordnung ist?“, wollte er dann noch einmal zweifelnd wissen.

Sie schwieg einen Augenblick und es sah aus, als würde sie überlegen.

„Lass mich mal zusammenfassen…“, begann sie dann mit tiefstem Sarkasmus in ihrer Stimme, „ich habe diese Nacht schlecht geträumt, wurde von dir fast zu Tode erschreckt und sitze gerade halb nackt in meinem Bett, während du sonst welche Fantasien über mich hegst.“

Der Seraph schnaubte daraufhin unwillig.

„Nur um dich zu erinnern – ich wohne hier, genauso wie du“, erwiderte er dann bissig und wandte sich um, „falls du Hunger hast, ich habe Eier gekocht und frisches Brot geholt.“

Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, da ging er auch schon zur Tür, verließ den Raum und nur wenige Herzschläge später, hörte Jeanne wie die schwere Eingangstür aufgestoßen wurde und wieder zurück ins Schloss fiel.

Sie seufzte tief und warf sich zurück auf ihr Kissen. Schlechtes Gewissen regte sich in ihr.

Sie hatte Azrael nicht so angehen wollen. Der Engel machte sich nur Sorgen um sie, doch der Gedanke, dass sie verwelken würde wie eine Blume und schließlich sterben und zu Staub zerfallen, während er auf ewig leben würde und aussehen, als hätte er die zwanzig kaum überschritten, ließ sie jedes Mal zu solchen Reaktionen greifen.

Sie schämte sich für sich selbst, doch jetzt war es schon zu spät, um die Worte noch zurückzunehmen. Außerdem hatte er sie ja wirklich fast zu Tode erschreckt, als er direkt vor ihr aufgetaucht war, nachdem sie ein Albtraum aus seinen Fängen entlassen hatte.

Auch wenn sie es mittlerweile ja eigentlich gewöhnt war. Azrael tat es erschreckend oft, dass er auf ihrem Bett hockte und auf ihr Erwachen wartete.

Sie schüttelte den Kopf, um den Engel aus ihren Gedanken zu verbannen.

Einen Moment lang blieb sie noch einfach auf ihrem Lager liegen und blickte die hölzerne Decke ihres Zimmers an. Dann hielt sie es nicht mehr aus und stand auf.

Jeanne warf einen prüfenden Blick an sich herunter. In der Tat war sie im Augenblick halb nackt und nur mit einem dünnen, kurzen, spitzebesetzten Nachthemd bekleidet. Der Stoff war so hell und dünn, dass sie ihren schlanken, wohlgeformten Körper darunter mehr hervorhob als ihn verbarg.

Sie streckte sich und ihr hüftlanges dunkelblondes Haar flog um sie herum, bevor es sich wieder um ihre Schultern legte, wobei eine widerstrebende Strähne in ihr Gesicht hing und ihre blaugrauen Augen verbarg. Die junge Frau versuchte das Haar mit einer Bewegung ihrer Hand beiseite zu wischen, doch kaum hatte der Strang sich zu seinen Brüdern gesellt, da brach er auch schon wieder aus und hing ihr erneut in den Augen.

Jeanne seufzte unwillig, und beschloss sich erst einmal anzuziehen, bevor sie sich um die aufständische Strähne kümmerte.

Mit schnellen Schritten durchquerte sie das kleine Zimmer, in dem, außer ihrem eigenen Bett und dem ihres seraphischen Mitbewohners, auch noch ein kleines Regal, ein einfacher Schrank, sowie ein simpler Stuhl standen. Genau auf jenen Stuhl steuerte sie nun zu.

Gestern Abend hatte sie dort ihre Kleidung abgelegt. Noch auf dem Weg streifte sie das Nachthemd ab und schlüpfte dafür in ihre Montur.

Obwohl sie eine Frau war, war es kein Kleid und auch kein Rock, den sie für den Tag überstreifte. Ähnlich wie Azrael trug auch sie eine Kombination aus leichtem Stoff. Jedoch bevorzugte sie im Gegensatz zu ihrem Mitbewohner helle Farben.

Beide trugen auch häufig Leder, doch es war gerade mitten im Sommer und so befanden sich die Temperaturen in einem Bereich, der schwere – und vor allem warme – Lederkleidung zu einer ziemlichen Folter werden ließ. Auch wenn sie zugeben musste, dass die gegerbten Tierhäute ein größeres Verteidigungspotential besaßen.

Jeanne zuckte gleichgültig mit den Schultern. Sie hatte sowieso nicht vor heute zu kämpfen, mal davon abgesehen, dass ihre Kräfte nur wenig mit reiner Waffengewalt zu tun hatten. Dennoch schnallte sie sich den Gurt aus hellem Leder um, an dessen Seite in einer hochwertigen Scheide ein silbernes Messer glitzerte.

Sie streckte sich noch einmal, ging dann zu dem Regal, kramte einen Kamm heraus und begann damit ihr Haar zu bändigen. Als sie nach ein paar Minuten mit dem Resultat zufrieden war, trat auch sie aus der Tür in den langen Gang, der die einzelnen Zimmer miteinander verband.

Nach einem kurzen Abstecher zum Abort, betrat die junge Frau die Küche.

Azrael hatte Recht gehabt, als er ihr erklärt hatte, dass er Brot und Eier hergerichtet hatte. Doch hatte er verschwiegen, dass er auch frische Butter, Honig und Milch aufgetrieben hatte.

Ein Lächeln huschte über Jeannes Züge und erneut regte sich das schlechte Gewissen in ihr. Der Engel tat so viel für sie, und dennoch behandelte sie ihn oftmals so, als hätte er ihr etwas angetan.

Sie seufzte, doch dann stieg ihr der Duft des frischen Brotes in die Nase und erinnerte sie daran, dass sie seit gestern nichts mehr gegessen hatte. Der Hunger vertrieb das schlechte Gewissen vorerst, und Jeanne tat sich an dem gedeckten Tisch gütlich.

Es schmeckte ausgezeichnet. Azrael hatte nur beste Qualität gekauft, und auch die gekochten Eier schmeckten vorzüglich. Obwohl er ein Mann war, hatte er doch ein gutes Händchen, was das Aussuchen und Zubereiten von Speisen anging.

Bei diesem Gedanken musste sie unwillkürlich lächeln.

Nach einiger Zeit hatte Jeanne sich schließlich gestärkt, und ging nun dazu über den Tisch abzuräumen. Sie verstaute die Sachen wieder in den Schränken und wusch das Besteck und die Teller ab.

Dabei kreisten ihre Gedanken permanent um das, was sie zu Azrael gesagt hatte. – Und schließlich beschloss sie, sich doch noch bei dem Engel zu entschuldigen. Er konnte schließlich nichts dafür, dass er ewig jung bleiben würde, während sie neben ihm verwelkte.

Bei dem Gedanken schoss sofort ein scharfer Stich durch ihren Körper, doch sie schob ihn beiseite. Wahrscheinlich war auch er nicht allzu glücklich über diesen Umstand. Nicht zu altern war zwar ein Wunsch, den viele hegten, doch mit ansehen zu müssen, wie alle jene, die man liebte verwelkten und schließlich starben…? Das musste auch eine Last sein, die zu tragen, einen sehr belastete.

„Vielleicht liegt es daran, dass in letzter Zeit sein Blick wieder so kalt und hart ist“, murmelte sie nachdenklich.

Aber es hatte wenig Sinn sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Sie würde ihn einfach fragen, sobald sie ihn gefunden hatte.

Was sie unvermittelt zum nächsten Problem brachte. – Wo war Azrael? Seine Schwingen ermöglichten ihm praktisch überall hinzukommen, und das binnen kurzer Zeit.

„Ich hätte ihn einfach nicht anfahren sollen“, brachte sie es dann resigniert auf den Punkt.

So würde ihr also nichts anderes übrig bleiben, als den Seraphen zu suchen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-03-30T19:23:19+00:00 30.03.2009 21:23
klingt nach einer unendlich traurigen Liebesgeschichte^^
aber ich bin mir noch nicht sicher.. und ich bin schon gespannt wie der Titel sich noch in der Geschichte wiederfinden wird...
ich les gleich mal weiter^^



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