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Verlorene Jahre

Von dem, was Deathwing widerfuhr
von

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Das Frühstück hatte er schon verpasst.

Seit Sonnenaufgang saß Deathwing vor dem Spiegel in seinem Zimmer und betrachtete sein Spiegelbild. Zu behaupten, der Mann, der ihm da entgegenblickte sähe aus wie er Lord Prestor hatte aussehen lassen war eine Farce.

Zum ersten Mal, seit er hier aufgewacht war, benutzte Deathwing den Spiegel, der in einer Ecke des Zimmers stand.

So sah er erst jetzt, wo die Unterschiede -die zahlreichen Unterschiede- lagen:

Die Augen waren braun und nicht mehr schwarz, das Gesicht hatte die harten, falkenhaften Züge für weichere verloren - Frau Batterbay meinte, Henry hätte etwas von einer zahmen Hausratte - die ganze Erscheinung wirkte geschundener und vom Leben gezeichnet. Und - und das störte den Schwarzen doch sehr - er war geschrumpft. Nicht viel, aber statt über zwei Meter maß Henry im Vergleich zu Lord Prestor nur knapp 1,90. Das war immer noch groß, aber der Verlust dieser Handvoll Zentimeter wurmte Deathwing doch sehr. Hätte er nicht bemerkt, dass er die verlorene Länge zumindest teilweise an anderer Stelle zurückbekommen hat, sein Ego wäre vollends am Boden gewesen.

So saß er nun da und philosophierte über sich selbst und darüber, wer ihm das angetan haben könnte. Inzwischen war er zu dem Schluss gekommen, dass es doch Malygos und zusätzlich noch Nozdormu gewesen sein müssen. Das war alles andere als fair.

Irgendwo in seinem Kopf meldete sich zum ersten Mal seit tausenden von Jahren ein leises Stimmchen und ermahnte ihn, dass gerade er sich über Unfairness beklagen muss. Der Dunkle seufzte auf. Warum meldete sich jetzt zusätzlich auch noch sein Gewissen? Sicher, die Stimmen der alten Götter waren schon seit Ewigkeiten aus seinem Kopf verschwunden und das Stimmchen hatte so wieder eine Chance gehört zu werden; aber warum gerade jetzt?

Im Moment nahm der Dunkle sich einfach das Recht heraus, genervt zu sein.

Das hielt allerdings nur solange, bis der Hunger sich in den Vordergrund drängte. Deathwing war ein wenig froh inzwischen zumindest mit einer Krücke 'gehen' zu können, das Problem war nur die Treppe, die es allein zu bewältigen galt. Seine Wirtin stand im Moment wahrscheinlich in der Küche und musste ein Auge auf die Töpfe haben, wodurch der Drache sich einem, im Verhältnis zu seinen anderen Sorgen geringem, Problem gegenüber sah.

Doch im gleichen Moment wie er nach der Krücke griff klopfte jemand an seine Tür.

„Ja?“

„Kann ich mit Euch reden?“

Deathwing rollte mit den Augen. Was wollte der Mensch denn ausgerechnet jetzt? Warum war er überhaupt noch hier?!

„Ja, meinetwegen.“

„Störe ich?“

„Ja.“

„Ihr seid zumindest unfreundlich genug um der zu sein, den wir suchen.“

Der Drache zog die Braue hoch, während Rhonin die Nase rümpfte:

„Ich dachte, dieser Prestor sei ein feiner Kerl gewesen.“

„Äußerlich.“

„Wenn ihr so davon überzeugt seid, dass ich es bin, dann solltet ihr freier sprechen.“

Diesmal hob der Mensch die Braue.

„Ich will offen mit Euch sein: Nur eure Stimme ist die gleiche. Und dass könnte leider ein Zufall sein.“

„Und dennoch“, der Dunkle erhob sich und schleppte sich zurück zum Bett, „Seid Ihr und der Elf so darauf erpicht, in mir diesen Lord Prestor zu finden? Eine seltsame Politik habt ihr im Norden.“

Rhonin räusperte sich. Deathwing wusste, der Mensch wartete darauf, dass er einen Fehler machen würde; das er versuchen würde, dem Magier erneut seine Willen aufzwingen oder ähnliches.

„Ihr solltet ehrlich mit mir sein.“

„Das kann ich nicht im vollen Maße. Nicht solange ich nicht weiß, woran ich bin.“

„Dann will ich zuerst ehrlich sein.“

Für einen Moment sah der Dunkle etwas wie heimtückische Freude gemischt mit Unglaube im Gesicht des Rotschopfes.

„Ihr seht einen Mann vor Euch, der weder weiß, wer er ist, noch woher er kommt. Meine älteste Erinnerung ist die daran, wie ich im Hafen von Stormwind aufwache, umringt von der Menge... Naja, eigentlich ist meine älteste Erinnerung eine Menge Wasser, die über mir zusammenschlägt und mich nach unten drückt. Der Rest... alles, was die Welt um mich herum betrifft, ist allgemeines Wissen ohne einen persönlichen Zusammenhang. Alles, was ich über mich selbst weiß ist, dass mein Name in Wahrheit nicht Henry Veermaster ist.“

Rhonin blickte den Drachen lange schweigend an und Deathwing seinerseits begann sich langsam unwohl zu fühlen. Nicht wegen des Menschen, sondern wegen der Worte, die seine Lippen verließen. Von dem, was er eben gesagt hatte, wirkte alles, als ob ein Anderer gesprochen hätte. Ein Schauer lief ihm über den Rücken.

„Was ist mit Euch?“

„Nichts...“ der Schwarze schüttelte leicht den Kopf, „Das Bein schmerzt nur etwas.“

„Nun, sei's wie's sei. Ich bin eigentlich hier, um...“

„Ihr werdet noch etwas vor Ort bleiben und abwarten, was mit mir geschieht, nicht wahr?“

Ein Nicken: „Aber woher wisst Ihr das?“

„Geraten. Ich hatte schon gestern das Gefühl, dass man euch Beide nicht so schnell los wird. Euer Meister scheint ein besonderes Interesse daran zu haben, in mir diesen Prestor zu finden.“

„Das... wirkt nur so.“

Deathwing beobachtete mit etwas Genugtuung, wie sein Gegenüber immer unsicherer wurde, während seine eigene Zuversicht zurückkehrte.

Sobald der Mensch und Korial den Hof verlassen würden, würde man in Dalaran und Lordaeron wohl endlich aufhören, Leute hierher zu schicken. Dann konnte der schwarze Drache sich endlich wieder auf seine Genesung konzentrieren und sobald seine Kräfte dann zurück wären, könnte er beginnen Rache zu üben.

Inzwischen hatte er eine Erklärung für seinen Zustand gefunden, die ihn zufrieden stellte. Das einzige Problem waren wirklich nur noch die beiden Störenfriede.

Aber auf eines vertraute Deathwing: Wenn er lange genug den Dummen spielen würde, würden die beiden endlich abziehen und er hätte damit nicht nur Ruhe vor Lord Prestors Verfolgern, sondern wahrscheinlich auch vor den anderen Aspekten.

„Ich möchte aber noch hinzufügen...“ unterbrach der menschliche Magier den Gedankengang des Dunklen, „...nur ich werde hier bleiben. Meister Krasus hat wichtige Aufgaben im Norden...“

„Nachwuchs zeugen, wie ich ihn kennen.“, ging es Deathwing dabei durch den Kopf.

„...die er nicht warten lassen kann.“

„Ich verstehe. Gewährt mir allerdings noch eine Frage, Magier: Ihr schient sehr überzeugt davon, dass ich dieser Adlige sei. Trotz all der Dinge, die dagegensprechen. Warum?“

„Nun...“

„Soweit ich es bei den anderen verstanden habe, war dieser Kerl sichtbar größer als ich und attraktiver, wenn man der einen Frau Glauben schenken darf.“

„Das Aussehen sagt leider nichts aus“, langsam schien auch Rhonin genervt von diesem Hin und Her. Deathwing merkte, dass der Mensch sich nicht sicher war, wen er vor sich hatte, daher musste er so mit 'Henry' reden, als wäre dieser das, was er vorgab. „Lord Prestor wird wegen Hochverrats und der Anwendung der dunklen Künste angeklagt. Ich sollte Euch das eigentlich nicht erzählen, aber ich fürchte, ich kann nur so Eure Frage beantworten.“

„Dann erzählt ihr mir nichts Neues. Das kenne ich bereits aus den Gerüchten.“

„Gerüchte sind keine Fakten. Jedenfalls sollte es Lord Prestor leicht fallen, sein Aussehen nach belieben zu ändern und anderen seinen Willen aufzuzwingen.“

„Womit Ihr bewiesen hättet, dass ich nicht der bin, den ihr sucht. Was Magie angeht bin ich ein unbeschriebenes Blatt.“

Deathwing schaffte es damit sogar Rhonin einen Moment zum Überlegen zu bringen.

Leider nur einen Moment.

„Das kann auch mit der Amnesie zusammenhängen. Und sollte diese eine Lüge sein, ist alles andere schlichtweg auch eine.“

„Jetzt hört mir mal zu...“ der Drache beugte sich zu dem Menschen und knurrte böse, „...Ich sagte Euch schon mehrfach, ich weiß nicht, wer ich bin. Findet Ihr es richtig, dann auch noch so darüber zu reden? Ich bin ein Mensch wie Ihr, mehr weiß ich nicht.“

Rhonin trat einen Schritt zurück, bevor er wortlos das Zimmer verließ.

Innerlich verfluchte Deathwing sich selbst.

Hätte er dem Menschen doch nur nie eine seiner Schuppen gegeben.

Dann wäre er jetzt nicht hier. Vor allem nicht in diesem Zustand.

10000 Jahre hatte die Dämonenseele ihm seine Vorherrschaft gesichert, den anderen Schwärmen gezeigt, wer der Beste ist und dass sie es nie hätten wagen sollen...

Deathwings Gedanken stoppten abrupt und sein Gesicht wurde nachdenklicher.

Oft hatte er daran gedacht, warum er dieses Ding erschaffen hatte und bisher schien alles seine Ordnung zu haben. Doch jetzt meldete sich plötzlich diese leise Stimme in seinem Inneren und erinnerte ihn an das, was vor der Dämonenseele war. An den Grund, warum der Schwarze sich eigentlich von den anderen Aspekten abwandte.

Und Deathwing wurde kalt.
 

Dass 'Henry' plötzlich um ein vielfaches schweigsamer geworden war blieb nicht unbemerkt.

Irgendwann begann sogar Rhonin sich Sorgen zu machen. Was erst in Frau Batterbay vor sich ging konnte man dann nur erahnen.

Deathwing selbst verstand allerdings nicht so ganz, was mit ihm los war. Er hätte jemanden zum Reden gebraucht, nur...

...da draussen gab es keine Seele, die ihm zugehört hätte. Jedenfalls nicht ohne nur Hohn und Spott für ihn übrig zu haben, sobald er geendet hätte.

Drei Tage waren vergangen, seit ihn die Erinnerung eingeholt und überrumpelt hatte.

Drei Tage, in denen es dem Drachen schlechter ging als zuvor. Und die andauernde Anwesenheit des Magiers half ihm nicht wirklich. Die meiste Zeit verbrachte Deathwing damit, in die Decke eingekuschelt im Bett zu liegen und entweder die Kerze auf dem Nachttisch oder die Welt außerhalb des Fensters anzustarren ohne wirklich etwas zu sehen.

Es war plötzlich alles so kompliziert. Und immer noch keine Antwort auf die Fragen, die er davor hatte.

Ein tiefer Stoßseufzer und der Dunkle zog sich in eine sitzende Position, als er Schritte auf der Treppe hörte.

„Ich will Euch nicht stören...“, der Mensch klopfte inzwischen brav woher an. Dafür, dass er mehrfach ins Zimmer geplatzt war hatte er sich schon Ärger mit 'Henrys' Wirtin eingehandelt. Deathwing war klar, dass der Magier hoffte, ihn bei irgendetwas zu erwischen.

„...aber ich sollte mich verabschieden.“

„Oh, Ihr reist ab? Habt ihr endlich akzeptiert, dass Ihr euer Ziel nicht erreichen werdet, solange es mir nicht so geht wie jetzt?“

Rhonin räusperte sich: „Nicht ganz. Wir werden Euch noch einige Besuche abstatten, allerdings ist ein Anderer eingetroffen, der eine Weile mit Euch verbringen wird.“

„Seid Ihr froh nach Hause zu können.“

Ein leises Knurren folgte als Antwort.

„Der Mann wird Euch alles weitere erklären.“

Kaum hatte der Mensch sich abgewandt rollte Deathwing genervt mit den Augen.

Die Menschen von Lordaeron waren wirklich hartnäckig.

Nun gut, immerhin war noch kein Monat seit dem Verschwinden von Daval Prestor vergangen, aber trotzdem. Hatte man am Hof und in Dalaran nichts besseres zu tun?

Der Drache lehnte sich zurück und wartete darauf, dass seine neue 'Wache' sich vorstellen würde.

Und wartete...

Dafür, dass der Kerl laut Rhonins Aussage bereits eingetroffen war, brauchte er erstaunlich lange um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen.

Deathwing gähnte herzhaft und schüttelte den Kopf, bevor er zur Tür humpelte:

„Frau Batterbay?“

„Ja?“, kam die Antwort von unten und der Drache war ein wenig erleichtert, dass nichts seltsames mit den Wesen um ihn herum geschehen war.

„Da soll ein neuer Aufpasser für mich eingetroffen sein.“

„Oh, der sieht sich gerade im Garten um.“

„...Danke“ Deathwing wusste nicht so recht, was er davon halten sollte.

Langsam und mit Bedacht bewegte der Dunkle sich zum Fenster um einen Blick auf den Neuankömmling zu werfen.

Kein Wunder, dass es so lange dauerte. Wer auch immer der Kerl war, er schien immer noch geschäftig Informationen mit Rhonin auszutauschen.

Eines aber war offensichtlich: Der Mann war kein Magier. Auf Deathwing wirkte er eher wie ein Kartograph oder ähnliches. Jedenfalls niemand, der sein Wissen durch das wälzen von Büchern erlangt.

Was hatte man ihm da nur geschickt?

Der Mann wirkte nicht unsympathisch: Die braunen, immer grauer werdenden, Haare waren zurückgekämmt, der Bart gut gepflegt. Die Kleidung ließ auf einen gewissen Wohlstand schließen und doch... irgendwie sah alles an dem Kerl aus, als ob er schon viel erlebt und gesehen und sein Leben lang eine große Last auf den Schultern getragen hätte.

Deathwing schreckte zurück als der Mann sich plötzlich zu ihm umdrehte und ihn direkt anblickte.

Der Dunkle schüttelte den Kopf und setze sich zurück aufs Bett.

Der neue Besucher machte einem Teil von ihm Angst. Und was ihn mehr beunruhigte...Er wusste nicht warum.

Hätte ihn dem Moment nicht sein Bein wieder angefangen zu schmerzen, Deathwing hätte sich noch weiter das Hirn darüber zermartert. Seit Tagen fragte er sich, welche Auswirkungen das Ganze eigentlich auf seine Wahre Gestalt haben würde.

Er war jetzt über 60000 Jahre alt, aber so ein Fall war ihm noch nie untergekommen.

Wieder lief ein Schauer über seinen Rücken.

Die letzten Stunden hatte er oft an die ferne Vergangenheit gedacht, aber ein Ergebnis hatte er bisher noch nicht. Alles schien ihm wie Fetzen, wie Dinge, die man nur aus dem Augenwinkel heraus sieht.

Im Versuch, alles zu vergessen, rollte der Dunkle sich auf die Seite.

Es war nicht seine Schuld.

Wieder und wieder versuchte er sich selbst davon zu überzeugen.

Und wieder und wieder endete es in furchtbaren Kopfschmerzen.

„Ihr seht nicht gut aus.“

Deathwing hob den Kopf und schaute den 'älteren' Mann an:

„Ach, sagt bloß.“

„Es ist mir bekannt, dass Ihr nicht gerade die Freundlichkeit in Person seid.“

Der Schwarze knurrte und legte sich wieder hin.

„Warum schicken der Hof und Dalaran eigentlich noch Leute? Ich bin einen knappen Monat hier und inzwischen waren schon....ach ich weiß nicht wie viele verschiedene Truppen hier. In einem Monat heilt sich eine Amnesie nicht von selbst.“

Der andere Mann schloss die Tür und setzte sich mit aufs Bett.

„Ja, das ist hart. Stört es Dich, wenn ich rauche?“

„Nein...aber diese Vertrautheit stört mich.“

Der Andere kramte eine Pfeife aus der Tasche und begann seelenruhig sie zu stopfen.

„Horace Allenby.“

„Das ist schön für Euch. Trotzdem werdet Ihr mich nicht duzen. - Himmel noch eins! Das Zeug stinkt ja widerlich.“

Deathwing fuchtelte sich in dem hilflosen Versuch den Geruch der Tabakmischung aus seiner Reichweite zu verbannen mit den Händen vor seinem Gesicht, bis er plötzlich abrupt stoppte.

Er kannte nur ein Wesen, das so eine fürchterliche Mischung rauchen würde.

Als dann noch ein anderer Teil in seinem Kopf den richtigen Weg fand konnte er es sich nicht verkneifen dem Besucher das Kissen gegen den Kopf zu pfeffern.

„Du rauchst das Zeug immer noch?!“

Der Andere hob die Braue und verzog die Lippen zu einem Grinsen.

„Ich dachte schon, du merkst es nie.“

„Lass mich in Frieden, Nozdormu. Ihr habt mir schon das Leben zur Hölle gemacht.“

Deathwing wusste, dass Lügen gegenüber dem Zeitlosen nutzlos war.

„Mit gutem Grund und Recht möchte ich meinen.“ Der bronzene Drachen blies Rauchringe in die Luft.

„Guter Grund...pah!“ ein erneutes Husten, „Was zum Geier verbrennst du da eigentlich?!“

„Das geht dich doch nichts an.“

„Richtig. Mich soll das nicht interessieren und dich sollte nicht interessieren, wie es um mich steht. Warum bist du eigentlich hier?! Du weißt doch so oder so was Sache ist.“

Nozdormu kaute eine Weile schweigend auf dem Mundstück der Pfeife herum:

„Tue ich das?“

„Mach dich nicht lustig. Wer außer Korialstrasz hätte im Norden herumerzählen können, wo ich, beziehungsweise Lord Prestor, bin. Niemand. Und von wem außer dir kann er diesen Tipp bekommen ha...Mhrpf...“

Der Zeitlose knurrte verstimmt und hielt seinem Gegenüber den Mund zu.

„Du redest zu viel. Wenn es dich interessiert...Weder Rhonin noch Korial wissen, dass ich hier bin. Zurück nach Dalaran habe ich sie rufen lassen, aber ansonsten wissen sie gar nichts. Und der Hinweis kam von den Sterblichen.“

„Und warum erzählst du mir das?“

Wieder schwieg Nozdormu auf die Frage.

Deathwings Geduld war nie sehr groß bemessen und langsam ging sie ihm aus. Was hätte er nicht gemacht, wenn er seine Kräfte gehabt hätte.

Gut, dann wäre er jetzt sicherlich nicht hier und müsste auch nicht miterleben wie der Herr der Zeit sich über ihn lustig machte.

Auf der anderen Hand...Etwas in dem Dunklen sagte ihm, dass Nozdormu nicht der Typ ist, der so etwas tun würde. Er trickst zwar ganz gerne und man muss genau auf das achten, was er sagt (eine sehr verstörende Eigenschaft, die er mit Malygos gemein hatte), aber im Normalfall ist er der Letzte, der jemanden nur aufsuchen würde, um ihn auf den Arm zu nehmen.

„Wenn die beiden nicht von dir wissen, wo ich bin und auch nicht wissen, dass du sie hier weggelockt hast...was ist dann los?“

Nozdormu drehte den Kopf zur Seite.

Deathwing kannte diesen Blick. In gut 50000 Jahren hatte er ihn erst ein Mal gesehen.

„Das letzter Mal, als du so geguckt hast,...“

„... war als der weiße Schwarm verschwunden ist und ich ihn in den Zeitlinien nicht mehr finden konnte...Ja...Ich fürchte, ich muss ehrlich mit dir sein: Dieses mal bist du es, der aus der Zeitlinie verschwunden ist...“

„Was?!“, Deathwing musste schlucken. „Du nimmst mich doch auf den Arm.“

Man verschwindet nicht einfach so aus der Zeitlinie. Das war ein unumstößlicher Fakt.

Normalerweise.

Der Dunkle spürte förmlich, wie ihm die Farbe für einen Moment aus dem Gesicht wich und er Nozdormu mit weiten Augen anstarrte.

„Wäre ich hier, wenn alles nur ein dummer Scherz wäre?“

„Nein...Aber“, langsam kam die Farbe zurück, „das will nichts heißen. Was weiß ich, was ihr euch da ausgedacht habt um mich zu quälen. Und deinem Wort ist eh nicht zu trauen.“

„Ich bin nicht du.“

„Eben. Bei mir weiß man, dass ich lüge. Bei dir kriegt man Kopfschmerzen.“

„Ach?“

„Nimm allein deinen Beitrag zur Dämonenseele...“

„Ich habe ihn geleistet wie alle, die dir Glauben geschenkt haben.“

„Nein. Du hast ihn nicht geleistet. Du von Gleich hast ihn geleistet... Gut, meinen Respekt dafür hast du... das war auch im Grunde sehr genial.“

Worauf Deathwing anspielte war ein kleines Schlupfloch im Gesetz des Multiversums, durch welches der Herr der Zeit es geschafft hatte still und heimlich seine komplette Kraft zu behalten, als es um die Schaffung der Dämonenseele ging:

Der Dunkle hatte erst vor einigen Jahren herausgefunden, was passiert war:

Während alle Drachen einen großen Teil ihrer Macht in das Artefakt gaben, gab Nozdormu, als das einzige Wesen, dass neben Deathwing selbst wusste, was vor sich ging, einen ganz speziellen Beitrag. Als ein Individuum, dass gleichzeitig in allen Zeiten und Realitäten - zumindest denen, in welchen er, beziehungsweise seine Gegenstücke dieser Wirklichkeiten, die Macht über die Zeit erhalten haben - existiert war ihm klar, was der schwarze Drachen plante und so gab Nozdormu nicht die Kraft seinen Ichs der Gegenwart in das Artefakt, sondern die seinen Ichs der nahen Zukunft, des Gleich. So hatte er seine volle Kraft eben noch, jetzt noch, aber eben beständig gleich nicht mehr.

Deathwing hatte dem Zeitlosen still applaudiert als er zu diesem Schluss gekommen war.

„Aber jetzt liegt der Fall anders“, der Dunkle fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Wenn ihr mich hilflos sehen wolltet; Bitte, das habt ihr geschafft. Du kannst den Anderer sagen...“

„Außer Ysera weiß niemand, dass ich hier bin. Du verstehst es immer noch nicht, oder? Seit Alexstrasza von diesem Blitz getroffen wurde bist du aus der Zeitlinie dieser Realität verschwunden. Du bist einfach nicht mehr da. Und doch sitzt du vor mir.“

„Allerdings.“ Noch nie zuvor hatte Deathwing den Bronzenen so zerwühlt und ratlos gesehen. Nozdormu war kein guter Schauspieler, normalerweise nutze er nur die Tatsache, dass er wusste, wie seine Gegenüber auf etwas reagieren würden, um sie in die Irre zu führen. Das es also doch sehr ernst war, schien immer sicherer zu werden.

„Dann erklär mir aber eines, Nozzle: Wenn dir keiner gesagt hat, dass ich hier bin, woher wusste du es dann? Ich kenne dich dann doch gut genug um zu wissen, dass du nicht persönlich kommst, wenn du dir nicht 100% sicher bist, wen du vorfindest.“

„Mir hat niemand gesagt, dass Deathwing der Zerstörer hier ist.“

Der Schwarze blinzelte: „Was soll das wieder heißen?!“

„Du, als Deathwing, bist seltsamerweise aus dem Fluss der Zeit verschwunden. Was allerdings Daval Prestor angeht... Ysera hat unter seinem Namen die letzte Zeit Träume verzeichnet...“

„Langsam...was?“

„Die Träumerin sagte mir, dass Lord Prestor noch immer träumt.“

„Das hab ich verstanden...Von den Worten her, nicht vom Sinn... Aber...Ysi führt Buch über die ganzen Träume?!“

„Jeder braucht ein Hobby.“

Mit diesen Worten klopfte Nozdormu seine Pfeife aus und setzte sich bequemer hin.

Deathwing hingegen schaute ihn immer noch voller Unglaube an.

Langsam arbeite sich die Information darüber, wie der Zeitlose ihn gefunden hatte durch sein Gehirn.

Warum Lord Prestor?

Diese Gestalt war nichts weiter als ein Alias, eine Maske.

Sie sollte nicht an Deathwings Stelle träumen, während der Drache selbst scheinbar seine Existenz verloren hatte.

Jetzt kriegte der Dunkle richtige Kopfschmerzen.

„Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll, aber sieh her.“

Mit bereits zusammengebissenen Zähnen streckte Deathwing den Arm aus und begann langsam sich zu verwandeln, bis die Schmerzen zu groß wurden.

Als das Stechen nachließ grinste er den Zeitlosen an:

„Du siehst, ich bin immer noch ein Drache. Auch wenn mein Blut im Moment rot ist...du siehst, ich habe immer noch Schuppen.“

Irgendwie schien diese Tatsache keine der beiden Aspekte so richtig zu überzeugen.

Warum nur und vor allem wie hatte die Figur von Daval Prestor Deathwings Platz in den Ebenen der Realität eingenommen?



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