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Augenblick verweile

Kapitel 7: Augenblick verweile

Panisch rannte Ian die Treppen hinunter, wobei er fast gegen eine der Schwestern stieß. „T-Tala Ivanow.. der ist doch noch da, oder?“, wollte er hektisch wissen. Die Krankenschwester nickte perplex und wies mit einer Hand in Richtung Ausgang. „Den jungen Mann mit den roten Haaren, meinen Sie? Ja, er ist vorhin erst mit einer Kollegin nach draußen..“
 

Verwundert blickte sie ihm nach, als er mit einem Satz 3 Stufen übersprang und die Treppen hinunter hetzte. Kopfschüttelnd machte sie sich zurück auf den Weg zur Säuglingsstation, das Kind ihrer Schwester besuchen. Was für ein komischer Kauz dieser junge Mann war.. anfangs hatte sie ihn sogar für einen Teenager gehalten und ihn rausschmeißen wollen, doch das hatte sich schnell geändert als sie ihn angesprochen hatte. Anfangs war er noch sehr scheu gewesen, hatte nur einsilbige Antworten gegeben, und nun hetzte er wie von wilden Affen gejagt die Treppen hinunter. Welch merkwürdige Person.
 

Ian durchquerte wenige Minuten nach seinem Zusammenstoß mit der Krankenschwester den Westausgang des Krankenhauses und schritt – nun doch etwas ruhiger, um kein Aufsehen zu erregen – durch einen der angelegten Wege des Krankenhausparks. Und tatsächlich, nach etwas mehr als 5 Minuten erblickte der Jüngste der Demolition Boys seinen Teamleader, der, die Augen geschlossen, seine blasse Nase der noch recht kühl scheinenden Sonne entgegenstreckte. Ian näherte sich ihm bis auf wenige Meter und machte mit leichtem Räuspern auf sich aufmerksam.

Wie er es sich gedacht hatte, schreckte Tala zunächst auf, bevor er ihn mit seinen eisblauen Augen fokussierte. Er hatte also wirklich ein wenig vor sich hin gedöst – das kannte Ian noch aus ihrer Zeit in der Abtei, wenn die Sonne geschienen und sie ein paar Momente Freizeit gehabt hatten, hatte sich Tala immer so in die warmen Strahlen gesetzt und Sonne getankt.

*~--------------------------------------------------------------------~*

„Hey, Petrov, wo bist du heute mit deinen Gedanken?“, grinste Nikita keck und fuchtelte Spencer mit einer Hand vor der Nase herum. Der Angesprochene ließ ein Murren hören und packte ihre Hand. Die Dunkelhaarige verdrehte die Augen. „Na wenigstens hab‘ ich dich zu einer Regung gebracht!“, freute sie sich schelmisch mit den Augenlidern klimpernd. Spencer murrte bloß und starrte aus dem Fenster. Seine Schicht hörte in exakt einer Minute auf, und er fieberte dem Moment förmlich entgegen, an dem er in die Wohnung zurückkehren würde. Vor allem aber freute er sich auf eine heiße Dusche, und die hatte er im Moment bitter nötig.

Sie hatten Fisch serviert, und der Küchenchef hatte ihn und die ganzen anderen Hilfsköche – die Frage, ob nun als Bestrafung oder aus purem Sadismus ließ er lieber dahingestellt – dazu verdonnert, sie vorbereiten, zu entschuppen und so weiter. Spencer war sich sicher, für die nächsten Wochen hatte er genug von Fisch.

„Mann, gesprächiger geht’s wohl nicht, was?“, regte sich Nikita auf und leerte ihr Glas in einem Zug. Mit einem lauten Knall beförderte sie es auf die Theke und griff nach ihrem Mantel. „Meld‘ dich, wenn du mal wieder auf der Erde bist, Petrov. Ich muss nach Hause.“ „Hey, warte noch ‘nen Moment!“, hielt der Blondschopf sie da auf, noch ein wenig neben sich stehend. Grinsend wandte sich die Schwarzhaarige um. „Ich weiß schon, was du sagen willst, und die Antwort ist ja, meine Eltern sind schon ganz wild auf die guten Sachen, die du immer zauberst. Bring einfach morgen wieder was mit.“, zwinkerte sie, ehe sie nun wirklich hinaus auf die Straße ging und ihr Fahrrad anstieß. Sie wohnte nicht allzu weit entfernt und hatte noch keinen Führerschein, so fuhr sie jeden Tag die paar Blocks mit dem Fahrrad zur Arbeit – ein Unterfangen, das in Moskau nicht ganz ungefährlich war.

*~--------------------------------------~*

Die Sonne tat gut. Sie schien noch nicht sehr warm, doch sie gewann mit jedem Tag an Stärke.

Es war kaum zu glauben, wie viel ein wenig frische Luft doch bewirken konnte. In der Nähe raschelte leichter Wind durch das gerade sprießende Laub eines Baumes, er hörte das sachte Geräusch. Irgendwo in der Nähe trillerte ein Vogel, und eine Krähe machte sich mit lautem Krächzen bemerkbar.

Schritte näherten sich auf dem Kiesweg, hielten in seiner Nähe an. Ein Räuspern ertönte, und langsam öffnete Tala seine Augen, musste im Sonnenstrahl einige Male blinzeln, und richtete sie schließlich auf den Verursacher des Geräuschs. Er hatte sich beinahe schon gefragt, wo er heute blieb. Aber nur beinahe. „Ian“

Der Kleinere hatte ein schiefes Grinsen für ihn übrig. „Ja, so heiße ich. Und du?“ Tala konnte nicht anders, auch er schmunzelte ein wenig. Auch Ian konnte sarkastisch oder spöttisch sein, wenn er wollte - er war es nur nicht oft. Er war schon immer der friedliebendste von ihnen gewesen.

„Tala“, antwortete er gelassen und rutschte ein wenig zur Seite, um dem Dunkelhaarigen Platz zu machen, der sich neben ihm niederließ. Unbewusst beobachtete der Teamleader ihn dabei. Ian war ein wenig außer Atem, als wäre er gerannt, und einzelne Schweißperlen waren auf seiner Stirn erkennbar. „Ihr habt nicht mehr trainiert.“, stellte der Rothaarige nüchtern fest, während er seinen Teamkollegen beobachtete, wie er sich eine Strähne aus den Augen strich.

Dunkle Augen funkelten ihn gleichsam fragend und ertappt an. „Woher weißt du das?“ ‚Also doch‘, seufzte der Rotschopf in Gedanken auf, erwiderte jedoch kryptisch grinsend: „Das ist das Geheimnis eines jeden Teamleaders. Wir wissen alles über jeden.“ Ian schwieg eine Weile, schien über das Gesagte nachzudenken.

Tala nutzte die Pause um einem kleinen Spatz zuzusehen, der auf dem Weg herum hüpfte. Er wirkte als ob er alle Zeit der Welt hätte, hüpfte ein kleines Stück näher und blickte sie mit runden, schwarzen Knopfaugen an, wobei er den Kopf leicht schieflegte. Als Tala die Hand ausstreckte blieb der kleine Vogel noch kurz hocken, dann erhob er sich in die Lüfte und ließ sich von einer leichten Brise davontragen.
 

Ian konnte nicht anders, er verfolgte den kleinen Vogel mit den Augen, sah aus den Augenwinkeln, wie Tala – seine, Ians, Anwesenheit vollkommen ignorierend - sich zu ihm hinunter beugte. Der Rothaarige rührte sich nicht und der kleine Vogel hockte einfach so da, ehe er wegflog. Doch statt ihm nachzublicken sah Ian seinen Teamleader an, dessen Augenfarbe wegen der Sonne noch etwas heller wirkte, beinahe schon durchsichtig. Er hatte sich wohl eine Dusche gegönnt, und Ians Blick blieb an dem schwarzen Rollkragenpullover hängen, den der Rothaarige trug. In Gedanken forschte er nach, wo er ihn zuletzt gesehen haben könnte, da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Tala hatte den Pullover auch vor fünf Tagen getragen, als er hier eingeliefert worden war..
 

„Wie heißt Spencers Arbeitskollegin?“, tönte es nach mehreren Minuten plötzlich neben Tala. „Hä?“, verwirrt legte Tala den Kopf schief, ebenso wie der Spatz vorhin, „Was meinst du?“ Er hatte Ians Anwesenheit vollkommen vergessen. „Ich habe dich was gefragt, oh großer Teamleader. Wie heißt Spencers Arbeitskollegin?“, kam die prompte Antwort, von einem Grinsen begleitet. Tala beschloss, nicht auf das ‚oh großer Teamleader‘ einzugehen und suchte in seinen Gedankengängen nach einer Antwort – die er auch fand. „Du weißt ja selber nicht wie sie heißt.“, bluffte er, konnte sich jedoch ein überlegenes Grinsen nicht verkneifen, während er Ians Reaktion beobachtete. „Schon wieder erwischt.“, brummte der Jüngere missgelaunt und verschränkte die Arme vor der Brust. Unwillkürlich hatte er begonnen mit den Beinen zu baumeln.

Tala schmunzelte. Das hatte der jüngere früher auch immer getan, wenn er nicht wusste was sagen.
 

Eine Krankenschwester – um genauer zu sein die, mit der Ian vorhin im Treppenhaus zusammengestoßen war – kam des Wegs und erinnerte den Teamleader der Demolition Boys daran, dass er zurück in sein Zimmer müsse, es würde langsam Zeit für die nächsten Untersuchungen.
 

Verwundert blickte Ian auf seine Armbanduhr. Tatsächlich, es war schon bald halb fünf. Er stieß einen Fluch aus, worauf ihn die Krankenschwester mit einem tadelnden, Tala mit einem fragenden Blick bedachte, was der Jüngste jedoch nicht beachtete. „Spencer wird mir den Hals umdrehen, wenn ich schon wieder vergesse einzukaufen.“, murmelte er unruhig und blickte dann zu Tala auf, suchte Blickkontakt, doch der hatte sich schon umgewandt und ging in langsamen Schritten auf das Eingangstor des Krankenhauses zu, das ihn wenige Momente später verschluckte. Ian nickte der Schwester noch kurz zu und ging dann eiligen Schrittes seines Weges. Zum Glück war in der Nähe ein kleiner Supermarkt.

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Tala sank erschöpft auf das Bett. Ihn hatte der Aufenthalt an der frischen Luft mehr erschöpft als er zugeben wollte. Er schloss die Augen und wandte sein Gesicht demonstrativ zur Seite, als die Krankenschwester ihm wieder die Infusionsnadel in den Arm stach. Er hasste Nadeln, fast noch mehr als Krankenhäuser. Man hatte ihm zu viel mit diesen spitzen Gegenständen angetan..

Die Frau lächelte leicht und schien wohl in Plauderlaune zu sein, denn sie hatte einiges über ihre kleine Nichte zu erzählen. „Anja ist das erste Kind meiner Schwester. Ein süßer kleiner Fratz..“ Tala schaltete auf Durchzug. Wenn es etwas gab, das er konnte, dann war es das. Er hatte Balkovs ewige Schimpftiraden immer nur bis spätestens zum dritten Satz mit verfolgt. Es war sowieso jedes Mal dasselbe gewesen.

Trotzdem drang die Schwärmerei der Schwester – zumindest ein wenig davon - zu ihm durch. Das Neugeborene musste Glück haben, beschloss Tala für sich. Es hatte eine Mutter und eine Tante, vielleicht sogar einen Vater und Großeltern.. Er unterdrückte ein Seufzen. Seine Eltern waren für ihn nicht mehr als schemenhafte Schatten irgendwo tief in seinen ältesten Erinnerungen.

Er konnte sich nicht mehr an viel erinnern, das meiste war irgendwo tief in ihm vergraben. Er erinnerte sich noch an Kälte.. ja, er hatte oft frieren müssen in ihrer kleinen zugigen Wohnung.. Und den torkelnden Gang eines Betrunkenen auf Holzdielen.. Und dann.. ja, dann war nichts mehr da, bis auf Ian, Bryan und Spencer – die Jungen mit denen er aufgewachsen war.

Beim Gedanken an sein Team rührte sich etwas in Talas Inneren, ein nicht klar definierbarer Funke glomm zwischen all den Gedächtnislücken auf. Dieser kleine Funke schien eine Art Schlüsselloch zu seinen verloren geglaubten Erinnerungen zu sein, denn immer wieder tauchte eine kurze Szene auf. Mal von einem Streich, den sie dem Hiwatari-Bengel gespielt hatten, dann eine Bestrafung für Ungehorsam.. Doch sie hatten sich immer irgendwie verstanden, vielleicht weil sie noch Kinder waren und alles noch ein Spiel – es waren doch die schöneren Zeiten gewesen damals, bevor man sie voneinander getrennt hatte..
 

Auf einmal wurde Tala bewusst, dass er wieder alleine war. Langsam streckte er sich auf dem Bett aus, wandte den Kopf müde hinauf zur durchsichtigen Flüssigkeit, die durch den schmalen Plastikschlauch in seinen Körper rann. Er fühlte sich so ausgelaugt, wie ihm die frische Luft vorhin gutgetan hatte. Bleierne Müdigkeit machte jede noch so kleine Bewegung zum Kraftakt. Tala ließ seinen Kopf mit einem kaum vernehmbaren Seufzen in das Kissen sinken, und schon bald waren ihm die Augenlider zugefallen. Ob es wohl an der durchsichtigen Flüssigkeit lag, die in seine Venen gepumpt wurde?
 

Das Bild des kleinen, freien Vogels tauchte in seinem Hinterkopf auf, der aufzufliegen gezögert und ihn noch neugierig angesehen hatte.

Vielleicht war es ein solcher Augenblick in dem sich die Demolition Boys befanden. Bereit, loszufliegen und die Welt auf eigene Faust zu erkunden, doch noch gefangen von der Neugierde auf das Fremde..

Tala fühlte bleierne Schwere in sich aufsteigen. Dumpf kam ihm ein Satz von Shakespeare in den Sinn, den er für eine Arbeit an der Uni hatte interpretieren müssen. Damals hatte er nicht viel mit dem Ausspruch anfangen können, nun wurde ihm die Bedeutung der einfachen zwei Wörter bewusst. ‚Augenblick verweile..‘
 

Was hatte Balkov mit seinem Gedächtnis angestellt, dass er sich immer nur bruchstückhaft erinnern konnte?

..Er hatte sich das schon oft gefragt, besonders wenn Spencer und Bryan mal wieder zu viel getrunken und redselig geworden waren. Dann erzählten sie immer über ‚die guten alten Zeiten‘, oder was sie darunter verstehen mochten. Er hatte meistens noch mit seinem ersten Glas schweigend dagesessen und ihnen zugehört. Er war – im Gegensatz zu Spencer und Bryan –nicht darauf erpicht sich volllaufen zu lassen. Außerdem, obwohl es jeder Russe als Schande empfinden mochte, vertrug er Alkohol nicht besonders.

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Ab jetzt: alle 1-2 Wochen ein neues Kapi *strahl* (Falls keine SB dazwischenkommt hoff ich)

Und: ich hab' das mit dem Alter ausgebessert^^
 

HEAL, eure FreeWolf



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-10-09T17:36:46+00:00 09.10.2008 19:36
Hey Hey!!!

Ich fand das Kapi wieder toll. ^^
Hast du wieder toll gemacht.
Ich mag deine FF von kapi zu Kapi mehr.

Mir gefällt wie du Tala in dem Kapi dagestellt hast.
Ich finde es immer schön, wenn er so nachenklich ist. ^^

Mach bitte weiter so.

glg Xen
Von:  JoeyB
2008-10-09T16:16:28+00:00 09.10.2008 18:16
Hi^^

Schön, dass du so schnell weitergeschrieben hast *freu* Und danke für's Bescheidsagen ;)

Das Kapitel war schön, wenn auch ziemlich traurig. Tala tut mir richtig Leid. Es muss hart sein, wenn Freunde über alte Zeiten reden und man nur daneben sitzen kann, ohne sich wirklich daran zu erinnern, obwohl man doch dabei gewesen ist. Aber ich bin mir sicher, dass er das wieder auf die Reihe kriegt, Ian heiratet und glücklich sein wird :D Ha~ Das Pairing Tala x Ian wäre in dieser FF so perfekt!
Ich bin immer noch begeistert davon, dass Ian bei dir eine so große Rolle spielen darf. Übrigens gefällt er mir sarkastisch am besten ;)
Ich fand auch die kurze Bemerkung, dass sie "dem Hiwatari-Bengel" immer treiche gespielt haben, toll :3 Du weißt, wie du mich zufrieden stellst *lach*
Und die Demolition Boys sind so eine süße, kleine Familie. Warum will Tala überhaupt wissen, was vor seinem Team war? Der soll sich auf's Hier und Jetzt konzentrieren *nod nod* *Tala stups*
Übrigens finde ich die Formulierung "helle Augen" bei Tala so schön... :3

Diese Striche zwischen den Absätzen stören mich leider immer noch *lol* Da werde ich mich vermutlich auch jedes Kapitel neu drüber beschweren ^^" Sorry.
An einer Stelle springt Ian ja drei Stufen auf einmal herunter. Die Zahl muss man da noch ausschreiben. Du hast ja "3 Stufen" geschrieben.
Und an manchen Stellen hattest du Probleme mit der Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede.
"Blub.", sagte er. <-- ist falsch
"Blub", sagte er. <-- ist richtig
Du scheinst dir da nicht ganz sicher gewesen zu sein, denn du hast es manchmal falsch und manchmal richtig gemacht ^^

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel ~^-^~
*knuff*
Joey


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