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FFVII: Blue Wanderer - In the lines

von

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Die Stimme des Planeten

Was Cutter in der Stille ihres Quartiers erstellte, war eine Liste. Eine Liste mit Möglichkeiten, Sephiroth zu berühren, unterteilt in die Kategorien `leicht´, `mittel´ und `schwer´. Offensichtliche Dinge, wie küssen (natürlich erst nach entsprechender Ankündigung), gehörten zu den Aufzählungen. Aber auch Berührungen, die nur kurz anhielten. Wie zufällig. Oder aus Schusseligkeit. Wenn sie im Flur nebeneinander her gingen, Missionen zusammen durchführten, sich in seinem Büro oder seinem Appartement aufhielten ... Viele kleine Möglichkeiten, ihn vorsichtig an ihre Berührungen, ihre Nähe zu gewöhnen, und dass nichts daran bedrohlich war, auch, wenn es unvermittelt erfolgte.
 

Schon am nächsten Tag begann sie mit der vorsichtigen Umsetzung, erhielt keine Gegenwehr, setzte ihren Plan auch an den folgenden Tagen in die Tat um – und ihr Freund, der sonst alles durchschaute, schien nicht zu bemerken, was tatsächlich vor sich ging. Möglicherweise aber hatte er auch von Anfang an begriffen und nutzte all die Berührungen, um seine Reflexkontrolle noch besser auszubauen. Cutter wusste nicht genau, woran sie war, bemerkte aber nach einiger Zeit, dass er auf offensichtliche, relativ unvermittelte Berührungen nicht mehr ganz so angespannt wie früher reagierte. Und so war klar, auf welchem Weg sie waren. Dem richtigen.
 

Cutter versuchte, sich im Stillen darüber zu freuen, aber ihr war nicht klar, welcher Ausdruck dabei in ihren Augen lag. Und, dass Sephiroth diesen natürlich längst bemerkt hatte und dabei war, entsprechende Schlüsse zu ziehen ... Aber all das änderte nichts an den sonstigen Vorgängen des ShinRa Universums, in Midgar und nicht zuletzt auch an dem neuen Gegner, der den Horizont längst verlassen hatte und langsam, aber äußerst zielgerichtet auf die Electric Power Company zusteuerten.
 

Rufus Shinra, Präsident der mächtigen Electric Power Company, schaltete das Licht in seinem Büro niemals aus. Es sollte den Bürgern Midgars seine ständige Präsenz verdeutlichen.
 

Destin Hiwako, Chef des kleinen Unternehmens `Solar Solution´ schaltete das Licht in seinem Büro aus, sobald er das Gefühl hatte, es mit der Präsenz etwas zu übertreiben. Die Bewohner Midgars wussten auch so, wo er sich befand.
 

Rufus Shinra hielt Schlaf für die zeitraubendste Sache überhaupt.
 

Destin Hiwako war ein Langschläfer.
 

Rufus Shinra hatte sein Imperium auf Macht und Angst gebaut.
 

Destin Hiwako hätte seine Strategie sofort geändert, wenn die Leute aus Angst zu ihm gekommen wären. Außerdem war `Solar Solution´ noch weit davon entfernt, ein Imperium zu sein. Irgendwann war er einmal gefragt worden, ob er entsprechende Pläne verfolgte. Destin war in schallendes Gelächter ausgebrochen, hatte Kaffee spendiert und versichert, nur den Planeten retten zu wollen.
 

Rufus Shinra wäre eher 12 Stunden schlafen gegangen, statt jemals irgendjemanden mit etwas so lächerlichem wie `Argumenten´ zu überzeugen.
 

Destin Hiwako hatte sich ganze Nächte um die Ohren geschlagen, um Argumente zu finden, die gut genug waren, um die skeptischen und ängstlichen Bewohner Midgars von seinem Plan zu überzeugen.
 

Rufus Shinra hatte niemals irgendjemanden gefragt, ob die Makoenergie gewünscht wurde. Die Reaktoren saugten das Rohmaterial aus dem Planeten, wandelten es in Energie um und jagten es durch Leitungen und Rohre an alle, die bereit waren, viel, viel Geld dafür zu bezahlen. Noch Fragen?
 

Destin Hiwako hatte jeden Einzelnen seiner jetzigen Kunden gefragt. Mehr noch. Er war persönlich von Haus zu Haus gezogen, um Werbung für sein kleines Unternehmen `Solar Solution´ und die Vorzüge von Solarenergie zu machen. Die Umstellungskosten wurden von ihm persönlich für jeden Haushalt errechnet und richteten sich hauptsächlich nach Größe und Menge der benötigten Solarplatten und dazugehörigen Energiespeicher. Ratenzahlung und Zahlungsziel waren kein Problem. Und sämtliche Wartungsarbeiten wurden von `Solar Solution´ übernommen. Kostenlos. Noch Fragen?
 

Rufus Shinra betrachtete alle seine Angestellten als persönliches Eigentum, mit dem er nach Belieben verfahren konnte.
 

Destin Hiwako hatte keine Angestellten. Er besaß Freunde.
 

Rufus Shinra entließ niemanden. Er sorgte für tödliche `Unfälle´.
 

Destin Hiwako hatte absolutes Verständnis für einen Freund, dem es bei `Solar Solution´ im wahrsten Sinne des Wortes zu heiß wurde, und ließ die betreffende Person gehen, ohne Theater zu machen.
 

Rufus Shinra ließ seine Leute im Akkord arbeiten, völlig unabhängig von deren gesundheitlichem Zustand.
 

Destin Hiwakos Freunde waren gebeten worden, den durchaus gefährlichen Job nur dann auszuüben, wenn sie sich dazu absolut in der Lage fühlten.
 

Rufus Shinra liebte Berichte. Sie gaben ihm das Gefühl von Wissen, Macht und Kontrolle.
 

Destin Hiwako hasste diese Dinger. Aber er las sie trotzdem, weil er wusste, dass sie wichtig waren. Dennoch war ihm jeder, der eine Nachricht verbal überbringen wollte, lieber.
 

Rufus Shinra konnte im tiefsten Grunde seines Herzens mit anderen Menschen nichts anfangen. Abgesehen von ihrer Arbeitskraft, natürlich.
 

Destin Hiwako war der festen Ansicht, das Leben wurde erst durch andere Menschen lebenswert.
 

Rufus Shinra´s Bezahlungen waren, in den meisten Fällen, lächerlich.
 

Destin Hiwako nahm die Gesamteinnahmen eines jeden Monats, kaufte neues Arbeitsmaterial und verteilte den Rest zu gleichen Teilen an alle beim Ausbau von `Solar Solution´ helfenden Freunde. Sich selbst eingeschlossen. Und die Summen wurden jeden Monat mehr.
 

Rufus Shinras Kleidung bestand aus Einzelstücken und bewegte sich in der entsprechenden Preisklasse.
 

Destin Hiwako liebte Jeans und Hemden.
 

Rufus Shinras Frisur saß, bis zum letzten Härchen, perfekt. Immer.
 

Destin Hiwakos Haare waren prinzipiell verwuschelt, weil er sie beim Nachdenken mit den Händen bearbeitete. Immer.
 

Und momentan waren seine Haare sehr verwuschelt. Er saß in seinem kleinen Büro irgendwo in Midgar und dachte über die gerade erfahrene Information nach. Einer seiner Freunde war so nett gewesen, sie nicht in Form eines lästigen Berichtes, sondern persönlich und verbal vorbeizubringen. Und einen Kaffee mit ihm zu trinken.
 

Bei der Kerninformation des Gespräches handelte es sich um eine Zahl. Sie lautete `24´. Destin, jetzt wieder allein, griff nach dem Foto auf dem Schreibtisch. Der schwarze Trauerrahmen war schon so abgegriffen, als habe er Jahrzehnte hinter sich, dabei war es erst wenige Monate her, dass dieses Bild aus dem wesentlich neutraleren Rahmen genommen und in diesen gesteckt worden war. Das Foto zeigte ihn und den Mann, der als Lord Godo bekannt war, und beide schienen sich gerade köstlich über den Fotografen zu amüsieren. Destin spürte Trauer in sich aufsteigen, musste jedoch trotzdem hinsichtlich der Erinnerung lächeln. Dann begann er mit dem Bild zu sprechen.
 

„24 Anschlüsse mehr als letzten Monat, stell dir das vor! Wenn das so weitergeht, haben wir bald die Hälfte der Bevölkerung Midgars hinter uns. Na ja, was heißt `bald´. In ein paar Monaten. Aber ging es bis jetzt nicht wirklich schnell? Ich sage dir, sie spüren, dass wir gewinnen werden. Nein, ich werde nicht übermütig. Aber ich weiß einfach, dass wir gewinnen werden.“
 

Destin war fest davon überzeugt. Und, dass Rufus Shinra eines Tages die gerechte Strafe für all seine Brutalitäten erhalten würde. Destin war fast dankbar, direkt daran beteiligt zu sein. Auch wenn dies bedeutete, eines Tages – vermutlich sogar in naher Zukunft - Ziel eines Anschlages zu werden. ShinRa diskutierte nicht. ShinRa exekutierte. Gnadenlos. Aber ...
 

„Ganz egal, was er sich ausdenkt, er wird keinen Erfolg haben! Wir werden gewinnen! Die ersten Plakate sind gestern angekommen, und wenn es dunkel geworden ist, bringen wir sie an. Und Tymor ... Tymor redet von nichts anderem mehr als seinem Soloauftritt. Er kann es kaum noch erwarten. Er hat den Motor mit allem getunt, was es auf dem normalen und dem Schwarzmarkt gibt, um den nötigen Schub zu erreichen. Und seine Maschine gestrichen. Sie sieht einfach nur großartig aus!“ Er hielt inne und seufzte nach einem kurzen Moment leise. „Ich vermisse dich. Ich möchte dich anrufen und mit dir reden. Wie früher. Es ist ... so seltsam, stattdessen mit einem Foto zu sprechen.“ Aber mehr als das, und Erinnerungen, waren Destin nicht geblieben. Denn sein Bruder, das wusste er mit Sicherheit, war tot. ShinRa hatte ihn getötet. Den Brüdern war ab eines gewissen Zeitpunktes klar geworden, dass es nur so kommen konnte. Dennoch wusste Destin, dass es nichts zu bereuen gab. Irgendjemand hatte etwas unternehmen müssen! Und jetzt lag es an ihm, den Kampf weiterzuführen. „Wir gewinnen! Verlass dich drauf!“
 

Er stellte das Foto mit einer behutsamen Bewegung beiseite, dann erhob er sich, trat zum Fenster und sah zu dem weit entfernten und doch auf gewisse Art und Weise ganz nahen ShinRa HQ hinüber.
 

„Hörst du mich, Rufus? Die Stimme des Planeten ist wach und wird weiter erklingen, ganz egal, was du tust!“
 

„Plakate“, wiederholte Sephiroth einen Tag später ohne jeglichen Enthusiasmus.
 

„Ja doch“, versicherte Zack aufgeregt. „Ich habe sie mit eigenen Ohren gesehen!“
 

„Ich wusste, dieser gigantische Schokoladenkonsum würde eines Tages Auswirkungen auf deinen Körper haben würde.“
 

„Du hast das gewusst, nicht wahr?“
 

„Dass dir eines Tages Augen an den Ohren wachsen? Nein. Ich nahm an, du verlässt uns eines Tages aufgrund eines Zuckerschocks nach der zwölften Tafel Schokolade in Folge.“
 

„Das mit den Plakaten, Seph! Und, dass es hier eine Firma gibt, die sich `Solar Solution´ nennt und behauptet, mit Sonnenenergie ...“
 

Er verstummte, als der General den Bildschirm des Pc´ s in seine Richtung drehte und so die Homepage der Firma präsentierte.
 

„Oh“, quietschte Zack begeistert, „hast du die süße zwinkernde Sonne gesehen?“
 

„Lies den Text, SOLDIER!“
 

Gleichzeitig signalisierte er der ihren Kopf durch den Türspalt schiebenden Cutter, näher zu kommen und sich die Informationen auf dem Bildschirm ebenfalls anzusehen. Zack grinste und wuschelte der jungen Frau zur Begrüßung durch die Haare.
 

„Hi, Cuttie-cu ... EIN GEWINNSPIEL!!“ Und nur 3 Sekunden später: „Ich will mitmachen! Es gibt Solarplatten zu gewinnen! Gratis!“
 

„Du wohnst im ShinRa Gebäude“, erinnerte der General trocken.
 

„Und?“
 

„In Ordnung, mach mit. Und vergiss nicht, deine volle Adresse anzugeben. Ich hoffe, du gewinnst.“ Er wandte sich an Cutter. „Sag bitte du mir etwas Ernsthaftes.“
 

„Diese Sonne gibt´ s sogar als niedliche Plüschfigur“, murmelte die junge Frau hingerissen. „Und jeder, der am Gewinnspiel teilgenommen hat, kriegt eine.“
 

Sephiroth rollte mit den Augen und erhob sich.
 

„Das reicht! Schickt mir eine SMS, wenn ihr wieder normal seid! Beziehungsweise erträglich.“
 

Gleichzeitig zog er dem eifrig tippenden Zack entschlossen die Tastatur unter den Händen weg, ignorierte dessen augenblicklich einsetzenden Protest, sperrte die Tasten und verließ betont würdevoll das Büro.
 

„Spielverderber“, murrte der um seine Plüschsonne betrogene 1st, seufzte tief auf und erkundigte sich in Richtung Cutter: „Gehen wir einen Kaffee trinken? Ich lade dich ein.“
 

Wenige Sekunden später waren sie auf dem Weg zum, wie sich ein gewisser SOLDIER ausdrückte, `besten Standardkaffeeautomaten im ganzen ShinRa HQ´.
 

„Zack“, sagte Cutter leise, „was hältst du von dieser Solargeschichte?“
 

„So einen Gegner hatten wir bisher noch nicht“, antwortete der 1st halblaut und mit relativ unerwarteter Ernsthaftigkeit. „Mein Instinkt sagt mir, dass diese Sache ganz böse enden wird, aber frag mich nicht, für wen. Sonnenenergie hat mit Sicherheit gewaltige Vorteile, über die Makoenergie nicht verfügt. Und die auf der Internetseite und den Plakaten genannten Argumente klingen, das muss man diesem Hiwako wirklich lassen, ein`leuchtend´. Ich weiß nur nicht, ob er wirklich eine besondere Verbindung zum Planeten besitzt, oder nur jemand ist, der kurz vorm Nervenzusammenbruch steht und Stimmen hört, die er falsch interpretiert.“
 

„Hm“, machte Cutter leise. „Rufus wird versuchen, ihn zu töten, oder?“
 

„Jetzt auf jeden Fall.“
 

„Und wenn er doch eine besondere Verbindung zum Planeten besitzt? Wie Aerith?“
 

Zack schüttelte den Kopf.
 

„Aerith ist, wie sie selbst sagt, die letzte ihrer Art. Mehr hat sie mir nie verraten, und da ich der Meinung bin, dass die einzelnen Parteien auch in einer Beziehung das Recht auf Geheimnisse haben, werde ich nicht weiter nachbohren.“
 

Es war einer der Punkte, die Zack in Cutters Augen so liebenswert machten: Obwohl der 1st so stark war, respektierte er die Wünsche anderer, solange ihm dies irgendwie möglich war. Gerade Aerith gegenüber, die manchmal ausschließlich von Geheimnissen erfüllt zu sein schien, legte Zack eine Sensibilität an den Tag, die man bei ihm nicht unbedingt erwartet hätte. Abgesehen davon ...
 

Ich muss ihm Recht geben, dachte Cutter. Sogar ich habe Geheimnisse vor Sephy. Meine Liste, zum Beispiel. Und noch ein paar Dinge mehr. Die ich ihm unbedingt erzählen möchte! Aber der richtige Moment ist einfach noch nicht gekommen. Vielleicht geht es Aerith genauso?
 

„Was unseren neuen Gegner angeht“, holte Zack sie abrupt wieder in die Realität zurück, „ich schätze, da wird einer von Rufus nächsten Befehlen Klarheit schaffen. Wenn Hiwako überlebt, können wir mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass die Angaben auf der Homepage wahr sind.“
 

„Denkst du“, murmelte Cutter düster, „ich muss wieder helfen?“
 

„Nein.“ Zack schüttelte den Kopf. „Jemand, der seine Existenz in ein derart helles Licht rückt, versteckt sich nicht, wenn’s drauf ankommt. Die Turks werden keinerlei Probleme haben, Hiwako zu finden.“
 

Ein nachdenkliches „Hm“ war die Antwort. Zack mochte Recht haben, das Aufspüren von Personen und anschließende Mordanschläge gehörten für gewöhnlich ins Aufgabengebiet der Turks – aber irgendetwas an diesem Gedanken rumorte in Cutters Kopf und ließ sich nicht zur Ruhe bringen.
 

„Es wäre“, murmelte sie schließlich irgendwann düster, „jedenfalls nicht das erste Mal, dass ich suchen muss.“ Und, fügte sie lautlos hinzu, am Tod eines Menschen beteiligt bin.
 

Niemand hatte es ihr gesagt, aber sie wusste, dass Lord Godos Line erloschen war. Der Mann war tot. Weil sie dem Befehl, ihn aufzuspüren, nachgekommen war. Sich zu sagen, dass jemand anderes die Verantwortung dafür trug und sein Tod vielleicht sogar in den zusammen mit seinem Halbbruder Destin gefassten Plan einkalkuliert gewesen war, half nicht viel. Denn letztendlich waren es Cutters Fähigkeiten gewesen, die den Mann an ShinRa ausgeliefert hatten. Und es gestaltete sich als äußerst schwierig, diese Gedanken zu verdrängen. Das feste Vorhaben, ihre Fähigkeiten nie wieder auf diese Art und Weise einzusetzen, tröstete zwar ein wenig, aber es löschte die Erinnerungen nicht aus.
 

Neben ihr seufzte Zack leise: „ShinRa hat wirklich keine Gnade mit den besonderen Fähigkeiten seiner Mitarbeiter. Seph ist das beste Beispiel. Apropos ...“, er grinste und reichte Cutter den versprochenen Kaffeebecher, „habt ihr euch schon ein bisschen aneinander gewöhnt?“
 

„Wir arbeiten dran. Aber die Zeit dafür ist so knapp bemessen.“
 

„Hm, das sagt Aerith auch immer. Leider kann man dagegen nichts tun.“
 

„Aber“, strahlte Cutter, „ich habe jetzt seinen Türcode und kann ihn auch in seinem Appartement besuchen.“
 

„Da wird es bestimmt die ein oder andere ruhige Minute geben. Außerdem ist es da viel gemütlicher als im Büro.“
 

„Oh ja“, schmunzelte Cutter und fügte in Gedanken hinzu: Besonders, wenn einen Sephiroth im Arm hält.
 

Zack grinste vergnügt.
 

„Schreiben wir Seph, dass wir wieder normal, bzw. erträglich sind und schicken die SMS im selben Moment ab? Ich habe gehört, PHS sollen beim Empfang von zwei Nachrichten gleichzeitig wild piepsend abstürzen.“
 

Zur gleichen Zeit bewegte sich Sephiroth durch die Flure des HQ´s und schüttelte innerlich immer wieder den Kopf. Plüschsonnen! Und, viel skurriler, Solarplatten am ShinRa Gebäude! Dass Zack den Nerv hatte, solche Gedankengänge auch noch laut auszusprechen war nichts Besonderes, aber von Cutter ebenfalls zu hören, diese Sonnen seinen niedlich ... Wenigstens wollte sie nicht an diesem Gewinnspiel teilnehmen. Zack hingegen ... Sephiroth gestattete sich ein echtes Kopfschütteln – und als sei dies der Auslöser gewesen, begann das bis zu diesem Zeitpunkt friedlich in seiner Tasche liegende PHS, seltsame Geräusche (es klang wie die Mischung aus einem verunglückten Pfeifen, dem Paarungsruf eines Equisters und Reifenquietschen) von sich zu geben, heftig zu vibrieren ... Die folgende Stille war mehr als unnatürlich.
 

Ich bring ihn um!, dachte Sephiroth unwillkürlich. Eines Tages bringe ich ihn um!
 

Gleichzeitig griff er nach dem PHS, fand es (wie erwartet) gänzlich abgestürzt vor, und aktivierte es wieder. Keine Sekunde zu früh, denn schon erschien eine neue Nachricht auf dem Bildschirm. Der General las und gestattete sich ein kaum wahrnehmbares, aber dafür äußerst finsteres Lächeln. ShinRa reagierte auf die Solaroffensive. Die Turks waren unterwegs! Und er hatte sich für den Fall ihres Versagens bereitzuhalten. Seinem Instinkt folgend, steuerte Sephiroth die Fahrstühle an und begab sich in den Eingangsbereich.
 

Rufus Shinra hatte die Turks mit der unverzüglichen Eliminierung Hiwako Destins beauftragt, und es vergingen keine 20 Minuten, ehe ihm ein diesbezüglicher Erfolg mitgeteilt wurde. 15 Minuten nach diesem Datenaustausch allerdings meldete sich Destin persönlich auf Rufus Shinra´s PHS, bat ihn, es bei dem einen (erfolglosen) Mordanschlag zu belassen und versprach ihm als Trost eine der gelben Plüschsonnen zu schicken. 30 Sekunden später erhielt Sephiroth den Befehl, den Mann unverzüglich aus dem Verkehr zu ziehen. Und der General machte sich augenblicklich auf den Weg.
 

So cool Destin mit dem Mordanschlag umgegangen war, nachdem er das Handy hatte sinken lassen, war er in heilloses Zittern ausgebrochen. Jetzt, dessen war er sich ganz sicher, würde General Crescent seinen Pfad kreuzen. Nicht, dass Destins Vertrauen in seine Mission, den Planeten zu retten, schwankte – aber General Sephiroth Crescent! Der Mann war eine Legende! Von der es hieß, sie verfehle niemals ihr Ziel.
 

Und jetzt, dachte Destin, bin ich das. Ich habe keine Angst! Ich habe keine Angst! Wenn ich bloß nicht zuviel Angst hätte, um keine Angst zu haben ... Destin Hiwako, reiß dich zusammen! Du wusstest, früher oder später würde es soweit sein! Also, tu nicht so überrascht. Denk dran: Der Planet beschützt dich! Nichts kann dir zustoßen! Nicht einmal jemand wie General Crescent!
 

Trotzdem beschloss er, sich für heute lange genug im Büro aufgehalten zu haben. Er griff nach dem die versprochen Plüschsonne für Rufus Shinra enthaltenen Päckchen, schaltete das Licht im Büro aus und das im Flur an – aber die Lampe reagierte nicht. Mit der Verbindung zu den Solarplatten musste etwas nicht stimmen. Oder die Lampe war kaputtgegangen. Oder kaputt gemacht worden.
 

Destin hielt inne und lauschte ins finstere Treppenhaus. Aber das einzige Geräusch bestand aus seinem eigenen, immer schneller werdenden Herzschlag. War der General vielleicht schon hier? Es hieß, der Mann könne aus dem Nichts auftauchen, zuschlagen und ebenso spurlos wieder verschwinden. Aber so schnell? Eigentlich war es unmöglich, aber was, wenn er wirklich schon ...
 

Leicht zittrige Hände umfassten das Päckchen fester. Sicher, zur Not konnte man damit werfen – jemanden wie Sephiroth Crescent würde das allerdings kaum aufhalten. Aber vielleicht dauerte seine Irritation lange genug, um dem Planeten die Chance zu geben, hilfreich einzugreifen? Vorsichtig, und seines Erachtens nach auf alles gefasst, tastete sich Destin durch das dunkle Treppenhaus und erreichte schließlich die Tür, trat nach draußen.
 

Das Büro befand sich in einem kleinen Seitenweg, etliche Schritte entfernt von der nächsten Hauptstraße – eine Tatsache, die Destin schlagartig ein wenig bereute. Andererseits allerdings bezweifelte er, dass ein anderer Standort den General davon abgehalten hätte, zuzuschlagen. Was hatte er schon zu befürchten? Sein Auftraggeber war das Gesetz und kontrollierte sämtliche Medien ...
 

Aber nicht mehr lange, dachte Destin grimmig. Wenn ShinRa entmachtet ist, wird sich diesbezüglich einiges ändern!
 

Der Gedanke an seine Mission gab ihm die Kraft, seine Angst zu besiegen und den Weg zu seiner Wohnung wieder aufzunehmen. Aber nur, um wenige Sekunden später hinsichtlich des hinter ihm erklingenden Geräusches erschrocken herumzuwirbeln. Die an der umgeworfenen Mülltonne sitzende Katze allerdings würdigte ihn keines Blickes, sondern zog es vor, ihre Aufmerksamkeit ins Innere des Behälters zu richten. Destin atmete auf, wandte sich wieder um - und erstarrte. Das war keine Katze. Auch, wenn die Augen gewisse Ähnlichkeit ...
 

Die Angst kam mit der Intensität des schlagartig einsetzenden, freien Falles zurück, keine Macht der Welt waren stark genug, sie aufzuhalten, und jede einzelne von Destins Gewissheiten zerschmolz hinsichtlich der Einen, sich vor einer Person zu befinden die nur aus einem Grund gesandt worden war: Um ihn zu töten. Und Destin wich zurück.
 

Sephiroth folgte ihm mit der Gelassenheit eines Jägers, dem nur zu bewusst war, dass seine Beute unmöglich entkommen konnte. Niemals zuvor war dies irgendjemandem gelungen, und dieser Typ sah nicht so aus, als ob er zum Ersten werden würde. Zumal er gerade eine Sackgasse betreten hatte. Der General lächelte kalt. Dass die Turks gegen einen qualitativ so minderwertigen Gegner versagt hatten ... Es war absolut Unerklärlich. Um nicht zu sagen, lächerlich! Aber die Methoden der Turks unterschieden sich eben doch drastisch von denen eines SOLDIER´s. Zeit, dies einmal mehr siegreich zu demonstrieren – auch, wenn das Demonstrationsobjekt gerade hinter einer Kurve verschwunden und somit momentan nicht zu sehen war.
 

Sephiroth beschloss, die Sache schnell zu erledigen. Zum einen konnte er so vielleicht Cutter vor der nächsten Mission noch einmal sehen, und zum anderen quoll sein Schreibtisch über vor Arbeit. Der General zog Masamune aus der Schutzhülle und bog, den Klang seiner Schritte bewusst nicht dämpfend, in Erwartung der Ansicht eines sich an die nur wenige Meter dahinter liegende Mauer pressenden Körpers, um die Kurve.
 

Stille begrüßte ihn. Eine hohe Steinmauer. Dichtgedrängt stehende Häuser ohne Türen und Fenster rechts und links davon. Aber nirgends ein Hiwako Destin. Dass er sich in eines der Häuser geflüchtet hatte, schloss Sephiroth aus, da es keinerlei Zugang gab. Doch auch ein Sprung auf die wirklich hohe Mauer ließ nirgends auch nur eine Spur des Gesuchten erkennen. Der General verließ das steinerne Hindernis wieder und nahm es genauer in Augenschein, aber die Steine waren fest zusammengefügt, zu glatt, um an ihnen hinaufzuklettern, außerdem deuteten keinerlei Indizien auf einen gewaltsamen Durchbruch, und sei er noch so klein, hin.
 

Aber ich habe ihn diese Sackgasse betreten sehen, dachte Sephiroth. Er muss hier sein!
 

Abermals sah er sich suchend um, aber es gab keinen einzigen verräterischen Hinweis. Nicht einmal sein sonst so sensibler Instinkt schlug an. Alles schien, als sei niemals jemand außer ihm hier gewesen, und so blieb es, obwohl er geduldig wartete.
 

Es verging verhältnismäßig viel Zeit, ehe Sephiroth es einsehen konnte: Ihm war zum ersten Mal seit er denken konnte jemand in einer direkten Verfolgung entgangen! Das Gefühl, versagt zu haben, war niederschmetternd. Besonders da es ihm nicht gelang, den Fehler in der angewandten Strategie zu finden. Aber es gab einen Ort, an dem dies problemlos möglich war. Sephiroth wandte sich grimmig um und steuerte das ShinRa HQ an.
 

Sein Verschwinden lag noch keine 60 Sekunden zurück, als sich die Szenerie zu verändern begann. Die Steinmauer verlor an einer Stelle ihre Festigkeit und gestattete es dem bis vor kurzem noch in ihr verborgenen Körper, hustend auf die Knie zu fallen.
 

Destin musste um jeden Atemzug kämpfen. Mund, Hals und Lunge fühlten sich an, als seien sie mit demselben feinen Staub gefüllt, der auch seine Kleidung, Haut und Haare bedeckte. Gleichzeitig versuchte er vollständig zu begreifen, was geschehen war. Im Grunde dasselbe wie immer, wenn er sich in Gefahr befand. Der Planet rettete ihn.
 

Es war schon so, seitdem Destin denken konnte. Egal, wie tödlich die Situation, in die er geriet, sein mochte – er überlebte sie. Zu begreifen, dass dies weder Glück noch Zufall, sondern der Wille des Planeten war, und das zu akzeptieren, hatte ihn einige Jahre gekostet. Genau wie die Erkenntnis, in Form von Träumen Botschaften des Planeten zu erhalten. Warnungen. Informationen. Visionen. Und, vor knapp zwei Jahren, die eigentliche Botschaft. Gaia war durch den exzessiven Einsatz der Makoreaktoren so gut wie am Ende und brauchte Hilfe bei der Regeneration.
 

Dass diese `Hilfe´ darin bestand, die mächtige Electric Power zurückzudrängen, war Destin erst nach und nach klar geworden. Aber er hatte akzeptiert. Weil er das Leben liebte. Der Einsatz von Solarplatten war seine Idee gewesen. Gaias Antwort bestand in dem Versprechen, ihn weiterhin zu unterstützen – unter anderem durch bedingungslosen Schutz. Der Gedanke, Ziel der vielleicht letzten Kraftreserven des Planeten zu sein ... Anfänglich hatte es Destin ein wenig geängstigt und ihn seinen Feldzug sehr zögerlich beginnen lassen.
 

Aber dann waren in so kurzer Zeit viele, viele Erfolgsmeldungen zu verzeichnen gewesen. Destin hatte begonnen, wirklich an seine Mission zu glauben, war mutiger geworden. Aber jeder Kampf forderte Opfer. Manche von ihnen waren ein fester Bestandteil seines Lebens gewesen. Sein Bruder zum Beispiel, der den zweiten großen Wutaikrieg angeführt hatte, um ShinRa von den Vorbereitungen `Solar Solutions´ in Midgar abzulenken.
 

Destin würde ihn im Lebensstrom wieder sehen. (Sofern es ihm gelang, die Electric Power Company zurückzudrängen.) Und er vermisste ihn. Aber gleichzeitig gab ihm die Trauer auch Kraft, noch energischer gegen ShinRa vorzugehen. Die Gewissheit, dabei vom Planeten beschützt zu werden hatte sich ebenfalls als äußerst hilfreich erwiesen – auch, wenn dieser Schutz meistens nicht gerade sanft stattfand, denn er war bedingungslos, und Bedingungslosigkeit zeichnete sich oft durch fehlende Vorsicht aus.
 

Diesmal hatte die Mauer, an die sich Destin halb wahnsinnig vor Angst drückte, schlagartig nachgegeben, ihn in sich aufgenommen und war dann wieder erstarrt, bis das schwarzsilberne Todesurteil sich unverrichteter Dinge tatenlos hatte entfernen müssen. Jetzt war Destin, bis auf das Päckchen mit der Plüschsonne, allein. Immer noch sehr benommen rappelte er sich auf, murmelte „Danke“ und nahm seinen ursprünglichen Weg vorsichtig wieder auf, warf sein Expressgeschenk in einen der zahlreichen Briefkästen und erreichte schließlich seine Wohnung, wo er so staubig wie er war ins Bett fiel und augenblicklich einschlief.
 

Sephiroth hätte eher den Rest seines Lebens im Labor verbracht, statt in dieser Nacht zu schlafen! Er war ins HQ zurückgekehrt um die heutige Verfolgung in einem der Simulatorräume nachzustellen und den begangenen Fehler zu finden. Hier lief, sofern man nichts anderes einprogrammierte, immer alles logisch ab – und so war das Ergebnis bei jedem Durchlauf dasselbe.
 

Die Simulation Hiwako Destins kauerte ängstlich vor der Steinmauer und sah ihrem Schicksal entgegen. Auch noch nach dem zehnten Mal. Es gab keinen Ort, an den sie hätte flüchten können. Dennoch war es dem echten Hiwako gelungen.
 

Der General verließ den Simulatorraum wieder, steuerte sein Büro an und besuchte dort angekommen abermals die Homepage von `Solar Solution´. Las die Selbstbeschreibung Hiwako Destin´s noch einmal genau durch, obwohl er kein Wort vergessen hatte ...
 

` ... stehe unter dem Schutz des Planeten ...´ ...` ... bin auserwählt, mit Hilfe der Bevölkerung Gaias die Herrschaft ShinRa´s zu beenden ...´
 

... und weigerte sich nach wie vor, es zu glauben. Aber Hiwako Destin war ihm entkommen. Ihm! Niemals zuvor war jemandem etwas Derartiges gelungen. Zumal Sephiroth keinen Fehler begangen hatte! Und die einzige Erklärung für die erfolgreiche Flucht schienen die Informationen auf der Homepage von `Solar Solution´ zu sein. Aber das würde Rufus ihm niemals abnehmen!
 

In spätestens 2 Stunden, dachte Sephiroth, finde ich mich im Labor wieder.
 

Gleichzeitig fühlte er die vertraute Müdigkeit in sich aufsteigen. Aber vielleicht gab es doch noch Hoffnung. Immerhin war es auch den Turks nicht gelungen, Hiwako zu eliminieren. Wenn Rufus auch nur einen Funken Verstand besaß, musste er einsehen, dass eine Änderung der Strategie viel schlauer war, satt eine Untersuchung im Labor anzuordnen.
 

Mir scheint, dachte Sephiroth, ich baue gerade eine Sandburg. Dabei ist die Welle schon im Anrollen. Ich kann es spüren. Und kein Damm wird sie aufhalten. Aber ... vielleicht ist es mir möglich, sie abzuschwächen indem ich ihr entgegen gehe.
 

Er griff zum Telefon und wählte die Nummer des Präsidenten. Zehn Minuten später fand er sich im Labor wieder.
 

In der scheinheiligen weißen Welt des Labors galt eine andere Zeit. 1 Sekunde hier hatte die Dauer von ca. 10 normalen, und es gab keine Beschleunigungstaste. Nur, sofern man nicht aufgeben und sterben wollte, die Option des Durchhaltens. Irgendwie. Für Sephiroth kam ausschließlich die letzte Möglichkeit in Frage. Wie immer.
 

Und so befolgte er die gegebenen Anweisungen, ertrug die Berührungen der kalten Hände und den durch sie verursachten Schmerz ohne einen Laut von sich zu geben, versuchte, die Panik hinsichtlich des Ergebnisses all der Tätigkeiten im Zaum zu halten, indem er sich immer wieder sagte, dass Hojo ihn wieder in den Ursprungszustand zurückversetzen musste, weil ShinRa ihn noch brauchte, unversehrt und lebendig ... vor allen Dingen, lebendig!
 

Einmal mehr schien es Ewigkeiten zu dauern. Aber letztendlich durfte er den Laborbereich verlassen. Wieder auf dem Flur angekommen hielt Sephiroth inne und atmete tief auf, gestattete sich, die Augen zu schließen und heftig über die Lider zu reiben. Er wusste nicht genau, was Hojo diesmal getan hatte. Nur, dass es eine von Präsident ShinRa angeordnete Bestrafung für den inakzeptablen Ausgang der Hiwakomission gewesen war. Völlige Schwärze war das Ergebnis gewesen. Und das bei weit geöffneten Augen! Im Labor festgehalten zu werden, war eine Sache. Aber nichts sehen zu können – Hojo nicht sehen zu können! – etwas völlig Anderes.
 

Zwar hatte Sephiroth einmal mehr überlebt, befand sich nun wieder außerhalb des Labors und die Schwärze vor seinen Augen war verschwunden, aber die Welt schien wie von einem milchigen Film überzogen. Das Büro schied somit vorerst aus. Und somit blieb nur, die vollständige Regeneration in seinem Appartement abzuwarten. Sephiroth machte sich auf den Weg. Als er aus dem Aufzug trat und die entsprechende Tür ansteuerte, leuchtete ihm der an sie gelehnte Gegenstand trotz allem schon von weitem entgegen.
 

Die Form, die Farbe ... kein Zweifel. Es war eine dieser verfluchten gelben Plüschsonnen! Ein `Geschenk´ von Rufus, keine Frage, hatte dieser die Sonne doch bereits im vor dem Laboraufenthalt geführten Gespräch erwähnt.
 

Für gewöhnlich ließ sich der General nicht zu derartigen Gefühlsausbrüchen hinreißen, aber diesmal standen die Dinge ein wenig anders. Er öffnete die Tür und verpasste der Plüschsonne einen heftigen Tritt, der sie schwungvoll ins Innere des Appartements beförderte. Den Boden allerdings erreichte sie nie. Masamune und ein folgender Feuerzauber wussten dies vernichtend zu verhindern.
 

Sephiroth nickte grimmig und schob das Katana zurück in die Schutzhülle. Vom Planeten begünstigt oder nicht, früher oder später würde Hiwako einen entscheidenden Fehler begehen und diesen mit dem Leben bezahlen. Ihm! Für Rufus Shinra und Hojo galt dasselbe! Aber ganz egal, wie sehr der General diesen Tag herbeisehnte, noch war es nicht soweit.
 

Andere Sehnsüchte ließen sich etwas leichter erfüllen. Zum Beispiel der, nach einem leisen Stöhnen einen Augenblick lang in völliger erschöpfter Bewegungslosigkeit zu verharren. Sich über die nächsten Wünsche klar zu werden, die vor allen Dingen ein wenig des selten gebrauchten Trostes in Form von Ruhe und Wärme beinhalteten. Und so ließ sich Sephiroth einige Minuten später in einer mit viel Wasser und Schaum gefüllten Badewanne zurücksinken. Wie gut dieses warme Wasser tat! Seine angespannten Muskeln begannen sich wieder zu lockern, selbst seine Gedanken verloren ein wenig der sonst allgegenwärtigen Schwere. Puls, Herzschlag und Atmung wurden ruhiger. Benommenheit setzte ein, zu sanft um sie als Bedrohung zu empfinden, zu beharrlich, um sie zu ignorieren. Und da es momentan nichts außer Warten zu tun gab, schloss Sephiroth die Augen und ließ sich mental ein wenig tiefer in die warme Schwerelosigkeit sinken.
 

Alle anderen Sinne jedoch blieben aktiv. Und so vermittelten sie nach einer Weile die sich leise öffnende Haupttür des Appartements und dann die sich nach unten drückende Klinke der Badezimmertür. Kleidung raschelte leise. Dann war wieder alles still. Sephiroth öffnete die Augen und sah zu der neben der Badewanne sitzenden Cutter hinüber.
 

In ihren Augen tobten alle möglichen Gefühle: Sorge, Angst, Erleichterung ... Ganz offensichtlich war ihr klar gewesen, wo er die vergangenen Stunden verbracht hatte. Aber woher konnte sie das wissen? Sephiroth sah genauer hin, konnte aber nicht die geringste Spur eines schlechten Gewissens in Cutters Blick erkennen. Was bedeuten musste, dass sie das Versprechen, sich seiner Line nicht zu nähern, nicht gebrochen hatte. Aber wie war es ihr dann möglich gewesen ...?
 

Ob sie mich betreffend ähnliche Fähigkeiten entwickelt hat, wie ich bei ihr?, dachte er. Es scheint die einzig mögliche Erklärung zu sein. Abgesehen davon, sie ist meine Freundin. Der ich etwas bedeute. Und die sich Sorgen um mich macht ...
 

Er wusste, er hätte sie dafür scharf zurechtweisen müssen. Sorge war, wenn man Hojos Lehren Glauben schenken durfte, ausschließlich den Schwachen vorbestimmt. Um sie an ihre Wertlosigkeit zu erinnern. Aber Cutter, das wusste der General mit Sicherheit, hielt ihn nicht für schwach. Und so verzichtete er auf eine Zurechtweisung – nicht zuletzt auch aufgrund der aktuellen Bewegung.
 

Die sich ihm nähernde Hand tat dies mit dem Ziel, ihn zu berühren, vorsichtig, als habe sie Angst, ihn zu zerstören, und obwohl Sephiroth wusste, dass sie Cutter gehörte, seiner Cutter, und ihre Hand warm sein würde, so waren die Erinnerungen an die erst vor kurzer Zeit stattgefunden, gewaltsamen Berührungen im Labor noch zu frisch. Er schüttelte den Kopf. Und die Hand zog sich augenblicklich zurück.
 

Ich weiß, dass du es bist, dachte Sephiroth. Glaub mir, ich weiß es. Auch, dass du nichts mit dem Labor zu tun hast. Aber gerade jetzt ... geht es einfach nicht.
 

Mittlerweile lag die Hand der jungen Frau wieder ruhig am Badewannenrand – in Cutters Augen jedoch tobte nach wie vor ein Orkan aus Gefühlen, Fragen und Angst. Vor allem Angst. Sich auf einer Mission zu befinden war spannend und machte Spaß. Aber im Laufe dieser Mission mit tiefer innerer Sicherheit zu wissen, dass sich die wichtigste Person des eigenen Universums einmal mehr in den Händen eines Mannes befand, der in der Lage war, ihn zu töten, war einfach nur grauenhaft. Und jetzt die unmittelbaren Auswirkungen mitzuerleben ...
 

Ist jetzt wieder alles kaputt? Wir haben doch gerade erst angefangen, etwas zu werden. Zusammen! Aus freiem Willen! Ich durfte Dinge tun, die noch niemals jemand vor mir getan hat. Aber vor allem durfte ich dich berühren ... Was, wenn all das jetzt wieder vorbei ist? Wenn er es zerstört hat? Er hat dir schon so viel Leid zugefügt und quält dich immer noch. Dieser ...
 

„ ... Bastard!“
 

In Ordnung, dachte Sephiroth. Du wusstest wirklich Bescheid. Ich sollte dich vor allen Dingen eine Sache fragen.
 

„Funktioniert der Helikopter, mit dem deine Einheit zurückgekommen ist, noch?“
 

„Ja. Aber nur weil ich nicht weiß ob es reicht, den Winkel der Rotorblätter zu ändern, um schneller zu fliegen.“
 

„Es reicht nicht.“
 

„Was muss man zusätzlich machen?“
 

Ein lächeln huschte über Sephiroths Gesicht.
 

„Das verrate ich dir besser nicht.“
 

„Hm.“ Und dann, flüsternd: „Ich hatte so Angst um dich! Es war wie damals, als ich dich auf dem Flur gefunden habe, weißt du noch? Ich ... ich wusste einfach, dass du ... dort bist. Bei ihm. Zack hat damals gesagt, du müsstest diese Sache alleine klären, aber ich schwöre dir, wenn du noch bei diesem Mistkerl im Labor gewesen wärst, ich hätte ...“
 

Sephiroth musste das Ende des Satzes nicht hören. Besser als jeder andere wusste er, wozu sein Death Walker fähig war – und hielt es für angebracht, ein Machtwort zu sprechen.
 

„Das ist nicht dein Kampf, Cutter! Du wirst dich von diesem Schlachtfeld fernhalten, verstanden? Das ist ein Befehl!“
 

„Aber ...“
 

„Nein!“
 

Cutter wusste, Sephiroth meinte es absolut ernst, und eine Missachtung des Befehls würde schwerwiegende Konsequenzen auslösen. Also schien es doch einen Plan zu geben? Aber wann würde er greifen? Oder tat er dies bereits? Und obwohl es jetzt einen klaren Befehl gab ...
 

Früher konnte ich nichts gegen Hojo tun – und jetzt kann ich, aber darf nicht? Das kann doch unmöglich wahr sein ...
 

„Aber ich will dir helfen!“
 

„Dann befolge meinen Befehl!“
 

Es musste einen Plan geben! Es gab immer irgendeinen Plan ... Cutter senkte den Kopf.
 

„Ja, Sir.“ Vielleicht ergab sich eines Tages doch die Gelegenheit, zu helfen.
 

Für die Dauer von einigen Herzschlägen blieb es ganz still. Sephiroth sah zu Cutter hinüber. Er hätte diese Sache hinsichtlich des gegebenen Befehls als `Erledigt´ deklarieren und nicht mehr darüber nachdenken können. Aber er konnte auch sehen, wie unglücklich die junge Frau war, wie hart sie mit sich gekämpft hatte, und wie schwer es ihr immer wieder fallen würde, sich an die erneuerte Grenze zu erinnern und ein entsprechendes Verhalten an den Tag zu legen.
 

Ich sollte ihr begreiflich machen, dass ich ihre Selbstdisziplin zu schätzen weiß ... Aber wie? Mir scheint, es gibt da nur eine Möglichkeit.
 

„Cutter?“ Seine Stimme klang ganz leise. „Dafür darfst du dich meiner Line nähern.“
 

Die junge Frau hob den Kopf. Eben noch war ihr Blick von Trauer geprägt gewesen. Jetzt allerdings tobte in diesem reine Verblüffung.
 

„Ehrlich?“
 

„Ehrlich.“
 

Pure Freude explodierte von innen heraus in Cutters Augen.
 

„Oh, Danke!“, jubelte sie. „Danke, Danke, Danke!!“ Gleichzeitig fiel sie ihrem Freund völlig vorwarnungslos um den Hals. „Damit hätte ich jetzt nie gerechnet, niemals!“
 

„Ich auch nicht“, grollte Sephiroth.
 

Gleichzeitig wurden ihm zwei Dinge bewusst. Zum Einen war seine linke Hand hinsichtlich der unerwarteten Berührung zwar unwillkürlich hochgezuckt, aber mehr auch nicht. Und zum Anderen konnte er spüren, wie sein Widerwillen bezüglich einer gerade jetzt stattfindenden Berührung schmolz.
 

Mir scheint, dachte er irgendwann, ich habe genau das gebraucht. Und zwar genau jetzt. Die Berührung und die Nähe eines anderen Menschen, dem es nicht darum geht, mir Schmerzen zuzufügen. Oder `etwas herauszufinden´. Oder mich zu bestrafen. Sondern nur darum, freundlich zu sein. Auf eine Art und Weise die ich, meines Erachtens nach, niemals für mich in Betracht gezogen hätte. Aber ich habe mich geirrt. Weil es niemals jemanden wie dich gegeben hat, Phoenix.
 

„In Ordnung“, grollte er irgendwann. „Lass wieder los.“
 

Cutter lachte leise, wich zurück und nahm wieder eine etwas diszipliniertere Position neben der Badwanne ein. Der jetzige Anblick seiner Freundin brachte Sephiroth unwillkürlich zum Schmunzeln.
 

„Jetzt bist du nass und voller Schaum.“
 

„Ich trockne auch wieder. Im übrigen bist du auch nass und voller Schaum.“
 

„Weil ich, im Gegensatz zu dir, in einer Badewanne liege.“
 

„Stimmt“, bestätigte Cutter. Aber es fiel ihr schwer, richtig zu denken, was hauptsächlich an dem sich ihr bietenden, sie völlig verzaubernden Anblick lag. Sephiroths vor Nässe teils glänzende, teils mit winzigen Wassertropfen bedeckte Haut. Die vereinzelt in seinen Haaren hängenden Schaumflocken. Das jetzt durch das Wasser in unterschiedlichen Nuancen gefärbte Silber.
 

Cutter sah zu ihrem Freund hinüber, wissend, dass sie vielleicht die erste Person war, die ihn so sah, und wäre sie in diesem Moment gestorben, es wäre ihr egal gewesen. Sephiroth bemerkte den seltsam weichen Blick. Und übersetzte ihn instinktiv richtig.
 

„Du träumst.“
 

„Von dir.“
 

Ihre Antwort berührte Sephiroth auf eine Art und Weise, die es ihm unmöglich machte, die Entfernung zwischen der Urheberin dieser Worte und sich selbst nicht zu überbrücken. Es machte Cutter nichts aus, dass seine Hand nicht eben trocken war. Sie schmiegte ihren Kopf in seine Handfläche, schloss die Augen, gab ihm zu verstehen, wie einverstanden sie mit seiner Berührung war und wie wenig sie sich ein Ende wünschte. Es war ein völlig anderes Gefühl als ihn zu küssen und von ihm geküsst zu werden, aber mindestens genauso schön.
 

Sephiroth hingegen war über das Ergebnis seiner Berührung mehr als verblüfft. Ihm war bewusst, Cutter fürchtete sich nicht vor ihm – aber diesmal war die Nähe ausschließlich von ihm angestrebt worden, und das relativ überraschend. Zu sehen, wie schnell diese akzeptiert wurde ...
 

Es fällt mir immer noch schwer, zu verstehen, dass man die Nähe anderer suchen kann und sehr, sehr glücklich ist, wenn die Suche Erfolg hat. Apropos `Suche´.
 

Auch Hiwako Destin stand momentan auf des Generals Liste der Gesuchten. Und zwar an erster Stelle! Dem Mann war die Flucht aus einer absolut auswegslosen Situation gelungen. Außerdem war er dem Mordanschlag der Turks entgangen. Das in Verbindung mit den ihn betreffenden Informationen auf der Homepage ...
 

Hör auf, dich zu sträuben, dachte Sephiroth. Die Turks sind absolut tödlich. Du bist absolut tödlich. Aber Hiwako ist trotzdem noch am Leben. Das hat noch niemand vor ihm jemals geschafft. Glück oder Zufälle sind absolut auszuschließen. Es ist, wie er auf der Homepage sagt. Der Planet schützt ihn. Ist ShinRa damit wirklich machtlos?
 

Cutter, die keine Ahnung von seinen finsteren Gedanken hatte, kuschelte immer noch mit seiner Hand und war somit einmal mehr Welten entfernt von dem, was der Name `Death Walker´ verdeutlichen sollte. Aber ihr Anblick erinnerte den General daran, dass ShinRa noch nicht alle Joker ausgespielt hatte.
 

„Cutter!“
 

„Hmmja?“
 

„Wir treffen uns in meinem Büro. In 10 Minuten.“
 

Die Angesprochene nickte, machte aber keinerlei Anstalten, aufzustehen, sondern blieb sitzen und sah ihn an.
 

„Cutter, ich würde diese Wanne gerne verlassen.“
 

„Ok.“
 

„Alleine. Oder willst du mich nackt sehen?“
 

„Eines Tages schon ...“ Einen Sekundenbruchteil später hielt sie sich mit beiden Händen den Mund zu und lief rot an – eine Reaktion, die mehr als deutlich zu verstehen gab: `Eigentlich wollte ich das jetzt nur denken ... Sorry?´
 

Sephiroth hatte dennoch Mühe, nicht nach Luft zu schnappen. Im Labor musste er manche Untersuchungen gänzlich ohne Kleidungsstücke über sich ergehen lassen, und er empfand mittlerweile Hojo gegenüber keinerlei Scham mehr. Der Mann hatte ihn aufgezogen und kannte jeden Millimeter seines Körpers. Aber Cutter?! Das war etwas völlig anderes! Und dementsprechend fiel die Reaktion des Generals aus.
 

„Death Walker Cutter Tzimmek – raus aus meinem Badezimmer! Und meinem Appartement! Sofort!“
 

„Bin schon weg!“
 

Ca. 5 Sekunden später schloss sich die Haupttür. Sephiroth schüttelte den Kopf. Eines Tages schon ... Wie stellte sich seine Phoenix das vor? Aber jetzt hatte er keine Zeit, darüber nachzudenken. Andere Dinge erforderten seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Hiwako Destin zum Beispiel. Im Rahmen dessen griff der General nach dem wie üblich bereitliegenden Katana und zog die Schutzhülle zurück, bis das Spiegelbild seiner jetzt wieder einwandfrei funktionierenden Augen auf der perfekt polierten Klinge erschien.
 

Wir zwei, dachte er fast zärtlich, haben noch nie ein Ziel verfehlt. Auf dem Schlachtfeld sind wir Eins. Wir zweifeln niemals aneinander, nehmen es mit jedem Gegner auf – und wir siegen. Aber wir sind noch nie ganz bewusst gegen den Willen des Planeten angetreten. Ich schätze, das ändert sich ab sofort.
 

Letztendlich war Hiwako Destin kein göttliches Wesen. Er war ein Mensch. Blut, Fleisch, Knochen. Blut ließ sich vergießen, Fleisch zerstückeln, Knochen brechen. Er würde verlieren! Sephiroth verließ das Badezimmer, kleidete sich wieder an und betrat nur wenig später sein Büro, wo ihn Cutter bereits erwartete.
 

„Wir beide“, eröffnete der General, „werden jetzt eine Spezialmission durchführen. Erfolgreich! Sie besteht aus Aufspürung und Vernichtung Hiwako Destins. Ich erwarte deine Information bezüglich seines derzeitigen Standortes in 30 Sekunden.“
 

„Was?!“, entsetzte sich Cutter. „Schon wieder ich? Für so was sind die Turks zuständig!“
 

Sephiroth hätte nicht diskutieren müssen. Aber es erschien ihm nur angebracht, die Ernsthaftigkeit der Situation ein wenig näher zu erläutern.
 

„Die Turks haben versagt. Genau wie ich, letzte Nacht.“
 

„Was?“, machte Cutter ein zweites Mal. Ihr fiel einfach nichts sinnvolleres ein. Aber Sephiroth war nicht in der Stimmung, sich zu wiederholen.
 

„Dazu wird es kein weiteres Mal kommen! Also, gib mir die Koordinaten!“
 

„Ich weigere mich! Ich habe ShinRa gerade erst geholfen, Lord Godo zu fangen, und jetzt ist er tot. Wenn du Hiwako erwischst, wird er genauso sterben, und ich bin mit dran schuld! Bitte, bitte denk dir was anderes aus!“
 

Sephiroth betrachtete sie einen Moment lang schweigend.
 

„Cutter“, seine Stimme war nur ein leises, warnendes Grollen, „mit wem, glaubst du, sprichst du gerade?“
 

„Mit dir?“
 

„In meiner Rolle als dein General! Und als solcher toleriere ich Befehlsverweigerungen nur, wenn diesen ein wirklich guter Grund zuzuordnen ist. Deine potentiellen Schuldgefühle kann ich in dieser Situation nicht gelten lassen!“
 

„Aber ...“, murmelte Cutter.
 

„Du hast“, unterbrach Sephiroth, „einen Arbeitsvertrag unterzeichnet, der deine Fähigkeiten erneut in den Dienst der Electric Power Company stellt. Trotz mehrfacher Warnungen meinerseits, wie ich betonen möchte. Da dies nicht dein erster Vertrag war, wusstest du, worauf du dich einlässt, und wenn nicht, dürfte es dir spätestens jetzt klar sein. Du hast momentan zwei Möglichkeiten: Entweder du befolgst meinen Befehl, und zwar unverzüglich, oder du befolgst ihn nicht und trägst alle sich daraus ergebenden Konsequenzen.“
 

Es war Cutter nicht sofort möglich, zu antworten. Sie hatte sich so fest vorgenommen, sich nicht wie ein `Death Walker´ zu verhalten, sondern diesen blöden Namen zu ignorieren, freundlich zu bleiben ... Und jetzt verlangte Sephiroth, ausgerechnet Sephiroth, die in Wutai an den Tag gelegte Kaltherzigkeit erneut von ihr? Was die Konsequenzen anging, bluffte er nicht. Kaum jemand war diesbezüglich strenger, als er. Selbst zu seiner Freundin. Und die aus einer Befehlsverweigerung resultierenden Konsequenzen waren nicht angenehm. Das in Kauf nehmen? Für eine fremde Person? Aber Hiwako würde sterben, das stand außer Frage ...
 

„Ich warte noch genau 10 Sekunden auf deine Entscheidung.“
 

Cutter schloss gequält die Augen. War sie zu naiv gewesen? Zu versessen darauf, in Sephiroths und Zacks Nähe zu sein? Wieder ein Zuhause zu haben? Aber, verdammt nochmal, ein Zuhause stand jedem zu, jedem! Momentan allerdings glich es mehr einer seelischen Folterkammer.
 

Sephiroth beobachtete seinen Death Walker aufmerksam und zählte gleichzeitig langsam in Richtung Null. Er bedauerte die Konstellation zwischen der zu bewältigenden Aufgabe und der für die Ausführung vorgesehenen Person, war aber nicht bereit, etwas daran zu ändern. Er hatte Cutter vor der Unterzeichnung des Vertrages gewarnt. Mehrfach! Dass sie sich früher oder später an exakt dem jetzigen Punkt wiederfinden würde, war dem General völlig klar und letztendlich nur eine Frage der Zeit gewesen. Was die Gefühle seiner Freundin anging ... auch darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Nicht unter den gegebenen Umständen. Es stand zuviel auf dem Spiel. Hiwako durfte nicht gewinnen!
 

„Null.“
 

Cutter öffnete die Augen wieder. Langsam. Und ohne jegliche Begeisterung.
 

„Können die Turks es nicht nochmal ...“
 

„Ich sagte `Null´.“
 

Die junge Frau schüttelte widerwillig und traurig den Kopf. Aber dann befolgte sie den Befehl. Ging in die Lines, suchte, fand, wollte das Ergebnis eben weiterleiten ... und hielt jäh inne, als sich Unstimmigkeiten einstellten. Niemals zuvor, weder als Blue Wanderer, noch als Ghost Walker hatten Cutters Augen etwas derartiges in den Lines gesehen. Es war unglaublich. Cutter versuchte wieder und wieder, den sich ihr bietenden Anblick zu korrigieren, aber es wurde immer drastischer. Letztendlich schüttelte sie den Kopf, sah zu Sephiroth hinüber und konstatierte mit unerwarteter (aber deutlich hörbarer) Erleichterung:
 

„Ich fürchte, das wird dir nicht gefallen!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Aruna
2010-09-04T21:35:18+00:00 04.09.2010 23:35
Ich habe sie mit eigenen Ohren gesehen :)
Ich lach mich jedes Mal über Zacks Sprüche kaputt. Aber ich muss an dieser Stelle mal sagen, dass du bei ihm die perfekte Balance hingekriegt hast. Er ist lustig, aber du machst ihn dadurch nicht lächerlich. Es ist immer noch glaubhaft, dass er ein tödlicher SOLDIER ist, wenn er den Befehl erhält.
Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie sehr ich Cutter beneide? Ich würd Sephiroth zu gern mal nackt in der Badewanne sitzen sehen ;) Aber ich hab mal wieder festgestellt, dass der Junge doch ziemlich naiv ist. Auch wenn er noch nie ne Freundin hatte und keine Ahnung von Beziehungen und körperlicher Nähe hat, geh ich jetzt mal davon aus, dass Hojo ihn aufgeklärt hat (bei dem Gedanken gruselts mich ehrlich gesagt). Er wird also wissen, wohin Liebesbeziehungen früher oder später führen. Er war ja geradezu schockiert, als es Cutter rausgerutscht ist, dass sie ihn eines Tages nackt sehen will. Hat er gedacht, dass sie nur Händchen halten will? Man merkt, dass er noch viel aufarbeiten muss.
Eine Sache zum Klugscheißern hab ich gefunden. Kommt ja bei dir nicht oft vor, also werd ich jetzt drauf rumreiten :) Godo ist doch Yuffis Vater. Und der lebt in Dirge of Cerberus noch. Okay, das ist jetzt nichts Weltbewegendes, aber ich wollte es mal erwähnen.
Was ich mit meinen geistigen Ergüssen eigentlich sagen will, es war wieder ein tolles Kapitel. Und jetzt muss ich wieder ne Woche warten :(
Aber das ist das Gute, wenn man so viel um die Ohren hat. Die Zeit vergeht rasend schnell :)
lg Aruna

Von:  Jadestern
2010-09-04T21:09:14+00:00 04.09.2010 23:09
Schande über mich, ich bin faul *grins*
Denk mir die ganze Woche "Schreibste aber noch, ne?" und machs dann doch net... oh man- schlag mich ruhig^^

Aber jetzt zum Kapitel...
Ich hab mich ja kaputt gelacht, als das Handy von Seph piepend den Geist aufgegeben hat:DD Gott, darauf muss man auch erstmal kommen!!
Genauso wie Cutters Reaktion auf die Aufforderung etwas Vernünftiges und Schlaues zu sagen... Btw. neben mir auf dem Schreibtisch steht sone Plastikwackelblume, die ich mir in Frankreich gekauft hab^^. Funktioniert mit Sonnenenergie. Dann bewegt sie den Kopf so lustig hin und her. Und jetzt rate mal, woran ich eben immer denken musste:DD

Der General war jetzt aber schon lange nicht mehr im Labor.. Nicht, dass ich ihm das wünsche, aber es hat mich total gefreut, dass du Cutter nachher zu ihm geschickt hast^^ Dann kann er sich wenigstens auf etwas freuen. Nene, mir gefällt die Beziehung zwischen den beiden^^ Schreibst du jetzt in jedem Kapitel eine SephxCutter Scene? Jajajaja *freudig grins* Bitte, bitte, bitte^^ Das in der Badewanne hat mir besonders gefallen...

Aber diesen Solarfritzen machste doch jetzt nicht etwa auch zum Blue-Wanderer, oder?? Ich meine... okay, ich lasse mich ja sowieso überraschen^^

alles klar, zu mosern hab ich nichts, neeee... Mag ich^^ Und cih freu mich auf nächsten Samstag..
Lg
Anka


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