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Please save my earth- the bitterful flower

von

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Please save my earth - the bitterful live of a unloved flower
 

Second Part of Save:
 

Enju
 

Es war einfach zum heulen!

Nein, jetzt konnte man wirklich nichts anderes mehr tun, als sich mit möglichst viel Hingabe seinem Selbstmitleid hinzugeben. Issei hätte sich am liebsten auf sein Bett geschmissen und einfach losgeflennt.

Laut, klagend, fordernd... damit es ja niemand überhören konnte!

Er wollte allein sein. Allein mit all seinem Kummer und Gram, den er jetzt schon über so lange Zeit hinweg mit sich herum trug und der sich nun langsam der Schmerzgrenze näherte. Das Maß war voll.

Konnte man ein schier grenzenloses Gefühl, wie Liebe, noch steigern? Konnte man die Intensivität von Trauer und Leid erhöhen?

Shusuran hatte wieder mit Enju geschimpft. Bei der Erinnerung daran überlief es Issei eisig und er vergaß für einen Moment sich seinem innerem "zerrissen- sein" hinzugeben.

Shusuran war manchmal wirklich eine Nervensäge und noch dazu viel zu urteilsschnell und streng. Glaubte sie denn etwa, für Enju... und auch vielmehr Issei, wäre diese ganze Sache ein Kinderspiel?

Lächerlich!

"Die hat ja keine Ahnung...", grollte Issei gekränkt und steckte wieder den Kopf unter die Kissen.

Seit nunmehr drei Tagen lag er im Bett und fühlte sich elend. Elend genug, um nicht in die Schule zu kommen und zu lustlos um etwas anderes zu tun, als sich selbst zu bemitleiden.

Dass Selbstmitleid so ein herrlicher Zeitvertreib sein konnte, hätte der Junge niemals gedacht. Er konnte sich stundenlang mit den Gedanken beschäftigen, wie schwer er es doch im Leben hatte und überhaupt...

Und überhaupt machte er diesen ganzen Mist nur wegen diesem verdammten Idioten durch!

Wäre dieser dämliche Kerl nicht, könnte Issei glücklich leben und müsste sich nicht mit diesem Gejammer herumschlagen.

Jawohl, Jinpachi alias Gyokuran war an allem Schuld!

So ein dämlicher Holzkopf, dachte Issei ärgerlich. Wegen dem Trottel mache ich mich hier seit Tagen vor Shusuran und mir selber zum Affen.

Dieser verdammte Idiot!

Alles wäre einfacher, wenn ich nur nicht so schrecklich in ihn verliebt wäre!

Issei vergrub das Gesicht tiefer in seinen Kissen und kniff die Augen so fest zusammen, dass kleine dunkelrote Glühwürmchen davor zu tanzen begannen.

Zwischen diesen extremen Phasen der Verzweiflung über die Härte des eigenen Loses, lauerten tiefe Löcher der Hilflosigkeit, die den Jungen schier aufzufressen schienen. Es kam vor, dass er auch einfach nur stumm im Bett saß und resignierte, dann wurde er wieder so zornig, dass er am liebsten seine Kissen an die Wände geschmissen hätte.

"Nicht mal Shusuran mag mich so leiden...", dachte Enju betrübt. Natürlich kam ihre beste Freundin sehr häufig vorbei (sehr zum Missfallen von Issei' s jüngeren Schwester) und manchmal gelang es ihr sogar ein bisschen Stimmung in den grauen Alltag der leidenden Enju zu bringen.

Ja, heute hatte Shusuran es sogar geschafft, sie mit in die Stadt zu nehmen und Hiiragi zuhause zu besuchen! (Wenngleich Enju hinterher unter ihrem niedrigem Blutdruck hatte leiden müssen)

Issei hatte sich zunächst heftigst gegen Enju gewehrt. Er hatte nicht gewollt, dass sein früheres Ich vom Mond erneut Besitz von ihm ergriff. Angefleht hatte er diese arme, missachtete Frau, sie möge verschwinden und nicht noch einmal so ein trauriges Leben führen müssen. Doch alles vergebens...

Konnte oder wollte Enju ihn nicht hören?

Issei hustete. Das war blanker Unsinn, wie er jetzt begriffen hatte.

Er war in Wirklichkeit Enju, weswegen sie auch nicht erst Besitz von ihm hatte ergreifen müssen.

Und dieser verdammte Gyokuran!

Dieser verdammte, nutzlose, strohblöde, unsensible...

Erneut musste Issei husten, sodass er diese Aneinanderreihung von Adjektiven nicht mit einem - zweifellos weniger schmeichelhaften, dafür aber passenderem- Nomen beenden konnte.

Der Junge schniefte verstört und warf einen Blick aus dem Fenster. Etwas verblüfft stellte er dabei fest, dass sich das Wetter wohl alle nur erdenkliche Mühe gegeben hatte sich seiner miserablen Laune anzupassen. Statt des Himmels spannte sich eine bleifarbene Wand aus massiven Wolken, deren mit Regenwasser gefüllten Wänste hin und wieder vom zuckendem Licht eines Blitzes erhellt wurden.

Draußen sah es derartig trostlos aus, dass Issei sich nur tief seufzend auf die andere Seite drehte und wieder versuchte ein wenig zu schlafen. Sein Plan ging auch fast auf, wäre da nicht dieses beständige Kribbeln in der Nase, welches den Jungen schier in den Wahnsinn trieb.

Lustlos schaute Enju auf und angelte mit einer Hand nach der obersten Schublade ihres Nachtschränkchens. Irgendwann hatte sie hier doch irgendwo eine Packung Taschentücher gebunkert...

Nach kurzem Wühlen musste der Junge feststellen, dass sich in der Schublade wirklich eine ganze Menge befand. Eigentlich alles, bis auf eine Packung Taschentücher.

Wie lästig, dachte Issei, dann muss ich ja aufstehen.

Er war selbst etwas über diesen Gedanken überrascht. Sonst war er doch nicht so grimmig und er beklagte sich eher selten, wenn ihm ein Unrecht wiederfuhr.

Schon seltsam, überlegte Enju.

Doch vom bloßem Nachdenken ließen sich die Taschentücher schließlich nicht herteleportieren... oder doch?

Enju dachte für einen Moment ernsthaft über diese Möglichkeit nach, beließ es jedoch bei einem leicht belustigtem Kopfschütteln. Es wäre bestimmt nicht weiter schwierig für sie. Immerhin... sie war in Issei so weit wiedererwacht, dass sich bereits äußerliche Ähnlichkeiten feststellen ließen.

Besonders Kyoko - Issei' s jüngere Schwester- hatte den Jungen darauf aufmerksam gemacht, dass er mehr und mehr die feinen Züge einer schönen Frau annahm, statt wenigstens etwas maskuliner zu werden. Wahrscheinlich schob sie das ganze auf eine Art ungewöhnlichen Hormonschub, dachte Issei etwas erheitert.

Es lebe die Pubertät!

Obwohl er aus diesem Alter eigentlich heraus war... nun ja, das würde schon nicht so wichtig sein, überlegte Enju. Mit einiger Anstrengung gelang es ihr schließlich, sich aufzurichten und schwang mit einer müden Bewegung die Beine aus dem Bett.

Im selben Moment, als der Junge aufstand, erfasste ihn ein starker Schwindel und er bereute es, sich so schnell erhoben zu haben. Sein Blutdruck befand sich praktisch im Keller und die Wahrscheinlichkeit war groß, dass Issei in einigen Augenblicken einfach zusammenklappen würde.

Doch fast zu seiner eigenen Überraschung erholte sich der Junge schnell von diesem Schwindelgefühl und konnte einigermaßen gerade auf die Tür zugehen und auf diesem Weg sein Zimmer verlassen.

Im Esszimmer war es völlig still, bis auf das Ticken der kleinen Wanduhr, deren Zeiger steif und fest behaupteten, es wäre bereits viertel nach fünf.

Issei seufzte.

Viertel nach Fünf... das hieß, dass seine kleine Schwester bald von der Schule kommen würde.

Wenn sie Pech hatte, würde Kyoko Enju wieder einer ihrer ausgeflippten Freundinnen vorstellen, die einen so feminin wirkenden Jungen ja "soooo süß" fanden.

"Was bin ich eigentlich?!", grollte Issei verärgert. "Ein seltenes Tier, das man vorführen und von allen Leuten begaffen lassen kann?"

Er war ein wenig über die eigene Gereiztheit verwundert, schob dieses allerdings auf den Umstand, dass er seit ein paar Tagen nichts mehr gegessen hatte. Leute, die nicht vernünftig

aßen waren schneller reizbar und oft übellaunig.

Unschlüssig setzte Issei sich an den Küchentisch und verbrachte erst eine halbe Minute damit, sich zu überwinden, eine Mandarine aus der Obstschale zu nehmen. Lustlos pellte er die orange Schale ab und schob sich die Fruchtstücke dann langsam in den Mund.

In diesem Moment widerte es Enju an etwas zu essen. Am liebsten hätte sie sich übergeben und unters Bett verkrochen, um zu sterben. Doch im selben Maße, wie Issei die aufsteigende Übelkeit zu ignorieren versuchte, stieg auch sein Hungergefühl und sein schmerzender Magen meldete sich dumpf knurrend. In Windeseile hatte der Junge schließlich vier Mandarinen verdrückt und wollte schon nach der fünften greifen, als er im Flur das leise Klirren der Haustürschlüssel hörte.

Oh nein, jetzt würde das Theater gleich wieder losgehen... "Liebster Issei, willst du dich nicht schminken? Ich leihe dir auch meinen Lippenstift. Och bitte, bitte, bitte, bitteeeee".

Doch zu seiner Überraschung war es nicht Kyoko, sondern Issei' s Mutter, die nach einigen Augenblicken durch die Tür kam. Ihr Gesicht wirkte bleich und irgendwie abgespannt, als sie den Raum betrat. Doch das änderte sich schlagartig, als sie ihren Sohn entdeckte.

"Oh, du bist aufgestanden?", fragte sie sichtlich überrascht und stellte vier schwere Einkaufstüten vor dem Jungen auf den Tisch. "Geht es dir denn wieder besser? Du bist so blass."

Issei beeilte sich hastig zu nicken. Sonst hätte er sich jetzt zur Bestätigung zu einem Lächeln zwingen müssen, doch diesmal tat er es auch mit Erleichterung. Seine Mutter konnte zwar durchaus etwas katzig werden, war aber sonst viel erträglicher, als Issei' s Schwester.

Obwohl die noch relativ junge Frau oft blass und völlig mit den nerven am Ende von der Arbeit wiederkam, hatte sie doch auch ihr freundliches Lächeln behalten.

Vielleicht war sie auch einfach nur froh, dass es "ihrem Jungen" wieder ein bisschen besser zu gehen schien.

"Du siehst noch nicht sehr gut aus.", meinte sie schließlich zu ihrem Sohn. "Außerdem schniefst du ganz schön; bestimmt hast du dich erkältet."

"Ach lass nur Mama. Das ist nicht weiter wild... Ich glaube, ich war nur deswegen so erschöpft, weil im Moment wieder so eine Grippe unterwegs ist."

"Hoffentlich brütest du da nichts aus.", meinte die junge Frau besorgt und fühlte demonstrativ die Stirn ihres Sohnes. "Hm, nein, Fieber hast du eigentlich nicht."

"Nein, aber ich habe Hunger", versuchte Enju geschickt abzuwenden. "Was kochst du uns denn heute schönes?"

Für den letzten Satz erntete Issei einen reichlich überraschten und auch misstrauischen Blick. Anschließend zuckte seine Mutter jedoch nur die Achseln. "Ich wüsste noch nichts... gibt es etwas, was du dir zum Abendbrot wünschst?"

"Geraspelten Rettich und frittierten Spargel.", kam es wie aus der Pistole geschossen. Zu seiner eigenen Verwunderung stellte Issei bei sich fest, dass er genau Enju' s Lieblingsspeisen von der Erde genannt hatte. Auch seine Mutter hob etwas überrascht eine Augenbraue an, sagte jedoch nichts und nickte schließlich.

Issei sah es natürlich als Selbstverständlichkeit an, dass er ihr half die Einkäufe in den verschiedenen Schränken zu verstauen. Sonst hatte er diese Arbeiten ihr und seiner Schwester Kyoko überlassen, da er wusste, dass Frauen sich nur ungern von Männern ins Handwerk pfuschen ließen. Heute ließ seine Mutter es jedoch kommentarlos, wenn auch nicht ganz ohne einige vielsagende Blicke, geschehen.

Als Enju gegen sechs Uhr begann das Essgeschirr aus den Schränken und Schubladen zusammenzustellen, wunderte sie sich, dass es noch so ruhig war.

"Wo ist denn die kleine Nervensäge?", fragte Issei und warf demonstrativ einen Blick auf die Uhr. Wahrscheinlich trieb Kyoko sich wieder in der Stadt herum, das sah ihr ähnlich...

"Deine Schwester", korrigierte ihn seine Mutter jedoch, " übernachtet heute bei einer Freundin und kommt erst morgen wieder nachhause. Ich glaube, die beiden wollten lernen, oder so etwas in der Art."

"Aha.", machte Enju und deckte den Tisch nur für zwei Personen. Vielleicht würde es ja doch noch ein ganz netter Abend werden...

Während des Essens herrschte zwischen Mutter und Sohn eine ungewöhnt gelöste Stimmung und sie plauderten gemütlich miteinander.

"Ich habe überlegt, ob ich nicht neue Kissenbezüge kaufen sollte.", "Ach Mama, kauf doch lieber etwas für dich. Was ist mit dem Kleid, von dem du neulich erzählt hast?", "Ach, das grüne? Also ich weiß nicht...", "Nimm lieber das rote, es steht dir besser.", "Aber das ist viel teurer.", "Ach was, für eine hübsche Frau ist nichts zu teuer."
 

Fürchterlich, dachte Issei. Ich scheine langsam richtig mädchenhaft zu werden!

Er stand, die Arme auf das Geländer gestützt, auf der Terrasse und suchte am hoffnungslos wolkenverhangenem Himmel nach ein paar Sternen. Vor ein paar Minuten hatte er seiner Mutter noch beim Geschirrspülen und Abwaschen geholfen. Dabei hatte sie etwas seltsames gesagt: "Also Issei... ich habe in letzter Zeit immer mehr das Gefühl, als spräche ich mit einer zweiten Tochter. Aber sicher bist du nur erwachsen geworden, das verändert einen Menschen manchmal."

Du glaubst gar nicht wie, liebste Mutter, dachte Enju fast ein wenig spöttisch.

He, ich habe gerade gegrinst!

Issei wunderte sich fast ein wenig über sich selbst. Dafür, dass er noch vor ein paar Stunden liebend gern vom Balkon gesprungen wäre, fühlte er sich jetzt schon wieder erstaunlich gut.

Er hatte langsam und in kleinen Portionen gegessen, um seinen Magen nach dieser unfreiwilligen Hungerkur nicht gleich stark zu strapazieren. Und jetzt fühlte der Junge sich wieder richtig gut.

Wer weiß, überlegte er. Vielleicht war es wirklich nur eine kleine Grippe, die mich so mitgenommen hat. Auch Krankheiten konnten einen manchmal emotional sehr mitnehmen.

Das Verhalten, welches er noch vor ein paar Stunden an den Tag gelegt hatte, ähnelte jedoch auffällig dem einer Frau, die gerade ihre Periode hatte, flüsterte plötzlich eine spöttische Stimme in Issei' s Hinterkopf.

Er hätte sich am liebsten erschossen.

Nicht nur, dass er ganz offensichtlich auf seinen besten Freund stand, nein, jetzt wollte er gleich komplett zur Frau werden.

Enju!

Issei blickte zum nächtlichem Himmel hinauf, genau an die Stelle, an der er sonst den Mond vermutet hätte.

Verdammt, Enju!

Wenn du schon von mir Besitz ergreifen musst, dann mach' es gleich und sofort. Ich habe keine Lust mehr, mich so quälen zu lassen!

Issei schnaubte und schüttelte den Kopf. Was dachte er denn da? War er am Ende doch völlig durchgedreht oder was war mit ihm los?

Plötzlich klingelte Das Telefon.

Überrascht drehte Issei sich um und ging in den Flur zurück, in dem der Apparat stand. Vorsichtig lauschte er im Vorbeigehen an der Tür zum Wohnzimmer, in dem seine Mutter sich wohl gerade einen Film anschaute. Der Fernseher lief und war wohl so laut, dass sie das Klingeln des Telefons gar nicht gehört hatte.

"Hier Nishikiori?", meldete Enju sich und wurde fast sofort unterbrochen.

"Mensch Issei, bist du's?!", ertönte Jinpachi' s aufgeregte Stimme auf der anderen Seite der Leitung.

"Nein, meine Schwester.", gab Enju ein wenig genervt zurück.

Was wollte der Kerl denn um diese Uhrzeit noch von ihm?

"Da... da bin ich aber froh.", brachte Jinpachi nach kurzem Zögern heraus. "Ich meine... ich wollte nur mal wissen, wie es dir so geht. Du fehlst schon so lange in der Schule und so."

"Mhm", machte Enju.

"Na ja... äh... du klingst aber schon besser, hattest du auch eine Grippe?"

"Ja... glaub' schon, is' ja Herbst, da geht so was schon mal um.", meinte Issei und zuckte die Achseln.

"Aha, ja dann... ist ok.", ertönte Gyokuran' s Stimme und er lachte ein wenig. "Ich wollt' dann auch nicht weiter stören..."

"Was?!", entfuhr es Enju auf einmal fassungslos. "Du rufst mich hier um diese Uhrzeit an, nur, um mal zu fragen wie es mir geht?! Tickst du eigentlich noch ganz richtig?"

"Was? Aber ich...", Jinpachi war völlig verdattert.

Dieser Holzkopf! Dieser gefühllose Trampel von einem Holzkopf!

Enju musste sich gewaltig zusammennehmen, um Gyokuran nicht sofort nach allen Regeln der Kunst zusammenzufalten.

"Ich wollte doch nur...", begann Gyokuran erneut und völlig verunsichert. Doch es war zu spät.

Enju war vollkommen außer sich vor Wut. Innerlich fragte Issei sich, warum eigentlich, aber das hatte jetzt kaum noch eine Bedeutung.

"Du Idiot!", fauchte sie und schmetterte den Hörer mit lautem Krachen auf die Gabel. Wutentbrannt fuhr Enju herum und stürmte auf ihr Zimmer, wo sie sich auf ihr Bett warf und lauthals einem Weinkrampf hingab.

Dieser Idiot... dieser Idiot... dieser verdammte, nutzlose Trampel von einem verfluchtem Idioten!

Er hatte nicht einmal genau wissen wollen, warum sie eigentlich zuhause war! Er hatte nicht gefragt, ob er etwas für sie tun konnte! Er wollte nicht einmal wissen, wann sie überhaupt wieder in der Schule auftauchen würde!

Mit einer Mischung aus schäumender Wut und Verzweiflung hämmerte Issei mit den Fäusten auf sein Bett ein und krallte die Finger in sein Kopfkissen.

Dieser Schmerz... dieser furchtbare Schmerz, der ihn fast um den Verstand brachte... was war denn nur mit ihm los? Warum passierte das alles? Und warum ausgerechnet ihm?

Das war doch vollkommen idiotisch, was er gerade wieder gemacht hatte!

Er hatte doch gern mit Jinpachi sprechen wollen... und jetzt hatte er ihn angebrüllt und ihm wahrscheinlich noch mehr Grund zur Sorge und Verwirrung gegeben.

"Jetzt weißt du, wie eine Frau sich manchmal fühlt.", ertönte plötzlich eine ruhige Stimme direkt neben Issei. Verwirrt blickte der Junge auf, doch der Tränenschleier vor seinen Augen nahm ihm die Sicht und ließ ihn nichts weiter, als neblige Schlieren erkennen. Hastig wischte der Junge sie weg und erblickte verwirrt eine Gestalt neben sich.

Es war eine sehr schöne Frau. Sie hatte lange, hellbraune Haare, die ihr bis weit über die Schultern herabreichten.

Issei sah sie verwirrt an, wenngleich er sie sofort erkannte. Zögernd wandte er sich ihr ganz zu und erhob sich.

Enju blickte ihn traurig an.

"Manchmal verzweifeln wir Frauen an uns selbst. Wir wissen genau, dass wir jemanden lieben, gestehen es uns selbst jedoch zuletzt ein... und demjenigen, dem diese Liebe gilt noch später."

"Ich bin keine Frau...", brachte Issei schließlich hervor. Er konnte selbst hören, wie jämmerlich diese Worte in seinen Ohren klangen.

"Ich bin... Nishikiori Issei, ein Schüler, der einige Zeit Grippe hatte... nichts anderes!"

"Du weißt, das es nicht stimmt...", sagte Enju leise und blickte ihr eigenes Ich unendlich traurig an.

"Ich verstehe das so gut... schließlich sind wir beide Eins... dieselbe Person, nur in verschiedenen Körpern.", fuhr sie mit ihrer ruhigen, vollen Stimme fort. "Nur bin ich dein reiferes Ich... und zu dem Zeitpunkt, an dem ich diese Reife erreichte, starb ich. Deswegen könnte man fast meinen, wir seien verschieden. Doch das stimmt nicht."

Issei brachte keinen Ton heraus. Stattdessen fühlte er, wie sich der Knoten in seiner Kehle immer fester zog und ihm die Tränen in die Augen presste.

"Du... du bist Enju... ohne Zweifel.", brachte der Junge schließlich hervor. "Sag mir... warum quälst du mich so? Warum zwingst du mir die Gefühle, die du für Gyokuran empfunden hast auf?"

"Das bist du selbst.", antwortete Enju ruhig. "Du willst die Realität nicht wahrhaben und versteckst deine wahren Gefühle. Du baust eine Mauer um dich herum auf, damit niemand sehen kann, wie du wirklich bist.", sie seufzte leise. "Glaube mir... das versteht niemand besser, als Ich. Denn ich bin du und du bist ich... doch in dir ist noch der unfertige Teil meiner selbst. Die Enju, die Gyokuran nur aus der Ferne nachsehen konnte und sich nach ihm verzehrte. Du hast Angst, bist dir nicht sicher, was du tun sollst und was nicht. Glaube mir... es gibt viele Frauen, wie dich. Frauen, die denjenigen, den sie lieben, anschreien oder grob mit ihm sind und ihn ärgern. Doch in Wirklichkeit wollen sie ihm so nur nahe sein. Sie verbergen ihre Gefühle so gut, dass man nicht glauben kann, dass sie lieben. Deswegen werden sie so oft missverstanden und fälschlicherweise, als "launisch" oder "falsch" bezeichnet. Doch das stimmt nicht. Sie sind nur unsicher und haben Angst..."

Für einen Moment schwieg Enju und blickte Issei an, als erwartete sie, dass er auch etwas dazu sagte. Doch der Junge stand nur völlig fassungslos da und starrte sie an. In seinem Herzen hatte sich etwas zu regen begonnen... irgendwie schien es, als würde diese Frau mit ihren Worten den verschlungenen Knoten in seiner Brust lösen.

"Es ist doch so, oder nicht? Du hast doch Angst...", sagte Enju leise im fragendem Tonfall.

Issei nickte zu seiner eigenen Überraschung. Und plötzlich verstand er.

"So sind Frauen nun einmal... sie schließen Freundschaft mit jemandem und wenn sie sich in ihn verlieben, halten sie mit ihren Gefühlen eine ganze Weile hinterm Berg. Manchmal verstellen sie sich auch und es kommt vor, dass sie dabei so übertreiben, dass diese Freundschaft zu Bruch geht. Dabei wollten sie mit ihrem Verhalten doch genau das verhindern. Sie haben Angst, dass wenn der andere ihre Gefühle erfährt, dann nichts mehr mit ihnen zu tun haben will. Genau wie du, Issei."

Der Junge schnappte überrascht nach Luft. Enju' s These traf den Nagel auf den Kopf.

Wie hatte er nur die ganze Zeit so blind sein können?!

"Enju...", flüsterte Issei mit fast tonloser Stimme. "Ich glaube... ich verstehe jetzt... es stimmt, was du sagtest. Ich habe Angst, große Angst sogar. Angst, dass man mich für vollkommen pervers halten würde und dass Jinpachi nichts mehr mit mir zu tun haben will, wenn ich ihm sage, was ich eigentlich für ihn empfinde."

Enju lächelte nachsichtig. "Ich weiß...", sagte sie leise und voller Güte. "Glaub mir, ich kann dich so gut verstehen... Doch glaube mir, auch Gyokuran ist verliebt. Doch mir scheint, als würde er sich an eine andere Person klammern, um der Wahrheit nicht ins Auge zu sehen..."

"Mokuren...?", flüsterte Issei fassungslos und hoffte dabei inständig, dem Leser mit diesem Verdacht nicht zuvorgekommen zu sein (schließlich will die Autorin ja, dass der Leser hier auch den ein oder anderen Schluss selbstständig zieht).

Enju antwortete nicht darauf, doch in ihren Augen konnte Issei die Antwort lesen.

"Die Enju, die ich jetzt bin, weiß jetzt, was ihr wichtig ist.", fuhr sie nach einer Weile fort. "Doch die Enju, die du bist, ist noch unsicher und weiß nicht, was sie tun und wie sie mit ihren Gefühlen umgehen soll. Meinst du nicht... dass Gyokuran sich auch schämt jemanden zu lieben, der auch ein Junge ist? Auch er ist noch so unreif und seine Reinkarnation hat noch nicht ihren Sinn erfüllt.", plötzlich schwieg die junge Frau, als hätte sie etwas wichtiges verraten, was geheim bleiben sollte. "Ich bin jedoch sicher... dass auch Gyokuran es begreifen wird."

Issei stockte der Atem. Er... er war wirklich in Jinpachi verliebt. Und dieser musste es auch umgekehrt in ihn sein. Auch Jinpachi war unsicher, weil er nicht begreifen konnte, wie er einen anderen Jungen lieben konnte und klammerte sich daher an Mokuren. Aber Mokuren war...

Plötzlich begriff Issei die gigantischen Ausmaße dieser eigenen Wahrheit, dass es ihn wie ein kräftiger Schlag ins Gesicht traf.

Wie vom Blitz getroffen fuhr er herum, rannte wie von Teufeln gejagt aus seinem Zimmer und zog sich in Windeseile seine Schuhe an. Fiebrig friemelte er an seinen Schnürsenkeln herum, bis er sie kurzerhand in die Schuhe mit hineinstopfte. Im nächstem Moment jagte er auch schon zur Haustür hinaus, ohne seiner verblüfften Mutter auch nur eines Blickes zu würdigen.

In seiner Hast stolperte der Junge auf die Straße hinaus und wäre um ein Haar von einem heranbrausendem Auto erwischt worden. Doch auch dafür hatte er im Moment keine Zeit, sondern rannte wie ein Berserker auf die Haltestelle auf der anderen Straßenseite zu.

Zu spät!

Er war gerade noch rechzeitig gekommen, um zu sehen, wie sich die Rücklichter des Busses in der Dunkelheit verschwanden.

Was sollte er nur tun? Er musste sofort dort hin!!!

Und plötzlich fühlte er sich völlig ruhig und blickte auf.

Ohne die geringste Anstrengung drang Enju telepatisch in das Unterbewusstsein des Busfahrers ein und brachte ihn dazu, noch einmal anzuhalten, sodass sie einsteigen konnte.

Flüchtig hatte sie noch einen Blick auf die Anzeigetafel an der Fensterscheibe des Busses geworfen.

"Nächste Haltestelle - Tokiotower"
 


 

Das Wort zum Sonntag von der Autorin:

Guten Tag, ich dachte, dass ich mich an dieser Stelle auch einmal zu Worte melden könnte.

Ich hoffe, euch hat der zweite Teil meines vielteiligen Projektes zu "Reinkarnation- Please save my earth" gefallen. Es wäre doch schön zu wissen, dass wenigstens ein paar Leute meine Fanfics lesen würden ^-^

Sicherlich ist euch aufgefallen, dass ich die Übergänge von Enju zu Issei (und umgekehrt) sehr fließend dargestellt habe. Für Kenner des Animes und der Mangas dürfte diese Schreibweise kein Problem darstellen und alle anderen bitte ich um ihr Mitverständnis.

Natürlich werde ich auch weiterhin an diesem Projekt arbeiten. Mir schwebt vor, jedem Charakter vom Mond eine eigene Geschichte zu widmen und seine ganz persönlichen Tiefen herauszuarbeiten. Wenn ihr meine Arbeiten weiterverfolgen werdet, könnt ihr gar nicht darum herumkommen, dass hier der Schluss jeder Fanfic auf dasselbe Ende hinausläuft. Daraus folgt noch ein großer Showdown.

Schreibt mir bitte eure Kommentare und was ihr von meiner Arbeit haltet. Auch, was euch nicht so gut gefällt und von dem ihr mir empfehlen würdet, es zu ändern kann mir bei meiner weiteren Arbeit eine große Hilfe sein.

Als denn... macht es gut.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  june-flower
2006-10-08T18:39:55+00:00 08.10.2006 20:39
Wow..... Ich liebe deine Uebergaenge!
Obwohl ich Please Save my Earth nicht besonders gut kenne, deshalb hatte ich an einigen Stellen so meine Schwierigkeiten. Aber deine FF hilft mir, ehrlich gesagt! Ich freue mich schon auf den naechten teil!
Alles Liebe, june
Von: abgemeldet
2002-11-25T15:23:14+00:00 25.11.2002 16:23
gott das war wirklich sehr schön geschrieben! Also mir machte es keinerlei Probleme die fic zu lesen, ich fand es eher sehr leicht verständlich. Also ich freue mich schon tyrisch auf den nächsten teil ^_______-

baba cherry *dich mal knuddl*


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