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Yesta

Begehr
von

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Die Rückkehr

~*~Kaptiel 10~*~
 

Neraya wurde kurz vor Sonnenaufgang von Glorfindel eher unsanft geweckt, als dieser mit einem Mal aufsprang und ihr Kopf auf den Waldboden aufschlug. Mit leisem Fluchen und leichten Kopfschmerzen schaut sie zu Glorfindel auf.

„Was hast du dir dabei gedacht? Schon vergessen? Mein gesamter Körper schmerzt schon genug! Und jetzt habe ich auch noch Kopfschmerzen! Du-!“, doch ehe sie weiterzetern konnte, packte er sie am Handgelenk und zog sie auf die Beine.

„Können wir das nicht auf später verschieben? Man weiss, dass du fort bist“, zischte Glorfindel ihr ins Ohr.

Noch ehe sie etwas erwidern konnte, zog er sie hinter sich her, im Laufschritt folgte sie ihm und verfluchte das Schicksal, welches dafür gesorgt hatte, dass sie Glorfindel kennen gelernt hatte. Plötzlich blieb er stehen und Neraya stieß hart mit ihm zusammen. Glorfindel machte einen Satz nach vorne und rieb sich den Rücken.

„Ich habe ja nichts gegen deine Tollpatschigkeit, aber könntest du BITTE etwas besser aufpassen?“

„Du hättest ja nicht einfach so stehen bleiben brauchen?“, entgegnete Neraya ihm schnippisch.

„Und du- Ach vergiss es und steig auf!“

Für einen kurzen Augenblick schaute Neraya Glorfindel an, als hätte er den Verstand verloren, doch dann sah sie hinter ihm ein weißes Pferd stehen. Ohne eine weitere Bemerkung, saß sie auf und musste sich heftig auf die Zunge beißen, um nicht noch irgendeine unangemessene Bemerkung zu machen. Mit einem hörbaren Seufzer saß Glorfindel hinter ihr auf und trieb sein Pferd an, welches mit donnernden Hufen losgaloppierte.

„Wo bringst du mich hin?“

„Düsterwald.“

„Aber von da komme ich doch!“

„Dort bist du sicherer als da, wo du hin wolltest.“

„Woher willst du das wissen?“

„Neraya?“

„Ja?“

„Schweig.“

Neraya hatte es doch fast geschafft Glorfindel aus der Ruhe zu bringen und das spürte sie. Sie fragte sich nur noch eins: Wie lange würde sie brauchen, um ihn zur Weißglut zu bringen? Plötzlich begann sie breit zu grinsen, als sie sich vorstellte, wie Glorfindel sich aufzuregte.

Sie spielte die Szene in ihrem Kopf immer wieder durch und als sie am späten Nachmittag das Düsterwaldschloss erreichten, war Neraya bester Laune. Glorfindel, der aus dieser Elbin einfach nicht schlau wurde, verzichtete auf einen Kommentar und war überrascht, als sie sich vom Pferd helfen ließ.

„Du hattest wohl heute Nacht zu wenig Schlaf, hm?“, sprach sie ihn von der Seite an und ihr ohnehin schon breites Grinsen, wurde noch breiter.

„Ich hatte überhaupt keinen Schlaf.“

„Du hättest doch schlafen können.“

„Und dann wären wir angegriffen worden und dann hätte man uns beide gefangen genommen.“

„Nein, mich hätte man gefangen genommen, dich hätte man getötet“, gab Neraya trocken zurück.

Glorfindel sah sie mit einem undefinierbaren Blick an.

„Du kannst mich wohl wirklich nicht leiden oder?“

Neraya sah Glorfindel verwundert an und schwieg eine ganze Zeit lang. Schweigend stiegen sie die Treppen zum Schloss empor und betraten die große Eingangshalle.

„Ich…“, fing sie an und hielt Glorfindel fest, als er schon weitergehen wollte.

Fragend sah er sie an.

„Ich kann dich sehr wohl leiden. Ich… Ich mag dich.“

Diese Worte hatten sie alle Überwindung gekostet, die sie aufbringen konnte, aber sie kamen von Herzen und das war das Wichtigste. Auf Glorfindels Lippen bildete sich ein leichtes Lächeln.

„Ich mag dich auch, kleine Neraya“, dann gab er ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.

Neraya’s Gesicht verfärbte sich schlagartig puterrot und mit großen Augen sah sie den Elbenfürsten an.

„Ist mein Zimmer noch hergerichtet?“, fragte sie dann beinahe monoton und als Glorfindel nickte, stürmte sie davon.
 

Auf halbem Wege machte sie eine Pause um sich erst einmal wieder zu sammeln.

„Dieser arrogante Elben-Schnösel! Was fällt ihm bloß ein?“

Sie berührte die Stelle, wo Glorfindel sie geküsst hatte und lächelte.

„Klein bin ich ja nun wirklich nicht mehr“, murmelte sie und setzte ihren Weg in normalem Schritttempo fort.

Als sie endlich ihre Gemächer betrat, warf sie die Tür zu und ließ sich auf das weiche Bett fallen. Es fühlte sich an, als würde sie auf einer Wolke liegen und Neraya schloss die Augen. Sie dachte nach und versank nach einiger Zeit gänzlich in ihren Gedanken. Bis es an der Tür klopfte und noch bevor sie aufstehen und den Besuch einlassen konnte, wurde die Tür aufgerissen und Laurelin stürmte, gefolgt von Elfaron und Glorfindel, die sich allerdings Zeit ließen, ins Zimmer.

„Neraya!“

Neraya hatte sich gerade aufgesetzt und wurde sofort von ihrer Schwester in die Arme genommen.

„Ich hatte mir solche Sorgen um dich gemacht!“

„Schon gut, ich bin ja jetzt wieder hier“, murmelte Neraya etwas benommen.

„Wir haben einen Drohbrief von Agarwaen erhalten! Wer ist dieser Kerl eigentlich und was nimmt er sich raus? Er hat das gesamte Königreich im Tausch gegen dich gefordert!“

„Der hätte mich doch eher umgebracht, als mich wieder freizulassen…“

„Das dachten wir uns dann auch, naja, Elfaron kam zu dem Entschluss, dass es besser wäre, wenn wir Glorfindle schicken-“

„Laurelin, jetzt rede doch nicht soviel auf sie ein, Neraya ist sicherlich noch müde von den ganzen Strapazen, die sie hatte über sich ergehen lassen müssen“, schnitt Elfaron seiner Gattin das Wort ab.

Neraya aber lächelte und freute sich ihre Schwester um sich herum zu haben.

„Was machst du auch nur für Sachen? Du weißt doch, dass es in diesen Zeiten gefährlich ist den Engpass zu nehmen. Wir haben uns wirklich schreckliche Sorgen um dich gemacht.“

„Konnte ich wissen, dass es dort Urûk-hai’s gibt?“

„Du hättest nicht alleine reiten dürfen, aber das ist ja jetzt nicht mehr von Belang, Hauptsache wir haben dich lebend wieder.“

„Ich weiss…“

Glorfindel, der die ganze Zeit etwas abseits gestanden hatte, trat hervor und wandte sich an Elfaron.

„Es wäre besser, du schickst einen Heiler, Neraya ist… übel zugerichtet worden.“

Elfaron nickte.

„Melisse? Schickst du bitte nach einem Heiler?“

Laurelin sah Neraya entschuldigend an und verließ das Gemach.

„Neraya?“

„Hm?“

„Möchtest du erzählen, was passiert ist?“

„Muss das sein?“

„Du fühlst dich vielleicht besser, wenn du mit jemandem darüber gesprochen hast.“

Neraya seufzte und sah kurz zwischen Glorfindel und Elfaron hin und her.

„Gut… Dann erzähle ich es euch… Agarwaen hat… Er hat…“, sie schenkte Glorfindel einen hilflosen Blick.

Elfaron sah nun seinerseits abwechselnd Glorfindel und Neraya an und eine Augenbraue wanderte leicht in die Höhe. Glorfindel setzte sich neben Neraya und legte ihr eine Hand auf die Schulter, doch sie zuckte zusammen, als hätte er ihr gerade einen Dolch in die Magengegend gerammt. Doch statt seine Hand von ihrer Schulter zu nehmen, übte er leichten Druck auf diese aus und sah Neraya eindringlich an. Sie holte tief Luft und setzte von neuem an.

„Er hat sich an mir vergangen“, platzte es dann aus ihr hervor.

Glorfindel sah aus dem Fenster und Elfaron musste sich erst einmal auf einen der beiden Stühle setzen. Im nächsten Moment kam Laurelin mit einem Heiler wieder. Als sie die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, sah sie die drei wie vom Donner gerührt an.

„Was ist denn hier los?“, fragte sie und deutete mit dem Finger auf Glorfindel, welcher immer noch mit starrem Blick aus dem Fenster sah.

Elfaron nahm sich ein Herz und beantwortete ruhig Laurelins Frage, früher oder später hätte sie es ja doch erfahren.

„Er hat sich an ihr vergangen.“

„WAS?!“, Laurelins Stimme war schrill, diese Nachricht schien sie wie ein Blitz zu treffen.

Neraya unterdessen war in ein tiefes Schweigen verfallen und wünschte sich, Elfaron hätte es ihrer Schwester nicht gesagt. Nun trat der Heiler an Neraya’s Bett heran und bat die Gruppe nach draußen, doch Neraya hielt Glorfindel auf.

„Bitte bleib bei mir…“, müde sie hielt seine Hand fest.

Glorfindel nickte Laurelin und Elfaron zu, welche dann den Raum verließen, er selbst nahm wieder neben Neraya Platz. Der Heiler wies Neraya an ihren Oberkörper freizumachen, damit er ihre Wunden betrachten und deren tiefe bestimmen konnte. Auf ihrem Rücken entdeckte er eine Wunde, die zwar schon älter, aber sich nicht von alleine zu schließen schien.

„Hier muss ich nähen“, er zeigte Glorfindel die Wunde auf dem Rücken.

„Aber zunächst werde ich alle Wunden reinigen“, mit diesen Worten verschwand der Heiler kurz und kam nach wenigen Minuten mit Salbe, Verbänden, Kräutern, einer Schale mit lauwarmem Wasser, einem Tuch und Nadel und Faden wieder.

Neraya betrachtete argwöhnisch Nadel und Faden und kam zu dem Schluss, dass sie das nicht wollte. Sie wollte nicht, dass dieser Elb an ihrem Rücken herum zu nähen begann. Wieder wandte sie sich Hilfe suchend an Glorfindel, dieser tätschelte sanft ihr Hand. In der Zwischenzeit bereitete der Heiler ein desinfizierendes Kräuterbad vor und tunkte das Tuch darin ein.

„Das kann jetzt anfangs ein wenig brennen, aber das lässt dann sofort wieder nach“, erklärte er und begann Neraya’s Wunden zu reinigen. Er begann am vorderen Oberkörper und als das kräuterbadgetränkte Tuch die Wunde berührte, welche sich vom rechten Schlüsselbein bis zur linken Brustwarze hinzog, krallte Neraya sich ruckartig in Glorfindels Oberschenkel und sog mit einem lauten Zischen die Luft zwischen ihren Zähnen ein. Als das Brennen nachließ, entspannte sie sich kurz, bis der Heiler die nächste Wunde reinigte. Glorfindel sagte während der gesamten Behandlung kein einziges Wort und vermied es Neraya anzusehen.

„Würdet Ihr Euch bitte auf den Bauch legen? Ihr könnt Euren Kopf auf das Kissen betten.“

„Wir es wehtun?“, fragte Neraya etwas ängstlich.

„Es wird etwas ziehen“, versuchte der Heiler sie zu beruhigen.

Neraya blieb nichts anderes übrig, als zu tun, worum der Heiler sie bat. Also legte sie sich auf den Bauch. Glorfindel wandte sich dem Geschehen zu und strich Neraya immer wieder sanft über das blonde Haar.

Der Heiler reinigte die Wunden auf dem Rücken und bereitete nun alles für das Nähen der Wunde vor.

„Glorfindel?“

„Ja?“

„Ich hab Angst.“

„Das brauchst du nicht, es passiert nichts Schlimmes“, sprach er ihr mit ruhiger Stimme gut zu.

Als der Heiler den ersten Stich setzte, verkrampfte Neraya am ganzen Körper und bekam Schweißausbrüche. Es folgten ein zweiter, ein dritter und einige weitere Stiche, bis die Wunde vollends vernäht war. Neraya hatte die ganze Zeit das Gefühl sich übergeben zu müssen und die Schweißperlen liefen ihr jetzt die Stirn hinab. Glorfindel schien über die Reaktion ihres Körpers beunruhigt zu sein und drückte ihre Hand.

„Was ist mit ihr?“, fragte er den Heiler und Besorgnis schwang in seiner Stimme mit.

„Die Wunde ist stark entzündet, noch dazu scheint sie ein hohes Fieber entwickelt zu haben. Ich werde die Wunde mit einer Salbe behandeln und gegen das Fieber bekommt sie gleich auch noch etwas.“

Neraya sah von ihrer Position aus zu Glorfindel hoch und lächelte erleichtert. Sie war froh, dass sie die Prozedur endlich hinter sich hatte. Der Heiler salbte die Wunde und verbannt sie. Glorfindel half Neraya dabei sich auf den Rücken zu drehen und deckte sie fürsorglich zu. Der Heiler holte ein kleines Fläschchen und einen Löffel aus seiner Robe hervor.

„Morgens und abends einen Löffel“, wies er Glorfindel an, dieser nickte, um zu zeigen, dass er verstanden hatte.

„Es senkt das Fieber und lindert die Entzündung“, mit diesen Worten verabreichte er Neraya einen Löffel von der rostbraunen, zähen Flüssigkeit.

Zu Nerayas Verwunderung schmeckte das Zeug gar nicht ekelhaft, sondern war eher süß und wohlschmeckend.

Der Heiler packte seine Sachen und verschwand dann mit einer höflichen Geste. Glorfindel streichelte Neraya’s Hand und sah zu, wie sie friedlich einschlief…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-07-23T17:48:03+00:00 23.07.2008 19:48
Die Schwester macht sich zu schnell verrückt vor Sorge um ihre kleine Schwester ^^'' Aber ich wäre vermutlich genauso, hätte ich eine jüngere Schwester und mit ihr würde etwas passieren xD
Von: abgemeldet
2008-07-23T10:17:10+00:00 23.07.2008 12:17
Ja doch, ja doch, ich kann das Mädchen verstehen. Wenn man mir mit Nadeln zu nah kommt sieht man nur noch 'ne Staubwolke, also, ich hätte da dann auch gerne 'nen netten Elbenfürsten, der mich beruhigt...ja, doch, das wäre schön...
Und küssen lassen von Glorfindel, dass würd' ich mich auch...
Die Schwester ist ein bisschen aufgedreht, oder?

ABer wieder ein schönes Kap! Macht immer wieder Spass zu lesen.
Lg Lyra


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