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Call me Hal

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Call me Hal

Wieso nur hatte er das getan?

Warum nur hatte er sich freiwillig in die Gefahr begeben, obwohl er sich hätte zurückhalten können?

Warum nur hatte er das Gefühl gehabt, sich diesmal nicht einfach aus allem heraushalten zu können, sondern eingreifen zu müssen.

Einzugreifen, um es dieses eine Mal nicht aus dem Ruder laufen zu lassen.

Um dieses Mal keine unnötigen Opfer tolerieren zu müssen.

Um dieses eine Mal doch alles richtig zu machen…
 

Wie einfach wäre es doch gewesen, einfach nur in der Basis sitzen zu bleiben und nur indirekt Unterstützung zu geben.

Nur ein paar Befehle auf die Tastatur tippen, darauf zu achten, von wo der Feind kommt, die Hilfe zu leisten, die er am Besten geben konnte.
 

Aber nein, er konnte sich nicht zurückhalten.

Diesmal nicht.
 

Er entwickelte diesen Anzug.

Die perfekte Tarnung für das Schlachtfeld. Intelligente Faserstruktur, unterstützt durch Nanomaschinen, die dazu in der Lage waren, die Umgebung, mit der sie in Berührung kamen, perfekt zu imitieren – ja, mit ihr zu verschmelzen.

Mit so einer Tarnung sollte es ein Einfaches sein, durch diesen rauen, unerbittlichen Krieg zu kommen, ohne dabei gesehen zu werden. Den Feind von hinten angreifen zu können, ehe er bemerken könne, dass etwas nicht stimmte.

Er hatte diesen Anzug entwickelt. Aber nicht nur diesen einen…
 

Heimlich werkelte er an einem zweiten Anzug gleicher Sorte.

Diesen wollte er nur im allerhöchsten Notfall benutzen, falls es seinem Partner auf Grund seiner physischen Verfassung nicht möglich wäre, weiter zu machen. Falls ihm sein Körper so schlimm versagen würde, dass selbst die Spritzen nicht mehr helfen würden…
 

Und nun saß er in dieser Zelle, misshandelt, gequält, gefoltert. Auf seinem Gesicht begann schon das Blut zu trocknen, das seitlich seines Kopfes entlanggelaufen war, nachdem sie diesen mehrmals gegen eine Wand geschlagen hatten. Der Anzug war zerschnitten und verschlissen, der Rücken voller Schnitte der Peitsche, die sie verwendet hatten, um Informationen aus ihm heraus zu bekommen.

Die Augen umrandet von blauen Ringen und blutunterlaufen, hervorgerufen durch die Schläge, die sie ihm ins Gesicht verpasst haben. An den Handgelenken rote Ringe von den Riemen, die die Fesseln des Foltertisches hinein gerieben hatten. Die Nase, ein Arm und beide Beine gebrochen. Mehrmals.
 

Seine Erfindung war einfach nur perfekt.

Durch die Tarnkappe des Anzugs war es sogar möglich, das Gesicht seines Partners exakt zu imitieren und so sogar die Gehilfen zu täuschen, die sich dieser über die Zeit der Operation hinweg angeeignet hatte. Wie leicht doch das Aussehen trügen kann…
 

Durch die jahrelange Zusammenarbeit mit ihm hatte er sich einige Tricks abschauen können, die er exakt auf dem Schlachtfeld kopierte, um weiter zu kommen.

Tatsächlich gelang es ihm, in die Festung des Feindes vorzudringen, und das mit einer Leichtigkeit, die schon regelrecht nach Falle roch.
 

Seine Wunden meldeten sich wieder. Der Schmerz brannte sich in seinen Körper, deutete erneut darauf hin, wie es um ihn stand, wie weit er geschwächt war.

Wie nah doch dem Ende.

Doch trotz alledem huschte ihm ein Grinsen über das von Wunden entstelltes Gesicht.
 

Liquid hatte ihn erwischt, weil er nicht aufgepasst hatte.

Weil er sich nicht an die goldene Regel des Schleichens gehalten hatte, die ihm sein Partner so oft eingebläut hatte.

Verlasse dich nie vollkommen auf eine Tarnung, so gut sie auch sein mag. Irgendetwas verrät dich immer.
 

Zwar war sein Versteck perfekt, doch ein kleines Geräusch hatte Liquids Spezialeinheit wachgerüttelt, und so sehr er sich auch bemüht hatte, ihnen zu entkommen, sie hatten ihn ohne Mühe eingefangen.

Brachten ihn zu ihrem Meister.

Triumphieren hatte dieser ihn angesehen, das Gesicht zu einem Lächeln verzogen, das vor Amüsement und Verachtung nur so troff.

Für einen kurzen Augenblick dachte er wohl, dass er ihn gefangen hatte.

Seinen Erzfeind, den einzigen Menschen, der ihn noch von seinen Untaten hätte aufhalten können.

Wollte er doch gerade anfangen, seine Siegesrede anzustimmen, da setzen die Batterien der Nanomaschinen aus und ließen die Tarnung auffliegen, die er mit so viel Mühe hatte aufrecht erhalten wollen.
 

Aber die Tarnkappe gab vor Liquid den Geist auf, gab ihm den Blick auf ihr schwarzes Material preis, das hauteng am Gesicht ihres Trägers klebte und dessen Wangenknochen durch den dünnen Stoff scheinen ließ.

Für einen Moment war Liquid verwirrt, doch legte sich diese schneller, als dass man sie für eine Flucht hätte ausnutzen können – was eh unmöglich gewesen wäre, denn seine Truppen hätten es sicher erneut geschafft, ihn wiederzuholen.

Mit einer Wut im Gesicht, die einem die Furcht in die Adern hätte treiben können, legte Liquid seine rechte Hand an die Unterseite der Kappe.
 

Man sah es ihm deutlich an.

Wer konnte es wagen, sich für ihn auszugeben?

Wer konnte es wagen, Liquid so zum Narren halten zu können, wenn nicht er?

Fest umgriff er den Stoff und mit einem schnellen Ruck ward die Kappe weggezogen, gab den Blick frei auf ein doch zu bekanntes Gesicht.
 

Und ein Grinsen zeigte sich, als Liquid dieses Gesicht betrachtete. Ein Grinsen, das schnell in Wut und Ärgernis zu zerfließen begann, dann in Unglauben und schließlich in Hass.

„Wie…wie kannst du es nur…“
 

An das, was unmittelbar darauf folgte, konnte er sich nicht mehr erinnern.

Das Nächste, das in seinem Gedächtnis auftaucht, ist die Folter. All die grausamen, teils antiquierten Methoden, nur um Informationen aus ihm zu locken, die er nicht einmal dann verlauten ließ, als sie ihm mit dem Tod drohten.

Er konnte ihr widerstehen, selbst ohne ein Training, das man eigentlich hätte genießen sollen, wenn man unbedingt einen auf Spion spielen musste.

Doch etwas in ihm war wohl stark genug, sich dem widersetzen zu können.

Vielleicht war all das Leid in seinem Leben doch zu etwas nütze.

Vielleicht hatte es das Unmögliche geschafft und ihn stark gemacht…
 

Tränen rannen ihm die verschmierten Wangen hinunter.

Tränen, die er nur noch mit einem Arm wegzuwischen in der Lage war, da der andere wie unnützer Ballast schlaff an seinem Körper hing.
 

Es war aus mit ihm.

Sein Körper war ein einziges Desaster.

Den Großteil seiner Gliedmaßen konnte er, bedingt durch die unzähligen Brüche, nicht mehr kontrollieren.

So saß er nun in dieser engen, stickigen und stinkenden Zelle, mitten im Nirgendwo, und wartete nur noch ab, bis ihn doch endlich sein Ende ereilen würde.

Mit immer größeren Schritten kam dieses auf ihn zu, saugte ihm die letzte Kraft aus dem Leib.

Wollte ihn zu sich holen, ihn wieder mit den Menschen in Kontakt bringen, die er vor Jahren verloren hatte.

Bald…war es aus…
 

Ich hätte einfach bei der Kleinen bleiben und nicht den Helden spielen sollen. So habe ich niemandem etwas gebracht. Vielleicht bin ich doch nur… ein Klotz am Bein…
 

Diese Worte zogen ihm durch seine Gedanken, als seine Augen langsam zuzufallen drohten und sich sein Körper seinem unausweichlich scheinenden Schicksal ergeben wollte.

Ich bin wohl doch nur vor einem Bildschirm zu was Nütze…
 

Der Raum um ihn herum verschwamm zusehends, die Farben schienen aus den Wänden zu weichen – statt der klar gesteckten Grenzen der Zelle tauchte ein helles, endloses Licht auf, das ihn zu sich rief.

Komm.

Komm zu uns.
 

Doch plötzlich die Schüsse. Das Schreien von Menschen, die ihnen zum Opfer fielen.

Dieser ohrenbetäubende Lärm erreichte ihn leicht gedämpft, bewirkte, dass sich das Licht um ihn herum leicht zurückzog und wieder den Blick in die Realität gestattete, wenn auch nur schwach.

Er hörte sich um, wollte wissen, woher genau die Schüsse kamen.

Schüsse, die sich langsam, aber stetig näherten, je länger er ihnen lauschte.

Erneut zeigte sich ein Grinsen in seinem Gesicht.

Er konnte sich schon denken, wer das war – doch obwohl er kam, war er zu spät.
 

„OTACON! VERDAMMT, BIST DU DA DRIN?!“

Ein rauchiger, fast wegzubrechen drohender Schrei erfüllte die Festung, hallte von den Wänden ab und durchzog die Luft.

Er war es wirklich…

Warum nur hat er die Gefahr auf sich genommen, ihn zu retten?

Sein Körper machte das doch nicht mehr mit.

Obwohl er gerade mal 42 Jahre alt war, war er biologisch gesehen ein Mann von über 70. Die Glieder gebrechlich und von Alterskrankheiten betroffen, die ihn immer mehr behinderten.

Und dann war da noch FOXDIE.

Sechs Monate…
 

Otacon kamen erneut die Tränen, doch dieses Mal war er nicht in der Lage, sie zu trocknen.

Warum nimmt er so ein Risiko auf sich, wenn er nur noch so wenig Zeit hat, die Welt zu retten?

Warum macht er sich die Mühe, mich hier herauszuholen?

Es…es ist doch sowieso schon…
 

Bei diesen Gedanken krachte die Tür der Zelle auf und flog mit einem lauten Knall gegen die Wand.

Otacon blickte benommen und geschwächt hoch – und tatsächlich, da stand er vor ihm.

Vollkommen außer Atem, die M4 schwach in beiden Händen liegend, trat Snake zu ihm.
 

„Verdammt, hab ich dir nicht gesagt, dass du dich nicht in Gefahr begeben sollst? Wie kann man so blöd sein und sich dem Feind so auf dem Präsentierteller schmeißen?“

Mit gekrümmten Rücken und zitternden Muskeln kam er weiter auf Otacon zu, legte dessen Arm auf seine Schultern, um von der Pritsche zu heben und zu stützen.

Instinktiv wusste er, welchen Arm er zu nehmen hatte, um Otacon nicht noch mehr Qualen zu bereiten – eigentlich war Instinkt nicht einmal nötig, um zu sehen, in was für einen schlechten Zustand sich dieser befand.
 

Sunny hatte Snake erzählt, dass Otacon eines Abends einfach rausgegangen und seitdem nicht mehr zurück gekommen war.

Das war nun fast einen Monat her.

Einen Monat, in dem er jedes Land abgeklappert hatte, in dem Liquid Aktivitäten zeigte, er jeden Winkel dieser Länder durchforstet hatte, um ihn wieder zu finden.

Snake wusste, das Otacon Ärger magnetisch anzog, aber dass er sich freiwillig in die Gefahr stürzen würde, hätte er nie gedacht.

Einen Monat hatte er ihn gesucht – einen Monat von sechsen, die ihm selbst noch übrig blieben.
 

Schnaufend schleppte er seinen verletzten Partner aus der Festung, hinaus in die Freiheit. Ihm ging nichts anderes durch den Kopf, als den vor Schmerzen wimmernden und von den Verletzungen erschöpften Otacon so schnell wie möglich in ihre Basis zu bringen.

Damit man sich um seinen Zustand kümmern konnte.

Damit man ihn wieder auf die Beine bringen konnte.
 

„Emma? Emma, bist du das?“

Erschrocken fuhr Snake aus seinen Gedanken und blickte zu dem Mann, den er durch die Gegend schleifte.

Otacons Gesicht war leichenblass, noch blasser als sonst, sein Körper hing schlaff nach unten, kein Muskel war angespannt, und seine Augen schienen in die Ferne zu blicken.

Eine fremde Weite, die Snake mit seinen Augen nicht erreichen konnte.
 

„Emma. Es….es tut mir leid, ich…wollte dich doch noch so nennen…“

Halluzinationen aufgrund des Blutverlustes und des Essenmangels. Anämie und Hunger.

Verdammt, wenn sich Snake nicht beeilte, würde es nachher wirklich noch zu spät sein.

Aber – er konnte ihn doch nicht so einfach in so einer Wahnvorstellung lassen.
 

Sie waren schon ein ganzes Stück von der Festung entfernt, daher erschien es Snake sicher, wenn er Otacon einen Moment hinlegen würde, um ihn wieder in die Realität zurückzuholen.

Vorsichtig legte er ihn auf den sandigen Boden, dabei darauf achtend, ihn nicht so zu platzieren, dass dessen Schmerzen verstärkt würden.

Es sah wirklich nicht gut aus, durch irgend eine falsche Bewegung schien eine Wunde an Otacons Kopf wieder aufgegangen zu sein, denn Blut troff auf den Boden und bildete eine kleine Lache um diesen. Snake zog einen seiner Handschuhe aus und legte die nun freie Hand auf Otacons Stirn.

Glühend heiß. Gepaart mit der Blässe und dem starr nach oben gerichteten Blick konnte das nichts Gutes verheißen.
 

„Emma…Emma…“

Sanft verpasste ihm Snake ein paar Ohrfeigen, um ihn wieder zu Bewusstsein zu bringen, ihn wieder in das Hier und Jetzt zurückzubringen.

„Otacon, Kumpel“, sagte er mit einem flauen Gefühl im Magen, so als würde er schon wissen, wie das Ganze hier ausgehen würde.

Dass das Ganze hier enden würde.

„Otacon, tritt mir hier jetzt ja nicht weg! Wir werden das schon packen, ich werde dich in Sicherheit bringen und Sunny und ich werden uns um deine Wunden kümmern. Also bleib gefälligst bei mir, verstanden?“

Die Sorge war wirklich nicht zu überhören. Wenn Snake gewusst hätte, dass sowas passieren würde, nachdem er mit Otacon Philanthopy gründete – er hätte es sich sicher zweimal überlegt und wäre dann nachher doch lieber eine Ein-Mann-Armee geblieben.
 

Warum musste er auch…?

Hektisch und fluchend wühlte er in einer der Taschen seiner Weste umher. Irgendwo hier hatte er Verbandszeug und die Spritzen – er hatte zwar nicht viel Ahnung von Erster Hilfe, aber irgendeine von denen würde ja wohl was nützen.

Eile, Sorge, Hektik – das alles beherrschte Snakes Denken und Handeln in diesem Moment.

Daher hätte er beinahe vor Schreck hochgefahren, als ihn eine schwache Hand an seinem Handgelenk packte und damit zu verstehen gab, aufzuhören.
 

„David…“

Schwach drang Otacons Stimme über dessen Lippen, die ein noch schwächeres Lächeln zeigten.

„Lass es, Dave. Es…es bringt nichts mehr, es ist zu spät.“

Wie einfach sich diese Worte doch sagen ließen. Wie einfach es doch am Schluss war, sich seinem Schicksal zu ergeben.

War es bei E.E. damals auch so?

Bei Wolf?

Hatten es die beiden auch so leicht?
 

Snake hielt inne in der Bewegung, aber nur so lange, um Otacon anzufahren und dessen Hand von seiner zu schütteln.

„Zur Hölle, du gibst jetzt nicht auf! Dafür hab ich mir nicht den Arsch aufgerissen, dich zu retten.“

Nervös und gehetzt kramte er wieder in den Taschen umher, immer noch auf der Suche nach etwas, um zumindest die Blutung zu stoppen.

Doch dann stoppte er erneut. Doch diesmal war es keine Hand, die ihn aufhielt.

Es war ein leises Lachen, dass ihn halten ließ.
 

„Ist es nicht seltsam, Dave? Vor ein paar Jahren wäre es dir noch egal gewesen, ob ich sterben würde oder nicht…“ Amüsiert entfuhren Otacon diese Worte, amüsiert darüber, dass er es geschafft hatte, dass er einen Platz in Snakes Gefühlswelt ergattern konnte. Die zehn Jahre, die sie zusammen gearbeitet hatten, hatten sie wohl doch mehr als erwartet zusammen geschweißt.

Doch heftiges Husten brachte ihn selbst wieder von diesen Gedanken ab.
 

„Hör endlich auf so einen Stuss zu labern und schone dich, Otacon…“ Grummelnd suchte Snake weiter, konnte aber nicht mehr die Sorge abschütteln, die ihn immer mehr zu übermannen schien.

Es stimmte, früher hätte er einen Dreck darum gegeben, ob jemand starb oder nicht.

Aber bei Otacon war das etwas ganz anderes. In der langen Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, hatten sie beide viel durchstehen müssen – Otacon wohl noch am meisten.

Erst der Tod seiner Liebe durch die Hand seines Partners, dann der Tod seiner Schwester durch das Unvermögen seines Partners.

Eigentlich war Snake an seinem ganzen Leiden schuld.

Vielleicht fühlte er sich deshalb diesem so sehr verbunden.
 

„Dave, mein ganzes Leben bestand nur aus Leid.“

Verdammt, dachte Snake nur noch, schließ jetzt hier nicht mit deinem Leben ab, Kleiner. Du schaffst das – du schaffst das, also hör auf mit deiner Abschiedsrede!

Doch wie um ihn zu ärgern fing Otacon jetzt auch noch an, Blut zu husten und nur noch blasser zu werden.

Das durfte doch einfach nicht sein -
 

„Manhatten Project, Hiroshima, Shadow Moses, Big Shell…“ Ein Grinsen zierte Otacons leichenblasses Gesicht.

„Anscheinend hat unsere Familie nur Leid über die Menschheit bringen können, nichts anderes.

Ich habe zwar versucht, dieser Linie zu entkommen – doch schlussendlich hab ich nichts anderes getan, als ihr genau zu folgen.“
 

Schwach hob Otacon wieder die Hand – die sofort von Snake geschnappt wurde, um diesem zu signalisieren, dass er für ihn da war.

„Die Jahre, die ich mit dir zusammengearbeitet habe…waren wirklich eine gute Möglichkeit, meine Seele reinzuwaschen, Dave. Ich…möchte dir dafür danken.“

Tränen bildeten sich in den stumpf werdenden Augen und flossen die Wangen entlang auf den Boden, vermischten sich dort mit dem dicken Blut, das um Otacons Kopf klebte.
 

Alles schien still zu sein in dem Moment: Die Kriegsmaschinerie, die irgendwo in nicht allzu weiter Ferne ihre Trommeln schlug. Blieb für einen Moment stehen, wie um diesen Moment vollkommen mit Schweigen untermauern zu wollen.

Alle wussten, was nun an stand, alle wussten, was passieren würde – auch Snake, und dennoch wollte er es nicht wahr haben.
 

„Otacon…nicht..“

Er bemerkte, wie er blass, seine Kehle rau wurde und sich zuschnürte, ihm das letzte bisschen Atem zu nehmen schien, das ihm noch geblieben war.

Er wollte es einfach nicht wahr haben – vor allem nicht, das Otacon es so leicht nahm.
 

„Dave…nenn…nenn mich Hal…einmal, bitte.“

Eine Bitte, eine Bitte, die zu sehr nach jemand anderem klang – jemand anderen, der vor fünf Jahren in den Armen desjenigen gestorben war, der jetzt vor ihm lag.

Verleumdung, Ignoranz.

Nein, er wollte es nicht wahr haben, das konnte einfach nicht sein.

„Jetzt sei endlich still, Otacon, und lass mich dich verarzten“, grummelte er dem anderen Mann entgegen.
 

Und Otacon kam dieser Bitte nach. Er wurde still – für immer still.
 

Die Hand, die gerade noch zumindest eine schwache Kraft gezeigt hatte – jetzt lag sie nur noch in Snakes Hand.

Die Augen, die gerade noch etwas Glanz gezeigt hatten – jetzt nur noch stumpf in den Himmel gerichtet.
 

Es war vorbei – einfach aus und vorbei.

Ein Zucken durchfuhr Snakes Körper, als er zögerlich seine freie Hand hob und Otacons Augenlider sanft schloss.

Heute hatte er seinen besten Freund verloren, verloren in diesem grausamen Kampf, der immer noch andauerte, während er hier neben dem erstarrenden Körper von Otacon hockte.
 

Es fiel ihm schwer, die Hand loszulassen, und so hockte er noch einige Minuten da, bis ihn die Geräusche des Krieges wieder einholten, ihn seiner Situation gewahr werden ließen.

Schwerfällig stand er auf, die M4 schlaff in einer Hand baumelnd.

Jetzt war es nur noch an ihm, dies zu beenden – jetzt blieb nur noch er übrig.
 

Ein letzter Blick in das Gesicht seines Freundes, dann drehte er sich um und rannte so schnell wie möglich davon. Ein Gemisch von Wut und Trauer sammelte sich in seinem Innersten, hab ihm die nötige Energie, diesem Grauen weiter entgegen treten zu können, das vor ihm lag. Zurück zu blicken schien das Falscheste zu sein, dass er machen konnte.
 

Er hatte seinen Freund zurücklassen müssen.

Seinen Freund, der nun, mit geschlossenen Augen und dem Gesicht zum Himmel gerichtet, dalag. Allein und verlassen.

Ihm blieb nur noch sein Lächeln, das in seinen Zügen festgefroren war.

Er war eher gegangen als Snake und hatte nun die Möglichkeit, sich wieder mit seiner Familie zu vereinen.
 

Hal war jetzt dort oben und wartete auf ihn – auf das Ende der fünf Monate, in denen Snake ihm dann Gesellschaft leisten würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Indy
2009-10-21T13:46:27+00:00 21.10.2009 15:46
Eine wirklich tolle Fanfiction. ;_; Kann mich den Meinungen bisher nur Anschließen.
Obwohl... *E.E. wegkick* Hal schon einen besseren Tod verdient hätte, als diese dämliche Mistgöre (entschuldigung für die hier mangelnde Objektivität =_=).
Ich finde es sehr gut geschrieben und auch Hals Gedanken schön nachvollziehbar.

... Allerdings hab ich auch den 4. Teil noch nicht gespielt und bete zu Kojima, dass das kein Spoiler war. Das mit Naomi war schon schlimm genug. *wegheul*
Von: abgemeldet
2008-07-12T21:02:32+00:00 12.07.2008 23:02
Otacon stirbt?!
OTACON STIRBT?!
nein
ganz einfach nein Hal stirbt dochnich.
der darf nich sterben -.-
argh
aber sehr gut geschrieben v.v
Von: abgemeldet
2008-05-29T21:20:06+00:00 29.05.2008 23:20
*taschentuch raus krammt*oh gott, so ein perfektes team und einer muss immer sterben, verdammt... Aber total schön zu Lesen :3, so welche Geschichten mag ich, vor allem wird dann eine Freundschaft gezeigt, die man auch haben will, dass der beste Freund für einen sterben würde, damit er weiter leben kann =)...
Toll wie Du das beschrieben hast, als Octacon seine Schwester gesehen hat, und Snaki es nicht wahr haben wollte, dass es soweit ist...
Richtig toll...
Auch wenn es ziemlich traurig ist T____T...*na wenn man die passende Musik dazu an hat xDD*
lg boss
Von: abgemeldet
2008-05-29T11:27:51+00:00 29.05.2008 13:27
..............

SCHREIB DOCH NICH SO TRAURIGE SACHEN DAMIT PROVOZIERST DU ES NUUUUUR

OTACON STIRBT NICHT

>:((((((((((((

;_;

Ich verzeihe Kojima niemals wenn er Otacon im 2. Kapitel des Spiels sterben lässt. NIEMALS

*rant* Sorry kann nix konstruktives von mir geben. Trau mich gar nich die Fic komplett zu lesen xD


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