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Der Schein trügt

Verliere dich nicht im Vergänglichen...
von

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Aidan

Die Nacht ging langsam vorüber und das Land zog an ihr vorbei. Am nächsten Tag trieb sie ans Ufer. Sie kroch auf allen Vieren auf das Land und schlief ein. Als sie kurz darauf frierend wieder erwachte entkleidete sie sich, legte ihre Kleider zum trocknen und setzt sich in die Sonne, um sie wieder aufzuwärmen. Dann betrachtete sie ihre Umgebung. Sie war etwa zwanzig Wegstunden Flussabwärts getrieben, der Fluss war breiter geworden und am anderen Ufer, von dem aus se kam, war eine weite Grasfläche und weit dahinter fingen die Berge an. Auf ihrer Seite hingegen nahe dem Fluss schon der Wald an, ind en sie gehen würde sobald ihre Sachen trocken waren. Es war ein freundlich aussehender Wald. Die verschiedenen Bäume standen nicht sehr dicht beisammen, sodass die Sonne an vielen Stellen den Boden erhellte, auf dem Beerensträucher, Farne und Moose wuchsen.

Nach einer Weile machte sich Saoirse auf in den Wald. Das Moos machte das laufen angenehm, sie fand Beeren, die sie essen konnte und kam schnell voran. Am Nachmittag machte sie Rast an einem Bach, der sich zwischen den Bäumen hindurch schlängelte und trank etwas von dem klaren Wasser. Sie ging bis zum Abend und bereitete sich zum schlafen ein kleines Lager aus Moos zwischen den Wurzeln eines großen Baumes.

In den darauf folgenden Tagen legte sie etwa neununddreißig Wegstunden zurück und kam immer tiefer in den Wald. Die Bäume wurden immer größer und dichter und die Büsche immer weniger. Saoirse fand nicht mehr so viel zu essen und musste manchmal sogar jagen. Sie fing ein paar Mäuse und manchmal sogar ein Kaninchen, doch musste sie meist hungern. Ihre Lager errichtete sie jetzt nicht mehr auf dem Boden, sondern legte sie Farn und Moos auf etwas tiefer liegende Äste.

Am sechsten Tag, nach ihrer Flucht kam sie an eine große sonnen beschienene Lichtung. Sie hatte das Licht vermisst, das nicht bis auf den Grund das Waldes reichte, sondern vorher von den Kronen der riesigen Baume abgefangen wird und legte sich in das Gras, das den Boden bedeckte. Auf einmal hörte sie ein tapsen im Gras. Sie wagte es nicht aufzustehen, sondern blieb liegen. Nach einer Weile erhob sie sich langsam und da sah sie ihn. Einen großen schwarzen Mînorphen. Ein Katzenähnliches, Ponygroßes Geschöpf, das im Westen als Reittier benutzt wird. Er lag im Gras und sein dunkles Fell schimmerte im Sonnenlicht. Saoirse stockte der Atem. Sie hatte schon viel von solchen Geschöpfen gehört, aber gesehen hatte sie noch keines. Sie hätte nie gedacht, dass sie so gewaltig und doch so schön sind. Der Mînorph lag still da und schien zu schlafen. Sein Brunstkorb hob und senkte sich bei seinem gleichmäßigen ein und ausatmen und seine Ohren zuckten leicht. Saoirse wusste, dass er gefährlich war, auch wenn er noch so schön aussah, wie er da schlief. Sie wollte sich auf einen Baum am Rande der Lichtung zurückziehen um ihn zu beobachten. Langsam schlich sie durch das Gras, darauf bedacht ihn ja nicht zu wecken, doch gerade als sie den ersten Baum erreichte öffnete er seine glühend roten Augen und sie hörte wie er aufstand. Darauf hoffend, dass er sie nicht gesehen hatte kletterte sie einen Baum hoch und setzte sich auf einen Ast. Als sie wieder nach unten sah, bemerkte sie, dass er sie ansah. Er ging auf sie zu und blieb vor dem Baum stehen, dann schaute er nach oben legte den Kopf schief und beobachtete sie. Saoirse starrte nach unten in die feuerroten Augen und hoffte er würde sie in Ruhe lassen. Der Mînorph hingegen dachte gar nicht daran weg zu gehen, dafür war er zu neugierig. Er stellte sich auf die Hinterbeine stützte sich auf den Stamm und kletterte langsam den Baum hinauf, um sich dieses für ihn fremde Wesen etwas näher anzusehen. Saoirse bekam indessen immer mehr Angst sie kletterte höher in den Baum, doch der Mînorph war schneller als sie. Er packte ihr kleid am Rücken und zog das schreiende Mädchen den Baum wieder er herunter, um sie unten ins Gras zu setzen. Zitternd kauerte sie sich zusammen, während er sie beschnupperte und ihre Arme und Beine ableckte. Nachdem er sie begutachtet hatte legt er sich neben sie, nahm sie zwischen die Vorderpfoten und schlief ein. Verängstigt blieb Saoirse eine Weile liegen, dann nahm sie all ihren Mut zusammen uns stand langsam auf. Sie schlich leise davon, wurde aber plötzlich wieder zurückgezogen und eine große Pfote legte sich über sie. Der Mînorph leckte ihre Backe ab und legte den großen Kopf neben sie. Er gab ein Schnurren von sich und schaute sie aus großen Augen an. Sie musste unwillkürlich lächeln. „Du willst mir wohl nichts tun, oder? Sonst hättest du mich wohl längst gefressen. Ich vertraue dir einfach mal, aber du brauchst noch einen Namen. Wie könnte ich dich nennen?“ Er sah sie an und blinzelte. „Ich nenne dich Aidan. Der Name passt zu dir.“ Dann legte sie den Kopf ins Gras und schlief ein.

Als sie erwachte war sie allein. Es war Nacht und der Mond warf sein bleiches Licht auf die Lichtung. Die Luft war warm und leise erfüllt vom Gesang der Nachtvögel. Saoirse sah sich nach Aidan um, doch er war nirgends zu sehen. „Er ist wohl wieder seinen eigenen Weg gegangen.“ Sie stand auf um sich wieder auf den Weg zu machen, als sie hinter sich einschleppendes Geräusch vernahm. Sie drehte sich um und sah Aidan rückwärts auf sich zukommen. Er schleppte etwas Schweres durch das Gras und legte es vor Saoirse ab. Es war ein großer Hirsch, der jedoch schon fast aufgegessen war. Saoirse betrachtete ihn, dann setzte sie sich hin, aß das restliche Fleisch, das noch an den Knochen hing und trank das Blut, das sie aus den Adern drückte. „Danke, Aidan.“ Er gab ein Murren von sich warf sie mit dem Kopf auf den Boden und fing an sie abzulecken. Es kitzelte und sie musste lachen. Aidan rollte sich auf dem Boden hin und her und schubste sie immer wieder mit der Pfote, bis sie sich schließlich auf ihn stürzte und die beiden zu einem Knäuel aus Fell und Gliedmaßen wurden, das über die mondbeschienene Lichtung rollte.

Müde lagen die beiden neben einander und ruhten sich aus. Saoirse sah hinauf in den Himmel und betrachtete die Sterne, während Aidan sie mit seinen leuchtend roten Augen aufmerksam beobachtete. „Weißt du Aidan, ich kann nicht ewig hier bleiben und mit dir spielen. Ich habe ein Ziel. Ich muss zu einer großen Hexe, sie heißt Immaculata.“ Bei diesem Wort spitzte er die Ohren und hob den Kopf. „Ich will ihre Schülerin werden um zaubern zu lernen. Ich will lernen wie man heilt und wie man tötet, um die Sklaven, zu denen ich vor nicht allzu langer Zeit noch gehörte, zu befreien. Ach aber warum erzähle ich dir das eigentlich, du verstehst mich ja doch nicht.“ Aidan legte den Kopf schief und grinste als sie ihn ansah. Sie streichelte seinen Kopf. „Morgen ziehe ich weiter. Wenn du willst kannst du ja mitkommen.“ Dann schlief sie ein.



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