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Perfect All Over

Sequel zu 'Perfect Girlfriend', ItaDei
von

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Perfect Dinner

Die Klimaanlage des Autos war so weit aufgedreht, dass Itachi fror. An ihnen raste die öde Stadtgegend vorbei, deren Nässe bereits wieder trocknete. Der Asphalt dampfte, als der elegante und vermutlich sehr teure Wagen darüber hinwegfegte.

Bisher hatte niemand mehr ein weiteres Wort verloren. Der Beifahrersitz war leer, und wenn er Deidaras Gesichtsausdruck betrachtete, konnte er sich denken, warum. Die sonst eher weichen, verträumten Züge waren in nervöser, vielleicht auch ängstlicher Anspannung erstarrt. Und es schien nichts mit dem mehr als peinlichen Vorfall vorhin zu tun zu haben, denn Deidara verhielt sich anders, wenn ihn etwas gründlich in Verlegenheit gebracht hatte.

Ein Mann, der seinen einzigen Sohn im Kindesalter allein in ein fremdes Land schickte, musste ein gewisses Maß an Gefühlskälte besitzen, zumindest dann, wenn es nur um die Schulausbildung ging. Dennoch hatte Itachi nicht erwartet, dass es sich um so eine Persönlichkeit handelte, die der ihrer Frau und ihres Sohnes so gänzlich unähnlich war.

Deidaras Vater war groß, und, soweit es der schmucklose schwarze Maßanzug durchblicken ließ, kräftig. Sein Gesicht war dreieckig geformt, markant und aristokratisch, mit einer ausdrucksstarken, nach unten gebogenen Nase und tief liegenden, strengen Brauen. Sein Haar war von einem helleren Blond und streng zurückgekämmt. Die gesamte Gesichtsfläche war glatt und makellos, Itachi schätzte ihn auf etwa fünfundvierzig, was allerdings schwer festzustellen war. Er war äußerst korrekt gekleidet, und seine stahlblauen Augen waren respekteinflößend.

Kurz nach Fugakus Tod, als Mikoto noch einige Schwierigkeiten damit hatte, mit dem Unternehmen zurecht zu kommen (und auch noch danach) hatte Itachi genügend Gelegenheit gehabt, die verschiedenen Kategorien erfolgreicher Menschen kennen zu lernen und zu unterscheiden. Wenn er sich recht erinnerte, war Deidaras Vater Anwalt, und er vertrat das Klischee der alten Schule mit seiner strikten Kleidung und seinem recht kühlen Auftreten. Solche Menschen waren meist gesundheitsbewusst, hatten felsenfeste Prinzipien und konzentrierten ihr Leben auf Arbeit und Karriere.

So weit ließ sich alles bestätigen, was er an Beobachtungen gemacht hatte. Das einzige, was nicht in Itachis Schema passte, war Taeko. Sie war so gar nicht der Typ Frau, mit dem diese Kaste (die Bezeichnung stammte von Sasuke, und daher, dass die meisten dieser Personen so penibel darauf achteten, ihre 'Kasten' einzuhalten, fand Itachi das gar nicht so unpassend) Umgang pflegte, geschweige denn heiratete und Kinder in die Welt setzte.

Itachi hatte ein ausgesprochen ungutes Gefühl, und das vermengte sich nur noch mit den angesammelten unguten Gefühlen, die er bereits hatte.
 

Taeko schien das Ganze für einen lustigen Ausflug zu halten, außerdem war sie ganz die fürsorgliche Gastgeberin, die das Abendessen vorbereitet hatte und überall herumhuschte, um letzte Vorbereitungen zu treffen. Itachi nahm sich nicht die Zeit, seiner Neugier nachzugeben und herauszufinden, wie sie ihren Gatten begrüßte, dazu wollte er zu schnell aus den nassen, lädierten Sachen raus.

Deidaras Gefühlsregungen waren dabei schwer zu lesen. Er zollte seinem Vater zweifellos Respekt, doch Itachi konnte sich noch keinen rechten Reim darauf machen, wie er sich sonst zu ihm verhielt. Keine rührenden Vater-und-Sohn-Szenen, trotzdem hatte er bei ihrer Ankunft nach ihm gefragt und sich enttäuscht gezeigt, als er nicht da war.

Itachi warf einen Blick in den Badezimmerspiegel und zog vage eine trockene Grimasse.

Es war momentan sein geringstes Problem, was er über diesen Vater dachte – andersherum saß der Teufel im Detail.
 

"Hast du Angst?"

Der Hausflur erschien Itachi mit einem Mal düster und bedrückend, obwohl das Sonnenlicht durch die hohen Fenster flutete und der Abend nach dem kühlenden Regen angenehm warm war und die herabhängenden Clematis zusätzlich einen süßen Duft verbreiteten.

"Wieso sollte ich, un?"

Deidara war blass, aber vielleicht war das bloß eine Sinnestäuschung. Itachi hoffte, dass es so war.

"Nur so."

Er wollte das nicht groß erklären, solange sie im Flur waren, gut hörbar für jeden.

"Wenn du das meinst... das war schon immer, un."

Deidara zuckte gleichgültig mit den Schultern. Itachi fand trotzdem, dass er beunruhigt wirkte.

Der Gedanke mit der Heirat fiel ihm wieder ein, ausgerechnet jetzt. Die Vorstellung war ihm schon vorher wenig verlockend vorgekommen, und inzwischen erschien sie desaströs. Zudem hatte Deidara ein zuverlässiges Gespür für den falschen Zeitpunkt, um solche Dinge anzusprechen.

"Warum hast du überhaupt darauf bestanden, dass ich deine Eltern kennen lerne?"

"Was ist daran falsch, un?"

Deidara klang sowohl leicht gereizt als auch gekränkt. Er war also tatsächlich nervös.

"Gibt es eine besondere Motivation dahinter?"

Innerhalb der Küche räusperte sich jemand vernehmlich, wohl eine Aufforderung, auf dem Flur keine Wurzeln zu schlagen. Itachi hielt den Blick seines Freundes einige Sekunden länger fest, bevor ihn umrundete und die Küchentür öffnete.

Innen war es geradezu tropisch stickig, obwohl die Fenster aufgerissen worden waren. Taeko war äußerst beschäftigt damit, in allen möglichen Töpfen herumzurühren und dieses mit jenem zu vermischen, was in Itachi beharrliche Zweifel an ihrer Kochkunst aufkommen ließen.

Deidaras Vater war nicht anwesend.

"Hat euch das Gewitter überrascht? Ich hoffe, ihr wart nicht zu weit im Osten, da hat es sogar gehagelt. Wenn das passiert, steht der Autoverkehr sofort still, weil es sonst zu gefährlich ist. Der Hagel fällt hier sehr dicht.", plauderte sie munter vor sich hin und wischte sich die Hände an ihrer langen, geblümten Schürze ab. Ein paar Haarsträhnen klebten ihr verschwitzt in der Stirn, und bei den Mengen an Wasserdampf in der Küche hegte Itachi großes Misstrauen gegen den gefliesten Boden und seine Rutschfestigkeit.

"Nö, hat nicht gehagelt, dafür waren wir am Set von 'Hellburner'. Sie sind fast fertig mit den Dreharbeiten, der Filmstart ist für diesen Winter angesagt, un."

Itachi ließ Deidara den Vortritt in die Küche und setzte sich auf einen hölzernen Hocker. Niemand, alias ihr Gatte, schien sich die Mühe gemacht zu haben, sie auf den neusten Stand der Fakten zu bringen.

Taeko lächelte. Itachi erkannte, dass sie unter ihrer Schürze dieselben Sachen wie am Morgen trug, demnach wenig formell gekleidet war. Das erleichterte ihn ein wenig.

"Wie schön. Kommt ihr wieder her, um euch den Film anzusehen?"

In ihrer tiefen Stimme deutete sich ein sehnsüchtiger Unterton an, der Deidara nicht aufzufallen schien.

"Itachi hasst den Film. Mal abwarten, un.", erwiderte er ehrlich. Taeko musterte Itachi verblüfft.

"Welcher Junge mag keine Actionfilme?"

Es klang beinahe wie ein Vorwurf. Itachi bewahrte sich noch gerade vor einer entsprechend missmutigen Antwort – beziehungsweise Deidara tat es.

"Itachi mag Splatter. Und Historikfilme, un."

Taeko hörte kurz auf, in ihren Töpfen zu rühren. Itachi fragte sich lieber nicht, woher die originelle Farbgebung deren Inhalte kam.

"Oh... Habt ihr denn gar keine gemeinsamen Interessen?"

Gemeinsame Interessen? Allein schon die enttäuschte Weise, auf die sie es aussprach, ließ Itachi das Blut in die Wangen schießen. Natürlich hatten sie gemeinsame Interessen! Vielleicht nicht viele, aber sie hatten sich arrangiert, und Itachi hatte nichts vermisst. Was machte es schon, wenn er keine platten Actionfilme mochte, davon hing keine ganze Beziehung ab!

Eine Reaktion über die fast beleidigende Äußerung blieb ihm erspart, denn Deidaras Vater betrat die Küche. Es war nicht zu erkennen, ob er sich umgezogen hatte, jedenfalls trug er dieselbe, korrekte Kleidung wie vorhin, als würde er zu einem Geschäftsessen gehen. Er durchquerte die Küche, ohne jemanden zu beachten, und richtete dabei seine Krawatte. Taeko schien sich nicht zu wundern, sie wandte sich wieder vollends ihren Töpfen zu und drehte den Herd herunter. Ihr Mann verschwand in einem angeschlossenen Zimmer, in dem Itachi bisher nicht gewesen war.

"Wohin geht es da?"

Deidara war seinem Vater mit den Augen gefolgt. Jetzt atmete er leise aus und lehnte sich rücklings gegen die Wand, an der Itachis Hocker stand.

"Ins Esszimmer, un."

Seine Stimme klang seltsam gepresst, als würde ihm dieser Raum Unbehagen bereiten. Itachi nahm an, dass es auch so war.

"Was ist damit?", hakte Itachi gedämpft nach. Taeko war ohnehin zu beschäftigt, um ihnen zuzuhören.

Deidara zuckte mit den Schultern. Sie waren unnatürlich gestrafft.

"Eigentlich benutzen wir ihn nie. Und wenn, dann... für irgendwelchen entscheidenden Kram, un."

Itachi folgerte daraus, dass Deidara als Kind in diesem Raum erfahren hatte, dass er die nächsten Jahre seines Lebens allein in einem völlig fremden Land verbringen sollte. Wenn er damit richtig lag, war es Deidaras gutes Recht, deshalb beunruhigt zu sein.
 

Ein Recht, beunruhigt zu sein, erhielt Itachi ebenso. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, auf bohrende Blicke zu reagieren, wenn jemand ihn damit bedachte. Es gab zwei Arten der besagten Blicke und zwei verschiedene Reaktionen, jetzt gab es drei.

Die erste Variante solcher Blicke konnte überall passieren, zum Beispiel in der U-Bahn. Itachi ließ sich nicht gern anstarren, bei solchen Gelegenheiten starrte er unfreundlich zurück.

Die zweite Variante waren Starrduelle, bei denen Deidara immer verlor, weil er blinzeln musste.

Und vom heutigen Tage an gab es eine dritte Variante, und zwar die bohrenden Blicke eines Vaters, denen Itachi gern unfreundlich begegnet wäre, wenn das nicht so undiplomatisch gewesen wäre. Also zwang er sich, Nichtbemerken vorzutäuschen und auf seinen Teller zu starren.

"Uchiha heißt du?", beendete der ältere Mann das Schweigen. Es war eine rhetorische Frage, Itachi nickte trotzdem.

"Der Name war oft in der Zeitung..."

Itachi versteifte sich. Natürlich hatte der Mord an seinem Stiefvater Schlagzeilen gemacht, und Itachi war äußerst froh, als die Wogen sich endlich ein wenig geglättet hatten. Allerdings hätte er wissen müssen, dass der Fall bei Juristen noch nicht so weit in Vergessenheit geraten war, wie er es gern gehabt hätte.

Dennoch schien es, als hätte er Glück; Deidaras Vater fügte nichts hinzu, schien zu grübeln, was genau das gewesen war. Itachi glaubte, die Fasern am Damoklesschwert reißen zu hören.

Dann flog die Tür des Esszimmers auf und Taeko rauschte überall herum, plauderte leise mit ihrem Sohn über irgendwelche Details der Gerichte.

Itachi wunderte sich, ob sie die gereizte Stimmung nicht mitbekam oder mit aller Macht überspielen wollte.
 

Der Abend war eine Tortur. Es war stickig-warm im Raum, weil Taeko es schaffte, von überall Wasserdampf herzuleiten, die Serie der bohrenden Blicke brach nicht ab, und Deidaras Vater stellte gezielte, beinahe lauernde Fragen über alles Mögliche. Itachi und Deidara hatten sich nicht wirklich abgesprochen, was sie aus den bizarren Umständen, unter denen sie sich kennen gelernt hatten, machen sollten, Itachi hatte seinen Freund lediglich gebeten, nichts von der Rolle zu erzählen, die Mikoto in dem ganzen Fall gespielt hatte.

Allerdings schien Deidaras Vater auch gar nichts über das eigentliche Top-Thema wissen zu wollen, er suchte Itachis Meinung nach eher nach Ungereimtheiten in ihrer Schilderung von Konoha.

Taeko stellte keine Fragen oder höchstens solche, die mit Ja oder Nein zu beantworten waren, oder kommentierte etwas, ansonsten war sie still – ganz die zuvorkommende Ehefrau.

Was Itachi im wahrsten Sinne des Wortes Magenschmerzen bereitete, war das Essen. Taeko hatte sich vermutlich tatkräftig um ein Menü nach allen Regeln der Kunst bemüht, mit drei Gängen und großer Auswahl. Itachi waren manche der Ingredienzien völlig fremd, doch das änderte nichts daran, dass er das Essen nicht mochte und es eher herunterwürgte als aß.

Seine Zunge brannte so sehr, dass er Mühe hatte, die Tränen zu unterdrücken. Deidara sah absichtlich nicht in seine Richtung, er war sich also der Beobachtung seines Vaters bewusst und wich deshalb allem aus, was beleidigend wirken könnte.

Itachi atmete unauffällig durch und bemühte sich, nicht noch mal den Fehler zu machen, schwach gesalzenen Reis mit der unauffälligen, höllisch scharfen rosa Soße in Kontakt kommen zu lassen. Gleichzeitig versuchte er, keine Vergleiche mit seiner eigenen Mutter zu ziehen.

Mikoto konnte zumindest kochen, sie erachtete das nicht als unemanzipiert, sondern als wichtigen Teil des Familienlebens. Und sie war es gewohnt, dass sich jemand über irgendeine Kleinigkeit an dem von ihr vorgesetzten Essen beschwerte, darum kam man mit Söhnen in einem bestimmten Alter nicht herum. Taeko fehlte diese Phase gänzlich, dementsprechend war sie wohl anfällig für die besagte Kritik.

In einem anderen Zusammenhang hatte Deidara früher mal gemeint, seine Mutter halte Kochen für ein Ritual. Itachi war deshalb davon ausgegangen, sie beherrsche es.

Taeko sprang schon wieder auf, ihre blauen Augen glitzerten vor Stolz auf Aufregung.

"So, ich hab Nachtisch gemacht! Einen Moment!"

Itachi tröstete sich damit, dass er das Meiste geschafft hatte und ein Zuckerschock – der recht wahrscheinlich war – für ihn nicht tödlich sein würde. Für wie lange war ihr Besuch angesetzt? Zwei Wochen? Das würde er nicht durchhalten...

Taeko hatte inzwischen wieder die Küchentür aufgerissen und marschierte mit einer einzigen – Wunder über Wunder! – wenn auch ziemlich großen Platte herein, die von einer Edelstahlhaube bedeckt wurde. Itachi krallte seine Finger in die Kante der Sitzfläche und setzte eine neutrale Miene auf.

Taeko riss schwungvoll die Haube ab, und die Miene bröckelte. Itachis Magen drehte sich um, und allein der Geruch schien ihm Juckreiz zu verursachen.

Es war... Pudding. Ein großer, hübsch geformter, gelblicher Pudding mit allerlei Guss und karamellisierten Früchten.

Guapudding.

Taeko strahlte ihn an, sie schien seinen erschrockenen Gesichtsausdruck gar nicht bemerkt zu haben.

"Es war knapp, aber er ist mir trotz allem gelungen! Willst du ihn probieren, Itachi?", schlug sie begeistert vor. Itachi schüttelte beklemmt den Kopf.

"Ich kann das nicht essen.", murmelte er und riss sich von dem enormen Pudding los. Warum konnte man hier bloß keine Fenster öffnen, er hasste diesen Geruch...

Deidaras Vater beugte sich ein Stück vor. Zweifelsohne hatte er endlich den Haken gefunden, auf den er schon den ganzen Abend lang wartete.

"Wieso nicht?"

Seine Stimme klang lauernd, und Itachi konnte nicht anders, als seinem Blick unterschwellig wütend zu begegnen.

"Ich bin allergisch gegen Guanin."

Seine Augen machten einen kleinen Schwenk nach links, wo Deidara saß. Dieser wirkte nicht so, als fühlte er sich besonders wohl in seiner Haut.

"Das stimmt, wirklich. Er bekommt dann..."

Deidara zog die Brauen hoch und ließ das Ende des Satzes offen. Itachi hatte es stets dabei belassen, dass er diese Allergie hatte und sich nie über deren Effekt ausgelassen. Ein Fehler, der ihn jetzt teuer zu stehen kam.

"Übelkeit und verstärkt juckenden Ausschlag.", zitierte Itachi eisig den Arzt. Er konnte sich noch gut an den Tag erinnern, an dem er von seiner Allergie erfahren hatte. So viel sei verraten: es war kein besonders lustiger Geburtstag gewesen.

"Tatsächlich?", hakte Deidaras Vater unbeeindruckt nach.

"Ja, tatsächlich."

Aus den Augenwinkeln bemerkte Itachi, wie Deidara einen beunruhigten Blick mit seiner Mutter wechselte. Die Stimmung war schon vorher angespannt gewesen, und jetzt drohte alles zu kippen. Es war völlig egal, und wenn Itachi bei dem Verzehr von Guanin sterben würde oder wenn er ein simples Glas Wasser abgelehnt hätte – es ging dämlicherweise nur darum, dass er sich geweigert hatte, aus welchen Gründen auch immer.

Itachi dachte ironisch daran, wie lächerlich ihm die Filme vorgekommen waren, in denen bei einem solchen Essen alles schief ging und alle gleichzeitig aufsprangen und aus dem Raum stürmten. Diesmal war es auch lächerlich, aber auf eine Art, die es umso ernster machte.

Etwas in den stahlblauen Augen funkelte, und Itachi wurde kalt.

"Du hast deinen Vater umgebracht, nicht wahr?"

Sein Gedächtnis hatte ihn vorhin nicht im Stich gelassen. Er hatte lediglich auf den richtigen Moment gewartet, um sein Wissen mit der größtmöglichen Wirkung einzusetzen. Ein guter Anwalt, das war alles, was Itachi ihm an Respekt zollen wollte.

Taeko schnappte entsetzt nach Luft und ließ das Messer, mit dem sie den Pudding hatte malträtieren wollen, fallen. Deidaras Kopf ruckte nach oben.

"Dad, un!", protestierte Deidara, und Taeko starrte auch ihn entsetzt an. Itachis Kiefermuskeln spannten sich, er schaffte es, gesammelt zu bleiben.

"Er war mein Stiefvater, und ich habe ihn nicht umgebracht.", erklärte er mit leiser, deutlicher Stimme. Deidaras Vater achtete nicht auf ihn. Er hob das Messer auf, das seiner Frau heruntergefallen war, und fixierte es fast interessiert.

"Mit so einem Messer?"

Itachi antwortete nicht. Seine zu Fäusten geballten Hände unter dem Tisch bebten.

Er konnte nichts erwidern. So weit stimmte es, es war ein langes Obstmesser gewesen. Alles, was über diese Zustimmung hinausging, würde unweigerlich dazu führen, dass er ausfallend wurde.

Das Messer wurde wieder weggelegt. Ohne Itachi ein einziges Mal anzusehen, wandte der ältere Mann sich an seinen Sohn: "Du hast dich von ihm hineinziehen lassen. Als wäre es nicht schon schlimm genug..."

Zu Itachis maßloser Überraschung war Deidaras erste Reaktion, den Kopf ein wenig zu senken wie ein gescholtenes Kind. Und zu seiner darauffolgenden Erleichterung verharrte er nicht in dieser Stellung.

"Was weißt du denn schon, dir gefällt nie etwas, das ich tue, un!", fauchte er, offensichtlich tief gekränkt von dem Vorwurf. Itachi streckte seine Hand nach seiner aus, zog sich aber zurück, als Taeko nervös aufstand und am liebsten auf beiden Seiten des Tisches sein zu wollen schien.

"Oh, muss das denn jetzt sein, bitte..."

Ihr verzweifelter Ton hinderte Deidara daran, fortzufahren, ihr Gatte hingegen war weit weniger leicht zu besänftigen.

"Du durftest alles tun, was du wolltest – du wolltest Kunstkurse besuchen, und das tust du. Du wolltest Motorrad fahren, und das tust du. Du wolltest studieren und das tust du. Ist es denn da zu viel verlangt, sich wenigstens, was alles Andere angeht, normal zu verhalten?!"

Während die tiefe Stimme zuerst neutral, beinahe schon sanft klang, verhärtete sie sich beim letzten Satz und ließ seine Familie zusammenzucken.

"Ich bin normal, un!", wehrte Deidara sich empört. Trotzdem konnte Itachi hören, dass er durchaus eingeschüchtert war, und hätte umso lieber seine Hand genommen, wenn er nicht gefürchtet hätte, die Situation damit zu verschlimmern.

"Normal?", stieß Deidaras Vater höhnisch hervor.

"Leider nicht im geringsten... Diese Sache mit den Haaren und dieses... Satzanhängsel, das sind noch Nebensächlichkeiten, und auch über dein Benehmen kann man meistens hinwegsehen, doch dass du es wagst, einen Verbrecher hierher zu bringen, einen-"

Mit einem Ruck, wie man eine Marionette am Faden hochzieht, war Deidara auf den Beinen, sein Stuhl fiel krachend auf den gefliesten Boden. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Ein ersticktes Geräusch war das einzige, was er mit zugeschnürter Kehle herausbrachte. Dann drehte er sich wortlos um und verließ das Esszimmer, knallte die Tür hinter sich zu.

Itachi zögerte nicht lange, obwohl er mit wesentlich weniger Hast aufstand.

Herzlichen Glückwunsch. Er konnte die stummen Botschaften problemlos lesen, die Deidaras Eltern austauschten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  CharlesFilth
2009-04-13T15:34:50+00:00 13.04.2009 17:34
Meine Güte... Was ein Arsch.
Gut geschrieben.
Von:  -Nox-
2008-07-08T21:40:11+00:00 08.07.2008 23:40
Oh man, es ist deprimierend dir immer wieder das Gleiche zu sagen, aber das Kapitel ist wie immer hammer gut geschrieben und eines ist klar, ich mag Deidaras Vater nicht unbedingt, er erinnert mich ein wenig an den Vater meines besten Freundes..
Die Sache mit dem "du bist nicht normal", hat wohl übelst gesessen, sowas in das Gesicht seines EIGENEN sohnes zu sagen ist hart, und niemand ist normal auf dieser Welt, weder deidara noch sein Vater und der sollte stolz sein, das sein Sohn sowas einzigartig besonderes ist!
Und sowas dann auch noch in der gegenwart von Itachi, aber niedlich die sache mit der hand^^
jedenfalls, freu mich das es weiter ging, und wir lesen uns bald wieder ;)
Von: lunalinn
2008-07-05T13:16:28+00:00 05.07.2008 15:16
Oh man...mein armes Herz. >_>
Das Kapitel war genial...ich hab die ganze Zeit auf sowas gewartet...irgendeine Eskalation...und da war sie. Du hast die Stimmung so gespannt, ich war innerlich richtig aufgewühlt...und dann diese Frage von Deis Vater. Das war echt das Allerletzte...vor allem da er die Hintergründe nicht kennt und demnach kein Recht hat, zu urteilen.
Das ist es, was ich nicht an Anwälten mag...sie sind so voreingenommen. >_>
Na ja...jedenfalls kommen viele so rüber...weiß nicht, vielleicht denke ich da auch zu oberflächlich, sind immerhin auch nur Menschen.
Aber das was Deis Vater da abgezogen hat...ne, das geht gar nicht. Seinen eigenen Sohn so runter zu putzen und das auch noch in Gegenwart von dessen Freund...Scheiße, der is intolerant.
Das wird sicher nicht einfach...vor allem da es noch zwei Wochen sind.
Und Deidara ist wohl normal!! ò__ó
Na ja...doch ein wenig sonderbar vielleicht, aber das macht seinen Charakter doch grade aus und sein Vater sollte ihn akzeptieren! >_<
Und Itachi fühlt sich auch total beschissen...fand es irgendwie niedlich, wie er immer Deidaras Hand nehmen, die Situation aber gleichzeitig nicht verschlimmern wollte...das war wieder so ein Zwiespalt.
Jedenfalls ein schönes Kapitel...freu mich auf weitere. ^^
lg
Pia
Von:  Chibchib
2008-07-04T14:37:42+00:00 04.07.2008 16:37
Also deis vater is ja echt n arsch
und ita hat seinen stiefvater ja garnet umgebracht
ich fan des kapi trotzdem ma wida klasse
und schreib bitte ganz schnell weiter
glg alish


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