Kuse [(Curiosity)]
Nicht schon wieder…
In strammen Schritt schreite ich die monotonen Gänge des PS-Companygebäudes entlang. Wir sind spät dran – wegen ihm. Uruha läuft hinter mir, sieht in diesem Gangtempo aber noch deutlich eleganter aus als ich es wohl tue. Den Grund dafür weiß er wohl selbst.
Seine Hand fährt an meinen geschundenen Unterarm und verlangsamt mein schnelles Tempo. Ich lasse mir nicht anmerken, wie sehr das gerade wehtut.
„Was hast du’s denn so eilig?“
„Wir verspäten uns noch.“, gebe ich knapp zurück und ich fühle, wie sein Griff stärker wird und mich vollends zum Stillstehen bewegt, ehe er mich um die Ecke gegen die nächste Wand drückt.
„Na und? Ruki und Reita sind auch nie früher dran…du weißt ja, warum...“ Er grinst mich versaut an und kommt mir wieder ein Stück näher. „Wahrscheinlich kommen sie morgens einfach nicht voneinander los…“
Ich schiebe ihn mühsam wieder ein wenig von mir, versuche seine provokanten Worte zu ignorieren, welche sich immer tiefer in mich fressen.
„Ich… Wir… haben ausgemacht… Ich will das nicht in der Öffentlichkeit…“, stottere ich hektisch und bin bemüht, meine Panik zurückzuhalten. Er muss mir nur so nahe kommen und ich glaube, mich nicht mehr unter Kontrolle zu haben.
Ich kann nicht mehr - und so langsam will ich auch gar nicht mehr.
„Öffentlichkeit? Hier ist doch niemand und außerdem…“ Er senkt seine Lautstärke und bewegt seine Lippen näher an meinem Ohr.
„Wäre das doch die perfekte Tarnung… So würde Ruki nie darauf kommen, wie sehr du doch in ihn verschossen bist… oder was du, dafür, dass niemand davon erfährt, alles mit dir machen lässt…“
Dass er so flüstert lässt mir die Hoffnung, dass seine Worte für den blond-schwarzhaarigen Bassisten nicht zu hören gewesen waren, welchen ich unweit von uns entfernt den Gang entlang schlendernd entdecke. Der Blonde zuckt leicht zusammen und wendet sich ebenfalls postwendend besagter Person zu. Reita scheint gar nicht daran zu denken, uns jetzt seiner penetranten Beobachtung zu entlassen, bleibt amüsiert neben uns stehen und zieht interessiert die formschönen Augenbrauen hoch.
„Gottverdammter…“, zische ich Kouyou nach anfänglichem Schrecken zu und befreie mich aus seinem folternden Griff, laufe noch schneller als zuvor zum Proberaum.
Die Tür vom Vorraum wird von mir knallend zugeschlagen. Ich hatte ihm das oft genug gesagt. Langsam lehne ich mich von innen gegen das Holz. Meine Hände fahren mir sofort an mein Gesicht und ich seufze leise auf. Mein Blick gilt dem beigen Teppichboden.
Ich will das nicht – erst recht nicht so. Jetzt wird es wahrscheinlich schon genug Gerüchte und Getuschel geben. Er will mich nur fertig machen. Warum sonst sollte Uruha solche Sachen zu mir sagen, wo er doch selbst gar nicht mit mir zusammen sein will? Er liebt doch jemand ganz anderen…
„Kai?“
Wieder schrecke ich auf – wieder mein Name.
Besorgt schauend richtet sich Aoi vom Sofa auf und tappst auf mich zu. Ich sehe ihn gequält an. Ich glaube zu wissen, dass er merkt, wie schwer es mir fällt, meine Tränen nicht über meine Augenlider treten zu lassen. Er streichelt mir tröstend über die Schulter, doch ich sehe ihn einfach nur an. Er weiß gar nicht, wie sehr ich seine zärtliche Aufmerksamkeit genieße.
„Hey…“, flüstert er beruhigend und lässt seine Finger mein Gesicht nachfahren. „Was ist denn los…?“
Ich überlege kurz, schüttle schließlich den Kopf. Seiner Besorgnis mischt sich Misstrauen bei und er zieht mich leicht an sich, umarmt mich sanft.
„Es bringt doch nichts, wenn du alles nur für dich behältst.“
Wieder bleibe ich stumm, drücke mich nur enger an ihn.
„Du kannst mit mir reden, wenn du willst, ja?“ Seine Hand streichelt über meinen Rücken und ich nicke nur.
Jetzt fällt es mir noch schwerer, nicht zu weinen.
Aoi ist so verdammt gut zu mir. Manchmal glaube ich, das gar nicht verdient zu haben. Nicht nur, dass er immer zum Reden da ist, auch versucht er mir die Aufgaben als Bandleader, die ich selbst nicht mehr schaffe, abzunehmen
und als Leader versage ich momentan wirklich…
Ich vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge, verzehre mich nach seiner Wärme.
Oh, bitte. Bitte, er soll mich nicht loslassen.
Nicht jetzt.
Jetzt, wo mir wieder derart brutal der Boden unter den schwachen Füßen hinfort gerissen wird.
Halt mich.
Halt mich fest.
Das Schloss klackt hinter uns und reflexartig stoße ich ihn leicht von mir. Perplex sieht er mich an und mein Blick wandert peinlich berührt zu Boden, ehe er den der gerade eingetretenen Person trifft. Ungläubig schaut die Diva zwischen mir und dem Rhythmusgitarristen hin und her, dann sieht er mich an. Und wie er mich ansieht.
Das wäre jetzt wirklich nicht nötig gewesen.
Ich sehe Reita hinter Uruha folgen, welcher natürlich umgehend unsere Blicke zu deuten versucht. Die darauf folgende Stille frisst sich wie Säure in meine Ohren.
Endlich setzt sich der Schwarzhaarige in Bewegung und lässt sich auf der unter seinem viel zu geringen Gewicht knarrenden Couch nieder.
„Wo hast du denn Ruki gelassen?“, fragt er keck und versucht die Stimmung ein wenig zu retten. Dass er es für mich nur schlimmer macht, kann er ja nicht ahnen. Er meint es doch nur gut…
Augenblicklich verdreht unser Bassist die Augen, schließt nun endlich die Tür und setzt sich auf den dunkelroten, ledernen Sessel, welcher – wie das Sofa auch – um den gläsernen Couchtisch steht.
„Es ist nicht immer so, wie ihr denkt.“, gibt Akira zurück.
„Aber meistens.“, stachelt ihn Kouyou weiter an und gesellt sich zu Suguru, „Ach, komm, das mit euch ist doch kein Geheimnis mehr.“
„Ich geh’ kurz was trinken.“, gebe ich umgehend bekannt und drehe mich so schnell um und verlasse tonlos den Raum, dass ich keinen ihrer allzu schaulustigen Blicke zu lang auf mir spüren muss. Dieses Gespräch will ich mir nicht antun.
Mein Hals ist immer noch trocken. Am Wasserspender greife ich lustlos nach den papierenen Bechern und gieße mir etwas ein.
Irgendwie will ich gar nicht zurück…
Herauszögernd trödele ich auf dem Rückweg, mein Getränk kontinuierlich leerend.
Warum du wohl zu spät bist…?
Vielleicht, ja vielleicht bist du ja schon da, wenn ich zurückkomme…
Viel zu früh für meinen Geschmack stehe ich wieder vor unserer Tür. Ich erkenne deine melodische Stimme zwischen den anderen, halte meinen Kopf näher an das Holz.
Ich glaube, ich war schon immer viel zu neugierig…
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Cliffhanger! XDD
*euch knuddl*
thx für Kommis und sou~!! ^__^
glg Keti.~
