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Denn am Ende steht...

von

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Der richtige Zeitpunkt

Seid gegrüßt, verehrte Leser, seid gegrüßt!

*ähem*

*breitgrins*
 

Nun… ich muss mich entschuldigen… falls jemand letzte Woche schon leicht beschwipst war, der hat zu früh gefeiert… es fehlten ein wenig über 100 Wörter zur Grenzüberschreitung.
 

Aber heute! Heute ist es soweit! *triumphierendlacht*
 

Die 100 000 sind gefallen! Yeah!

*Champagnerköpft*

*Gläserverteilt*

*anstoß*
 

Tapfer wart ihr ^^

Solange durchzuhalten… nun, nach diesem sinds noch sieben Kapitel plus Epilog, dann habt ihr diese Monumentalfic überstanden :D

Ich gratuliere hinterher jedem, der noch dabei ist *g*
 

Achja- er konnte den Rattenschwanz sehen, nachdem er sich an das Licht, das durch das kleine Fenster in der Tür fiel, gewöhnt hatte. Es ist erstaunlich, mit wie wenig Licht unser Auge auskommen kann. Wir sind zwar noch nicht annähernd so gut wie Katzen… aber probierts mal aus. Setzt euch mit offenen Augen in die Dunkelheit, ihr werdet überrascht sein.
 

Ansonsten: Viel Vergnügen beim Lesen,

bis nächste Woche, eure Leira :D

*hicks*
 

_______________________________________________________________________
 

Ai seufzte resigniert.

„Ran. Nimm es.“
 

Es war jetzt spätabends, kurz vor Mitternacht - die Kinder waren längst nach Hause gebracht worden, nachdem man ihnen widerwillig erklärt hatte, was passiert war. Sie hatten sich gesträubt zu gehen, Zeter und Mordio geschrien, aber letztendlich hatte es ihnen nichts genützt - Jodie hatte sie der Reihe nach zuhause abgeliefert.

Heiji und Kazuha waren zum Professor nach Hause gegangen und belegten dort die Couch. Es war klar, dass sie nicht nach Osaka zurückgehen würden, nicht, bevor feststand, was aus Shinichi geworden war.

Welches Schicksal ihn ereilt hatte.

Jodie, Shuichi und James waren, nachdem Jodie zurückgekehrt war, zur Polizei gefahren; der Fall war jetzt einfach zu groß geworden, um ihn noch FBI-intern bearbeiten zu können. Sie brauchten jeden Mann, um ihn zu suchen und um die Organisation zu zerschmettern, den sie kriegen konnten.

Und die Môris, sowie Agasa und Ai brauchten Personenschutz, ohne Zweifel.
 

Nun waren nur noch der Professor, der mit Ai, die Ran unbedingt noch das Gegenmittel bringen wollte, nochmals zu den Môris gekommen war, sowie Ran selbst und ihre Eltern in der Wohnung.
 

Die beiden Mädchen saßen immer noch unverrichteter Dinge auf Rans Bett in ihrem Zimmer. Seit gut einer Stunde redete Ai mit Engelszungen auf das Mädchen ein, damit es endlich, endlich dieses Gegengift schluckte.

Ran weigerte sich mit einer Standhaftigkeit, der Ai uneingeschränkt Respekt zollte.

Und uneingeschränkt für dumm erachtete.
 

Es machte einfach keinen Sinn.
 

Sie wussten beide, dass Shinichi nicht mehr Conan war. Warum also weigerte sich Ran so stur, endlich ihrem Freund, zumindest in dieser Beziehung, zu folgen?
 

Ai seufzte ein wenig genervt, hielt ihr das Glas erneut hin. Sie hatte die nötige Menge des Pulvers bereits darin gelöst.
 

„Nimm es bitte endlich.“
 

Ran schüttelte den Kopf, rückte bis an die Wand, presste ihre Lippen aufeinander.

Das rotblonde Mädchen stöhnte frustriert auf.

„Hast du Angst vor den Schmerzen? Da musst du durch. Es wird wehtun, aber es wird dich nicht töten. Ganz sicher nicht. Ich schwör’s, du kannst mir vertrauen, ich würde es dir nicht geben, wäre ich nicht sicher…“

Ran schüttelte erneut den Kopf, schwieg weiterhin.

„Was ist es dann?“

Der Mund des kleinen, braunhaarigen Mädchens blieb fest verschlossen - aber ihr Blick schweifte ab, blieb an seinem Foto hängen.
 

Ai folgte ihrem Blick. Sie schluckte schwer.
 

„Ran, glaub mir, Shinichi hätte gewollt, dass du es nimmst, wenn es fertig ist.“

„Aber-“

Endlich sprach sie.

„Was aber?!“

Ran schluckte.

„Was ist, wenn sie ihn wieder schrumpfen? Oder wenn sein Gegengift nur temporär war, zeitlich begrenzt? Vielleicht ist er ja jetzt schon wieder…?“
 

Und erst da begriff die verjüngte Forscherin.

Ran war genauso misstrauisch Sharon gegenüber wie sie - sie wollte warten, bis sie ihn sah. Bis sich mit ihren eigenen Augen überzeugen konnte, dass es ihm gut ging.

Dass er lebte, und er - er selbst war.
 

Aber Ai wollte nicht, dass Ran noch solange wartete. Sie wollte ihr ihren alten Körper zurückgeben, weil sie wusste, es würde Ran einfacher fallen, zu warten, wenn sie sie selbst war - wenn sie von anderen wie sie selbst behandelt wurde, und nicht wie ein kleines Kind, ein rohes Ei, ein zartes Persönchen, dem man nichts anvertrauen, nichts sagen konnte, aus Angst, dass sie unter der Belastung zusammenbrach. Die hatte man wohl auch bei Ran; aber Ran, die wahre Ran, würde zeigen, wie viel sie vertragen konnte. Sie würde sich besser durchsetzen können als die kleine Kohana.

Also holte sie tief Luft.
 

„Ran. Shinichi hätte gewollt, oder besser gesagt, ich bin mir sicher, Shinichi will, dass du das Gegengift nimmst, wenn es fertig ist. Es ist soweit, es ist fertig, und absolut sicher. Er will, dass du es nimmst, wieder die Alte wirst. Er hat es immer gesagt - er wollte deine zweite Kindheit so kurz wie möglich halten. Glaub mir. Sollte er wiederkommen und klein sein, bekommt er es eben auch noch mal. Es ist genügend da.“
 

Und sollte er nie wieder kommen… sollte er… tot sein… dann, Ran…

Dann wird es egal sein, als was du existierst… und ich denke, da stimmst du mir zu.
 

Diesen Gedanken sprach sie nicht aus.

Stattdessen holte sie noch mal tief Luft, hielt das Glas mit neuem Mut dem kleinen Mädchen entgegen.

„Du musst nicht auf ihn warten, bitte, nimm das Gegengift.“
 

Ran schaute sie immer noch zweifelnd an.

„Und warum nimmst du es nicht?“

Ai schaute sie zuerst erstaunt an - dann lächelte sie.

Bittersüß, melancholisch.
 

„Weil ich nie wieder Shiho Miyano sein will. Weil ich nicht mehr Shiho Miyano bin. Shiho war kein böser Mensch - aber sie war bereit, für ihren Ehrgeiz ein paar Grenzen zu überschreiten, die Ai, die ich - jetzt nicht mehr überschreiten würde. Shiho war Teil der Organisation - Ai ist das nicht. Ich will ein neues Leben beginnen, ich will Shiho Miyano, die Organisation, einfach alles, mein ganzes, verdammtes, altes Leben hinter mir lassen, von Neuem beginnen, bei Null anfangen…“
 

„Aber ist es dafür nicht schon zu spät?“
 

Ran schaute sie an, Mitgefühl war in ihren Augen zu lesen.

„Ihr kämpft doch gegen die Organisation - sie ist deine Vergangenheit, sie verfolgt dich bis ins Hier und Jetzt - und außerdem… willst du das wirklich? Alles vergessen, hinter dir lassen? Selbst wenn du es könntest - würdest du das wollen? Würdest du deine Schwester, deine Eltern vergessen wollen? Haben sie das verdient?“
 

Ai wurde bleich.

„Nein. Nein…“
 

Soweit hatte sie noch gar nicht gedacht.

Das alles - natürlich hatte sie an ihre Schwester gedacht, an ihre Mutter – aber nicht in diesem Zusammenhang. Natürlich wollte sie nicht vergessen, nie…

Aber Ran hatte Recht - wollte sie wirklich mit allen Konsequenzen ihr Ziel verfolgen, so hieß das, dass sie auch die angenehmen, schönen Dinge ihres alten Lebens vergessen musste.

Menschen, die sie liebte.

Aber…
 

Wollte sie das wirklich?

Wollte sie das wirklich?

Sie wusste es nicht.
 

Sie schluckte schwer, überlegte lange, bevor sie antwortete.

„Nein… Verdient haben sie es nicht. Natürlich… natürlich nicht. Aber manchmal- manchmal wünschte ich mir, ich könnte vergessen. Könnte vergessen, wie es sich angefühlt hat, als man mir sagte, dass Akemi - dass man Akemi ermordet hatte. Und meine Eltern - meine Eltern… das war doch auch kein Unfall… ich kann nicht glauben, dass es einer war, nicht mehr…“
 

Heiße Tränen begannen über ihre Wangen zu laufen. Sie konnte es nicht verhindern, schämte sich dafür.

Sie schämte sich, vor ihr in Tränen auszubrechen. Vor ihr zu weinen, deren Leben selber schrecklich genug war. An deren Misère sie mit schuldig war.

Es war ihr peinlich, ihre Gefühle zu zeigen. Nur einmal hatte sie das bis jetzt getan - damals, als sie Shinichi zum ersten Mal in Aktion erlebt hatte.

Als sie ihn gefragt hatte, unter Tränen, warum er, der doch so brillant war… ihre Schwester nicht hatte retten können.

Und jetzt - jetzt weinte sie vor seiner Freundin.

Sie wollte nicht - aber sie konnte den Fluss der Tränen nicht stoppen, die unaufhaltsam ihre Wangen hinabrollen, ihren blauen Augen einen unglaublich traurigen Glanz verliehen.
 

Ran rutschte wieder ein wenig näher, umarmte sie, drückte sie an sich und merkte, wie Ai ihre Umarmung zögerlich erwiderte.

Nach einer Weile drückte Ran sie von sich weg, wischte ihr die Tränen mit einem sauberen Taschentuch, das sie aus ihrer Nachttischschublade zog, fürsorglich weg.
 

Dann schaute sie das Glas an, das Ai auf dem Tischchen abgestellt hatte. Sie rang mit sich.

„Nimm es.“

Ais Stimme klang kratzig.

Ran biss sich auf die Lippen. Eigentlich wollte sie ja. Sie wollte wieder Ran sein. Nie würde sie das Gefühl dieser Hilflosigkeit vergessen können, als sie ihm als Kohana nicht hatte helfen können.

Langsam streckte sie die Hand aus, und hielt dann doch wieder inne.

„Und du? Was ist mit dir?“

„Ich überlege es mir… noch. Es ist noch genügend da. Aber du solltest keinen Tag länger so bleiben. Du kannst ihm so viel besser helfen. Und stell dir mal sein Gesicht vor, wenn er zurückkommt und dich wieder sieht. Dich. Nicht Kohana. Glaub mir, das hier ist jetzt der richtige Zeitpunkt.“
 

Und dieser Satz gab den Ausschlag.

Ein leichtes Lächeln umspielte Rans Lippen, als sie an ihn dachte. Wie er sie ansehen würde.

Wie es sein würde, wenn sie beide wieder groß wären… wenn sie wieder Ran und Shinichi wären…

Vor ihrem inneren Auge sah sie sich und ihn an Weihnachten im Stadtpark. Wie herrlich waren diese Minuten gewesen…

Als sie das Glas ansetzte, zitterten ihre Finger.
 

„Bleibst du - bleibst du hier… bitte?“

Ai starrte sie erstaunt an - dann nickte sie fest.

„Wenn du das willst.“

Ran schaute sie noch einmal an - dann stürzte sie den Inhalt des Glases in einem Zug runter.
 

Shinichi…!
 


 

Shinichi fuhr hoch.

Er war auf diesem Brett, das ihm als Sitzgelegenheit diente, eingedöst - und er wusste, es war weder der Hunger, noch der Durst, die ihn hochgetrieben hatten.
 

Es war Ran.

Er seufzte, vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

Irgendetwas stimmte nicht - irgendetwas ging vor sich…

Was war mit ihr? Wo war sie? Wie ging es ihr?
 

Was war los mit ihr?

Er wollte schlucken, aber sein Hals war wie ausgedörrt. Wie viel Uhr war es? Bestimmt war es schon einige Stunden her, seit er in dem Café beim Beschatten das letzte Mal etwas getrunken hatte.

Er versuchte noch einmal zu schlucken, sammelte so lange Speichel im Mund, bis es ihm gelang.

Dann ließ er sich gegen die kalte Wand sinken… und dachte an Ran.

Spürte, wie sein Herz in seiner Brust raste… wie seine Atemfrequenz sich erhöhte.
 

Er wollte jetzt bei ihr sein.

Was immer auch los war, er wollte bei ihr sein…

Ihr beistehen.

Aber er konnte nicht… er konnte nicht…
 

Und diese Tatsache trieb ihn an den Rand des Wahnsinns…
 

Weil er sich auch in so eine verfahrene Situation manövriert hatte. Wäre er damals doch bloß nicht Vodka hinterher geschlichen-

Ihm wäre soviel erspart geblieben.

Ihm, seinen Eltern, dem Professor, Heiji und…
 

Ran…!
 

Dann ging die Tür auf.

Er stand auf, hob geblendet die Hand vor Augen.

Shinichi erkannte trotzdem, wer es war, der ihm einen Besuch abstattete…
 

Gin.
 

Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss.
 

Er wusste gar nicht, wie ihm geschah, als er auch schon mit dem Rücken an die kalte Steinwand gepresst, ihm die Luft abgedrückt wurde. Er umklammerte mit seinen Händen Gins Handgelenk, der mit einer Hand an seinen Kehlkopf, seine Luftröhre gegriffen hatte, langsam und unerbittlich zudrückte. Er wollte ihn wegdrücken, mit einem Fuß wegstemmen, versuchte, als das alles nichts brachte, mit seinen Fingern seinen Griff zu lockern.

Stumm fochten sie ihren Kampf aus, einzig ein leises Stöhnen kam von Shinichis Lippen, als Gin in weiter gegen die Wand presste.
 

Er bekam keine Luft mehr.
 

Er riss den Mund auf, schnappte nach Luft, japste.

Spürte, wie hinter seinen Augen der ein unangenehmes Pochen einsetzte, sah schwarze Kreise tanzen im fahlen Dämmerlicht, versuchte, nach ihm zu treten, bohrte seine Fingernägel in seine Haut, kratzte und zwickte und zog…
 

„Jetzt hör schon auf, du hast keine Chance, Kudô…“

Er spürte Gins heißen Atem im Gesicht, roch den Gestank seiner Zigarette.
 

Gin drückte seinen Kehlkopf noch ein wenig fester zu. Der Druck hinter seinen Augen schien unerträglich zu werden. Er schloss die Augen, als er glaubte, sein Kopf müsse zerspringen. Sein ganzer Schädel pochte, seine Lungen schrien nach Sauerstoff, sein Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig, seine Atmung wurde immer flacher…
 

Gleich ist es aus…
 

Shinichis Hände sanken an seine Seite, sein Körper erschlaffte langsam. Er brauchte Luft… Luft…
 

„Hallo Kudô.“

Gins Stimme klang leise, er zischte in sein Ohr.

„Hörst du mich noch?“

Shinichi stöhnte leise auf.

„Schön.“

Gin grinste breit. Shinichi sah die Glut seiner Zigarette in seinem Mundwinkel auf - und abwippen, als er weiter sprach.

„Weißt du, was ich von dem Befehl des Bosses halte, dich noch ein wenig leben zu lassen? Nein?“
 

Er drückte ihn ruckartig gegen die Wand. Shinichi keuchte, blinzelte heftig. Er war kurz vor einer Ohnmacht.

„Gar nichts.“

Die Stimme des blonden Mannes klang hasserfüllt.

„Du solltest schon längst tot sein. Du hast kein Recht mehr, noch zu leben. Und glaub mir, lange wird dieser Zustand auch nicht mehr andauern. Bei dir nicht… und auch nicht bei ihr.“
 

Shinichi starrte ihn an, war wie paralysiert.
 

Ran… er weiß, dass sie es war…
 

Er meinte sie, dessen war er sich sicher.

Und der Gedanke an sie… gab ihm noch einmal Kraft. Irgendetwas musste er tun. Er durfte nicht einfach aufgeben, wie aussichtslos die Situation auch schien. Er versuchte noch einmal, Gin mit dem Fuß in die Magengegend zu treten – und diesmal traf er.

Gin ächzte, ließ ihn los, stürzte nach hinten. Shinichi, frenetisch nach Sauerstoff ringend, ging ebenfalls zu Boden. Er landete hart auf dem kalten Stein, griff sich mit den Händen an den Hals, rang nach Atem, hustete und schluckte - merkte, wie sein Brustkorb sich hektisch hob und senkte bei dem Versuch, mehr Luft in seine Lungen zu pumpen.

Mehr Luft.

Viel mehr Luft.

Shinichi keuchte.
 

Er hatte sich überrumpeln lassen, als er geblendet die Hand vor Augen hielt… aber wollte sich nicht einschüchtern lassen.

Gin würde versuchen, Ran zu töten, dessen war er sich sicher… irgendwie musste er das verhindern.
 

Nun hatte er ihn zwar weggestoßen - aber würde er auch in der Lage sein, es mit ihm aufnehmen zu können?
 

Nicht innerhalb der nächsten fünf Minuten, Kudô…
 

Und von Gins zwar vor Wut verzerrtem, aber dennoch triumphal lächelndem Gesicht konnte er ablesen, dass der Blonde genauso dachte. Er war nun längst nicht mehr in der Lage, sich groß zu wehren.

Er hatte vergessen, dass er kein kleiner Junge mehr war. Er war nicht mehr hilflos gewesen - doch jetzt war er es.

Jetzt war er es. Er lag nur am Boden, und das einzige was er sah, war die Decke, grau und schmutzig irgendwo zwei Meter über ihm - das einzige Geräusch, das er vernahm, war sein Blut, das überlaut in seinen Ohren rauschte - und das einzige was ihn beschäftigte, war, das zu tun, was für die meisten der Menschen dieser Welt so selbstverständlich war, dass sie nicht einmal merkten, dass sie es taten - atmen.
 

Und das beschämte ihn zutiefst - machte ihm Angst - und schürte ihn ihm einen Hass, einen unglaublichen, unbändigen Hass auf diesen Mann, der sein Leben zerstört hatte.

Der mit einer kleinen rotweißen Kapsel sein Leben so gründlich aus allen Fugen gerissen hatte, dass es ihm, sollte er das hier überhaupt überleben, schwer fallen würde, alles wieder einzurenken.

Und der nun auf der Jagd nach Ran war.
 

Gin hatte ihn gedemütigt, als er ihn zu Conan gemacht hatte, und er demütigte ihn jetzt, indem er ihm sein Leben nehmen wollte. Ihn immer noch wie einen kleinen Jungen behandelte.
 

Shinichi hob den Kopf wieder ein wenig, rappelte sich langsam hoch, starrte den Blonden hasserfüllt an.
 

„Du bist nichts weiter als ein kleiner, dummer Junge. Und du solltest längst, längst tot sein. Und wenn ich es mir überlege, hab ich eigentlich keine Lust, zu warten, bis ich den Befehl vom Boss kriege. Wir brauchen dich ohnehin nicht mehr.“

Er lachte leise.

„Alles was du uns noch sagen könntest, wissen wir. Wir wissen, wer und wo Sherry ist. Wir wissen von deiner Freundin, Ran Môri, die in diesen Tagen wohl auch ein paar Nummern kleiner rumläuft; sie hat Glück, dass wir sie noch nicht haben.

Wir wissen, dass das FBI mal wieder im Lande ist und vergeblich versucht, uns auf die Schliche zu kommen. Du bist wertlos. Dein Leben ist wertlos.“

Er zog seine Waffe, entsicherte sie.
 

Shinichi schluckte. Trotz machte sich in ihm breit.

„Worauf wartest du dann noch?“

Er griff sich an den Hals. Dann schob er sich an der Wand entlang nach oben, bis er wieder aufrecht stand.

„Worauf wartest du dann noch, Gin? Warum tust du’s dann nicht endlich? Hier und jetzt?“

Shinichi fixierte ihn, ließ ihn nicht einen Moment aus den Augen.

„Oder hast du Angst vor den Konsequenzen?“

Er grinste provozierend.

Gin starrte ihn zornig an.

„Pass auf was du sagst…“

„Und warum? Ich hab die Hoffnung, hier noch lebend heraus zukommen, ohnehin begraben. Also - wenn ich schon abtreten muss, dann mit Stil… oder dem, was Stil am nächsten kommt.“

Er sagte es leise und bestimmt.

„Nun. Worauf wartest du? Erschieß mich doch…“

Die letzten Worte zischte er. Gin kniff wütend die Augen zusammen, zielte.

Shinichi schluckte. Er pokerte darauf, dass Gins Respekt vor seinem Boss groß genug war, ihn nicht zu töten; aber er wollte irgendetwas tun, was den Boss wütend auf Gin machte; wütend genug, um ihn irgendwie zu bestrafen.

Möglicherweise aus dem Verkehr zu ziehen.

Er wusste, so wie’s aussah würde Gin die Ehre zuteil werden, sein Werk noch zu vollenden, wenn der Boss von ihm genug hatte; und genau das musste er verhindern. Denn wenn er die Möglichkeit noch mal bekam, ihn ins Jenseits zu befördern, würde er das diesmal gründlich machen.
 

Wollte er irgendeine Chance haben, musste er diesen Mann in den Griff kriegen; am besten aus dem Weg.

Also stichelte er weiter und hoffte, dass sein Plan aufging.

„Komm schon, schieß doch… oder hast du Angst vor deinem Chef? Was wird er tun, wenn er merkt, dass du ihn um seinen Spaß gebracht hast? Um sein Vergnügen, mir beim Sterben zuzusehen betrogen? Hackt er euch einen Daumen ab wie die Yakuza es mit ihren Versagern macht?“
 

„Halt’s Maul.“, sagte Gin leise.

„Ich denk nicht dran.“, erwiderte Shinichi gelassen.
 

Dann ging die Tür auf.
 

„Gin?!“

Vermouth peilte die Lage sofort.

„What the hell…?! Nimm die Waffe weg!“
 

Gin warf ihr einen finsteren Blick zu.

„Was tust du hier?“

„Geht das dich was an? Das sollte ich eher dich fragen…“

Sie trat langsam näher.
 

Der Blonde schaute von Shinichi zu Vermouth.

Sharons Augen blieben an seiner Waffe hängen. Häme flackerte über ihr Gesicht, stilles Vergnügen.

Sie hatte cool guy durchschaut.

„Oh oh oh… das wird den Boss nicht amüsieren… du wolltest seinem Gast wehtun.“

Sie grinste spöttisch.

„Ich geb dir ein paar Sekunden Zeit, dich ihm zu erklären, bevor ich petzen gehe, Gin.“
 

Wenn Blicke töten könnten, wäre sie auf der Stelle tot umgefallen.

Und Shinichi ebenfalls, dem Gin sich noch einmal zuwandte.
 

„Der richtige Zeitpunkt wird noch kommen.“
 

„Das wird er bestimmt…“, flüsterte Shinichi leise.

Gin warf seine Zigarette mit einem letzten, verächtlichen Blick auf ihn auf den Boden und ging.
 

Sharon schloss die Tür hinter Gin, zog den Schlüssel ab und steckte ihn ein. Dann ließ sie sich auf die Pritsche sinken, schaute ihn nur an, ihn, der vor ihr stand, und sie kalkulierend musterte.
 


 

Yukiko starrte blicklos auf den Sitz vor ihr, griff unwillkürlich nach der Hand ihres Mannes, der neben ihr im Flugzeug saß.

Yusaku drückte ihre Finger, schaute sie an, strich ihr vorsichtig eine Strähne ihres hellen Haars aus den Augen.

„Yukiko…“

„Sprich mich nicht an, jetzt, bitte…“, stieß sie gepresst hervor. Dann wandte sie ruckartig ihren Kopf ab. Ihre Augen schwammen schon wieder in Tränen.
 

„Sprich mich nicht an, Yusaku, denn wenn du leise sprichst, hört sich deine Stimme an wie seine. Schau mich nicht an, jetzt, bitte, denn er hat die gleichen Augen wie du, und diese Ponyfransen hier-,“ sie strich sich kurz über die Schläfe, „die hat er auch von dir. Er sieht dir zu ähnlich. Er ist dir zu ähnlich. Du erinnerst mich an ihn, und ich will, ich will jetzt nicht an Shinichi denken, weil ich sonst ausflippe, Yusaku…!“
 

Sie atmete heftig, holte tief Luft.

„Weil ich wahnsinnig werde, wenn ich daran denke, was… ob… weil ich die Beherrschung verliere, und ich will mich aber jetzt zusammenreißen, im Flugzeug.“

Ihre Stimme war brüchig, schwankte und bebte.

„Ich will nicht schon wieder zusammenbrechen und weinen, nicht hier, nicht jetzt… und es hilft ihm ja auch nichts, ich muss stark sein…“

Sie schloss die Augen, ließ ihren Kopf gegen das Kissen der Kopfstütze sinken.

„Also lass mich in Ruhe, bitte, bis wir gelandet sind. Verstehst du das? Bitte?“

Er nickte nur, drückte ihre Finger, um ihr zu zeigen, dass er sie verstanden hatte.
 


 

Ran lag auf dem Bett, atmete schwer.

Sie wusste nicht warum, aber ein seltsames Gefühl hatte sie beschlichen - langsam ebbte es wieder ab, aber ein kleiner Rest blieb.

Sie hatte Angst um ihn, das musste es sein.
 

Ai, die sie zugedeckt hatte, als es losgegangen war, sich ihr Körper wieder in seine alte Form zurückverwandelt hatte, saß auf der Bettkante und hielt ihre Hand.
 

„Glaubst du, er denkt an mich? Glaubst du, er merkt es? So wie ich mir einbilde zu merken, wenn mit ihm etwas nicht stimmt?“

Ihre Stimme war schwach, sie drehte ihren Kopf in ihre Richtung. Ai wischte ihr mit einem Lappen, den sie geholt hatte, als Ran wieder die Ran war, die sie sein sollte, sanft über die schweißnasse Stirn.

„Ich glaube es nicht nur, ich weiß es.“

Sie lächelte sanft.

„Woher…?“

Ran schaute sie verwirrt an.

„Damals, als du diese unglaubliche Dummheit begangen hast, und die Kapsel geschluckt hast- in dem Moment, als du unter Qualen geschrumpft bist- hat er dir eine SMS geschickt. Ich hab sie gelöscht. Du hast sie nie gelesen, weil ich nicht wollte, dass du dich beunruhigst.“

„Er hat…?“

„Ja. Er ist wohl aufgewacht, und als er dich nicht finden konnte, hat er sich gesorgt.“
 

Ai seufzte.

„Jetzt ist er es wohl, um den man sich Sorgen machen muss.“

Sie wischte Ran noch mal mit dem Lappen vorsichtig das Gesicht trocken. Dann ging sie, kam wenige Minuten später mit einem Glas Wasser wieder, reichte es ihr.

„Da. Trink was. Und dann versuche, ein wenig zu schlafen. Du brauchst Ruhe.“

Ran nickte dankbar, setzte da Glas an ihre Lippen und trank es in kleinen Schlucken aus, ließ sich dann wieder in die Kissen zurücksinken.

Sie war in der Tat sehr müde…

Ai strich ihr eine Haarsträhne, die ihr in die Augen gefallen war, aus dem Gesicht - dann ging sie, zog die Tür hinter sich zu, was ihr ein paar schiefe Blicke von Eri und Kogorô einbrachte, die unruhig draußen auf dem Gang standen.
 

Sie waren sofort angelaufen gekommen, als sie unterdrückte Schreie aus Rans Zimmer gehört hatten, und waren fuchsteufelswild geworden, als sie die Tür verschlossen vorgefunden hatten.

Nun schaute Ai die beiden mit ihren großen, unschuldigen Kinderaugen an, und erklärte ihnen die Geschehnisse mit einer Sachlichkeit in der Stimme, die so gar nicht zu dem kleinen Mädchen passen wollte.

Als sie geendet hatte, herrschte Stille im Hause Môri. Eri und Kogorô warfen einen vorsichtigen Blick in das Zimmer ihrer Tochter.

Im Bett lag Ran - und schlief.

Selbst jetzt noch sah man die Sorge auf ihrem Gesicht.
 

„Sie sollten sie in Ruhe lassen. Sie braucht jetzt ihren Schlaf.“

Ais Kinderstimme drang zu ihnen hinauf. Kogorô schaute sie an, nickte.

Damit ging sie, gefolgt von Professor Agasa, der in der Küche gewartet hatte, nach Hause.
 

Was keiner wusste, war, dass Ai in das Glas Wasser ein Schlafmittel gemischt hatte.

Ran brauchte ihren Schlaf wirklich, das Mädchen war am Ende - und bis zum späten Nachmittag würde sie auch keiner mehr Morpheus’ Armen entreißen.
 


 

Langsam - sehr langsam - beruhigte er sich wieder.
 

Bedeutete ihr mit einer Handbewegung Platz zu machen auf der Pritsche, setzte sich neben sie.

Dort sackte er ein wenig in sich zusammen, den Kopf in beide Hände gestützt, sah sie nicht an.

Sie schon.

Sie schaute ihn an.
 

Und lange Zeit schwiegen sie beide.
 

„Du…“, begann sie.

„Hätte er’s getan?“

Er sprach leise, und sie hörte, dass seine Stimme krächzte. Er griff sich an den Hals, seufzte.
 

„Was?“

Sie wandte sich ihm zu.

„Mich umgebracht, wenn du nicht gekommen wärst. Hätte er? Hätte ich ihn dazu bringen können?“

Sharon schaute ihn an.

„Du hast ihn bewusst provoziert? Stimmt's?““

„Ja. Ich wollte, dass er eine Dummheit macht, für die man ihn zur Rechenschaft zieht.“

Er grinste schief.

„Ich wusste ja, dass er mich nicht mag, aber dass er mich derart hasst, dass er ich ihn soweit bringen konnte… verblüfft mich doch etwas. Hätte er die Beherrschung verloren?“

Sharon kniff die Augen zusammen.

„Du bist der Einzige, der ihn überlebt hat - mit dir hat er noch eine Rechnung offen, er fühlt sich in seinem Stolz gekränkt. Und nun sag mir nicht, dass du ihn nicht auch auf eine ganz besondere Art und Weise hasst.“

„Meine Frage, Sharon.“

„Nun… ja, ich denke, ein paar Minuten länger… und unter Umständen hättest du ihn soweit gehabt. Fragt sich nur, ob du diese Dummheit seinerseits überlebt hättest. Ganz davon abgesehen hast du wohl dein Ziel erreicht. Er wird’s dem Boss stecken müssen, weil er weiß, ich sags ihm bestimmt; und dafür wird sich unser aller Arbeitgeber etwas einfallen müssen. Solchen Ungehorsam kann er nicht dulden. Ich frage mich, was er überhaupt hier wollte.“

„Mich einschüchtern?“

Shinichi griff sich unwillkürlich an den Hals.

„Hm.“

„Und was willst du denn nun hier, wo wir grad beim Thema sind?“

„Ich besuche dich.“

Er verdrehte die Augen, seufzte.

„Aha.“

Seine Stimme triefte vor Zynismus. Vermouth grinste in die Dunkelheit.
 

„Wie geht’s Ran?“, fragte er dann; stellte die Frage, die ihn am meisten beschäftigte.
 

„Körperlich gut. Seelisch ist sie am Ende. Sie macht sich schreckliche Sorgen um dich. Sie ist zusammengebrochen, kaum dass du weg warst. Jodie und diese beiden Osaka-Teenies haben sie dann mit nach Hause genommen. Und als ich sie dann besucht hab, da hat sie mir die Hölle heiß gemacht, warum ich dich nicht gerettet hab.“

Sie lachte leise, offensichtlich amüsiert.

„Ein hitziges Temperament legt sie an den Tag. Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Genauso wenig wie eine andere Tatsache. Sie - sie hat das Gift, das sie Gin geklaut hat, also selber geschluckt? Warum?“
 

„Was interessiert dich das, Sharon…?“

Er seufzte.

„So sehr liebt sie dich…?“, murmelte sie fragend.

„Hör auf.“

„Sie hat ihr Leben für dich riskiert…“

„Hör auf, Sharon…“
 

„Bist du das wert?“
 

„HÖR AUF!“

Er war aufgesprungen, funkelte sie wütend an. Sie konnte sein Gesicht kaum sehen, aber sein schneller Atem, seine gespannte Körperhaltung verrieten ihr, dass er es war.

Wütend.

Sie hatte wohl einen Nerv getroffen.
 

„Schon gut.“

Sie stand auf.

„Ich hör ja schon auf. Ich bin eigentlich gekommen, um dich zu warnen - beziehungsweise, dich auf etwas vorzubereiten. Morgen im Laufe des Tages wird wohl der Boss noch einmal mit dir reden wollen. Er wird wohl noch ein paar Einzelheiten wissen wollen, denn für die wesentlichen Fakten braucht er dich nicht mehr - er weiß ja dank Gin, wer und wo Sherry ist, und über Ran weiß er auch ziemlich alles… Also… mach dich auf etwas gefasst.“
 

Sie schaute ihn ernst an.

Shinichi starrte sie an.
 

„Hör zu.“

Sie sprach leise, flüsterte fast, trat ganz nah an ihn heran.

„Ich hab nicht vor, dich hier sterben zu lassen. Ich will das Ende dieser Organisation genauso wie du - und ich will nicht, dass deine Mutter ihren Sohn verliert, oder deine Ran ihren Freund. Ich will Wiedergutmachung leisten, ich will wenigstens die Chance haben, irgendwann, nach tausend Jahren Fegefeuer, vielleicht doch noch in den Himmel zu kommen… und ich will, dass Yukiko mich nicht mehr so ansieht…“

Sie lächelte bitter. Ihre weißen Zähne blitzten, als der Lichtstrahl aus dem Fenster in der Tür sie traf.
 

Er legte den Kopf schief, schaute sie mit zusammengekniffenen Augen skeptisch an.

„Warum zur Hölle sollte ich dir glauben, Sharon. Nenn mir bitte einen vernünftigen Grund - wenn ich dich daran erinnern darf, du hast in der letzten Zeit nicht unbedingt versucht, ein vertrauensvolles Verhältnis zu mir zu haben. Du wolltest Ran damals in New York auf dieser Treppe von diesem leer stehenden Fabrikgebäude erschießen, du brauchst nicht zu glauben, dass ich das je vergesse. Ganz davon zu schweigen, dass ich dir das jemals verzeihen könnte. Du hättest sie erschossen, und mich auch. Kaltblütig, ohne mit der Wimper zu zucken, wenn du den Schalldämpfer deiner Waffe nicht verloren hättest. Wir hätten dich damals abstürzen lassen sollen, aber dazu sind weder Ran noch ich gemacht. Wir sind keine Mörder, wir sind nicht dazu fähig, einen Menschen seinem Schicksal zu überlassen…“
 

Sie schaute ihn nachdenklich an.

„Also hast du es herausgefunden?“

„Offensichtlich.“

Er klang mürrisch.

„Du hast ja Recht.“

Sie lehnte sich zurück, strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.

„Nett von dir, dass du das einsiehst.“

„Und ich hoffe auch, dass du deine Drohung eines Tages noch wahr machen wirst.“
 

Er fuhr hoch.

„Du meinst…?
 

Sharon straffte die Schultern, lächelte hintergründig und fing an zu zitieren.

Sollten wir uns aber je wieder über den Weg laufen, werde ich keine Gnade walten lassen. Ich werde alle deine Taten aufdecken und sämtliche Beweise wie ein Puzzle zusammensetzen… um dich in die Hölle zu schicken, wo du hingehörst!“
 

Er blickte sie mit aufgerissenen Augen erstaunt an.

„Du hast dir das gemerkt?“

„Aber sicher, silver bullet.“

Sie grinste.

„Den genauen Wortlaut sogar, wenn dir das aufgefallen ist. Eine Kleinigkeit für mich als Schauspielerin, die darauf getrimmt ist, Texte in kürzester Zeit auswendig zu lernen…“
 

Sie blickte in durchdringend an.

„Du bist doch ein Mann der Tat, nicht wahr? Kein Verfechter der leeren Worte?“

Er nickte stumm.

„Dann wirst du doch sicher dein Versprechen einmal wahr machen wollen, nicht wahr, Shinichi?“

„Worauf du dich verlassen kannst, Sharon.“

Seine Stimme klang leise.

„Sehr schön.“

Sie klang zufrieden.
 

Er räusperte sich.

„Aber, Sharon - was hast du davon, wenn ich dich hinter Gitter bringe?“

Sie lächelte.

„A secret makes…“

„Lass es.“

Er verdrehte die Augen.

„Lass stecken. Ich wills gar nicht wissen.“
 

Dann seufzte Shinichi vernehmlich.

„Aber - wie gedenkst du nun, mich hier soweit rauszukriegen, dass ich den Laden hochnehmen kann? Oder dich in den Knast bringen?“
 

Sie lächelte.

„Also haben wir einen Deal…?“

„Der da wäre…?“

„Wir sind ein Team, bis wir hier raus sind und unser Ding durchgezogen haben.“
 

Er schaute sie prüfend an. Sie lächelte innerlich. Dieser analytische Blick in seinen Augen, dieser Ausdruck höchster Konzentration auf seinem Gesicht… er war es, ohne Zweifel.

Mit ihm, und nur mit ihm, würde ihr Vorhaben auch gelingen.

Nur er konnte den Teufel besiegen, er war die silberne Kugel, die den Werwolf, den Dämon vernichten würde.
 

Dann, schließlich, nickte er.

„Schön. Wir haben einen Deal.“

Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf ihren Zügen aus.

„Bald wird er dich wieder kommen lassen…“
 

Weiter kam sie nicht.
 

Es klopfte.

„Vermouth!“

Seine Stimme klang harsch. Sie stand auf, sperrte die Zellentür auf.

Gin, immer noch kalkweiß vor Zorn im Gesicht, streckte seinen Kopf durch die Öffnung.

„Der Boss will dich sehen. Oder soll ich ihm ausrichten, dass du noch beschäftigt bist mit was auch immer…?“

Er sah nicht nur wütend aus, er war es auch.
 

„Lass die dummen Witze, mein Freund.“

Sie warf Shinichi einen letzten, melancholisch anmutenden Blick zu, dann ging sie.
 

Hinter ihr klickte der Schlüssel im Schloss.
 

Ihre Schritte waren kaum verklungen, da vernahm er ein leises Quieken.

„Du schon wieder.“, murmelte er leise.

Vor ihm auf dem Boden saß die Ratte, ihre Schnurrhaare vibrierten, als ihre Nase zitterte, sie die Luft nach eigenartigen Gerüchen durchsuchte.

Sie schaute ihn an und fiepte.

„Seh ich aus, als ob ich was zu essen hätte, du kleiner Schmarotzer?“

Er seufzte genervt.

„Mach, dass du in das Loch zurück kriechst, aus dem du hervorgekommen bist, du verlaustes Mistvieh…“

Die Ratte blinzelte ihn verständnislos an. Er seufzte.

Dann begann sie sich zu putzen, fuhr sich immer wieder mit den kleinen, handähnlichen Pfoten über den Kopf, schleckte sie ab, und wieder über den Kopf, zog ihre Schnurrhaare durch die Finger…
 

Unwillkürlich musste er lächeln.

„Ja, mach du nur. Lade nur alle deine Flöhe bei mir ab. Ich denke, so schlecht war die Pest als Todesart auch nicht.“
 

Dann zog er ein Bein hoch, schlang seine Arme um sein Knie, legte seinen Kopf darauf ab und beobachtete weiter die Ratte bei ihrer Putzaktion.

Lange schaffte sie es allerdings nicht, in in ihren Bann zu ziehen.

Seine Gedanken drifteten ab; wanderten zu der Person, um die er sich am meisten sorgte.
 

Ran…



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Kommentare zu diesem Kapitel (16)
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Von:  Haineko
2008-08-20T10:49:23+00:00 20.08.2008 12:49
Tja da bin ich schon wieder^^!
Ein Gegengift, halleluja! Und doch weigert sich Ran standhafft es einzunehmen. Dabei gibt es doch viel mehr Aspekte die dafür sprechen, als dagegen. Zum Glück ist ja Ai da, die sich in diesem Falle dann doch noch durchsetzen kann, nicht so wie im letzten, wo Ran dann doch eine Dummheit beging...
Ai denke ich, will einfach nicht mehr Sherry sein. Sie will Ai sein, mit den angenehmen Erinnerungen von Shiho, auch wenn das nicht ganz möglich ist.
Aber ich denke wirklich für sie wäre es das beste, wenn sie Ai Haibara bleibt und einen Neustart machen kann, sich ein ganz neues Leben aufbauen kann, denn sie könnte ja auch als Shiho einen Neuanfang versuchen, aber es wäre nicht das selbe, da sie Erwachsen wäre.
Als Ai hat sie die Chance ihr gesamtes Leben neu zu gestalten, eine Kindheit zu erleben, die ihr als Shiho wohl versagt geblieben ist. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sie, wo ihre Familie doch mit der Organisation verbunden war unbekümmert aufwachsen konnte.
Okay, das konnte sie dieses Mal auch nicht vollständig, da sie immer noch zu einem Großteil Shiho war, aber vielleicht kann sie sich irgendwann weitgehens von Shiho lösen, lösen, aber nicht trennen. Denn die Erfahrungen, die sie als Shiho gemacht hat sind auf alle Fälle prägend und auch ihre Erinnnerungen aus ihrem alten Leben machen einen wichtigen Teil von ihr aus.
Nein, ich denke sie sollte zu 90% Ai sein und die restlichen 10% soll sie Shiho bleiben, dann denke ich wird sie ein tolles neues Leben haben...

Okay zurück zum Kapi... (bin wohl etwas abgeschweift XD)
Ich kann Yukiko durchaus verstehen. Ich meine Shinichi sieht nun mal aus wie eine jüngere Ausgabe von Yusaku. Und Stimmen klingen so ziemlich alle gleich, wenn man flüstert...
Und es würde mir auch ziemlich unangenehm sein mitten im Flugzeug loszuflennen, wie viel mehr muss es dann noch sein, wenn man berühmt ist?
Na zum glück ist Yusaku ja ein recht eifühlsammer Mann...

Sein Sohn hingegen scheint mir leicht Lebensmüde zu sein, wenn er Gin in seiner Lage jetzt auch noch so provoziert... denn das hätte wirklich tödlich enden können... ein Glück das Vermouth aufgetaucht ist und Shinichi vor den Konsequenzen retten konnte.
Allerdings könnte sie etwas mehr Rücksicht auf seine Gefühle nehmen. Na gut sie weiß zwar nicht, das Shinichi sich gerade sowieso Sorgen um Ran macht, da er, mal wieder, nicht weiß was los ist und ihr, auch mal wieder, nicht beistehen kann.
Aber sie ist trotzdem nicht sehr einfühlsam.
Trotzdem gefällt es mir super wie du sie hier dargestellt hast. Reuevoll, das ist das Wort das mirdazu einfällt und ich denke es trifft wirklich zu.
Sie hat selber einmal im Manga gesagt, dass sie von diesem schwarzen Teufel loskommen will. Und sie hat keine Probleme damit in den Knast zu wandern, was ich äußerst bemerkenswert finde...

Und dann kommt der große Auftritt der Ratte!!! XDXP
Ich mag es irgendwie, wie du immerwieder auf solch, doch recht banale Dinge kommst. Sie lenken dich kurz von der triesten Stimmung ab, auch wenn man sie nie vergisst...
Na auf alle Fälle finde ich es wirklich nicht schlecht...
LG Haineko
Von:  Ran_Angel
2008-08-15T07:29:48+00:00 15.08.2008 09:29
Hi ^^
Und sorry das ich mich erst jetzt melde ><
Hatte leider viel zu tun...
Na ja... also wie immer ein super kapitel!!!
Spannend, spannend und nochmals spannend! Schreib weiter so! ^^

Bin schon auf den showdown gespannt XD

Bis zum nächsten Kapitel und Liebe Grüße
deine Ran_Angel
Von:  Black_Taipan
2008-08-10T09:40:18+00:00 10.08.2008 11:40
Schon bei Kapitel 23! ^___^
Ich fand die Gespräche sehr schön, vor allem das von Ai und Ran. Rans Sturköpfigkeit ist wirklich süss, aber am Ende hat sie dann das Gegengift trotzdem genommen. Als Ran kann sie sich wenigstens mit ihrem Karate wehren... Interessant fand ich auch, dass Ran und Shinichi auch hier eine Art Seelenverwandtschaft haben. Sie spüren, wenn es dem anderen nicht gut geht.
Gins Auftauchen fand ich etwas seltsam. Ich kann zwar verstehen, dass der Kerl wütend ist und teilweise vielleicht seine eigenen Wege geht, aber die Provokationsszene fand ich etwas... *nachdenk* Shinichis Gedankengang will mir nicht so ganz einleuchten. ^^°
Andererseits passt es auch irgendwie zu ihm.
Die Ratte ist süss - genauso wie die Mäuse von Ai.
Aber das hatte ich schon das letzte Mal geschrieben.
*Mäuschen streichelt*
Shinichis Gespräche mit der Ratte sind toll. xD
Yukiko scheint ziemlich am Ende zu sein. Ihre Reaktion auf Yusakus Versuche, sie zu trösten, waren sehr eigentümlich. Okay, ich kann sie verstehen, aber es ist trotzdem fast schon hysterisch, wie sie reagiert.
Ich hoffe, dass die DBs und Hattori noch mals ein bisschen öfters vorkommen. Die Kinder werden es nicht ohne Grund erfahren haben, oder?
So, ich verabschied emich jetzt und freue mich auf das nächste Kapitel.
Liebe Grüsse
taipan
Von: abgemeldet
2008-08-08T09:57:57+00:00 08.08.2008 11:57
Dieses Kapitel hier hat mir wieder deutlich besser gefallen als das letzte, es war einfach insgesamt in sich stimmiger ^^
Einzig und allein die Szene alsShinichi Gin so provoziert fand ich etwas arg gestellt und übertrieben. Aber naja, Geschmackssache...
Bei Yukiko hätte ich mir eher Gedankenals worte gewünscht, aber nun gut.
Schön fand ich dafür den Rest und die ganzen Gespräche ^^
Nur schade, dass die DBs irgendwie nur aufgetaucht sind um wieder weggeschickt zu werden. Und auch Heiji und Kazuha scheinen nun vollends in die Rolle von Statisten abgeschoben worden zu sein. Find ich nicht so toll, immerhin hast du sie extra auftreten lassen, dann sollten sie auch irgendwie mal eine Rolle bekommen. Und von Sonoko hat man auch so gar nichts mehr gehört...

Nyo, mal sehen wie es weitergeht ^^
Von: abgemeldet
2008-08-07T19:54:31+00:00 07.08.2008 21:54
Die erste Schulwoche hat mich doch schon wieder so in Anspruch genommen, dass ich glatt vergessen hab, was einen denn immer mittwochs auf Animexx erwartet. Zum Glück ist es mir wieder eingefallen!! Blöde Schule ... ;-P
Aber nun zum Kapitel: Es gab wieder einen Deal! ^^ Ich mag Deals. ;-)
...
Mir gefällt es wirklich, dass du die Seiten der Charaktere zeigst, die der gute Gosho *ihn verehr* meistens nur andeutet. Ich rede natürlich von Ai und ihren Beweggründen und die Zweifel. Das alles passt ausgezeichnet in die Situation, in die du die Charas gebracht hast und verdeutlicht den Ernst der Lage. Der Sichtwechsel war wieder überzeugend und abwechslungsreich. Ich kann mir vorstellen, dass so für jeden Leser immer was dabei ist und kein Genre zu kurz kommt ...
Ganz besonders gefallen hat's mir, dass Ai während der Verwandlung bei Ran geblieben ist. Die teilweise geschwisterähnliche Beziehung zwischen den beiden ist ein Punkt, den ich besonders wichtig finde und über den ich immer wieder gerne lese - wie deine Fanfiktions!
Was ich von Sharon halten soll, weiß ich immer noch nicht (weder im Manga, noch in deiner FF). Zweifellos ist sie ein unheimlich interessanter und komplexer Charakter, den man totanalysieren könnte, wenn man wollte ... Du und Aoyama-senpai lasst uns wirklich ganz schön zappeln XD
Trotzdem kann ich nicht sagen, ob ich mich auf das Ende freue oder nicht ... Ich will zwar unbedingt wissen, wie's ausgeht (und ich bin ein Epilog-Fan), aber andererseits wär's echt schade, wenn's vorbei ist ...
Read you next week
vlg
Von:  Shini-Girl
2008-08-07T12:26:50+00:00 07.08.2008 14:26
hi
ein wirklich klasse kapi
einfach toll
wird die Polizei, also megure,takagi und sato aufgeklärt wer conan ist ?
die stelle mit shiho war einfach -mir fehlen die worte
Ran ist wieder groß -freu
Yukiko ist kurz vorm durchdrehen aber das kann man verstehen sie kommt fast um vor sorge um ihren sohn
es ist auch verständlich das sie nicht will das Yusaku sie anspricht er sieht seinem Sohn einfach zu ähnlich obwohl es wohl eher shinichi ist der seinem vater ähnlich sieht und nicht anderherum
Sharon und Shinichi schließen also einen packt - find ich gut
die stelle mit der ratte war zum schiesen
ich glaube die liebe zwischen shinichi und ran schafft diese bewährungsprobe aber ob Ran ihren Süßen je wieder aus den Augen lässt wenn sie ihn wieder hat????
Gibt es noch ein Gespräch zwischem Shinichi und dem Boss???
hoffe in der Zelle gibt es keine kameras.
mach weiter so
ich freu mich schon aufs nächste kapi
lg
deine shini


Von:  Seiji_Takashi
2008-08-07T10:15:56+00:00 07.08.2008 12:15
Hi boa das Kapitel haut einen ja echt um ich abe leider nciht genug Zeit aber ich stimme am meisten Shelling_ford zuXD
Aber das Sharon und Shinichi jetzt zusammen arbeiten (erstmal ) echt klasse ich freu mich schon voll auf nächste Woche achja herzlichen Glückwunsch zu den 100.000 XD
Lg

Seiji

Von: abgemeldet
2008-08-07T06:30:20+00:00 07.08.2008 08:30
warum muss er, wenn eine Ratte sich beim putzen beobachtet, an Ran denken?
naja...

aber die Liebe zwischen Ran und Shinichi hast du sehr gut rüber gebarcht. Wow.
Wäre schön, wenn es diese Liebe wirklich gebe und wenn ich sie finden würde.

War ein tolles und mitreisendes kapitel

weiter so! ^^
Von:  Yuki_Salvatore
2008-08-07T01:39:46+00:00 07.08.2008 03:39
wuhu über 100.000 wörter das muss wirklich gefeiert werden ^^
+glas annhem und dir zuprost*

also zum kapi ^^
nun gut das ran das mittel doch genommen hat ich mein als kleines kind kann sie wirklich nicht viel machen und das weiß sie auch...
sie hat viel durchgemacht und sollte jetzt wirklich mal schlafen...brav gemacht ai xD

der deal zwischen sharon und shinichi...ja nun kann man nur joffen das da nichts scheif geht und sich alles zum guten wendet ^^

bin gespannt wies weiter geht

greetz GokuFan
Von:  Diracdet
2008-08-06T19:26:37+00:00 06.08.2008 21:26
Hallo Leira,

nun, es war irgendwie klar, dass ich nicht zweimal erster werde...
Taht's life!

Also nun erstmal, endlich Gratulation zur sechsstelligen Wortzahl. Sollte dir jemals ein Deutschlehrer gesagt haben, deine Aufsätze wären zu kurz, er oder sie wäre nun sicher stolz! ;]

Zum Kappi.
Also meinst du auch, dass Ai nicht mehr wieder Shiho sein will?
Fragt sich in dem Zusammenhan ja nur, ob sie nun normal wieder altert und in zehn Jahren erwachsen sein wird, oder für immer so bleibt.

Ansonsten geb ich dir Recht, sie will, im Gegensatz zu Shinichi, ja nicht ihr Leben zurück, sie hat wirklich damit abgeschlossen, als sie das Gift nahm. Es wäre wohl nur die Konsequenz.
Und ihre Familie will sie sicher nicht vergessen, oder?

Preisfrage, die beiden Gegengifte, für Shinichi und für Ran, sollen das die selben sein? Sind ja unabhängig voneinander entwickelt.

Nun, Gin und seine Interessen...
Da hast du ja fast noch mehr einen Stereotypen als den Boss, oder?
Ich meine, sicher, er tötet ohne mit der Wimper zu zucken, aber manchmal hat man ja eher das Gefühl, selbst so was wie Rache oder Mordlust können ihm nicht die Sicht vernebeln.

Aber nun kommt ja Tante Sharon und hat ihn wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht.
Schade, ich hatte gehofft, su wolltest jetzt doch ein wenig präziser etwas zu ihren Motiven sagen.

Ach ja, 1000 Jahre sind doch keine Zeit im Fegefeuer, und in ihrem Fall muss man wohl eher voon 1000000 ausgehen, wenn sie nicht noch etwas ganz besonderes macht...

Der Deal, ich bin hoch gespannt.
Trotzdem, du wirst dich doch nicht auf Shinichi und Vermouth beschränken, nicht, nachdem Gin über Ran Bescheid weiß, oder?

Ich warte neugierig auf die nächsten Kapitel.
lG, Diracdet


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