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Frag dich erst, wer du bist...bevor du wissen willst, wer ich bin

Ginny/Draco
von

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Fassade

39. Fassade
 


 

„Weil ich...“

‚Draco, ist dir gerade klar, was du diesem Weasley-Mädchen sagen willst? – Natürlich ist mir das klar. – Du bist so tief gesunken. Überleg doch mal! Erstens ist sie eine Weasley und du ein Malfoy. Diese Verbindung kann nie funktionieren! Und zweitens: Was ist, wenn sie dir einen Korb gibt? Wie stehst du denn dann da? Ich kann es dir sagen: Wie ein absoluter Vollidiot! – Das... das stimmt... – Außerdem benimmst du dich in der letzten Zeit einfach peinlich! Du hilfst der Weasley andauernt. Und wofür? Du wirst von allen Seiten schräg angeguckt. Du bist ein Malfoy! – Nein, bin ich nicht! Nicht mehr! – Klar, du hast dich von deinem Vater abgesagt, aber wenigstens ein bisschen Stolz müsstest du immer noch haben. – Ich habe mich eben geändert! – Ein Mensch kann sich nicht von einen auf den anderen Tag verändern. Du machst dir etwas vor! Du bist noch immer Draco Malfoy und wirst es auch für immer bleiben! Also, spiel dir wenigstens ein Mal in deinem Leben nichts vor und erkenne deinen Fehler! – Was denn für ein Fehler? – Du begehst den Fehler deinen Stolz zu verlieren und das ist etwas, was du dir nicht erlauben kannst. Sie ist daran Schuld! – Nein, Ginny ist liebevoll und... – Merkst du nicht, wie geschwollen du redest? Du schauspielerst! Sieh doch endlich ein, dass zwischen Ginerva Weasley und dir nichts ist! – Aber mir liegt doch so viel an ihr... – Keiner sagt was gegen eine Freundschaft mit ihr, solange sie dich nicht zu sehr beeilflusst und solange du nicht zu einem Gryffindor mutierst. – Aber, ich wollte ihr doch gerade meine Liebe gestehen... – Liebe? Was ist das? Nur ein Wort! Ein Gefühl, das sich die Menschen ausgedacht haben, weil sie sich nach dieser Illusion sehnen. Aber du darfst dieser Ilusion nicht verfallen! Das Einzige, was dich so unheimlich an ihr anzieht, ist ihr makeloser Körper. – Aber ich fühle mich so glücklich, wenn sie da ist... – Siehst du! Du wirst schwach wegen ihr! Sie bringt dich dazu Dinge zu fühlen, die du dir nur einbildest. Körperlich kannst du schwach werden, aber nicht geistig. Niemand darf Einfluss auf deine wirklichen Begierden und deinen Geist nehmen. Sei stark! Sei schlau! So, dass du stolz zurückblicken kannst!‘

„Drace? Draco? Kannst du mich hören?“ Ginny sah ihm noch immer fest, aber irritiert in die Augen.

„Wie?“ fragte er verwirrt. Es kam ihm vor als wäre er aus einer kurzen Trance wiedererwacht.

„Du hattest gerade den Satz ‚Weil ich...‘ angefangen und plötzlich waren deine Augen... irgendwie leer.“ In Ginnys Augen konnte man deutlich Besorgnis erkennen.

Nein, er konnte es ihr nicht sagen. Er wusste nicht, ob das, was er für sie empfand, wirklich Liebe oder nur eine Illusion war. Zudem würde er ihre gute Freundschaft aufs Spiel setzen oder sie womöglich sogar ganz verlieren.

„Weil ich ein paar Sympatien für dich hege.“ sagte er in einem gelangweiltem Ton. Das alles ein bisschen komplizierter auszudrücken war die beste Möglichkeit es nicht so drastisch dastehen zu lassen. Zufrieden mit seiner Antwort nickte er kaum merkbar, so als ob er damit der inneren Stimme, die ihn wieder zur Vernunft gebracht hatte, seinen Dank aussprach.

„Ich mag dich auch, falls du das meinst.“ strahlte Ginny ihn an.

Seine Zufriedenheit war von jetzt auf gleich wieder am Nullpunkt angelangt.

Sie traf den Nagel auf dem Kopf, auch wenn es die etwas abgeschwächte Version seines eigentlichen Liebesgeständnises war.

Als er seinen Kopf hängen ließ, bemerkte Ginny seine Betrübtheit und wurde den Verdacht nicht los, dass diese mit ihren ausgesprochenen Worten zu tun hatte. Jedoch zwang sie etwas in ihrem Inneren nicht mehr weiterzubohren.

„Was soll ich jetzt eigentlich machen? Ich meine, ich habe das Dunkle Mal, Harry weiß es und wird es mit aller Sicherheit Ron erzählen und der wird sich gezwungen fühlen meinen Eltern darüber zu unterrichten.“ sagte sie ruhig, dennoch mit einem leichten Beiklang von Verzweiflung.

„Ihnen einfach die Wahrheit erzählen. Den Teil, dass du es gewollt hast, kannst du ja außen vor lassen. Immerhin wissen sie ja nicht, dass man den Willen haben muss das Mal zu bekommen.“

„Oh mein Gott! Ich kann meiner Familie doch nicht sagen, dass ich eine Todesserin bin! Das mit dem Wollen wusste ich ja nicht mal. Ich muss echt verrückt gewesen sein als ich das Mal angenommen habe.“ regte sich das rothaarige Mädchen auf und sah nun sichtlich verzweifelt an die Decke, als stände vielleicht dort eine Lösung ihres Problems geschrieben.

„Klar warst du verrückt. Du hast ja auch schließlich eine ganze Woche lang Bellatrix Folter aushalten müssen.“ Draco hielt kurz den Atem an, dann sprach er langsam weiter. „Es gäbe da allerdings schon Möglichkeiten, wie wir das kleine Problem beseitigen könnten.“

Ginnys Interesse war sofort geweckt. „Wie? Draco, jetzt sag schon!“

Draco musste schmunzeln. Sie hatte ihn einen Spitznamen gegeben, den ganz allein nur sie benutzen durfte. Drace. Wenn sie jedoch etwas von ihm wollte, wütend oder beleidigt wurde, nannte sie ihn stets bei seinem normalen Namen.

„Möglichkeit eins: Harry wird noch rechtzeitig mit einem Gedächtniszauber bearbeitet.“

Ginnys Gesicht zufolge schien diese Art Lösung nicht die Beste zu sein. Verständlich. Seitdem Harry an ihr mit Zaubersprüchen herumexperimentiert hatte, hatte sie große Probleme damit überhaupt an irgendjemanden einen noch so harmlosen Zauberspruch auszuüben.

Hier kam die zweite Möglichkeit zum Tragen.

„Möglichkeit zwei: Du drohst Potter, dass du mit seinen ‚Fehltritten‘ an die Öffentlichkeit gehen wirst, wenn er auch nur ein Sterbenswörtchen über das Mal ausplappert.“

„Du meinst, ich soll ihn erpressen?!“ rief sie schockiert aus.

„Aber, aber. Du erpresst ihn doch nicht. Eigentlich hätte die Zaubererwelt meiner Meinung nach schon längst erfahren sollen, wie Potter wirklich ist. Warum tust du’s nicht endlich?“ Nun war Draco aufgestanden und stellte sich vor der Gryffindor, die noch immer auf dem Bett saß. Mit einem unglaublichen Lächeln reichte er ihr ein Handtuch, dass sie sogleich um ihren kalten Körper legte.

„Ich kann nicht.“ flüsterte sie traurig.

Was Draco in der letzten Zeit nicht mehr verstand, war das er sie verstand. Er war nie ein Frauenversteher gewesen, wenn auch ein Frauenschwarm. Und genau da war es wieder. Dieses unerklärliche Gefühl.

„Nutzen wir doch endlich mal das kleine Geheimnis über Potter. Allerdings habe ich die unheilvolle Befürchtung, dass dein Bruder schon längst von der ganzen Sache weiß.“ sagte Draco in einem ihm üblichen undefinierbarem Ton.

„Was sollte dann der Mist mit den Möglichkeiten?“ fauchte sie ihn an.

‚Unglaublich!‘ dachte Ginny. Dieser Gedanke war jedoch nicht wütend, sondern fassungslos. Wie konnte der Slytherin in diesem Moment so unheimlich sexy Grinsen?

„Weil ich mir noch ein wenig länger deinen nassen Körper ansehen wollte.“ flüsterte er ihr nicht weniger sexy ins Ohr.

Ginny schluckte hart. Nicht, dass sie Angst vor ihm hatte. Nein, es war pure Lust, die plötzlich ihren ganzen Körper überfiel. Lust auf Draco.

Geschockt von ihrer Selbsterkenntnis starrte sie auf seinen Körper. Mit nichts als ein Handtuch um die Hüften bekleidet, sah er einfach zum Anbeißen aus.

‚Will ich wirklich nur ihren Körper?‘ schoss es ihm durch den Kopf, aber er beachtete diesen Gedanken nicht, da seine vollste Aufmerksamkeit wortwörtlich an ihren anziehenden Lippen hing.

Er beugte sich zu ihr herunter und drückte ihr ein paar sanfte Küsse auf ihren Mund, die sich sofort in einen wilden, leidenschaftlichen Kuss verwandelten.

Langsam ließ er sich auf sie gleiten, als...

BUMM, BUMM.

Jemand polterte schreiend an die Tür.

Genervt verdrehte Draco die Augen, ließ widerwillig von ihr ab und ging zu dem ungebetenen Gast. Es machte ihn wahnsinnig sich vorzustellen, was alles hätte passieren können, wenn es diese Unterbrechung nie gegeben hätte.

Er öffnete die Tür.

‚Schmerz lass nach!‘ war das Erste, was er danach dachte.

Rons Faust landete direkt in Dracos Gesicht. „DU HAST SIE DAZU GEBRACHT EINE TODESSERIN ZU WERDEN!“ schrie Ron so laut vor Zorn, dass es die ganzen Slytherins, die gleich nebenan im Kerker waren, hundertprozentig mitbekamen. „DU DRECKSKERL! ICH WERDE DICH...!“ brüllte Ron noch lauter, aber ihm fiel nichts ein, dass seine Wut in Worte fassen könnte.

„RON!“ schrie Ginny genauso laut wie ihr Bruder. Dieser blickte nun zu ihr und sah sie bemitleidend an. „Dir macht keiner einen Vorwurf, Ginny. Du warst halt zu schwach dich der Grausamkeit dieser Todesser zu entziehen.“

Ginny griff sich ein Kissen, das sie mit voller Wucht gen ihren Bruder warf.

„MICH HAT NIEMAND DAZU GEBRACHT UND ICH WAR AUCH NICHT ZU SCHWACH!“ brüllte sie. „ICH BIN GERNE EINE TODESSERIN GEWORDEN!“

Ron blieb vor Schock der Mund offen stehen und wurde bleich wie eine Wasserleiche.

Dann sah er kurz prüfend auf ihren linken Unterarm und ging wortlos die Kerkertreppen hinauf.

Ginny stürmte zur Tür und wollte Ron hinterherlaufen, aber Draco hielt ihren Arm fest und schüttelte den Kopf.

Sie konnte nicht einfach ihren Bruder nachlaufen und sagen ‚War nicht so gemeint.‘, denn die Entschlossenheit in ihren Augen war mehr als eindeutig. Ron kannte seine Schwester nicht so gut und hätte sicher nicht verstanden, dass diese Entschlossenheit geschauspielert war.

Draco führte sie zu seinem Bett, auf das sie sich schweigend setzte, und ging kurz aus dem Zimmer.

Nach ein paar Minuten kam er wieder und nahm neben ihr Platz. Sofort schmiss sie sich schluchzend an seine Schulter.

Er ließ es zu und streichelte gelegentlich ihren Rücken, während ihm tausende Gedanken im Kopf herumschwirrten.

Eines war ihm jetzt schlagartig klar geworden.

Auch wenn sie aus verschiedenen Welten kamen. Es gab etwas, was sie gemeinsam hatten und das war die Fassade, die sie sich aus Selbstschutz um sich herum aufbauten. Die Fassade, die einem nur erhalten blieb, wenn man sie mit Lügen und Selbstverleumdung fütterte.

Ginny hatte, um nicht schwach zu wirken, gesagt, dass sie gerne eine Todesserin sei.

Ihm fiel ein, dass er genau den gleichen Satz in der Höhle unter dem See von sich gegeben hatte, nur damit sie nicht mitbekam, dass er wirklich aus Angst vor seinem Vater ein Todesser geworden war. Aus genau demselben Grund wie er hatte sich Ginny der Gefolgschaft Voldemorts eingelassen. Draco wurden von kleinauf bestimmte Regeln eingebläut und das sehr oft durch Folter. Sein Vater hatte ihn einmal sogar fast ‚St. Mungo‘-reif gefoltert.

Schwäche und Verweigerung führte zu Schmerz, das hatte ihr Harry eingetrichtert. Sie saßen also im gleichen Boot, hatten die gleichen Fassaden, auch wenn es ihm zur Zeit wesentlich einfacher fiel, über die Regeln des Spiels hinwegzusehen.

Vor Ginerva Weasley hatte er nämlich wirklich schon mehr als einmal die Maske der Unnahbarkeit fallen lassen.



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