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Leben?

Just myself?
von

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Zukunft?

Er blickte auf die Narben, die seinen linken Arm zierten. Sie ekelten ihn an und doch waren sie ein Kunstwerk. Und sie schienen sich mit seiner Gänsehaut zu paaren. Ihm war kalt. Er fror sehr…

Wie konnte dieser Psychologe ihn aber auch bei dieser Kälte und offenem Fenster so lange warten lassen?

Jede dieser Narben hatte eine Bedeutung. Er konnte von jeder den genauen Anlass verraten. Wie ein Tagebuch. Narben, ja…

Auch dieses Mädchen hatte Narben gehabt, doch ihre waren wohl eher aus einem Unfall entstanden. Wer war sie? Er wollte sie wieder sehen. Irgendetwas war an ihr besonders. Und er hatte sich wohl ein bisschen in sie verknallt…

Erneut kam ein Windhauch durch das offene Fenster und lies ihn auf ein neues frösteln. Das Wetter hatte unglaublich schnell umgeschlagen. Sehr schnell. Vorhin auf dem Dach war es trotz der frühen Morgenstunden wärmer gewesen.

Sie hatten ihn vom Dach gezerrt, seine Fragen nach dem Mädchen einfach ignoriert. Mist… Wie sollte er sie nur wiederfinden? Er kannte ja noch nicht einmal ihren Namen…

Erneut strich er sich über die vernarbte Haut. Sein Arm war einfach hässlich. Doch ihrer makellosen Schönheit konnten nicht mal diese Dinge etwas anhaben.
 

Hinter ihm bewegte sich plötzlich die Tür. Er schreckte aus seinen Gedanken auf und sah nun in das Gesicht eines jungen Psychologen. Er lächelte ihn an.

„So. Wen haben wir denn da? Sie sind also derjenige, der sich vom Dach stürzen wollte?“

War das ein einfühlendes Verhalten?

„Da wo ich herkomme stellt man sich zuerst vor und beschuldigt dann Unschuldige.“

Er grinste nur und schloss das Fenster.

Dann setzte er das, nur so bekannte, Doktorengrinsen auf und gab ihm die Hand.

„Mein Name ist Dr. Katz. Und ja ich weiß auch das dieser Name komisch ist.“

Belustigt über sich selbst lachte der Doktor nun los. Er war schon ein seltsamer Kauz. Das so jemand sich Arzt nennen durfte.

„Also dann Mister Suzuki. Wollen wir anfangen?“

Ihm war schon lange klar, dass er sich eigentlich nicht vorstellen musste. Immerhin würde er seine Krankenakte, Personalien und weiß Gott was von ihm haben.

„Ich schätze mal sie haben mir so einiges zu erzählen.“

Er sah den Doc an und dachte nach. Gab es etwas über das er noch reden musste? Immerhin hatte er sich schon einige Gedanken nach dem Gespräch mit diesem Mädchen gemacht... Er hatte sich entschlossen so einiges zu ändern. Neu zu gestalten. Und nicht immer sein eigener Schatten zu sein. Nein, eigentlich gab es nur noch ein einziges Thema, und zwar Sie…
 

„Um ehrlich zu sein habe ich eigentlich nichts worüber ich reden möchte. Ich bin mit mir soweit eigentlich schon wieder im Klaren.“

Auch mit dem verwirrten Blick des vermeintlichen Arztes hatte er gerechnet. Na gut, irgendwo konnte man ihm das auch nicht verdenken. Immerhin hatten sie ihn, noch vor ein paar Stunden, vor dem Selbstmord bewahrt und dann als Ausreißer auf dem Krankenhausdach im siebten Stock gefunden.

Wer würde sich da nicht wundern.

„Nein Doc, ehrlich. Ich habe ein Mädchen getroffen. Und sie hat mir gezeigt, dass es im Leben nun mal nicht immer so läuft wie es sollte. Aber, auch wenn man den Satz vielleicht nicht immer versteht, es geht immer weiter. Immer. Und auch die Menschen um uns herum gehen immer weiter, kommen und gehen.“

Er blickte ihn hoffnungsvoll an. Für Vorträge jeglicher Art hatte er nun einfach keinen Kopf. Er konnte nur noch an sie denken. Nur an sie…
 

„Ein Mädchen?“

Und wieder ein Lachen, doch diesmal war es ein liebevolles, für das Alter von Katz vielleicht sogar zu väterliches Lächeln.

„Liebe ist wohl doch noch das beste Heilmittel.“
 

Liebe, dieses Wort traf ihn tief in seinem Herzen. Das Gefühl von dem er zu viel und doch zu wenig hatte, das ihm half und ihn verletzte. War die Liebe zu einer Person nur so gut, wie die geliebte Person selbst? War es einfach nicht mehr als ein Spiegel?

Doch er wollte es sich gar nicht anmaßen eine komplexe Sache wie die Liebe zu beurteilen. Sie war zu einfach um nicht komplex genug zu sein.
 

Und er fasste nun endlich den alles entscheidenden Beschluss. Er würde sie suchen, ganz egal was kommen würde.

„Doktor, sie sind doch da um mir zu helfen, nicht wahr? Kennen sie ein Mädchen das hier immer jemanden besuchen kommt? Sie hat lange Haare im Gesicht, die eine Narbe bedecken.“
 

Der Doktor schien gleich zu bemerken worum es ging und dachte offensichtlich nach. Gespannt wartete sein Patient auf die helfende Antwort. Doch alles was er bekam war ein plötzlich auftretender, seltsamer Gesichtsausdruck der sich nicht deuten lies.
 

„Nein, tut mir Leid. Aber ihnen scheint es soweit ganz gut zu gehen, wenn sie sich die nächsten Tage unauffällig verhalten sind sie hier bald wieder raus.“
 

Katz lächelte erneut, doch irgendetwas war anders. Er schien jeglicher neuen Aussage aus dem Weg gehen zu wollen und veranlasste nur noch, das Mr. Suzuki wieder in sein Zimmer geleitet wurde.
 

Die nächsten Tage bestanden für ihn darin, zu seinen psychiatrischen Sitzungen zu gehen und andere Leute nach diesem Mädchen auszufragen. Alle reagierten gleichermaßen seltsam auf ihn und seine Frage.

War es denn wirklich so ungewöhnlich jemanden mit einer solchen Kennzeichnung zu suchen?

Die Zeit verging und der Tag seiner Entlassung rückte näher. Er blickte ihm mit gemischten Gefühlen entgegen. Auf der einen Seite, war er bereit mit der Hilfe des Psychologen ein neues Leben zu starten. Nun endlich SEIN Leben zu starten. Auf der anderen Seite fiel es ihm schwer zu gehen, ohne sie noch mal gesehen zu haben. Wenn er schon hier Probleme hatte sie zu finden, wie sollte das dann erst außerhalb seines halben Zuhauses sein?
 

Doch man kann die Zeit nicht anhalten und unvermeidliches nicht vermeiden. Der Tag seiner Entlassung war gekommen und er noch keinen Schritt näher an ihr dran.

Nur zwei Sätze gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf:
 

~ Ich mag dich auch. Und darum will ich dich auch nicht mehr so schnell wieder sehen. ~
 

Das ergab doch keinen Sinn.
 

„Nun dann Mr. Suzuki, es wird Zeit ein neues Kapitel aufzuschlagen. Ich wünsche ihnen viel Glück und Erfolg. Und vergessen sie unser Treffen nicht.“

Das ehemalige Sorgenkind nickte und schenkte ihm ein nicht mehr ganz so seltenes Lächeln. Er war zwar noch nicht direkt über den Damm, aber er hatte ein Ziel und dieses wollte er verwirklichen. So drehte er sich um und wollte die Tür in die neue alte Welt öffnen, als er ein letztes Mal aufgehalten wurde.

Katz drückte ihm einen Zettel in die Hand.
 

„Ich weiß nicht, ob das die richtige, oder doch eine komplett falsche Entscheidung war. Aber ich hoffe wirklich, sie wissen es…“
 

Mit diesen Worten drehte er sich um und ging den Gang zu seinem Sprechzimmer hinunter.
 

Vorsichtig faltete er den kleinen Notizzettel auf und fand darauf diese Nachricht.

„Solltest du noch immer nach dem Schatz unter der Sonne suchen, so gehe zum Mond.“
 

Darunter die Adresse der Tsuki Bibliothek und ein Datum. Der 2.02.2002…
 

Er wollte wissen was das alles sollte und suchte sofort den empfohlenen Ort auf. Es fing zwar schon an zu dämmern und auch der Wind frischte auf, doch er hatte das Gefühl nahe an der Lösung zu sein, die er diese Zeit so sehr gesucht hatte.

So nahe daran, den Prolog seiner eigenen Geschichte zu schreiben.
 

Er betrat das große alte Gebäude ohne zu zögern. Ganz im Gegenteil, er wurde immer hektischer. Doch wonach sollte er suchen. Was war sein Anhaltspunkt.
 

„Der 2.02.2002…“
 

„Suchen sie die Zeitungsarchive?“
 

Bei diesen Worten fuhr er zusammen. Er war so konzentriert gewesen, dass ihm nicht einmal aufgefallen war, dass eine Angestellte dieser Einrichtung hinter ihm stand. Aber dank ihrer Hilfe fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
 

„Ja, könnten sie mir freundlicher Weise den Weg dorthin zeigen.“
 

Skeptisch begutachtete das Mädchen ihn. Dann nickte sie ihn doch freundlich an.

„Es scheint ihnen wichtig zu sein. Hier entlang der Herr, aber vergessen sie nicht, dass wir bald schließen.“
 

Sie ahnte gar nicht wie wichtig es ihm war. Er folgte ihr in höflichem Abstand.

An den Regalen angekommen nickte er ihr noch einmal freundlich und bestätigend zu.

Es dauerte nicht mehr als ein paar Minuten um die richtigen Zeitungen zu finden, nicht mehr als ein paar Sekunden um den richtigen Artikel zu erkennen, aber mehr als eine Ewigkeit um zu verstehen.
 

2.02.2002
 

Eine Tragödie spielte sich in den heutigen Morgenstunden ab. Miako H. nahm sich das Leben. Sie stürzte sich vom Dach eines siebenstöckigen Krankenhauses.

Ein paar Monate zuvor hatte sie einen Unfall, der ihr Narben im Gesicht, wie auch auf der restlichen linken Körperhälfte zufügte.

Anscheinend kam sie mit dieser Veränderung nicht klar und wählte somit den Sprung in den sicheren Tod…
 

Mehr wollte er nicht lesen…

Nun ergab alles einen Sinn. So einfach, so simpel…

Ob nun Geist oder nicht, er wusste was er gesehen hatte. Er wusste, dass es keine Einbildung war. Nur er allein…
 

Mit langsamen Schritten verließ er das Gebäude, das ein großer Halbmond zierte. Ja, er trottete, was sollte er tun? Wie sollte er nun weitermachen.
 

Das alles zu begreifen fiel schwer. Sehr schwer. Sein Ziel in weite Ferne gerückt. Sein Mädchen nicht real.

Er betrat die Straße.
 

„Hiro!“
 

Das war das erste Mal seit einer unbegrenzten Ewigkeit, dass er seinen Namen hörte, dass jemand seinen Namen rief. Seit so langer Zeit…
 

Er drehte sich in die Richtung des Lautes.

Zwei Scheinwerfer kamen rasend schnell auf ihn zu.
 

~ Ich mag dich auch. Und darum will ich dich auch nicht mehr so schnell wieder sehen. ~
 

Da hörte er ihre Stimme in seinem Kopf.
 

„Es liegt nun an dir. Willst du leben… oder sterben?“
 

„Ich will…!“
 

Die Reifen quietschten.
 

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Nun ist sie also fertig...

Ich muss sagen, diese Geschichte ist mir unheimlich... sie ist wie von selbst entstanden und ich hatte gar keine Wahl als einfach alles so zu schreiben. Es ging einfach nicht anders...

Auch das Ende war plötzlich da, wobei ich jetzt schon darüber nachdenke, eine Fortsetzung zu schreiben, wenn das jemand möchte. Ich jedenfalls mochte das Ende, auch wenn ich eigentlich kein Freund offener Enden bin xD
 

Das erste Kapitel war sehr schwer für mich, da viele Dinge meiner Vergangenheit mit drin steckten.

Die beiden danach gingen wie von allein...
 

Ich hoffe es hat gefallen^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  CassiopaiaRiddle
2008-06-28T15:09:08+00:00 28.06.2008 17:09
Sorry, dass es so lange gedauert hat mit der Bewertung des Wettbewerbs, zur weiterer Information, schau auch bitte auf die Wettbewerbsseite^^

Also ehrlich gesagt ich bin begeistert. Von deinem Stil angefangen über die Idee bis hin zum Schluss. Eigentlich weiß ich gar nicht was ich groß dazu sagen soll. Du hast einen wunderbaren Schreibstil der künstlerisch schön ist, flüssig zu lesen und auch gut zu verstehen ist. Die Idee hast du wirklich genial Umgesetzt auch dass du von der Er-Variante im Prolog zur Ich-Variante im ersten Kapitel und im Epilog wieder zur Er-Variante zurück gekehrt bist. Und auch das offene Ende find ich dir wirklich genial gelungen. Deine Geschichte zeigt viel Wahres in der Welt (zumindest so wie auch ich das sehe) und aber auch viel Hoffnung. Die Anspielungen im vorgegebenen Text hast du auch sehr schön mit verarbeitet, gerade das Ordnen der Gedanken und auch das mit der keine Zeit etc.
Auch der Titel ist sehr schön gewählt, passend aber ohne zu viel zu verraten.
Das einzige das ich vielleicht bemängeln könnte wäre, dass man als Leser evtl. noch gerne etwas mehr über das Mädchen erfahren hätte, sprich den ganzen Artikel in der Zeitung hätte man gerne mit verfolgt, aber im Grunde fällt das nicht arg ins Gewicht.
Mehr möchte ich jetzt dazu eigentlich auch gar nicht sagen, wirklich eine wunderbar gelungene Geschichte.

Von:  Kuare
2008-05-17T07:32:43+00:00 17.05.2008 09:32
Die Geschichte ist wirklich gut. Ich mochte die Art und Weise, wie er die Treppen hoch ging und Stück für Stück Teile seiner Erinnerung fand.
Überhaupt konnte auch ich mich sehr gut mit dem 1. Kapitel identifizieren. Dein Schreibstil ist Hammer. Und das Ende...
An dieser Stelle offen zu lasse ist glaube ich das bestmögliche. (ein bisschen wie die Frage nach dem halbvollen oder halbleeren Glas ;)
Also dann, danke das ich das Lesen dürfte. Liebe Grüße Kuare
Von: abgemeldet
2008-04-03T16:23:45+00:00 03.04.2008 18:23
also doch ein geist... XDDD
muhahaha ich bin nur einfach zu gut :)
mir hat das sehr gut gefallen, wirklich^^
nur das ende und den spruch der auf dem notizzettel stand hab ich nich ganz kapiert... njoa auch nich so schlimm^^
Von: abgemeldet
2008-04-02T21:58:47+00:00 02.04.2008 23:58
Wow, diese Wendung in deiner Geschichte ist ja mal wirklich was anders. Sowas hätte ich echt nicht erwartet. Aber die Umsetzung deiner Idee gefällt mir sehr gut!! Und gegen eine Fortsetzung hätte ich absolut nix. wäre doch gespannt, ob die noch was dazu einfällt!
Alles in allen eine super Umsetzung und Weiterführung der Vorlage! Hat mir sehr gefallen!


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