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Despair of the heart

von

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... but this love seems to kill my heart

Als er an diesem späten Nachmittag nach Hause kam – wobei ‚nach Hause’ wohl die falsche Bezeichnung war, es blieb schließlich immer noch Toshiya’s Wohnung, in die er nur ein wenig chaotisch seine nötigsten Sachen gestopft hatte, damit sie beide nicht alleine waren – als er jedenfalls dort ankam, fand er den Bassisten halb nackt auf dem Sofa liegend wieder. Seine Hose hing irgendwo unten bei seinen angewinkelten Knien und das zerknitterte T-Shirt war mit eindeutigen Flecken übersäht. Einen Moment hielt er deshalb im Türrahmen schockiert inne, bevor er schnellen Schrittes auf den Jüngeren zuging, der in diesem Moment den Blick hob und… ihn anlächelte.
 

„Toshiya.. was ist passiert?“, fragte der Ältere verwirrt und registrierte mit Schockierung getrocknetes Blut an den Oberschenkeln des anderen ehe ihn dieses völlig entrückte Lächeln wieder in seinen Bann zog. „Was hast du gemacht?“

„Kyo war da“, hauchte der Schwarzhaarige und schloss bei diesen Worten die Augen, als würde er in wohligen Erinnerungen schwelgen und Kaoru stellte sich ernsthaft die Frage, ob der Jüngere vielleicht Drogen genommen hatte. Toshiya machte keine Anstalten, noch weiter darüber zu sprechen, sodass der Ältere sich vorsichtig neben diesen auf die Sofakante setzte und die Decke von der Lehne zog um sie über dem Bassisten auszubreiten.

„Hast du Schmerzen?“

Ein leichtes Nicken folgte, dann öffnete Toshiya die Augen wieder und einen Moment später wechselte sein Blick von verklärt zu nachdenklich.

„Hast du geweint, Kao?“

Er nickte, presste die Lippen zusammen und schluckte schwer, denn jetzt, wo Toshiya es angesprochen hatte und der kurze Schreckmoment über dessen Zustand vorbei war, wurde ihm wieder bewusst, was ihm in der Zwischenzeit eigentlich geschehen war.

„Warum?“

„Daisuke hat gesagt, er liebt mich“

Mit großen Augen blinzelte der Schwarzhaarige ihn an und schüttelte dann verwirrt den Kopf.

„Ja aber… das ist doch, was du wolltest, oder?“

„Nicht so!“, hauchte Kaoru verzweifelt und rieb sich über die brennenden Augen, stützte für einige Sekunden das Gesicht in beide Hände und sah dann wieder auf den Jüngeren hinunter, ein trauriges Lächeln auf den Lippen.

„Ich habe ihm erzählt, dass ich mir nichts mehr wünsche, als… ehrlich geliebt zu werden… und das im Spaß von ihm zu hören… es hat so weh getan… warum hat er das gemacht? Warum nimmt er mich nicht ernst? Warum…“

Dann brach er ab und ließ den Kopf wieder hängen, bis Toshiya sich unter einem leisen Ächzen ein Stück aufrichtete und die Arme um ihn schlang. Sie verweilten lange so, bis Kaoru bewusst wurde, dass die Stelle an seiner Schulter, an die der Jüngere sein Gesicht gebettet hatte, langsam feucht wurde und er schob ihn langsam von sich um ihn ansehen zu können.

„Was hat er dir nur angetan?“, flüsterte er voller Entsetzen und ehrlichem Mitleid, als er sah, dass der Jüngere trotz der vielen Tränen, die über seine Wangen kullerten, noch immer lächelte.

„Er hat gesagt… früher war ich wirklich hübsch…“, wisperte Toshiya so liebevoll, dass es dem Älteren das Herz zusammenzog und er bestürzt den Kopf schüttelte.

„Das bist du doch auch heute noch… warum zählst du so viel auf sein Urteil?“

„Weil ich ihn liebe“, bekam er zur Antwort und Kaoru wurde im selben Moment bewusst, dass es kein Gegenargument gab. Wie sehr zerstörte er sich denn selbst durch seine irrsinnige Liebe, was also gab ihm das Recht, Toshiya dasselbe vorzuhalten?
 

Indessen stand Daisuke noch immer etwas überrumpelt und verwirrt im Proberaum der anderen Band, das Handy seines besten Freundes – war Kaoru das überhaupt noch? – in der Hand, nicht wissend, was er nun tun sollte. Vielleicht war es der beste Weg, einfach bei ihm zuhause vorbei zu schauen und es ihm zu bringen. Eventuell konnte er dann noch einmal mit ihm über diese Sache sprechen, auch wenn er Magenschmerzen bei dem Gedanken daran bekam. Was hatte ihn nur geritten dem Älteren zu sagen, er würde ihn lieben? Als hätte er nicht im selben Moment gewusst, dass er damit alles nur noch schlimmer machte. Verärgert über sich selbst machte er sich auf den Weg, musste aber, vor der Wohnung des Gitarristen angekommen, feststellen, dass dieser nicht zuhause war. Vor seiner Tür stapelte sich die Post und auch auf sein Klingeln reagierte natürlich niemand, sodass er beschloss, einfach eines der Bandmembers anzurufen und zu fragen, wo er stecken könnte. Also durchforstete er Kaorus Handy nach den Telefonnummern der anderen und versuchte es als zuerst bei Die, der in der Liste als erster der vier aufschien.

„Oi Leader-sama“, meldete sich der Rothaarige gut gelaunt und wollte scheinbar schon weiterplaudern, als der Anrufer ihn unterbrach.

„Nein, ich bin es, Daisuke. Weißt du wo Kaoru steckt? Er hat sein Handy vergessen und ich wollte es ihm bringen, aber er ist nicht zuhause“

„Zuhause? Nein, da wirst du ihn kaum finden - er wohnt im Moment bei Toshiya“, wurde ihm Auskunft erteilt und Daisuke blinzelte etwas verwirrt und fragte natürlich nach, auch wenn er es in der nächsten Sekunde schon bitter bereute.

„Warum das denn?“

„Die beiden sind zusammen, hat er dir das denn gar nicht erzählt? … … … Hallo? Dai? Bist du noch da?“

„… äh…ja… also… nein, er hat es mir nicht erzählt… aber okay… ähm… Die, sag mal, kann ich dir das Handy nicht vorbei bringen? Du wohnst nicht so weit weg wie Toshiya und ich möchte jetzt nicht noch mal durch die ganze Stadt fahren. Du siehst Kaoru sicher eher als ich“

„Ja, klar, kein Ding… wirf es einfach bei uns in den Briefkasten, falls wir nicht mehr da sind. Shin und ich wollen nämlich gleich in die Stadt. Rufst du noch Toshi an, damit er Kao sagen kann wo sein Handy steckt?“

„Ist gut…“, murmelte Daisuke noch, verabschiedete sich und legte dann auf, ehe er sich mit einem leisen Seufzen an die verschlossene Wohnungstür sinken ließ. Toshiya und Kaoru waren also zusammen… Das musste er erst einmal verdauen und so brauchte es eine Weile, bis er wieder im Stande war, die Hand zu heben und nach Toshiyas Nummer zu suchen.
 

Sie saßen noch immer in einer engen Umarmung am Sofa, bis sie von dem hässlichen Geräusch eines vibrierenden Handys auf der Glasplatte unterbrochen wurden. „Bitte, geh du ran“, wisperte Toshiya an seiner Schulter und er tastete nach dem Telefon und klappte es einfach auf, ohne darauf zu achten, wer eigentlich angerufen hatte.

„Ja?“

„Kao?“, kam es etwas erstaunt und zittrig zurück und als ihm dabei bewusst wurde, mit wem er sprach, hätte er am liebsten wieder aufgelegt. Sein Herz pochte auf einmal ganz schrecklich schmerzhaft und die Tränen schossen ihm in die Augen.

„Hai…“

„Du hast dein Handy vergessen… ich bring’s zu Die und Shinya, ne? Wollte ich dir nur sagen…“

„Okay…“

Dann herrschte Schweigen, fürchterliche Sekunden in denen sie beide kein Wort sagten sondern nur dem Atem des anderen lauschten.

„Kao?“

„Hm“

„Es tut mir leid“

„Was?“

„Was ich gesagt habe…“

„Dass du mich liebst?“

„Nein“

„Was dann?“

„Dass ich dir unterstellt habe, eifersüchtig auf Rika zu sein…“

Kaoru kam gar nicht mehr dazu, eine Antwort zu geben, denn Daisuke hatte bereits aufgelegt und nur noch das monotone Tuten drang an sein Ohr. Zwar drückte er sofort auf die Rückruf-Taste, aber der Jüngere ging nicht mehr dran und so gab er es nach vier Versuchen auf und zog Toshiya tief seufzend zurück in seine Arme. Was hatte Dai damit nur sagen wollen?



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