Weil wir Hermann lieb haben
Schweigend saßen wir zwischen den obligatorischen Cliquen aus dreizehn-jährigen Gangstern und Freunden, älteren Frauen die zusammen an ihren Tischen saßen und lachten und vereinzelten Ökos, die schon den Tag hier verbracht hatten und wenn nicht, zumindest so rochen.
Roxas schloss sich einer dieser Gruppen an, ganz so, als ob wir nicht existierten und war sofort mitten drin. Wer je eine Freßzelle gesehen hat, die einen kleinen Fremdkörper umfließt und dann zersetzt, kann sich vorstellen, wie schnell er weg war.
Wir sahen kurz interessiert zu, entschieden dann aber, uns einen anderen Tisch zu suchen. Zwischen diesen Struggle-Wahnsinnigen wäre wir zu sehr aufgefallen, nicht zuletzt da mein rothaariger Freund den Sport auf den Tod hasste.
Unentschlossen gondelten wir durch die Reihen aus vollen Tischen und solchen, an die wir uns auf mehreren Gründen. nicht setzten wollten, bis wir einen kürzlich leer gewordenen fanden und ihn spontan Hermann nannten, teils weil ich den Namen passend für den Tisch fand, teils weil I LUVE HERMANN darauf stand und weil der Kellner einfach nicht kam und uns Zeit lies, WE TUU zu schreiben. Und Roxas Handynummer daneben, aber das hat nicht mit den Namen zu tun.
Der Kellner traf ein und in etwa 20 Minuten später hatten wir beide was zu trinken. Hurra für die Benachteiligung von Rauchern. Denn, unser Tisch (=Hermann) stand mitten in der Raucherecke des großen Jugendtreffpunkt-dingens. Axel nutzte seine Chance auf eine zweite Zigarette kaum das wir saßen, allerdings nicht ohne mir, wie immer, auch eine anzubieten. Irgendwann sage ich nur so aus Trotz 'ja.' dazu, egal was meine Lunge und die anderen lebenswichtigen Atmungsorgane dazu sagen...
Ich erzählte ihm von Zexion und wie klug er war, ließ aber das Stück über seine Niedlichkeit vorsorglich weg.
Er nickte und stellte immer wieder kurze Zwischenfragen, aber alles in allem blieben wir still und tranken bzw rauchten. Kein Wunder bei den Massen an anderen Gesprächen die um uns geführt wurden und zu einer einzelnen, fatalen Mischung über Waschmaschinen, Unterwäsche und Klatsch fusionierten. Was manche Menschen für Probleme haben ist zwar erstaunlich, aber nicht das was ich an einem Freitagabend hören will.
Abwesend sah ich nach Roxas und stellte fest, dass er ganz glücklich mit einem blonden Mädchen redete... Nämlich mit Zexions' kleiner Freundin, man höre und staune.
Ich stupste Axel an und fragte aufgeregt, ob er sie kannte und wer sie war- man würde nicht für wahrscheinlich halten wie viele Leute er kannte, auch wenn es nur über drei Ecken war. Axel sah kurz auf und schüttelte den Kopf. In Gedanken versunken sah er ihr zu wie sie unsicher hin und her wackelte, dann grinste er und tätschelte meine Schulter: „Sie ist wirklich süß. Hattest Recht, Dem.“, gerade so, als wäre ich ein braver Hund. Das Tätscheln stoppte plötzlich: „Du wirst dich doch nicht in sie verlieben, oder?“
„ .... “ Was soll man darauf antworten? Wenn ich Nein gesagt hätte, hätte Axel mich Lügner genannt und Ja wäre gelogen. Ich fand sie doch nur süß, nicht mehr. Roxas war ja auch irgendwie süß, wenn auch viel viel weniger.
Kurz entschlossen blieb ich einfach still... obwohl, das ist auch eine Antwort, oder? Ich zuckte mit den Schultern und sah mir die Tischplatte an. Gelb mit braunen Mustern... Hübsch. Irgendwie wie Brechdurchfall, der plattgewalzt wurde...
„Du ignorierst mich schon wieder! Dem, das nervt.“ Fragend sah ich auf und beobachtete wie Axel seinen Wutausbruch fortsetzte: „Überleg dir zumindest eine neue Strategie was du in solchen Situationen tun kannst: Ich halte das nicht aus.“ Er wollte noch etwas anfügen, blieb aber still und schüttelte nur den Kopf, also seine Haare. -Supernova mit extra Lichtreflexen alla Wella-flex- Dann wand er sich wieder mir zu; Seine Hand, die meine Schulter zwar bereits verlassen hatte, kam zurück und legte sich in meine Haare, weniger Hundetätscheln diesmal, dafür mehr Schaden anrichten. Sekunden später war meine Frisur im Eimer, Axels Finger mit Glibber bedeckt und ich lachte über sein angeekeltes Gesicht, als er genau das sah.
„Du brauchst aber auch eine neue Strategie, Axy.“ Gut, man verstand die punch-line nicht wirklich, weil ich ja, wie gesagt lachte, aber ich wusste das ich etwas Lustiges gesagt hatte.
Wir lachten beide, bis Roxas irgendwann dastand:
„Was macht ihr da? Und... Axel, war der Name, nicht? Was hast du da an der Hand?!“ Wir wurden beide sofort ernst.
Oh-Oh, mein Cousin hatte ihn herausgefordert, 'unterbrich Axel wenn er lacht/sonstwas tut und stirb' ; Die goldene Regel. Und er hatte gegen sie verstoßen..
Mein rothaariger Freund sah sich die Hand voller weißlich, dehnbarem und klumpigem – kurz ekligem- Schleim an und spreizte die Finger, damit man die volle Hässlichkeit bewundern konnte. Ich hatte mir noch gedacht, das es übertrieben wäre, vor dem Ausgehen noch mehr zu nehmen, aber egal...
Dann sah er mich an, lächelte böse, hielt sich die Hand vors Gesicht und leckte an dem Schleim, gerade so, als wäre er essbar. Seine grünen Augen leuchteten und Roxas verzog ungläubig das Gesicht. Natürlich aß Axel nicht wirklich, aber ich verstand ungefähr worauf er hinaus wollte. Ich begann zu kichern und gab mir alle Mühe rot zu werden. Doch er blieb ganz ernsthaft und setzte seien Katzenwäsche fort. Mein Cousin sah aus, als wolle er am Liebsten weglaufen oder schreien oder so. Ich lachte wieder, keine Ahnung warum verschreckte Gesichter mich so unterhalten können...
Schade aber, das solche tollen Gelegenheiten lustig zu sein, immer nur Axel zufallen.
Wenn ich so darüber nachdenke, macht er solche Sachen verstärkt wenn Roxas irgendwo in er Nähe ist. Axel würde es sicher niemals zugeben aber der Begrüßungsspruch hatte bei ihm ganz sicher Eindruck hinterlassen. Bisher war der kreativste von Larxene: „....Du. Ich. Kasten.“ gewesen, aber mein blonder Cousin hatte diesen Preis jetzt ganz offensichtlich gewonnen und das wurmte Axel.
Den skeptisch schauenden Roxas im Schlepptau verließen wir das Lokal, sagten Hermann auf Wiedersehen (Roxas: die Handynummer kommt mir bekannt vor; ich: Wirklich? Erstaunlich..) und setzten uns in einen Bus der vage Richtung bei mir zu Hause fuhr. Mein blonder kleiner Hosenscheißer blieb ständig auf Sicherheitsabstand zu Axel, auch wenn der ihm erklärt hatte, dass er sicher
1.kein Haargel aß und
2.nichts anderes als oben genanntes in der Hand hatte.
Ich fand es komisch, den beiden zuzusehen, wie sie einander stumm mit Blicken bekriegten. Der Abend konnte noch spaßig werden!
Daheim angekommen machte ich Axel's Bett, das sogar schon wirklich so hieß, so oft war er bei mir und kommandierte Roxas dazu ab, Popcorn zu machen. Er tat es mit dem Handy in der Hand, wohlgemerkt.
Etwa zehn Minuten später waren wir beide fertig und fanden Axel im Wohnzimmer mit zwei Filmen Ene-mene-Muh spielen, was angesichts der Art der Film leicht grotesk aussah. (Auf der einen DVD war ein gekreuzigter Mann vor Flammenhintergrund und die andere sah ich mir schon gar nicht mehr an, aber ich glaube es war 300. Axel und Filme auswählen, also da ist ein Blutbad nichts dagegen.)
Wir entschieden uns für den Vampirfilm, also Nummer drei, weil heißes Popcorn und Vampirfilme einfach perfekt zusammenpassen und setzten uns um die grüne Tuperware-Schüssel voller Mais mit Salz und Butter. Möge das Schlachten beginnen!
AN: noch ein Kapitel ohne viel plot. Entschuldigt, aber ihc bin im Mathestreß und konnte mir keine spannenderen Wendungen als unterschwellig Akuroku einfallen lassen. -___- Danke euch allen Lesern, hab euch sehr gern... f'(x) = Matze schläft.
~baba daxin