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Bittersweet Lullaby

von

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Eigentlich hätte es ein entspannter Tag werden können. Er war früh aufgestanden, er hatte den Nightliner pünktlich erreicht, er schien nichts vergessen zu haben, doch dann..., dann kam ihr schwarzhaariger Gitarrist auf die wahnwitzige Idee die gesamte Band mit seinem neu erstandenen Van selbst zum Hotel zu fahren um seine vor kurzem erworbenen Fahrkünste unter Beweis zu stellen. Wie gesagt, eigentlich, hätte es entspannt werden können. Denn momentan plagten den Fahranfänger Probleme, denen er sich noch nie zuvor stellen musste und so begutachtete er die aussichtslose Situation, in die er die Fünf gebracht, oder besser, gefahren hatte.
 

„Wie hast du das nur geschafft?“
 

Misstrauisch zog der Blonde in der Runde die Augenbraue nach oben und blickte mit einem Kloß im Hals aus dem Wagen, vor dessen Fenster sich ihm ein trostloses Bild bot. Es regnete in Strömen und das kühle Nass hatte den Boden soweit aufgeweicht, dass sich die Reifen mit jedem Versuch von der Stelle zu kommen, tiefer in die schlammige Erde gruben. Die schwarzen Wolken ließen keinen Hoffnungsschimmer auf ein wenig Sonnenschein oder Trockenheit und links und rechts erstreckte sich ein Wald aus fast kahlen Bäumen. Er wendete seinen Blick nach vorn als Aoi ihm keine Antwort gab und sich stattdessen eines von Uruhas berühmt, berüchtigten Streitgesprächen hingab, das er nie würde gewinnen können. Denn Uruha hatte seine eigenen Spielregeln. Genau genommen gab es nur zwei, die sich in ihrer Bedeutung kaum bis gar nicht unterschieden.
 

» 1. Ich habe recht. 2. Der andere ist Schuld. «
 

Was genau geschehen mochte, wenn man sich nicht daran hielt wusste einzig und allein Puru-chan, doch der Fisch hatte dies stillschweigend mit in sein Grab genommen. Nach dieser Sache mit Uruhas Goldfisch und Rukis Theorie, Uruha hätte Puru-chan mit Zement im Wasser versenkt, hatte es niemand mehr gewagt dem hoch gewachsenen Gitarristen zu widersprechen.

Halbherzig folgte Reita dem immer lauter werdenden Zetern und ein leichter Schauer lief ihm über den Rücken als er beobachtete wie Rukis Augen förmlich an der Scheibe festklebten und die Umgebung in sich aufsogen.
 

„Das wäre ein verdammt guter Drehort für eine Fortsetzung von » Naito of se lifuringu defusu* «“, stellte er schließlich nüchtern fest und Reita glaubte ein Funkeln in den Augen des Sängers zu erkennen, das nicht unbedingt gegen eine Massenschlacht von Zombies sprach. Ruki zog sich den Jackenärmel über die Hand und wischte die feuchten Spuren weg, die er beim sprechen des englischen Filmtitels hinterlassen hatte.
 

„Wir können warten bis der Regen aufhört oder wir sehen uns gleich um, ob wir hier irgendwo Hilfe bekommen“, meldete sich Kai zu Wort, der die ganze Zeit über nachdenklich geschwiegen hatte.
 

„Was hältst du davon wenn wir hier sitzen bleiben, unsere Kleidung vor dem eingehen bewahren und jemanden mit dem Handy anrufen würden?“, bemerkte Uruha schnippisch. Die schlechte Laune war ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Kai verkniff sich eine belehrende Bemerkung in Gedenken an Puru-chan, dass Wäsche erst einging, wenn man sie zu heiß wusch und hielt ihm stattdessen sein Handy vor die Nase auf dessen Display die Worte » no signal « blinkten. Uruha seufzte gedehnt. Reita war versucht in das Seufzen mit einzustimmen, war doch heute Morgen alles nach Plan verlaufen. Doch anstatt gedehnt auszuatmen, begann er plötzlich den Sauerstoff hektisch in seine Lungen zu pumpen. Erschrocken blickte der Kleinste der Band zu seinem Freund als er dessen Schnappatmung bemerkte, die ihn an einen gestrandeten Fisch denken ließ. Sofort erinnerte Ruki sich an Puru-chan und versuchte die aufkommende Panik zu unterdrücken als ihm in den Sinn kam wie es mit dem armen Fisch zu Ende ging.
 

„Reita! Was ist?!“
 

Drei Köpfe schnellten zu ihnen herum und Rukis Blick heftete sich an der Nasenbinde des Größeren fest.
 

„Ich wusste das Teil würde dir eines Tages zum Verhängnis werden!“
 

Die Hände des Sängers griffen in Reitas Nacken, in dem die Binde zusammengeknotet war und verzweifelt versuchten seine Finger den Knoten zu lösen, bis Reita noch panischer nach

Rukis Händen griff um seine Nase davor zu bewahren vorgeführt zu werden.
 

„Hör auf! Ich hab mich nur erschrocken!“
 

Als Ruki endlich registrierte, dass sein Freund sich wieder normal artikulieren konnte, ließ er von ihm ab und bedachte ihn mit einem langen Blick.
 

„Was hat dich erschreckt?“
 

„Ich weiß nicht genau. Es war wie ein schwarzer Schatten.“
 

„Ein Schatten?! Deswegen bekommst du Atemnot? Schwach… wirklich schwach, Reita.“
 

Uruha wendete seinen Blick wieder nach vorn und nur dessen überraschter Aufschrei ließ Reita einen bissigen Kommentar hinunterschlucken.
 

„Da ist ein Haus!“
 

„Wo?“
 

Aoi schien sich von seiner Niederlage erholt zu haben und löste sich wie ein Frosch aus seiner Winterstarre.
 

„Dort vorne.“
 

Uruha deutete mehr schlecht als recht mit dem Zeigefinger auf der Windschutzscheibe entlang und hinterließ eine Wegbeschreibung die seines Gleichen suchte.
 

„Wie kommt das dahin?!“ Noch während Aoi seine Frage loswurde, haute er Uruha auf die Finger als er den Fettfilm bemerkte. „Und was zum Teufel nimmst du für eine Handcreme?!“
 

„Ist das wichtig?!“, knurrte Uruha bissig zurück und rieb sich seine Hand.
 

„Der Wagen ist neu! Wenn deswegen die Scheibenwischer nicht….“ Aoi stoppte als er merkte wie ihm die Unüberlegtheit seiner Worte gerade drohte zum Verhängnis zu werden und erntete einen Schulterklopfer von Seiten Kais, der froh war, dass er sich nicht noch weiter hineingeritten hatte. Just in diesem Moment ertönte ein lauter Knall und der Wagen brach auf einer Hinterseite ein, sodass Reita sich gerade noch festhalten konnte um Ruki nicht gegen die Wagentür zu quetschen. Wehmütig sah Aoi in den Außenspiegel.
 

„Der Reifen ist geplatzt“, stellte er mit einer Miene fest, die der eines Totengräbers gleich kam.
 

„Meine Handcreme ist nicht daran Schuld“, versuchte Uruha sofort klare Verhältnisse zu schaffen. Er drehte sich nach hinten um und zog eine Braue nach oben, sodass sich eine steile Falte zwischen seinen Augenbrauen bildete. Kurze Zeit ruhte sein Blick auf dem Sänger bevor er neckend die Lippen schürzte. „Aber vielleicht Kais üppige Bentos.“
 

„Das reicht“, fauchte der Kleinere und öffnete die Beifahrertüre. Seine Füße kollidierten augenblicklich mit der matschigen Erde und er stapfte einige Meter von der schlammigen Masse davon.
 

„Sieh es positiv, Aoi. Jetzt hat der Wagen sogar für Ruki die richtige Größe.“
 

„Uruha, das hab ich gehört!“
 

Entschuldigend lächelnd stieg der Brünette ebenfalls aus.
 

„Ich wollte Aoi nur aufmuntern.“
 

„Ja. Rücksichtsvoll wie du bist auf meine Kosten“, brummte der Sänger mürrisch und warf einen Blick in Richtung des von Bäumen halb verdeckten Hauses. „Lasst uns sehen ob wir dort Hilfe rufen können.“
 

Nachdem sie Aoi gemeinsam davon überzeugen konnten seinen Sitzstreik aufzugeben, suchten sie sich einen Weg durch das dürre Laub, das den schmalen Pfad zum Haus fast vollständig verdeckte. Das Haus war umgeben von einem hölzernen Gartenzaun, der allen, mit Ausnahme von Ruki, ungefähr bis zur Hüfte reichte. Die braune Farbe blätterte bereits ab und ließ den Zaun noch heruntergekommener aussehen als es sowieso schon der Fall war. Der frische Herbstwind wehte den Fünfen um die Nase und ließ das Gartentor leise quietschend hin und her schwingen.
 

„Sieht nicht gerade einladend aus“, bemerkte Uruha als er sich die Fassade des Hauses näher besah.
 

„Sieht deine Wohnung auch nicht aus und trotzdem kommen wir dich besuchen“, revanchierte Ruki sich für die vorangegangenen Seitenhiebe des Gitarristen. Dieser blickte einen Moment unschlüssig auf seine Schuhe bevor er die Klingel betätigte. Recht hatte Ruki, gestand er sich ein. Man sollte Menschen und Dinge nicht nach dem Äußeren beurteilen. Gespannt richteten sich alle Blicke auf die vermoderte Holztüre und Uruha war versucht erneut zu klingeln, da schwang die Tür mit einem Mal geräuschlos nach innen auf.
 

„Willkommen im Haus der... autsch!“
 

Die anfänglich tiefe Stimme stieß einen spitzen Schrei aus und Reitas Schauer verlief sich irgendwo zwischen seinen Schulterblättern. Fünf Augenpaare starrten in die Dunkelheit, in der sie so gut wie nichts erkennen konnten.
 

„Ich hab eine Sprisse im Finger“, kam es jämmerlich aus dem Inneren. „Schau…schau doch mal…“, verklang die Stimme immer leiser werdend in den Räumen des Hauses.
 

„Was zum Henker…?“, brummte Reita missmutig während seine Augen versuchten irgendetwas in der Dunkelheit auszumachen und Uruha sich entschied seinen Regeln wieder einmal treu zu bleiben und die Dinge doch nach ihrem Äußeren zu beurteilen.
 

„Lasst uns reingehen. Ich habe keine Lust bis auf die Haut nass zu werden.“
 

Aoi zupfte an seiner feuchten Kleidung und auch Ruki stimmte dem griesgrämig zu.
 

„Nach etwas Gemeingefährlichem klang das schließlich nicht“, meinte er und betrat das alte Haus dicht gefolgt von Aoi. Die Entscheidung der anderen den beiden zu folgen wurde ihnen durch einen erneuten heftigen Regenschauer abgenommen. Der Boden unter Reitas Füßen knarrte bedrohlich als er in die Dunkelheit trat, die jegliche Einrichtungsgegenstände verschluckte, sodass sie alle sich langsam an der Wand vortasteten um nicht irgendwo gegen zu stoßen.
 

„Dort vorne ist eine Treppe“, wisperte Aoi in die Stille, die die Fünf umgab.
 

„Wieso flüsterst du?“, hauchte Uruha und trat neben den schlanken Gitarristen.
 

„Ich dachte das wäre angebracht“, antwortete er ihm wieder in Zimmerlautstärke und zuckte die Schultern. Genervt verdrehte Uruha die Augen.
 

„Vielleicht erleichtert uns das hier die Orientierung ein wenig.“
 

Mit einem leisen Klacken sprang die Deckenleuchte an und erhellte den Raum, in dem sie standen. Kai hatte die Hand an einem der Lichtschalter und lächelte fürsorglich in die Runde. Reita ließ eine der Reisetaschen auf den Boden ab und bedachte die spartanische Möblierung enttäuscht. Von einem unheimlich erscheinenden Haus erwartete man zumindest einige außergewöhnliche Einrichtungsgegenstände, doch das Wohnzimmer, das sogar einen Ofen beherbergte, erschien so normal wie jedes andere, das er bisher gesehen hatte. Er konnte nichts Fremdartiges daran entdecken. Aber sie hatten schließlich auch nicht damit gerechnet, dass es hier Strom gab.
 

„Wir können sehen wo hier ein Badezimmer ist und unsere Kleidung am Ofen trocknen. Was meint ihr?“
 

Ruki blickte seine Kameraden fragend an.
 

„Ich wäre dem nicht abgeneigt aber ich fürchte hier wohnt jemand und wir können es uns hier nicht einfach gemütlich machen“, wies Uruha den brünetten Sänger auf diesen Umstand hin, doch dieser schien wenig beeindruckt.
 

„Niemand ist mehr an die Tür gekommen und es ist schweinekalt hier drin. Glaubst du wirklich hier wohnt jemand? Dann wäre wenigstens der Ofen an, aber das ist er nicht. Vielleicht war es vorhin einfach der Wind gewesen.“
 

Und damit war die Angelegenheit für Ruki erledigt. Jedenfalls schien er von seiner Erklärung überzeugt zu sein, denn er machte sich daran das erste Stockwerk zu erkunden.
 

„Wir sollten fürs Erste besser zusammenbleiben“, meinte Kai und wies die anderen mit einer Handbewegung an ihm nach oben zu folgen. Wenn Kai die Sache nicht geheuer war, war es für den Rest ein Grund zur Sorge. Die Stufen waren schmal und Reita sah angestrengt auf seine Füße um nicht daneben zu treten.
 

„Also ein Badezimmer mit fließend warmem Wasser gibt es hier schon mal“, ließ Ruki vom Ende des Flures verlauten. „Wer will zuerst?“
 

Die Frage erübrigte sich als er nur in Shorts bekleidet aus dem Bad linste.
 

„Nimmt jemand meine Klamotten zum Trocknen mit nach unten?“, liebäugelte er bis Kai ihm die feuchte Kleidung aus der Hand nahm. „Danke, ich beeil mich auch.“ Mit diesen Worten schloss er die Türe und kurze Zeit später hörte man das Rauschen der Dusche.
 

„Wo ist Aoi?“
 

Suchend blickte Uruha sich um und linste schließlich in eines der Zimmer, dessen Türe offen stand.
 

„Was machst du da?“
 

„Also, eigentlich suche ich den Lichtschalter.“
 

„Hier“, lächelte Kai und knipste blind das Licht an.
 

Reitas und Uruhas Blicke lagen ehrfurchtsvoll auf dem Drummer und Aoi lief ein Schauer über den Rücken als er Kai so lässig an der Tür stehen sah, mit einem breiten Lächeln und der Kleidung ihres Sängers in den Händen.
 

„Ich hänge das mal zum Trocknen runter“, lächelte er, anscheinend beruhigt, dass ihnen hier oben nichts Verdächtiges begegnet war und begab sich Stufe für Stufe wieder ins Erdgeschoss zurück. Aoi seufzte.
 

„Er erinnert mich…“
 

„… an die Mutter, die du nie hattest. Wissen wir, Aoi“, unterbrach ihn Uruha schelmisch grinsend und folgte dem Drummer nur sekundenspäter nach unten.
 

Empört schnappte Aoi nach Luft, doch eine Erwiderung, die einer Gemeinheit dieser Größenordnung etwas hätte entgegen setzen können, fiel ihm auf die Schnelle nicht ein. Beschwichtigend klopfte Reita ihm auf die Schulter. Von unten drangen Gesprächsfetzen an sein Ohr, die ihn stutzig werden ließen.
 

„Ich hab den Ofen nicht angemacht!“
 

„Und wer war es dann?!“
 

Reita runzelte die Stirn.

„Besser wir sehen nach.“
 

Er eilte Aoi die Treppe nach unten voraus und blickte auf die beiden Musiker, die ungläubig auf den brennenden Ofen starrten.
 

„Was ist?“, fragte er ruhig.
 

„Der Ofen brannte bereits als ich runter kam“, antwortete Kai mit ernster Miene. „Und von uns hat ihn sicherlich keiner angemacht.“ Er biss sich nervös auf die Unterlippe. „Es muss wirklich jemand im Haus sein.“
 

„Wenn ich es recht bedenke…“, meinte Aoi leise, „… sahen die Betten in dem Zimmer oben auch so aus als hätte jemand darin gelegen.“
 

Uruha schluckte trocken.
 

„Was machen wir jetzt?“
 

Lautes Getrampel ließ die Vier aufschrecken. In einem viel zu großen Bademantel, den Ruki mit beiden Händen hoch raffte um nicht darüber zu fallen, kam der kleine Sänger die Treppen hinuntergepoltert.
 

„Ich hab es auch gesehen!“, platzte es keuchend aus ihm heraus als er endlich zum stehen kam und Reita ins Visier nahm.
 

„Was?“, fragte dieser mit dem plötzlichen Situationswechsel überfordert.
 

„Den Schatten!“
 

Schlagartig kehrte bleierne Stille in dem kleinen Wohnzimmer ein.
 

Anmerkung:
 

* 'Night of the living deaths'

Fünf Musiker saßen verkrampft auf den beiden Sofas verteilt. Rukis Kleidung trocknete am warmen Ofen. Alle anderen trugen ihre feuchten Sachen noch an ihren Leibern. Niemand traute sich alleine das Bad aufzusuchen.
 

„Ich würde vorschlagen wir suchen den Hausbewohner“, durchbrach Aoi endlich die bleierne Stille.
 

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich den überhaupt finden will“, warf Uruha skeptisch ein und auch Ruki nickte beipflichtend.
 

„Am Ende ist es ein irrer Massenmörder, der nur darauf wartet uns nacheinander zu schnappen um sich eine Suppe aus uns zu kochen!“
 

„Dafür ist ihm Uruha bestimmt zu zäh“, erwiderte Reita trocken auf Rukis Worte, die von Fantasien über zuviel gesehene Horrorfilme nur so trieften.
 

„Wie bitte?!“, empörte sich der Gitarrist, doch als Kai die Hand hob und somit um Ruhe bat, verstummte er augenblicklich.
 

„Könnten wir bitte bei der Sache bleiben“, bat er und sah in die Runde.
 

Stummes Nicken und ratlose Blicke folgten. Kai ließ ein leises Brummen ertönen.
 

„Ich möchte nicht gerne untätig hier herum sitzen“, meinte er schließlich, „Ich glaube nicht, dass ich ein Auge zumachen könnte, wenn hier doch jemand anwesend ist. Außerdem könnte er uns ja vielleicht helfen.“
 

„Helfen?!“, platzte Uruha heraus, „Dieser Jemand versteckt sich augenscheinlich vor uns, wieso sollte er uns helfen wollen?!“
 

„Vielleicht war er so geblendet von deiner Erscheinung, dass er sich jetzt minderwertig vorkommt“, feixte Reita und erntete seitens Kais einen Klaps auf den Hinterkopf.
 

Ruki und Aoi grinsten verhalten. Der Bassist rieb sich leicht über die pochende Stelle und seufzte schlussendlich.
 

„Ich schließe mich Kai an. Teilen wir uns auf und durchsuchen das Haus gründlicher“, resignierte er und stand auf.
 

Mehr oder weniger begeistert erhob sich nach Reita und Kai auch der Rest der Truppe. Aoi blickte ratlos im Raum umher und stellte endlich die Frage, die ihm auf der Zunge lag.
 

„Wer geht mit wem?“
 

Keine fünf Minuten später war auch diese Angelegenheit geklärt. Nachdem Aoi und Ruki die kürzeren Streichhölzer gezogen hatten, schlossen sie sich zu einem Suchteam zusammen, das noch einmal das obere Stockwerk durchkämmen würde. Kai, Uruha und Reita hingegen versuchten ihr Glück im Erdgeschoss, von dem sie sich bis jetzt nur einen groben Überblick verschafft hatten. Sie verließen das Wohnzimmer durch die Türe, durch die sie zuvor gekommen waren, während Ruki, der sich widerwillig in seine halbtrockenen Klamotten gepresst hatte, und Aoi die Treppenstufen in den ersten Stock erklommen.
 

Lampen aus geriffeltem Glas waren an den Wänden des Flures angebracht und spendeten mattes Licht. Uruha strich im Laufen mit dem Finger über eines der Bilder. Sie reihten sich an der Wand zu beiden Seiten.
 

„Wenn hier tatsächlich jemand wohnt, ist er nicht sehr reinlich“, meinte er und besah sich den Staub auf seinem Finger. Pikiert rieb er Daumen und Zeigefinger aneinander um die feinen Partikel von seiner Haut zu entfernen. Er beugte sich näher an den Rahmen und verzog schließlich das Gesicht.
 

„Käfer“, stellte er angewidert fest.
 

„Was?“
 

Reita blickte über Uruhas Schulter, rieb sich den Nacken als er den, an der Wand hängenden, Glaskasten musterte, den er im Schummerlicht zuvor noch für ein normales Bild gehalten hatte. Der Chitinpanzer hatte sich schon leicht vom Körper des Tieres gelöst und legte den schwarzen Körper frei, der brüchig wie verkohltes Holz wirkte.
 

„Nicht sehr appetitlich“, fiel sein Urteil aus und schließlich wendete er den Blick ab und folgte Kai, der anscheinend die Türe zur Küche ausfindig gemacht hatte.
 

„Komm schon“, brummte Reita als Uruha sich noch immer nicht in Bewegung setzte, „Oder hast du noch nie einen toten Käfer gesehen?“
 

„Doch!“ Der Gitarrist schloss zu ihm auf. „Ich dachte da stünde vielleicht ein Name darunter.“
 

„Und?“
 

„Nicrophorus Humator.“
 

Genervt verdrehte Reita die Augen, währenddessen die Küchentüre leise knarrte als Kai sie aufdrückte. Der Schlagzeuger rümpfte die Nase. Ein feiner, säuerlicher Geruch lag in dem Raum, dessen von Efeu zugewucherten Fenster, geschlossen waren.
 

„Vielleicht hatte Ruki mit seiner Theorie doch recht“, meinte Uruha und linste auf den Topf, der auf der Gasherdplatte stand.
 

„Dann wollen wir seine These mal überprüfen.“
 

Langgezogenen Schrittes ging Kai auf den Topf zu, aus dessen Inneren der beißende Geruch strömte. Das Durchatmen bevor er den Deckel anhob sparte er sich. Es hätte wohl eher dafür gesorgt, dass ihm die Luft weggeblieben wäre. Heldenhaft hob Kai schließlich den Deckel an und sogleich nahm der säuerliche Geruch in der kleinen Küche zu. Mit einem Laut des Ekels gab Uruha zu verstehen, was er von der Aktion hielt und veranlasste Kai somit dazu, den Topf schnellstmöglich wieder zu schließen. Der Schlagzeuger warf einen flüchtigen Blick auf das Innenleben des runden Edelstahls und griff sich ein, an einem Henkel an der Wand hängendes, Handtuch, das er zusätzlich um den Topf wickelte. Ob es die gewünschte Wirkung haben würde, würde sich zeigen.
 

Reita wedelte sich unter Uruhas kritischem Blick mit der flachen Hand Luft zu. „Dass sich der Gestank gerade bei dir staut wundert mich nicht“, spielte der Gitarrist auf das Nasenband des anderen an und nickte, wie um sich selbst zu bestätigen, dass sein Konterversuch gelungen war, zufrieden. Reita schnaubte kurz, dachte aber nicht daran dieser drittklassigen Bemerkung mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen als nötig. Am Ende bildete sich der andere noch etwas darauf ein. Es war nicht schwer ihn mit seinem Nasenfetisch dran zu kriegen. Da musste Uruha sich schon etwas Besseres einfallen lassen um ihn zu beeindrucken.
 

„Was war denn nun da drin?“, fragte er stattdessen.
 

Kai zuckte ratlos die Schultern.
 

„Es hatte die Konsistenz von gekochtem Milchreis und sah auch so aus.“
 

„Wahrscheinlich Maden.“
 

Uruha gab ein Geräusch von sich, dass dem eines Würgens gleich kam.
 

„Dramatisier doch nicht immer alles!“, brummte Reita, dem der Gedanke an abgestandenen Milchreis durchaus sympathischer war.
 

Die Decke der Küche war nicht außergewöhnlich hoch. Sie erschien auf den ersten Blick etwas niedriger als in anderen Räumen, doch höchstwahrscheinlich wirkte es nur deshalb so, weil der Efeu den Raum so erdrückend erscheinen ließ. Ein paar Spinnenweben hingen in den Ecken. Bis auf die seidigen Gebilde erschien die Küche bisweilen sogar Widersprüchlicherweise sauber. Inventar, das in jeder Küche häufig benutzt wurde war staub- und schmutzfrei, so war der Esstisch wohl auch erst vor kurzem feucht abgewischt worden. Auch neben der Spüle gab es weitere Anzeichen, dass das Haus bewohnt war. Vier saubere Teller, sowie in der Anzahl passendes Besteck türmten sich auf der Ablage.
 

„Wirklich seltsam“, murmelte Kai.
 

„Selbst wenn hier jemand wohnt, hier ist er jedenfalls nicht. Suchen wir weiter!“, forderte Reita seine Freunde auf.
 

Er konnte den Geruch nicht länger ertragen. Noch einen Moment blickte Kai auf die unscheinbare Türe, die hinaus in den Garten führte, bis er es als unwahrscheinlich einstufte, dass sich jemand bei dem Sauwetter draußen aufhalten würde, selbst wenn er noch so geblendet war.
 

Langsam schlenderte Ruki aus dem Schlafzimmer, das er gerade durchsucht hatte, in das gegenüberliegende Gästezimmer.
 

„Hast du was gefunden?“
 

Die Arme vor der Brust verschränkt, blieb er am Türrahmen gelehnt stehen. Hinter der geöffneten Schranktüre blickte Aoi hervor und sein Blick wurde dominiert von Resignation.
 

„Die Schränke sind allesamt leer“, erklärte er niedergeschlagen.
 

Ruki nickte wissend. Genau so ein ein Bild hatte sich ihm im Schlafzimmer auch geboten. In allen Schränken und Fächern erstreckte sich gähnende Leere.
 

„Das Einzige, was ich finden konnte, war dieser Hut hier.“
 

Der Gitarrist beugte sich zu einem Hocker, der in der Nische zwischen Schrank und Fenster stand und hob einen roten Hut hoch. Er erinnerte Ruki an jenen Hut, der Teil eines seiner Kostüme gewesen war. Einen Moment lang war er sich sogar unsicher, ob es nicht genau dieser zylinderartige Hut war, doch als er das andersfarbige Futter entdeckte, beruhigte sich sein Herzschlag wieder. Immerhin war sein Hut das Original!
 

„Fehlt nur noch der Märzhase“, merkte er sarkastisch an und entlockte Aoi ungewollt einen Seufzer.
 

„Zu einer Tasse Tee würde ich nicht nein sagen.“
 

Mitleidig musterte Ruki den anderen. Selbst wenn Aoi größtenteils Schuld an ihrer misslichen Lage war, war es schließlich auch sein neuer Wagen, der jetzt im Morast vor sich hindümpelte.
 

„Kopf hoch!“, sagte er aufmunternd und stieß sich dabei vom Türrahmen ab, „Wir kommen hier schon heil weg.“
 

Das mochte vielleicht nicht für Aois Auto gelten, aber wofür gab es schließlich Versicherungen?

Was es nun mit dem Hut auf sich haben mochte, war Ruki allerdings immer noch ein Rätsel.
 

„Nimm den mal mit! Vielleicht vermisst ihn jemand und spürt uns auf. Das erspart uns die Suche.“
 

Rukis umgekehrte Logik in allen Ehren, doch der Gitarrist war sich nicht sicher, ob er überhaupt von dem Hutbesitzer gefunden werden wollte. Wer wusste schon, ob es sich dabei nicht vielleicht um einen ungemütlichen Zeitgenossen handelte. Dennoch drückte er den Stoff in seinen Händen ein wenig zusammen und faltete ihn in der Mitte einmal. Mit dem neu erworbenen Stück Stoff bewaffnet, traten sie erneut auf den grauen Flur, unschlüssig darüber, wo sie als nächstes suchen sollten.
 

„Wenn man es sich recht überlegt, ist das Haus gar nicht so groß“, stellte Ruki fest, während sein Blick durch den Flur wanderte, „Unten gibt es lediglich ein Wohnzimmer, das zugleich als Esszimmer fungiert und eine Küche. Hier oben befinden sich Schlaf- und Gästezimmer und das Bad.“
 

Aoi setzte zu einem zustimmenden Nicken an, stutzte jedoch als ihm noch etwas einfiel.
 

„Du hast den Speicher vergessen.“
 

Kaum, da Aoi seine Gedanken laut ausgesprochen hatte, durchriss ein lauter Knall die Stille. Neben ihm zuckte Ruki erschrocken zusammen und auch Aoi entwich ein überraschter Laut.

Ihre Blicke hefteten sich an der Luke zum Dachboden fest, die soeben aufgesprungen war.
 

„Diebe!“
 

Drang es verzerrt aus dem Inneren. Entsetzt weiteten sich Rukis Augen als er die blasse Hand am Rande der Luke erscheinen sah.
 

„A-aoi, d-da“, stotterte er.
 

Seine Hand krallte sich in Aois Oberteil. Dieser stieß einen leisen Schmerzenslaut aus, als Rukis Fingernägel sich in die Haut an seinem Arm gruben. Wer hätte gedacht, dass der sonst so hartgesottene, vor keinem Splattermovie zurückschreckende Sänger so leicht zu erschrecken wäre? Dennoch musste Aoi zugeben, dass Film nun mal Film war und blieb. Das hier hingegen fühlte sich verdammt echt an!
 

Der Hand folgte eine zweite und beide Arme griffen, ehe es sich die beiden Musiker versahen, aus der Luke hervor. Aoi stand wie versteinert da, unfähig sich zu rühren und er war sich sicher Ruki ging es nicht anders, so fest wie sein Griff sich anfühlte. Den hangelnden Armen folgten Haare und nahezu kopfüber schien die Gestalt aus der Öffnung kriechen zu wollen. Aoi hielt die Luft an. Keiner der beiden wollte ein Geräusch von sich geben, obgleich sie wussten, dass sie schon längst bemerkt worden waren.
 

Plötzlich stieß die Gestalt einen gurgelnden Laut aus. Unsichtbare Hände packten und zogen sie zurück in die Dunkelheit. Ruki und Aoi beobachteten das Spektakel mit offenen Mündern bis auch der letzte wedelnde Arm verschwunden war.
 

„Der hat meinen Hut!“, kam es wutentbrannt von oben und sofort lies Aoi den roten Stoff zu Boden fallen. Halb überrascht und halb entsetzt blickte er Ruki an, der seinen Arm mittlerweile losgelassen hatten. Das Ganze war ihnen nicht geheuer.
 

„Lass uns abhauen“, hauchte Ruki, „Der ist verrückt.“
 

Und wie auf ein geheimes Zeichen hin stürmten sie schon im nächsten Augenblick die Treppen hinunter.
 

„Da seid ihr ja“, setzte Uruha an die beiden Ankömmlinge zu begrüßen, als diese auch schon an ihm vorbeirauschten.
 

„Hei!“, rief er ihnen nach, „Was hat euch denn geritten?!“
 

Reita zog die Stirn in Falten als er das verzweifelte Poltern an der Haustüre vernahm. Kurz darauf standen die zwei vollkommen aufgebrachten Musiker nun doch vor ihnen, wild gestikulierend und nach Atem ringend.
 

„Somit erübrigt sich wohl die Frage, ob ihr die Türe abgeschlossen habt“, meinte er und rieb sich die Schulter, „Wir dachten erst sie klemmt, aber sie scheint tatsächlich verriegelt worden zu sein.“
 

„Was?“, hauchte Ruki ungläubig als ein Blitz das Wohnzimmer in unnatürliches Hell tauchte und dafür das Licht löschte.
 

„Verdammt!“, fluchte Uruha und Aoi stieß einen jammernden Laut aus. Das durfte doch alles nicht wahr sein!
 

Der Einzige, der wie so oft die Ruhe selbst war, war Kai.
 

„Ich glaube, ich habe in der Küche Kerzen gesehen. Lasst uns welche holen gehen“, sagte er und sein Tonfall wurde so mütterlich, dass Aoi nicht anders konnte als dem zuzustimmen.
 

Reita seufzte leise. „Na dann lasst uns… was ist?“
 

Uruhas Hand hatte sich um Reitas Handgelenk gelegt.
 

„Also wenn das jetzt ein Friedensangebot sein soll, musst du dir schon was besseres Einfallen lassen. Ich steh nicht auf…“
 

Er unterbrach sich selbst in seinem Wortschwall und folgte Uruhas Blick bis auch er die Gestalt wahrnahm, die am Ende der Treppe stand. Blitz und Donner schienen sich ein Duett zu liefern und fünf Musiker sahen in das grinsende Gesicht eines Mannes, dessen rechte Hand verdächtig rot schimmerte.

Zitternde Schatten tanzten über das Gesicht der Gestalt, verzerrten es zu einer unwirklichen Grimasse.
 

„Was zum Henker?“
 

Aoi schnappte hörbar nach Luft, als der Mann langsam begann, Stufe für Stufe zu ihnen hinab zu steigen. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken und die Gewissheit, dass sie nicht flüchten konnten brachte ihn endlich auf eine Idee. Das Gedankenkarussell stoppte und er räusperte sich. Wenn sie hier nicht weg konnten, mussten sie diesen Mann eben vertreiben. Wenigstens für den Moment.
 

„Kommen Sie nicht näher! Er hat Scabies!“
 

Mit dem Finger deutete er dabei auf Uruha und versuchte die Behauptung besonders grauenvoll klingen zu lassen, indem er eine Oktave tiefer sprach. Verunsichert blieb die Gestalt in der Mitte der Treppe stehen. Aoi blickte ihn erwartungsvoll an. Eigentlich hatte er gehofft er würde auf dem Fuße kehrt machen.
 

„Was soll das sein?“
 

Der Donner ließ die dunkle Stimme in dem Raum vibrieren, sodass Aoi ein Schauer über den Rücken lief. Doch neue Hoffnung keimte in ihm auf und er verzog den Mund zu einem bitteren Grinsen. Todesmutig wagte er sich einen Schritt auf die Treppe zu.
 

„Die Krätze!“, tönte er im Brustton der Überzeugung. Und tatsächlich trat der sichtlich angeekelte Mann einen Schritt zurück, ehe er zwei Stufen auf einmal nehmend aus dem Blickfeld der Männer verschwand. Und endlich sprang auch die Deckenbeleuchtung wieder an. Stolz wie Oskar wandte Aoi sich den anderen zu und musste feststellen, dass nicht nur der Unbekannte zurückgewichen war. Auch die anderen Bandmitglieder hatten sich einige Schritte von ihrem Gitarristen entfernt und starrten teils mit offenen Mündern auf den wütenden Japaner. Dessen Gesicht war rot vor Zorn und grimmig fixierte er Aoi mit seinem Blick. Dieser schluckte trocken. Jetzt konnte er es den anderen nicht mehr verdenken, dass sie auf Abstand gingen.
 

„Uruha, hör mal…“, beschwichtigend hob er die Hände. Von seinem Siegesreichtum war wenig übrig geblieben.
 

„Was fällt dir eigentlich ein!?“, donnerte der Gitarrist und ging sicheren Schrittes auf den Schwarzhaarigen zu.
 

„Nicht!“, brüllte Ruki und alle Köpfe schnellten zu ihm herum. „Du steckst ihn an!“
 

Uruhas verblüffter Ausdruck ließ Reita in schallendes Gelächter ausbrechen. Kai rieb sich leicht grinsend den Nacken, als er Ruki erklärte, dass Aoi geflunkert hatte um den Fremden in die Flucht zu schlagen.
 

„Ach so“, murmelte Ruki errötend, „Es hatte so überzeugend geklungen.“
 

„Danke“, grinste Aoi und war froh darüber, dass sich Uruhas Wut mehr oder weniger in Rauch aufgelöst hatte.
 

„Und was machen wir jetzt?“, murrte Uruha und blickte trotzig von Reita zu Kai, die jedoch beide so ratlos aussahen wie er selbst es war.
 

„Wir sollten auf dem schnellsten Wege einen Ausgang finden“, meinte Ruki mit ernster Miene. Sein Blick blieb an Reita hängen. „Oder wir opfern ihn.“
 

„Was?“
 

Reita zog die Stirn kraus. Entweder hatte Ruki gerade einen makaberen Witz gerissen oder er meinte es wirklich ernst. Fast tippte Reita auf letzteres, denn niemand lachte.
 

„Das letzte Mal mag er dir vielleicht nur die Nase abgebissen haben, mein Freund, doch jetzt wird er sich nicht mehr nur mit einem Finger oder einem Zeh zufrieden geben.“
 

„Von was sprichst du?!“
 

„Hannibal Lektor.“
 

Rukis eisiger Tonfall mischte sich mit dem leisen Grollen des Donners.
 

„Hannibal Lektor ist tot!“
 

„Ist er nicht!“, beharrte Ruki eisern.
 

„Ist er wohl!“
 

„Lass mir meinen Glauben du gefühlskalter Bock!“, grunzte der Sänger vorwurfsvoll.
 

Reita verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Er hat mir nicht die Nase abgebissen.“
 

„Hat er wohl!“
 

„Hat er nicht!“
 

„Eine Tasse Tee?“, durchbrach Kais sanfte Stimme das eskalierende Streitgespräch und fast augenblicklich kehrte Ruhe ein. Nicht einmal Uruha oder Aoi hatten bemerkt wie der Schlagzeuger sich in der Küche ans Werkeln gemacht hatte. Reita wusste nicht was unheimlicher war, Kai oder der Fremde. Schnaubend ließ Ruki sich auf den abgesessenen Polstern nieder. Kai füllte die Tassen und der aufsteigende Duft rief eine unwirklich heimische Atmosphäre hervor. Ruki drehte die Tasse einige Male in seinen Händen um sie daran zu wärmen. Mit trotziger Miene blickte er schließlich zu Kai, der neben ihm Platz genommen hatte.
 

„Er hat ihm aber die Nase abgebissen“, sagte er eine Spur leiser als zuvor, da Kai den Zeigefinger an seine Lippen hielt.
 

„Du solltest aufhören ihn deswegen zu diskriminieren, Ruki“, meinte er lächelnd, „Vielleicht überarbeitet Lektor-san die Geschichte und Reita darf seine Weichteile behalten.“
 

Zweifelnd hob Ruki eine Augenbraue und linste zu ihrem Bassisten, der sich mittlerweile auch an einer Tasse grünem Tee gütlich tat. Reita war bewusst gewesen, dass seitens Ruki kein vernünftiger Vorschlag hätte kommen können, aber der war nun mal wirklich unterste Schublade.
 

„So schlecht finde ich Rukis Idee gar nicht“, meinte Uruha plötzlich, der sich die Gelegenheit, Reita in irgendeiner Art und Weise eins auswischen zu können, nicht entgehen lassen wollte. Fast verschluckte sich der Bassist an seinem Tee.
 

„Die Sache hat einen Haken, Uruha! Mir hat niemand die Nase abgebissen!“
 

„Dann beweis es“, lächelte Uruha gewinnend, „Beweis uns, dass du eine Nase hast.“
 

Reita stockte der Atem vor Wut. Er würde dem Gitarristen sicher nicht den Gefallen tun und seine Nase vor ihm enthüllen!
 

„Könnt ihr euch nicht mal wie echte Männer benehmen, statt solche Kindereien aufzuziehen?“, schnaubte Reita verärgert.
 

„Echt Männer würden sich für ihre Freunde opfern.“
 

Triumphieren grinste der feminine Gitarrist ihn auf diese Worte hin an und klatschte in die Hände. Reita kam diese Geste vor, als wäre alles längst beschlossene Sache. Unsicher blickte er sich nach den anderen um, deren Blicke nur schweigend auf ihm ruhten.
 

„Das kann doch nicht euer Ernst sein!“
 

Alles sah danach aus, als hätten sich die anderen stumm darauf geeinigt, dass er wohl zu entbehren wäre. Und so fand er sich Sekunden später vor der Speichertüre im ersten Obergeschoss wider.
 

„Nun geh schon.“
 

Uruha stieß ihm auffordernd den Ellenbogen in die Rippen. Der Bassist gab ein leises Knurren von sich, nahm jedoch den langen Holzstab mit dem metallenen Haken am Stielende und führte diesen zielsicher an die Vorrichtung der hölzernen Türe. Es klickte leise als sich die beiden Eisenelemente berührten. Knarrend löste sich das Holz aus seiner Verankerung als Reita kräftig an dem Hilfsmittel zog. Gleichzeitig klappte eine Art Treppe nach unten, die eigentlich mehr an eine provisorische Leiter erinnerte. Es schien als hielten die fünf Musiker die Luft an um kein zusätzliches Geräusch zu verursachen. Das Knarren und Poltern war definitiv zu laut. Dass es ihre Atemgeräusche ohne Probleme schlucken würde, daran dachte in diesem Moment niemand.
 

„Viel Glück“, hauchte Aoi als sich die Geräuschkulisse gelegt hatte.
 

Brummend hob Reita eine Augenbraue, blickte seine Kameraden nur viel sagend an. Dann wandte er sich um und erklomm die ersten Sprossen. Einzig und allein der Wut in seinem Bauch verdankte er seine sicheren Schritte. Vorsichtig lugte er über den Eingangsrand. Eine einsame Glühbirne erhellte flimmernd den Speicher. Das Licht reichte jedoch nicht aus um sich einen guten Überblick zu verschaffen und so wagte Reita den letzten Schritt und hievte sich nach oben. Kaum hatte er knarrenden Boden unter den Füßen, krachte die Speichertüre wuchtig in ihre Verankerung zurück. Erschrocken fuhr er herum.
 

„Habt ihr sie noch alle?!“, tobte er als ihm klar wurde, dass seine so genannten Freunde ihm soeben seine einzige Fluchtmöglichkeit versperrt hatten, „Ihr miesen, undankbaren…“
 

Die letzten Worte blieben ihm im Halse stecken, als er heißen Atem in seinem Nacken spürte. Er rümpfte die Nase. Weingummi?!
 

„Hast du meinen Hut dabei?“, fragte eine Stimme neugierig.
 

Reita war sich nicht sicher, ob er es wagen konnte sich umzudrehen.
 

„D-deinen Hut?“
 

„Ja“, brummte die Stimme weniger erfreut, „Der Idiot hat ihn vorhin fallen lassen, als dein Freund was von einer ansteckenden Krankheit sagte.“
 

Reita wurde siedend heiß. Es gab also mehr als nur einen Verrückten auf diesem Speicher!
 

„Ich… ich hab deinen Hut nicht“, gestand der Bassist kleinlaut und fuhr bei dem nächsten rumpelnden Geräusch zusammen.
 

„Das ist schlecht“, maulte die Stimme in seinem Nacken, „Das war eine Sonderanfertigung. Ich hänge daran.“
 

„Was war das?“, hauchte Reita, die Jammerlaute des anderen ignorierend. Ein rauschendes Geräusch durchschallte den kleinen Raum und da wusste Reita bescheid. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen als das Flimmern in dem düsteren Raum zunahm und er den Fernseher in einer der Ecken wahrnahm. Es mussten Poltergeister sein!
 

„Macht auf!! Lasst mich raus!“, brüllte er aus Leibeskräften. Er hatte Zuhause zwar einen Staubsauger, der aussah wie das Werkzeug der Ghostbusters, doch was nutzte dieser ihm da wo er lag!? Ihm blieb nichts anderes übrig als seine Freunde dazu zu bewegen die verdammte Tür zu öffnen, bevor er in Raum und Zeit verschwand.
 

Während Reitas Gebrüll durch die Holzritzen dröhnte, versuchte Ruki panisch den Stock in der Halterung zu verankern.
 

„Wieso hast du auch die Türe zuschnappen lassen?!“, fuhr er Uruha an, der unbekümmert mit den Schultern zuckte.
 

„Ich dachte, das erhöht die Spannung. Lass mich mal“, murrte er, da Rukis Größe bei der Aktion nicht gerade von Vorteil war. In Nullkommanichts hatte er den Haken an der richtigen Stelle platziert. Triumphierend grinste er und riss mit einer kräftigen Bewegung… den Haken aus dem Holz. Ruki blieb der Mund offen stehen.
 

„Wie sollen wir ihn jetzt da raus holen?!“, keifte er überfordert und gestikulierte wild mit den Armen, als die Speichertüre nach unten kippte.
 

Sprachlos starrte Reita auf die Gestalten im Halbdunklen und schließlich auf die offene Türe.

„Und so was will ein Mann sein.“
 

Die zweite Person in diesem Raum klopfte sich die staubigen Hände an der Hose ab und grinste den Blonden spöttisch an. In diesem Moment wünschte Reita sich nichts sehnlicher als einen Poltergeist, um in eine andere Dimension zu entschwinden. Dort stand er, sein ganz persönlicher Alptraum. Und er war ihm in diesem Haus in der Einöde hilflos ausgeliefert.
 

„Reita! Reita, ist alles okay?!“, hörte er Rukis Stimme von unten zu ihm aufhallen, doch er schenkte ihr keine Beachtung.
 

„Was zum Henker tut ihr hier?!“
 

„Da unten gab es keinen Fernseher, deswegen haben wir versucht diesen hier zum laufen zu bringen“, erklärte Hizumi sachlich und klopfte dem alten Kasten auf die Haube. Ein kurzes Piepen ertönte und ein Gewirr aus Stimmen und Bildern brachte buntes Leben in den kleinen Raum.
 

„Hizumi, deine Hände sind göttlich“, applaudierte Karyu als der Fernseher, den sie schon seit Stunden versuchten zum Laufen zu bringen, tatsächlich funktionierte.
 

„Ich weiß“, grinste der schwarzhaarige Sänger, „Mit etwas Fingerspitzengefühl geht alles, nicht wahr Reita.“
 

Reitas Augen wurden so groß wie Teller, als Hizumis Grinsen immer dreckiger zu werden schien und sich zwei weitere D’espairs Ray Mitglieder nur viel sagende Blicke zuwarfen.
 

„Ich finde es wirklich süß, dass du an Geister glaubst“, stichelte Hizumi weiter und brachte Reita damit beinahe zur Weißglut.
 

„Du bist wirklich das…raah!“, erschrocken stolperte der Bassist einige Schritte zur Seite. Aois Kopf war in der Türöffnung aufgetaucht.
 

„Sachte, sachte!“
 

Hizumi brach in schallendes Gelächter aus, in welches die anderen nur Sekunden später einstimmten.
 

„Seid Still!“, versuchte Reita die Bagage zum Schweigen zu bringen, „Ich verstehe immer noch nicht was ihr hier zu suchen habt?!“
 

„Wieso? Ist das euer Haus?“, fragte Zero, die Augenbraue hebend.
 

„Nein…“, murrte Reita.
 

„Nun, Karyu hat den Wagen im Morast festgefahren und als Tsukasa einen Schatten gesehen hatte, hielten wir es für besser uns einen Unterschlupf zu suchen, statt die Nacht im Auto zu verbringen.“
 

„Was ihr auch?“, hauchte Aoi ungläubig, der Zeros kurze Erklärung mit angehört hatte.
 

„Was heißt hier, wir auch?“

„Und ist haargenau das Selbe passiert.“ Aoi schluckte trocken. Die Stimmung kippte von einem Extrem in das andere. In den Kehlen der Musiker hatte sich ein unangenehmer Kloß gesetzt.

Der alte Teekessel dampfte und stieß einen leisen Pfeifton aus. Das Wasser kochte. Kai nahm die Kräutermischung, mit der er schon wenige Stunden zuvor Tee aufgebrüht hatte aus dem Schrank und zog eine Kanne heran.
 

„Kann ich dir helfen?“
 

Zero warf einen fragenden Blick zu Kai, der gerade den heißen Kessel mithilfe eines Handtuchs vom Gasherd nahm.
 

„In dem Schrank ganz rechts sind Tassen. Wenn du für jeden eine herausnehmen könntest?“, lächelte Kai, die Ruhe in Person.
 

Zero nickte bevor er sich zuerst eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht pustete und sich dann daran machte neun Tassen auf das bereit gelegte Tablett zu stellen. Aus dem Wohnzimmer drangen gedämpft Stimmen, die wild durcheinander diskutierten.
 

„Selbst wenn eines unserer Handys funktionieren würde, weiß eigentlich irgendwer von uns wo wir sind?!“
 

Langsam aber sicher schien Uruha hysterisch zu werden. Aoi legte ihm vorsichtig einen Arm auf die Schulter, zog ihn jedoch sofort zurück als Uruha zischte, dass er ansteckend sei. Schuldbewusst senkte Aoi den Kopf.
 

„Ich bin mir sicher wir werden gefunden“, versuchte Karyu die aufgebrachte Runde zu beschwichtigen. Er knautschte den roten Hut zwischen seinen Händen.
 

„Hätten wir ein Netz“, warf Hizumi ein und erntete einen grimmigen Blick von Seiten Reitas. Ein leichtes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. „Wir beide könnten nach draußen gehen und auskundschaften wo wir wieder Empfang haben. Komm schon, lass uns die Helden spielen.“
 

„Das ist aber kein Spiel“, knurrte Reita, „Wenn du dein Ego nur so aufpolieren kannst, dann ohne mich.“
 

„Wie schade.“ Hizumi zog einen Schmollmund. „Wir hätten sicher unseren Spaß gehabt.“
 

Das Anzügliche Wippen seiner Augenbrauen gefiel Reita gar nicht. Musste es von allen Menschen gerade Hizumi in diese Einöde verschlagen? Wie hoch war schon die Wahrscheinlichkeit ihn hier zu treffen?! Reita konnte es nicht glauben. Seit einem Festival bei dem beide Bands aufgetreten waren, war er Hizumis Lieblingsopfer. Er hatte nicht gewusst, was es war, dass ihn so anziehend machte. Und als er der Sache auf den Grund ging, erhielt er die schlichte Antwort, es läge an seinem Rasierwasser. Vorsichtshalber hatte er es tatsächlich gewechselt. Doch er war sich sicher Hizumis hatte schon den nächsten Grund parat.
 

„Ich würde mir nicht so viele Gedanken machen.“
 

Kai trug das Tablett ins Wohnzimmer und stellte es vorsichtig auf dem Tisch ab. Bedächtig füllte er eine Tasse nach der anderen.
 

„Unser Verschwinden wird nicht mehr lange unbemerkt bleiben. Bald wird uns hier jemand gefunden haben.“
 

Kais fließende Bewegungen und seine sanfte Stimme schafften es tatsächlich die jungen Männer ruhiger zu stimmen.
 

„Ich stimme Kai zu.“
 

Tsukasa, der die ganze Zeit nachdenklich der Diskussion gelauscht hatte, griff nach einer der vollen Tassen und nippte daran.
 

„Und der Schatten?“, meine Ruki zögerlich, „Immerhin haben drei von uns ihn gesehen.“
 

„Und ihr alle lebt noch, ist das nicht wunderbar?“
 

„Stimmt. In einem Horrorstreifen wärt ihr einer nach dem anderen…hmpf!“
 

Vorsichtig aber bestimmt hielt Karyu dem schwarzhaarigen Sänger den Mund zu. Musste er die anderen immer aufziehen?
 

„Trinkt den Tee und dann lasst uns versuchen zu schlafen.“
 

Unschlüssig blickte Aoi von seiner Tasse zu Kai bevor er leise fragte, ob es nicht sinnvoll wäre, zwei von ihnen Wache schieben zu lassen. Der Vorschlag stieß auf allgemeine Zustimmung. Eine Tasse Tee und einen erleichterten Seufzer später machten es sich Karyu und Reita, der mehr als froh war nicht mit Hizumi hier sitzen zu müssen, auf dem Sofa gemütlich. Beide hatten sie das kurze Streichholz gezogen. Stille hatte sich in dem kleinen Wohnzimmer breit gemacht, in der Karyus Magenknurren nur zu deutlich zu vernehmen war.
 

„Hast du auch solchen Hunger?“
 

Reita nickte.
 

„Aber in der Küche stand nur dieser widerliche Brei auf dem Herd. Wer weiß, was genau das ist.“
 

„Reis und Kokosmilch. Es ist uns vorhin angebrannt“, bemerkte Karyu mit gehobener Augenbraue.
 

Verlegen rieb Reita sich den Nacken. In diesem Moment beschloss er besser seinen Mund zu halten um nicht noch in weitere Fettnäpfchen zu treten.
 

„Hizumi hat wirklich einen Narren an dir gefressen“, schmunzelte Karyu, dem es nicht entgangen war, wie unangenehm Reita Situationen mit ihrem Sänger waren und da es ihm schon jetzt langweilig genug war, würde er sich für eben revanchieren und Reita ein wenig aufziehen.
 

Fragend hob dieser den Kopf.
 

„Ich glaube auch nicht, dass es sich so schnell ändern wird.“ Der hochgewachsene Gitarrist lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Das Unbekannte zieht ihn an.“
 

„Das Unbekannte?“ Reita zog die Brauen zusammen, nicht sicher was Karyu damit sagen wollte.
 

„Deine Nase.“
 

„Meine…?!“
 

Mit großen Augen starrte Reita sein Gegenüber an und fasste sich, wie um sicherzugehen, dass es noch da war, an sein Nasenband. Das hieße, Hizumi würde ihn erst zufrieden lassen, wenn er seine Nase gesehen hatte, schlussfolgerte er. Stöhnend vergrub er den Kopf in den Händen. Sein Stolz würde das niemals zulassen! Das hieße, wenn er nicht irgendwen Interessanteren für den Sänger auftreiben würde, müsste er bis an sein Lebensende zweideutige Anspielungen und gar schlimmeres ertragen. Ob das Haus eine Möglichkeit bot, den Sänger heimlich aus dem Weg zu räumen? Was dachte er da eigentlich? Er spürte wie ihm der kalte Schweiß ausbrach. Es musste das Haus sein, das ihn zu solchen Gedanken verleitete.
 

„Alles okay mit dir?“
 

Reita blieb die Antwort im Halse stecken, als ein gewaltiges Scheppern ihn zusammenzucken ließ.
 

„Was zum…?! Das kam aus der Küche!“
 

Schnell war Karyu auf den Beinen. Durch den Flur, an den aufgespießten Käfern vorbei, rannte er in die Küche. Doch alles was er noch sah, war ein verschwindender Schatten, und die Hintertüre, die ins Schloss fiel. Reita konnte seinen Lauf gerade noch Rechtzeitig stoppen als Karyu so abrupt stehen blieb.
 

„Was ist?!“
 

Er stellte sich auf Zehenspitzen und reckte den Kopf um über Karyus Schultern spähen zu können.
 

„Da ist nichts“, stellte er verwundert fest.
 

„Doch.“
 

Karyu betrat die Küche und ging zielstrebig auf den Topf zu, dessen Inhalt sich großzügig auf dem Boden verteilt hatte.
 

„Als ich ankam fiel die Türe ins Schloss“, erklärte er Reita, „Und ich hab den Schatten gesehen.“
 

Reita schluckte.
 

„Aber was sollte der, bleiben wir bei der Bezeichnung Schatten mit dem Essen wollen?“
 

Essen war für diesen Brei noch eine äußerst humane Bezeichnung, fand der Bassist, doch er wollte es sich nicht mit Karyu verscherzen. Wenigstens würde das Zeug jetzt den Weg in den Mülleimer finden. Und damit da so schnell wie möglich geschah, hatte er schon ein Geschirrtuch zur Hand genommen.
 

Während Karyu grübelnd am Tisch lehnte begann Reita den Boden zu wischen. Dem Schatten überstürzt nachzuhetzen wäre eine dumme Idee gewesen. Soviel hatten sie wohl beide aus diversen Horrorfilmen gelernt. Nur sich gegensätzlich zu Verhalten war gar nicht so leicht wie es als Zuschauer wirkte.
 

„Du kannst dich erheben.“
 

Erschrocken blickte Reita auf an zwei Beinen, die in einer schwarzen Hose steckten und nicht zu Karyu gehörten, hinauf, mitten in Hizumis grinsendes Gesicht. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
 

„Was willst du?“
 

Er versuchte ruhig zu bleiben.
 

„Ich hab den Lärm gehört und wollte sehen was los ist.“
 

Versöhnlich streckte er Reita seine Hand entgegen, doch dieser machte keine Anstalten sie anzunehmen. Hizumi zog die Brauen zusammen.
 

„Ich konnte ja nicht ahnen, dass du so auf unser Essen abfährst, dass du gleich den ganzen Topf vom Herd räumst.“
 

„Sehr witzig!“
 

So langsam reichte es dem blonden Bassisten. Er richtete sich auf.
 

„Wir waren das nicht“, stellte er unnötigerweise richtig, „Karyu hat gesehen wie die Tür in Schloss fiel und davor konnte er den Schatten erkennen.“
 

„Klingt ja gruselig.“
 

Der Sänger rieb sich den Hinterkopf.
 

„Aber wenn die Haustüre abgesperrt und der Schatten gerade hier raus ist, dürfte die Gefahr ja gebannt sein“, lächelte er zuversichtlich, „Das heißt für euch hier Wache schieben und alles dunkel halten.“
 

„Dunkel?“, fragte Reita verwirrt.
 

„Daran habe ich eben auch schon gedacht!“, warf Karyu ein.
 

„Hä?“
 

„Na ist doch logisch, ohne Licht gibt es keinen Schatten“, lächelte er gewinnend und Reita wusste nicht mehr ob ihm der Schatten oder die beiden Musiker unheimlicher sein sollten.
 

Noch bevor er etwas erwidern konnte, sorgte ein erneuter Stromausfall für vollkommene Dunkelheit.
 

„Das Problem wäre gelöst“, lachte Hizumi bevor er von einer Sekunde auf die andere einen gurgelnden Laut von sich gab.
 

„Hizumi?!“
 

Es kam Karyu wie eine Ewigkeit vor bis das Licht wieder ansprang und er seinen Freund auf dem Boden hockend und nach Luft ringend wahrnahm. Geschockt starrte er auf dessen blutige Kratzer, die die weiße Haut an seinem Hals zierten.
 

„Was zum…?!“
 

Langsam hob Hizumi den Kopf. Sein Blick galt Reita, der geschockt auf seine Hände starrte. Er fühlte die roten Hautschuppen unter seinen Fingernägeln, sah das Blut auf seinen Kuppen.

Als Karyu dem Blick des Sängers gefolgt war, brauchte er keine Minute um die Situation zu erfassen.
 

„Bist du verrückt?!“
 

Reita selbst schaffte es nicht auch nur einen Ton über die Lippen zu bringen. Er konnte sich nicht erinnern sich vom Fleck gerührt zu haben seit dem der Strom weg gewesen war. Seine Hände zitterten.
 

„Wow“, hauchte Hizumi.
 

Während Reita noch damit beschäftigt war, den Schock zu verdauen, gerade anscheinend auf den Sänger losgegangen zu sein, war Hizumis Reaktion für Karyu das Zeichen, dass er aufatmen konnte. Er packte ihn am Arm und zog ihn zurück auf die Beine.
 

Als Reita sich endlich vom Anblick seiner Hände lösen konnte, wandte er sich dem Wasserhahn zu. Er konnte es noch immer nicht fassen. Das Wasser löschte die Spuren seiner Tat.
 

„Ich bin nicht giftig“, meinte Hizumi beiläufig, der Reitas Waschaktion beobachtete.
 

„Ich hätte dich umbringen können!“
 

„Das ist doch das interessante.“
 

Langsam wusste Reita sich nicht mehr zu helfen. Einerseits war er froh, dass Hizumi so gelassen reagierte, andererseits erhöhte das die Wahrscheinlichkeit, dass er dem anderen in der Zeit in der sie hier waren, wirklich den Hals umdrehen könnte. Und er hatte keinen Einfluss darauf. Er konnte seine Handlung nicht steuern und er fürchtete, dass der andere das noch nicht begriffen hatte. Was ging nur in diesem Haus vor?! Wenn er es recht bedachte wollte er es gar nicht wissen. Alles was er wollte, war heil mit der Band ihr geplantes Ziel zu erreichen. Nicht mehr und nicht weniger. Er rieb sich die pochende Schläfe. Erschöpfung zwang ihn dazu sich auf einem der Küchenstühle niederzulassen. Er musste eine Lösung finden um diesem Albtraum zu entfliehen. Und wenn dies nicht bald geschehen würde, mahnte ihn das Kribbeln unter seinen Fingernägeln, würde das Ganze ein böses Ende nehmen.

Ungeduldig trommelten Hizumis Finger auf der Tischplatte während er darauf wartete, dass Reita damit fertig werden würde ins Leere zu starren. Die Nerven seines linken Augenlids zuckten und Hizumi fand die Beobachtung dessen alles andere als Unterhaltsam. Zwischendurch fragte er sich, ob der andere vielleicht kurz vor einem epileptischen Anfall stand und er sich besser nach irgendwelchen Medikamenten erkundigen sollte, solange er noch die Möglichkeit hatte.
 

„Also“, unterbrach er die bleierne Stille, „Wo ist das Antikonvulsivum?“
 

„Draußen im Wagen.“
 

„Scheiße, echt jetzt?!“
 

Reita blickte den schwarzhaarigen Sänger an.
 

„Nein. Was ist das?“
 

Hizumi, der schon alarmiert aufgesprungen war, hielt in seiner Bewegung inne und setzte sich wieder auf seine fünf Buchstaben.
 

„Ein Mittel gegen epileptische Anfälle“, murrte er.
 

„Okay.“ Reita runzelte irritiert die Stirn „Ich dachte du hättest Die Lösung gefunden.“
 

„In einem Antiepileptikum?!“
 

„Ich wusste ja bis eben nicht was es ist!“, keifte Reita zurück.
 

„Du solltest dringend etwas für deine Bildung tun“, erwiderte der Sänger ruhig.
 

Bevor Reita seinem Gegenüber an die Kehle gehen konnte, hielt Karyu den aufbrausenden Mann an der Schulter fest.
 

„Bevor wir uns hier gegenseitig die Köpfe einschlagen, sollten wir uns besser eine Lösung für unser Problem einfallen lassen.“
 

„Du sagst es“, schnalzte Hizumi, „Die Frage ist, sollen wir wirklich hier ausharren und warten bis uns jemand findet oder sollen wir uns bis zu einer Straße vorkämpfen und warten, dass jemand vorbei kommt?“
 

„Uruha wird nie und nimmer durch den Morast stiefeln. Außerdem, hast du vergessen, dass wir hier festsitzen? Die Türe ist verriegelt“, versetze Reita ihm einen vermeintlichen Dämpfer.
 

„Ja, die Vordertüre.“ Hizumi deutete dezent auf die Holztüre in Reitas Rücken. „Aber die hier ist auf. Du sagtest doch vorhin der „Schatten“ sei dort verschwunden. Was auch immer uns versucht hier Angst einzujagen ist nicht besonders schlau.“
 

Reita musste zugeben, dass Hizumi recht hatte.
 

„Das heißt, dass wir eigentlich keinen Grund haben uns zu fürchten“, schloss Reita, der jedoch wie immer nicht das letzte Wort hatte.
 

„Wer fürchtet sich?“, grinste sein Gegenüber vielsagend.
 

„Schluss jetzt!“, lenkte Karyu ein und versetzte Hizumi einen sanften Klaps auf den Hinterkopf, „Ich bin dafür, dass wir die anderen wecken und versuchen den „Schatten“ bis morgen früh dingfest zu machen.“
 

Die Idee und die damit verbundene Aussicht vielleicht schon am nächsten Tag hier raus zu sein, fand Anklang. Nachdem die anderen geweckt, ausgerüstet und auf ihre von Karyu prezise geplanten Positionen, verteilt worden waren, eröffnete schrilles Pfeifen die Jagd auf das Unbekannte.
 

„Warum zum Henker machst du den „Schatten“ mit der dämlichen Trillerpfeife auf unser Vorhaben aufmerksam?!“
 

Als ob ihre Nerven nicht schon bis zum Zerreissen gespannt waren! Uruha schnaubte genervt.
 

„Nun, ich fand neun gegen einen etwas unfair“, rechtfertigte sich Karyu, der die rot-weiß-gestreifte Pfeife zwischen den Fingern drehte.
 

„Ich fass es nicht“, stöhnte der schlanke Gitarrist, behielt aber jeden weiteren Kommentar für sich. Stattdessen zog er Reita an seine Seite um ihn schließlich vor sich her die Treppenstufen hinab in den Keller zu bugsieren.
 

„Warum muss ich vor?!“
 

„Weil du ein Messer hast und ich nur einen verdammten Kochlöffel!“, zischte Uruha gereitzt.
 

Das war natürlich ein Argument, das Reita nicht mal eben so entkräften konnte. Für jede Dreiergruppe wurde sorgfältig gelost, sodass mindestens einer der Gruppe einen scharfen Gegenstand mitführte, den er sinnvoll zur Verteidigung nutzen konnte. Hizumi hatte man vorsichtshalber von dem Bassisten getrennt.
 

Ergeben tappte Reita die Stufen voraus in den modrigen Kellerraum, der so roch wie er aussah.

Der einzige Lichtblick in dem schattigen Raum bot eine einsam, in der Mitte der Decke hängende Glühbirne, die von Spinnweben umgeben flackerte.
 

„Ich glaube hier ist nichts“ wisperte Reita seinen beiden Gefährten zu, die er hinter sich vermutete. „Hört ihr?“
 

„Red' lauter! Was siehst du?!“
 

Verdutzt blickte Reita die Treppe hinauf an der seine beiden sogenannten Mittstreiter standen und zu ihm hinabblickten.
 

„Was steht ihr da rum?!“
 

„Es reicht doch wenn einer dort runter geht. Außerdem hast du das Messer.“
 

Karyu pfiff bestätigend.
 

„Ihr seid echt das Letzte“, knurrte der Bassist, sah sich aber dennoch in dem rechteckigen Raum um. Er war es ja gewohnt, dass Uruha die Arbeit gerne mal anderen überlies. Das Karyu sich davon anstecken ließ war natürlich nicht vorhersehbar gewesen. Prüfend glitt sein Blick die kahlen Wände entlang. An einem kleinen Kellerfenster, an dessen Frontseite ein Gitter angebracht war, rann das Regenwasser hindurch auf den steinernen Boden. Das Tropfen hallte in dem kleinen Raum wider. Das Messer vor sich haltend ging Reita auf eine alte Waschmaschine zu, an welcher der Zahn der Zeit bereits ordentlich genagt hatte. Im Flackern des Lichtes erkannte er Vertiefungen in der Staubschicht, die das Gerät milimeterhoch zierte. Angestrengt versuchte er die schnörkeligen Striche zu entziffern. Seine Eingeweide zogen sich zusammen als er erkannte was sie zu bedeuten hatten. Die Türe fiel mit einem lauten Knallen in ihre Verankerung zurück. Grab! Das Zeichen brannte sich in seine Netzhaut.
 

~ ~ ~

Seufzend ließ Aoi sich an der Wand neben dem Schlafzimmer hinabsinken.
 

„Das hat doch keinen Sinn“, murmelte er entmutigt, „Wenn es nicht gefunden werden will, finden wir es auch nicht.“
 

„Lass dich nicht so schnell unterkriegen. Die anderen geben ihr Bestes also sollten wir uns auch zusammenreißen.“
 

Zweifelnd sah Aoi an den zwei schlanken Beinen des Bassisten hinauf. Zero hatte ja recht. Dennoch hielt er das Ganze doch eher für auswegslos. Außerdem kamen sie gerade sowieso nicht voran. Er klopfte neben sich.
 

„Warten wir bis Hizumi sein dringendes Geschäft erledigt hat.“
 

~ ~ ~
 

„Vielleicht sollten wir doch im Garten nachsehen“, schlug Kai den beiden Musikern vor, die sich um den Küchentisch versammelt hatten.
 

Ruki blickte nachdenklich auf die geschlossene Hintertüre bevor er mit den Schultern zuckte.
 

„Eine Möglichkeit wäre es“, stimmte Tsukasa zu, der dem nächtlichen Geschehen bis jetzt eher ruhig beigewohnt hatte. Langsam erhob er sich und griff nach dem eisernen Türknauf als Uruhas Schrei ihnen das Mark in den Knochen gefrieren ließ.
 

Keine fünf Minuten später hatten sich die Musiker an dem Platz versammelt von dem aus sie ihre Jagd gestartet hatten. Ein Fragenregen prasselte auf Uruha und Karyu ein. Letzterer versucht verzweifelt die Kellertüre zu öffnen.
 

„Ich weiß es nicht!“,erklärte Uruha hysterisch, „Plötzlich flog die Türe ins Schloss und wir kriegen sie nicht mehr auf. Reita ist noch da drin!“
 

„Scheiße“, fluchte Ruki, „Das Ganze war eine dämliche Idee! Vielleicht wollte dieses Etwas uns ja auch in Sicherheit wiegen!“
 

Kai fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Auch er war kreidebleich.
 

„Lasst uns etwas zum aufbrechen der Türe suchen!“
 

~ ~ ~
 

Während oben Wortgefechte tobten, fand Reita sich im Dunkeln wider. Tastend hielt er sich am Rand der Waschmaschine fest. Er wusste nicht was für ein Spiel hier gespielt wurde, doch er würde sicherlich nicht länger eine Spielfigur sein. Langsam ging er in die Hocke, das Messer fest umklammert. Die Klinke des Trommelverschlusses klemmte, doch mit einigem Zerren sprang ihm das Türchen entgegen. Er schluckte. Was sollte hier vergraben sein? Zögerlich ließ er seine Hand in das Innere der Trommel gleiten. Seine Nackenhaare stellten sich auf als er etwas glitschiges berührte. Der Kloß in seinem Hals schnürte ihm fast den Atem ab. Doch er konnte und wollte jetzt keinen Rückzieher machen. Vielleicht würde ihnen das hier bei der Lösung des Problems weiter helfen. Langsam legte er seine Finger um das feuchte Unbekannte, ließ mit einem erschrockenen Aufschrei jedoch schneller wieder los als er vorgehabt hatte.
 

Schlurfende Schritte hatten ihn zusammenzucken lassen. In der Düsternis manifestierte sich eine Gestalt an der schweren Holztüre. Mit Händen und Füßen robbte Reita zurück bis er die kalte Wand in seinem Rücken fühlte. Seine Gedanken rasten, das Messer hatte er längst fallen lassen. Matt schimmerte es vor der offenen Waschtrommel. Reita nahm all seinen Mut zusammen, versuchte seine Glieder zu koordinieren um mit einem schnellen Sprung nach vorn zu hechten und das Messer zu greifen. Mit einem Kampfschrei, der seines Gleichen suchte, sprintete er auf die unbekannte Gestalt zu. Diese wich von der plötzlichen Aktion des Bassisten überrumpelt, einige Schritte zurück. Ihr Arm tastete hektisch an der losen Tapete bis mit einem Klicken die Glühbirne ihr fahles Licht in den Kellerraum schickte.
 

Mit großen Augen blieb Reita in der Mitte der Treppe stehen, starrte auf den Mann, der ihn nur schief grinsend anblickte.
 

„Du?! Was zum...?! Bist du irre?!“
 

Hizumi rieb sich den Nacken.
 

„Nun, das wollte ich dich fragen“, schmunzelte er, Reitas Meinung nach eine Spur zu gelassen, „Ich hätte nicht gedacht, dass du so ausflippst. Alle Achtung.“
 

Reita, der nicht wusste, ob er die Äußerung als Kompliment nehmen sollte, schnaubte nur verärgert.
 

„Hast du das hier inszeniert?! Die Waschmaschine und das Schriftzeichen?“
 

„Jepp. Aber verrat du mir mal, ob du da drin deine Nase gesucht hast.“

Er hob fragend eine Braue.
 

„Meine Nase?“
 

„Wegen dem Schriftzeichen. Oder was dachtest du würde sich nützliches in einer alten Waschmaschine befinden.“
 

Nun war Reita es, der verwirrt von dem Sänger zur Maschine und wieder zurück sah.
 

„In dem Staub stand „Grab“ geschrieben, deswegen dachte ich...“
 

Hizumi nahm den perplexen Mann am Arm und zog ihn die Treppen mit nach unten.
 

„Da steht „Nase“. Siehst du? „Nase“.“
 

Der Brünette fuhr mit den Fingerspitzen einzelne Striche nach, die etwas verwischt worden waren. Aber es stimmte. Jetzt konnte Reita das Schriftzeichen eindeutig erkennen.
 

„Ich wollte dich nur veräppeln. Umso erschrockener war ich als du da unten so apathisch gesessen hast und dann noch auf mich los wolltest. Meinen Sinn für Humor solltest du doch mittlerweile erkennen“, murmelte der Sänger sichtlich gekränkt.
 

Draußen begann es zu dämmern. Aber auch die fast überstandene Nacht konnte Reitas Laune nicht heben.
 

„Kannst du mir dann erklären was der Müll in der Waschmaschine soll?“
 

„Welcher Müll? Mach mich nicht für alles verantwortlich.“
 

Hizumis Finger fassten nach der Nasenbinde, alles andere als interessiert an dem Inhalt der Maschine sondern viel mehr an dem was sich unter dem Stück Stoff vergrub.“
 

„Finger weg!“
 

Drohend hob Reita das Messer, bis Hizumi beschwichtigend die Hände hob und Reita in die Hocke folge.
 

„Also, was ist da drin?“
 

Ein weiteres Mal glitt Reitas Hand hinein in die kühle Wäschetrommel und fasste nach deren Inhalt, der sich noch so feucht und rutschig anfühlte wie Minuten zuvor. Just in dem Moment krachte die Türe aus ihren Angeln und schlug mit einem lauten Aufprall an die Wand. Erschrocken wandten sich die beiden Musiker der Treppe zu an denen sich ihre Freunde ins Innere drängten. Aoi und Ruki war die Erleichterung über Hizumis plötzliches Auftauchen ins Gesicht geschrieben. Hatten sie sich doch schon die schlimmsten Horrorszenarien ausgemalt, die ihre Schuldgefühle ins unermessliche trieben. Bis auf Uruha, der stumm auf Reitas Hand blickte,war bei allen die Freude groß, die beiden unversehrt wieder zu sehen.
 

„Puru-chan!!!“
 

Die Blicke der anderen hefteten sich zuerst auf Uruha, dann auf den deformierten Goldfisch in Reitas Faust. Ein Schatten huschte über die Wände und aus dem Keller hinaus.
 

„Reita! Reita, wach auf!“
 

Ein unsanftes Rütteln ließ Reita die schweren Lider öffnen.
 

„Puru-chan“, murmelte er verschlafen.
 

Stirnrunzelnd wandte Uruha seinen Blick nach hinten zu Ruki, der versuchte den Bassisten in das Hier und Jetzt zurückzuholen.
 

„Wach auf, wir sind da.“
 

Desorientiert blickte Reita sich um und stellte fest, dass er in Aois Wagen saß.
 

„Wo sind wir?“, bruttelte er verschlafen.
 

„Beim Drehort angekommen“, informierte ihn der Sänger, „Schau mal wer uns Gesellschaft leisten wird.“
 

Schläfrig blickte Reita aus dem Fenster des Wagens. Er brauchte einen Augenblick bis er das alte Haus erkannte. Jede Sekunde die verstrich wurde er wacher. Mit aufgerissenen Augen starrte er auf Hizumi, der ihm breit lächelnd zuwinkte. Panisch drückte er sich die Handflächen auf die Nase.
 

„Sag, dass das ein Traum ist!!!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (21)
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Von: Futuhiro
2011-12-12T19:24:48+00:00 12.12.2011 20:24
*gröhl*
Och man, der arme Reita tut mir so leid. Immer muss der als erster in irgendwelche dunklen Räume, in denen irgendwelche Mörder vermutet werden.
Das Ende war schön, das kam sehr überraschend. So ein "April! April!", solche Enden liebe ich. ^^
Ja, alles in allem eine geniale Story. Sehr witzig, sehr fies, fantastisch gruselig ... und echt spannend geschrieben. Man musste bis zum Ende mitfiebern und mitleiden, sehr schön.
(Und die Charas waren tiefgründig und toll beschrieben!^^)
Von: Futuhiro
2011-12-12T19:10:10+00:00 12.12.2011 20:10
Oh ... mein ... Gott ...
Jetzt bin ich aber wirklich gespannt, wie das am Ende aufgelöst wird. Ich glaub ja nicht, daß Reita wirklich anderen Leuten den Hals umdreht, selbst wenn die ihn noch so sehr nerven. Noch dazu, wenn er´s selber gar nicht mitbekommt, was er da tut.
Der Schreibstil fängt langsam an, sich zu verändern. Nagut, kann auch an der momentanen Situation in der Story liegen. Für Witze ist da vermutlich gerade kein Platz mehr.
Von: Futuhiro
2011-12-12T18:58:18+00:00 12.12.2011 19:58
Och, wie fies. Jetzt haben die den armen Reita auf dem Dachboden eingesperrt, das ist gemein. Und da oben hocken ... Despairs Ray? Ich fass es ja nicht. Die Story nimmt hier eine Wende nach der anderen, das find ich super. ^^
Von: Futuhiro
2011-12-12T18:46:04+00:00 12.12.2011 19:46
Wouw, extrem mitreißend geschrieben. Schon viel gruseliger, aber immer noch witzig genug. - Ich hätte den roten Hut auch weggeschleudert, nach dieser Aktion. ^^
Langsam glaube ich, daß Kai der Schlüssel des Ganzen ist, wenn er alles so gelassen hinnimmt und gleich immer Rat weiß.
Von: Futuhiro
2011-12-12T18:26:39+00:00 12.12.2011 19:26
*lach*
Klasse. Ich bin gerade bei einer Suchabfrage über diese FF gestolpert und das erste Kapitel ist schonmal zum Brüllen komisch. Ich denke, die hier werd ich weiterlesen. ^^
Die fünf sind einfach wirklich goldig. Und so schön fies zueinandern. ^^
Von:  Hizushi
2010-10-31T22:07:41+00:00 31.10.2010 23:07
lol, zu geil!
Hizumi ist so schön fies und Reita solch eine Lusche!

ich hab's sehr gerne gelesen :D
Von:  Nikooru
2010-10-31T21:55:18+00:00 31.10.2010 22:55
OMG
...
ja kann ich Reitas Ängste echt verstehn
Hizumi will ich auch nicht unbedingt in so einer situation begegnen ...
Von:  Permafrost
2008-12-29T15:59:57+00:00 29.12.2008 16:59
*sich ablach*
..mit dem plötzlichen Situationswechsel überfordert..herrlich! XD
Kann mich dem Rest nur anschliessen, ich mag deinen Schreibtstil, und es ist echt super witzig! XD
Von:  Gedankenchaotin
2008-12-21T19:09:54+00:00 21.12.2008 20:09
Find ich irgendwie richtig geil und ich wollte schon immer mal wissen, warum Reita nun wirklich sein Nasenband trägt.
Danke für die Aufklärung Ruki xD~
Ich bin gespannt, was die Jungs dort noch erleben und ich geh derweilen Rei solange trösten xD

Mata ne
akira
Von: abgemeldet
2008-12-19T10:47:37+00:00 19.12.2008 11:47
Alter, das wird wirklich immer spannender und interessanter. :D
Und sehr amüsant das Reita hier mal das kleine Opfer spielen darf, doch was hat er überhaupt mit Hizumi am Hut? xD

Nun gut, freue mich schon auf das nächste Kapitel. :3


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