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Auge des Wolfs

von

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Gesucht

Hey^^ ich habe schon länger nichts mehr von mir hören lassen daher dachte ich, es wäre mal wieder an der Zeit, etwas daran zu ändern. Jetzt aber viel Spaß mt dem neuen Kapitel
 

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„Steckbriefe?!“ „Ja, wenn ich es euch doch sage“ Aufgeregt zog Mirodin Idromeel hinter sich her. Shin und Rana folgten. „Ich habe sie nur zufällig entdeckt und wäre beinahe daran vorbei gelaufen. Guck, da!“ Der Junge zeigte auf einen Baum am Wegrand. Erst sah Shin gar nichts, doch dann entdeckte er die kleinen Zettel, die an die faltige Rinde genagelt waren. Neugierig traten er, Idromeel und Rana näher und besahen sich die vier Blätter. „Das kommt also raus, wenn man sich mit einem geisteskranken Monarchen anlegt, der zu viel Geld zu haben scheint“ Idromeel strich geistesabwesend über die Zeichnung von seinem Gesicht „Aber eines muss man ihm lassen: Atwerns Phantomzeichner sind wirklich gut.“ „Stimmt“ Shin hatte sein eigenes Bild vorsichtig von der Rinde gelöst, faltete es zusammen und steckte es in seine Tasche „So ein schönes Portrait von mir habe ich noch nie besessen.“ „Willst du das etwa mitnehmen?“ Mirodin sah Shin, der zufrieden lächelte, entgeistert an. „Klar, warum nicht? Ich finde die Zeichnung richtig gut. Normalerweise muss man für so ein Portrait ziemlich viel Geld bezahlen und jetzt bekomme ich eines kostenlos. Außerdem ist es auch sicherer für mich, wenn ich es mitnehme.“

Warum denn sicherer?

„Ach weißt du Rana, wenn die Leute mein Bild sehen, suchen manche doch nach mir, weil sie die Belohnung haben wollen und...“ er warf einen kurzen Blick auf den Text unter seinem Bild „...300 Goldstücke scheinen mir eine Summe zu sein, die jeder gerne haben würde, oder? Wenn ich nun aber mein Bild mit mir nehme, kann ich sicher sein, dass es nicht so viele sehen, als wenn ich es hier hängen lassen würde.“

Klingt logisch, aber bist du wirklich 300 Goldstücke wert?

Mann konnte ihren Zweifel selbst in ihrer gedanklichen Stimme hören

Das erscheint mir nämlich ein bisschen zu viel Geld für einen einfachen Magier zu sein.

„Also wirklich,“ Shin tat tief gekränkt „Du scheinst mich zu unterschätzen. Ich glaubte, ich hätte meine Gefährlichkeit genug unter Beweiß gestellt doch nun sagt du, ich wäre ein einfacher Magier...“ Sein leidender Tonfall stand im drastischen Gegensatz zu seinem Grinsen im Gesicht und auch Rana und Mirodin konnten nicht ernst bleiben. „Mir hast du deine ‚Gefährlichkeit’ schon genug bewiesen.“ Mirodin schielte auf seinen Arm, auf dem eine blasse, längliche Narbe zu sehen war „Ich verstehe vollkommen, warum Atwern dir so eine hohe Summe verpasst hat.“ Schlagartig verschwand das Grinsen aus Shins Gesicht und er blickte betroffen zu Boden. Als Mirodin merkte, was er mit seinen Worten bewirkt hatte, versuchte er Shin zu trösten: „Ach komm schon, es war ja nicht wirklich deine Schuld. Hätte ich mich sofort versteckt, als ihr es mir gesagt habt, wäre es erst gar nicht so weit gekommen. Aber ich musste ja erst noch dumm rumfragen und hab nicht vorwärts gemacht.“ Jetzt musste Shin auch wieder lächeln. „Danke Mirodin, ich danke dir wirklich dafür, dass du mir diesen ‚Vorfall’ nicht übel nimmst.“ „Hey,“ der Junge grinste breit zurück „ich bin erst zwölf! In dem Alter vergisst man so was sehr schnell.“ „Ach echt?“ Shin zog die Augenbrauen hoch „Du solltest es allerdings lieber nicht vergessen, immerhin bin und bleibe ich gefährlich“ „“Na und?“ Mirodin klopfte dem älteren auf die Schulter, wofür er sich allerdings auf die Zehenspitzen stellen musste „Dann musst du einfach stärker werden und lernen den Wolf zu kontrollieren. Und im Ernstfall haben wir ja auch noch Rana, stimmt´s?“ Den letzten Teil richtete er an das Mädchen, doch die hatte ihm gar nicht zugehört.

Ist alles in Ordnung mit dir Idromeel? Du siehst blass aus.

„Stimmt, jetzt wo sie´s sagt...“ Shin nahm das Gesicht seines Freundes in die Hände und sah ihm in die Augen „Du wirst uns doch nicht etwa Krank?“ „Wenn doch konntest du ihn doch sicherlich heilen, oder Shin?“ Mirodin streckte sich und befühlte Idromeels Stirn. „Fieber hat er jedenfalls keins“ „Hört auf mit dem Quatsch!“ ärgerlich schob Idromeel Mirodins Hand weg „Mir fehlt nichts, ich hab nur...“ er stockte und drehte seinen Kopf weg. Mirodin, Shin und Rana sahen sich ratlos an. Schließlich fasste sich Rana und fragte nach:

Du hast nur was?

Als Idromeel noch weiterhin schwieg, stellte sie sich direkt vor ihn und zwang Idromeel dazu, ihr in die Augen zu sehen.

Jetzt komm, ich dachte wir sind Freunde? Du kannst uns doch alles sagen. Wir lachen dich auch nicht aus.

Bei ihren letzten Worten warf sie Shin und Mirodin einen strengen Seitenblick zu.

„Es ist nur...“, begann Idromeel nun wieder „... Die Leute aus meinem Dorf. Sie halten mich doch schon sowieso für einen Magier der Schwarzen Magie und jetzt werde ich auch noch Steckbrieflich gesucht...da fühlen sie sich bestimmt in ihrem Denken bestätigt...“

Ohne zu zögern umarmte Rana Idromeel. Mirodin klammerte sich ebenfalls an ihn und Shin legte seinem Freund tröstend die Hand auch die Schulter. „Ich bin mir sicher, dein Bruder weiß in seinem Inneren, dass du kein Devolon# Magier sein kannst. Er wird sicher alles verstehen, wenn du es ihm erklären würdest.“ „Wie kannst du nur da so sicher sein?“ Idromeel löste sich vorsichtig aus Ranas Umarmung und setzte sich auf eine Wurzel, die aus der Erde ragte. „Er wird nichts verstehen, er hat mich schließlich noch nie verstanden“ Er barg sein Gesicht in den Händen „Ich werde nie in mein Dorf zurück kehren können, nie!“ „Glaubst du etwa nicht, dass ich auch gerne in mein Dorf zurück gehen würde?“ Shin sah leicht wütend auf Idromeel hinab „Doch dass kann ich genauso wenig wie du. Immerhin halten mich alle für tot! Tu nicht so, als wärst du der einzige, der unter dem Wolf leidet!“ „Was denkst du eigentlich wer du bist, dass du so mit mir redest!“ Idromeel war aufgesprungen und starrte Shin aufgebracht an. „ Mir wäre es tausendmal lieber, wenn mein Bruder mich für tot halten würde, aber stattdessen denkt er, ich wäre ein Devolon Magier!“ „Na und? Du bist nur zu feige um ihm die Wahrheit zu erklären. Wenn ich du gewesen wäre, hätte ich es ihm gleich gesagt, anstatt mich ein Jahr lang in Wald zu verstecken! Wenn ich nicht gekommen wäre, würdest du wahrscheinlich immer noch in deiner Hütte sitzen und leidend vor dir hin vegetieren!“

Mirodin und Rana standen stumm neben dem Weg und beobachteten, wie Shin und Idromeel immer wütender aufeinander wurden. Keiner von ihnen traute sich zwischen die beiden Magier zu gehen und sie vom Streiten abzuhalten.

„Spiel dich jetzt bloß nicht als großen Retter auf! Wer hat dich denn gerettet, als du ohnmächtig im Wald lagst? Das war ja wohl ich!“ „Na und? Ich wäre auch sicherlich alleine zurecht gekommen! Du warst mir sowieso immer nur eine Last!“ Shin taumelte zurück, als er von Idromeels Faust mitten ins Gesicht getroffen wurde. Er tastete nach seiner Nase und spürte, wie ihm Blut über das Kinn lief. Funkelnd sah er zu Idromeel, wischte sich mit dem Handrücken das Blut ab und stürzte sich auf ihn. Rana und Mirodin wichen hastig ein paar Schritte zurück und starrten entsetzt auf die beiden, die sich mittlerweile Ringend über das Graß rollten. Shin schrie auf, als Idromeel ihm ins Ohr biss, rammte ihm aber dafür im Gegenzug sein Knie in den Magen. Idromeel krümmte sich vor Schmerzen zusammen, schaffte es aber Shin eine Faust unter das Kinn zu schmettern. Bald bluteten beide aus Nase und Mund, hatten zerrissene Kleider und starrten vor Dreck, hörten aber nicht auf, sich gegenseitig zu verprügeln.

Irgendwann wurde es Rana zu bunt. Blitzschnell trat sie zu den beiden Magiern und packte beide am Nacken, so wie man junge Welpen am Nacken packt, und schüttelte sie.

Jetzt hört endlich mit diesem Verdammten Scheiß auf! Was ist bloß in euch gefahren? Ihr benehmt euch ja wie kleine Kinder!

Shin und Idromeel jaulten erschrocken auf und ließen sofort von einander ab. Rana sah noch einmal böse von einem zum anderen, dann ließ sie die Magier los.

Sagt mir jetzt sofort, warum ihr euch prügeln musstet! Ihr macht dem kleinen Mirodin noch Angst!

„Äh, Rana?“ Mirodin kam vorsichtig näher „Wenn ich ehrlich bin, machst du mir gerade mehr Angst als Shin und Idromeel eben...“

Was?

Die beiden malträtierten Magier sahen erst Rana und dann sich gegenseitig an und brachen über Ranas entgleißten Gesichtsausdruck in Gelächter aus.

Was ist denn jetzt mit euch los?

Idromeel versuchte zu antworten, bekam aber vor lauter Lachen keine Luft. Shin klopfte ihm auf den Rücken, wurde aber selber von Lachkrämpfen geschüttelt und konnte nicht antworten.

Ihr spinnt!

Rana verpasste beiden eine Kopfnuss und setzte sich ins Graß.

Ich warte jetzt solange, bis ihr mir sagt, was los ist.

„Ich glaube, da kannst du lange warten.“, sagte Mirodin nach einem Blick auf Idromeel und Shin, die sich vor Lachen auf dem Boden kugelten. „Aber ich glaube, sie wissen selber nicht so wirklich, was los ist.“ „Ja, irgendwie schon.“ Idromeel versuchte die Fassung wieder zu gewinnen, konzentrierte sich auf seine Atmung und vermeidete es, Shin anzusehen, damit er nicht schon wieder anfing zu lachen. „Jedenfalls hat es gut getan. Ich hab mich schon lange nicht mehr geprügelt und hatte fast vergessen, wie viel Spaß das eigentlich macht.“ „Geht mir genauso.“ Shin hatte sich jetzt auch wieder unter Kontrolle. „Ich vermute ja mal, dass wir einfach den Stress der letzten Tage los werden mussten.“ Er stand auf und klopfte sich den Staub von den arg mitgenommenen Kleidern. „Weißt du was?“ Idromeel sah vom Boden zu ihm empor „Du siehst richtig schlimm aus: Die Kleider zerrissen und total dreckig, das Gesicht blutig und geschwollen, und so langsam bekommst du ein blaues Auge.“ „Wessen Schuld ist das wohl?“ Shin hielt seinem Freund eine Hand hin und half ihm auf die Füße „Aber keine Sorge, du siehst nicht viel anders aus.“ Idromeel sah kritisch an sich herunter „Also ich weiß nicht. Ich kann mein Gesicht zwar nicht sehen, aber meine Kleider sind viel sauberer als deine.“

Dafür aber viel zerfetzter und dein Gesicht sieht mindestens genauso schlimm aus, wie das von Shin.

Rana stand jetzt auch wieder auf

Ich hoffe ja nur, dass ihr das nicht zu oft macht, sonst muss ich es mir noch mal überlegen, ob ich wirklich mit euch Reisen will!

Sie trat an den Baumstamm mit den Steckbriefen und löste ihr Bild von der Rinde.

Shin hat übrigens Recht, wenn er sagt, dass es für uns sicherer ist, wenn wir die Bilder mitnehmen. Wir sind nämlich wirklich viel Geld wert. Ich zwar nur 50 Goldstücke, aber das ist mehr, als ein durchschnittliches Jahreseinkommen eines Dorfes.

„Wie viel bin ich eigentlich wert?“ Mirodin nahm seinen Steckbrief in die Hand, gab ihn aber kurz darauf an Idromeel weiter „Lies mal vor“ „Warum das denn?“ Idromeel nahm den Zettel und sah den Jungen fragend an „Kannst du dass denn nicht selber?“ „Nee“ Mirodin zuckte mit den Schultern „Ich kann nur meinen Namen lesen und sonst nichts“ „Na dann“ Idromeel begann zu lesen: „Gesucht Mirodin, junger Magier, ca. 12 Jahre, Belohnung 100 Goldstücke“ „Warum bin ich denn mehr wert als Rana?“

Weil ich eine Frau bin und Atwern ein Idiot.

„Hä? Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?“ „Ganz einfach, Kleiner“ Shin versuchte es Mirodin zu erklären „Atwern gehört noch zu der Generation Magier, die Frauen nicht als vollwertig ansehen. Deswegen ist Rana für ihn nur halb so viel Goldstücke wert wie du, aber genau aus diesem Grund ist er ein Idiot, weil Rana eigentlich gefährlicher ist als er denkt.“ „Oh, ja“, murmelte der Junge leise „Davon konnte ich mich eben allerdings überzeugen!“

Was hast du gesagt?

Rana sah ihn scharf an. „Ich? Ich habe gar nichts gesagt“, verteidigte sich Mirodin schnell und Idromeel und Shin begannen wieder zu lachen.

„Ich glaube, wir sollten uns so langsam wieder auf den Weg machen, sonst ist der Tag vorbei und wir sind kaum weitergekommen“ Idromeel hatte sein Portrait jetzt ebenfalls gefaltet und in seine Tasche gesteckt. „Wenn das so wäre, dann wär ich echt wütend. Dann hätte ich nämlich doch noch weiter schlafen können“ Shin verzog sein Gesicht und Idromeel und Mirodin mussten lachen. Auch Ranas stummes Lachen hallte in ihren Köpfen wieder.

Dann hoffen wir mal, dass wir heute noch weiter kommen, denn jetzt wissen wir ja, was passiert, wenn du wütend bist.

„Aber bevor wir weiter gehen, sollten wir uns lieber verkleiden oder so was.“, fiel Idromeel ein „Wer weiß, wie viele Leute schon unsere Steckbriefe gesehen haben. Außerdem glaube ich kaum, dass die Dinger nur hier rum hängen“ „Da hast du Recht“, stimmte Shin dem anderen Magier zu „Nur wie sollen wir das anstellen? Ich mein, wir können uns ja schlecht mal eben ein neues Gesicht verpassen.“ „Könnten wir schon“, warf Mirodin ein „Eher gesagt, ich könnte uns allen ein neues Gesicht verpassen. Ich könnte aus Rana sogar einen Mann und mich ein paar Zentimeter größer machen.“ Sprachlos starrten die drei anderen ihn mit offenen Mündern an. „Kannst du das denn wirklich?“ Idromeel konnte es nicht glauben „Ich kann eine Illusion noch nicht mal länger als drei Minuten aufrecht erhalten, wie willst du dann uns alle vier den ganzen Tag anders aussehen lassen?“

Ich glaube, wir müssen Mirodin einfach vertrauen, schließlich ist er der Illusionsmagier und nicht du. Also Mirodin, kannst du mich dann jetzt ‚verkleiden’?

„Klar!“ Der Junge grinste „Wie willst du denn aussehen? Blond? Schwarz? Oder doch lieber braune Haare? Groß oder klein? Dick oder Dünn? Sag mir was du willst und du bekommst es!“

Hm... wie wäre es mit einem ca. 35 Jahre alten, rotblonden, sonnegebräunten Kerl. Etwa so groß wie Shin jetzt ist. Am besten kupferbraune, einfache Kleidung.

Shin schüttelte den Kopf „Du stellst ja ganz schöne Ansprüche“

Er hat selbst gesagt, dass ich so aussehen kann, wie ich möchte.

„Ja schon, aber du musst doch nicht so genau sein.“ „Lass sie doch“ Mirodin hatte die Augen geschlossen und hob seine Hände vor Ranas Gesicht „Das ist ein gutes Training. Seit dem Minozier habe ich keine so genaue Illusion gemacht. Außerdem macht es mir Spaß Illusionen nach Anweisung zu machen.“ Ranas Gestalt verschwamm und veränderte sich und kurz darauf stand nicht mehr sie, sondern ein rotblonder Mann in unauffälliger brauner Kleidung neben Mirodin.

Und wie sehe ich aus?

Shin legte den Kopf schief „Wenn ich ehrlich bin, fand ich dich vorher hübscher“

Trottel, du sollst mich ja jetzt auch nicht hübsch finden, sondern sagen, dass die Illusion überzeugend wirkt!

„Sie wirkt überzeugend, zufrieden?“

Du bist blöd. Dafür bist du jetzt an der Reihe. Los Mirodin, mach ihn hässlich!

„Kein Problem“ Der Junge krempelte seine Ärmel hoch und trat drohend einen Schritt auf Shin zu, der abwehrend die Arme hob. „Moment!, Wenn ich schon hässlich werde, dann möchte ich auch selbst aussuchen, wie hässlich ich werde, in Ordnung?“ „Von mir aus“ Mirodin sah Shin auffordernd an „Also, ich höre?“ „Okay, ich möchte alt sein, so etwa 70 bis 80 Jahre. Ich will eine schiefe Nase, mindestens einmal gebrochen, eine Narbe über dem linken Auge, lange, schmutziggraue, fettige Haare und einen langen verfilzten Bart. Ich trage fahlbeige Lumpen und eine schäbigen Tasche. Und am Besten machst du aus meinem Stab eine Krücke.“ Während Shins Beschreibung hatte Mirodin die Augenbrauen hochgezogen und ungläubig das Gesicht verzogen. „Wenn du wirklich so aussehen willst, bitte.“ Er schloss wieder die Augen und Shins Gestalt verschwamm. „Mecker aber hinterher bitte nicht, dass du dir zu hässlich bist“ Er ließ die Hände wieder sinken und Idromeel brach in lautes Gelächter aus, als sich das neue Äußere seines Freundes manifestierte. Shin sah an sich runter. „Wenn ich jetzt noch ein wenig hinke und anfange zu sabbern, nimmt mir jeder den schwächlichen, verkalkten Alten ab und niemand wird auf die Idee kommen, dass ich gesucht sein könnte.“ Shins Stimme war kratzig und ein wenig heiser. „Selbst die Stimme passt perfekt, du hast wirklich Talent für so was“ „Na ja,“ Mirodin wurde verlegen „Du hast mir ja ziemlich genau gesagt, wie du aussehen willst und die Stimme ist die von meinem Großvater...“ „Ist doch egal, ich könnte so was überhaupt nicht.“ Idromeel beruhigte sich wieder „Jetzt bin ich dran. Am Besten wäre es, wenn du mich Rana ziemlich ähnlich sähen ließest, damit wir als Brüder durchgehen, die ihren Alten Vater begleiten.“ „Hast du keine besonderen Wünsche, was dein Aussehen betrifft? Ich mein ja nur, weil du ja so rumlaufen musst.“ „Nein, mach es einfach so, wie es dir in den Sinn kommt.“ „Na gut“ Der Junge machte sich sofort an die Arbeit und kurz darauf stand ein weiterer rotblonder Mann in kupferbraunen, Kleidung mit einem Schlagstock neben den senilen Alten, der Shin war, und Rana, die sich immer noch über Shins Äußeres amüsierte. „jetzt bin nur noch ich übrig und ich weiß schon genau, wie ich aussehen möchte.“ „Ach wie denn?“, fragte Shin interessiert, doch Mirodin antwortete nicht, sondern begann sofort seine Gestalt zu verändern,. Er wurde kleiner und stand schließlich auf allen vieren.

„Ein Hund! Musste das sein?“ Idromeel ging in die Hocke und hielt Mirodin eine Hand vor die Schnauze „Gib Pfötchen“ „Lass den Quatsch, sonst beiß ich dich noch“ Der Hund Mirodin zog die Lefzen hoch und knurrte. „Nanu,“ Idromeel zog überrascht die Augenbrauen hoch „du kannst ja noch reden, auch wenn du ein Hund bist“ „Klar du Depp! Ich sehe nur wie ein Hund aus, bin aber noch ein Mensch.“ „Ist doch auch eigentlich logisch“, belehrte Shin seinen Freund „Illusionen verändern nicht die Person selbst, sondern nur die Erscheinung der Person, eher gesagt die Wahrnehmung der Menschen im Umfeld dieser Person. Hast du im Illusionsunterricht nicht aufgepasst?“ „Nein habe ich nicht, und das weißt du!“ Der junge Mann sah den alten Opa böse an „Nur weil du ein totaler Streber in der Akademie gewesen bist, heißt das nicht dass andere genauso gewesen sein müssen. Ich hatte meine Elementmagie und fertig.“ Shin verdrehte die Augen, was bei seinem neuen Äußeren einfach lächerlich aussah „Leider waren nicht alle so wie ich, sonst würden nicht so viele magische Unfälle passieren und wir Magier wären ein nerviges Vorurteil los.“

Was denn für ein Vorurteil?

„Was? Das weißt du nicht?“ Der Alte tat bestürzt und zeigte auf Mirodin „Ich wette, sogar mein Hund weiß, welche Vorurteile über Magier im Umlauf sind“ „Nenn mich noch einmal Hund und du spürst meine Zähne in deinen dürren, faltigen Beinchen.“ „Tut mir leid, aber für mich siehst du aus wie ein Hund. Für euch doch auch, oder?“ „Ja“ Idromeel versuchte sich das grinsen zu verkneifen „Deine Illusion ist einfach zu gut.“

Du wirst dich daran gewöhnen müssen Mirodin, schließlich wissen nur wir vier, dass du eigentlich ein Mensch bist. Alle anderen sehen dich auch als Hund. Und du hast dir diese Gestalt selbst gewählt. Jetzt will ich aber wissen, was für Vorurteile es über Magier gibt.

Shin kratzte sich am Kopf „Nun ja, schmeichelhaft sind die nicht gerade. Es heißt Magier sind Raffgierig und verlangen immer zu viel Geld; denken immer nur an sich und andere Magier und nie an die normalen Menschen; sind experimentierfreudig und bringen dafür immer wieder unschuldige Leute in Gefahr; interessieren sich nur für ihren eigenen Kram. Alles in allem denken viele, dass wir Magier habgierige, extravagante, egozentrische Schleimscheißer sind.“

Klingt ja nicht so nett...

„Eben. Und darum finde ich es schade, dass manche...“ er schielte zu Idromeel „...Magier sich keinerlei Mühe geben, etwas an diesen Vorurteilen zu ändern.“ „Ach lass das doch jetzt.“ Mirodin schüttelte sich, was bei ihm als Hund völlig natürlich aussah. „Wir sollten uns lieber neue Namen geben. Wär doch blöd, wenn ich uns extra ein neues Aussehen verpasst habe, nur damit man uns verhaftet, weil wir noch unsere normalen Namen benutzen, die blöderweise auf den Steckbriefen standen.“ „Was ist denn mit dir heute los?“, fragte Idromeel erstaunt „Du warst doch sonst nie so ein helles Köpfchen.“ „Na einer muss es ja sein und du erfüllst diese Voraussetzung leider überhaupt nicht.“

Äh ja.

Rana räusperte sich

Wie nennen wir uns jetzt?

Es dauerte eine Weile, bis sie sich auf ihre neuen Namen geeinigt hatten, da Mirodin sich weigerte ‚Waldi’ oder ‚Fido’ genannt zu werden. Auch Rana konnte sich mit keinem Männernamen anfreunden, den Shin und Idromeel ihr vorschlugen.

Brones, wer heißt bitte schön so? Ich kenne keinen Brones und werde wahrscheinlich auch nie jemanden kennen lernen, der so heißt.

„Wie willst du denn sonst heißen?“ Shin war fast dabei die Geduld zu verlieren. „Du hast bisher jeden Namen abgelehnt. Ich meine, selbst Mirodin hat sich mit ‚Ankor’ zufrieden gegeben.“

Ankor hört sich ja auch besser an als Narob, Foner, Dwess oder Brones. Ihr habt ja auch bessere Namen.

„Also bitte! Ich finde ‚Feaon auch nicht gerade berauschend“, warf Idromeel ein „und Hellbar klingt einfach lächerlich.“

Bei Shin war das ja auch Absicht. Er wollte ja einen lächerlichen Namen.

„Also wirklich!“ Shin tat entrüstet „Hellbar ist ein altertümlicher Name, der zu der Zeit als ich geboren wurde höchst beliebt war.“ Idromeel runzelte die Stirn „Ich darf dich daran erinnern, dass du gerade mal 17 Jahre alt bist.“ „Falsch!“ der Alte wackelte mit einem runzeligen Finger vor der Nase des rotblonden jungen Mannes herum „Shin ist 17 Jahre alt, aber Hellbar ist 78 und ab jetzt bin ich Hellbar.“ Als Beweiß ließ er die Schultern hängen, krümmte seinen Rücken, stützte sich auf seiner Krücke ab und begann zu zittern. „Hellbar hat recht.“ Mirodin, jetzt Ankor, gähnte und streckte sich „Wir sind jetzt nicht mehr ‚Wir’ sondern Hellbar, Feaon, Ankor und...“ Er stockte und sah zu Rana, die ergeben seufzte.

Narob. Ab jetzt bin ich Narob, aber wehe ihr lacht darüber

„Fällt mir im Traum nicht ein“ Feaon hielt Narob eine Hand hin „Brüder müssen zusammenhalten“ Narob schlug ein und grinste seinen neuen Bruder an.

Auf eine gute Brüderschaft.

„Hach, meine Jungs“ Hellbar hob seine Arme und klopfte den beiden auf die Schultern. „Ihr wisst je gar nicht, wie froh ihr einen alten Mann macht, wenn ihr euch so gut vertragt.“
 

Auf dem Weg nach Banglad gewöhnten sich alle an diese neue Situation und sprachen sich nur noch mit ihren neuen Namen an. Rana hatte am längsten gebraucht, um nicht mehr wie eine Frau zu wirken, doch jetzt konnten Hellbar und Feaon sich sicher sein, dass niemand stutzig werden würde, wenn er sie sah. Um Ankor hatten sie sich von Anfang an keine Sorgen machen müssen und der Shin in Hellbar vermutete, dass Mirodin wohl schon öfter einen Hund gespielt haben musste.

So betraten sie unauffällig die große Handelsstadt.



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