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Du hast den schönsten Arsch der Welt

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Du hast den schönsten Arsch der Welt

Du hast den schönsten Arsch der Welt
 

Draußen war es bitterkalt.

Kein Wunder, denn es war tiefster Winter.

Deshalb war er auch froh, hier drinnen in der warmen Stube zu sitzen.

Die Heizung lief auf Hochtouren, genauso, wie der Fernseher.

Den hatte Kiro vor einer viertel Stunde eingeschaltet und kurz darauf war er aus dem Zimmer verschwunden.

Yu hingegen saß auf dem Stuhl in der Ecke des Wohnzimmers, der vor dem WG-Computer stand.

Das Gedudel des Fernsehers nervte ihn.

Aber er war einfach zu faul, um aufzustehen und die Fernbedienung zu suchen, die Kiro in jeder erdenklichen Ecke des geräumigen Wohnzimmers deponiert haben konnte.

Ebenso war er zu faul, den Fernseher gleich ganz auszuschalten.

In solchen Situationen siegte immer seine Faulheit.

Aber wehe, irgendwo war auch nur etwas Unordnung, dann räumte er sofort auf.

Er versuchte, sich auf den Bildschirm zu konzentrieren und das TV zu ignorieren.

Vor kurzem hatte er ein Forum über die Band entdeckt, das er noch nicht gekannt hatte.

Nach kurzem Streifzug hatte er sich jetzt darauf verlagert, sich die geposteten Gruppenbilder anzusehen.

Plötzlich musste er grinsen.

Da standen sie, in Reih und Glied, an einer Absperrung und ließen sich von ihren Fans fotografieren.

Das besondere an diesem Bild war wohl, dass man sie von hinten sah.

Und die Kommentare zu diesem Bild waren auch herrlich: ‚Geile Hintern!’, ‚Knackärsche!’ und so fort.

Nur schien es den Schreibern nicht zu passen, dass Strify auf dem Foto durch Abwesenheit glänzte.

Aber die Fans hatten ja recht: der trug ja eh meistens seinen verhüllenden Mantel.

Er klickte weiter, bis zu zwei ähnlichen Bildern: diesmal mit Strify - oh Wunder, mit Mantel und zu einem Foto mit Luminors ‚Heck’.

Yu grinste sich einen ab.

Wenn er das den anderen Jungs zeigen würde!

Er stellte sich die roten Gesichter von Strify und Shin, das unbehagliche Gesicht von Lu und das Grinsen von Kiro vor.

Allein die Vorstellung ließ sein Grinsen breiter werden.

Allerdings wurde er nun wieder vom Fernseher abgelenkt.
 

Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt,

Du hast den schönsten Arsch der Welt.
 

Ertönte es von diesem passenderweise.

Yu schüttelte stirnrunzelnd den Kopf und lachte.

Das dieses bescheuerte Lied ausgerechnet in einer solchen Situation auf diesem Musiksender gespielt werden musste!

Schon ulkig.

Da er die Bilder gespeichert hatte, fuhr er den PC nun runter, schließlich wollten sie heute Abend noch weggehen.

Strify kam angewuselt, um seinen Mantel, den er eigentlich auf die Sessellehne gelegt hatte, der aber auf den Boden dahinter gerutscht war, hervorzuangeln, wobei er sich mit einem Bein auf die Sitzfläche des Sessels kniete, um über die Lehne zu greifen, wobei er im Endeffekt seinen Hintern in die Höhe streckte.
 

Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt,

Du hast den schönsten Arsch der Welt.
 

Und schon wieder passte das Lied wie bestellt.

Nun stand Yu aber neben der Couch, auf der er die Fernbedienung erspäht hatte und er beförderte den Fernseher kurzerhand in den Stand-by-Modus.

Das war Strify, dem großen Stromsparer, natürlich alles andere als recht.

Er stiefelte zum Fernsehgerät hinüber, beugte sich nach vorne und schaltete das Fernsehgerät aus.
 

Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt,

Du hast den schönsten Arsch der Welt.
 

Yu wandte den Blick ab und gesellte sich zu Kiro in den Flur, der schon komplett in einen dicken Mantel gehüllt auf sie wartete.

Er nahm nun seinen eigenen schwarzen Mantel von der Garderobe und zog ihn an.

Als er fertig war, erschien auch endlich Strify samt Mantel und nach einen kurzen Blick in die Runde verließen sie ihre gemeinsame Wohnung.
 

**
 

Wie immer in Berlin war Abends die U-Bahn, mit der sie regelmäßig zu ihrem Lieblingsclub fuhren, gut mit ebenfalls feierwütigen Jugendlichen gefüllt.

Zum Glück hatte Yu noch einen Sitzplatz ergattert.

Er starrte abwesend geradeaus in die Menge vor ihm.

Strify derweil unterhielt sich mit einem Mädchen, das sie wohl erkannt hatte und fasste ihr die nächsten Pläne der Band zusammen.

Das mochten sie an Berlin so.

Da die Stadt so viele verschieden Leute beherbergte, blieben auch etwas berühmtere Personen öfters auch mal unerkannt und daher unter sich.

Das Mädel war wohl eine Ausnahme, aber Strify unterhielt sich sowieso gern mit ihren Fans oder auch einfach nur Leuten, die sie erkannten, er quatschte gerne.

Yu hingegen fiel auf, dass nach der letzten Haltestelle eine Gruppe von Mädchen vor ihm stand, wobei er hier auch eine wunderbare Aussicht auf ein paar Hinterteile hatte, da sich die Mädels nicht um die fünf kümmerten und scheinbar auch noch nichts von dem Gespräch mitbekommen hatten.

Und schon hatte Yu wieder seinen Ohrwurm des Tages.
 

Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt,

Du hast den schönsten Arsch der Welt.
 

**
 

Die Musik war laut, der Club brechend voll.

Die Jungs saßen an einem der kleinen Tische, auf den mit schwarzem Lederimitat überzogenen Sesseln und schlürften gemütlich an ihren Drinks, während sie die anderen Besucher an der Bar oder auf der Tanzfläche beobachteten.

Strify stand gerade mit dem Rücken zu Yu, der an einem Ende der Sesselreihe saß, und diskutierte mit Luminor.

Obwohl sie direkt neben ihm standen, hatte Yu keine Ahnung, worum es ging, denn er verstand kein Wort.

Jedenfalls schien es Strify wichtig zu sein, denn er unterstrich das Gesagte mit wilder Gestik.

Wenn Yu zu ihnen hinüber sah, hatte er also wieder eine Hinteransicht direkt vor der Nase.

Yu wandte sich ab und beugte sich nach vorne, um seinen Drink abzustellen.

Gerade wollte er sich für ein Gespräch zu Shin drehen, als er plötzlich einen gewissen Druck an seinem Oberarm spürte.

Fragend sah er zu Strify hoch.

Er konnte erkennen, dass dieser mit den Armen um Gleichgewicht ruderte.

Doch dadurch, dass Yu, als er sich drehte, seinen Oberkörper etwas zurückholte, hatte er kurz darauf Strify auf seinem Schoß sitzen, der zuvor von Luminor gegen Yus Oberarm gepresst worden war, der wiederum von irgendwelchen anderen Gästen hinter seinem Rücken auf Strify zugeschoben worden war.

Beide sahen sich kurz perplex an.

„Sorry!“ murmelte Strify, konnte aber noch immer nicht aufstehen, da auch Luminor nach vorne gebeugt vor ihm stand.

Der große Sänger drehte sich mürrisch nach dem Verursacher des Dominoeffektes um, während er sich auf Strifys Oberschenkel abstützte, um nicht auch noch auch dem Bandmitgliederstapel zu landen.

Denn wenn jemand es schaffte, einen 1,85-Meter-Mann so aus dem Gleichgewicht zu bringen, musste da irgendwas im Busch sein.

Doch das Einzige, was er hinter sich feststellen konnte, waren ebenfalls durch den Schiebeffekt übellaunige Gesichter und einige Mädchen auf hochhackigen Schuhen hatte es sogar von den Füßen gerissen.

Luminor zog die Brauen zusammen, aber der Urheber war nicht auszumachen.

Mit hochgezogener Augenbraue richtete er sich wieder gänzlich auf und warf seine langen Haare über seine Schulter zurück.

Somit gab er auch Strify die Möglichkeit, von dem Gittaristen herunter zu klettern.

Strify war etwas rot im Gesicht, doch zum Glück konnte man das in der Dunkelheit und dem schummrigen Licht, dass sowieso größtenteils ebenfalls rot war, nicht so gut ausmachen.

„Entschuldige noch mal!“ wandte Strify sich verlegen erneut an Yu, doch der winkte nur ab.

Strify lächelte leicht und drückte sich dann zwischen seinen Bandkumpels und dem kleinen Tisch zu seinem eigenen Sessel durch und auch hier hatte Yu einen perfekten Ausblick.
 

Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt,

Du hast den schönsten Arsch der Welt.
 

**
 

Er kam sich vor, wie im Schlaraffenland.

Überall knackige, frische nackte Ärsche, die mit Messer und Gabel gespickt durch die Luft flogen, ähnlich den gebratenen Hähnchen in dem Märchen.

Früchte an den Bäumen, die verdächtig nach rosa Ärschen aussahen.

Blumenknospen wie Ärsche, die ihm entgegengrinsten.

Wo er auch hinblickte, Ärsche, Ärsche, Ärsche.

Es wollte gar kein Ende nehmen.

Durch sein eigenes genervtes, reales Aufstöhnen, wurde er schließlich wach.

Yu blinzelte die letzten Ärsche vor seinen Augen weg.

Wie konnte er nur so etwas bescheuertes Träumen?

Er schüttelte über sich selbst den Kopf.

Yu besah sich die Leuchtziffern auf seiner Uhr.

3:26.

Das entlockte ihm ein herzhaftes Gähnen, doch die Bilder aus seinem Traum wollten einfach nicht aus seinem Kopf verschwinden.

Um sich abzulenken, drückte er den Knopf für die Radiofunktion an seinem Wecker.
 

Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt,

Du hast den schönsten Arsch der Welt.
 

Das war ein großer Fehler.

Jetzt hatte er schon seit heute Abend dieses bescheuerte Lied im Kopf und nun hatte diese blöde Radiostation nichts anderes zu tun, als auch noch mitten in der Nacht dieses Lied zu spielen.

Genervt schlug er auf seinen Wecker ein, um ihn auszuschalten.

An Schlaf war jetzt erst recht nicht mehr zu denken, denn das Lied dudelte ihm nun unentwegt durch den Kopf.

Grimmig zog er sich die Decke über die Ohren, als könnte er sein eigenes inneres Radio damit zum Schweigen bringen.
 

**
 

Am nächsten Morgen war Yu einfach übermüdet.

Überall dieses dumme Lied, begleitet von Bildern, die er ausnahmsweise nicht sehen wollte.

Er wollte doch nur schlafen!

Aber leider Gottes hatte das in dieser Nacht nur noch mehr schlecht als recht geklappt und zu allem Überfluss hatten sie gleich heute morgen noch ein paar Termine.

Zum Glück gab es Schminke!

Dann würde er wenigstens gescheit aussehen und nicht so, wie er sich fühlte.

„Morg’n“ murmelte er kurz angebunden zur Begrüßung, als er die Küche betrat.

Er ging gleich zu Kaffeemaschine, um sich eine Tasse einzugießen.

Erst mal richtig wach werden.

Yu setzte sich dann neben Shin, der in der WG auf dem Sofa gepennt hatte, da er gerade Stress mit seinen Eltern hatte.

Nach ein paar tiefen Zügen stellte er die Tasse auf den Tisch und ließ seinen Blick durch die Küche schweifen.

Irgendjemand war im Bad, das hatte er gehört, und Luminor war auch schon da, er frühstückte oft zusammen mit den WGlern.

Der Älteste der Band hatte Aufbackbrötchen besorgt und beugte sich gerade zum Ofen hinunter, um einen Blick hineinzuwerfen, damit die Brötchen nicht verbrannten.
 

Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt,

Du hast den schönsten Arsch der Welt.
 

Yu verdrehte innerlich die Augen und wandte den Blick von Luminors Heck ab.

Doch dann grinste er leicht.

Wenn die Fans das zu sehen bekommen würden, was er täglich von den anderen zu sehen bekam, na dann holla die Waldfee!

Nach und nach trudelten dann auch die anderen beiden ein und die Brötchen waren auch pünktlich fertig.

Nach dem Frühstück wollten Shin und Kiro unbedingt noch vor Yu ins Bad.

Der zuckte nur mit den Schultern und trank mittlerweile seine vierte Tasse Kaffee.

Nach einer Weile, in der er vor sich hingeträumt hatte, kam Strify in die Küche gewuselt.

Als Yu die Gießkanne in dessen Hand wahrnahm, war es allerdings schon zu spät.

Der Sänger hatte sich mit einem Bein auf die Eckbank gekniet und beugte sich zu den Topfpflanzen dahinter herab.
 

Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt,

Du hast den schönsten Arsch der Welt.
 

Yu fühlte sich an den Vortag erinnert, als Strify in ähnlicher Position nach seinem Mantel geangelt hatte.

Rasch stand er auf, um zumindest seine Klamotten in seinem Zimmer zusammen zu suchen, damit er bereit war, wenn das Bad endlich frei war.

Bis dahin würde aber noch einige Zeit vergehen, weshalb er sich ein Buch schnappte und sich ins Wohnzimmer zu Luminor auf die Couch verzog.

Kiro saß am Boden und dattelte ein wenig.

‚Sarah umarmte Fabian’, las er, ‚ließ dabei ihre Hände über seinen von dem harten Training muskelgestählten Rücken gleiten und ließ sie schließlich auf seinem festen Hintern, der sich unter ihrer Berührung anspannte, liegen.’

Verdammt!

Nicht einmal beim Lesen hatte er Ruhe vor dieser Körperstelle!

Dabei ging es größtenteils sehr kriegerisch um die Rettung einer Fantasy-Welt, aber momentan kam er sich vor, wie in einen Erotikroman versetzt.

Er sah hoch und schaute eine Weile mürrisch dabei zu, wie Kiro ein paar gefährlich wirkende Krieger verdrosch.

Doch dann betrat Strify erneut die Bildfläche.

Der Sänger wuselte zu Kiro hinüber, beugte sich zu diesem hinab, um mit ihm zu reden.
 

Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt,

Du hast den schönsten Arsch der Welt.
 

Yu schüttelte den Kopf und fragte sich flüchtig, weshalb Strify nicht laut sprach.

Sollten Luminor und er es nicht mitbekommen?

Jedenfalls pfefferte er nun sein Buch auf den Wohnzimmertisch, stand auf und betrat nun endlich das Bad, nachdem auch Shin endlich fertig war.
 

**
 

Das Interview war bisher ruhig verlaufen.

Sie hatten artig alle Fragen beantwortet.

Niemand hatte sich in irgendeiner Weise verplappert, dafür wussten sie nur zu gut, was sie sagen durften und was nicht und sie wussten genau, was gegebenenfalls auf dem Spiel stand.

Yu fühlte sich etwas gelangweilt.

Die Fragen hörten sie größtenteils schon zum tausendsten Mal.

Wenn doch alle Journalisten voneinander abschreiben würden, würde das der Band jede Menge Zeit und Arbeit ersparen, Zeit und Arbeit, die sie lieber mit ihrer Musik verbringen würden.

Aber was sein musste, musste sein.

Immerhin mussten sie erst Aufmerksamkeit auf sich ziehen, bevor die Leute sich für ihre Musik interessierten.

Und wenn die Leute sich für ihre Musik interessierten, dann würden sie erfolgreich sein und konnten sich ihre Träume erfüllen.

Er wurde erst wieder richtig aufmerksam, als plötzlich eine junge Frau, die wohl auch hier in der Redaktion der Zeitung arbeitete, ein Schälchen mit Gummibärchen zwischen sie und ihren Interviewpartner stellte.

„Greift zu!“ forderte der Fragesteller, was sich Strify, als absoluter Gummibärchenfanatiker, natürlich nicht zweimal sagen ließ.

Sofort erhob er sich halb, um sich quer über den kleinen Tisch zu beugen, um sich gleich eine handvoll der bunten Süßigkeiten zu seinem Eigen zu machen.

Durch Strifys doch relativ unerwartete Bewegung wanderten Yus Augen reflexartig zu dem Sänger hinüber und betrachtete zum wiederholten Mal dessen Hinterteil.
 

Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt,

Du hast den schönsten Arsch der Welt.
 

Genervt, aber unverständlich vor sich hinmurmelnd, wandte er sich wieder ab, bemerkte dann den erwartungsvollen Blick des Journalisten und überspielte seine kurzfristige Gereiztheit mit einem frechen Grinsen.

Zum Glück ging der Typ nicht weiter darauf ein.
 

**
 

Am Abend standen sie wieder einmal auf der Bühne.

Hunderte begeisterter Gesichter sahen zu ihnen auf, teilweise gerötet; ob es am Anblick, an der Luft oder am eigenen Dauergekreische, was sicherlich anstrengend war, lag, konnte Yu nicht sagen.

Durch die blendenden Scheinwerfer war sowieso nur die erste Reihe zu sehen.

Er hatte kein Mädchen ausmachen können, das ihm auf Anhieb gefallen hatte, also konzentrierte er sich die meiste Zeit auf sein Gitarrenspiel.

Natürlich konnte er es nicht lassen, mal über die Bühne zu rocken, obwohl er mit dem ganzen Pyrokram unheimlich aufpassen musste, wann er wo stand oder hintrat.

Aber inzwischen hatten sie schon genug Routine, um genau zu wissen, an welcher Stelle im Lied welche der Feuerfontänen losging.

Mittlerweile neigte sich das Konzert dem Ende zu.

Nur noch dieses Lied zu Ende spielen, und sie konnten bald ausgepowert in ihre Betten fallen.

Im Gegensatz zur einhelligen Meinung vieler Außenstehender feierten sie nicht jeden Abend Party, dafür waren sie vor allem nach Konzerten einfach zu erschöpft.

Was natürlich nicht hieß, dass sie es sich an ihren freien Tagen nehmen ließen, auszugehen.

Meist standen Yu und Strify ungefähr auf einer Höhe, nur jetzt stand Strify vorne am Bühnenrand und beugte sich herunter, um die Hände der Mädels in der ersten Reihe abzuklatschen und die letzten roten Rosen in Empfang zu nehmen.

Und Yu hob zufälligerweise genau in diesem Moment den Blick.
 

Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt,

Du hast den schönsten Arsch der Welt.
 

Doch diesmal blieb sein Blick nachdenklich auf Stirfys Hinterpartie hängen.

Wenn er es nicht besser wüsste, würde es ihm langsam wie ein seltsames Omen vorkommen.

Es waren ja nicht nur Hintern generell, sondern Strifys im Besonderen.

Erst als Strify sich wieder aufrichtete, fiel Yu auf, dass sein Blick die ganze Zeit auf Strify geklebt hatte.

Irritiert über sich selbst schüttelte er leicht den Kopf und wandte den Blick nun doch ab.

Dabei fing er Kiros Blick auf.

Ob der ihn beobachtet hatte?

Wenn ja, dann war es auch egal, deshalb grinste er dem Bassisten zu, der dann seinerseits den Blick abwandte.

Nach dem Lied wanderten sie alle nach vorne, um sich gemeinsam von ihren Fans zu verabschieden und Yu war froh, bei der Verbeugung nicht hinter den anderen zu stehen und wieder einem dementsprechenden Anblick ausgesetzt zu sein.
 

**
 

Nach einer erfrischenden Dusche machte sich Yu dann auf den Weg zur nächstgelegenen Garderobe, doch Kiro war nicht da.

Er zuckte leicht mit den Achseln und beschloss, es einfach bei der nächsten zu versuchen.

Irgendeiner seiner Bandkumpels würde schon ebenfalls mit Duschen fertig sein.

Der Gitarrist stand schon vor der nur angelehnten Tür, wollte aber dennoch höflicherweise anklopfen, als sein Name fiel.

„Yu war heute irgendwie komisch.“ Hörte er Kiros Stimme und Yu hielt mitten in der Bewegung inne. „Er hat die ganze Zeit auf deinen Arsch gestarrt.“

Yu schluckte unangenehm.

Hatte Kiro es also doch mitbekommen.

Er wich etwas von der Tür zurück und stellte sich an die Wand daneben, um besser lauschen zu können.

Doch nun war nur ein Lachen von Strify zu hören. „Du weißt genau, dass er nie meine Gefühle für ihn erwidern wird.“

Yu riss die Augen auf und erstarrte.

Ungläubig wandte er seinen Blick auf die Tür, musste sich mit einer Hand an der Wand hinter sich abstützen.

Hatte er gerade richtig gehört?

Dann hörte er ein tiefes Seufzen.

„Er hat doch nur Mädchen im Kopf. Und dann am Besten jeden Tag eine andere,“ fuhr Strify fort.

Yu stieß sich hastig von der Wand ab und hatte nur noch ein Ziel fest vor Augen: die großen schwarzen Flügeltüren am Ende des Ganges.

Dabei hatte er allerdings keinen Blick für den ganzen Kram, der an beiden Seiten des Ganges aufgebaut war.

Irgendwo blieb er hängen und er registrierte das darauf folgende laute Getöse hinter sich, verlangsamte sein Tempo aber nicht im geringsten.

„Yu!“ hörte er zwei Sekunden später einen aufgebrachten Strify, der durch den Lärm wohl aufmerksam geworden war, doch Yu streckte nur die Hände von sich, um die Türen aufzustoßen und hinter sich wieder zuknallen zu lassen.

Schnell sprang er die wenigen Stufen zur Außentür herab.

An der frischen Luft atmete er erst einmal tief ein und ließ seinen Blick schweifen.

Als er sich endlich für eine Richtung entschieden hatte, rannte er weiter, ohne Blick zurück.

Natürlich hatte er gewusst, dass Strify bisexuell veranlagt war und es hatte ihm auch nie etwas ausgemacht, wenn der mit Jungs rumgefummelt hatte, was er vor ihrer Karriere oft ohne Scheu getan hatte.

Doch das hier war irgendwie etwas anderes.

Strify war sein bester Freund, konnte denn nicht alles so bleiben, wie es war?

Hinzu kamen noch seine eigenen Gefühle, die ihn kräftig verwirrten.
 

**
 

Am nächsten Morgen war Yu hundemüde, doch der Wecker hatte ihn beizeiten aus dem Bett geworfen.

Am Vortag war er zunächst einmal ewig durch Berlins Straßen gelaufen, ohne zu wissen, wo er überhaupt war.

Dann hatte er eine Bank in einem kleinen Park gefunden, sich darauf niedergelassen und erst mal nachgedacht.

Vielleicht hätte er nicht so feige davonlaufen sollen, schon gar nicht nach Strifys Ruf, der sich nun auch hatte denken können, dass er die beiden belauscht hatte.

Als er wider in der WG angekommen war, waren alle schon im Bett gewesen, was auch kein Wunder gewesen war, war es doch mitten in der Nacht gewesen.

Und Yu hatte das auch begrüßt, brauchte er sich wenigstens jetzt vor niemandem zu rechtfertigen.

Schnell war er aus den Klamotten und ab ins Bett geschlüpft.

Fast hätte er vor Schreck aufgeschrieen, als er bemerkte, dass schon ein warmer Körper unter seiner Bettdecke lag.

Nach der Dunkelheit draußen hatte er keine großartige Lust verspürt, irgendwo das Licht einzuschalten, so auch nicht in seinem Zimmer.

Er hatte sich im Dunkeln bis auf die Shorts ausgezogen und hatte sich flüchtig gefragt, ob er, nachdem er kurz im Bad gewesen war, vor Müdigkeit im falschen Zimmer gelandet war.

Doch diese Möglichkeit konnte er getrost ausschließen, denn er war der einzige der Jungs, dessen Bett rechts der Zimmertür stand, also wäre er in einem der anderen Zimmer wohl eher auf irgend einem Schreibtisch gelandet, als im Bett.

Nach dieser Erkenntnis hatte er fahrig nach der kleinen Taschenlampe geangelt, die für Notfälle auf seinem Nachttisch lag.

Diese hatte er dann auch gefunden, sie angeschaltet und der Lichtstrahl hatte sich auf Stifys schlafendes Gesicht gerichtet.

Er hatte eine Augenbraue hochgezogen.

Strify hatte wohl in seinem Zimmer auf ihn gewartet, vermutlich, um zu reden.

Yu hatte erkennen können, dass Strify im Schlafanzug war, was wohl auch erklärte, weshalb er die Decke über sich gezogen hatte.

Da er also so warm gelegen hatte und es immer später geworden war, war er dann einfach eingeschlafen.

Der Gitarrist hatte erst mal die Stirn gerunzelt und war unschlüssig neben dem Sänger sitzen geblieben.

Dann war er aufgestanden und hatte sich in Strifys Zimmer verkrochen, hatte allerdings nicht in Erwägung gezogen, erst den Wecker abzuschalten.

Natürlich hatte er überlegt, sich einfach noch mal rumzudrehen und weiter zu schlafen, doch dann war er sich des Geruches im Zimmer bewusst geworden.

Sofort fühlte er sich intensiv an Strify erinnert und nach einem kurzen Blinzeln fiel ihm auch wieder ein, wo er sich befand.

Jetzt konnte er definitiv nicht mehr einschlafen, zumal sich nun auch noch sein Magen lautstark meldete.

Murrend schlug er die schwarz-goldene Bettdecke zurück, schwang dann seine langen Beine heraus, stand auf und streckte sich erst mal ausgiebig.

Während er zur Tür ging, rieb er sich über die schlaftrunkenen Augen.

Die zweite Nacht hintereinander so gut wie keinen Schlaf.

Ungesehen huschte er ins Bad zu seiner täglichen Morgentoilette.

Dann ging er in sein Zimmer.

Sein Bett war leer und so konnte er sich in aller Ruhe anziehen.

Als er allerdings erneut den Flur betrat, sah er sich Kiro und Shin gegenüber, die ihn wohl gehört hatten.

Sie sahen ihn undefinierbar an, vielleicht irgendwie erwartungsvoll, doch es war sofort klar, dass die beiden bescheid wussten.

Yu wandte den Blick ab und ging an ihnen Kommentar- und Grußlos vorüber auf die geschlossene Küchentür zur.

Normalerweise war die Küchentür in ihrer WG nicht geschlossen, es sei denn, Strify wollte alleine sein und aus irgendwelchen Gründen wollte er dies nicht in seinem Zimmer.

Nun, diesmal lag der Grund auf der Hand, denn schließlich hatte Yu heute dort geschlafen.

Yu bekam am Rande mit, dass inzwischen auch Luminor hinter die beiden anderen getreten war, doch das kümmerte ihn nicht.

Er öffnete die Tür und blieb erst mal stehen, um das dahinter befindliche Schlachtfeld zu überblicken.

Strify hatte wohl mal wieder einen seiner berühmten Frustkuchen gebacken.

Dieser stand gerade vor dem Ofen, der direkt gegenüber der Küchentür stand, vorn übergebeugt, um sich seinen Kuchen zu betrachten.

Yus Blick blieb erneut an Strifys Hintern hängen, doch diesmal wandte er nicht den Blick ab und er würde auch nicht davonlaufen.

Stattdessen trat er nun dicht hinter Strify, der sich in genau diesem Augenblick aufrichtete.

Er legte seine Hände an dessen Hüften, beugte sich ein wenig vor und flüsterte:
 

„Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt,

Du hast den schönsten Arsch der Welt.“
 

Yu sah, dass sein warmer Atem bei Strify eine Gänsehaut auslöste.

Strify drehte den Kopf, doch bevor er etwas sagen konnte, legte Yu ihm eine Hand auf den Hinterkopf und drückte ihn zu sich heran, um ihn stürmisch zu küssen.

Als er sich von ihm trennte, war Strify ganz rot im Gesicht.

„Meinst du das Ernst?“ fragte der Sänger unsicher und drehte sich um. „Oder ist es wegen...“

Doch weiter kam er nicht, denn Yu hatte ihm seinen Zeigefinger auf die Lippen gelegt.

„Ja, es ist mein Ernst. Außerdem habe ich Zeugen.“ Yu lächelte leicht.

Er wusste, dass die anderen ihm nachgeschlichen waren, doch Strify hatte die stillen Beobachter noch nicht bemerkt und er wurde prompt noch eine Nuance roter im Gesicht.

Der Sänger musste nicht hinsehen, um zu wissen, wen Yu meinte.

Stattdessen sah er nur diesem in die Augen.

Yu legte nun seine Hand an Strifys Wange, streichelte leicht darüber, während die andere Hand auf Strifys Rücken lag. „Du weißt, dass ich dir nie weh tun könnte.“

Strify lächelte bestätigend.

Das stimmte allerdings, sie kannten sich schließlich lange genug.

Erleichtert legte Strify seinen Kopf an der Schulter des Größeren ab und Yu legte nun auch den anderen Arm um seinen Freund.
 

Ich halte die Welt an

die Zeit steht still

Du bist das einzige, was ich will

Ich fühl dein Haar,

deine Hand, dein Gesicht,

Es ist eine Seele die zu mir spricht
 

Du bist der Song

der mich durchdringt

Der mein Herz zum Rasen bringt

Hast mein Leben auf den Kopf gestellt

Du hast den schönsten Arsch der Welt



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Tooru
2008-09-23T12:38:51+00:00 23.09.2008 14:38
die geschichte ist lustig und süß zugleich, einfach toll
Von: abgemeldet
2008-09-16T13:52:50+00:00 16.09.2008 15:52
Sau toll ^^ *immer noch vor lachen auf dem boden rumkugel*
und mit happy end^^ *freu* *in favos tu*
Von:  Kanji
2008-05-11T08:38:37+00:00 11.05.2008 10:38
Die Geschichte ist echt genial, ich konnte mein lachen kaum zurückhalten x3333~
*grins*
Das passt echt perfekt XDDD~
Kommt gleich zu favos x333~
*smile*
<3
Von:  YukisBubble
2008-03-14T21:58:58+00:00 14.03.2008 22:58
absolut toll aba da shaste sichelrich shcon im CB portal gelesne XD
Von: abgemeldet
2008-02-26T17:48:13+00:00 26.02.2008 18:48
wie toll~
mal ne YuxStrify~
ich hab mich beim Lesen beinahe rumgekugelt vor Lachen...
schreibst du noch mehr mit diesem Pairing??
Von: abgemeldet
2008-02-23T09:11:56+00:00 23.02.2008 10:11
die FF is echt witzig!!
vor allem die idee mit dem Lied
also ich würd da nich draufkommen
Von:  Sankra
2008-02-10T10:46:09+00:00 10.02.2008 11:46
Ja das solche Songs immer dann kommen wenn man sie eigenltich nicht braucht und dann auch noch einen Ohrwurm hat, kann ich verstehen
Die Story gefällt mir wirklich gut
Musste mir an manchen Stellen die Lachtränen echt verkneifen
Kommt vielleicht noch mal so eine FF??

Busserl Sankra
Von: abgemeldet
2008-01-31T17:47:40+00:00 31.01.2008 18:47
hay!
deine FF is cute...
die idee mit dem Song is toll..
LG Viva
Von:  Issyart
2008-01-31T17:33:57+00:00 31.01.2008 18:33
Ich finde die geschichte total lieb, und witzig^^
Von:  Artanaro
2008-01-31T14:53:25+00:00 31.01.2008 15:53
die geschichte ist echt stark. vor allem, das er immer wieder dieses lied im kopf hat. ich hab mich scheckig gelacht xD


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