VIII. Akt ~ Geständnis Vol. 2
FARIN'S P.O.V.
Wir sind jetzt seit zirka 6 Stunden unterwegs...So genau kann ich das allerdings nicht sagen, da der Arm an dem sich meine Uhr befindet im Moment äh.. unansprechbar ist. Fast meine gesamte linke Körperhälfte war unter Belas Gewicht eingeschlafen. Außerdem müsste ich dringend aufs Klo, aber ich will ihn nicht wirklich aufwecken. Und warum zum Henker sitzt sonst niemand hier?
Alle anderen befinden sich im vorderen Teil des Busses, der von unserem abgetrennt ist. Ich kann also nur anhand der Geräuschkulisse erahnen, dass die sich gerade die Kante geben.
Vielleicht hat Rod ja Recht? Sonst ist Bela der Erste, wenn’s ums Saufen geht, aber jetzt sitzt er hier und schläft.
Ich spüre wie Bela zittert. Wie gerne würde ich ihn in den Arm nehmen, aber das geht aus mehreren Gründen nicht. Zum Einen will ich ihn nicht aufwecken und mir ist noch lebhaft in Erinnerung, wie er letztes mal auf meine Umarmung reagiert hat – und außerdem bin ich immer noch irgendwie wütend auf ihn.
Ich sehe runter auf seinen rechten Unterarm, der, dank meines genialen Einfalls seine Hand zu nehmen, nun auf meinem Bein ruht.
Darüber werden wir noch ein ernstes Wörtchen reden müssen, mein Freund.
Vorsichtig berühre ich den Verband mit dem Zeigefinger, und siehe da, Bela zuckt sofort zusammen.
Seine Arme müssen ja ganz schön schlimm aussehen.
"Hey Farin?"
"Was gibt's Tom?"
"Wir fahren gleich von der Autobahn runter und machen 'ne halbe Stunde Pause. Hab gedacht es wäre besser, wenn ich dir.. euch Bescheid geb!"
"Ja, okay danke!"
"Okayyy.. Wenn ich Bela jetzt wach kriegen würde, wäre das der Ideale Zeitpunkt zum Reden.
"Hey Bela!...Bela! Wach auf!"
Hmm.. okay, wenn Worte nicht helfen...Ich ziehe mit einem kräftigen Ruck meine Schulter unter Bela hervor und reibe meinen schmerzenden Arm.
Mein Nachbar rutscht um einige Zentimeter ab, wacht scheinbar dann doch auf, setzt sich wieder gerade hin und sieht mich mit seinen grau-grünen Augen ungläubig und zugleich überrascht an.
"Farin.. Du bist wirklich.."
"Jaja.. spar dir das! Wir machen gleich 'ne Pause.. Wir müssen reden!" Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu gemein rüber gekommen.
Ich denke nicht, dass Bela gerade psychisch stabil ist, aber das mit dem Reden muss sein.
Ich sehe den schwarzhaarigen Schlagzeuger an und erwarte eigentlich eine Antwort.
Stattdessen senkt er traurig den Blick und starrt den Fußboden an während er nickt. Wie ein kleiner Hund, der weiß, dass er was falsch gemacht hat...wie süß...NEIN! Farin.. bleib standhaft.
Aus den Augenwinkeln beobachte ich, wie Belas Blick zum Fenster schweift und er mit seiner linken Hand seinen rechten Unterarm umklammert. Der Bus wird langsamer und hält auch schließlich an.
Ich stehe sofort auf und mach mich auf den Weg zur Tür, denn je eher das Gespräch beginnt, desto eher ist es vorbei. Bela hingegen scheint andere Pläne zu haben. Mit einem Blick nach hinten stelle ich nämlich fest, dass dieser sich kaum von der Stelle bewegt hat. Er scheint mit den Gedanken einfach gerade ganz woanders zu sein.
Da drängt sich mir doch die Frage auf: Worüber rede ich eigentlich? Mann, ich hätte mir 'ne Strichliste anfertigen sollen.
Ich denke zu aller erst, sollte ich mich entschuldigen.
Jap, entschuldigen ist gut...danach schwenke ich dann über zu dem Versprechen den Alkohol- und Zigarettenkonsum etwas zurück zu schrauben und danach ..seine suizidale Rumritzerei...und dann.. dass er das, was Rod ihm über mich gesagt hat, einfach vergessen soll...Auweia, das wird ein hässliches Gespräch werden.
Vor dem Bus warte ich ungeduldig auf den Schlagzeuger und darf all den andern erklären, warum ich, der sonst 8 Stunden im Bus schläft und höchstens aussteigt, wenn das Busklo wieder mal streikt, hier draußen in der klirrenden Kälte steht, solange niemand auf die Idee kommt Bela und mich zu begleiten.
Es ist schon dunkel und der Platz vor der kleinen Raststätte wird nur durch die spärliche Beleuchtung und das Licht des Vollmondes erhellt und endlich kommt Bela die paar Treppen herunter gestolpert. Am liebsten würde ich ihm jetzt einfach sagen, dass er wieder in den Bus steigen und schlafen soll.
Aber so kann ich mich nicht davor drücken. Außerdem ist unser nächstes Konzert in 4 Tagen, und da wär's scheiße, wenn Bela und ich nicht mehr miteinander reden.
Ich verschränke meine Arme vor der Brust und jetzt merke ich erst, dass ich zittere, ob nun vor Kälte oder Nervosität vor dem kommenden Gespräch, weiß ich nicht.
Ich nicke Bela nur kurz zu, hoffe, dass der Befehl 'Folge mir' groß genug auf meiner Stirn steht, drehe mich um und suche nach einem Platz an dem man ungestört reden konnte. Und hinter einem LKW am anderen Ende des Parkplatzes scheine ich den auch gefunden zu haben. Ich drehe mich wieder zu Bela um...doch der ist nicht da. Innerhalb von 5 Sekunden schießen mir 1000 Gedanken durch den Kopf. Hat er es sich anders überlegt und ist wieder im Bus, ist er womöglich umgekippt oder steht er gerade bei Rod und den Anderen zu rauchen und die lachen sich alle über den leichtgläubigen Farin Urlaub den Arsch ab?...
Doch dann höre ich zu meiner Erleichterung die Schritte von Belas schweren Stiefeln und da kommt er auch schon um die Ecke und bleibt mit todtraurigem Gesichtsausdruck vor mir stehen.
Wenn er nur aufhören würde mich so anzusehen...Ich würde am liebsten über ihn herfallen, die Klamotten vom Leib reißen und..äh.. Gehirn an Jan...das ist nicht der richtige Moment dafür!
"Also.." Jaaa..Hast du fein gemacht Jan!..Nooch so um die 2000 weitere Worte und du hast's hinter dir!
"Also.. ähm. .zuerst muss ich mich wohl für die letzten Tage.. oder Wochen entschuldigen.. ich war ein echtes Arschloch und.. das tut mir leid!"
So.. das Erste ist raus. Bela sieht mich plötzlich erstaunt an und schickt sich an etwas zu sagen, doch ich stoppe ihn: Hör auf, ehe du überhaupt anfängst Bela!.. ich will das Ganze wirklich schnell hinter mich bringen!"
Und genau aus diesem Grund habe ich vor genau 7 Sekunden beschlossen das Zigaretten und Alk-Problem erst mal auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
Ich komme mir sowieso gerade so vor, als müsste ich einem nackten Mann in die Tasche greifen. Wie ich ihn kenne, hat er nach diesem Gespräch mehr als eine Zigarette nötig und ich kann ihm das doch kaum verbieten..
Der nächste Punkt muss allerdings angeschnitten werden...
Haa.. was für ein grandioses Wortspiel.
"Bela..wie ging's dir in der Zeit, in der ich weg war?"
"..Naja..Ich.. Ganz normal schätze ich.. hab mir halt irgendwie Sorgen gemacht."
"So..irgendwie Sorgen.. so nennt man das!"
Ich habe schon fast befürchtet, dass er so etwas sagen würde.. Da bleibt mir ja nur noch ein Ausweg. Auch wenn ich das wirklich nicht will... tut mir leid Bela!
Ich greife mit beiden Händen nach seinen Unterarmen und drücke so fest zu wie es mir das Zittern erlaubt.
Und es zeigt Wirkung. Bela schreit laut auf und geht vor Schmerzen fast in die Knie. Ich hoffe nur, dass jetzt niemand der Anderen an geeilt kommt.
Meine Reaktion mag dem Einen oder Anderen vielleicht etwas übertrieben vorkommen, aber vor Jahren hat Bela fast jeden zweiten Abend seine Arme mit Messern oder Rasierklingen 'bearbeitet'..die Gründe dafür werde ich wohl nie so ganz verstehen.
Mal ganz abgesehen davon, dass das hässliche Narben werden, will ich nicht, dass er seine Probleme so in sich reinfrisst.
Deshalb bin ich jetzt auch so sauer, weil er das scheinbar immer noch macht und es nicht mal merkt.
Als ich seien Arme wieder loslasse, erwarte ich eigentlich, dass Bela schreit und rumtobt, aber stattdessen sieht er mich mit schmerzverzerrtem Gesicht an und trotz der Dunkelheit kann ich Tränen in seinen traurigen Augen erkennen.
Nein.. ich muss versuchen hart zu bleiben.
"Hast du noch was zu sagen?"
Bela starrt weiter zu Boden, holt einmal Luft und öffnet endlich den Mund:" E..Es tut mir leid."
Aw.. mein Herz fühlt sich an, als wolle es zerspringen...
ich hole tief Luft, schlucke das Bedürfnis das arme, zitternde Häufchen Bela in den Arm zu nehmen und vor allem Übel zu beschützen, aber eines musste noch raus.
"Also.. kommen wir zum letzten Punkt." Ich hole tief Luft.. Das wird jetzt alles andere als leicht werden.
"Bela...ich weiß, dass du auf Frauen stehst und in mir nur einen Kumpel siehst und ich weiß auch nicht, wie es passiert ist, aber....ich fürchte ich hab mich in dich verliebt!" Habe ich jetzt ein Recht darauf, nachdem was ich mit ihm angestellt habe, das zu tun, was ich mit ihm tun möchte?
Ich sehe Bela an, der mich immer noch mit einer Mischung aus Trauer, Entsetzen und Schmerz anblickt. Ich trete näher an ihn heran, gebe ihm einen Kuss auf die Wange, lasse ihn einfach dort stehen und renne, so schnell es geht, in den Bus zurück.
Ich verkrieche mich in mein Bett und ziehe den Vorhang zu.
Was bin ich doch für ein Riesenrindvieh! Zuerst tu' ich ihm weh, dann sag ich ihm dass ich ihn liebe...Eigentlich wollte ich doch sagen, dass er das Ganze vergessen soll.
In der Hoffnung ,dass ich jetzt nicht Alles zerstört habe, schlafe ich wütend auf mich selbst ein.
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Hm..also..da gibts nicht viel zu sagen..xD" ausser dass das ganze immer deprimierender wird..o.O"
ach..und viielen dank an weniger_süss die versucht hat die Millionen fehler rauszubügeln..^^" *flausch*
Und..jiaa Farin trägt nie eine Uhr aber ich machs wie die zeichenr der simpsons: das hat gerade so schön gepasst also hat er da eine und 5 Sekunden später ist die wieder verschwudnen..:P
