Kapitel 18 ~ Mein Platz – an Deiner Seite
Soooo .. hier nun wie versprochen das erstmal letzte vorgeschriebene Kapitel ...... das ist der aktuelle Stand der Fanfic und ich weiß leider noch nicht genau, wann ich weiterschreiben kann, da ich dieses WE in Leipzig bei meinem Engel *Hades wink* und danach net weiß, wie es auf Arbeit und überall wird (wahrscheinlich stressig >.<)
Also hier nun erstmal Kapitel 18 - viel Spaß!
Und keine Sorge, die Story ist noch nicht zu Ende - es wird noch schlimmer! :PPP
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Kapitel 18 ~ Mein Platz – an Deiner Seite
Auf dem Friedhof waren zu dieser Uhrzeit nur wenige Menschen unterwegs. Die kleine Gruppe der Trauernden – Familie, Freunde, Manager – hatte sich vor der weißen Kapelle versammelt und wartete auf den Pfarrer.
Shin hatte es nicht geschafft.
Strify stand schweigend im Regen und starrte Löcher in den Boden. Die rote Rose hielt er so fest umklammert, dass sich ihre Dornen längst in seine Haut gebohrt und kleine blutende Wunden hinterlassen hatten. Er merkte es nicht einmal.
„Strify, komm her, du erkältest dich noch!“, sagte Yu und hielt seinen Schirm über den Sänger. Doch der Blonde trat nur ungerührt einen Schritt zur Seite, stand so wieder im strömenden Regen. Dieses Spiel wiederholte sich noch zweimal, dann gab Yu auf und kehrte zu Kiro und Luminor zurück, hielt seinen Schirm wieder über sich selbst und sah besorgt zu ihrem Sänger hinüber, von dessen Haaren sich immer wieder dicke Tropfen lösten und über Strifys blasse Wangen rollten.
„Das hat keinen Sinn, Yu. Hoffen wir einfach, dass er sich nicht auch noch was einfängt, so angeschlagen, wie er schon ist“, meinte Luminor leise und seufzte verhalten. Yu nickte nur resigniert, dann tauchte der Pfarrer auf und bedeutete ihnen allen, in die Kapelle zu gehen.
Drinnen war es zwar warm und trocken, doch beim Anblick der aufgebahrten Urne wären die meisten am liebsten wieder hinaus in den Wolkenbruch geflüchtet – allen voran Strify.
Nun war es endgültig.
Alles, was von Shin übrig geblieben war, befand sich in diesem kleinen Gefäß, das mittig vor dem Altar neben einem Bild des fröhlichen Blonden stand.
Luminor, Kiro und Yu hatten darauf bestanden, dass vier Sachen zusammen mit ihm verbrannt werden sollten: seine Drumsticks, ein Foto von Shinya, ein Foto der ganzen Band und eines, das ihn und Strify zeigte, wie sie nach einem Kuss glücklich in die Kamera lächelten.
Die Trauerrede war bald vorüber. Immer wieder war der kleine Raum erfüllt vom Weinen der Angehörigen oder leise gemurmelten Worten des Trostes. Nun war es an jedem Einzelnen, allein oder zu zweit nach vorn zu treten, um sich zu verabschieden. Nachdem Luminor, Kiro und Yu gemeinsam mit Tränen in den Augen vorn gestanden und Abschied von ihrem Küken genommen hatten, war es an Strify, es ihnen gleichzutun. Doch als sich die drei umwandten, war der Blonde verschwunden.
Draußen fanden sie ihn wieder. Er lehnte an der Kapellenwand im Regen und schien zu beobachten, wie die Tropfen in seiner Nähe immer größere Pfützen auf den schlammigen Wegen bildeten.
Keiner seiner Freunde sagte ein Wort. Sie wussten auch so, dass Strify sich nicht von seinem Geliebten verabschieden konnte. Dass er nicht akzeptieren konnte, dass Shin wirklich tot war. Wegen ihm.
Kurz nach Strifys Zusammenbruch war der Notarzt eingetroffen, hatte in Windeseile die Erstversorgung von Shin vorgenommen und ihn zusammen mit seinem Geliebten, der einfach nicht aufwachen wollte, ins Krankenhaus gebracht.
Die anderen waren ihnen sofort gefolgt, doch als sie in der Klinik angekommen waren, hatte auf sie nur ein Schock gewartet: „Es war zu spät. Wir konnten nichts mehr für ihn tun.“
Keiner der drei hatte in diesem Moment begreifen können, was das hieß. Es war alles so unwirklich, so alptraumhaft gewesen. Das konnte doch nicht wahr sein, oder? Shin konnte nicht einfach gestorben sein. Nicht nach allem, was er schon durchgestanden, was sie alle erlebt hatten. Und nun, wo sie doch endlich kurz Hoffnung geschöpft hatten, nun sollte einfach alles vorbei sein?
Das konnte nicht wahr sein ... nein, niemals. Shin konnte nicht einfach tot sein.
Zu viel.
Ein paar Schwestern hatten sich um sie gekümmert, nachdem diese die weißen Gesichter der jungen Männer bemerkt hatten. Auf die Kiros zittrige Frage hin, was mit Strify wäre, hatte eine der Schwestern nur geantwortet, er wäre noch nicht wieder bei Bewusstsein, hatte aber bejaht, als die drei unbedingt über Nacht in seiner Nähe hatten bleiben wollten.
Als Strify am nächsten Morgen die Augen aufgeschlagen hatte, waren das erste, das er gesehen hatte, die ernsten und aufgelösten Gesichter seiner Freunde. Von Shin keine Spur.
„Er hat es nicht geschafft, Strify“, hatte Luminor irgendwann leise gesagt und den Blonden sofort in die Arme gezogen, als diesen ein Weinkrampf übermannt hatte. Er hatte sich keine Mühe gegeben, das Schluchzen zu unterdrücken, hatte sich einfach nur an den Ältesten geklammert und seine Verzweiflung herausgeschrien. Auch den anderen hatten Tränen in den Augen gestanden – sie hatten selbst noch immer nicht ganz realisiert, was das bedeutete.
Strify war vollkommen aufgelöst gewesen, hatte sich an Luminor geklammert wie ein Schiffbrüchiger an ein Stück Holz, den Kopf an dessen Schulter vergraben.
„Das i-ist doch alles n...icht wahr! Sh-Shin kann ni-nicht tot sein ... Nein ... Das ist a-alles meine Schuld ... we-wenn ich nicht zu...gestimmt hätte, ihn in die K-Klinik zu bringen, dann ... dann ... er hätte m-mich geb...gebraucht und ich h-hab ihn von mir gestoßen!“ Strify hatte sich mit nichts beruhigen lassen, nichts auf der Welt hätte ihm ausreden können, dass Shins Tod nicht seine Schuld gewesen war, doch mit einem Mal war der Sänger verdächtig ruhig gewesen, hatte sich über die rot geschwollenen Augen gewischt und nur noch ein letztes Mal „Dass Shin tot ist, ist nur meine Schuld. Das kann ich mir nie verzeihen“ geflüstert. Dann – Stille.
Es war das letzte Mal, dass Strify geweint und gesprochen hatte.
Erst heute, am Tag von Shins Beerdigung, hatte man ihn aus dem Krankenhaus entlassen. Die Ärzte hatten ihn untersucht, doch nichts gefunden – zumindest nichts Körperliches, was verhindert hätte, dass Strify sprechen oder irgendwelche Emotionen zeigen konnte. Die Psychologen waren sich einig: es war wie eine psychische Barriere, die nur Strify allein überwinden konnte. Doch augenscheinlich ... wollte er nicht.
Mittlerweile waren der Pfarrer und der Trauerzug am offenen Grab angekommen, an dessen oberen Ende ein weißer Marmorstein mit Shins bürgerlichen Namen, dem Namen, mit dem seine Freunde und Manager ihn immer gerufen hatten, und seinen Daten stand. Es war ein schlichter Stein mit schlichten schwarzen Lettern – wahrscheinlich hätte er Shin gefallen.
Der Pfarrer sprach noch ein paar letzte Worte, dann trat jeder einzeln an das Grab, in das die Urne herabgelassen worden war, legte seinen Kranz ab und warf seine Blume und anschließend eine Handvoll Erde hinein. Asche zu Asche, Staub zu Staub.
Luminor legte, als die Reihe an ihm war, den Kranz von ihnen allen auf die feuchte Erde, sodass die Schleife gut zu erkennen war: „Wir vermissen dich, Shin“ stand auf der einen Seite, auf der anderen „Escape to the Stars“ und ihre Namen.
Strify stand lange vor dem Grab und blickte hinein. Stumm bewegten sich seine Lippen dabei und er schien tief in Gedanken versunken.
Keiner sagte etwas. Sie alle wussten schließlich, dass die beiden zusammengewesen waren – und dass Strify weit davon entfernt war, Shins Tod überwunden zu haben. Sie gaben ihm alle Zeit, die er brauchte, selbst der Pfarrer schwieg und wartete ab.
Irgendwann öffnete der Blonde die Hand, mit der er die einzelne rote Rose umklammert hatte. Langsam fiel sie hinab in die dunkle Erde, ein paar kleine Tropfen von Strifys Blut folgten ihr und benetzten neben den Regentropfen ihre Blütenblätter. Die Handvoll Erde sparte der Blonde aus.
Wieder stand er reglos eine Zeitlang am Grab und blickte hinein, seine Lippen formten die stummen Worte, die sich seit Tagen in seinem Kopf festgesetzt hatten:
„Ich liebe dich, Shin. Mein Platz ist an deiner Seite.“
Dann wandte er sich zum Gehen.