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Mein Traum

Wettbewerbs One-Shot
von

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One-Shot

Sooo... Dieser One-Shot ist für einen Wettbewerb, ich hatte plötzlich so ne Story im Kopf, doch leider konnte ich sie nicht ganz so umsetzen ^^°

Meiner Meinung nach kommt Felix zu selten vor, ebenso wie Rosmindas Mutter XD aber lasst euch von der Grottigkeit dieses Textes überraschen XDDDD

lg

Windharfe
 


 

Alles war ruhig an der Realschule im Herzen der Nordstadt.

Die Schüler waren im Unterricht, bloß ein paar Pfeifen von der nahegelegenen Hauptschule lungerten am Rand des Schulgelände herum und warteten darauf, ein paar abgefuckten Realschülern Gras oder Hasch zu verkaufen.

Dieses Geschäft blühte hier ganz besonders.

Die flachen Plattenbauten, aus denen die Schule bestand waren in einem hässlichen Beige gestrichen, von dem man jedoch nicht viel sah, da alles voller Graffiti war.

Es störte niemanden, schließlich wusste jeder, der auf diese Schule ging, dass er es nicht weit bringen würde.

Oft genug wurden Fixer auf den Toiletten gefunden, Schülerinnen und Schüler die abgestürzt waren, es nicht geschafft hatten, die Nordstadt zu überleben.

Zwar waren diese Funde nicht so häufig wie an der Hauptschule, doch es waren genug Leichen, um jedem klar zu machen, wie er enden würde.

Doch auf eine Realschule zu gehen war nicht einfach.

Man wusste von vorneherein das man kämpfen musste, tat man das nicht, ging man unter.

Bei den Hauptschülern war klar, sie würden es zu nichts bringen, doch Realschülern erzählte man immer wieder, sie würden es schaffen – dabei schaffte es nicht mal die Hälfte eines jeden Jahrgangs, nicht auf dem Straßenstrich oder unter der Brücke zu landen.

Wer einen Job als Putzfrau bekam, konnte schon froh sein, egal, was zu putzen war.

Fast alle an der Schule hörten Hip-Hop, orientierten sich an Sido, Bushido und Co.

Sie wollten es zu was bringen doch in ihrem Eifer vergaßen sie, dass berühmt werden nicht bedeutete, Mülltonnen anzuzünden, Drogen zu nehmen und Scheiße zu bauen.

Und mitten in diesem Chaos lebte ich, Rosminda Keßberg, Absteigerin aus dem Gymnasium der Südstadt, ein Scheidungskind, welches mit der Mutter in der Nordstadt lebt und jeden Tag verzweifelt versucht, zu überleben.
 

Langsam fuhr der Bus in Richtung Realschule.

Außer mir nahmen diesen Bus nur Hauptschüler, denn die Gegend, in der ich wohnte, lag am Rande der Nordstadt, an der Grenze zum Westendviertel, welches voller leerer Industriebauten war.

Die Industrie hatte sich schon längst außerhalb der Stadt breit gemacht und im Westendviertel gab es nichts, was die Kriminalität davon abhalten könnte, sich in den Bauruinen einzunisten.

Die Jungs sahen aus wie kleine Gangster, die Mädchen hatten sich angezogen wie Schlampen.

Oh, wie ich sie alle hasste und verachtete!

Äußerlich sahen sie glücklich aus, doch ich wusste, sie waren weder glücklich noch froh mit dem Leben, dass sie führten.

Immer wieder warfen sie mir mitleidige und hochmütige Blicke zu, die mir zeigen sollten, dass ich niemals dazugehören würde.

Der Bus hielt und sowohl die Gruppe Jugendlicher als auch ich stiegen aus, wir hatten die Schule erreicht.

Die Schule.

Ich hasste sie, so abgrundtief, dass es mir manchmal vor Hass die Luft abschnürte.

Nie hätte ich gedacht, so hassen zu können, doch das war wohl auch das einzige Gefühl, das mir noch vergönnt war.

Liebe hatte ich verlernt, genau wie Ehrgeiz, Neugierde, Hilfsbereitschaft.

Man musste hassen, Desinteresse und Egoismus schützten einen vor emotionaler Verstümmelung.

Doch in Wirklichkeit wurde diese dadurch nur noch herbeigeführt.
 

Wie so oft musste ich an meinen Vater denken.

Dieses Arschloch war mit seiner Geliebten zusammengezogen, hatte mit ihr ein Kind gezeugt und mich vor die Tür gesetzt.

„Schätzchen“, hatte er gesagt „du musst zu deiner Mutter, ich kann dich hier nicht mehr gebrauchen.“

Selbstgefällig hatte er gelächelt, er wusste genauso gut wie ich, dass ich in den sozialen Abgrund stürzen würde, doch es war ihm egal.

„Weißt du, Lilia und ich, wir müssen uns um unser Kind, unsere Tochter kümmern. Sie braucht unsere volle Aufmerksamkeit. Die Kleine ist zart und sensibel, du hingegen bist groß, du brauchst uns nicht.“

Am liebsten hätte ich ihn geohrfeigt, doch er war ja immer noch mein Vater, ein Idiot, schließlich war ich damals 12 Jahre alt, kein Alter, in dem man ein Kind einfach vor die Tür setzt und ihm erzählt, es käme von nun an selbst klar.

Doch wie es schien, war ich nicht mehr seine Tochter, denn so, wie er von meiner Halbschwester gesprochen hatte, schien sie meinen Platz als einziges Kind voll und ganz einzunehmen.

Nicht, dass ich eifersüchtig gewesen wäre, dieses Gespräch hatte mir bloß eine Aussicht auf mein weiteres Leben gegeben.

Und ich hatte Recht.

Mein Vater, Marius Keßberg war ein erfolgreicher Geschäftsmann.

Nachdem er sich von meiner Mutter getrennt hatte, da sie, unglücklich und überfordert, in die Alkoholsucht geflohen war, hatte er seine Geliebte geheiratet und ich konnte mich wohl glücklich schätzen, dass er mich nicht gleich damals verstoßen hatte.

Denn genau so, wie er mich rauswarf hatte er es auch schon bei meiner Mutter getan.

Mit einem Lächeln und einem lass-dich-nie-wieder-hier-blicken-Blick drückte er mir fünfhundert Euro in die Hand und ließ mich mitsamt meinen eilig gepackten Koffern vor der Tür stehen.

Es war ein regnerischer Tag, das weiß ich noch heute und seit damals hasste ich meinen Vater, ich wollte ihn nie wieder sehen, seit damals schien alles nur ein böser Traum.
 

Als ich am Tor vorbeikam, hörte ich schon die Schreie der anderen Schüler.

„Du Emo, was willst du eigentlich bei uns? Du bist doch krank!“

Sie lästerten über mich, egal, ob ich es hörte oder nicht.

Dass ich meinen eigenen Klamotten- und Musikstil hatte, damit schienen sie wohl nicht klar zu kommen.

Außerdem ging ich in andere Clubs, traf neue Leute, die ich danach nie wieder sah.

Von meinem alten Bekanntenkreis hatte ich mich abgeschottet, denn obwohl sie immer nett waren, erinnerten sie mich doch jede Sekunde daran, dass ich nicht mehr zu ihrer feinen Gesellschaft gehörte, sondern in der Nordstadt wohnte und jeden Tag mit Kriminalität und Drogen in Kontakt kam.
 

Drogen waren auch eine Sache.

Ich lehnte sie strikt ab, da ich oft genug das Resultat vor Augen hatte, doch stattdessen war ich Zigaretten und Alkohol zugetan.

Tagtäglich soff ich mir die Birne zu und qualmte wie ein Schlot, da man bei diesen Dingen nicht so schnell den Löffel abgeben musste, wie ich dachte.
 

Auf der Nordstadt-Realschule gab es jemanden, mit dem ich mich sehr gut verstand, wenn auch auf eine düstere Art und Weise.

Sein Name war Felix Schneider und er wurde ebenfalls als Emo beschimpft.

Oft trafen wir uns in der Pause und schlossen uns in der Behinderten-Toilette ein.

Dort saßen wir auf dem Boden an die Wand gelehnt und unterhielten uns über die verschiedensten Dinge.

Meistens kifften wir dabei, doch es war die einzige Gelegenheit, zu der ich Drogen nahm.

Während diesen Gesprächen wurde er mir immer sympathischer, diese Treffen waren Balsam für meine geschundene Seele.
 

Felix wusste viel über mich, doch manches hatte ich ihm verheimlicht, unter anderem meinen seelischen Zustand.

Nachdem mich mein Vater rausgeworfen hatte, wurde ich hochgradig depressiv und versuchte zweimal, mir das Leben zu nehmen, bis ich endlich mit meiner Situation umgehen konnte.

Das erste Mal schluckte ich irgendwelche Pillen, das zweite Mal versuchte ich, mir die Arme aufzuschneiden.

Beide Male versagte ich jedoch kläglich, da ich jedesmal gefunden und ins Krankenhaus gebracht wurde.

Eine Narbe von damals habe ich immer noch am Handgelenk, doch sie fällt kaum auf, betrachtet man sie zusammen mit den restlichen Narben auf meinem Arm, denn nachdem ich aufgehört hatte, Suizidversuche zu starten, hatte ich begonnen, mich zu ritzen.

Jeden verdammten Tag schnitt ich mir erneut die Haut auf, nur, um das Blut über meinen Arm rinnen zu sehen, denn dieses Blut sagte mir, dass ich noch lebte.

Ich hatte es Felix nie erzählt, doch wahrscheinlich konnte er sich denken, was in den tieferen Abgründen meines bislang 16-jährigen Lebens passiert war.
 

„Fräulein Keßberg!“

Die Stimme meines Lehrers riss mich aus meinen Gedanken.

„Ich rufe Sie schon zum wiederholten Male auf! Wenn Sie dem Unterricht nicht folgen wollen, muss ich Sie bitten, den Klassenraum zu verlassen.“

Einen Moment starrte ich den Mann an der Tafel an, dann fing ich plötzlich an zu lachen.

Den Meisten war das wohl unheimlich, doch als ich nach ein paar Sekunden aufgehört hatte, nahm ich meinen Rucksack und verließ den Klassenraum.

Das war wohl das letzte Mal, dass ich meine Mitschüler so sprachlos erleben würde.

Langsam, mit gesenktem Kopf schlug ich automatisch den Weg zu den Toiletten ein.

Es war schon öfter vorgekommen, dass ich aus dem Unterricht geworfen wurde, besonders bei diesem Lehrer.

Während ich weiterging musste ich unwillkürlich an das Versprechen geben, welches ich meiner Mutter mit 12 Jahren gegeben hatte.
 

„Mama?“

„Was denn, mein Schatz?“

Mama lächelte mich an.

Sie war so jung, doch ihre Augen waren die einer alten Frau.

Alkohol und Stress hatten sie zerstört, doch ich verstand es noch nicht, konnte es nicht verstehen.

„Wenn ich älter bin, dann verdiene ich ganz viel Geld. Und dann kauf ich uns ein Haus am Strand, irgendwo, wo es schön ist! Das verspreche ich dir!“

„In Ordnung, Rosminda, aber dann musst du dich sehr anstrengen.“

„Versprochen ist versprochen! Das weißt du doch!“
 

Wehmütig lächelte ich plötzlich.

Ich hatte es ihr versprochen, doch würde ich es einhalten können.

Als ich die Tür zur Behinderten Toilette aufzog hielt ich überrascht inne, warf dann aber meinen Rucksack auf die Erde und setzte mich daneben, auf meiner anderen Seite saß Felix.

„Hat dich der Alte wieder rausgeworfen?“, wollte er wissen und grinste leicht, dann zog er an einer Zigarette.

Ich sagte nichts, sondern brummte nur irgendwas.

Selbstlos hielt er mir die Zigarette hin, welche ich ergriff.

Dann nahm ich einen tiefen Zug, gab ihm die Zigarette zurück und lehnte mich gegen seine Schulter.

„Hey Cassy, was ist los?“

Schwer seufzte ich, dann setzte ich mich jedoch wieder richtig hin und starrte an die gegenüberliegende Wand.

Heute hatte ich mal wieder einen echt beschissenen Tag, denn gestern waren meine Antidepressiva leer und natürlich hatte meine Mutter keine 10 Euro Praxisgebühr, geschweige denn das Geld für die Tabletten.

Also hatte ich mir heute Morgen einfach irgendwelche Beruhigungstabletten rein gepfiffen, doch die hatten nicht mal annähernd eine bessernde Wirkung.

Schwerfällig öffnete ich den Mund.

„Würdest du sterben wollen?“, fragte ich langsam und gedehnt.

Felix sah mich an – und lachte.

Er lachte und lachte und hörte gar nicht mehr auf.

„Was ist daran so komisch?“, wollte ich wissen, sowohl irritiert als auch gereizt.

Als er sich wieder beruhigt hatte, antwortete er.

„Nichts. Weißt du, früher wollte ich sterben. Doch jetzt… ich weiß es nicht.“

Dann warf er mir einen prüfenden Seitenblick zu.

„Und du? Willst du sterben?“

Ich zuckte bloß mit den Schultern, stellte dann jedoch eine weitere Frage.

„Hast du einen Traum?“

Plötzlich blitzten seine schönen, dunklen Augen.

Mir war noch nie aufgefallen, wie attraktiv er war.

„Ja, doch, ich habe einen Traum.“

Damit stand er lachend auf und verschwand.

Was sein Traum war, würde ich wohl nie erfahren.
 

Nach einer kurzen Bedenkzeit nahm ich meine Tasche und fasste in ein geheimes Fach.

Ich hatte schon länger geplant, was ich nun tun wollte, doch so oft war ich schon gescheitert, dass ich es diesmal geplant angehen wollte.

Alle Dinge, die ich aus meiner Tasche herausholte legte ich neben mich auf den Boden.

Nachdem alles beisammen war, besah ich jedes einzelne Stück.

Es waren ein Teppichmesser, ein Joint, ein Zettel, ein Stift und ein Feuerzeug.

Entschlossen griff ich nach Zettel und Stift und begann, einen Brief zu schreiben.

Ich hatte noch 45 Minuten Zeit, denn Felix war zur fünf Minuten Pause gegangen, daher konnte ich mir Zeit lassen.

Nachdem ich den Brief beendet hatte, faltete ich ihn sorgfältig in der Mitte und legte ihn neben mich.

Dann nahm ich das Feuerzeug, nun wurde es ernst.

Ich entzündete den Joint und begann, daran zu ziehen.

Die Drogen beruhigten mich und machten mich mutiger, genau das wollte ich bezwecken.

Lächelnd sah ich auf den Brief.

Vielleicht würde sich der Traum meiner Mutter doch erfüllen.

Vielleicht würde sich mein Traum erfüllen.

Von eben ihr, meiner Mutter, wusste ich, dass auf mich ein Konto mit sehr viel Geld lief – und in meinem Todesfall war meine Mutter begünstigt.

Vielleicht würde sie sich ja doch ein Haus am Meer kaufen können.

Mein Leben machte keinen Sinn, vielleicht würde ich im Tod ja noch etwas Gutes tun können.
 

Nachdem ich den Joint geraucht hatte, atmete ich noch einmal tief durch und fuhr mir erst einmal mit den Fingernägeln über die Arme.

Obwohl die Stellen rot wurden und leicht anschwollen, spürte ich keinen Schmerz.

Der Test verlief erfolgreich.

Schließlich griff ich nach dem Messer.

Die Klinge schien matt im fahlen Licht der Deckenlampe.

So verlockend.

Ganz langsam setzte ich die Klinge auf meinen bloßen Arm und übte leichten Druck darauf aus.

Ich sah das Blut fließen, doch fühlte ich immer noch nichts.

Wie in Zeitlupe zog ich das Messer über meinen Arm.

Es schnitt meine Haut wie Butter, dickflüssiges, dunkelrotes Blut floss aus dem Schnitt, welcher quer und tief über meinen Arm verlief.

Lächelnd spürte ich, wie das Blut über meinen Arm floss, doch noch durfte ich mich nicht hingeben.

Ich zwang mich, auch meinen anderen Arm aufzuschneiden.

Wie zuvor quoll auch hier dickflüssiges Blut aus den Wunden.

Entspannt lehnte ich mich nach hinten, das Messer ließ ich geflissentlich fallen.

Mein Körper wurde langsam immer schwerer, als ich die Augen öffnete, war mein Blut überall.

Es war auf der Klinge, auf meinen Armen, auf dem Boden.

Und als ich die Augen wieder schloss, spürte ich eine samtige Dunkelheit, die mich völlig einhüllte.

‚Mama… es tut mir Leid.‘

Mein Traum war vorbei.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-01-13T18:54:36+00:00 13.01.2008 19:54
du hast den Titel gut umgesetzt... vllt achtest du aber bis sonntag (schon wieder verlängert) auf die spitznamen der hauptdarstellerin... nicht immer leicht zu erahnen, wer angesprochen wird...


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