Versprochen

Weihnachten

Eine weiße Schneeschicht bedeckte Konoha und machte die Aussicht zu einem schönen Bild, fast wie für Postkarten geschaffen.

Wie jedes Jahr wurde Weihnachten gefeiert. Man hörte Gelächter, Pärchen trafen sich und verbrachten zusammen Weihnachten.
 

Ich saß in meiner Wohnung. Es war dunkel. Nur eine Kerze, die nicht brannte stand auf dem Tisch. Ich sah aus dem Fenster und beobachtete wie der Schnee fiel. Immer und immer wieder, sanfte weiße Punkte, die auf der Erde landeten. Letztes Jahr hatte ich mich darüber gefreut, doch nun war niemand da mit dem ich meine Freude teilen konnte. Alle waren zusammen und feierten. Und ich? Ich wartete.. auf dich.
 

Ich hatte mir eine Decke umgelegt wegen der Kälte und sah weiter nach draußen. Wenn ich zurück dachte, war dies das traurigste Weihnachten, das ich bisher hatte. Meine Eltern waren auf Mission und ich saß alleine zu Hause. Letztes Jahr waren sie da gewesen und ich hatte mit den anderen Weihnachten verbracht, aber das gehörte der Vergangenheit an. Ich sah durch den Raum. Das wenige Licht, das durch das Fenster schien, erhellte den Raum kaum. Auf dem Tisch war ein Geschenk, nicht für mich. Im Gegenteil, es war von mir. Ich habe mich den letzten Monat immer gefragt, was ich dir schenken konnte, doch jetzt frage ich mich nur noch ob du es bekommst.
 

Der Schnee fiel genau wie letztes Jahr.

Ich wartete genau wie letztes Jahr.

Und du kamst. Ich hatte damals den ganzen Abend gewartet, daran konnte ich mich noch erinnern.
 

Es klingelte an der Tür. Ich eilte zu ihr und öffnete sie, in der Hoffnung er wäre es. Dass er durch die Tür kommen würde, die Schneeflocken im schwarzen Haar und sich leicht abweisend dafür entschuldigen würde, dass er zu spät wäre.

Stattdessen stand draußen Naruto. Er lächelte mich strahlend an.

"Guten Abend, Sakura-chan.", sagte er typisch für ihn.

Das Mädchen an seiner Seite brachte nur ein schüchternes: "A-abend." heraus. Es war Hinata.

Mich wunderte es nicht, dass die beiden zusammen waren, viel mehr, dass sie vor meiner Haustüre standen.

"Hallo..", begrüßte ich sie leicht verwirrt.

Ich ging zur Seite und ließ die beiden eintreten. Sie schienen lange draußen gewesen zu sein. Ihre Kleidung war voller Schneeflocken.

"Feierst du nicht wie die anderen?", fragte Naruto, als er bemerkte, dass sonst niemand hier war.

"Nicht jetzt.", antwortete ich.

Naruto lachte leise. "Wann denn? Wir haben doch nur einmal im Jahr Weihnachten!"

Hinata sah zwischen uns hin und her. Sie traute sich nicht etwas zu sagen.

Einen Augenblick war Stille. Ich wollte nicht auf Naruto's Frage antworten. Er war so oberflächlich wie immer.

"Warum seid ihr hier?", fragte ich kühl.

"Alleine feiern ist doch blöd.", meinte der Blonde ehrlich. "Wir wollten dir Gesellschaft leisten."

Ich schnaubte leise. "Ja, schon gut."

Das Paar, auch wenn sie noch nicht so schienen, folgte mir ins Wohnzimmer, wo ich bis eben gesessen hatte.

Ich malte mir schon wieder aus, was Naruto zu dem Geschenk, was auf dem Tisch stand, sagen würde, doch zu meiner Erleichterung kam nichts von ihm.

Hinata fragte mich, ob sie die Kerze anmachen durfte, weil ich das Licht immer noch nicht angemacht hatte.

Ich bejahte und kurz darauf wurde der Raum leicht erhellt. Das Geschenk stellte ich unter den Tisch, damit es nicht zu sehr störte.

Auf dem Tisch standen noch Kekse und aus der Küche holte ich warmen Kakao und noch ein wenig Gebäck.

Eigentlich hatte ich alles für eine Weihnachtsparty da, aber kurzfristig hatte ich entschieden alleine Zuhause zu warten.
 

Der Abend war nett auch wenn wir nur zu dritt waren. Zumindest war es besser als die Zeit davor, als ich noch alleine am Fenster saß und wartete, Ich war Naruto insgeheim dankbar, dass er gekommen war. Trotzdem sah ich das ein oder andere Mal noch nach draußen in der Hoffnung ihn zu meinem Haus kommen zu sehen. Ich fragte mich, wie sehr er sich an Versprechen hielt. Er hatte das Dorf zwar verlassen, aber letztes Jahr um diese Zeit hatte er mir doch versprochen Weihnachten wieder mit mir zu verbringen. Vielleicht hatte er dies aber auch vergessen. Ein Jahr war eine lange Zeit.

Naruto gab Hinata einen Kuss und sie verabschiedeten sich kurz danach von mir mit der Begründung sie wollten mich nicht weiter stören.

Ich glaube eher, dass es Hinata's Vorschlag war, Naruto machte sich nicht viel daraus mich zu ihrer Zweisamkeit dazu zu nehmen.

Ich brachte beide noch zur Tür und ging dann wieder alleine ins Wohnzimmer. Dort trank ich noch zu Ende, bevor ich die Flamme der Kerze losch. Nun war es wieder dunkel und still.

Die ganze Nacht noch dort zu sitzen und zu warten hielt ich nicht aus, also zog ich mir meine warme Jacke an und ging nach draußen.

Sobald ich draußen war färbte sich mein Atem in der Kälte weiß. Ich schloss die Tür wie gewohnt ab und machte einen kleinen Spaziergang.

Ein paar Schneeflocken nisteten sich in meinem Haar ein, doch das machte mir nicht viel. Ich war in Gedanken woanders.

Nachdem ich ein paar Minuten gegangen war setzte ich mich auf eine Bank. Ich nahm die Hände vor den Mund und hauchte sie an um sie zu wärmen.

'Na toll, dass ich meine Handschuhe nicht dabei habe...', dachte ich.

Plötzlich schlossen sich zwei warme Hände um die meinen.
 

Als ich vor mich sah, sah ich nur den Schatten der Person.

"Tse.. dass du nicht zuhause bleiben kannst.", hörte ich eine vertraute Stimme hinter mir sagen. Jetzt hatte ich keinen Zweifel mehr, dass es Sasuke war, der hinter mir stand.

"Du bist spät, Sasuke-kun.", warf ich ihm vor.

Ein Moment war es still. Draußen war schon niemand mehr.

"Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.", flüsterte ich.

"Tse... ich hatte es doch versprochen."

Ich löste meine Hände von seinen und drehte mich um. Er hatte einen schwarzen Umhang an und genau wie ich es mir vorgestellt hatte waren die Schneeflocken in seinen Haaren und auf seiner Kleidung ein sehr schöner Kontrast. Anscheinend ging Weihnachten an ihm auch nicht spurlos vorbei: Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen.

Ich stand auf. "Wenn ich weiter sitze erfriere ich noch.", erklärte ich.

Er sah mich an und nickte dann leicht. Stumm gingen wir nebeneinander her. Es gab sovieles was ich fragen wollte, aber ich fand es unpassend. Es war Weihnachten und ich wollte die Stimmung nicht kaputt machen. Aber was sollten wir machen? Wir waren nichteinmal richtig zusammen.

Plötzlich blieb er stehen. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir vor den Toren von Konoha standen.

"Ich muss wieder gehen.", sagte er ruhig.

Leicht erschrocken wand ich mich ihm zu. "W-was? Du bist doch gerade erst wieder hier!"

"Noch gehöre ich nicht hierher... ich halte nur meine Versprechen." Seine Stimme klang wieder abweisend.

"Ich vermisse dich...", gestand ich leise. Es war eigentlich klar, dass er das wusste, aber ich konnte nicht anders als es zu sagen. Nach den Worten drehte ich mich weg, dass ich seine Reaktion nicht sehen konnte.

"Jetzt haben wir gar nicht richtig Weihnachten gefeiert..", fügte ich leise und etwas enttäuscht hinzu.

Er zog mich in eine vorsichtige Umarmung.

"Das holen wir nach.", versprach er flüsternd. "Sobald ich wieder nach Hause komme..."

Ich nickte leicht. Ich hätte ihn am liebsten soviel gefragt: Was er momentan machte, wie sein Training war, aber anscheinend hatten wir dafür auch keine Zeit.

Dann ließ er mich los und suchte anscheinend etwas unter seinem Umhang.

Er zog einen roten Schal darunter hervor und legte ihn mir um. Ich fasste vorsichtig danach und fühlte wie weich er war.

Gerade bemerkte ich, dass sein Geschenk noch bei mir zu Hause stand. Das war mal wieder typisch!

Aufgelöst sah ich ihn an und sagte schnell: "Warte hier." dann war ich auch schon auf dem Weg nach Hause zu laufen.

Ich sah nicht mehr wie er mir verwirrt nachsah.
 

Ich machte die Tür auf und schnappte mir das Geschenk, was immer noch unter dem Tisch stand. Ich beeilte mich um so schnell wieder zu ihm zurück zu kommen wie es ging.

Als ich wieder vor den Toren stand sah ich mich um.

Es schneite nun mehr, und ich konnte Sasuke nirgendwo mehr sehen.

Ich keuchte leise und versuchte irgendeine Spur zu ihm zu finden. Noch nicht einmal Fußspuren waren zu sehen.

Ich sah raus in die Dunkelheit des Waldes. Dort würde ich ihn mit Sicherheit nicht mehr finden.

"Ach.. Sasuke-kun..", murmelte ich traurig.

Ich zog mir den Schal bis unter die Nase und schloss die Augen kurz.

Noch einmal ging ich die Zeit mit ihm durch, auch wenn sie kurz war.

'Er kommt zurück... Er hat es versprochen.'