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Bet the Lion and Tame the Beast

von

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A Chest full of Memories

BEDFORD, KENT, DEZEMBER 1817

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Lilly schritt gedankenverloren die herrschaftliche Treppe von Bedford Falls hinab. Das war der Landsitz von Lord Robert Allenby, wo er und Alexia zum ersten Mal die Weihnachtsfeierlichkeiten als frisch gebackenes Ehepaar zusammen mit all ihren Freunden begehen würden.

Sie war erst am Nachmittag angereist, weil die schlechten Straßenverhältnisse - es hatte tagelang pünktlich zum Weihnachtsfest geschneit - die Reise aus Littlehampton ziemlich verzögert hatten. Sie hatte fast schon befürchtet, es nicht mehr pünktlich zu schaffen...

Zu Ehren des bevorstehenden Weihnachtsfestes trug sie eine dunkelrote Abendrobe aus schwerem Taft, die ihre Figur umschmeichelte und ihren cremigen Teint vorteilhaft unterstrich. Auf ihrem Dekolleté ruhte an einer geflochtenen, goldenen Kette ein Anhänger, ein filigranes Gebilde aus Gold und Smaragden, das ein Kleeblatt mit vier Blättern darstellte.
 

In Gedanken dankte sie ihren Freundinnen Alexia und Brittany, die sie überredet hatten, ihre Garderobe vollkommen zu erneuern, und dies bei der erfahrensten Modistin der Stadt zu tun, wenn auch andere im Augenblick etwas mehr en vogue waren.

Lilly begab sich gerne in die Hände von Madame Verné, die Kleider nicht nur nach der Mode sondern auch nach dem Typ ihrer Kundinnen schneiderte. Sie entwarf Kleidung immer mit Blick auf die Persönlichkeit und den spezifischen Merkmalen der Dame, um ihre Vorzüge hervorzuheben.

Lady Harper war in ihren Augen eine Ausnahmeerscheinung, denn sie war weder groß gewachsen noch blond, wie es dem gängigen Schönheitsideal entsprach, aber ihre Figur war perfekt in den Proportionen und sie besaß natürliche Anmut, die immer hervorblitzte, wenn sie sich unbeobachtet wähnte.

Ihre Haut war hell und besaß doch einen goldenen Schimmer, der nicht durch die Pastelltöne hervorgehoben werden konnte, die viele Damen derzeit vorzogen.

Für Lady Harper entwarf sie eine Garderobe, die in warmen und satten Tönen wie dunkelrot, moosgrün oder goldbraun gehalten war. Die Ballkleider waren allesamt einfach im Schnitt und betonten die perfekten Schultern der Dame. Madame Verné empfahl auch den Besuch eines von ihr empfohlenen Coiffeurs, der Lady Harpers dunkle Haare so geschickt schnitt, daß die natürlichen Locken, die es hatte, jetzt ihr fein geschnittenes Gesicht umschmeichelten und ihre großen Augen betonten.

Mit dem neuen Äußeren war sie immer noch keine gängige Schönheit, doch jeder konnte bei ihrem Anblick erkennen, daß sie einen Liebreiz ausstrahlte, der manch kalte Schönheit mühelos überstrahlen konnte.
 

~ ~ ~

Nach ihrer Aussprache in dem einsamen Musikzimmer war Viscount Stratton nun jeden Tag zu Gast in Burn House. Und wenn Allenby Zeit mit seiner Verlobten verbrachte, waren er und Lilly die Anstandswächter. Bei jeder Abendgesellschaft tanzte er so viele Tänze mit ihr, wie es die Etikette erlaubte und immer den Tanz vor dem Souper.

Das Kleeblatt wurde nur noch zu siebt gesichtet und man begann zu akzeptieren, daß die Trennung zwischen dem Earl und Lady Harper tatsächlich einvernehmlich war und keine pikante Geschichte dahinter steckte.

Nachdem Leonore das Kleeblatt und Brittany besser kennen gelernt hatte, schlug der wenig auf Konventionen bedachte Charles vor, daß sie alle sich beim Vornamen nennen sollten, da sie doch bald so etwas wie eine Familie werden würden.

So kam es daß aus Leonore Lilly wurde und sie tatsächlich ihren traurigen Wesenszug mit dem alten Namen abzulegen schien. Hervor kam eine strahlende Persönlichkeit, die gerne lachte und sich spritzige Wortduelle mit Joker lieferte. Sie gewann durch die neuen freundschaftlichen Bande ermutigt auch mehr Selbstsicherheit im Umgang mit Fremden und hatte weniger Angst, sich mit ihnen zu unterhalten.
 

~ ~ ~

Die Saison dieses Jahres endete mit zwei berauschenden Hochzeiten. Lord Robert Allenby und Lord Richard Lawrence waren unter den Augen der gesamten feinen Gesellschaft unter die Haube gebracht worden und man sprach noch monatelang von den ausgelassenen Feierlichkeiten und dem sagenhaften Aussehen der wunderhübschen Bräute, die an ihrem Freudentag wahrlich gestrahlt hatten.

Die Freude den hervorstechendsten Junggesellen des Kleeblattes fallen zu sehen, wurde dem Ton jedoch genommen, da Lion die Geduld verlor und seine Angebetete Séraphine in aller Stille nach Gretna Green in Schottland entführte, wo sie in einer Schnelltrauung Mann und Frau wurden und danach gleich in die Flitterwochen nach Paris aufbrachen, um der ersten Welle des Geredes zu entgehen, das ihre Handlung unweigerlich herauf beschworen hatte.

Mit einem Mal befanden sich Lilly und Charles in einer exponierten Stellung, denn man wartete direkt darauf, daß Viscount Deverell bald um die scheue Lady anhalten würde, die inzwischen ein geschätztes Mitglied der Gesellschaft geworden war.

Lilly schüttelte über sich selbst den Kopf, als sie daran dachte, wie sie am Ende einer für sie sehr stürmischen Saison in aller Heimlichkeit ihre Koffer gepackt hatte und zurück nach Littlehampton gefahren war.

Sie hatte ihre Tante, ihren Freunden und natürlich Charles in Briefen zu erklären versucht, warum sie sich zu diesem Schritt gedrängt fühlte.

Sie liebte Charles von ganzem Herzen, doch sie konnte nicht mit der Vorstellung leben, daß er sich womöglich wegen des gesellschaftlichen Druckes zu einem Heiratsantrag gezwungen fühlte. Sie mochte eine neue Selbstsicherheit gefunden haben, doch ein kleiner Teil von ihr glaubte immer noch an die kalten Worte des verstorbenen Onkels.
 

"... Ich bin nur in die Stadt gekommen, um eine kleine Truhe angefüllt mit kleinen Schätzen und schönen Erinnerungen mit nach Hause zurückzunehmen.

Ich hatte nie erwartet, so viel zu bekommen, ich habe eine fürsorgliche Tante, eine liebreizende Cousine, neue Freunde und vor allem dich gefunden. Manchmal liege ich nachts wach und glaube, daß ich das alles geträumt habe und gleich in meinem kalten Zimmer bei meinem Onkel erwachen werde, wo mich nichts als Düsternis und Verzweiflung erwartet.

Ich will niemandem mit meinem Verhalten vor den Kopf stoßen, doch ich habe den Eindruck, daß ich unbedingt einige Zeit allein verbringen muß, um all die Erlebnisse zu verarbeiten und wirklich anzunehmen

Das werde ich jedoch nicht können, wenn ich in der Stadt bleibe und dich jeden Tag sehe, der alle Dunkelheit aus meinem Leben vertrieben hat und mir immer Zuversicht und Stärke spendet.

Ich bitte dich, wenn ich dir auch nur ein wenig bedeuten sollte, laß mir diese Zeit, um mit mir ins Reine zu kommen. Ich werde auch die andern bitten, mich nicht zu besuchen oder zum Zurückkommen zu überreden.

Ich erbitte deine Unterstützung dabei, da ich mir sicher bin, daß Du meine Handlungsweise verstehst, auch wenn Du dich anfänglich dagegen sträuben magst.

Laß mir bitte Zeit bis zum Weihnachtsfest, das ich bei Alexia in ihrem neuen Heim auf dem Land verbringen werde. Ich weiß genau, daß Du den Kopf über mich schütteln wirst, wenn ich dir nun sage, daß Du ein freier Mann bist, dem alle Möglichkeiten offen stehen, daß Du dein Leben nach deiner Fasson gestalten kannst, weil Du durch nichts an mich gebunden bist. Ich will auch, daß Du die Zeit nutzt, um dir über einiges klar zu werden.

Bitte, versteh mich nicht falsch, ich werde dir immer verbunden sein, doch ich muß auch sicher sein, daß nur ich gemeint bin und Du keinen Schritt unternimmst, den Du vielleicht eines Tages bereust.

In ewiger Freundschaft und Zuneigung, Lilly"
 

Charles war beim Lesen dieses unerwarteten Briefes tatsächlich sehr wütend geworden und hatte mehrmals empört den Kopf geschüttelt, doch nachdem er mit seiner weisen Großmutter gesprochen hatte, war er ruhiger geworden.

Sie hatte ihm die Augen für die Richtigkeit von Lillys Entscheidung geöffnet. Es fiel ihm nur so unendlich schwer, die lange Trennung einfach so hinzunehmen. Er war sich seit Wochen sicher, daß er Lilly zu seiner Frau machen wollte und sein ungeduldiges Naturell drängte ihn jeden Tag mehr, vor ihr auf die Knie zu gehen und die Frage aller Fragen zu stellen.

Nachdem Lion einfach seine Braut entführt hatte, war er sehr versucht gewesen, diese Taktik ebenfalls bei Lilly anzuwenden, der gesunde Menschenverstand hatte ihn immer im letzten Moment davon abgehalten. Er war sich ziemlich sicher, daß Lilly sich ihre Hochzeit ganz anders vorstellte. Und er hatte sich geschworen, daß er niemals wieder zulassen würde, daß Lilly auch nur einen einzigen Moment seinetwegen unglücklich sein würde.

Charles saß bis tief in die Nacht hinein am Kamin und las den Brief immer und immer wieder durch, bis er ihn fast auswendig kannte. Es würden für lange Zeit die letzten Worte sein, die er von ihr hören würde.
 

"...Ich bin nur in die Stadt gekommen, um eine kleine Truhe angefüllt mit kleinen Schätzen und schönen Erinnerungen mit nach Hause zurückzunehmen..."

Dieser Satz ging ihm nicht aus dem Kopf, bis er am frühen Morgen aus einer unbequemen Lage heraus hoch schreckte und sofort wußte, was er zu tun hatte, um die Zeit der Trennung erträglicher zu machen und sie sinnvoll zu nutzen.
 

~ ~ ~

Im Vestibül von Bedford Falls verharrte Lilly und nahm die weihnachtliche Pracht, die sie umgab, mit leuchtenden Augen in sich auf. Alexia hatte ihr Heim zum Fest schmücken lassen und überall hingen Immergrün und Tannenzweige, die mit roten und goldenen Bändern geschmückt waren. Sogar der Handlauf der Treppe war mit einer Girlande geschmückt worden und eine Porzellanschale angefüllt mit getrockneten Früchten verbreitete einen festlichen Duft nach Zimt und Äpfeln.

Lilly nahm einen tiefen Atemzug und schloß einen Moment die Augen, sie wollte diese Augenblicke, bevor sie den Salon betrat, wo alle ihre Freunde auf sie warteten, bis zur Neige auskosten. Sie wußte, daß diese Erinnerung zu den glücklichsten in ihrem Leben gehören würde und der Geruch von Apfel und Zimt sie immer wieder heraufbeschwören könnte.

Charles würde in diesem Zimmer auf sie warten, es war für Lilly immer noch unfaßbar, daß er standhaft geblieben war und sie dadurch beschämte, daß er ihr das schönste Geschenk in ihrem Leben gemacht hatte.

Die Trennung von ihm war viel schmerzhafter gewesen als alle Stockhiebe, die sie jemals von ihrem Onkel bekommen hatte. In den ersten Tagen hatte sie gedacht, daß sie es nicht überleben konnte, ohne ihn zu sein.

Warum war sie nur so töricht gewesen, ihn zu bitten, sich nicht bei ihr zu melden?

Die selbst auferlegte Klausur schien ihr mit einem Mal vollkommen überflüssig, da sie jeden Herzschlag an Charles dachte und sich wünschte, bei ihm sein zu können.

Aber sie mußte auch sicher sein, daß er genauso für sie empfand, er verdiente es, daß sie ihm die Gelegenheit gab, diese Entscheidung frei zu treffen, ohne den Zwang jeglicher gesellschaftlicher Konventionen.
 

~ ~ ~

In der zweiten Woche hatte sie eine Lieferung aus London mit unbekanntem Absender erreicht. Es war eine kostbare lederne Truhe mit polierten Messingbeschlägen, auf die ihre Initialen eingraviert waren.

Lilly hatte die Truhe mit klopfendem Herzen geöffnet, nachdem der Postbote sie ihr gegen ein gutes Trinkgeld in ihrem kleinen Wohnzimmer abgestellt hatte. Die Truhe war innen mit kostbarem rotem Samt ausgekleidet und auf dem Boden der sonst leeren Truhe lag ein einfacher, leicht ausgefranster Bogen Papier und ein rotes Seidenband. Lilly runzelte verwundert die Stirn und ihr Blick fiel auf den Deckel der Truhe, wo innen ein weißes Kuvert steckte, das ihren Namen in ausdrucksstarken Lettern trug: Lilly.

Mit zitternden Fingern hatte sie nach dem Pergament gegriffen und es auseinandergefaltet. Im ersten Moment konnte sie kein Wort erkennen, denn die Unterschrift am Ende hatte ihr die Tränen in die Augen getrieben und den Blick getrübt.
 

"Meine allerliebste Lilly!

Bitte verzeih mir meine Aufdringlichkeit, aber ich vermag nicht so lange zu schweigen. Jeder Tag in London ohne dich ist mit einem Mal öd und leer. Ich kann es nicht ertragen, ohne dich zu sein, aber ich habe mir auch fest vorgenommen, deinen Wunsch nach ein wenig Einsamkeit zu erfüllen und wenn es mich umbringt.

Ich will, daß Du glücklich bist, das ist das Wichtigste für mich.

In deinem Brief hast Du von einer Truhe mit Schätzen und schönen Erinnerungen gesprochen, bitte erlaube mir dir diese Truhe zu schenken und auch, sie in den Wochen unserer Trennung mit Erinnerungen anzufüllen.

Ich werde dir jede Woche einen Brief schreiben, Du findest in der Truhe ein rotes Band, mit dem Du sie zusammenbinden kannst. Ebenso werde ich dir jede Woche einen kleinen Schatz zukommen lassen.

Es sind Dinge, die ich in eine solche Truhe packen würde, wenn ich sie mit meinen schönsten Erinnerungen anfüllen dürfte. Darf ich hoffen, daß dich mit diesen Dingen dieselben glücklichen Erinnerungen verbinden werden?

Ich vermisse dich unsagbar und hadere mit meinem Schicksal, doch die kleinen Briefe werden mich ein wenig trösten und mir die Zeit bis zu unserem Wiedersehen verkürzen, denn ich zweifle keinen Augenblick daran, daß wir uns zum Weihnachtsfest wieder sehen werden.
 

In ewiger Liebe, Charles."
 

Lilly war leise weinend vor der Truhe auf die Knie gesunken und hatte den Brief an ihren Busen gepreßt, als hätte sie dadurch eine körperliche Verbindung zu Charles aufbauen können.

Sie griff nach dem einfachen Blatt, das auf dem Boden der Truhe lag und las es mit tränenverschmierten Augen durch. Es war eine Seite, die aus dem Wettbuch von "Brooks" stammte. Darin war die unsägliche Wette vermerkt, die dazu geführt hatte, daß Lilly die Bekanntschaft des Kleeblattes gemacht hatte.

Lilly mußte einfach lächeln, als sie daran dachte, unter welchen Umständen Charles wohl an dieses Blatt gekommen war.

Dieser Mann war einfach unglaublich! Und noch viel unglaublicher war, daß er ihr seine Liebe gestanden hatte. Schwarz auf Weiß.
 

~ ~ ~

Die Wochen vergingen und ihre Truhe füllte sich mit immer mehr kostbaren Schätzen: Es folgten weitere gefühlvolle Briefe, das Programmheft ihres ersten Theaterbesuches; das Hemd, das Charles an dem Abend ihrer Aussprache getragen hatte; ihre Tanzkarte von dem ersten Ball, an dem Charles alle wichtigen Tänze mit ihr getanzt hatte; ein Paar ihrer Handschuhe, die er ihr während einer Spazierfahrt abgenommen hatte, als sie an einem stillen Fleckchen gehalten hatten, um auf einer Decke zu picknicken; eine Locke seines wunderbaren Haares in einem kleinen Samtbeutel; einen Packen Noten für Klavierstücke, denn er hatte begonnen, ihr Unterricht zu geben, bevor sie überstürzt aus der Stadt abgereist war.

Als letztes Geschenk kam das Kollier, das Lilly heute Abend um den Hals trug. In seinem Brief dazu hatte Charles erwähnt, daß sie es tragen sollte, wenn sie sich wieder sahen, damit er sicher sein konnte, daß sie ihn anhören würde, wenn er endlich von seinem Bann erlöst wurde, und er ihr diese eine wichtige Frage stellen durfte.
 

~ ~ ~

Lilly öffnete die Augen und sah einer strahlenden Zukunft entgegen, in die sie voller Zuversicht schritt. Sie griff kurz nach dem Anhänger, der auf ihrer Brust ruhte und straffte dann die Schultern. Sie lief auf die Tür des kleinen Salons zu und ein Lakai in der Uniform der Bedfords öffnete ihr die Tür und verneigte sich vor ihr. Lilly schenkte ihm ein kleines Lächeln und überschritt dann die Schwelle zum Salon.
 

"Die ehrenwerte Lady Harper!", wurde Lilly von dem Diener angekündigt und alle Augen der Anwesenden waren plötzlich auf sie gerichtet.
 

Lilly nahm den geschmückten Weihnachtsbaum und die anwesenden Gäste nur nebelhaft wahr, denn ihr Blick wurde von Charles grauen Augen eingefangen, der lässig am Kamin lehnte und selbstsicher wie immer wirkte. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, dann galoppierte es in einem wilden Takt davon, der ihr den Atem nahm.

Sie hatte das Gefühl, sich keinen Millimeter bewegen zu können, doch als Charles sie plötzlich strahlend anlächelte, hielten sie keine zehn Pferde mehr an ihrem Platz.

Das kleine Kleeblatt funkelte im Licht der Kerzen auf und Charles fiel ein zentnerschwerer Stein vom Herzen, zu guter Letzt war er an seinem Ziel angekommen.

Er konnte endlich seinen gesellschaftlichen Schutzpanzer ablegen und Lilly das Glück zeigen, das er empfand. Sie strahlte zurück und er hatte nie etwas Schöneres gesehen, als diesen Ausdruck in ihren seelenvollen Augen, als sie auf ihn zugestürzt kam und ihm trotz all der hier anwesenden Menschen um den Hals fiel.
 

’Zum Teufel mit der Etikette!´, dachte Charles und begrüßte seine zukünftige Braut mit einem zärtlichen Kuß, den Lilly aus vollem Herzen und ohne jeglichen Rückhalt erwiderte.
 

Charles hielt sie fest an sich gedrückt und lächelte auf sie herab, als sie den Kuß beendet hatten. Lilly war vollkommen überwältigt davon, endlich in seinen Armen zu liegen und die Gewißheit zu haben, daß seine Gefühle für sie genauso stark waren wie ihre für ihn, daß sie die anderen anwesenden Gäste gar nicht richtig wahrnahm. Ihm entging jedoch nicht, daß die Countess of Burnham versuchte, die neugierigen Gäste unauffällig aus dem Salon zu scheuchen.
 

Er küßte Lilly sanft auf die Schläfe und wandte sich dann an die Anwesenden: "Bitte. Unseretwegen müßt ihr den Salon nicht verlassen. Ihr müßt einem Paar verzeihen, das nach langer Trennung Wiedersehen feiert."

Es wurde gelacht und geklatscht und Lilly blickte mit geröteten Wangen zu ihren Freundinnen Alexia und Brittany, die sie beide zustimmend anlächelten. Auch ihre Tante Hermione und Charles´ Großmutter waren da und schienen sich gar nicht von ihrem wenig damenhaften Verhalten gestört zu fühlen. Im Gegenteil, die beiden älteren Damen lächelten sehr selbstzufrieden.
 

"Lilly?", flüsterte Charles leise und legte eine Hand auf ihre glühende Wange.

Sie blickte mit weit aufgerissenen Augen zu ihm auf, brachte jedoch kein Wort heraus, als sie in seinem intensiven Blick versank.
 

"Liebste Lilly! Würdest Du mir die Ehre erweisen und mich zum glücklichsten aller Männer machen, indem Du mir deine Hand zum Bund der Ehe reichst?"

Im Salon war es so still geworden, daß man hätte eine Stecknadel fallen hören, die Gäste warteten atemlos auf die Antwort der jungen Lady.
 

"Ich nehme deinen Antrag mit Freuden an", wisperte Lilly und stellte sich auf die Zehenspitzen, wo sie ihm ins Ohr flüsterte: "Ich wünschte, daß ich diesen Augenblick in meine Truhe packen könnte, Charles. Ich liebe dich über alles."
 

Charles lächelte glücklich und sie meinte, ein paar Tränen in seinen schönen Augen schimmern zu sehen.

"Ich habe mich in dem Moment verliebt, als Du in mein Haus kamst und mich mutig mit meinen Verfehlungen konfrontierst hast. Aber seit dieser einen Nacht, als ich dein wahres Wesen erkannt habe, war ich unweigerlich verloren. Ich liebe dich, Lilly! Für immer!", flüsterte er zurück.
 

Das Paar versank in einem zärtlichen Kuß, während die Hausherrin an der Klingel zog, um den Butler zu rufen, der kurz darauf dienstbeflissen im Türrahmen erschien.

"Wetherby, bitte bringen Sie so schnell wie möglich Champagner, wir haben eine Verlobung zu feiern!", verlangte die junge Hausherrin selbstsicher und ließ sich dann von ihrem Mann in die Arme nehmen, um diesen glücklichen Moment mit ihm zu teilen.
 

"Bitte laßt mich euer erster Gratulant sein, Charles und Lilly."

Die beiden fuhren überrascht zu Lion herum, der mit Séraphine an seinem Arm vor ihnen stand und zum ersten Mal in seinem Leben etwas betreten dreinblickte.
 

Charles tauschte einen kurzen Blick mit seiner Verlobten und lächelte Leo dann freundlich an: "Ich danke dir Leo! Mehr als ich jemals in Worte fassen kann, denn genau genommen verdanke ich dir mein Glück. Freunde auf ewig?", fragte er dann noch mit dem alten Ausspruch, den sie schon zu ihrer Schulzeit verwendet hatten, um sich ihrer Beziehung zu versichern.

Leo drückte seine Hand fest und zog seinen Freund dann in eine brüderliche Umarmung.
 

"Auf ewig, Charles! Unser Kleeblatt wird weiterhin bestehen, wenn auch nicht so, wie wir uns das als Heranwachsende gedacht haben."

Leo löste sich von seinem Freund und nahm Lillys Hand in seine, auf die er einen galanten Kuß hauchte.
 

"Lilly, ich wünsche dir alles Glück dieser Erde. Ich hoffe, daß Du die Freundschaft meiner Frau und mir akzeptierst, wir werden immer in deiner Schuld stehen."
 

Lilly lächelte beide aufrichtig erfreut an und griff den Ausspruch ihres Verlobten auf: "Freunde auf ewig, Leo! Ich war euch nie böse, ich bin froh, daß ihr zueinander gefunden habt. Die Wette wird bestimmt in die Annalen unserer Familiengeschichte eingehen und wir werden damit unsere Enkelkinder erheitern können."
 

Sie lachten gemeinsam über diesen Scherz und in diesem Moment wurde der Champagner hereingebracht, damit die Gäste auf das junge Glück anstoßen konnten.

Man muß nicht hinzufügen, daß das doppelte Kleeblatt dieses Weihnachtsfest niemals vergaß, da es am Neujahrsmorgen mit der Hochzeit von Lilly und Charles in der hauseigenen Kapelle des Bedford´schen Anwesens gekrönt wurde.

Von diesem Zeitpunkt an gingen die vier Paare als neues Kleeblatt in die Geschichte der feinen Gesellschaft ein, mit ihren ergebenen Ehemännern an ihrer Seite waren die vier Damen tonangebend und die Geschichte der märchenhaften Romanzen wurde von Generation zu Generation junger Debütantinnen weitergegeben, die ihren Vorbildern gerne nacheifern wollten, um genauso glücklich zu werden wie die Ehefrauen des legendären Kleeblattes.
 


 

~~ENDE~~

~~Merry Christmas~~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  CarpathianWolf
2008-03-05T22:59:25+00:00 05.03.2008 23:59
hach~
ein happy end wie im märchen

^__^

da kommt na richtig ins träumen!
ich glaub sowas tolles könnte ich nie schreiben
ich hoffe du schreibst mal weider soetwas in die richtung!


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