10. Kapitel - Geräteturnen
Gemeinsam betraten die beiden Mädchen ihr Zimmer. Es war inzwischen 20 Uhr, das Abendbrot hatte sich recht lang hingezogen. Ein Teil des Teams war immer noch unterwegs, also hatten sie das übriggebliebene Essen erst mal in den Kühlschrank gestellt, sie würden es dann später einfach noch mal aufwärmen Alles in allem fand Kyoko ihre Arbeit aber sehr zufrieden stellend. Sie mochte das Kochen, und der Meinung der Crew nach zu urteilen, hatte das Mittag- bzw. Abendessen auch ganz gut geschmeckt. Was bedeutete, dass sie ihren Job gut erledigte.
Vormittags war sie zusammen mit Rika im Ort gewesen. Es war eine Kleinstadt mit einer sehr gemütlichen Flaniermeile und einem wunderschönen Park, der von einem Bach durchzogen wurde. Irgendwie erinnerte der Park sie ein bisschen an Kyoto und ihre Treffen mit Koon... Am liebsten wäre sie gleich dageblieben und hätte sich mit den Feen unterhalten, welche dort waren. Allerdings war sie sich durchaus bewusst, dass dieser Märchenwahn auf andere befremdlich wirkte, deshalb hatte sie ihn unterdrückt um Rika nicht zu der Annahme zu verleiten sie gehöre in die Klapse.
Am Nachmittag hatten die beiden dann die Lebensmittel nachgefüllt und die Schauspieler beobachtet. Dabei lernte Kyoko dann auch die Darstellerin von Sawa kennen.
Um ehrlich zu sein, erschien sie Kyoko furchtbar unprofessionell. Die ganze Zeit hatte sie nur genörgelt und die Leute vom Stuff damit in den Wahnsinn getrieben. Erst war das Licht zu hell und blendete sie dann gefiel ihr das jeweilige Kostüm nicht, es war zu warm, ihre Frisur saß angeblich nicht ordentlich, der in der Pause gereichte Tee war zu kalt, oder, oder, oder. Sie musste grinsen, als sie daran dachte, wie der Regisseur die Wünsche der "Diva" geflissentlich ignorierte. Das geschah ihr ganz Recht, schließlich konnte man sich während der Arbeit nicht so aufführen, als würde ohne einen gar nichts laufen - schon gar nicht im Showbusiness. Es verwunderte sie sowieso, dass diese Frau, besser gesagt dieses Mädchen, den Job bekommen hatte. Ihr persönlich war sie nämlich nicht wie eine Topschauspielerin erschienen, deren Talent die Starallüren rechtfertigte. "Sag mal, woher kennst du eigentlich den Regisseur, Kyoko-chan?"
Tja, zur Überraschung der Kurzhaarigen war ihr der Regisseur wirklich kein Unbekannter gewesen. "Ich habe ihn während des Castings für den Kyulalawerbespot kennen gelernt, und diesen danach mit ihm gedreht. Er ist zwar manchmal etwas seltsam, aber er nimmt seinen Beruf sehr ernst und das verlangt er auch von seinen Schauspielern. Wenn ich daran denke, wie er Kadono-san ignoriert hat." Sie musste sich anstrengen um nicht in lautes Gelächter zu verfallen.
Rika erging es ähnlich. "Na ja, das hatte sie auch verdient. Stell dir vor, was wir uns sonst von ihr hätten anhören müssen." Sie stellte sich in Positur, reckte die Nase in die Höhe und sprach mit einer nervigen, arroganten Stimme. "Also dieser Himmel, könnten Sie den nicht noch ein bisschen dunkler färben?! Das Blau gefällt mir nicht, ich glaube Violett würde besser zu meinem Outfit passen. Und diese Schuluniform, also wirklich... könnte ich nicht lieber ein Ballkleid bekommen?!" Die Langhaarige unterbrach sich selbst für ein Prusten. "Was die so für Vorstellungen hatte. Dabei ist sie gerade mal 19. Und eine so gute Schauspielerin, dass sie sich das erlauben könnte, ist sie auch nicht. Da finde ich dich um Längen besser."
"Woher weißt du denn wie ich spiele?" "Na ja, ich hab sowohl den Spot als auch Dark Moon gesehen, und natürlich das Musikvideo von Sho Fuwa. Und sämtliche Gefühle die du einem durch deine Schauspielerei vermitteln wolltest sind besser rübergekommen als bei dieser Stümperin." Erst wurde Kyoko rot, dann musste sie jedoch grinsen. "Du weißt aber nicht, ob ich mich beim Dreh besser verhalten würde. Oder wusstest du, dass ich stets nur lateinamerikanischen schwarzen Tee mit drei Tropfen Yakmilch und zwei Körnchen chinesischen Zucker trinke?" Bei dem letzten Satz hatte sie ihre Stimme deutlich in die Höhe geschraubt. Wieder prustete Rika los. Diesmal wurde sie jedoch durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. Beide Mädchen hatten noch immer Schwierigkeiten ihr Lachen zu unterdrücken, riefen aber einstimmig: "Herein."
Durch die Tür kam Tatsuki. Beim Anblick von Kyoko begann er zu grinsen. "Na, ihr habt aber eine gute Laune." Die beiden Mädchen konnten sich nicht mehr halten und wieder erklang Gelächter. Der Schauspieler lächelte, es freute ihn Kyoko so fröhlich zu sehen. Diese versuchte gerade nach Luft japsend zu sprechen: "Was machst du eigentlich hier Arumo-kun?"
"Rate", erwiderte er immer noch breit grinsend. "Och Arumo-kun, das ist gemein. Woher soll ich denn wissen, warum du hier bist? Bitte sag es mir." Dabei setzte sie einen leicht schmollenden Hundeblick auf. Diesem konnte der junge Mann nicht lange widerstehen.
"Es geht um die Geräte in der Halle. Ich hab mit dem Regisseur gesprochen. Er meint, so lange du nichts kaputt machst und deine Arbeit trotzdem ordentlich erledigst, besteht kein Problem dabei, wenn du sie in deiner Freizeit nutzt. Ein Recorder steht in der Halle. Du kannst wenn du willst also gleich hin, wenn du willst."
"Vielen, vielen Dank Arumo-kun.", erwiderte Kyoko mit einem Strahlen. Sie konnte es gar nicht fassen, endlich wieder Turnen! "Kein Problem, dass hab ich doch gern gemacht. Ich muss aber gleich wieder los, ich hab noch was zu erledigen. Auch wenn ich gerne zugeguckt hätte. Aber sieh zu, dass du nicht zu lange machst, du musst morgen wieder früh raus." "Ja Papa", erwiderte Kyoko unwillkürlich auf den letzten Satz. Wieder einmal brachen die beiden Mädchen in Lachen aus. Der junge Schauspieler hingegen guckte gespielt empört. "Das kommt davon, wenn man sich Sorgen um dich macht, also wirklich." Allerdings konnte er diese Maske nicht lange halten und als er das Zimmer verließ, lag schon wieder ein Lächeln auf seinen Lippen. "Gute Nacht Kyoko-chan." Die Tür schloss sich leise hinter ihm.
"Willst du mitkommen Rika-chan?" Die Jüngere der beiden Mädchen stand bereits vor ihrem Schrank und holte sich "turnfähige" Klamotten raus. "Nein danke, ich les lieber noch ein bisschen, ein anderes Mal vielleicht. Aber ich wünsch dir viel Spaß." Natürlich hatte ihr Kyoko im Laufe des Tages von ihrer Leidenschaft für Ballet und Turnen erzählt. "Na dann, bis später." Und schon war Kyoko aus der Tür gerannt. Als sie in der Halle ankam, machte sie erst einmal Licht. Dann folgten ein bisschen laufen, ein paar Sit-ups und Liegestütze zum Aufwärmen, gefolgt von ein wenig Dehnung. Sie hatte keine Lust ausgerechnet jetzt eine Zerrung zu riskieren, vor allem da sie nicht wusste, wann sie je wieder Zugriff auf solche Geräte hatte. Als letztes schaltete sie den Recorder an und legte eine ihrer Lieblingscds ein. Dann vergaß sie die Welt um sich herum.
Ren sah auf die Uhr an seinem Handgelenk. Es war fünf nach acht, dabei sollten sie laut ursprünglicher Planung eigentlich bereits um sieben wieder am Hotel ankommen. Allerdings war der Coregisseur, der mitgefahren war, da Kurosaki-san am Hotel drehen wollte, fast genauso perfektionistisch wie das Original. Ren selbst störte das nicht, er bekam eigentlich so gut wie nie NGs, aber einige seiner Schauspielkollegen brauchten recht viele Anläufe, bis sie es denn endlich geschafft hatten.
Um ehrlich zu sein, war er inzwischen sogar froh, dass Yashiro ihm auch ein Bento mitgenommen hatte. Er hatte nach einer Weile nämlich wirklich Hunger bekommen - vor allem da das Bento genauso lecker war wie die Misosuppe. Erstaunlicherweise hatte er inzwischen zwar keinen Hunger, hoffte aber trotzdem, dass noch ein wenig vom Abendessen übrig war. Wenn er so leckere Dinge aß, erinnerte es ihn immer daran, wie Kyoko für ihn gekocht hatte. Für einen kurzen Augenblick überlegte er, ob Kyoko der Ersatz war, den die Agentur geschickt hatte.
Sofort schlug er sich das allerdings wieder aus dem Kopf. Wenn sie am Set gewesen wäre hätte sie ihn doch bestimmt begrüßt oder. Sie hätte ihn doch nicht so einfach ignoriert, sich einfach nicht bei ihm gemeldet - oder? Die Vorstellung, dass sie so handeln würde versetzte ihm einen Stich.
Aber so war Kyoko nicht, sie hätte ihn auf jeden Fall begrüßt, allein schon aus Höflichkeit. Und sie hätte dafür gesorgt, dass er beim Frühstück erschien, fiel es ihm grinsend ein. Inzwischen waren sie vor dem Hotel angekommen und einer vom Stuff rannte bereits hinein, um nachzugucken, ob sie noch etwas Abendessen bekommen konnten. Hungrig ins Bett wollte nämlich keiner von ihnen. Zehn Minuten später kam er freudestrahlend wieder heraus. "Sie machen uns noch schnell was warm, es dauert nur ein paar Minuten."
Rika überlegte kurz ob sie Kyoko holen sollte. Allerdings musste sie nichts mehr kochen, sondern das Essen nur schnell aufwärmen. Außerdem hatte Kyoko so gestrahlt, als sie sich auf den Weg zur Sporthalle gemacht hatte, da wollte sie sie nicht jetzt schon wieder wegholen. Seufzend machte sie sich an die Arbeit. Eine Viertelstunde später war tatsächlich alles fertig.
Yashiro betrachtete den Schauspieler. Der aß tatsächlich vollkommen freiwillig. Zwar nicht viel, aber immerhin. "Seit wann isst du eigentlich freiwillig? Nicht, dass es mir missfallen würde, im Gegenteil, es ist nur etwas seltsam..." Mit erstaunen musste er feststellen, dass Ren bei der Frage rot anlief. Was war denn jetzt los? Allerdings schien sein gegenüber nicht gewillt zu antworten.
"Also?", fragte der Manager noch einmal mit Nachdruck. "Nun, zum einen hat die Qualität des Essens deutlich zugenommen... und... zum anderen... es schmeckt teilweise genauso wie die Sachen die Kyoko kocht..." Der Blonde musste sich Mühe geben die leisen Worte zu verstehen. Dann grinste er breit. "Ach komm Ren, zwei Wochen sind nicht lang. Du siehst sie schneller wieder als du glaubst." "Wenn du meinst", war die lapidare Antwort. "Ich geh noch ein bisschen raus, bis nachher." Ren stellte sein Geschirr weg und verließ den Speisesaal.
Richtig Lust auf spazieren gehen hatte er eigentlich nicht, aber er brauchte ein wenig frische Luft. Es war eine sternenklare Nacht die ihn empfing als er auf der Hinterseite des Hotels hinaus trat. Er blickte hinauf. Wie gerne würde er diese Sterne mit ihr betrachten...
Schnell schlug er sich den Gedanken aus dem Kopf. Das war doch nicht mehr normal. selbst die kleinsten Dinge erinnerten an sie und zeigten ihm wieder wie sehr er sie vermisste. Was sollte das erst werden, wenn sie zusammen waren - so das denn je der Fall sein sollte. Noch einmal sah er hinauf. Ob sie ihn wohl auch vermisste? Wenigstens ein ganz kleines bisschen? Auf einmal vernahm er leise Musik. Er sah sich um, aber er war der einzige hier draußen. Dann fiel sein Blick auf die Turnhalle. Ein leichter Lichtspalt drang unter der Tür hervor. Neugierig wer um diese Zeit noch trainierte öffnete er behutsam die Tür. Und sah einen Engel.
Gesprächsrunde der Hybie-sans, die von den Hybie-sans für diese Fanfic abgehalten wird
Hybie-san3: "Wir sind wieder daaaa-ahaaaa-ahaaaa-haaa..." *träller*
Hybie-san2: "Was tust du da?"
Hybie-san3: "Singen."
Hybie-san2: "Ach, so nennt sich diese Ohrenmisshandlung also? Und was... ähm... 'singst' du da?"
Hybie-san3: "Super Drei von den Ärzten."
Hybie-san2: "Du weißt schon, dass das das nächstes Mal deutlich besser passen würde, oder?"
Hybie-san3: "Wieso?"
Hybie-san1: "Die Autorin fährt in den Urlaub, deshalb könnte sich das nächste Kapitel eventuell um ein paar Tage verzögern."
Hybie-san3: "Wir fahren in den Urlaub, wir fahren in den Urlaub." *schon wieder träller*
Hybie-san2: "Nicht wir, sondern die Autorin. Unser Urlaub kommt..." *auf bisher geschriebene Kapitel guck* "... nach bisheriger Zählung in Kapitel 30."
Hybie-san3: "Warum kriegen wir denn Sonderurlaub?"
Hybie-san1: "Das will sie jetzt noch nicht sagen."
Hybie-san3: "Aber sie ist wirklich nicht nett."
Hybe-san2: "Auch schon gemerkt?!"
Hybie-san3: "Ausgerechnet jetzt, wo alle auf die Beschreibung des Treffens warten, verzögert sich die Fortsetzung. Glaubt ihr sie hat das mit Absicht gemacht?"
Hybie-sans: *Blick zur Autorin werf*
Autorin: *besieht sich gerade den eigenen, vollkommen chaotischen Terminplan*
Hybie-san1: "Nein."
Hybie-san2: "Nein."
Hybie-san3: "Wohl nicht..."
Hybie-sans: "Nun, wir hoffen, das nächste Kapitel verzögert sich nicht allzu sehr. Dank geht diesmal wieder an unsere treuen Leser Susilein, DarkEye, ayako-shiro, gacktxx, Patrice-Kyoko, Kyoko93 und Lioba."
Hybie-san3: "Drohbriefe bitte an die Autorin und nicht an uns."
Hybie-san1: "Wir nehmen aber gerne die Kommentare entgegen."
Hybie-san2: "Fast vergessen. Als nächstes kommt 'Von Engeln und vom Fliegen'."
