Stolen Liberty
Kapitel 1: Stolen Liberty
Reita
Jui und ich legten dem jungen Mann die Handschellen an und führten ihn ab. Ich musste zugeben, dass ich ein wenig Mitleid hatte. Er war so jung... mein Alter schätzte ich und dann solch ein Urteil, aber na ja, so etwas gab es hier täglich.
Nun war er halt ein Neuling bei uns.
Jui und ich brachten ihn raus in den Wagen und fuhren zusammen mit seinem Anwalt ins Gefängnis. Uruha kam in den Todestrakt – unsere Abteilung.
Hier sind die härtesten Fälle, doch er passte nicht so ganz hierher.
Er machte nicht den Eindruck eines Mörders, doch wussten es die Richter besser.
Es war sowieso nicht meine Sache. Die sechs Monate würde er auch noch schaffen, da diese hier eh schnell vorbei gingen. Wir schickten ihn zur Untersuchung, wo er dann auch später sein persönliches Hab und Gut abgeben musste und die üblichen Sträflingsklamotten anziehen musste.
Nun war er endgültig hier angekommen.
Im Geiste scheinbar auch, denn sein Blick war leer und fassungslos. Ich sah leise seufzend zu Jui, der inzwischen mein bester Freund geworden war. Mittlerweile arbeiteten wir schon zwei Jahre hier und hatten schon viel zusammen erlebt und gesehen. Hier gab es kaum einen Tag ohne Geschehnisse und so richtig Spaß machte der Beruf auch nicht. Es war hart, aber irgendjemand musste es ja tun. Wir brachten Uruha in seine Zelle und wiesen ihn ein: Wie er was zu tun hatte und wie der Tagesablauf war.
Er reagierte kaum.
Uruha
Was sollte das?
Ich war unschuldig. Ich hatte Nichts getan, wofür man mich gleich in den Knast stecken musste. Todesurteil... womit hatte ich das verdient?
Ich ließ mich abführen.
Es war schweigsam.
Ich ließ mich untersuchen.
Es war schweigsam.
Ich zog mir die Klamotten aus.
Es war schweigsam.
Erst, als ich in mein Zimmer eingewiesen wurde sprach Jemand mit mir. Es war einer der Wächter... er hatte es gut. Er durfte die Freiheit genießen...
Ich wünschte ich wäre er...
„Alles verstanden soweit?“, fragte er mich, doch eine Antwort gab ich ihm nicht.
Ich sah ihn einfach nur an.
Verständnislos.
Ich war unschuldig.
Ich stand einfach nur da, hörte dem Wächter zu, bis er die Tür hinter sich von Außen schloss.
Ja, Einsamkeit. Vielleicht war das die beste Methode, damit einem Alles am Arsch vorbeiging? Ich wusste es nicht.
Durch diesen Fall hatte ich all meine Freunde verloren.
Wegen Nichts...
Es war traurig, dass sie es nicht besser wussten.
Niemals würde ich Menschen foltern oder gar töten.
Dazu war und würde ich auch nie in der Lage sein.
Jetzt war ich allein – für den Rest meines Lebens.
Ohne wirklich Spaß gehabt zu haben. Ohne je geliebt zu haben.
Warum?
‚Warum?’ Diese Frage stellte ich mir in letzter Zeit eindeutig zu oft.
Okay, was hieß hier eigentlich in letzter Zeit?
Mein ganzes Leben war totaler Mist.
Meine Mutter war in der Klapse und mein Vater seit meiner Geburt spurlos verschwunden. Geschwister hatte ich nicht. Mein Leben war also ziemlich eintönig.
Ich sah zu meinem Bett, indem ich meine letzten Wochen wohl verbringen durfte. Ich setzte mich darauf und schloss geknickt meine Augen.
Heiße tränen liefen meine Wangen hinunter, die Letzten, die ich in meinem Leben noch verlieren würde.
Zumindest nahm ich mir dies vor. Ob ich es tatsächlich schaffen würde, war eine andere Sache.
Fakt war, dass ich mich in dieser Zelle zu Tode langweilen würde, anstatt dass sie mich hinrichten würden. Auch wenn man dies gut als Hinrichtung sehen konnte.
Ich musste mich damit abfinden, auch wenn ich es nicht wollte und noch nicht einmal meine Schuld war.
Ich fragte mich nur, wie sie gerade auf mich als Hauptverdächtigen kamen?
Die nächsten Monate würden die Hölle für mich werden...
Kapitel 1 ENDE: Stolen Liberty