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wicked

der dunkle Pfad zur Unsterblichkeit
von

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Mutter

„Bewahre das für mich auf" Es lag keine Emotion in seiner Stimme, aber seine Geste war eindeutig, als er Abraxas eine kleine Schachtel mit allerlei Habseligkeiten in die Arme drückte. Der Blonde sah darauf hinab, erblickte leere Phiolen, lose Buchseiten, Notizen und: „Dein Tagebuch", murmelte er ehrlich verwundert in die Richtung Riddles. Der schwieg und nickte lediglich, dann zuckte er mit den Schultern: „Ich habe nie etwas hinein geschrieben", log er ohne den Hauch von Errötung auf seinen ausgemergelten Wangen und erntete einen irritierten und ungläubigen Lidaufschlag. Es war besser, wenn er nicht wusste, welche schwarze Macht in diesem Büchlein steckte und wozu es letzten Endes fähig war. Malfoy seufzte, stellte die Kiste beiseite und zögerte dann einen langen Atemzug:

„Wo willst du hin, was hast du vor?"

„Ich gehe nach Hause."

„Du hast kein zu Hause..."

„Doch ... -"

„Tom! Hogwarts ist nicht dein zu Hause. Es ist hier, bei -"

„Nenn mich nicht so..." Voldemort runzelte verärgert die Stirn. Warum legten alte Schulkameraden ihre Gewohnheiten so schwer ab? Was ist so kompliziert daran, ihn anzusprechen wie er es gerne hätte? Ein neuerliches Seufzen drang aus Abraxas Kehle und er ging in eine spöttische Verbeugung: „Verzeiht mir, mein Lord"

„Spiel dich nicht so auf, Malfoy. Wir sind keine Kinder mehr", erwiderte der Schwarzmagier zischend, lauernd. „Eben! Wir sind keine Kinder mehr! Was erwartest du dir davon, jetzt zu gehen? Glaubst du wirklich, du kannst etwas an dieser verkommenen Welt ändern?"

Die Worte bereits auf der Zunge, wollte Riddle etwas erwidern, wurde jedoch von einer plötzlichen Bewegung unterbrochen. Beide Männer sahen sich um. Lucius, der Sohn des Blonden, stand unter dem Türrahmen. Er hatte ihr Gespräch verfolgt, sänkte abrupt beschämt und ertappt den Kopf und verkrümelte sich zurück in den Salon. Der Hausherr maß seinen Freund eindringlich, mit einem Hauch von Besorgnis.
 

Sie kannten sich nun schon so lange. Im Augenblick war es ihm allerdings, als stünde ein Fremder in seinem Flur. Von Außen, wie von Innen. Er hatte sich verändert, zum Schlechteren. Toms Augenmerk fixierte den Boden, ehe er Brax mit feuerrotem Blick aufzuspießen begann. „Das willst du doch auch, oder nicht? Wir hatten einen gemeinsamen Traum, Malfoy. Wir wollten diese Welt wieder lebenswert machen."

„Ja, Tom. Aber doch nicht mit Gewalt!"

„Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden. Und bevor irgendetwas geändert werden kann, müssen die überflüssigen Fekalien und Störenfriede beseitigt werden..."

Abraxas stockte, schüttelte dann entsetzt den Kopf. Das war nicht der Junge, mit dem er zur Schule gegangen war, der sich seine eigenen Welten zusammen reimte und amüsante Tagträume hatte. Nicht der Mann, von dem er soviel über die dunkle Seite der Magie gelernt hatte. Mit dem er den Inneren Zirkel, die Todesser gegründet hatte. Das war ein blutrünstiges Monster, das seine Grenzen nicht mehr sehen konnte. Und er schalt sich einen Feigling, dass er es nicht geschafft hatte, Riddle von seinen Experimenten abzubringen. Dieser liebenswerte und aufrichtige Mensch übergab sich seinem Hass auf die Realität und war ein gänzlicher Teil seiner Phantasie geworden. Er war verrückt. Aber wollte er ihn tatsächlich zu seinem Feind machen? Der Graf stand bereits am Abgrund, Voldemort brauchte ihm nur mehr den letzten Stoß zu versetzen.
 

Tom deutete das Schweigen seines Gegenübers als Zustimmung. So nickte er zufrieden, warf sich die Kapuze seines Reiseumhangs über den kahlen Kopf und kehrte Abraxas den Rücken, den Ausgang ansteuernd. „Bellatrix liegt oben auf meinem Bett. Sie hat sich ein wenig übernommen. Ich werde dich rufen, sobald ich deine Dienste benötige." Seine Schritte hallten laut an den hohen Wänden des Landsitzes wider. Chiara war mit ihrem Sohn abermals am Saloneingang erschienen, hielt sich mit einer Verabschiedung jedoch zurück. Ein schwerer Körper ätzte über den Boden und versuchte zu Riddle aufzuschließen. Nagini keuchte atemlos, als sie es schaffte sich an dem Leib ihres Herren hinauf zu angeln. Die Schlange kauerte sich um seinen Nacken und züngelte sanft in sein Ohr. Doch der Schwarzhaarige schenkte ihr keinerlei Beachtung, seine Gedanken kreisten längst um seine zukünftigen Pläne, was er alles zuvor noch zu erledigen hatte und wie er sich am besten in seinem neuen Heim einrichten würde.

Das Anwesen hinter sich lassend, bahnte er sich seinen Weg durch den knöchelhohen Schnee, passierte das Zufahrtstor und disapparierte danach sofort.
 

...
 

Die Scharniere ächzten unter dem Gewicht der morschen Türe, ließ sich aber trotzdem gehorsam öffnen. Das dämmrige Winterlicht fiel durch den Spalt und riss die Staubflusen aus ihrem gleichmäßigen Singsang. Das Holz der Dielenbretter knarzte verräterisch, als Riddle sich vorsichtig in das verlassene Haus voran wagte. Es roch nach Verwesung und Kot. Wahrscheinlich gammelten in irgendwelchen Winkeln halb verweste Mäuse und Ratten, die Katzen zwar gejagt und getötet, aber nicht gefressen hatten. Die Eingangstüre hinter sich schließend, zückte Tom seinen Zauberstab, um sich mit einem knappen Schlenker eine eigene Lichtquelle zu sichern. Spinnweben hingen vor seinem Antlitz, er nahm sie beiseite. Das wenige Mobilar, das den Eingangsbereich zustellte, passte nicht ins Bild und war zum Teil zerstört.

Ein zerbrochener Spiegel hing links zu seiner Seite und reflektierte seine Erscheinung, die im matten Lichtkekel wächsern und unheimlich schien. Näher tretend, umging er ein Loch im Boden, das wohl von einem schweren Gegenstand herrührte, der drauf gefallen und dann gestohlen worden war. Alles war ihm vertraut und doch so neu. Tom konnte sich kaum an seinen vergangenen Besuch erinnern. Vielleicht war ihm damals das Adrenalin zu sehr zu Kopf gestiegen.

Die Fensterläden erfüllten ihren Zweck und schirmten die Höhle – und es war nicht mehr und nich weniger als das – gut vor der Öffentlichkeit ab.

Voldemort vermutete, dass wenige Zauber genügten, sich hier einigermaßen einzurichten. Den oberen oder unteren Bereich des Hauses konnte man für praktischere Zwecke ausweiten. Unten befanden sich in seiner Vorstellung ein Kaminzimmer, eine Bibliothek mit den Werken der schwärzesten Zauberkunst.

Warum war er nicht eher in den Schoß seiner Mutter zurück gekehrt?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  kaprikorn
2008-09-30T12:51:19+00:00 30.09.2008 14:51
²Miyu-Moon Ein Freund von mir spielt Abraxas in unserem RPG. Er hat seine Frau Chiara genannt. Von ihm durfte ich den Namen übernehmen. Aber du hast recht, es ist kein englischer Name. Abraxas ist auch keiner (:
Und stimmt, du hast einen Bug entdeckt! Ich könnte es in "einstmals Schwarzhaarigen" abändern - klingt doch auch nicht übel, ne? *g*
Von:  Miyu-Moon
2008-09-30T11:48:58+00:00 30.09.2008 13:48
Vielleicht irre ich mich ja, aber ist meine Eingebung richtig, das Chiara kein englischer Name ist? Stammt Abraxas Frau also aus dem Ausland? Und wie kann man Riddle noch als Schwarzhaarigen bezeichnen, wenn er doch keine Haare mehr auf dem Kopf hat. Die Augenbrauen müssten doch auch weg sein, nicht?

(Nach Buch und Film zu urteilen)
Von: abgemeldet
2008-09-25T20:13:19+00:00 25.09.2008 22:13
hi^^
So langsam scheint Abraxas zu verstehen, was mit Voldemort passiert ist oder eher wie sich seine persönlichkeit verändert hat. Er geht über Leichen und der Malfoy ist geschockt. Ich frage mich allerdings ob das lange so bleiben wird. Die späteren Todesser scheinen kein problem damit zu haben, aber sie haben ihren Lord ja auch nie als Tom kennengelernt und für sie ist er kein normaler Mensch.
Ich bin schon gespannt warum Lucius plötzlich aufgetaucht ist und was für eine Rolle er in der Geschichte spielen wird. Auch was nun mit Bella ist würde mich interessieren.
Ich fand die Idee mit der Gaunthütte gut, es passt irgendwie besser zu seiner jetzigen Stimmung dort zu leben. Und wegen der Sache mit seiner Mutter, das ist eh ziemlich kompliziert^^
Bin schon gespannt auf das nächste Kapitel
lg


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