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Schwul? Niemals! Oder doch?

von

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DIe Zeit von Jack und Kai

Gelangweilt trommelte Kai mit den Fingern auf dem Tisch rum. Die letzte Stunde hatte vor zehn Minuten begonnen und noch immer ließ sich kein Lehrer blicken. Normalerweise würde es ihn nicht stören, doch heute Nachmittag fand das erste Training der neu zusammen gestellten Footballmannschaft statt. Deswegen war er nervös. Er sah sich in der Klasse um. „Oh man, nicht die schon wieder“, stöhnte Kai auf. Natalie kam auf ihn zu und setzte sich auf seinen Tisch. Ihre Beine baumelten locker vom Tisch. Sie lächelte breit. „Gleich fängt sie an zu sabbern“, dachte er sich. Er musste grinsen. Es war bekannt, dass viele Mädchen auf ihn standen. Allerdings interessierte Kai sich für keine seiner vielen Verehrerinnen. Er fand sie eher lästig, aber doch amüsant. Sie fing an zu reden: „Ich hab gehört das heute Training ist, wir Sheerleader haben auch Training. Gleichzeitig. Ich dachte mir. dass wir vielleicht danach…“ „Falsch gedacht! Ich werde nichts mit dir unternehmen!“, unterbrach er den Redeschwall der hübschen Blondine. Natalie hatte grün-braune Augen und lange, blonde, glatte Haare. Verdutzt sah sie ihn an, dann verzog sich ihr Mund zu einer Schnute. Sie rutschte vom Tisch stolzierte in ihrem kurzen Rock und den hohen Stiefeln zu ihren Freundinnen. Erleichtert seufzte Kai. Endlich war sie weg. Kai hasste nervende Leute über alles und Natalie gehörte dazu. Kai stützte die Ellenbogen auf den Tisch und legte den Kopf in die Hände. Sein Blick ruhte eisern auf der Uhr. So als wollte er sie hypnotisieren. Weitere ihn ewig vorkommende fünf Minuten verstrichen. Plötzlich ging die Tür auf. Alle hasteten auf ihre Plätze. „Na wurde ja auch Zeit“, dachte Kai. Der Lehrer ging nach vorne, doch er war nicht allein. Es wurde still. Alle Augen waren auf den Neuankömmling gerichtet. Auch Kai bequemte sich nach vorne zu gucken.
 

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So, ab hier werde ich jetzt aus Kais Sicht in der Ichform schreiben. Also als Kai. *g*

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Ich blitzte nach vorne, dort stand ein Junge, er schien neu zu sein. Eigentlich ja irgendwie klar, wenn er vorne steht und es so aussieht, als ob ihn keiner kennen würde. Ein großes Gemurmel und Getuschel hatte begonnen. Mein Kumpel Justin lehnte sich zu mir rüber und flüsterte: „Hast du den schon mal gesehen?“ Ich schüttelte den Kopf und fragte: „Wieso fragst du?“ „Na er schaut dich schon die ganze Zeit an seit dem er den Raum betrat!“, zischte Justin. Verwirrt schaute ich Justin an. Plötzlich viel mir auf, dass nicht mehr getuschelt wurde. Alle sahen von mir zu dem Neuen. Justin hatte Recht. Er sah mich an. Sein Blick zuckte nicht einmal. Ich schluckte. Das war ja fast schon unheimlich. Unser Lehrer räusperte sich. Nachdem er dies viermal mit immer lauter werdender Stimme tat, blickten ihn alle an. „Endlich, geht doch. Also dies ist euer neuer Mitschüler Jack Clarks. Er ist erst vor kurzem hergezogen“, beendete der Lehrer seinen Vortrag. Mit einer Geste zeigte er, dass Jack sich neben mich setzen sollte. „Warum neben mich. Er gibt doch wohl noch genügend andere freie Plätze!“, dachte ich augenblicklich. Jack ließ sich neben mir auf „seinen“ Stuhl fallen. Er packte seine Sachen aus. Der Lehrer hatte schon mit dem Unterricht begonnen. „Was hast du mich die ganze Zeit so angestarrt?“, zischte ich Jack zu. Dieser sah mich an und lächelte nur, dann drehte er sich wieder nach vorne und folgte weiter dem Unterricht. Ich grummelte etwas Unverständliches und versuchte ebenfalls weiter aufzupassen. „Der ist komisch drauf“, flüsterte mir Justin zu. Ich nickte, denn das war mir bewusst.
 

Nach dem Unterricht ging ich nach draußen aufs Feld. Ich runzelte die Stirn. Eigentlich wollte sich die Mannschaft doch hier draußen treffen. Ich wartete noch fünf Minuten dann ging ich wieder rein. Suchend sah ich mich um. Doch ich konnte keinen meiner Mannschaftskameraden entdecken. Also zog ich los zum Schwarzen Brett. Dort hing ein knallgelber Zettel mit der Aufschrift: „Das Training für die Football Mannschaft findet erst übernächste Woche statt.“ Grund: „Krankheit des Trainers!“ Ich ließ den Kopf hängen. „Na toll, dann freut man sich schon mal wo drauf und dann das!“, dachte ich sauer. Ich war enttäuscht. „Justin?“, schoss es mir durch den Kopf, „der hätte mir Bescheid sagen können. Er hatte es gewusst und jetzt ist er schon auf dem Weg nach Hause.“ Ich ballte eine Hand zur Faust. Wütend stapfte ich aus dem Schulgebäude. Zum Glück musste ich heut nicht auch noch jobben. Dazu hätte ich nach dem heutigen Tag echt keinen Nerv mehr gehabt. Immer die alten Omis, hier fehlt Zucker, ich wollte aber dies … bla… bla… bla… Und erst die kleinen Kinder die durch die Gegend liefen und rumschrien. Ein seufzen verließ meine Lippen. Ich lehnte mich an die Bushaltestelle. Jetzt war also warten angesagt. Ich holte meinen MP3-Player aus der Tasche und schaltete ihn ein.
 

Asche zu Asche und Staub zu Staub, … Gebein zu Gebein …, dröhnte es aus den Kopfhörern. Da ich gut in Deutsch war, verstand ich die Texte. Und mir gefiel diese Musik von Mal zu Mal besser. Endlich kam der Bus und ich konnte nach Hause fahren. Zuhause angekommen, spielte ich erst einmal ´ne Runde mit Peet. Anschließend machte ich die dämlichen Hausaufgaben. Danach kümmerte ich mich wieder um Peet und ging dann schlafen.
 

Als ich nächsten Morgen in den Bus stieg, setzte ich mich auf meinen Stammplatz. Na ja, ich hatte es zu mindestens vor. Doch wer saß da? Jack. „Das kann doch nicht wahr sein!“, stöhnte ich innerlich auf. Ich ließ mich, da kein anderer Platz mehr frei war, auf den Platz neben Jack fallen. „Du sitzt auf meinem Platz“, giftete ich ihn an. Er sah mich an und lächelte fies. „Ach. Es steht nirgends dein Name oder doch? Falls ja, hab ich ihn leider übersehen. Tja, Pech für Dich!“, gab er trotzig zurück. „Ey. Du bist hier neu. Also sorg auch dafür, dass du dich so benimmst“, meinte ich und sah ihn böse an. Seit gestern bin ich noch schlechter als sonst auf Jack zusprechen. Er hatte nämlich gestern zweimal angerufen. Zum ersten mal wegen den Hausaufgaben. Und dann fiel ihm noch ein, dass er ja noch gar keinen Stundenplan hat. Genervt dachte ich: „Da hätte er doch auch jeden anderen nehmen können!“ Er lachte: „Von jemandem wie dir muss ich mir ja wohl nichts sagen lassen.“ Er funkelte wütend zurück. „Dieser Idiot!“, dachte ich mir nur. Die restliche Fahrt verbrachten wir schweigend.
 

Im Unterricht fehlte dann auch noch Justin. Das war echt ein Klasse Tag. Ständig nervte Jack mich mit sinnlosen Fragen. Und dann auch noch Mathe. Ich hasste Mathe. Das lag zum großen Teil daran, dass ich in diesem Fach einfach null Talent hatte. Gerade als ich nicht weiter wusste, ich musste vorn an der Tafel rechnen, als sich plötzlich Jack meldete. Der Lehrer nahm ihn dran. Er sollte mich ablösen und weiter rechnen. Ich hielt noch die Kreide in der Hand als Jack schon hinter mir stand. Plötzlich schoss seine Hand nach vorn. Er nahm mir die Kreide aus der Hand. Wobei er meine Hand leicht berührte. Wie ich fand länger als nötig. Was die anderen nicht sehen konnten, war das er grinste. Ich merkte, dass ich rot wurde. „Verdammt wie peinlich!“, schoss es mir durch den Kopf. Schnell zog ich meine Hand weg und eilte auf meinen Platz. Jack hatte keine Probleme mit Mathe, er war ein echtes Mathegenie. Viele Blicke der Mädchen folgten ihm wohin er ging.
 

Als endlich Schulschluss war, packte ich schnell meine Sachen zusammen und lief raus zur Haltestelle. Ich lehnte mich an eine Mauer und wartete. Ich zuckte zusammen als mich jemand an der Schulter packte. „Was ist denn los? Du wirktest vorhin so abwesend. Was ist denn passiert?“, fragte mich Natalie. Sie klang etwas besorgt. Ich sah sie an. „Nichts ist los! Alles ist in Ordnung“, versuchte ich ihr klar zu machen. Aber sie fragte immer und immer wieder. Genervt sah ich sie an. Traurig schaute sie mich an, drehte sich um und ging davon. Verwundert sah ich ihr nach. Endlich kam der Bus, ich stieg ein und setzte mich auf MEINEN Platz. Ich atmete aus. Ich wusste nicht warum, ich wusste nur, dass ich verwirrt war. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Als sich jemand neben mich setzte, drehte ich den Kopf zur Seite. Jack schaute mich an und sagte: „Du scheinst echt nicht gut zu sein in Mathe, viele…“ „Nein, nix da!“, unterbrach ich ihn. Fragend sah er mich an. „Was hab ich dir getan?“, fragte Jack gereizt. „Ach nix! Warum hast du das in Mathe gemacht?“, fragte ich wütend. Ich schaute in Jacks breites Grinsen. „Aber ich hab dir doch nur die Kreide aus der Hand genommen“, sagte er immer noch grinsend. Ich merkte wie ich leicht rot wurde. „Na Klar!“, knurrte ich und schloss die Augen.
 

Zuhause angekommen knuddelte ich Peet und machte ihm was zu essen. Schließlich braucht jedes Lebewesen Nahrung. Ich machte meine Hausaufgaben. Dann hetzte ich zur Bahn. Gerade noch so kriegte ich sie. Ich lief zu dem Café in dem ich als Bedienung jobbte. Irgendwie muss man ja sein Geld kriegen. Man musste ja Miete bezahlen und halt essen. Ich begrüßte alle höflich und ging nach hinten um mich umzuziehen. Ich legte meine Schürze um und setzte mir einen albernen Hut auf. Ich öffnete gerade die Tür, um mich freiwillig oder unfreiwillig an die Arbeit zu machen, als plötzlich Jack vor mir stand. Er lächelte mir zu, mit schnellen Schritten kam er ins Hinterzimmer. Verdattert drehte ich mich in seine Richtung. „Was zum Geier machst du hier?“, schoss es aus mir heraus. Er guckte etwas verwundert, dann sagte er: „Na ich arbeite hier. Was sonst?“ Er band sich seine Schürze um und setzte sich ebenfalls diesen lächerlichen Hut auf. „Das, … Man. Du verfolgst mich. Warum musst du ausgerechnet hier jobben?“, meckerte ich ihn an. Er schnappte nach Luft und sagte lässig: „Ach aber einer der Footballer? Dass so eine hohe Persönlichkeit hier arbeitet, ist bestimmt eine Ehre für den Schuppen hier! Pah, dass ich nicht lache!“ Sauer stapfte Jack durch die Tür. Ich sah ihm angenervt nach. „Als ob Footballspieler etwas besonderes wären“, dachte ich mürrisch. Ich fand nicht, dass wir etwas Besonderes waren. Eigentlich fand das keiner mehr, na ja außer ein paar Leute. Ich ging zu den Kunden.
 

Es begann ein Wettstreit, wer am nettesten rüber kommt, wen die Kunden lieber haben und wer die meisten Bestellungen bekommt.
 

Am nächsten Tag war es dasselbe Spiel. Genau wie die nächsten Wochen. Ständig versuchten wir uns zu übertreffen. Wenn wir Worte wechselten schrien, gifteten und meckerten wir uns nur an. Mich störte das nicht groß, doch ihn schien es zu stören. Der einzige Grund der mir einfiel war, dass er schwul oder bi war. Doch Jack hatte noch nie mit einem Mädchen geflirtet oder so etwas in der Art. Nein niemals. Und wenn Mädchen ihn anflirteten, gab er ihnen eiskalt einen Korb. Etwas Erfreuliches war das Footballtraining. Es machte riesigen Spaß, was allerdings nervte war, dass Natalie immer noch hinter mit herrannte. Wie eine lästige Klette. Ach quatsch nicht wie eine, sondern sie ist eine Klette. Ständig kommt sie und fragt mich, ob ich nicht doch mit ihr ausgehen würde. Irgendwann meinte ich: „Okay, Okay wir können etwas zusammen machen, falls wir das Spiel gewinnen! Dann nehme ich dich hinterher mit zum Feiern. Wir wollen in die Disco gehen.“ Freudestrahlend hatte sie mich angeschaut. Ich lächelte. Plötzlich schnellte ihr Gesicht zu mir hoch. Auf einmal spürte ich wie sich ihre Lippen auf die meinen drückten. Ich war total perplex. Das war mein erster Kuss. Doch ich fühlte nichts dabei. Rein gar nichts. Als ich mich nicht wehrte oder so etwas in der Art, guckte sie mich an. Ich reagierte wieder nicht. Sie legte ihre Zunge sanft an die meine. Plötzlich, ganz plötzlich kehrte mein Verstand zu mir zurück. Ich stieß sie von mir weg. Sie grinste und lief kichernd zu ihren Freundinnen. Ich schüttelte den Kopf. „Oh man. Was hab ich mir nur dabei gedacht?“, fragte ich mich in Gedanken. Ich ging zum Bus und fuhr nach Hause. Die ganze restliche Woche bis zum ersten Spiel der Saison verlief gleich. Ich ging in die Schule, machte meine Hausaufgaben, ging jobben, beschäftigte mich mit meinem Liebling Peet, trainierte viel, kriegte mich mit Jack in die Haare. Es war immer das Gleiche.
 

Endlich war es so weit. Das erste Spiel seit langem. Ich war fürchterlich aufgeregt. Es war schrecklich. Nur bei meinem allerersten Spiel, als ich gerade neu im Team war, war ich noch tausendmal mehr aufgeregt. Ich stellte mich in Position. Und schon ging es los, was richtig geschah wusste ich nicht. Viel bekam ich vom Spiel nicht mit. Aber was ich mitbekam war, dass wir gewonnen hatten. Alle sprangen aufeinander und jubelten. Wir duschten, zogen uns unsere normalen Sachen wieder an und gingen nach draußen. Da stand sie, der einzige Grund warum ich nicht unbedingt gewinnen wollte, und wartete freudig auf mich. Ich klatschte mir meine Hand ins Gesicht. „Verdammt noch mal“, stöhnte ich auf. Es warteten noch andere Mädchen auf ihre Freunde, meine Kumpels. Natalie lief auf mich zu und hakte sich bei mir ein. „Okay, dann lasst uns mal unseren Sieg feiern gehen!“, rief unser Käpten. Alle nickten und so schlenderten wir alle johlend und lachend Richtung unserer ausgesuchten Disco. Alle waren gut gelaunt.
 

Ich trank gerade mein zweites Bier als mich Natalie zum Tanzen zog. Wirklich Lust zum Tanzen hatte ich nicht. Ich war erschöpft. Als Natalie endlich einsah, dass ich nicht im geringsten Bock zum Tanzen hatte, ließ sie mich allein rumstehen und angelte sich in null Komma nichts einen neuen Typen. Erleichtert setzte ich mich wieder an die Bar. Ich nippte an meinem Bier als mich plötzlich jemand von hinten umarmte. Heftig zuckte ich zusammen. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Diese Tusse nervt“, dachte ich. Langsam drehte ich mich um. „Uähhh“, schoss es mir aus dem Mund. Es dauerte eine Zeitlang bis ich wieder sprechen konnte. „Sach ´ma was soll denn das werden? Was tust du da?“, fuhr ich Jack an, während ich versuchte ihn von mir wegzudrücken. Er kicherte als wäre er besoffen und ließ sich nicht wegdrücken. Er drückte mich mit dem Rücken immer mehr an die Kante der Bar. „Was soll das denn jetzt werden?“, dachte ich aufgeregt. Er schob seinen Kopf dicht vor meinen. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren. Ich war völlig perplex, sonst hätte ich sicher was getan, ganz sicher! Seine Hände ruhten auf meinen Hüften, langsam schob er seine Hände hoch zu meinem Kopf. Er hielt mein Gesicht in seinen Händen. Plötzlich legten sich seine Lippen auf meine. Ich wurde rot, sehr rot. Nie wird mir jemand glauben wie froh ich war, dass es in Discotheken so dunkel ist. Ich hielt die Luft an. Geschockt sah ich ihn an. Aber er löste sich nicht von mir. Doch zu MEINEM Schrecken musste ich feststellen, dass es nicht unangenehm war. Schnell schob ich die Gedanken zur Seite. Nach mir quälend lang vorkommenden fünf Minuten löste Jack den Kuss. Ich riss meinen Arm hoch und wischte mir über den Mund. Schalkisch grinsend verschwand Jack in der Menge. Ich drehte mich auf dem Hocker wieder um und bestellte mir ´ne Cola. Schnell schlang ich sie hinunter. Ich drehte mich wieder um und beobachtete die Anderen beim Tanzen, von Jack war nichts zu sehen. „Er ist bestimmt nur besoffen, anders kann ich mir das nicht erklär…, obwohl. Er hatte schon immer solche Andeutungen gemacht“, dachte ich mir im Stillen. Doch was mich wirklich schockte war die Tatsache, dass der Kuss mit Jack mir um einiges besser gefallen hatte als der mit Natalie. Bestimmt lag das daran, dass Natalie einfach schlecht küsste. Das versuchte ich mir einzureden.
 

Normalerweise ging ich liebend gern auf Partys oder in die Disco, doch heute war mir nicht danach. Ich seufzte. Heute Abend, also jetzt, traten kleine nicht so bekannte Bands oder Solo-Künstler auf. Ich bequemte mich schließlich doch noch aufzustehen und zu tanzen. Also tanzte ich. Ich tanzte allein. Justin hatte sich ein Mädel geangelt, sie saßen knutschend auf einem Stuhl. Sie steckten sich die Zungen in die Hälse, wie hungrige Babygeier. Ich verdrehte die Augen. Es war voll, heute war echt viel los, und außerdem war es stickig und heiß. Gerade wurde die nächste Band angekündet. Ich wandte mich wieder der „Bühne“ zu. Ich betrachtete die Artisten, beim Bassisten blieb mein Blick hängen. Es war Jack, und er war eindeutig nicht besoffen. Das war jetzt klar. Es sprang auf der Bühne rum wie seine Bandmitglieder. Ich war baff, ich musste zugeben, dass sie echt gut spielten. Was mich allerdings nun doch schon ziemlich sehr, sehr dolle störte war, dass Jack das mit voller Absicht gemacht hat. Also ich mein, dass er alles mitgekriegt hat und nicht besoffen war. Nach seinem Auftritt mischte er sich in die Menge und tanzte wie alle anderen. Ich versuchte ihn erst mal weitestgehend zu ignorieren, deshalb suchte ich mir jemanden zum Tanzen. Na ja nicht jemanden sondern EINE. Keinen Typen, damit das klar ist.
 

Später als ich gehen wollte, holte ich meine Sachen von der Garderobe und schlenderte in Richtung Ausgang. Ich drehte mich noch mal um, und stockte. „Also doch schwul“, dachte ich. Ich hatte es ja gesagt, na ja gedacht. Dort stand Jack mit einem anderen Jungen an einer Wand. Jacks eine Hand war in der Hose seines Gegenübers. Sein Gegenüber hatte eine Hand unter Jacks Shirt. Sie küssten sich. Aber es schien nichts Ernstes zu sein. Blitzartig drehte ich mich um und verschwand in die Nacht.
 

So ging die Nacht vorbei.
 

Die nächste Woche versuchte ich Jack aus dem Weg zu gehen. Ich weiß nicht direkt was los war, ich weiß nur, dass ich so wenig wie möglich mit ihm allein sein wollte. Doch das Schicksal war nicht auf meiner Seite, denn eines freitags nachmittags auf der Arbeit, waren wir allein im Nebenraum. Es war mir unangenehm, allerdings wusste ich nicht warum, schließlich war nicht ich schwul sondern er. Oder etwa doch? Diesen lästigen Gedanken schüttelte ich schnell ab. Ich stand mit dem Rücken zu ihm und versuchte seine Anwesenheit zu ignorieren, trotzdem spürte ich seinen Blick im Nacken. „Wieso?“, fing er an und fuhr dann fort: „Wieso gehst du mir aus dem Weg und ignorierst mich? Was hab ich dir getan?“ Langsam drehte ich mich um und schluckte. Seine Augen wirkten traurig. Doch was genau er gerade dachte ließ sich nicht deuten. Er musterte mich, verschränkte die Arme und schien auf eine Antwort zu warten. „Tja jetzt überleg doch mal. Könnte es nicht vielleicht daran liegen, dass du mich letztens in der Disco einfach geküsst hast? Ich bin nicht schwul!“, meinte ich, allerdings musste ich leider feststellen, dass beim letzten Satz meine Stimme unsicher klang. Er sah mich fest an, dann sagte er tonlos: „Ach bist du nicht? Und wieso hast du dich dann nicht gewehrt? Und außerdem hattest du noch nie eine Freundin, du könntest fast jede haben. Da liegt es dann doch nahe, dass du schwul bist.“ Ich schluckte und meinte: „Woher willst du wissen, dass ich noch nie ´ne …“ „Justin“, warf Jack ein. Mein Blick musste wirklich schlau gewesen sein, denn auf Jacks Gesicht bildete sich ein Grinsen. „Tja dein Pech! Doch du hast mit einem anderen rumgemacht den Abend“, sagte ich. Ich erschreckte, meine Stimme klang beleidigt. Aber weshalb beleidigt, ich war ja schließlich nicht schwul. Jack sah auf den Boden, dann blickte er mich mit seinen so bezaubernden Augen an. Er sagte: „Ich war besoffen! Es tut mir leid, ich will nur dich!“ Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Mein Blick fiel auf die Uhr, obwohl es mir schwer fiel mich seinen Augen zu entziehen. Der Laden müsste schon geschlossen haben. Hieß das, ich war mit ihm allein? Jack folgte meinem Blick. „Shit!“, rief er. Er stürzte aus dem Raum nach vorne. Alles leer, es war niemand mehr da. Alle Lichter im Café waren aus. Ich lief ihm hinterher. Jack sah sich um. Inzwischen rannte ich zur Tür. Wie versessen rüttelte ich an ihr. Doch es bewegte sich nichts. Mir war bewusst, dass es keine Hintertür oder so etwas gab, deshalb rüttelte ich weiter. Bestimmt fünf Minuten.
 

Jack legte eine Hand auf meine und schüttelte den Kopf. „Das bringt nichts, wir sind eingeschlossen“, sagte er beschwichtigend. Ich zog meine Hände zu mir und sah ihn an. Er grinste. Fassungslos sah ich ihn an, dann keifte ich los: „Das ist nicht lustig! Ist die klar, dass wir hier nicht rauskommen? Wir kommen erst Montagnachmittag hier raus! Das Café hat dieses Wochenende geschlossen. Dann verpassen wir montags die Schule. Und ich verpass ein wichtiges Spiel. Außerdem ist es immer verdammt heiß hier drinnen. Die Fenster lassen sich nicht öffnen. Und wir können noch nicht mal Hilfe holen, das Telefon ist Schrott. Es sei denn du hast dein Handy mit, meins ist nämlich zu Hause!“ Jack sah mich an und zeigte mir ´nen Daumen. „Das war mal ´ne Rede. Ich hab mein Handy zu Hause. Immerhin sind wir nicht ganz allein. Wir haben uns zum Reden. Und essen gibt es hier auch“, sagte er ernst. Ich haute mir gegen die Stirn. „Wie blöd kann man eigentlich Sein?“, fragte ich mich in Gedanken. Später beschloss ich, dass Jack im Nebenraum und ich im Vorderteil des Cafés schlafen werden. Nach langem diskutieren hatte Jack dann endlich zugestimmt. Wir legten uns schlafen.
 

Als ich nächsten Morgen die Augen öffnete, sprang ich ein paar Meter zurück. Ich hatte direkt in Jacks Gesicht geschaut. Jack lachte. Erschrocken sah ich mich um, ich war knall rot, ich war im Nebenraum. Doch was machte ich hier? Jack meinte kichernd: „Du bist mitten in der Nacht zurückgekommen. Das heißt du magst mich doch!“ Ich glaubte ihm das Erste. Verwirrt sah ich ihn an. Aber er hatte recht, ich mochte ihn, das war mir noch nie aufgefallen. Plötzlich stand er vor mir, er drückte mich gegen die Wand und küsste mich. Ich versuchte ihn von mir wegzudrücken. „Du willst es doch auch!“, hauchte er mir mit seiner verführerischen Stimme ins Ohr. Ich wusste nicht was passierte, ich wusste nur, dass es passierte. Ich küsste ihn freiwillig. Also war ich wohl doch schwul, aber vielleicht war auch alles nur eine Kurzschlussreaktion. Wieder fing er mich an zu küssen. Er hatte aus Verwunderung aufgehört. Doch jetzt waren seine Küsse verlangend, er wollte mehr. Er drückte mich auf den Boden. Wir hatten Beide nicht mehr als unsere Shorts an. Er küsste mich überall und ich ihn ebenfalls.
 

Nach alldem lagen wir nebeneinander auf dem Boden. Wir waren erschöpft. Ich entwand mich seinem Griff und wankte so wie ich war, nackt, auf die Toiletten. Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Mein Kopf wollte das nicht wahr haben, mein Herz allerdings war da anderer Meinung. Ich kehrte zurück in den Nebenraum und zog mich an.
 

Als Jack merkte, dass mich das alles sehr durcheinander gebracht hatte, ließ er mich in Ruhe. Keiner von uns kam auf die Idee die Aufmerksamkeit der Passanten auf uns zu ziehen, damit die Hilfe holten. Und so saßen wir Montagvormittag hier immer noch rum. Eigentlich hätten wir ja Schule gehabt, aber na ja. So kam es auch, dass ich mich über Jack kniete und anfing ihn herzhaft zu küssen. In dieser Zeit mit ihm war mir bewusst geworden, dass er nicht der einzige Schwule von uns Beiden war. Ich war es ebenfalls! Öffentlich würde ich das nie zugeben. „Also doch!“, stieß Jack aus. Ich nickte etwas beschämt. Er lächelte und so verlief alles wie schon zwei Tage zuvor.
 

Schnell zogen wir uns wieder an als wir auf die Uhr sahen. Kurz darauf kam unser Chef auch schon in den Laden, verwundert sah er uns an. Wir erzählten ihm also, so in etwa, was passiert war. Selbstverständlich ließen wir dabei gewisse Sachen weg. Als der Chef unsere Geschichte gehört hatte, lachte er und schickte uns nach Hause. Auf dem Weg sahen wir einen kleinen Hund. „Oh scheiße!“, rief ich. Jack sah mich fragend an. „Ich hab Peet, meinen Hund ganz vergessen“, erklärte ich ihm. Jack rümpfte die Nase und sagte trocken: „Ich mag keine Tiere.“ Ich zuckte mit den Schultern und beeilte mich nach Hause zu kommen. Dort angekommen kümmerte ich mich erst mal ausgiebig um Peet.
 

Jetzt wo mir klar war, dass ich auch schwul bin, waren Jack und ich ein Paar. Dies zeigten wir allerdings auf meinen Wunsch hin nicht öffentlich. Für den Tag fehlen mussten wir zwar nachsitzen, doch das machte uns nichts aus. Wir trafen uns immer nachmittags bei ihm oder mir zu Hause. In der Schule war bekannt, dass wir uns jetzt besser verstanden, doch wussten sie nicht warum. Wir unternahmen viel zusammen. Gingen ins Kino, schwimmen oder machten sonstiges. Noch einmal einschließen ließen wir uns nicht.
 

Ein halbes Jahr später nach einem gewonnenen Football-Spiel umarmte mich Jack. Vor allen anderen der Mannschaft. Sofort fingen sie an zu tuscheln. Plötzlich küsste er mich. Ich verlor mich in dem Kuss. Die Jungs fingen an rumzugrölen und blöde Sprüche abzulassen. Justin war am schlimmsten, mein ehemals bester Freund.
 

So dann war es also raus, na toll. Doch ich machte Jack keine Vorwürfe. Auch ich hatte das ewige Versteckspiel satt. Schließlich gab es noch mehr schwule und lesbische Paare auf unserer Schule, deshalb war auch nur der nächste Tag schlimm. Jetzt war es offiziell und wir konnten uns endlich öffentlich küssen. Ich bekam viel Stress mit meiner Mannschaft. Das alles kam soweit, dass ich rausflog. Tja ließ sich nicht ändern. So verlief unser weiteres Schuljahr. Oft kam ich mit zu den Proben und den Konzerten von Jack. Seine Freunde waren echt nett, trotz das wir etwas anders sind. So ging es immer weiter.
 

---------------------------------------------------------------------------------So hier hätten wir ein Kappi-

*g*

Würde mich seeeeeeeeeeehr über viele Kommis freuen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Bando-san
2008-01-26T15:36:39+00:00 26.01.2008 16:36
coooool^^
*eine kai-fanflagge schwingt*
ich maaag kai^^
hähä^^
also, zum thema (kann sich ja nicht alles nur um kai drehen): ich find die FF genial!!!!
*g*
aber ich fands schaaaade, dass du diese "bestimmte stelle" weggelassen hast...^^"" *krankes yaoi-hirn hat*
mich hat nur am anfang peet verwirrt, weil ich erst nach einer weile gerallt hab, dass er der hund von kai ist^^
joa, ich zieh mir gleich mal den epilog rein^^


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