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Geheimnisse im Nagoya-Krankenhaus

Chiaki Vs. Marron
von

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die kleine Lucy

Elisabeth Noelle-Neumann schrieb einst:

„Egal, wie groß der Kummer ist, den man mit Vater oder Mutter hat, es ist ein elementares menschliches Gebot, dass wir die achten und ehren, die uns in die Welt gesetzt haben. Das ist keine Frage des Kopfes. Das sitzt viel tiefer. Jede Gesellschaft, die dieses Gebot missachtet, zerstört ihre eigenen Wurzeln“
 

Marron war gerade auf den Weg zur Bar. Miyako und Tomoki waren schon vorgegangen, da Marron noch ein paar Akten zu Ende schreiben musste und die Beiden schon Feierabend hatten. Ariane würde sie auch vor Ort treffen. Sie hoffte, dass Ariane Miyako und Tomoki erkannte und sie nicht aneinander vorbei liefen. Aber vielleicht hatte Miyako ja auch ein großes Schild mitgenommen, vorzustellen war sich das schon. Sie dachte noch mal über das Gespräch mit Chiaki nach. Sie machte sich ein wenig Sorgen um ihn, dass ihn das mit seinem Vater doch näher ging, als er zugeben wollte.

Sie stolperte, als sie von hinten angerempelt wurde. Die fremden Männer rannten jedoch einfach weiter.

„Unverschämtheit“, meckerte Marron zu Recht. So was brauchte sie heute nun gar nicht. „Habt ihr denn keine Augen im Kopf?“

Doch die Männer drehten sich nicht mal zu ihr um, sondern rannten in ihren Armani-Anzügen einfach weiter. Marron seufzte und schaute auf ihre Armbanduhr. Sie kam zu ihrer eigenen Verlobungsfeier zu spät. Gut, Chiaki war ja auch noch nicht da. Aber das war ja egal, er sollte schließlich erst mit seinem Vater reden.

Marron hörte es hinter sich scheppern. Überrascht blickte sie sich um und entdeckte eine junge Frau. Sie stand in einer Seitengasse und versteckte sich hinter einer großen Mülltonne. Nein, es war keine junge Frau, es war ein Mädchen. Das Kind musste vielleicht 16 Jahre alt sein, wenn nicht sogar schon 17 Jahre.

Als das Mädchen allerdings bemerkte, dass Marron sie ansah, versteckte sie sich wieder hinter der Mülltonne.

„Na, wer bist du denn?“, fragte Marron und trat auf das Mädchen zu.

Marron trat zu dem Mädchen in den Schatten der Seitenstraße. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ Doch das Mädchen antwortete ihr nicht. Sie schien schreckliche Angst zu haben, denn sie zitterte wie Espenlaub. Marron hörte plötzlich Stimmen von Männern. Sie blickte über die Mülltonne und sah die Männer in den schwarzen Anzügen wieder. „Sag mal, suchen die dich vielleicht?“ Doch das Mädchen nickte nur schwach. Marron packte sie an den Oberarmen und wollte sie zu sich ziehen, doch dann entdeckte sie die Wunde. „Du blutest ja.“ Marron öffnete schnell ihre Handtasche und zog ein Taschentuch heraus, was anderes hatte sie nun gerade nicht dabei. Sie wickelte es um den Oberarm des Mädchens, war minder zufrieden, nickte aber, nahm sie an die Hand und eilte aus der Seitenstraße, nachdem sie sich versichert hatte, dass die fremden Männer nicht mehr in Sichtweite waren.
 

„Hervorragend.“ Man hörte das Lachen eines Wesens, das man inzwischen schon ein wenig kennen gelernt hatte. Es war ein dunkles und stinkendes Lachen. Es war das Lachen von Silar, dem Handlanger vom bösen Ritter Noyn. Sie waren sich nicht oft einer Meinung, aber wenn es darum ging, Jeanne los zu werden, waren sie es schließlich doch. „Es läuft alles nach Plan.“
 

„Marron“, meinte Chiaki lächelnd und küsste seine Verlobte auf die Wange.

„Hey“, meinte sie und errötete ein wenig.

„Nicht so schüchtern, Marron“, meinte Miyako dazu.

„Ja, tu mal nicht so unschuldig“, stimmte Ariane mit ein. Die Beiden mochten sich verdammt gut.

Marron rollte nur mit den Augen und blickte Chiaki wieder an. „Hast du die Sachen dabei, um die ich dich gebeten habe.“

„Natürlich.“ Er reichte ihr seine Tasche. „Aber für was brauchst du das? Bist du verletzt?“

„Nein, ist sie nicht“, meinte Miyako. Sie lallte schon offensichtlich.

„Marron hat sich ein Findelkind auf den Weg hierher zu gelegt“, mischte sich nun auch Tomoki ein.

„Bitte was?“

Marron hüpfte vom Hocker und ging zu dem Stuhl neben ihr, auf dem ein junges Mädchen saß. Marron entfernte das Tuch, was nur provisorisch über die Wunde gelegt wurde, dann öffnete sie die Tasche, holte Desinfektionsspray heraus, sprühte davon ein wenig auf die Wunde.

Das Mädchen zog das Gesicht zusammen.

„Tut mir ja Leid, aber es muss sein“, sagte Marron mit sanfter Stimme. „Es kann sein, dass Dreck in die Wunde gekommen ist und ich will nicht, dass sie sich entzündet.“

Chiaki lächelte. Sie konnte so gut mit anderen Menschen umgehen und vor allem mit jüngeren Menschen. Mit Kindern.

„Dr. Nagoya, deine Verlobte hat einen Helferkomplex“, meinte Miyako.

„Und du bist betrunken“, erwiderte er und blickte wieder zu Marron. Dass Marron sich gerne in das Leben anderer einmischte um zu helfen, das wusste er. Das hatte er am eigenen Leib erfahren.

„Auch wenn es ein wenig brennt, es hilft.“ Sie lächelte das Mädchen an.

„Und nun zu weiteren Nachrichten.“ Chiaki blickte von Marron auf den Fernseher, der über der Theke angebracht war. „Seit über 24 Stunden, wird Lucy, die Tochter des französischen Botschafters Nicolas Depatieu vermisst. Er ist vor einer Woche hier angereist. Niemand weiß, ob das Mädchen einen Unfall hatte oder Opfer eines Verbrechens wurde.“ Nun wurde ein Bild eingeblendet und Chiaki erschrak. Das Gesicht... Dieses Mädchen saß nun gerade direkt vor ihm. Es war das Mädchen, das Marron verarztete. Doch diese schaute gar nicht auf den Monitor. „Sachliche Hinweise nimmt jede Polizeistelle entgegen.“ Die Nachrichten wurden wieder leiser und Musik schaltete sich an.

Marron verarztete die Wunde des Mädchens nun mit frischem Verbandsmaterial. „Sag mal, sprechen die von dir?“, fragte Chiaki das Mädchen ruhig.

Sie blickte zur Seite und sagte nichts.

„Ich ruf dann mal die Polizei an.“ Er griff nach seinem Handy. Doch er konnte gar nicht so schnell schauen oder reagieren, als das Mädchen Chiakis Arm packte und ihn festhielt. Sein Handy verlor er und dieses flog auf den Boden. Doch er schaute es gar nicht an, sondern sah nur in das bittende Gesicht des Mädchens. „Nein. Bitte, bitte. Ich will nicht zurück zu meinem Vater.“

„Ihr könnt sie doch adoptieren“, schlug Miyako in ihrem betrunkenen Zustand vor.

„Warum denn nicht?“, fragte Marron das Mädchen. Doch sie meinte damit nicht die die Aussage von Miyako sondern die von dem Mädchen. „Deine Eltern machen sich doch bestimmt Sorgen um dich.“ Jede Eltern machen das doch sicherlich. Sie hatte damals sogar Zen davon überzeugt. Es gab nur eine Ausnahme. Die Eltern von Marron.

„Aber... ich habe Angst vor ihnen.“

Marron blickte Chiaki fragend an. Er kniete sich nieder und hob sein Handy auf, doch er steckte es erst mal wieder in seine Tasche.

„Er ist immer... so gemein“, sagte Lucy nun.

Chiaki seufzte. Er hatte den Blick in Marrons Augen gesehen. Er nickte schließlich nur. Das sollte doch ihre Verlobungsfeier sein. Gut, mal davon abgesehen, dass Miyako und Ariane schon so betrunken waren, dass sie keinen vernünftigen Satz mehr zu Stande brachten. Er trat an die Bar und bestellte sich nun auch was zu trinken.
 

„Marron Kusakabe, deine unerfreuliche Existenz beschmutzt die Seele von Jeanne d' Arc“, hörte man in der dunklen Nacht die Stimme des dunklen Ritter Noyn.

Im Mondschein erschien nun ein anderes Wesen. „Was murmelst du da, Noyn?“, fragte Silar und grinste.

Noyn blickte wütend zu Silar. Er wollte seine Ruhe haben, hatte er sich denn nicht deutlich genug diesbezüglich ausgedrückt.

„Ja, war jedenfalls ziemlich clever von dir, den Schutzschild, der sie umgibt, zu schwächen.“ Er grinste. „Hätte ich dir gar nicht zugetraut.“ Silar drehte Noyn den Rücken zu und schaute zu der Stelle, auf die Noyn sah. Es war eine Bar, direkt in der Nähe des Krankenhauses, in dem Marron Kusakabe arbeitete. „Du wirst sie einfach mit deiner Kraft brechen. Aber der direkte Angriff ist immer noch der beste.“ Silar lachte auf. „Mein neuester Plan ist bereits von Erfolg gekrönt.“ Die gelben Augen des Dämons leuchteten auf. „Ich habe Jeanne einen Köder hingeworfen und brauche sie nun nur noch zu vernichten und dieses Mal endgültig.“ Silar lachte, ja, er war verdammt zufrieden mit seiner Idee. Sie war einfach nur genial.

„Ach, mach doch, was du willst“, murmelte Noyn. „Das Ergebnis wird uns schon zeigen, welcher Weg zum Erfolg geführt hat.“ Mit diesen Worten löste sich Noyn in der Nacht auf.

Silar lacht einfach nur. Das würde ein Spaß werden.
 

Marron ging durchs Wohnzimmer und zog die Gardine des großen Fensters zu. Sie blickte auf die Couch. Chiaki hatte Lucy dahin verfrachtet. Besser gesagt, er hatte sie von der Bar ins Auto und vom Auto in die Wohnung direkt auf die Couch getragen. Sie war eingeschlafen. Chiaki hatte kein Wort mehr über Lucy zu Marron gesagt, er hatte sie auch so verstanden und er wusste, dass Marron nicht klein bei geben würde. Sie hing einfach an ihren Prinzipien.

Sie hörte Lucy im Schlaf murmeln. „Mama“, wisperte das Mädchen.

Marron zog es ein wenig die Lunge zusammen, als sie diese sanften Worte hörte. Hatte sie, als sie alleine war, auch nach ihren Eltern gerufen? Sie konnte sich einfach nicht mehr daran erinnern. Marron trat zu dem Sideboard und zog die oberste Schublade hervor. Da lag das Foto, dass sie von ihren Eltern hatte. Das Einzige. Es zeigte sie als kleines Mädchen mit ihren Eltern.

Marron hatte auf den Anruf von ihrer Mutter nicht reagiert. Sie wusste auch nicht, wie sie darauf hätte reagieren sollen. Sie hatte nun einen Bruder und würde ihn vermutlich nie kennen lernen.

Sie seufzte und zog die Schublade wieder zu. Sie hatte nun ihre eigene Familie. Sie hatte Chiaki und er gab ihr so viel Halt, wie sie es nie für möglich gehalten hatte. Sie holte tief Luft. Nein, sie wollte nun nicht an ihre Eltern denken und an die Familie, die sie ihr nicht geben konnte.

Sie hatte nun mal nicht so ein Glück wie Zen gehabt. Nein, seine Eltern liebten ihn. Ihre taten es einfach nicht. Es würde für sie in dieser Hinsicht einfach nie ein Happy End geben.

Marron blickte auf das Telefon, das auf dem Sideboard stand.

Aber vielleicht sollte sie ihre Eltern wenigstens mal anrufen. Nur ein Anruf.

Mama. Papa. Es gab doch auch schöne Erinnerungen an ihre Eltern.

Sie griff nach dem Hörer und wählte die Nummer. Sie kannte sie, ja sie kannte sie auswendig.

„Stark, bereit, unbesiegbar, schön, entschlossen, mutig“, murmelte sie leise, während sie die Nummer eingab.

„Mama, Papa, nicht hauen.“

Marron hielt inne und blickte zu Lucy.

„Nicht Papa. Schlag Mama nicht.“ Lucy wimmerte im Traum. „Hilfe, nicht hauen!“

Marron legte den Hörer zur Seite.

Nein, sie konnte ihre Eltern nicht anrufen. Weder jetzt, noch sonst wann.
 

„Ein bisschen merkwürdig finde ich das schon“, meinte Access aufgebracht.

„Was meinst du?“ Chiaki saß an seinem Arbeitstisch und ging am Computer noch ein paar Unterlagen durch. Er wollte morgen früh mit Marron ausschlafen, deswegen hatte er sich aber ein wenig Arbeit mit nach Hause genommen.

„Ich habe einfach dass Gefühl, das Marron dieses Mädchen nicht zufällig getroffen hat.“

Chiaki hielt inne und blickte den Schwarzengel an. „Ist da ein Dämon am Werk?“, fragte er mehr zu sich selber als zum Engel. Seine braunen Augen schienen traurig und er wirkte ein wenig ausgelaugt.

„Was wirst du unternehmen, Sindbad?“

Chiaki blickte wieder zum Engel. „Behalte du die Gesamtlage im Auge.“

„Einer meiner leichtesten Übungen“, meinte Access und strotzte nur so vor Energie.
 

Marron blickte auf die Uhr. Es war Neun Uhr Früh. Sie hatte sich, ohne Chiaki zu wecken, aus dem Bett geschlichen und stand nun mit Lucy vor einem großen Hotel. Sie blickte hinauf und sah die vielen Fenster. „Lucy, ich weiß, es war vielleicht nicht fair. Aber ich habe Kontakt zu deiner Mutter aufgenommen.“ Lucy seufzte, hielt Marrons Hand aber weiterhin fest. „Wir werden sie gleich treffen.“

Marron und Lucy betraten die Eingangshalle und schon kam eine Frau in einem hübschen Zweiteiler angerannt und rief erfreut den Namen ihrer Tochter: „Lucy.“

Lucy riss sich von Marrons Hand los und eilte zu ihrer Mutter und warf sich ihr um den Hals. „Oh, Mama.“

Ihre Mutter drückte das Mädchen an sich und weinte vor Freude.

Marron blieb stehen und blickte gerührt die Szene an. So hatte sie sich immer ein Wiedersehen mit ihren eigenen Eltern ersehnt. Doch die Realität sah nun mal so aus, dass es nie dazu kommen würde. So würde nie ein Wiedersehen aussehen.

„Ich war so froh, über Ihren Anruf“, meinte nun die Mutter zu Marron und stand nun wieder auf, hielt Lucy aber weiterhin fest an der Hand. Sie wollte sie nie wieder los lassen, wollte ihre Kind nie wieder missen. „Das war sehr lieb von Ihnen.“

„Nicht der Rede wert“, meinte Marron und trat nun auf Mutter und Tochter zu. „Aber irgendwie verstehe ich das nicht“, gestand Marron. „Lucy scheint Angst vor ihrem Vater zu haben.“ Schlimme Angst. Solche Angst, dass ihr Vater sie sogar in ihren Träumen heimsuchte.

„Seit wir in Japan angekommen sind, hat sich mein Mann stark verändert,“ erklärte Lucys Mutter. Sie blickte ihre Tochter sorgend an. „Er ist oft übermäßig streng zu unserer Tochter.“

„Rede nicht von Dingen, von denen du nichts verstehst“, ertönte die Stimme eines Mannes. Marron drehte sich, wie auch Lucy und ihre Mutter zu der Stimme um. Ein etwas dicklicher Mann mit leichter Glatze stand vor ihnen und musterte alle drei skeptisch. Neben ihm standen die Männer in den schwarzen Armanianzügen.

Lucy zuckte zusammen.

„Du bist weggelaufen, als ich mal einen Moment nicht aufgepasst habe, Kind“, sagte der Mann mit dunkler und drohender Stimme. „Lucy!“ Er kam nun auf seine Tochter zu. „Es gibt eine Woche Stubenarrest.“ Lucy hatte sich hinter ihrer Mutter versteckt, doch auch diese schien ihrem Mann nicht wirklich gewachsen zu sein. Doch Marrons Aufmerksamkeit auf den Mann wurde durch ein ihr bekanntes Piepsen unterbrochen. Es war ihre Brosche. Das Amulett schlug immer kräftiger an, je näher der Mann zu ihnen kam. Es war eindeutig. Und Marron sah auch, wo der Dämon sich eingenistet hatte. In der goldenen Uhr des Mannes.

Der Mann bedrohte nun seine Frau mit dem Zeigefinger. „Ich hab dir gesagt, du verwöhnst sie zu sehr:“

„Bitte nicht in diesem Ton vor dem Kind“, bat sie ihren Mann.

„HALT DEN MUND!“, schrie er und schlug sie ins Gesicht. Es war eine deftige Ohrfeige.

Marron schlug sich die Hand vor den Mund, so entsetzt war sie. Sie war noch nie so nah an häuslicher Gewalt. Sie blickte zu Lucy und dann wieder zu der Mutter.

Lucys Mutter sackte zur Seite und landete auf den Boden, sie schluchzte. „Du warst früher so nett...“ Sie blickte ihren Mann vorsichtig an. „Was ist nur mit dir passiert?“ Ihre Wange war gerötet und ein Handabdruck war sichtbar. „Du bist Lucy immer ein liebevoller Vater gewesen.“
 

Plötzlich richtete sich Lucys Mutter wieder auf, stand aber zuerst mit dem Rücken. „Lucy, dein Vater hat ganz Recht.“ Ihre Stimme klang nun erschreckend dunkel. Und schon meldete sich auch Marrons Brosche wieder. Fragend blickte sie Lucys Mutter an. Konnte das sein?

„Es geht nicht, dass du deinen Eltern widersprichst.“ Nun drehte sie sich um und blickte ihre eigene Tochter an.

Marron zuckte vor Schreck fast zusammen. Diese Augen kannte sie. Sie waren dunkel unterlaufen, wie die... wie die von Zen. Es war eindeutig, dass hier Dämonen am Werk waren. Und sie hatten Besitz von Lucys Eltern genommen.

Es war die Kette, die den schmalen Hals der Frau schmückte.

Ihre Mutter griff nach Lucys Hand und zog sie mit sich. „Du hast Stubenarrest.“

„Mama...“

Lucy verstand die Welt nicht mehr. Das arme Mädchen, dachte Marron sich, aber sie wusste, dass sie mal wieder helfen musste. Sie würde nicht so einfach gehen.

„Komm jetzt.“

„Marron...“ Lucy blickte hilfe suchend zu Marron. Sie wollte wirklich nicht mit ihren Eltern mit und Marron verstand das. Sie musste diesem Mädchen helfen.

Vater und Mutter zerrten die Tochter nun mit weg.

„Warten Sie doch mal!“ Marron rannte dem Ehepaar und Lucy hinterher. Sie konnte doch Lucy nicht einfach so gehen lassen. Sie wollte dem Mädchen doch unbedingt helfen. „Lucy.“ Doch schon stellten sich Marron breite Männer in dunklen Anzügen in den Weg. Doch so leicht wollte Marron nicht aufgeben. Sie versuchte sich zwischen den Männern durch zu zwängen, auch wenn sie schon vorher wusste, dass es vermutlich vergeblich sein würde. Aber so einfach würde sie nicht aufgeben. Nicht Sie, nicht Marron Kusakabe. „Gehen Sie mir bitte aus dem Weg.“

Die Männer hielten nun Ausweise hoch. „Verschwinden Sie. Oder sie kriegen Probleme mit der Justiz.“

Marron trat erschrocken einen Weg zurück. Justiz?

Aber sie konnte doch nicht einfach so gehen. Sie musste Lucy doch irgendwie helfen.
 

„Was ein Spaß.“ Silar lachte auf, als er über den Köpfen der Menschen davon flog. Keiner dieser Menschen konnte ihn sehen und all das war ihm gerade mehr als nur egal. „Das war ja mal wieder so was von unterhaltsam.“

Doch eine Person konnte das böse sehen.

Chiaki. Er hatte eine Nachricht von Marron auf dem Tisch gefunden und war nun zum Hotel gefahren. Er mochte es absolut nicht, wenn Marron mal wieder Dinge alleine tat, ohne ihn davon in Kenntnis zu setzen. Gut, dieses Mal hatte sie ihm zumindest schon mal gesagt, wo sie war.

Aber warum war dieser Silar hier? Hatte er etwas damit zu tun? Mit Lucy? War Marron in Gefahr?
 

Marron zog die Schublade ihrer Kommode auf und blickte auf das Kreuz. Sie musste etwas tun. Sie musste Lucy helfen. Die Brünette griff nach dem goldenen Kreuz und nahm es an sich, mit der Hüfte schob sie die Kommode wieder zu. Chiaki war nicht da. Das war auch ganz gut so. Sie hatte ihre Meldung schon abgeschickt. Aber vermutlich hatte Access Chiaki schon Bescheid gegeben. Diese kleine Petze war ihr nämlich gefolgt. So unauffällig war dieser kleine Schwarzengel nun doch nicht. Daran sollte er noch ein wenig arbeiten. Marron holte tief Luft und schaute auf ihre Uhr. Viel Zeit hatte sie nicht mehr. Sie musste wirklich handeln. Sie konnte Lucy nicht bei diesen Eltern lassen. Sie eilte aus dem Zimmer und durch die Wohnung, schlüpfte schnell in ihre Schuhe, riss sich ihre Jacke vom Hacken und öffnete die Tür.

Sie erschrak, als sie Chiaki vor sich sah. Er war wohl gerade dabei gewesen, die Tür zu öffnen. „Chiaki…“ Marron wusste nicht, was sie ihm sagen sollte. Sie hatte gehofft, dass sie ihn nicht sehen würde und ihm somit keine Erklärung schuldig war.

Aber anders als erwartet, wirkte Chiaki ruhig und nicht aufgebracht. Er war wohl besorgt. „Die Dämonen haben dir eine Falle gestellt.“

Das wusste sie doch. Aber das würde sie nicht davon abhalten, Lucy zu helfen.

„Geh nicht.“

„Das weiß ich auch“, meinte Marron mit ruhiger Stimme.

Chiaki beugte sich nun etwas zu ihr herüber und nun sah er nicht mehr so ruhig aus. Eher aufgebracht. „Sei bitte nicht so dumm, blindlings hinein zu gehen. Marron, das ist leichtsinnig.“ Er konnte doch absolut nicht zulassen, dass ihr etwas passierte. Nein, das konnte er nicht zulassen. Es ging hier schließlich um seine Marron.

Marron seufzte, holte kurz Luft und blickte ihn an dann an. „Aber es geht hier auch um die arme Lucy. Ich kann sie nicht so einfach ihren Eltern überlassen. Ich muss es einfach tun.“

„Und was ist nun, wenn etwas passiert? Etwas Schlimmes? Was dann? Soll ich einfach nur zusehen?“

Der Griff um das Kreuz wurde stärker. Zen. Sie hatte ihn fast verloren. Nein, eigentlich hätte sie ihn verloren gehabt, wenn Gott ihr nicht geholfen hätte. Was ist, wenn Gott ihr dieses Mal nicht helfen konnte. Was ist, wenn sie nun ganz alleine den Dämonen die Stirn bieten musste. „Das muss ich eben im Kauf nehmen.“ Sie nickte, als würde sie sich selber bestätigen und rannte an ihm vorbei. „Trotzdem Danke, Chiaki.“ Sie rannte an ihm vorbei in den Flur in Richtung Treppenhaus.

Chiaki seufzte. Er wusste ja, dass er sie nicht aufhalten konnte. Wie sollte er sie aufhalten können, wenn das nicht mal Gott vermag. „Wie auch immer du dich entscheidest Marron, ich werde stets an deiner Seite sein.“ Es war mehr als nur ein Versprechen. Es war die Wahrheit.

Er blickte ihr hinterher, wie sie die Treppen nach unten rannte. Er hatte ja nicht mal die Kraft,ihr hinterher zu rennen. Er war ihr einfach nicht gewachsen. Sie war so viel stärker, so viel mutiger, so viel selbstloser als er. Wie sollte er da nur mithalten? Er konnte ihr nicht die Stirn bieten.

Der Blauhaarige griff nach dem Geländer und klammerte sich daran fest. Er konnte aber auch einfach nicht so tatenlos mit ansehen, wie Marron ihr Leben opferte.

„Was willst du nun machen, Chiaki?“, fragte die Stimme des Schwarzsengels.

„Lucys Eltern sind nun Staatsgäste.“ Chiaki musste nachdenken. Er musste Marron irgendwie helfen oder zumindest irgendwas für diese Situation beisteuern. „Sowohl das Hotel als auch der Flugplatz werden wahrscheinlich peinlich genau beobachtet.“ Ja, es handelte sich hier auch um Staatsgäste mit einer Menge Geld. „Jeanne wird es also äußerst schwer haben, an sie heran zu kommen. Und wenn das so ist, kann sie das Schach Matt an die bösen Dämonen die von Herr und Frau Depatieu besessen sind, eigentlich nur auf der Fahrt zum Flughafen setzen.“ Das klang mehr als nur einleuchtend. Das war der einzige Weg, den es für Marron gab.

„Aber….“, fing Access an.

Chiaki blickte den Engel fragend an. „Ja?“

„Wie kommt Jeanne an die Beiden ran, wenn die doch in ihren Autos auf der Autobahn unterwegs sind?“

„Im Menschengetümmel in der Stadt.“ Ganz genau. „Los Access.“ Nun rannte auch Chiaki zum Treppenhaus. Er musste sich beeilen, damit er Marron beistehen konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Yoshy03
2009-03-27T21:35:42+00:00 27.03.2009 22:35
Gott die stelle hab ich schon in der Tv serie geliebt^^
Von: abgemeldet
2009-03-12T15:47:42+00:00 12.03.2009 16:47
Also das ist die beste Fanfic die Ich bis jetzt zum Thema KKJ gelesen hab.
Dieser Wechsel zwischen Missionen und Krankenhausalltag ist einfach toll.

Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel!

LG
なぎ
Von: abgemeldet
2009-03-09T19:38:17+00:00 09.03.2009 20:38
wirklich cool diese entwicklung....ich finde dein wechsel zwischen missionen und patienten wiklich gut!!!!

mach weiter soo...

mfg shila1
Von: abgemeldet
2009-03-09T17:36:57+00:00 09.03.2009 18:36
Ein super Kappi!!
Find ich klasse, dass Chiaki Marron jetzt so unterstützt
Bin gespannt, wie das noch ausgehn wird
lg fireflys
Von:  Sakura-Jeanne
2009-03-09T17:21:09+00:00 09.03.2009 18:21
hammer kapitel
Von: abgemeldet
2009-03-09T16:16:36+00:00 09.03.2009 17:16
huhu
tolles kappi
bin ja mal gespannt wie das mit lucy ausgeht
freu mich aufs nächste kappi
liebe grüße<3
nami
Von:  stefanie22
2009-03-09T15:58:42+00:00 09.03.2009 16:58
das war mal wiede wunder schon freue mich jetzt schon auf nachste kapittel was da so alles passiert bin gespannt

lg stefanie22


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