Zum Inhalt der Seite

Geheimnisse im Nagoya-Krankenhaus

Chiaki Vs. Marron
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Patient: Zen Kodoja

Nagoya-Klinik, 22:30 Uhr, Ortszeit. Behandlungsraum 3.

Geschlecht: Männlich

Alter: 17 Jahre

Name: Zen Kodoja

„Beatmet ihn schnell“, forderte Kaiki die Schwestern auf.

„Ich starte mit der Herz-Lungen-Massage“, sagte Miyako zu ihm, die mit ihm und den Schwestern im Behandlungsraum war. „Sauerstoffsättigung immer noch bei 0.“

„Verdammt. Das weiß ich“, meinte Kaiki seufzend und blickte den kleinen Patienten an.

„Ich werde ihm eine Spritze verpassen“, meinte er und blickte zur Schwester, die ihm sofort die nötigen Utensilien reichte.

Kaiki zog die Spritze auf und dosierte sie dann. Er blickte unruhig zu dem jungen Mann, der auf der Trage lag. Er setzte ihm die Spritze mit Elan mitten ins Herz, in der Hoffnung, dass es sich nun entspannte. Er konnte den Jungen auch nicht defibrilieren. Denn er hatte kein Kammerflimmern.

„Immer noch bei 0%“, meinte eine Schwester.

Kaiki nickte, er beugte sich zu dem Gesicht des jungen Mannes herunter. „Du schaffst das, Junge.“

„Dr. Nagoya, er hat Kammerflimmern.“

Kaiki blickte überrascht auf. „Gut, ladet den Defibrilator auf.“ Er griff nach den Pads und setzte sie ihm auf den Oberkörper. Kaiki ließ die Stromladung durch den Körper jagen, durch den schwachen Körper des jungen Mannes, der eigentlich noch so viel vom Leben vor sich hatte. Eigentlich.

„Noch keinen Sinus-Rhytmus.“

Kaiki nickte. „Noch mal laden“, forderte der Chef des Krankenhauses an.

Es kam nicht oft vor, dass er selber noch Hand anlegte. Aber der junge Patient, den kannte er schon sehr gut und er wurde in die Nacht eingeliefert und Kaiki hatte Nachtschicht. Aber wenn dieser junge Patient eingeliefert wurde, dann wusste das ganze Krankenhauspersonal, dass sie ihn sofort anzurufen hatte.
 

„Du willst doch nicht sterben“, hörte der junge Mann, der auf der Trage lag, eine Stimme.

Eine dunkle, raue Stimme.

Er öffnete die Augen und sah verschwommen die Ärzte und Schwestern, die um sein Bett standen. Da war Dr. Nagoya, er behandelte ihn immer, wenn er mal wieder in die Nagoya-Klinik eingeliefert wurde.

Doch warum war das Bild so verschwommen? So grau?

„Wer bist du?“ Obwohl er den Mund nicht öffnete, verließen die Worte seinen Mund. Irgendwie. Da war nur der dunkle Schatten eines Körpers, doch er konnte nichts wirklich erkennen.

Dann erschien das Bild eines anderen Mannes. Das Bild eines Mannes, den er noch nie zuvor gesehen hatte. „Ich habe vorhin dein Flehen mitbekommen. Du möchtest also nicht sterben? Warum eigentlich nicht?“ Die Stimme war dunkel. Regelrecht schwarz. So wie sein Schatten. Sein Umhang. Seine Haare. Alles an diesem Mann, war dunkel und schwarz.

„Weil es meiner Mutter und meinem Vater das Herz brechen würde“, sagte der junge Mann. Die hellbraunen Haare klebten ihm an der Stirn.

„Obwohl deine Familie dich nicht mal in der schwersten Stunde deines Lebens im Krankenhaus besucht hat?“

„Dafür gibt es bestimmt einen Grund.“

Der schwarze Mann schüttelte den Kopf. „Ich habe dir vielleicht ein lukratives Angebot zu machen. Ich werde dir ein kräftiges Herz im Austausch gegen deine Seele geben. Na, wie findest du das?“

„Ein kräftiges Herz?“ Das klang wirklich gut, auch in dieser unrealen kalten Vision eines Traumes.

„Deine Seele würdest du mir natürlich erst nach deinem Tod überlassen. Es bleibt also dir selbst überlassen, ob du sofort stirbst oder noch ein glückliches, erfülltes Leben hast, mit deinem neuen Herz.“

„Ich... will leben.“

„Clevere Entscheidung.“ Das schwarze Wesen lachte auf. „Was du aber nicht vergessen darfst. Dein neues Herz stammt aus dem Reich der Dämonen.“ Er berührte den nackten Oberkörper des Jungen. „Das heißt, solltest du dein Versprechen brechen und dein Herz mit Liebe und Zuneigung füllen, wird es aufhören zu schlagen.“

Die Augen des Jungen waren starr aufgerissen und unterliefen schwarz.

Doch auch die Schmerzen und das Versprechen, was er für sein Herz gab, vergaß er, wenn er daran dachte, dass er nun ein kräftiges Herz in seiner Brust hatte.

„Dämonen hassen Gefühle. Die Menschen wurden aus dem Paradies verbannt, worden, weil sie so wissbegierig waren und weil sie unbedingt die Liebe erleben wollten, müssen sie leiden.“

Der Körper des Mannes verschwand, wieder langsam in einem Schatten. „Der Preis wäre mir entschieden zu hoch.“
 

„Er hat einen Rhythmus.“

Kaiki blickte überrascht auf und sah auf den Monitor, dann sah er selber den Rhythmus des Herzen des jungen Mannes.

„Sein Puls stabilisiert sich gerade wieder“, meinte Miyako erleichtert.

„Das bedeutet... er ist wieder da“, meinte Kaiki erleichtert.

Ja, er war wirklich erleichtert. Er war heute nicht bereit gewesen, sich von dem jungen Patienten zu verabschieden. Nein, heute noch nicht.
 

„Guten Morgen“, meinte Chiaki lächelnd, als er mit Marron, um die er seinen Arm gelegt hatte, das Krankenhaus betrat.

„Guten Morgen Dr. Nagoya. Guten Morgen Dr. Kusakabe.“

„Chiaki, lass das“, meinte Marron und versuchte sich von seinem Arm zu befreien.

Doch dieser grinste nur „Warum denn? Soll doch jeder sehen, wie glücklich ich mit dir bin“, meinte er, lächelte sie an und küsste sie auf die Schläfe.

„Mein Sohn. Ist ja schön, dass du hier auch endlich mal auftauchst“, vernahmen sie nun die Stimme von Dr. Nagoya Senior, Kaiki.

„Guten Morgen Vater. Was gibt’s denn?“, fragte Chiaki seinen Vater sofort.

„Marron“, meinte Kaiki nur knapp zur Begrüßung.

„Guten Morgen Dr. Nagoya“, sagte sie höflich. Zumindest versuchte sie es. Auch wenn seine kalte Art und Weise sie abschreckte.

„Wir sehen uns dann später, Marron.“ Diese nickte Chiaki zu und ging dann Richtung Aufzug. „Was soll das?“, fragte Chiaki seinen Vater, leicht wütend, als er sah, dass Marron außer Hörweite war.

„Was meinst du, mein Sohn?“

„Ich will wissen, warum du so mit Marron umgehst?“

„Ist sie nicht Deine Praktikantin?“, fragte er Kaiki seinen Sohn.

„Ja. Aber in erster Linie ist sie nun meine Verlobte.“

„Du weißt, dass ich mit dieser Verlobung nicht einverstanden bin.“

„Das ist mir ehrlich gesagt, ziemlich egal. Es geht um mich und nicht darum, was du möchtest, Vater.“, meinte Chiaki zu ihm. „Und wenn du nicht möchtest, dass ich mich nicht auch von dir abwende, so wie all die Frauen nach der Zeit, dann benehme dich Marron gegenüber, denn ich liebe sie und ich werde sie nicht verlassen, nur weil du damit nicht einverstanden bist.“ Mit diesen Worten ging auch Chiaki seinen Weg und ließ seinen Vater einfach so stehen.
 

„Sag mal Kagura, verhalte ich mich so unmöglich?“

„Bitte?“, fragte Kagura Anataki seinen Chef und blickte diesen fragend an.

Kaiki saß an seinem Schreibtisch und Kaiki ordnete gerade ein paar Unterlagen zusammen, die auf dem Besprechungstisch wirr gelegen hatten.

„Vielleicht habe ich ein Problem damit, allein zu sein. Ich meine, Chiaki ist erwachsen. Er wird nicht mehr zurückkommen.“

„Da muss ich Ihnen Recht geben, Sir.“

„Würdest du den Damen in meinem Namen absagen.“ Kaiki hatte sich wieder ein paar Kandidatinnen ausgesucht, mit denen er sich treffen wollte.

„Tut mir Leid aber das kann ich nicht.“ Kaiki legte die Unterlagen schön ordentlich zusammengelegt nun auf den Schreibtisch.

Kaiki blickte Kagura überrascht an.

„Nein, das müssen Sie schon selbst erledigen. Privates geht mich nichts an.“

Kaiki seufzte mürrisch. „Du bist ein Feigling Kagura“, murmelte er ihm zu.
 

Marron stand gerade an der Zentrale und beendete ihren Bericht über den Patienten, den sie gerade entlassen hatte. „Fräulein Doktor.“

„Ja, Sir?“ Marron drehte sich überrascht um und blickte in das lächelnde Gesicht eines jungen Mannes mit rotem Haar.

Sie hatte diesen Mann noch nie zuvor gesehen. „Ich wollte einen Freund von mir besuchen. Aber er ist gerade nicht in seinem Zimmer. Wären sie so freundlich und würden ihm diese Blumen bringen?“, fragte er sie.

„Sir, das machen normalerweise die Schwestern“, meinte Alex Karev, der sich in das Gespräch einmischte.

„Oh, Verzeihung.“ Er blickte Marron aber lächelnd an. „Würden Sie dennoch so freundlich sein, Fräulein Doktor.“

„Ja, ich mach es gerne. Aber warum denn gerade ich?“

„Tun sie mir doch bitte den Gefallen“, meinte er mit ruhiger Stimme und blickte Marron starr an.
 

„Die kann einem ganz schön auf den Nerven gehen.“ Silar, die wahre dämonische Gestalt von Dr. Mehdi Kaan, saß auf einem Kirchturm und blickte zum Krankenhaus hinüber. „Glaubst du wirklich, du kannst Jeanne dadurch kriegen? Meinst du etwa, die lässt sich so leicht ins Handwerk pfuschen? Das kann ich mir nun mal gar nicht vorstellen.“

Der dunkle Ritter Noyn tauchte auf und lehnte sich an der Spitze „Lass das mal meine Sorge sein, ja?“

„Gut. Aber vergiss nicht. Ich helfe dir gerne, wenn du meine Hilfe benötigst.“

„Danke. Aber ich brauche deine Hilfe nicht.“ Er drehte sich um und blickte das andere dunkle Wesen wütend und starr an. „Ich will sie für mich alleine haben.“

„Nur zu. War ja auch bloß ein Angebot“, meinte Silar schnell und löste sich in diesem Moment auch sofort in Luft auf.
 

„Warum müssen wir nun in unserer Mittagspause Blumen bei einem Patienten vorbei bringen?“, fragte Alex, Marron und Tomoki, die mit ihm im Aufzug standen.

Marron trug die Blumen, gelbe Ringelblumen und lächelte ein wenig. Auch wenn sie es selber ein wenig komisch fand, dass sie einem Patienten Blumen überbringen sollte.

„Warum denn nicht?“, meinte Tomoki.

„Danke“, meinte Marron lächelnd zu Tomoki. Miyako hatte heute keine Schicht, sie hatte gestern Nachtschicht, deswegen war sie nun nicht da, in der Frühschicht.

„Es ist schon komisch, dass du ihm Ringelblumen bringst, Marron“, meinte Tomoki.

„Warum?“ Sie blickte auf die gelben Ringelblumen in ihren Händen.

„Ringelblumen sind ein Zeichen des Abschiedsnehmen“, meinte Tomoki erklärend.

Der Aufzug ging auf und Tomoki und Alex stiegen nach den Schwestern aus, die auch im Aufzug waren.

„Wie war der Name von dem Jungen noch mal?“, fragte Alex.

„Zen.“

Marron wollte auch aussteigen, als plötzlich jemand hinter sie trat und ihr den Mund zuhielt. „Halt gefälligst den Mund“, meinte die Person zu ihr.

Marron atmete schwer. In der einen Hand hielt sie immer noch die Ringelblumen. Die andere Hand wurde ihr von dem jungen Mann hinter ihr festgehalten.

„Ich empfehle dir, keinen Aufstand zu machen“, flüsterte er ihr zu.

Dann ging die Tür des Aufzuges wieder zu. „Sobald wir das Krankenhaus verlassen haben, werde ich dich wieder laufen lassen.“

Marron schluckte schwer.

Der junge Mann wollte bestimmt bedrohend wirken, aber irgendwie hatte Marron keine wirklich Angst, auch wenn er sie gefangen hielt. Aber er sah so schwach aus, zumindest soweit Marron das erkennen konnte.

„Verhalte dich also ruhig.“

Marron nickte.

„Darf ich dich eigentlich darauf hinweisen, dass man Patienten keine Ringelblumen mitbringen sollte.“

Marron blickte auf die Blumen.

„Als Frau solltest du die Bedeutung dieser Blumen kennen.“ Es klang wie ein Vorwurf. „Ein gewisses Taktgefühl hab ich bei dir eigentlich vorausgesetzt.“ Vermutlich hielt der Junge Marron für einen Besucher, da sie ihren Kittel nicht trug. „Da hab ich wohl zu viel erwartet. Na ja, was ja nicht ist, kann ja noch werden.“

Marron errötete. Aber nicht aus Scham, sondern aus Wut.

„Man soll die Hoffnung nie aufgeben.“

„Na hör mal.“ Marron riss den Arm von dem jungen Mann von sich und blickte ihn empört an. „Was erlaubst du dir eigentlich?“

„Du bist ja gar nicht so schwach, wie ich dachte.“

„Nein, bin ich nicht.“ Marron drückte auf den Knopf des Aufzuges.

Damit sie wieder nach oben fuhren, da wo der unerwartete Patient eingestiegen war.
 

Schwestern beachten den jungen Patienten schließlich wieder weg, als Marron mit ihm wieder an dem Stockwerk ankamen.

„So was nennt sich Patient“, meinte Alex ein wenig empört.

„Das war übrigens Zen Kodoja. Tut mir Leid.“ Damit blickte der Mann Marron an. „Ich habe von jemanden gehört, dass der junge Mann schon eine Menge durchgemacht hat.“

„Schon in Ordnung. Ich hab ihm schon verziehen, es ist ja weiterhin nichts passiert.“ Dann blickte Marron wieder zu dem Gang, in dem man Zen gebracht hatte. „Aber ein komischer Kauz ist er schon.“

Chiaki kam angerannt. „Marron, ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte er sie überrascht. Er blickte sie an und streichelte ihr übers Haar.

Marron lächelte. „Ja, Chiaki, mir geht’s gut. Es ist nichts passiert.“

Der Blauhaarige nickte. „Du machst mir vielleicht Sorgen.“ Er lächelte und blickte dann zu Kagura. „Ich will sofort wissen, warum dieser Typ hier eingeliefert worden ist“, forderte Chiaki Kagura an. „Na, was fehlt ihm?“

„Mein lieber Chiaki, du solltest doch am Besten wissen, das wir nicht einfach so Information über unsere Patienten raus geben. Das nennt man Ärztegeheimnis. Er ist nicht dein Patient, als lass es.“, meinte Kagura mit ruhiger Stimme. „Es wäre mir allerdings eine Freude, wenn du dich ein wenig um ihn kümmern würdest. Dein Vater würde das auch sehr freuen.“

„Mein Vater?“, fragte Chiaki überrascht. „Was hat denn der alte Kauz hiermit zu tun?“

„Zen ist sozusagen der Lieblingspatient deines Vaters.“ Chiaki blickte Kagura erstaunt an. So etwas hörte er zum ersten Mal. „Ich glaube ganz einfach, ein wenig Ablenkung würde dem Jungen nicht schaden.“

„Warum sollte ich das?“

„Chiaki“, meinte Marron, die seine wütende Stimme hörte und ihn beschwichtigen wollte. Doch dieser hörte ihr nicht zu.

„Weil ihn bisher noch kein Mensch besucht hatte. Weder sein Vater, noch seine Mutter waren im Krankenhaus“, erzählte Kagura den Beiden. Tomoki und Alex waren inzwischen wieder zu ihrer Arbeit gegangen.

Aber das war Kagura den beiden da sagte, war ziemlich schlimm. Schrecklich.

„Das ist ja schrecklich“, meinte sie mit trauriger Stimme.

Chiaki blickte Marron an und sah ihren bestürzten Blick. Er musste lächeln, denn er wusste, dass sie sich wohl um ihn kümmern würde. Ja, das sagte ihm dieser Blick. Der bestürzt, aber auch sanftmütig war.

„Na gut, Zen ist etwa seit fünf Jahren regelmäßig hier, wegen schwerer Herzprobleme. Sein Zustand hat sich zwar in letzter Zeit erheblich verbessert, aber eine Operation wollte man vorerst nicht riskieren. So siehts aus.“

„Umso weniger kann ich verstehen, dass seine Eltern ihn hier nicht besuchen wollen“, meinte Marron entsetzt. Inzwischen war ihre Stimme nicht mehr so ruhig, sondern eher aufgebracht. Sie war sogar wütend.

„Was soll ich dazu sagen. Es wird dafür mit Sicherheit einen plausiblen Grund geben“, meinte Kagura mit ruhiger Stimme, die er schon während das ganze Gespräch über hatte.

„Das gibt’s doch nicht“, meinte Marron nun mit ruhiger Stimme.

Chiaki und Marron saßen in Kaguras Büro. Marron saß auf dem schwarzen Ledersessel und starrte auf ihre Hände, die sich zu Fäusten geballt hatten. Sie verkrampfte regelrecht.

Chiaki sah sie entsetzt an.

„Irgendwie tut er mir Leid.“ Sie seufzte schwer. „Er muss sich wahnsinnig einsam fühlen.“

„Ja, und leider setzt sich das mittlerweile in seinem Verhalten nieder. Die Schwestern machen sich wegen seinem Verhalten ernsthafte Sorgen“, erklärte Kagura mit ruhiger Stimme und blickte Chiaki an.

Doch dieser schaute nur auf Marron. Und in ihrem Blick lag Trauer und Mitleid. Vermutlich musste sie nun wieder an ihre eigenen Eltern denken.
 

„Ich würde ganz gerne wissen, warum seine Eltern ihn nicht besuchen“, meinte Marron traurig. Sie saßen in der Kantine und Marron stocherte nur lustlos in ihrem Essen.

„Vielleicht arbeiten sie ja“, meinte Chiaki schließlich zu ihr. Er blickte sie liebevoll an. „Ich erinnere mich an ein Zitat aus einem Roman. Es besagt, behandele dich selbst besser, als die Kinder. Und das beherzigen Zens Eltern wohl.“

„Na ja, aber ich meine...“

„Also auf meinem Vater trifft das hundertprozentig zu. Er hat immer gemacht, was er wollte.“ Marron blickte Chiaki erstaunt hatte. Er hatte ihr noch nie etwas über seine Familie erzählt. Vermutlich kannte er mehr von ihr, als sie von ihm. „Da wurde keine Rücksicht genommen und in deinem Fall ist es doch genauso. Ein Brief in zehn Jahren und von deinem Geschwisterchen erzählen sie dir via Anrufbeantworter.“

Marron seufzte auf.

Aber irgendwie musste sie ihm ja zustimmen. Er hatte mit seinen Worten Recht, auch wenn sie wehtaten. Aber die Wahrheit tat ja meistens weh.

„Ich will ihn nachher besuchen gehen.“

„Das war mir schon klar“, meinte Chiaki und schmunzelte sie an.

„Das war dir klar?“

„Natürlich Süße. Ich kenne dich inzwischen schon ein wenig. Oder denkst du nicht?“

Sie nickte.

Auch wenn es immer noch ein wenig komisch war, so war sie doch froh, dass sie Chiaki hatte.

Er gab ihr Halt und Kraft.
 

Wenig später war Marron in ihrem Ärztekittel auf den Weg zu Zen. Sie wollte ihn besuchen, ihn ein wenig Gesellschaft leisten.

„Frau Kodoja, Zen liegt inzwischen in einem anderen Zimmer.“

Überrascht drehte Marron sich um, als sie die Stimme der Schwester hörte. Sie sah eine Frau, vor einem Zimmer stehen, still und unsicher.

Doch als die Schwester sie nun ansprach, nickte sie dankend und rannte weg.

War das Zens Mutter?

Marron eilte ihr hinterher. Doch sie merkte schnell, dass sie sie nicht erreichte, also blieb sie bei der Schwester stehen. „Das war also die Mutter von Zen?“

„Ja, aber sie hat ihn mal wieder nicht besucht“, meinte die Schwester nur und seufzte auf. „Sie kommt jeden Tag und steht nur vor seiner Tür.“

„Sie kommt jeden Tag?“

Die Schwester nickte und bestätigte dies mit einem traurigen: „Ja.“

Marron seufzte.

„Sie betet für ihren einzigen Sohn und verschwindet dann wieder“, erzählte die Schwester Marron.

„Ach wirklich?“ Marron schaute auf die Tür, in der Zen gelegen hatte. „Ist Zen in diesem Zimmer da?“

„Ja“, meinte die Schwester und öffnete die Tür.

Marrons Augen weiteten sich, als sie das Innere des Zimmers sah. Himmelblau war es angestrichen, mit weißen Schäfchenwolken an der Wand. Flugzeuge hingen vom Himmel.

Es roch luftig.

Es war wunderschön. Eher wie ein Kinderzimmer, nicht wie das Zimmer eines jungen Mannes.

Und Mittendrin das Bett von Zen.

„Er ist eigentlich niedlich, wenn er schläft“, meinte die Schwester.

Marron blickte die Schwester skeptisch an, lächelte aber. „Ja, irgendwie schon.“

„Ich werde wieder verschwinden, bevor er aufwacht. Ich bitte Sie, Frau Doktor, tun Sie nichts, was ihm aufregt.“

„Gewiss“, meinte Marron mit ruhiger Stimme. Sie blickte den jungen Mann an. Er sah so schwach aus.

Dann riss er die Augen auf und blickte sie mit blassblauen Augen an.

Er richtete sich im Bett auf, hielt sich den Kopf und blickte Marron skeptisch an. „Was machst du in meinem Zimmer?“

„Also erstens, bin ich Doktor und es wäre nett, wenn du mich Siezen würdest. Und zweitens, wollte ich dich besuchen“, meinte Marron und lächelte ihn sogar an.

Zen blickte sie skeptisch an. „Wolltest du mich im Aufzug verprügeln?“

„Also verprügeln ist wohl zu viel gesagt, aber irgendwie musste ich mich ja gegen dich wehren, nicht wahr, junger Mann?“

„Entweder Sie sind nett zu mir, oder sie verlassen mein Zimmer“, meinte Zen drohend.

Marron blickte ihn leicht empört an. Dieser Zen war wirklich eine Kragenweite für sich. Marron stand immer noch am Bett und blickte sich im Zimmer um. „Du stehst also auf Flugzeuge?“

„Ja, ich war richtig verrückt danach, aber das ist schon lange her.“ Er stoppte seine Worte. „Ich habe immer geträumt, zu fliegen. Aber das wird wohl ein Traum bleiben.“

„Ach komm schon. Du wirst schon wieder gesund werden.“ Marron ohrfeigte sich innerlich und sie wusste doch selber, dass man eine Herzkrankheit oft nicht einfach so leicht überwand.

„Ach Quatsch. Sie sind doch selber Ärztin. Würden Sie mich jetzt bitte alleine lassen. Ich will jetzt keinen Menschen mehr sehen.“

„Selbst deine Eltern nicht?“, fragte er sie ihn mit ruhiger Stimme.

„Was für eine Frage?“, fragte er sie und blickte sie starr an.

„Ich habe deine Mutter eben vor deiner Zimmertür stehen sehen, weißt du“, fing Marron an.

Zen lächelte schief und legte sich wieder in seinem Bett zurück. „Netter Versuch. Hätte ja klappen können.“

„Das ist wahr. Aber nach einer Weile ist sie wieder gegangen.“ Sie blickte ihn fragend an. „Habt ihr vielleicht Probleme?“

„So einen Blödsinn. Es ist alles Bestens.“

„Du lügst.“ Marron wusste nicht warum sie sich mal wieder zu sehr in die Geschichte von Patienten einmischte.

Wenn Chiaki das erfahren würde, wäre er vermutlich gar nicht mal so begeistert.

„Sag mal, was willst du eigentlich von mir. Weißt du, Blut ist nämlich nicht dicker als Wasser“, meinte er zu ihr. „Die Beiden interessieren mich genauso wenig wie umgekehrt.“

Marron seufzte auf. Das konnte doch echt nicht wahr sein. Warum sagte er so was? „Das glaube ich nicht!“, widersprach sie ihm sofort. „Ich glaube, dass deine Familie dich liebt.“ Sie stoppte ihre Worte. „Zumindest hoffe ich das“, murmelte sie noch leiser hinterher.

„Das hoffst du? Da bist du dir gar nicht mehr so sicher?“

„Doch. Ich glaube daran.“ Marron schaute auf den Boden und ganz so leicht fiel ihr das Reden nicht. „Man muss einfach daran glauben.“

„Ja. Dann wollen wir doch mal glauben.“

„Aber du konntest dich bisher wohl noch nicht davon überzeugen?“, fragte sie ihn mit ruhiger Stimme.

„Hast du dich denn davon überzeugt?“, fragte Zen sie nun. Er hatte nun seine Arme unter seinem Kopf verschränkt.

„Na ja, ich würde mal sagen...“

Zen schwang sich wieder auf und saß wieder aufrecht in seinem Bett. „Das reicht nicht“, sagte Zen schnell. „Du glaubst also wirklich an die Liebe der Eltern?“ Er blickte sie fragend an. „Tja, irgendwie gefällt mir deine Naivität.“ Er grinste sie an.

„Ja, vielleicht bin ich naiv“, gestand sie ihm. Überrascht blickte Zen sie nun an. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. „Aber mein fester Glaube daran, erhält mich am Leben. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich davon geträumt habe, irgendwann einmal über den Ozean zu fliegen.“ Tränen sammelten sich in ihren Augen. Sie blickte starr auf den Boden.

Das Reden fiel ihr von Mal zu Mal schwerer.

Aber irgendwie tat es ihr auch gut, mit Zen zu reden. Auch wenn sie ja eigentlich wegen ihm hier war.

„Über den Ozean?“, fragte Zen überrascht.

„Was ist zwischen deiner Mutter und dir passiert?“, fragte sie ihn wütend. Sie zeigte auf die Tür. „Warum muss diese arme Frau vor der Tür stehen und weinen? Sie traut sich nicht ins Zimmer. Warum hilfst du ihr nicht? Du kannst ihr doch die Tür öffnen.“ Marron vergaß gerade alle Regeln und Moral. „Du willst sie bestrafen, aber damit bestrafst du dich doch auch selbst. Du weist deine Mutter ab. Das ist doch dumm. Denn dabei möchtest du sie doch in Wirklichkeit sehen. Weil du sie vom ganzen Herzen liebst.“

Das Gesicht von Zen verzerrte sich vor Wut.

„Aber das könnte ja wieder wehtun, wenn du sie näher an dich ran lässt.“

„Los! Verschwinde!“, schrie er plötzlich. „Lass dich hier nie wieder blicken.“

Marron schrak zurück. Nun erkannte sie, was sie ihm da alles vorgeworfen hatte.
 

„Wie war dein Tag, Marron?“, fragte Chiaki seine Verlobte.

Sie saßen schon eine Weile gemeinsam im Wohnzimmer.

Der Blauhaarige saß auf der Couch und die Braunhaarige davor. Chiaki ging ein paar Unterlagen durch und Marron beschäftigte sich mit Büchern der Ausbildung. Doch Chiaki hatte Marron schon eine Weile beobachtet und hatte bemerkt, dass sie sich gar nicht wirklich auf ihre Bücher konzentrierte. Nein ihr Blick schien regelrecht leer zu sein. „Marron?“, fragte er sie noch mal, als sie auch auf seiner direkten Frage an sie nicht reagiert hatte.

Überrascht blickte sie ihn an. „Was?“

Er lächelte. Chiaki legte seine Unterlagen zur Seite und rutschte zu ihr von der Couch und setzte sich neben sie. „Ist alles okay bei dir?“

„Ja, eigentlich schon.“

„Und uneigentlich?“ Er strich ihr eine Strähne ihres Haares hinters Ohr und lächelte sie einfach nur an.

„Es ist wegen Zen“, fing sie schließlich an.

„Das dachte ich mir schon.“ Er legte den Arm um sie und zog sie zu sich. „Marron, möchtest du drüber reden?“

„Ich hab ihm ziemlich schlimme Sachen an den Kopf geworfen.“

Überrascht blickte er sie an. „Du wirst dem Lieblingspatienten meines Vaters schlimme Sachen an den Kopf?“

Marron seufzte. „Wir haben viel über elterliche Liebe gesprochen.“

„Verstehe“, meinte Chiaki nur und küsste sie auf die Schläfe.

„Was meinst du damit?“

„Mit was?“

„Mit 'Verstehe' natürlich?“ Sie schob sich etwas von ihm, um ihn direkt anzuschauen.

Chiaki lächelte und zog sie wieder zu sich. „Marron, schon allein in dem Moment als Kagura uns Beiden von diesem jungen Mann erzählt hatte, wusste ich, dass er dich nicht mehr loslässt.“

„Warum?“

„Warum ich das wusste?“ Sie nickte. „Weil ich dich schon ein wenig kenne. Und weil du ein großes Herz hast“, erklärte er ihr. „Und...“

„Und?“

„Und weil es auch um seine Eltern geht.“

„Mmmh“, meinte sie dazu nur. Sie wusste, dass er Recht hatte.

Natürlich hatte Chiaki Recht.

Er kannte sie inzwischen wirklich schon ein wenig. Mehr als ein wenig, traf es schon eher.

„Du versuchst mich ja auch immer wieder mit meinem Vater näher zu bringen, dabei legt er vor allem dir Steine in den Weg.“, meinte Chiaki ganz nebensächlich. Er legte seine Finger an ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich herum. „Marron...“, hauchte er ihr sanft zu.

Marron musste schmunzeln, als sie seinen sanften Blick sah.

Sie zog ihn nun ein wenig näher an sich heran und küsste ihn liebevoll.

Chiaki fing leicht an zu schnurren, zumindest hörte es sich so für sie an.

Sie grinste und ließ sich mit ihm nach hinten fallen, auf den weichen, weißen Teppich.

Chiaki war über diese Reaktion von Marron ein wenig erstaunt, doch er war gerade schon dabei, alles um sich herum zu vergessen und die Kontrolle über sich zu verlieren. Seine Hände streichelten über ihren Pullover und zu dem Saum. An dieser Stelle verweilte er ein wenig, bis seine Hände darunter gelangten. Chiakis Hände machten sich anscheinend auch ein wenig selbstständig und ruhten nun an ihrer Seite. Er zog sie ein wenig fester zu sich. Seine eine Hand wanderte nun zu ihren Nacken hoch, strich dabei über ihre Wirbelsäule und sorgte dafür, dass ihr ein leichter Schauer über den Rücken lief. Schließlich ruhte seine Hand in ihrem Nacken, an dem er sie festhielt und den Druck den ihr Kuss schon ausübte, verstärkte.

„Marron...“, seufzte er leicht auf, als sich ihre Lippen wieder voneinander lösten

„Entschuldigung“, brachte Marron nur hervor, grinste ihn aber an.

„Warum entschuldigst du dich denn?“, fragte er sie liebevoll. Marron zuckte einfach mit der Schulter. Sie wusste es selber nicht, also was sollte sie ihm denn sagen. „Du bist mir schon Eine“, sagte er lächelnd und zog sie wieder zu sich. „Ich liebe dich“, hauchte er ihr leise zu.

Seine Lippen berührten nur leicht die Außenseite ihrer Ohrmuschel und wanderten dann mit sanften Küssen über ihren Hals zu ihrer Schulter, die vom etwas weiten Ausschnitt ihres Pullovers frei gegeben wurde.

Ein kalter Schauer rieselte sanft und betörend über ihren Rücken und sie war recht froh, dass er sie festhielt, denn sonst wäre sie wie in einem alten Stummfilm beseelt zu Boden abgesunken. Aber ein Glück lagen sie ja schon auf dem Boden..
 

Als Marron am nächsten Tag zur Arbeit ging, ging sie durch den Park, denn sie wollte direkt ins Labor gehen. Sie hatte heute Labordienst.

Und durch den Klinikpark gelangte sie dort am schnellsten hin.

Überrascht blieb sie stehen, als sie Zen auf einer Parkbank entdeckte.

Ein kleiner Junge rannte zu ihm und Zen lächelte ihn an. Viel bekam Marron von dem Gespräch der Beiden nicht mit. Denn plötzlich meldete sich auch ihr Amulett, das anfing zu piepsen.

Warum meldete es sich denn?

Das hieß nur eines... hier gab es einen Dämonen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (9)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  FreakyFrosch1000
2009-03-12T23:38:12+00:00 13.03.2009 00:38
tolles kapitel^^
tut mir leid wgen der Verspätung!!
hoffentlich werden die nächsten Seiten nicht so wie im Manga!!
das wäre schrecklich für Maron!!

klasse wie Chiaki seinem Vater die Meinung sagt!

Lg FReakyFrosch
Von: abgemeldet
2009-01-03T12:42:11+00:00 03.01.2009 13:42
Wow das war ein Kapitel. Das Gespräch zwischen Marron und Zen war meines Erachtens sehr intensiv und da hat Marron ja auch ein bisschen was von sich preis geben. Irgendwie kann Marron einem Leid tun, wenn sich das nächste Kapitel so entwickelt, wie die Manga/Anime-Vorlage. Das wird ein großer Schlag für sie werden und Noyn wird sich freuen, denn er ist dann seinem Ziel Jeanne zu vernichten leider einen Schritt näher gekommen. Aber wenigstens hat Marron Chiaki. Der passt auf sie auf und unterstützt sie, wo er nur kann!!!

Bis zum nächsten Kapitel.
Marrojeanne

Von: abgemeldet
2008-12-29T14:14:41+00:00 29.12.2008 15:14
Tolles kapi ^^

schreib schnell weiter =)

glg
Von:  Sakura-Jeanne
2008-12-28T12:41:55+00:00 28.12.2008 13:41
hammer kapitel
freueb mich wen esw eietr egth
Von:  stefanie22
2008-12-27T20:09:06+00:00 27.12.2008 21:09
ich kann nur sagen das dir dieses kapittel wunderbar ist freue mich jetzt schon auf nachste kapittel

lg stefanie22
Von: abgemeldet
2008-12-27T17:27:09+00:00 27.12.2008 18:27
Uii, wieder mal ein super Kappi
Schön, wie du immer wieder die Stellen aus dem Anime einbaust und sie veränderst, damit alles passt
Klasse geschrieben^^
Dir auch einen guten Rutsch!!
lg fireflys
Von:  Guardian
2008-12-27T14:58:55+00:00 27.12.2008 15:58
frohe weihnachten erst maL zurück xDD

so und zu deinemkap das ist echt geil xDDD
Von: abgemeldet
2008-12-27T12:59:05+00:00 27.12.2008 13:59
wow
ok...ich hab keine ahnung was ich schreiben soll
du hast das kappi so toll geschrieben und
alle personen super beschrieben
also...das kappi war einfach klasse
schreib schnell weiter
lg
nami
Von:  kaya17
2008-12-27T12:02:40+00:00 27.12.2008 13:02
Tolles Kapitel^^ sehr schön geworden


Zurück