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Geheimnisse im Nagoya-Krankenhaus

Chiaki Vs. Marron
von

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Die Kette

Chiaki und Marron waren nun seit drei Wochen offiziell ein Paar.

Alle Leute im Krankenhaus hatten sich an das schöne Bild, das die beiden oft zusammen abgaben, gewöhnt.

Marron war offener und frecher und Chiaki war netter und freundlicher. Er nahm sich mehr Zeit für die Patienten als vorher, lächelte mehr und war generell ein wenig besonnener.

Man merkte, dass Marron ihm gut tat.

Und das merkte auch sein Vater und Kaiki akzeptierte es so langsam.

Chiaki gab der Beziehung zu Marron sehr viel Zeit. Er wollte nichts mehr überstürzen und jeden Moment mit ihr genießen und auskosten. Er wollte nicht mehr nur Bettgeschichten und er wollte Marron zeigen, dass er es ernst mit ihr meinte, denn das war das, was sie verdient hatte. Für ihn war sie ein so wundervoller Mensch, so sanft und zierlich. Er wollte sie überall beschützen, vor der Welt, vor schlechten Meinungen und schlechten Menschen. Aber er wusste, dass Marron ihren eigenen Kopf hatte und den wusste sie durchzusetzen.

Und Marron kannte die Kraft und Wirkung ihres Lächelns.

Sie war zielstrebiger als vorher in ihrer Arbeit.

Sie wollte nicht, dass man glaubte, dass sie alles durch ihre Beziehung mit einem Oberarzt bekam, nein, sie wollte nicht bevorzugt werden und arbeitete deswegen härter, als die anderen, um an Operationen zu kommen.
 

Marron fühlte sich ein wenig unwohl.

Sie blickte an sich herunter, als sie aus dem Auto stieg. Das lange Kleid, das sie trug, schmiegte sich wundervoll an ihren Körper an, es war leicht und kaum zu spüren, was Marron nur noch mehr veranlasste, immer wieder an sich herunter zu schauen, einfach um zu sehen, ob das Kleid noch an seinem richtigen Platz saß.

Chiaki hatte es ihr zu diesem Anlass geschenkt.

Für sie war es komisch, dass Chiaki unbedingt das dreiwöchige mit ihr feiern wollte, das kannte sie nicht und es war ihr fremd. Aber sie freute sich, weil Chiaki sich sehr darauf freute.

Er freute sich sehr auf den Abend mit ihr. Er hatte auch ihre Schicht umgeändert, damit sie den Abend zusammen hatten.

„Schöne Frau“, sprach Chiaki sie an und blickte seine Marron erwartungsvoll an. Er fand, sie sah wundervoll in dem Kleid aus. Es könnte keiner Frau besser als Marron stehen. Er lächelte sie liebevoll an, drückte sie an sich und hauchte ihr einen Kuss an die Schläfe. „Du siehst übrigens wundervoll aus, Marron“, flüsterte er ihr zu.

„Chiaki, lass das“, sagte Marron bittend, errötete und stieß ihn leicht von sich.

„Warum denn?“

„Weil ich sonst wieder rot werde und das ist mir peinlich“, gestand sie ihm.

„Ich mag es, wenn du rot bist.“ Schließlich griff er nach ihrer Hand und führte sie ins Restaurant.
 

„Marron“, Chiaki griff nach ihrer Hand und lächelte sie liebevoll, mit seinen braunen Augen an.

Marron wusste gar nicht, wo sie genau hinschauen sollte, denn seine braunen Augen blickten sie einfach viel zu warm und liebevoll an. Ihr wurde warm ums Herz.

Der Abend war für sie so wundervoll gewesen, auch wenn sie sich zuerst gesträubt hatte, mit Chiaki in ein so teures Restaurant zu gehen. Aber er bestand darauf. Er wollte sie nun mal schick ausführen. Und Geld war ihm nun mal nie wichtig gewesen. Und er hatte sich in den letzten Wochen schon sehr zurück gehalten, da wollte er wenigstens das hier ordentlich machen.

„Ich möchte dir gerne was schenken“, sprach er weiter.

„Du weißt, dass du das nicht sollst“, widersprach sie ihm sofort und wollte sich ihm ihrer Hand entziehen.

Doch er hielt sie weiterhin fest und lächelte sie nur an. „Komm Herzchen. Gib mir wenigstens eine Chance, es dir zu zeigen. Du hast mir versprochen, heute nicht zu widersprechen.“

Sie seufzte. „Ich wusste, dass du das noch mal gegen mich verwendest.“ Aber sie zog ihre Hand nicht mehr zurück.

Sie ließ sie nun in seiner Hand ruhen.

Chiaki lächelte sie an, mit der anderen Hand griff er in die Innentasche seines Jacketts und zog ein längliches blaues Kästchen heraus und legte es Marron auf den Tisch.

„Was ist das?“

„Mach es auf, Liebes“, sagte er und grinste sie dabei an.

„Wirklich?“

„Natürlich. Wenn nicht du, wer soll es sonst öffnen?“

Sie nickte schließlich und entzog sich nun seiner Hand, doch diesmal ließ er sie gewähren. Mit beiden Händen öffnete Marron Kusakabe vorsichtig das Kästchen. Ihre Augen weiteten sich. Sofort schloss sie es wieder, als sie den Inhalt realisiert hatte.

Sie blickte Chiaki an, sie wollte es zumindest, denn er saß nicht mehr da.

Marron sah, wie er hinter sie trat, das Kästchen wieder öffnete, den Inhalt heraus holte und es ihr um den Hals legte. „Sie sieht wundervoll an dir aus, meine Liebe.“ Er verschloss den Verschluss der Kette und lächelte sie an. Er küsste ihre Hals noch mal, bevor er sich ihr wieder gegenüber setzte.

Marron blickte immer noch überrascht.

Dann schaute sie auf den Anhänger. Er war so niedlich. So wundervoll.

Die Kette war so wundervoll.

Sie seufzte.

Eigentlich wollte sie diese Kette nicht annehmen, aber sie wusste, dass Chiaki nicht mit sich diskutieren ließ, was dieses Geschenk wohl angehen würde. Natürlich wusste sie das. Sie kannte doch ihren Chiaki. Ja, er war ihr Chiaki. Er war so wundervoll zu ihr und wollte nichts mehr, als das sie glücklich war. Er gab sich große Mühe, nicht, dass sie es unbedingt von ihm abverlangte, nein, er wollte sich selber so verändern und das schätze sie sehr an ihm.

Sie hatte ihm eine Chance gegeben und er hatte es noch nicht einmal ausgenutzt. Mehr als Küssen hatte er von ihr noch nicht verlangt, nicht, dass er unbedingt verlangend war. Nein, es schien fast so, als wollte er momentan nicht mehr, als genügte ihm das.

Es hatte sich bisher als richtig erwiesen, dass sie ihm eine Chance gegeben hatte. Chiaki hatte sie bisher noch nicht enttäuscht.
 

Er setzte sich ihr wieder gegenüber.

„Gefällt sie dir?“

Sie nickte. „Sie ist wunderschön.“ Es war eine goldene Kette mit einem Engel als Anhänger. Der Engel hatte wundervolle Flügel und trug in seinen Händen ein Herz, aus einem Rubinstein. Die Kette war wundervoll.

„Für meinen Engel“, sagte er lächelnd. Ja, sie gefiel ihr, das wusste er. Das sah er ihr an. Dass sie die Kette noch nicht zurückgeben wollte, war ein gutes Zeichen. Sie nahm nicht gerne seine Geschenke an, sie hatte sich auch bei dem Kleid gesträubt, doch er wollte nun mal nicht klein bei geben.

Manchmal gab er es auf, mit ihr zu diskutieren. Er wollte ja nicht mit ihr streiten. Nein, das wollte er nie. Dafür war sie ihm einfach viel zu wichtig. Ja, sie war ihm verdammt wichtig. Und er wollte Marron nicht mehr verlieren.

Er wusste, dass er momentan auf einem sehr schmalen Grad wanderte, da er ihr Geheimnis wusste, aber noch wusste er nicht, wie er es ihr sagen wollte. Er ahnte, dass, umso länger er es hinaus zögerte, es schlimmer für sie sein würde, aber er mochte ihr Lächeln zu sehr.

Vermutlich war es egoistisch. Nein, nicht vermutlich, es war egoistisch von ihm, dass er so dachte. Aber es war ihm alles egal, solange er das unbekümmerte Lächeln von Marron Kusakabe sehen konnte. Dafür gab er momentan alles.

„Ich habe die gleiche“, sagte er schließlich.

Überrascht blickte Marron von dem Anhänger, der auf ihrer Brust ruhte, auf und blickte Chiaki fragend an. Ohne etwas Weiteres zu sagen, zog er eine Kette unter seinem Hemd hervor. Ja, er trug den gleichen Anhänger. Er war nur etwas kleiner und statt an einer Goldkette, trug er den Anhänger an einem Lederband, was ihm vermutlich sogar besser stand.

„Damit ich meinen Engel immer bei mir habe“, antwortete er ihr und blickte sie lächelnd an.

„Danke, Chiaki.“

„Nein, Marron. Ich danke dir. Du bist so ein wundervoller Mensch. Ich danke dir, dass du uns eine Chance gegeben hast.“

„Noch hast du es ja nicht versaut“, sagte sie und lächelte ihn an. Sie scherzte mal wieder mit ihm und nutzte ihre Situation gerne ein wenig aus. Aber genauso mochte er sie ja. Nein, genauso liebte er sie.

„Marron…“

Sie vernahm die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme.

Er griff nach ihrer Hand und blickte sie sanft an.

Sie sagte nichts mehr, sondern blickte ihn nur an. Sie wollte nicht wieder das falsche sagen und die Stimmung kaputt machen.

„Ich muss dir was sagen“, fing er an.

Ja, vielleicht war jetzt der Moment, wo er ihr erzählen sollte, dass er ihr Geheimnis kannte.

Ja, vielleicht sollte er ihr genau jetzt sagen, dass er wusste, wer sie war.

Er schaute schließlich auf und blickte in die wärmsten und schönsten Augen, die er je gesehen hatte. Er seufzte, innerlich. Nein, er konnte es ihr nicht jetzt sagen.

Er war zu feige. Er lächelte sie aber an. „Ich liebe dich, mein Engel.“

Marron lächelte ihn leicht errötet an.

Chiaki musste grinsen, stand von seinem Stuhl wieder auf und ging zu seiner Freundin, er beugte sich zu ihr hinunter und streichelte ihr über die Wange. „Du bist so wunderschön, wenn du rot wirst, Marron.“

„Sag so was nicht“, murmelte sie zu ihm.

„Warum nicht?“

„Weil ich dann noch roter werde.“

„Gut, dann mach ich was anderes.“ Zärtlich und ganz liebevoll berührten sich ihre Lippen.

Er hatte früher Frauen nie so geküsst. Früher waren seine Küsse fordernd und schnell, doch mit Marron wollte er jeden Moment, jede Sekunde des Kusses genießen. Er wollte all die Gefühle spüren, die sie bei ihm erweckte, wenn sie sich küssten. Er wollte ihren Atem auf seiner Haut, auf seinen Lippen spüren. Er wollte ihre Augen ganz nah bei sich haben. Er wollte einfach Marron spüren und genießen und es langte ihm momentan, wenn sie sich küssten. Er forderte nicht mehr, nein, er wollte momentan nicht mehr. Er wollte die Chance nutzen, etwas ganz neues zu probieren.

Nämlich etwas ernst nehmen.

Er wollte unbedingt diese Beziehung zu Marron ernst nehmen und er wollte ihr es zeigen und beweisen.
 

Es war schon spät in der Nacht als Jeanne, die Kamikazediebin über die Dächer der Nacht huschte.

Sie war voller Energie. Das lag nicht zuletzt an den wundervollen Abend mit Chiaki. Aber nun sollte sie sich wirklich auf ihre andere Aufgabe konzentrieren.
 

Sie war schließlich Jeanne und sie hatte eine Aufgabe zu erledigen.

Die blonden Haare flogen im Wind.

Sie war immer noch berauscht.

Sie konnte tun, was sie wollte, sie musste immer wieder an Chiaki denken.

Sie seufzte, wenn das so weiter geht, könnte sie bald ihr zweites Ich als Jeanne an den Nagel hängen, denn dann würde sie ihre Aufträge nicht mehr gut vollenden.

Marron, alias Jeanne, gelangte relativ schnell und fast unsichtbar in das Gelände des Hauses, in dem sie die Vase holen sollte.

Ja, diesmal war es kein Bild, es war eine Vase. Sie war bestimmt wunderschön, aber auch sehr teuer.

Bei den Bildern wusste sie, wenn sie die bösen Dämonen daraus gebannt hatte, erschien ein neues Bild, aber wie war es bei etwas, wie einer Vase?

Sie würde es sehen.

Fynn war sie heute aus dem Weg gegangen. Die letzte Zeit ging sie dem Engel aus dem Weg und beantwortete die neugierigen Fragen nicht.

Fynn war ihr eine gute Freundin, aber irgendwie konnte sie ihr nicht alles sagen. Es war komisch, zumindest für sie.

Nicht, dass sie ihre Beziehung zu Chiaki geheim halten wollte oder dass sie sich für die Beziehung schämte, es war öffentlich. Im Krankenhaus wusste es schließlich auch schon jeder. Und ihre beste Freundin wusste es auch.
 

„Da ist Jeanne!“

Plötzlich gingen alle Lichter an.

Jeanne blieb erschrocken stehen und musste sich mit dem Arm das Gesicht bedecken, da das Licht zu grell blendete.

Aber schnell gewöhnten sich ihre Augen an das Licht.

Es waren riesige Scheinwerfer, die auf sie leuchteten und sie blendeten.

Aber es stand kein Polizist ihr im Weg.

Sie machte mit den Augen schnell den Weg aus, da sie sah, dass sie nur weiter geradeaus rennen musste.

Sie nahm die Hand weg, schloss die Augen und rannte los, blind.

Als sie unter ihren verschlossenen Lidern spürte, dass das Licht schwächer wurde, öffnete sie die Augen wieder.

Sie war vor dem Haus angekommen.

Jeanne verlangsamte ihr Tempo.

Sie sollte wachsamer sein und das war sie nun auch wieder. Sie wollte nichts riskieren, sie setzte hier ihr Leben eventuell aufs Spiel.

Geschickt zog sie ihren kleinen Ball aus dem Rock hervor, warf ihn nach oben. Dieser wickelte sich ums Geländer. Schnell und ohne lange nachzudenken eilte Jeanne an der Wand entlang nach oben und landete sicher auf dem Balkon des Hauses.

Sie holte nun ihre Brosche aus der Tasche und schaute nach dem Signal.

Es piepste stärker als unten.

Also war sie schon auf der richtigen Fährte.

Natürlich, sie war ja auch Jeanne.

Sie öffnete leise die Tür. Sie wusste auch, dass man sie schon bemerkt hatte, aber das war ja nun auch egal. Wenn sie leiser war, war sie den Polizisten immer noch einen Schritt voraus.
 

Jeanne hatte die Vase schnell gefunden. Es war fast zu einfach gewesen. Kein einziger Polizist wollte sie aufhalten. Die Vase stand in einer großen Halle, die zwar nicht beleuchtet war, aber da das Zimmer große Panorama-Fenster hatte, konnte Jeanne durch den hellen Schein des Mondes doch eine Menge erkennen.

„Schach Matt“, rief sie als sie ihren Pin auf die Vase schmiss.

Diese verschwand und eine Schachfigur flog zu Boden. Jeanne wollte sich gerade nach ihr bücken und sie aufheben, als sie an die gegenüberliegende Wand gezerrt wurde. Nun standen sie im Schatten und die Person, die sie an die Wand drückte, mit ihr auch.

Sie spürte nur den Atem der Person.

„Psst.“ Sie erkannte die Stimme. Jeanne wusste, dass es Sindbad war, der neben ihr im Schatten war.

„Was willst du?“, flüsterte sie zu ihm. Jeanne hatte nicht vor, ein Gespräch oder ein Kaffeestündchen mit Sindbad zu halten. Sie wollte hier schnell wieder weg und direkt wieder nach Hause. Sie hatte morgen Frühschicht, das war meist sogar die Nervenaufreibenste Schicht von allen. Vor allem nach einem Wochenende oder Feiertag. Da kamen immer alle direkt.

„Psst“, machte er weiterhin nur noch.

Dann hörte auch Jeanne die Stimmen. Sie kamen aus dem Flur vor dem Raum.

Waren das die Polizisten?

Warum kamen sie erst jetzt?

Sie hatten sie doch kommen sehen.

Waren sie abgelenkt gewesen?

Hatte Sindbad sich vielleicht ihnen in den Weg gestellt gehabt?

Hatte er dafür gesorgt, dass sie ohne Probleme zur Vase gelangen könnte?

Doch Jeanne, alias Marron, blieb nicht lange Zeit sich viele Gedanken darüber zu machen, denn das Licht in dem Raum wurde angeschaltet.

Nun standen sie nicht mehr im Schatten. Erschrocken blickte sie sich um.

Sie blickte sofort zur Schachfigur, sie müsste sie haben. Sie brauchte sie. Sonst wäre alles umsonst gewesen.

Jeanne brauchte einen Plan.

Und zwar schnell.

Sie riss sich von Sindbad los, rannte zur Schachfigur und griff nach ihr. „Nein!“, hörte sie nur noch Sindbad rufen.

Dann fiel ein Schuss.

Erschrocken drehte sich Jeanne um.

Wer schoss da?

Wollte man sie nun umbringen?

Sie sah das Sindbad vor ihr stand, seitlich. Er hatte sich vor sie geschmissen.

Dann klirrte es.

Jeanne schaute zu Boden.

Sie sah eine Kette auf dem Boden liegen. Direkt vor den Füßen von Sindbad. Sie kannte die Kette.

Ihre Augen weiteten sich.

Vor Sindbads schwarzen Stiefeln lag ein Engel, an einem schwarzen Lederband. Chiaki… kam ihr sofort ins Gedächtnis. Nur schwer löste sich ihr Blick von der Kette auf dem Boden. Sie wanderte seinen Körper ganz langsam nach oben und blickte schließlich in das Gesicht von Sindbad.

Warum kam es ihr auf einmal so vertraut vor?

Und warum schmerzte der Anblick von Sindbad sie auf einmal?

„Ma…“, wollte Sindbad etwas sagen. Doch er kam nicht weit, die Polizisten stürmten in Massen das Zimmer.

„Haltet sie auf!“

Jeanne drehte sich um, rannte zu einem der Fenster, legte die Arme schützend vor ihr Gesicht und sprang.

Es war ihr egal, ob sie verletzt werden würde.

Jetzt in diesem Moment spürte sie rein gar nichts.

Sie war leer, in ihr war es leer.

Sie fühlte sich leer und taub.
 

„Jeanne!“

Sie war nicht mehr gerannt. Sie konnte einfach nicht mehr. Nur noch langsam gingen ihre Beine und brachten sie nur schwerfällig an ihr Ziel. Sie war aus dem Gelände des Anwesens, aber noch nicht in Sicherheit.

Hinter sich hörte sie Sindbad. Oder was oder wer auch immer er war.

„Warte!“

Sie reagierte nicht. Sie wollte nicht.

Warum trug er Chiakis Kette?

Warum war da plötzlich dieser Anhänger?

Warum wollte er sie mit ihrem Vornamen ansprechen?

Wer war er?

Was war er?

Sie wollte nicht glauben, dass er Chiaki war. Nein, das wollte sie nicht glauben. Sie konnte es auch gar nicht. Der Gedanke tat ihr schrecklich weh.

Sie fühlte sich einfach nur leer. Sie wollte nicht mehr gehen, wollte am liebsten stehen bleiben, nein, sie wollte liegen, sie wollte sich auf den kalten Boden legen. Sie wollte nichts mehr hören, nichts mehr sehen und nichts mehr spüren. Vor allem das letzte nicht. Momentan war sie nur taub. Fast benebelt, als wäre sie in einer anderen Welt.Es schien alles so weit weg.

„Bitte!“, vernahm sie seine Stimme immer noch. Aber drang sie wirklich zu ihr durch. Nein, sie war in einer anderen Welt. Die Stimme war nicht da.

„Marron!“

Ihr Körper blieb stehen, ihre Beine blieben stehen, alles in ihr blieb stehen. Sie konnte nicht mehr. Kein Schritt konnte sie mehr gehen.

Heiße Tränen rannen ihr über die Wange. Ihr Hals kratzte und sie hatte einen Kloß darin, der ihr das Atmen erschwerte.

Ja, sie konnte nicht mehr.
 

Sie hörte seine Schritte, hörte, dass er näher kam. Langsam und vorsichtig.

„Lass es mir dir erklären.“

„Ich will nichts hören“, sagte sie leise.

„Doch, bitte.“

„Ich will von dir nichts hören!“, ihre Stimme wurde lauter, aber sie brach immer wieder zusammen.

„Ich möchte dir erklären, was Sache ist.“

„Verdammt! Ich will nichts hören!“ Sie schrie ihn an. Sie schlang ihre Arme um ihren Körper und schien sich selber zu umarmen. Nein, sie umarmte sich nicht, sie baute die Mauer wieder auf, die sie immer geschützt hatte. Da war sie wieder, Stein für Stein wurde gerade wieder aufgebaut. Sie würde sich wieder in ihre eigene Welt verkriechen, es war ihr egal, da verletzte man sie wenigstens nicht.

Da tat man ihr nicht so sehr weh.

Da musste sie keinem Menschen vertrauen, der sie eh wieder verraten würde.

Da war sie sicher.

Da war sie einfach allein.

Sie wich zwei Schritte zurück.

„Marron…“

Sie zuckte zusammen, als er ihren Namen aussprach.

Langsam, aber fordernd, blickte sie ihn nun an. Sie musste nun die Wahrheit wissen, sie wusste, dass sie nicht mehr zurück konnte. Sie wollte es nicht mehr. Sie wollte wissen, wer sie so verraten und verletzt hatte.
 

Die Schritte, die sie eben zurückgegangen war, ging sie wieder auf ihn zu.

„Marron. Ich will dir die Wahrheit sagen.“

Doch sie hörte ihn gar nicht. Schwach, fast zu schwach, hob sie ihre Hand. Ihre Augen blickten traurig und enttäuscht in die seinen, die noch hofften.

Dann lag ihre Hand an dem Tuch, der sein Gesicht verbarg.

Er wehrte sich nicht, was Jeanne ein wenig überraschte.

Aber es war ihr egal, sie wollte über das warum nicht nachdenken.

Sie wollte nun einfach die Wahrheit. Sie wollte keine Lügen mehr. Sie wollte keine Worte mehr hören, die sich entschuldigen wollten. Sie wollte die Wahrheit.

Mehr nicht.
 

Sie riss an dem Tuch.

Ihre Augen weiteten sich. Sie konnte es nicht glauben.

Erschrocken ging sie zwei Schritte zurück.

Sie wollte das nicht glauben.

Es war alles gelogen, hallte es in ihrem Kopf.

Jeanne drehte sich um und rannte weg.

„Marron!“, hörte sie noch seine Stimme.



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von: abgemeldet
2008-10-31T15:19:27+00:00 31.10.2008 16:19
ooo wie geil ziemlich nah am original

super^^
Von:  TigerNagato
2008-10-10T11:47:31+00:00 10.10.2008 13:47
das ist ja zum heulen!!
das kapi hast du wieder einmal so schön geschrieben^^
aber eines muss man Chiaki lassen, mist bauen kann er wirklich! ich bin gespannt wie er da wieder rauskommt^^
Von:  kaya17
2008-09-21T21:10:22+00:00 21.09.2008 23:10
Hätte er mal eher ausgepackt...der trottel
Schönes Kapitel

Von: abgemeldet
2008-09-13T18:15:36+00:00 13.09.2008 20:15
ich hab ehrlich tränen in den augen gehabt mein gott wie traurig v.v das hat er nicht verdient er liebt sie wie kannst du marron nur so leiden lassen O.O
aber wunderbar geschrieben wie immer ^^
bin stolz auf dich
lg
kev
Von:  Devilkruemmel
2008-09-12T12:59:56+00:00 12.09.2008 14:59
TASCHENTUCH ALARM
man eh
*mitt wattebällchen bewerf*

da aufzuhören also ne
hoffe es kommt bald mehr
Von: abgemeldet
2008-09-11T17:21:30+00:00 11.09.2008 19:21
Oh man!!! Warum hat er es ihr nicht früher gesagt, wieso??? Männer sind wirklich gut darin alles zu vermasseln.....*seufz*

Er hat lange gebraucht um Marron´s Wand abzubauen. Sie hat es geschafft ihre Mauer in zwei Sekunden wieder zu erstellen..... das gibts doch einfach nicht...

Der Anfang war so schön und das mit dem Essen und der Kette.


Mach bitte ganz ganz schnell weiter.

lini
Von: abgemeldet
2008-09-10T13:24:37+00:00 10.09.2008 15:24
Hey!
wiedereinmal super geschrieben! nur des ganze Da... und Sie... und Er... am anfang der Sätze hat ein bissi genervt. Es war anstrengend zu lesen... (zumindest für mich)
Super erzählt mit der Kette!
mal seheh was noch passiert...

glg
Von: abgemeldet
2008-09-09T21:20:17+00:00 09.09.2008 23:20
so na denn geb ich mal meinen senf wieder dazu^^

also es ist wieder toll beschrieben und geschrieben!!! ich kanns nur immer wieder wiederholen. vllt nervts nach einer zeit, aber es ist einfach so, tolles muss gelobt werden egal wie oft^^

hat sehr wundershcön angefangen und dann natürlich dramatik pur, ich glaube sogar noch dramatischer wie im anime....selbe handlung aber deins ist denke ich noch dramatischer, da maron heftiger reagiert, allerdings wie auch im anime stur ist und nich zuhören will ;-) aber is ja wie imemr frauen!! die sind immer stur *in ecke verkriech*

na dann schreib schnell weiter und bieg das ganze mal weider hin xD

lg chiaki
Von: abgemeldet
2008-09-09T19:02:44+00:00 09.09.2008 21:02
*schnief* warum???!?!!?!!!
es war doch grad sooooo toll un schöööön :'(
hoffe du bekommst das wieder hin in der geschichte, wär doch schade drum ;) =)

das kapi is aber total toll <3

liebe grüße viel spaß beim weiter schreiben =)

Michi
Von: abgemeldet
2008-09-09T17:56:40+00:00 09.09.2008 19:56
Was für ein dramatisches Kapitel
Erst fängt alles so wunderbar an und dann diese Wendung
Das Abendessen der beiden und auch Chiakis Gedanken, endlich etwas ernstes anzufangen fand ich klasse beschrieben
Auch Jeannes Zerstreutheit und dann natürlich das Ende
Totale Dramatik, bin mal gespannt, wie Chiaki das wieder zurechtbiegen kann
Bis dann
lg fireflys


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