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Perfect Moment

von

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Regentropfen

Mit geschlossenen Augen lag er in dem weichen, bequemen Bett mit der weissen, flauschigen Decke die ihn beinahe mitsamt dem Kopf verhüllte. Den Kopf hatte er auf das Kissen gebettet, auch wenn seine Atemzüge noch vollkommen regelmässig waren, schlief er nicht mehr. Er lauschte dem Geräusch des Regens, der an die Scheibe trommelte. Es weckte in ihm die Sehnsucht, da in seinem Heimatland nun die Regenzeit war. Das bekannte plätschern, wenn die Tropfen das Glas hinab rannen und sich unten zu einem kleinen Rinnsaal trafen. Seufzend kugelte er sich zusammen. Regen. Wie konnte so etwas banales ihm Heimweh bescheren? War er nicht ein Sonnenkind? Ja, er liebte die warmen Tage, die Sonnenstrahlen die einem die Haut wärmten und die Laune der Menschen hob? Sommer oder solche warmen Tage waren einfach gut für das Gemüt.
 

„Chikushou!“
 

Seine Stimme war noch vom Schlaf heiser, doch ob dem Klang seiner eigenen Stimme war er nicht verwundert, sondern dass ihm jemand antwortete.
 

„Was ist passiert?“
 

Wie versteinert lag er unter der viel zu grossen Bettdecke, seine Sinne waren zum zerreissen gespannt. Diese Stimme, so tief und melodisch. Langsam richtete er sich auf, seine Augen weiteten sich als er erkannte wer in seinem Hotelzimmer stand. Gackt!
 

„Ohayou gozaimasu, Haido.“

„Was machst du denn hier?“

„Das ist eine nette Begrüssung, kleiner Cherub…“
 

Hyde verzog das Gesicht, dann hob er seine Hände um sich über jenes zu reiben. Er dachte, dass er träumen musste, wollte die Traumfetzen von seinen Augen reiben. Wollte die Ruhe dann geniessen bis die Hektik wieder losgehen würde. Doch als er seine Augen wieder öffnete, stand der grosse Japaner immer noch stolz und erhaben in seinem Zimmer. Perfekt sah er aus, wie immer und Hyde vom Schlaf zerwuschelt, verschlafen und miesepetrig. Das konnte ja heiter werden.
 

„Gomen nasai, so war es nicht gemeint, du weißt ich freue mich wenn ich dich sehe, schliesslich bist du doch mein Freund. Doch musst du dich so anschleichen?“

„Anschleichen? Sag mal Haido, weißt du denn gar nichts mehr?“

„Wie meinst du das?“
 


 

Ihm war nicht entgangen, wie sich ein Schatten über das Gesicht seines Freundes legte. Dieser setze sich dann auf das Bett, strich sich hilflos durch das Haar und sah ihn an. Hyde konnte sich nicht vorstellen was so schlimm war, dass dieser so reagierte.

„Ich war doch gestern schon hier Haido…. Wir waren doch in dieser Bar.“
 

Der ältere Japaner runzelte die Stirn, in ihm herrschte eine gähnende Leere, doch dann nach längerem Nachdenken, blitzte durch die Dunkelheit das ein oder andere Gedankenbild. Sie waren in einer Bar gewesen, hatten Alkohol getrunken, gefeiert hatten sie, dass Ga-chan gekommen war. Und er hatte ihm von seinen ganzen Problemen erzählt. Ja, nun erinnerte er sich daran, dass ihm schlecht geworden und Gackt bei ihm gebelieben war, seinen zitternden Leib gehalten hatte, genauso wie er jedes Mal das Haar aus dem Gesicht gestrichen hatte, wenn er sich übergeben hatte.
 


 

„Hai... du bist ein wirklich guter Freund… arigatou gozaimasu.“

„Das ist gern geschehen!“

„Ich vertrage einfach keinen Alkohol, dennoch war mir gestern danach.“
 

Er umschlang seine Knie, welche er angezogen hatte, legte den Kopf dann auf sie, ihm war einfach ein wenig peinlich, dass Gackt so nett zu ihm war. Und das bei der Tatsache, dass sie sich eigentlich erst seit gut einer Woche kannten. Natürlich hatten sie im Vorfeld viel über Moonchild gesprochen, doch so richtig kennen gelernt hatte er Gackt erst bei den Dreharbeiten. Nun heute würden sie wieder miteinander vor der Kamera stehen und das obwohl Hyde fand, dass er einfach nicht als Schauspieler geboren war.

Er zuckte zusammen als er spürte, dass er umarmt wurde, beinahe hätte er Gackt weg geschoben, doch dann drang die Wärme durch seinen Schlafanzug in seinen Körper. Sein Freund war so wunderbar warm, ein Segen für Haido, denn er fror beinahe dauernd.
 

„Du brauchst dich weder zu entschuldigen noch zu rechtfertigen…Jeder hat irgendwann einen schlechten Tag, jeder ist einmal mies drauf.“
 

Mit geschlossenen Augen lehnte er sich an die Wärmequelle, genoss es so sehr Wärme und Güte zu erfahren. Dann stiegen ihm Tränen in die Augen, sie brannten ihm nicht nur in den Augen, sondern auch als sie die Wangen hinunter rannen. Die Scham fraß sich tief in sein Herz.
 

„Shh weine nicht, du wundervoller Cherub…“

„Ich bin kein Engel, Ga-chan!“

„In meinen Augen bist du ein wundervolles, glanzvolles und wunderschönes Engelswesen, Haido. Das kannst du dementieren so oft du willst, dennoch ist es für mich so.“
 

Hyde wischte sich die Tränen vom Gesicht und grinste Gackt ein wenig an. Irgendwie konnte er nicht verstehen wie dieser Mann ihm immer wieder die Laune retten konnte. Doch in der Gegenwart des großen Japaners hatte der Ältere Mühe längere Zeit missgestimmt zu sein. Es war so als würden Sorgen und Ängste einfach verblassen. Ja, sie verschwanden einfach und lösten sich in ein warmes und sehr angenehmes Gefühl auf.
 

„Wann müssen wir am Set sein?“

„Du hast noch ein wenig Zeit. Ich warte unten auf dich im Frühstückssaal, ist das in Ordnung für dich?“

„Ja dann kann ich noch duschen, ich fühle mich so, als hätte ich es dringend nötig.“
 

Hyde bemerkte das sanfte Lächeln, welches Gackt ihm zuwarf. Es ließ den kleineren erschaudern, doch er hatte nicht die leiseste Ahnung warum das so war.
 

„Warum siehst du eigentlich immer so perfekt aus?“

„Betriebsgeheimnis.“
 


 

Dies brachte den älteren nun zum Lachen, sein melodisches Gelächter schwebte durch den Raum, so sanft und schön wie die Strahlen des Mondes.

Gackt liebte es wenn er den Kleinen so lachen sah, ihm wärmte es das Herz. Doch seit sie angefangen hatten Moonchild zu drehen, war Hyde ein stiller Mensch geworden, der sich immer weiter zurückzog. Gackt war es schon aufgefallen das sich der kleine Japaner aus allem raus hielt, was auch nur nach Spass aussah. Auch dass er stundenlang am telefonieren war, und dann meistens anfing zu weinen war ihm nicht entgangen. Und gestern hatte er ihn überredet, mit in die Bar zu kommen.

Es war der erste Abend gewesen, an dem er wieder in der Stadt war, denn er hatte noch ein Konzert in der Nähe gegeben, so konnte Hyde ihm die Bitte nicht abschlagen und war mit ihm in die besagte Bar gegangen.

Gackt hatte geahnt, dass es sich um Eheprobleme handelte, doch dass es so schlimm war hätte er niemals in seinem Leben gedacht, für ihn waren Megumi und Haido das absolute Traumpaar. Auch wenn ihn das schmerzte, denn er hatte schnell gespürt, dass der ältere Japaner nicht nur ein Freund für ihn war, doch er hielt sich zurück weil er an die Liebe der beiden glaubte.
 

Doch als ihm der Kleine anfing stockend zu erzählen, dass sie ihn betrogen hatte und er Angst hatte, dass das Baby das sie unter dem Herzen trug, nicht von ihm war, hatte es selbst ihm die Sprache verschlagen. Er hatte nicht gewusst wie er ihn trösten sollte, hatte ihn einfach still und wortlos in seine Arme gezogen, hatte ihn weinen und toben lassen. Mehr hatte er auch nicht tun können. Auch wenn er es noch so gewollt hätte. Vor allem da sich der ältere Japaner selbst die Schuld gab, schließlich war er es, der so gut wie nie zu Hause war. Doch Gackt fragte sich in diesem Moment, ob dies nicht einfach eine Ausrede von Megumi war. Doch als Hyde seine Stimme wieder erhob, und ihn aus der innigen Umarmung riss, zuckte er leicht zusammen, ihm war nicht bewusst gewesen, dass er ihm immer noch so nah gewesen war.
 

„Dann bin ich mal unter der Dusche, damit ich neben dir nicht aussehe wie ein Bettler.“

„Du könntest niemals aussehen wie ein Vagabund, selbst dann nicht wenn du den besten Visagisten bitten würdest dich wie einer zu schminken.“
 

Hyde musterte den jüngeren Japaner eine Weile, doch anstelle etwas zu erwidern, schüttelte er nur leicht den Kopf und krabbelte aus dem Bett. Ohne Gackt noch eines Blickes zu würdigen, ging er in das grosse, angrenzende Badezimmer.
 

Der grosse Japaner streckte sich kurz, um sich dann zu erheben. Sein Blick streifte das Zimmer von Hyde, irgendwie sah es ganz anders aus als sein eigenes, sein Zimmer sah beinahe unbewohnt aus, nur der Koffer und die Schreibutensilien zeugten davon, dass das Zimmer belegt war. Doch bei Hyde lagen die Klamotten kreuz und quer umher. Gackt entdeckte die Kleidung, die er als Kei trug, diese hing auf einem Bügel, am Fenstergriff. Über dem Schreibtischstuhl hingen das Hemd und die Hose, die er gestern Abend getragen hatte. Er dachte zurück, wie der kleinere Japaner an diesem Abend ausgesehen hatte, wie ein Gott, ein anderer Vergleich fiel dem Grossen nicht ein. Leise seufzte er und verließ das Zimmer, schließlich hatte er gesagt er würde unten warten, er wollte den Älteren nicht in Verlegenheit bringen.
 


 

Hyde, der erst seinen Schlafanzug auszog, als er die Türe ins Schloss fallen hörte, seufzte leise auf, als das warme Wasser über seinen Körper rann. Es belebte ihn mehr als er geglaubt hätte, doch noch etwas stieg in ihm auf, der Wunsch nach Nähe. Die Wärme die er eben bei Gackt verspürt hatte und nun schon wieder auf das schmerzlichste vermisste, er wollte mehr davon. Doch er schüttelte den Kopf, Gackt war für ihn nur ein guter Freund, außerdem war er nicht schwul.
 

„Genau, ich stehe nicht auf Männer!“
 

Er musste grinsen, seine Stimme hatte sich wie ein Schuljunge angehört, der dem Lehrer erzählte, dass er keinen Unfug angestellt hatte, obwohl er es gewesen war.

Langsam schloss er die Augen und lehnte sich an die kühlen, glatten Fliesen, das Leben könnte so einfach sein, doch für ihn war es momentan nur eines: Schwer! Warum musste er nun an das Ende der Dreharbeiten denken? Warum musste er nun daran denken, dass er Gackt dann nicht mehr so oft sehen würde.

Mit dem jüngeren Japaner war das Leben leicht und unbeschwert, wie damals als er noch ein Kind gewesen war. Dort hatte das Leben nur aus Spass bestanden.

Als er endlich aus der Dusche stieg, war der Spiegel vollkommen beschlagen, lächelnd malte er einen Smily in die glatte Oberfläche, dann machte er sich an das Zähne putzen und das Stylen der Haare.
 

Als er in den Frühstücksaal hinunter ging, beobachtete er, wie sich ein Zimmermädchen mit einem anderen stritt, doch als er vorbeiging zogen sie sich diskret zurück. Hyde musste schmunzeln, es war doch ein schöner Tag, warum vergeudete man ihn mit Streit? Als er endlich den Saal erreicht hatte, sah er Gackt schon von weitem, keiner konnte so gerade wie dieser an einem Tisch sitzen, und nur Tee vor sich stehen haben. Hyde war viel zu faul um ein zweites Mal zu laufen, so nahm er sich am Büffet ein Brötchen und Marmelade und bestellte sich einen Tee. Damit setze er sich dann zu dem großen Japaner hin.
 

„Hatte ich so lange zum duschen?“

„Wie meinst du das kleiner Cherub?“

„Na dass du schon gegessen hast.“
 

Gackt lächelte milde, wie sollte der Kleine denn wissen, dass er niemals etwas zum Frühstück aß? Er überlegte wie er diese Frage umgehen konnte, doch es fiel ihm nur eines ein: die Wahrheit.
 

„Ich frühstücke nie.“
 

Hyde schüttelte den Kopf, holte tief Luft und sprach leise aber ernst:
 

„Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages!"

„Das hört sich sehr nach meiner Mutter an.“

„Kann schon sein, das liegt daran, dass Mütter generell gleich sind.“
 

Beide blickten sich einige Zeit lang an und stimmten dann beide gleichzeitig in ein fröhliches Lachen ein.
 

„Iss endlich, sonst wirst du niemals groß und stark.“
 

Der ältere Japaner schmunzelte und fing an sein Brötchen zu zerteilen, dann bestrich er es mit Butter und Marmelade. Eine Hälfte hielt er dem verdutzten Gackt unter die Nase.
 

„Da…du bist jünger als ich.“
 

Gackt wusste, dass er nicht mehr drum herum kam, griff nach dem halben Brötchen und biss hinein, er musste gestehen, wenn es von Hyde gemacht worden war, schmeckte es gleich doppelt so gut. Genüsslich leckte er sich die Marmelade von dem Finger und ließ den älteren Japaner nicht aus den Augen, natürlich entging es Gackt nicht, dass dieser unruhig woanders hin sah. Auch wenn er nicht wusste, ob dies aus Scham geschah oder weil er etwas in dem kleinen Japaner weckte, doch Gackt würde es herausfinden, und wenn es das Letzte war, was er tun würde.

Wärme

Hyde stand am Fenster und betrachtete den Regen, der an der Scheibe hinunter rann, alles wurde für die Szene vorbereitet, doch er konnte nur eines tun: Warten.

Er fand einfach keine Ruhe, um sich wie Gackt irgendwo hinzusetzen, um ein Buch zu lesen oder vor sich hinzuklimpern. Ihn beschäftigte es sehr, dass er sich glücklich in der Nähe des großen Japaners fühlte, während ihm die Probleme förmlich über den Kopf wuchsen. Was sollte er nur machen, innerlich hatte er es doch schon längst erkannt, dass die Liebe zu Megumi nach dem ersten gemeinsamen Jahr verblasst war. Doch würde er es auch durchstehen, ihr zu sagen, dass es besser war wenn sie sich scheiden lassen würden? Irgendwie behagte ihm diese ganze Situation einfach nicht. Irgendwie hatte er es auch nicht gelernt mit solchen Sachen umzugehen, seine Eltern waren immer noch verheiratet und glücklich miteinander.
 

„Haido? Wir können drehen…“
 

Die warme, melodische Stimme von Gackt drang nur langsam in seine Gedanken ein. Als er jedoch erkannte, dass er hinter ihm stand, drehte er sich um.
 

„Entschuldige, ich war in Gedanken.“

„Das war nicht zu übersehen, doch das ist nicht schlimm.“
 

Hyde ging mit dem großen Japaner auf seine Markierung und atmete tief durch, wie jedes Mal war er nervös, doch das legte sich zum Glück nach der ersten Einstellung meistens. Er würde seinen Text vergessen, schoss es ihm durch den Kopf, doch bevor er sich noch mehr Gedanken darum machen konnte rief der Regisseur auch schon „Action“. Und der Ältere gab wie immer sein Bestes, er hielt die Ansprache die er halten sollte und stellte sich dann vor Gackt hin, dem eine Träne über die Wange lief, für den Kleinen wäre dies beinahe ein Grund gewesen selbst anzufangen. Es sah einfach so echt aus. Doch das kurze Zögern hatte niemand bemerkt, er strich ihm die einzelne Träne von den warmen Wangen. Danach schob er seine Hand in den Nacken des Grossen und zog ihn an seine Brust, um ihm einen Kuss auf das Haar zu hauchen. Und dann durchfuhr es ihn, es war wie ein Blitz, ein gewaltiges elektrisch geladenes Gefühl, das durch seinen Körper raste. Der Duft, der von dem weichen, samtweichen Haar ausging, war so exotisch und betörend, dass Hyde einfach so verharrte. Ihm wurde ganz warm, sein ganzer Körper schien zu kribbeln und zu allem Überfluss lief es ihm eiskalt über den Rücken.
 


 


 


 

Gackt hatte die Augen geschlossen, als seine Stirn die Brust von Hyde berührt hatte, beinahe gierig atmete er den sanften Duft nach Lotusblüte ein, die von der warmen Haut seines Freundes ausging. Um ihn war es schon bei der ersten Begegnung geschehen gewesen. Als er die dunklen und geheimnisvollen Augen dieses Mannes gesehen hatte, war ihm bewusst geworden, dass er sich hoffnungslos und unrettbar in ihn verliebt hatte. Ihm nun so nahe zu sein war die Hölle und der Himmel für den jüngeren Japaner.

Die Hölle, weil er wusste, dass er sich bald wieder von diesem Mann trennen musste, dass alles nur perfekt geschauspielert war, dass die Gefühle von Hyde nicht echt waren, denn Kei liebte Sho auf irgendeine Weise, Hyde mochte Gackt aber im Gegenzug nur als Freund. Doch der Himmel war es für ihn, da er ihm endlich einmal nah genug war, um die Wärme spüren zu können, die von Hyde ausging. Von ihm umarmt zu werden war einfach das Himmelreich auf Erden.
 


 

Hyde ließ Gackt erst dann los, als der Regisseur „Cut“ rief, doch er musste sich selbst eingestehen, dass er nicht wusste wie oft dieser es schon gesagt hatte. Und noch eines musste er sich eingestehen, er hasste es jetzt schon von Gackt getrennt zu sein, obwohl sie nicht weiter als einen Meter voneinander weg standen. Am liebsten hätte er den Größeren aufgefordert, ihn wieder in den Arm nehmen zu dürfen, mit den Händen wieder durch das Haar streicheln zu dürfen, ihn auf jede erdenkliche Art anzufassen zu können. Ja beinahe hätte der ältere Japaner darum gefleht, dass er all das tun dürfte, doch er stand nur stumm neben dem Brünetten und beobachtete, wie er sich mit dem Regisseur beriet, ob man die Szene noch einmal wiederholen sollte. Der Blonde lächelte still in sich hinein, mit Vergnügen würde er diese Szene noch einmal wiederholen. Doch zu seinem ehrlichen Bedauern, war die Szene perfekt.
 

„Was denkst du Haido, haben wir uns Mittagessen verdient?“
 


 

Der Angesprochene blickte auf die Uhr, es war halb zwei Mittags und er hatte es gar nicht bemerkt, wie sehr die Zeit schon vorgeschritten war. Eigentlich hatte er keinen Hunger, doch er hoffte, dass er mit Gackt alleine sein würde, so stimmte er ein. Kurze Zeit später verließen beide das Set, der Blonde wischte seine Sonnenbrille an seinem Hemd sauber, ehe er sie auf die Nase setzte.
 

„Und wo hast du gedacht willst du Essen gehen?“
 

Der Brünette sah sich um, er hatte sich gar keine Gedanken darum gemacht, wo er den Kleinen hinführen wollte, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass er ihn vom Set wegbekommen würde. Sonst war Hyde in der Mittagspause lieber in einer unauffindbaren Ecke. Fieberhaft überlegte er, wo er hingehen sollte, doch da er sich hier nicht wirklich auskannte, blieben ihm nur zwei Möglichkeiten. Entweder er fragte jemanden, auf die Gefahr hin, dass dieser jemand sie begleiten wollte, oder er lief einfach drauflos.
 

„Wir werden schon etwas finden“ meinte er, ein wenig verwirrt.
 

Hyde schlenderte neben dem großen Japaner her, während er sich überlegte, ob dieser überhaupt wusste wo er hin wollte. An ein paar Restaurants war er nun schon vorbeigegangen, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Doch da er keinen großen Hunger hatte, sagte er auch nichts, sondern genoss die Nähe von Gackt. Auch wenn sie sich nicht berührten, war da etwas, wie ein zartes Band, das sie beide umschloss und fest hielt. Es machte ihn glücklich, er dachte kaum an die Tragödie, die sich bei ihm abspielte, sondern nur an den Moment, den er nun erlebte. Als der Jüngere ihn anblickte, lächelte er ihm warm zu.
 

„Haido…“ meinte er ohne ihn anzusehen. „Ich glaube, ich hab mich total verlaufen.“
 

Der Blonde schmunzelte und deutete auf ein kleines Restaurant, welches an einer Ecke, beinahe versteckt war.
 

„Lass und da essen. Dort findet uns bestimmt niemand.“
 

Beide mussten lachen und schlenderten über die Strasse. Als sie das Lokal betraten, bemerkte Hyde, dass außer ihnen niemand hier war. Er wandte sich an die Dame, die ihnen entgegen eilte. Er fragte sie, ob sie denn geschlossen hätten, doch sie schüttelte nur kokett lächelnd den Kopf und führte die Beiden zu einem Tisch, der an einem großen Fenster stand, und ihnen den Blick in einen verträumten Hinterhof freigab, der über und über mit Pflanzen besiedelt war.
 

„Schau mal, wie im Urwald…“ meinte Gackt leise und schubste Hyde ein wenig an.

„Schnell geh raus, da fehlt noch ein Affe“ meinte er und blickte in die gold gesprenkelten Augen des Solokünstlers, welche noch mehr zu leuchten anfingen, als er lachte.
 

Das Essen schmeckte wie bei Mutter zu Hause und Gackt war froh, dass Hyde genauso wie er großzügig zulangte. Da er sich die Wochen immer wieder mit Sorgen ansehen musste, wie wenig der Blonde aß, stimmte es ihn noch glücklicher, dass er wieder einen Appetit entwickelte, der den Gerüchten entsprach. Ein wenig schmunzelnd beobachtete er Hyde, wie er die zweite Schüssel Reis leer aß, und fragte ihn, ob er seinen noch aufessen würde. Natürlich gab er ihm den Rest noch ab, er hätte ihm alles gegeben, sogar sein letztes Hemd.

Als sich der Blonde in den Stuhl zurücklehnte und an seiner Tasse Chi nippte, lächelte er ihn warm an und beugte sich über den Tisch.
 

„Bist du nun satt, mein kleiner Vielfraß?“ meinte er sanft.
 

Hyde, der die Augen geschlossen hatte, wurde augenblicklich von der tiefen, melancholischen Stimme in den Bann gezogen, man konnte Gackt nicht böse sein, vorallem wenn er es nicht so meinte. Er wollte ihm einen kleinen Streich spielen und öffnete langsam die Augen, der Anblick der sich ihm bot, verschlug ihm aber für einen kurzen Augenblick die Sprache. Gackt, der ihn anlächelte, so als würde er einen Geliebten oder einen langjährigen Freund meinen. Ga-chan, der ehrlich und aufrichtig, ohne irgendeine Maske auf dem Gesicht lächelte! Es gab immer wieder Wunder, wie der kleine Japaner fand. Als er wieder die Sprache fand, meinte er lässig:
 

„Was?! Ich dachte das sei die Vorspeise gewesen!“
 

Zufrieden beobachtete er, wie Gackt ihn verwirrt anblickte, das Leuchten aus seinen Augen verschwand für einige Sekunden, nur um stärker zurückzukehren.
 

„Du Schuft, du…“ er lachte und ließ den Satz unausgesprochen.
 

Wie gern würde ich ihn nun küssen, dachte sich Gackt. Ihn auf die sanften, weichen Lippen küssen, die so verführerisch sind. Seine weiche Haut mit meinen Fingerspitzen liebkosen und sehen wie sich diese göttlichen Lippen öffnen, um einem leisen Stöhnen Platz zu machen. Er bemerkte gar nicht, dass er anfing wehmütig zu lächeln. Er tauchte erst aus seinen Phantasien auf, als sich kühle, aber sanfte Finger um seine Hand legten.
 

„Müssen wir nicht zurück?“ fragte Hyde, doch in seiner Stimme klang ein leises Widerstreben mit.
 

Als Gackt ihm in die Augen blickte, sah er das sanfte mystische Braun zu ihm aufblicken, unfähig etwas zu sagen nickte er nur. Als Hyde bezahlte, entrüstete er sich aber, er beschwerte sich, dass immer er bezahlte und dass er sich das nächste Mal gefälligst einladen lassen sollte. Doch als Hyde ihn einfach entwaffnend anlächelte, verfiel er in ein Schweigen, welches andere verblüfft hätte.
 

„Es gibt also ein nächstes Mal?“

„Natürlich, schließlich muss ich es einmal schaffen dich einzuladen.“

„Das wird dir niemals gelingen!“ lachte der Kleinere.

„Um was wetten wir?“ fragte der Brünette.

„Gute Frage…“

„Es muss aber etwas sein, das wir beide nicht mögen!“ warf Gackt ein. „Sonst ist es kein richtiger Ansporn.“

„Gut, dann gehen wir einen Tag in die Onsen, ich weiß, dass du es nicht magst, warum auch immer.“

„Weil es warm ist und immer so viele Leute hat, ist doch ganz einfach, aber gut, einen Tag Onsen für Hyde.“ Gackt dachte sich, dass er für Hyde einen Monat am Stück in den heißen Quellen Japans verbringen würde.

„Gut, und was verlangst du wenn du gewinnst?“ fragte Hyde nun grinsend, da er sich nichts vorstellen konnte was ihm widerstreben würde.

„Wenn ich gewinne, Haido, dann bekomme ich einen Kuss von dir.“
 

Hyde wurde ganz blass und schluckte. „Einen Kuss? Von mir?“

„Mit allem drum und dran….Natürlich werden wir ihn in Moonchild einbauen, schließlich lieben sich Kei und Sho, also alles ganz harmlos.“

„Na gut…Der Zeitraum ist ein Monat, wenn du es bis dahin nicht geschafft hast, kommst du mit in die Onsen.“

„Oder du küsst mich.“

Wettschulden sind....

Es verging kaum ein Tag, an dem Hyde nicht an die Wette dachte, sie gingen viel miteinander irgendwo hin und Hyde passte auf wie ein Wolf, dass Gackt nicht heimlich bezahlen konnte. Doch immer wenn er daran dachte, was sein Wetteinsatz war, kribbelte es in seinem Magen, als hätte er tausend Motten verschluckt, die aufgeregt in seinem Bauch flatterten. Ein Kuss…dachte er, ein Kuss wäre nicht alle Welt, doch dass er es in den Film aufnehmen wollte, das war für Hyde schon eine grosse Sache.
 

Er schreckte aus seinen Gedanken auf, als das Handy neben ihm klingelte, er griff danach und spürte, wie ihm das Herz in die Hosen rutschte. Megumi, dachte er, warum kannst du mir keine Luft zum Atmen geben. Keine Zeit, um Wunden heilen zu lassen.
 

„Moshi Moshi“, flüsterte er beinahe ins Telefon.

„Haido…“

„Megumi…“

„Ich wollte dir etwas sagen, ist es dir möglich mich heute Abend zu treffen?“
 

Hyde blickte in seinen Terminkalender, es stand nichts eingeschrieben, dennoch hätte er sie beinahe angelogen, ihr gesagt, dass es nicht gehen würde. Er hatte einfach keine Lust einen Abend mit ihr zu verbringen, er wollte sie nicht einmal mehr hören. Doch den Mut, den es gebraucht hätte, ihr die Scheidung vorzuschlagen, brachte er feige, wie er war, auch nicht auf.
 

„Ich werde mich darum kümmern, dass ich einen Wagen bekomme, kannst du mich in der Mitte treffen?“

„Hai, ich erwarte dich in dem Restaurant, das sich „Q“ nennt, komm gegen acht und sei bitte pünktlich.“

„Hai.“
 

Da nichts mehr zu sagen war, legte der Blonde wortlos auf. Sein Blick streifte in der Lagerhalle umher, der ihnen seit einer Woche als Drehort diente. Er fand Gackt auf Anhieb, er kauerte auf dem Boden und las in seinem Buch. Wie gerne wollte er nun mit ihm reden, ihn bitten ihn zu begleiten, doch sein Körper blieb stumm und einfach dort, wo er war, sitzen. In ihm gefror alles, er spürte keine Emotionen mehr in sich. Am liebsten wäre er nun in den ewigen Schlaf gefallen.

Doch, als ob Gackt seine stummen Hilfeschreie gehört hätte, hob er den Blick, um ihn zu mustern.
 

Irgendwas hatte sich verändert, so dass sich der Brünette nicht mehr auf sein Buch konzentrieren konnte, er blickte auf und traf auf den gequälten Blick des Blonden. Es war alarmierend ihn so zu sehen, was Gackt veranlasste sich zu erheben und Hyde an der Schulter in den hinteren Teil der Lagerhalle zu führen.
 

„Was ist los Haido…?“

„Megumi hat angerufen.“
 

Gackt musterte Hyde eine Weile, wollte nicht aufdringlich sein, doch als er nicht weiter sprach, fragte er leise: „Tut sie doch immer, was wollte sie denn?“
 

„Mich treffen…“

„Ja, vielleicht hat sie Sehnsucht nach dir.“ Gackt verspürte den Stich der Eifersucht in sich, als er weiter sprach „Vielleicht möchte sie dich überraschen, hat einen Tisch reserviert und ein Hotelzimmer…?“

„Ich… kann nicht… Ich kann das nicht mehr…“, flüsterte Hyde leise über die Geräusche der Arbeiter, die die Kameras aufstellten.

„Ich werde dich begleiten, Hyde, ich werde dich nicht alleine lassen, wenn du es nicht willst.“

„Arigatou…Ich bin dir so dankbar…so sehr…“
 

Der Tag war furchbar, keine der vorgesehenen Szenen klappten, Hyde verpatzte seine Einsätze, vergass seinen Text und stand dann einfach nur hilflos da. Doch Gackt war da, wenn die Verzweiflung in ihm hochkroch und ihm die Tränen in die Augen stiegen, so war es der Brünette, der ihn in die Arme schloss und die Tränen, die seine Wangen hinunterliefen, trocknete.
 

Auch war es Ga-chan, der vorschlug den Dreh zu verschieben und alle nach Hause schickte. Er holte Hydes Mantel und führte ihn dann zum Auto.
 

„Mach dir keine Gedanken, mein kleiner Engel.“

„Und dein Zeitplan? Den hab ich dir doch nun über den Haufen geworfen.“

„Nicht wirklich, wir waren gut dran, es normalisiert sich nun halt.“

„Und mir hat man immer erzählt, du seist so perfektionistisch und aufbrausend, wenn etwas nicht klappt. Dass du dann wirklich sauer werden kannst.“
 

Hyde wagte es nicht aufzublicken, denn Gackt hatte die Luft beinahe scharf eingezogen, so als wäre er über die Worte erstaunt gewesen.
 

„Ich weiss, dass ich absolut pingelig sein kann“, gab der grössere Japaner nun leise zu. „Doch wenn es jemandem schlecht geht, oder jemand überhaupt keine Schuld an der Sache hat, dann wird er auch nicht angebrüllt oder dergleichen, verstehst du das?“, flüsterte er.
 

Oh ja, der Blonde verstand es schon. Wie oft hatte er mit Tetsu gestritten während der Studioaufnahmen? Wenn etwas nicht gut lief, oder etwas nicht wirklich klappen wollte? Er kannte den Druck, der auf einem lag, wenn man ein Album fertig stellen musste, oder eine Tour vor sich hatte. Und er kannte genau so die gereizte Stimmung, bis es dann endlich los ging. Er nickte leicht, ja, er konnte es voll und ganz verstehen, was Gackt ihm sagen wollte.
 

„Natürlich…“

„Es sind genug Leute da, die es nicht verstehen. Die es nicht verstehen wollen, das man für sich selbst etwas Gutes abliefern will. Ich meine, ja klar, denke ich an meine Fans, doch in erster Linie mach ich doch meine Musik für mich und Menschen, die mir nahe stehen. Genauso ist es bei Moonchild, ich mache den Film für dich, mich und allen, die beteiligt sind. Es-“, er verstummte und legte den Kopf lächelnd schief. „war ein Lebenstraum von mir...“

„Eine Ehre, das ich dir dabei helfen kann…vielleicht…hättest du nicht so einen Tollpatsch nehmen sollen.“

„Nein Haido…“, er schob zwei Finger unter das Kinn des Blonden und zwang ihn aufzublicken. „Nein, du bist der perfekte Kei, du bist Kei…verszehst du? Du gibst ihm Leben, ein Gesicht und eine Seele, so wurdest du Kei, mein perfekter Kei.“ Seine Stimme war nur ein leises, heiseres Wispern. Und Hyde hätte beinahe die Augen geschlossen, um sich dieser warmen Stimme hinzugeben. Doch dann entwandt er sich dem Griff des Grösseren.
 

„Hey, die Wette ist noch nicht gelaufen… Noch hast du nicht gewonnen.“
 

Angesichts der Situation kam der Witz nicht so rüber, wie Hyde ihn wollte, dennoch flackerte in den warmen Augen seines Gegenüberes ein warmes Lächeln auf.
 

„Du sollstest dich umziehen“, meinte er und schob ihn aus dem Wagen, der schon einer Weile vor dem Hotel parkte. Er liess ihn auch nicht los, als sie die Reception betratten und sich die Schlüssel abholten. Im Lift aber lockerte er seinen Griff um die zarten Schultern des Blonden und lächelte ihn durch den Spiegel warm an. Gackt wusste, dass er seinem Freund zur Seite stehen musste, denn er konnte erahnen, dass es für den Kleinen viel zu viel war.
 

Als die Dunkelheit sich über das Land legte, fuhr ein nachtblauer Sportwagen einsam und alleine über die Landstrasse. Am Steuer sass Hyde, der sich auf die unebene und meist unbefahrener Strasse konzentrierte. Neben ihm sass Gackt, der an dem Radio rumspielte, bis er einen Sender gefunden hatte, der einigermassen reinkam, ohne dass nur statisches Rauschen über den Äter rasste. Der grössere Japaner liebte die Geschwindigkeit und war froh darüber, dass sein Gegenüber nicht wie eine alte Oma fuhr. Er hätte erwartet, dass Hyde ihm erzählen würde, wie das Gespräch zwischen ihm und Megumi verlaufen war, doch sein Cherub schwieg beharrlich. Er starrte auf die Strasse und über sein Gesicht hatte sie eine Maske gelegt, die unbelebt und distanziert wirkte.
 

Doch nach einigen hundert Metern seuftze Hyde leise. Ohne das Tempo zu drosseln, fing er an zu sprechen.
 

„Sie will sich Scheiden lassen.“
 

Gackt, der in seinen Gedanken versunken war, blickte beinahe erschrocken zu Hyde. Hatte er das richtig verstanden? Megumi wollte die Scheidung?
 

„Sag bitte nichts, Ga-Chan, bitte. Ich will dir erst etwas anderes sagen“, meinte der Kleine leise und drehte das Radio leiser. „Ich bin sehr errleichtert über ihre Entscheidung. Megumi war nicht die Frau, die ich in ihr gesehen habe.“
 

Hyde bog in eine Seitestrasse ein, die zu einer Bar führte, von weitem konnte man sie schon sehen, wie sie beinahe einsam im Gelände stand. Hell erleuchtet wie ein Stern am dunklen Nachthimmel.
 

„Sie ist eine kalte Person, die mir niemals den Halt gegeben hat, den ich mir gewünscht habe. Und ich bin nicht der Mann ihrer Träume. Schliesslich war ich niemals da. Doch das tut nichts mehr zur Sache. Sie möchte sich Scheiden lassen, da sie sich in einen anderen verliebt hat.“ Ein weiteres Seuftzen drang aus den halbgeschlossenen Lippen und zum ersten Mal an diesem Abend sah Hyde Gackt an.
 

Wärme durchdrang ihn, die sein Herz umhüllte und er fühlte sich innerhalb weniger Sekunden geborgen und verstanden. Diese schönen Augen, dachte Hyde sich, die warm und voller freundschaftlicher Liebe für ihn waren.
 

„Lass uns etwas trinken gehen, feiern wir auf meine neue Freiheit.“
 

Gackt war ein wenig sprachlos, nach dieser langen Zeit, in der er es für ihn aussichtlos gewesen war, Hyde zu lieben, war dieser wieder frei. Sollte er nun um ihn kämpfen? Sollte er wirklich riskieren, sein Gesicht zu verlieren? Er atmete tief aus. Dieser wunderbare Engel, wie er da im Schein des kalten Lichtes der Bar stand, er raubte ihm den Verstand, wenn er ihn nicht haben konnte, das wusste er.
 

„Hast du bedacht, dass du sie vertraglich bindest?“

„Du meinst, dass sie kein Buch über meine Macken schreiben kann?“, lachte Hyde leise. „War von Anfang an in unserem Ehevertrag, mach dir keine Sorgen.“

„Nun dann…Lass uns etwas trinken gehen.“
 

Die Bar war verraucht und etwas heruntergekommen, doch das störte die beiden nicht. Sie setzten sich an den Tresen und tranken zusammen einige Gläser Sake. Das hiess, Hyde trank ein wenig zu viel, doch anders als beim letzen Mal strahlte er nun nicht die tiefe Traurigkeit aus, sondern eine Ausgelassenheit, die Gackt kaum verstehen konnte, er selbst hielt sich zurück, denn jemand musste nacher noch ins Hotel fahren können.
 

„Lass uns nach Hause gehen, Haido, ich denke, du hattest genug“, meinte er liebevoll zu seinem Engel.

„Na gut, kannst du das Mal bezahlen? Ich muss noch dringend aufs Klo.“
 

Als er dem Schwarzhaarigen nachsah, erschien auf seinen Lippen beinahe ein diabolisches Lächeln. Er zog seinen Organizer heraus und blätterte durch den Kalender, heute war der letze Tag des Monates. Die Wette würde heute Punkt Mitternacht auslaufen. Und er konnte bezahlen? Sein Herz machte einen aufgeregten „Hüpfer“ und er zog seine Kreditkarte aus der Tasche.
 

„Kann ich das bezahlen?“, fragte er den Barkeeper, dieser nannte ihm den Preis und er wollte seine Kreditkarte zücken, doch der Wirt schüttelte den Kopf.
 

„Hier geht nur Bar, Junge.“
 

Gackt lächelte und grub in seinen engen Hosen nach Geld, die Hälfte der Summe bekam er zusammen, doch mehr war nicht da. Als Hyde zurückkam, meinte er:
 

„Kannst du mir die Hälfte geben? Ich habe nicht genug Bargeld da.“
 

Hyde blickte zur Uhr, die hinter dem Thresen hing und schluckte. Er hatte gedacht, es sei bestimmt schon Mitternacht vorbei, aber nein, Gackt hatte noch zehn Minuten übrig, um die Wette zu gewinnen. Er übergab ihm die Hälfte und trat mit ihm nach draussen, die frische Luft tat ihm gut. Als er Gackt ansah, sah er, dass dieser grinste.
 

„Momentmal, Ga-Chan! Du hast nur die Hälfte bezahlt! Das heisst, ich muss nur die Hälfte der Wettschulden einlösen!“, meinte er ein wenig ängstlich.

„Da hast du Recht und ich werde es genau so halten“, meinte er sanft.

Hyde nickte und meinte: „Ich gehe einen halben Tag runter, du musst nur einen Nachmittag in die Onsen mitgehen“, er flüsterte beinahe, denn er wusste nicht, was Gackt nun mit seinem Wetteinsatz machen würde.

„Gut, den Kuss kannst du mir dann in den Onsen geben, ich verzichte darauf, dass er in dem Film zusehen ist“, meinte Gackt grinsend und liess Hyde ins Auto klettern. Sein Körper vibrierte vor Vorfreude, er würde einen Kuss von diesen engelsgleichen Lippen bekommen, die so sanft und einladend wirkten. Er würde der glücklichste Mann auf Erden sein, auch wenn er in die Onsen musste…

...sind Ehrenschulden

Hyde saß auf der warmen Holzbank und spülte sein Haar mit warmen Wasser aus. Er wusste, dass er schon einige Zeit hier drin war, doch er zögerte es ein wenig hinaus zu gehen. Und zum tausendsten Mal redete er sich ein, dass es nichts damit zu tun hatte, dass man nackt in den Onsen badete. Nein, viel mehr hatte es mit dem Kuss zu tun. Es blieb ihm nichts übrig, als hinaus zu gehen, und er wollte es hinter sich haben, denn wenn er Gackt in die braunen Augen sehen konnte, würde er so oder so alle seine Zweifel vergessen.
 

So erhob er sich und tappte langsam nach draußen. Der warme Nebel schlug ihm entgegen und hüllte seinen Körper in eine angenehme, kribbelnde Feuchtigkeit ein. Als er am Beckenrand angekommen war, stockte ihm der Atem, denn er hatte erwartet, dass Gackt schon im Wasser war, doch dieser stand erst mit den Füssen darin. Ohne falsche Scham liess er seinen Blick an dem wohlgeformten Körper hinaufwandern, bewunderte die schlanke Gestalt, die festen Lenden, den flachen Bauch und die wunderschönen Lippen, die sich zu einem strahlenden Lächeln teilten. Sodass die sanften, braunen Augen anfingen zu leuchten, ja, zu strahlen, als wären sie kleine Bruchstücke des Nordsterns.
 

„Ich dachte schon, dass du gar nicht mehr ins Wasser kommst“, neckte Gackt ihn leise und ließ seinen Blick über das Becken streifen. „War doch eine gute Idee, am Morgen hierher zu kommen, kein Mensch ist heute hier.“
 

Der Blonde blickte sich um und nickte Gackt zustimmend zu. Dann trat er an den Beckenrand und tauchte seine Füsse in das warme Wasser, gut, heute war es irgendwie angenehmer als sonst. Das Wasser war sonst viel zu heiß nach Hydes Geschmack.
 

Er gesellte sich zu Gackt und ging dann in die Hocke, um sich hinzusetzen. So reichte ihm das Wasser nun knapp bis zur Hüfte, doch das genügte, um den ganzen Körper zu wärmen.
 

„Ist doch sehr entspannend, nicht wahr?“

„Oh ja, vor allem, da kein anderer unsere Ruhe hier stört“, lachte der Brünette leise.
 

Schmunzelnd blickte Hyde den anderen an, wie er neben ihm sass und ihn anstrahlte. Ob er wohl an die Wette dachte? Oder ob er sich wirklich hier voll und ganz entspannen konnte? Der kleine Japaner fragte sich, ob Ga-chan die Wette womöglich vergessen hatte. Denn irgendwie hatte er erwartet, dass dieser über ihn herfallen würde, sobald er im Wasser war. Doch nun sass er entspannt im Wasser und plätscherte ein wenig vor sich hin.
 

Nach guten 10 Minuten erhob sich Hyde, um eine Pause zu machen, ihm war schon ein wenig schwindlig und er wusste, noch eine Weile hier drin und es würde sich auch die Übelkeit hinzugesellen.

Als er sich erhob, tat es ihm Gackt gleich und als er stolperte, fing er ihn auf. Kurz trafen ihre Blicke aufeinander und Hyde wurde für einige Sekunden schwarz vor Augen. Dieser Blick, diese wunderbaren, rehbraunen Augen, die immer so einen goldigen Schimmer hatten, er fühlte, dass sich tief in ihm etwas regte. Es fühlte sich an, als wäre etwas in seinem Bauch, etwas, was lange geschlafen hatte.
 

„Magst du deinen Wetteinsatz nun einlösen?“, wisperte der Brünette leise.
 

Kaum sichtbar nickte Hyde und Gackt senkte seinen Kopf langsam. Der Blonde schloss die Augen, warum er das tat, wusste er nicht, doch es erschien ihm einfach richtig. Als die warmen, sanften Lippen die seinen berührten, spürte er den Blitz, der durch seinen Körper jagte, niemals hätte er gedacht, dass sich die Lippen des Jüngeren so sanft und warm anfühlen würden.

Sogar besser als die von Megumi, schoss es ihm durch den Kopf. Viel besser. Vor allem waren sie so unvermutet sachte und zart, wie Schmetterlingsflügel, die über die Haut streichelten.

Als sich Gackt langsam zurückzog, öffnete Hyde verwirrt die Augen. Er wollte nicht, dass dies einfach so aufhörte.

Die Augen, die ihm entgegenblickten, waren wie geschmolzene Schokolade, süß und sanft. Ja, die Sünde schmeckte nach süßer, zarter Schokolade!
 

Keiner der beiden sprach auch nur ein einziges Wort. Gackt trug Hyde nun aus dem Wasser, durchquerte die Duschen und legte ihn im Ruheraum auf eine Sonnenliege.Die Gedanken des Blonden waren nichts weiter, als ein geschmolzenes etwas. Gedankenfetzen waren das einzig Klare, was er erfassen konnte. Er dachte daran, dass die Hände des Brünetten so unglaublich sanft und zärtlich waren. Dass seine Haut makellos und warm war. Leise seufzte er auf, als Gackt ihm seine warme Hand auf den Bauch legte. Schon diese kleine Berührung ließ die Haut des Kleineren voller Erwartung kribbeln. Von allein hob Hyde seine Lippen denen von Gackt entgegen.
 

Dieser blickte ihn überrascht an, denn er hatte ihm nur eine Haarsträhne aus dem Gesicht streichen wollen. Er betrachtete den Blonden eine Weile. Sein engelsgleiches Antlitz, das so flehend vor dem seinen lag. Mit dem Zeigfinger strich er über die geschwungenen Lippen des Kleineren. Hyde öffnete diese leicht und fuhr sanft und langsam mit seiner Zunge über die Fingerkuppe.
 

Gackt stöhnte überwältigt auf, als er die warme Zunge an seinem Finger spürte. Eine Gänsehaut durchlief ihn, zeitgleich mit einem Schauer, der seinen Körper erbeben liess. Und er musste wegen dem älteren Japaner schmunzeln. Eigentlich hätte es bei diesem einfachen Kuss bleiben sollen, zumindest vorerst, doch die kleine, beinahe unschuldige Berührung brachte sein Blut zum Kochen. Gerade als er Hyde den Finger langsam in den Mund schieben wollte, hörte er ein Geräusch hinter sich. Er zuckte zusammen und fuhr herum.
 

Ein älterer Japaner war in den Raum getreten und hatte beide freundlich begrüsst. Schnell setzte sich Hyde auf, begrüsste ihn ebenfalls und blickte Gackt beschämt an. Der Zauber war gebrochen, nun war ihm sein Verhalten peinlich. Ob Gackt ihm nun böse war? Er blickte den Jüngeren aufmerksam an, doch dieser blickte nachdenklich zu Boden.
 

„Hör mal, das eben...“, wisperte Hyde leise.
 

Doch Gackt wandte sich rasch um und legte ihm den Zeigfinger auf die herrlich weichen Lippen.
 

„Psst... Genießen wir es einfach, okay?“, er lächelte leicht, „Egal was noch kommt, egal wie weit es geht.“
 

Hyde nickte stumm. Ja, er würde es langsam angehen. Und alles genießen, was kommen würde. Sein Herz aber klopfte aufgeregt in seiner Brust, so als wüsste es schon, was sein Verstand erst zu begreifen versuchte. Doch er wusste etwas, was ihn strahlen liess: Es würde alles gut werden!



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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Von:  Azazel_Il_Teatrino
2009-05-10T02:42:32+00:00 10.05.2009 04:42
deine story ist voll schön...
und das mit dem cherub gefällt mir...^^
hach ja... die beiden passen einfach so super zusammen...*schwärm* *lach*
naja... wie gesagt, sehr gefühlvoll, sehr gut geschrieben...^^

grüße
mei^^
Von: abgemeldet
2007-12-23T15:27:38+00:00 23.12.2007 16:27
u________________________u
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
ha~ach....
*schmelz*
*vom Stuhl plätscher*
*da unten im Kreis fließ*
*strudelstrudel*
Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!!!
Ist das kawaiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!!!>/////////<
Oh, mach bittebitte ganz schnell weiter!
*mich inzwischen versuche aufzuwischen*
Von:  Ruki_
2007-12-22T17:36:57+00:00 22.12.2007 18:36
;_______;
schreib weiter, onegai!!!!!
du kannst die ff doch nich so enden lassen!!!
*dich anfleh*

das kapi war richtig schön geschrieben!!! ^____^
bai bai
Moe
Von:  Snaked_Lows
2007-12-22T15:14:24+00:00 22.12.2007 16:14
Was für ein schönes Ende!!!!!!!!!
Soooooo schön!!!!!!!!!!!!!!!
^___^
Von:  cute-hasi_to_Mars
2007-12-21T22:19:14+00:00 21.12.2007 23:19
so ok wie gewünscht reg ich mich auf, warum is schon schluss? hä hä hä????????? xDDD
war übrigens wieder sehr süß!

also über nen 2. teil würde ich mich auch total freuen. ^.~
hach ja in ein onsen möchtsch auch mal gehn, natürlich nur mit der richtigen person. *grins*

man liest sich bestimmt. ^-^

das Hasi
Von:  Armaterasu
2007-12-21T22:06:09+00:00 21.12.2007 23:06
Das kannst du doch nciht machen??? Du kannst doch nicht jetzt einfach diese Fanfiction beenden. Das geht doch nicht!!! *heul*

Okay, es war ein sehr schönes, einfühlsames Kapitel, aber ich würde schon gerne noch wissen was zwischen den beiden noch passiert. Ich hoffe doch, dass du irgendwann eine Fortsetzung schreibst "perfect Moments 2" oder so... ich hoffe es.

*knuddel*
Hab dich lieb!!!
amy
Von:  Tatsu-addict
2007-12-21T21:21:36+00:00 21.12.2007 22:21
schöner hätte der wetteinsatz ja nicht verlaufen können. ^^
das war echt zu schön.
*schwärm*
aber ich erzähl ja nichts neues, wenn ich sage, dass mir das richtig gut gefallen hat. (aber was anderes kann ich auch nicht sagen^^)
hab dieses mal wieder verschlungen. *grins*
der alte opa kam zwar etwas unpassend, aber damit kann ich leben.
also dann...
immer schön weiter so und man liest sich.
*knuddel*

Von:  cute-hasi_to_Mars
2007-12-11T16:34:09+00:00 11.12.2007 17:34
so hab alle 3 kappi auf einmal verschlungen. ^w^
erst dachte ich..."naja is nich wirklich was neues" aber irgendwie doch auf seine ganz eigenen art! ^.~ ich bin kein guter kommi schreiber >///<

Ich bin schon riesig drauf gespannt wies weitergeht mit dem kuss und dem onsen!!!! also lass dir nicht zuviel zeit. :3 *kicher*

man liest sich
das Hasi
Von:  Tatsu-addict
2007-12-10T18:53:59+00:00 10.12.2007 19:53
da ich es von dir nicht anders kenne, sag ich jetzt einfach, dass es echt toll war. ^^
ich hab das kapitel förmlich verschlungen!
es war so knuffig, als es drum ging wie weit sie mit dem wetteinsatz zurück gehen.
ich freu mich schon auf das nächste kapi im onsen.
*grins*
also lass dir nicht so viel zeit damit. ^.~
*lieb guck*
*knuddel*
Von:  Armaterasu
2007-12-10T16:19:13+00:00 10.12.2007 17:19
wow^^ Das nächste Kapitel im Onsen wird sicherlich spannend werden wie sich die situation zwischen den beiden entwickelt^^ *diabolisch grins*
Du verwendest wieder einmal deine tolle Ausdrucksweise, sodass man wieder über den Text fliegt.
"Schade", dass gackt nur die Hälfte bezahlt hat und nicht alles, aber ich denke damit kann ich leben^^ Ich gibt ja zumindestens diesen einen Kuss auf jeden Fall^^
Schreib bald das Kapi im Onsen^^ Ich freue mich schon drauf^^
*knuff*


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