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Your Song

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A Sign Of Life From You... - Ein Lebenszeichen Von Dir...

Chapter 2: A Sign Of Life From You... – Ein Lebenszeichen Von Dir…
 

Tränen bildeten sich in seinen blauen Augen. Er spürte, wie die kleinen Wassertropfen sanft seine Wangen liebkosten und dann über sein Kinn zu Boden tropften. Yamato saß auf dem Boden. Umgeben von Briefen. Alle waren sie ungeöffnet. Bis auf einen. Und diesen hielt er in der Hand. Ein Brief aus Amerika. Ein Brief, dessen Worte Matt ins Herz trafen. Worte, geschrieben aus tiefster Verzweiflung, Sehnsucht, Hass und... Liebe. Er konnte es nicht glauben. Immer und immer wieder flogen seine Augen über die Schriftzeichen, Worte und Sätze. Solange bis er sie fast auswendig konnte. Am Ende standen zwar nur 3 X, aber Matt wusste tief in sich, dass der Brief nur von einem stammen konnte. Dass diese Handschrift nur einem einzigem gehören konnte. Nur von ihm.

Von Taichi Yagami. Er, der jenseits des Pazifiks über ein kleines Mädchen erfahren hatte, dass er hier, in der alten Heimat, mehr oder minder berühmt geworden war. Noch immer schwebte vor Yamatos Augen sein Gesicht. Seine tiefen brauen Augen schienen alles zu verstehen, alles zu wissen. Sein wunderschön geschwungener Mund. Manchmal in der Nacht, im Traum, spürte Yamato nach zwei Jahren noch immer, wie sie sich damals am Flughafen auf die Seinen gelegt hatten. Nur kurz, aber es war das schönste gewesen, was Yamato je erlebt hatte. Seitdem hatte er niemanden anders geküsst. Niemandem war es vergönnt gewesen, mit Matts Lippen zu verschmelzen und ihren sanften Druck zu spüren. Und allem Anschein nach, war es bei Taichi genau so.

Doch langsam schlichen sich in Matts Geist die Zweifel ein. Wie kleinen Pfeile drangen sie tief ein und vergifteten seine Gedanken. Meinte Taichi wirklich ihn?? Im Brief war nie die Rede davon gewesen, dass er es war, den Taichi als das schönste Lebewesen bezeichnete. Genauer gesagt, stand noch nicht einmal darin, ob es sich um einen Jungen oder um ein Mädchen handelte. Was war, wenn nicht er, sondern jemand anderes gemeint war?? Was, wenn Taichi ihm diesen Brief nur geschrieben hatte, weil er nur von ihm die Adresse hatte?? Was, wenn das stimmte?? Hatte Tai ihm nur diesen Brief geschrieben, weil er keine andere Wahl hatte?? Was würde geschehen, wenn dieser, ja man könnte sagen, dieser Liebesbrief nicht Yamato galt, sondern jemand anderem??

Yamato versuchte diese Gedanken zu verscheuchen. Weit weg aus seinem Geist zu schleudern. Es gelang ihm nicht ganz. Die Zweifel blieben. Und je mehr Yamato sie zu unterdrücken versuchte, desto stärker wurden sie. Er musste es wissen. Um jeden Preis. Und er wollte ihn treffen. Endlich wieder in seine dunklen, schokobraunen Augen schauen und darin versinken. Selbst von ihm hören, was er empfand. Und ihm dann endlich die eigenen Gefühle gestehen. Das war es, was sein Herz begehrte. Mehr als alles andere. Yamato stand auf. Er suchte Briefpapier und setzte sich an seinen Schreibtisch. Die Streichhölzer zischten, als sie aufflammten und die Kerzen entzündeten, die daraufhin einen warmen Schein verbreiteten. Aus den Lautsprechern der Stereoanlage drang leise Klaviermusik. Yamato nahm einen Füller, setzte ihn an und begann zu schreiben...

Na ja, das mit dem aller erstem Brief stimmte zwar nicht so ganz, trotzdem betrachtete Yamato sein Werk nicht ganz ohne Stolz. Seit der vierten Klasse hatte er keinen Brief mehr geschrieben, wenn man mal von den kurzen, nichtssagenden Postkarten zu Weihnachten absah. Er faltete das Papier und schob es in den vorbereiteten Umschlag. Er befeuchtete den bitter schmeckenden Rand an der Rückseite und klebte den Umschlag zu.

In schwarzen Lettern sah ihm seine Adresse entgegen. Es war nicht die Adresse für die Fanpost, sondern seine eigene. Yamato betrachtete die Vorderseite. * Warum hat er nur ein Postfach angegeben. Ich kenne seine Adresse doch gar nicht. Falls er es wirklich ist. Hör auf zu zweifeln, Yamato. Es ist eindeutig Taichi. Diese Handschrift ist eindeutig er. Aber dass er so gut schreiben kann, hätte ich nie gedacht. * "Taichi..." Matt berührte sacht den Brief mit seinen Lippen. Dann legte er ihn auf seine Kommode, damit er morgen nicht vergas ihn einzuwerfen. Sein weiches Bett lockte ihn unbeschreiblich. Yamato gähnte herzhaft. Er seufzte noch einmal Taichis Name und schlief dann ein.
 

Taichi betrat das kleine Geschäftsgebäude und steuerte zielstrebig einen Schalter an. Der Mann hinter diesem winkte ihm zu. Er lächelte. Seit Tagen kam dieser Junge hierher und fragte jedes Mal, ob ein Brief in seinem Postfach lag. Er und dieser Junge hatten inzwischen eine stille Freundschaft geschlossen. Nun hielt der Angestellte einen weißen Umschlag in den Händen und winkte Tai zu sich. Dieser begann schneller zu gehen und lief fast, als er am Schalter zum Stehen kam. "Ein... ein Brief?? Für... für mich??" Ungläubig sah Taichi den Angestellten an. "Ja. Für wen denn sonst?? Du hast mich richtig neugierig auf den Brief gemacht. Es kommen selten welche aus Japan hierher. Hat dir deine Freundin geschrieben?" Taichi riss ihm den Umschlag aus den Händen. Er musste den Absender zweimal lesen, um es wirklich glauben zu können.

"Hm? Was haben sie gesagt?" Musternd sah Taichi den grinsenden Mann an. "Ob dir deine Freundin geschrieben hat." Zuerst sah Taichi ihn etwas verwundert an. Hatte er denn nicht gelesen, dass der Absender eindeutig männlich war?? Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Der Mann konnte doch gar kein japanisch! "Nicht direkt meine Freundin..." "Aber du wartest schon so lange auf den Brief, dass ich glaube, dass dir der Absender sehr wichtig ist. Hab ich nicht recht??" Taichi lächelte. Tränen spiegelten sich in seinen Augen. "Nun ja. Wenn ich ehrlich sein soll... eigentlich sehr, sehr wichtig..." "Wie heißt du eigentlich??" "Yagami... Yagami Taichi..." Noch immer sah Tai den Brief in seinen Händen an. "Ich bin Mr Corlett. Da hinten kannst du ungestört lesen." Mr Corlett schüttelte dem verdutztem Taichi die Hand und führte ihn in ein kleines Hinterzimmer. *Kundschaft ist sowieso nicht da... Warum also nicht?* Sein Teeangebot lehnte Tai höflich dankend ab und ließ sich auf der alten Couch nieder.

Mr Corlett reichte ihm einen Brieföffner. "Dankeschön." "Bitte." Das Papier knisterte in Tais Händen, als er den Öffner ansetzte und den weißen Briefumschlag vorsichtig öffnete. Zum Vorschein kommt ein dicht beschriebener Briefbogen. "Na los. Du schaffst es." Mr Corlett sah ihm in die Augen. "Okay..." Tai atmete noch einmal tief durch, dann faltete er das Blatt auseinander. Ungeduldig überflog er die Zeilen. Mr Corlett saß ihm gegenüber und starrte ihn erwartungsvoll an. "Und??" Tränen bildeten sich in Tais Augen... Er schloss kurz die Augen, damit sich dieses unbeschreibliche Glücksgefühl in ihm legen konnte. Als er die fragenden Augen von Mr Corlett sah, begann er langsam und stockend vorzulesen...
 

Lieber / Liebe XXX,

Gib nur nicht auf. Es wäre das Verkehrteste, das du tun könntest. Die Person liebt dich sicherlich auch. Dein Brief war so wunderschön. Das Geschöpf, das dein Herz erwählt hat, muss überglücklich sein, so tief und innig geliebt zu werden. Aber warum schickst du mir diesen Brief?? Soll ich den Brief weiterleiten an diese bestimmte Person??

Du kannst wundervoll schreiben. Ich habe noch nie etwas Bewegenderes gelesen. Die Worte haben sich tief in mich hineingebrannt. Einzeln sind sie vielleicht bedeutungslos, aber du kannst sie so wundervoll aneinander reihen, dass man heulen könnte. Schreibst du Gedichte?? Wenn ja, sie wären sicher die schönsten auf der ganzen Welt.

Würden sie von deinen Gefühlen handeln?? Ich versuche immer, alle meine Empfindungen in meine Lieder zu legen. Irgendwie ähneln wir uns. Auch ich habe meine große Liebe verloren. Ich glaube nicht, dass ich so etwas noch einmal erleben werde. Diese Wärme von innen heraus. Es war unbeschreiblich. Ich fühlte mich so zu Hause. Das erste Mal, seitdem meine Eltern sich scheiden ließen. Ich war verbockt, stur und kalt. Gegen mich hätte man vermutlich eine Eistruhe als Sauna betrachtet. Ich fraß alles in mich hinein.

Bis... ja, bis mir meine Liebe über den Weg gelaufen ist. Zuerst haben wir uns nur gestritten und waren ständig sauer aufeinander. Jede Gemeinheit war nur wieder Rache für die vorhergegangene Beleidigung. Gegenseitig machten wir uns das Leben zur Hölle. Doch irgendwann wurden schließlich auch wir erwachsen. Und mit dem Erwachsenwerden erwachten auch in mir diese Gefühle. Gefühle, die mir so unbekannt gewesen waren. Gefühle, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Mein Blut rauschte in meinen Ohren und mein Blutdruck stieg. Es war heiß und kalt zur selben Zeit. Oh ja, ich liebte diese Person. Und tue es noch. Jedoch hat diese Person niemals davon erfahren. Die letzte Gelegenheit hatte ich vor 2 Jahren. Aber ich war zu feige meine Gefühle zu gestehen. Du hast es wenigstens geschafft, deiner Liebe von deinen Empfindungen zu erzählen... Wie beneide ich dich darum!! Noch immer bereue ich diesen Augenblick, diesen Moment, der der letzte gewesen war. Niemals, niemals in meinem ganzen Leben werde ich mir das verzeihen können. Genauso, wie ich nie aufhören können werde, diese Liebe weiterhin in meinem Herz zu tragen.

Ich kann zwar nicht so gut mit Worten umgehen wie du, aber ich hoffe, dass ich einigermaßen rüberbringen konnte, was ich im Moment empfinde. Ich würde mich freuen, wenn wir diesen Briefwechsel aufrecht erhalten könnten.

Kommst du aus Japan?? Nur so eine Frage, weil du mir auf japanisch geschrieben hast (Ich hoffe du kannst meines lesen). Normalerweise würde ein Brief aus Amerika ja auf englisch verfasst sein, oder??

Na ja, lassen wir das. Gute Nacht und träum was schönes (Es ist gerade 1.00 Uhr morgens),
 

Yamato (Matt) Ishida
 

P.S.: Dein Brief war der aller erste aus Amerika. Hast du eigentlich einen Namen?? An drei Xe zu schreiben ist seltsam.
 

"Vor... vor 2 Jahren habe ich ihn das letzte Mal am Flughafen gesehen... Es... war schrecklich... Ich...ich meine..." Taichi brach aufgelöst in Tränen aus. Die Gefühle überwältigten ihn. *Oh mein Gott... Er... er...* Taichi konnte selbst diesen Gedanken nicht zu Ende führen. Noch war es zu früh, daran zu denken, dass Yamato dasselbe empfand wie er. Wenn Taichi jetzt daran dachte, würde er endgültig handlungsunfähig werden. Mr Corlett legte ihm eine Hand aufmunternd auf die Schulter. "Das kannst du mir auch später erzählen. Denkst du nicht, dass du zurückschreiben solltest??" "Ja... das... das denke ich auch... Aber... ich kann... ich kann doch..." "Ich hole dir Stift und Papier. Für den Fall, dass du mir noch etwas Gesellschaft leisten möchtest."

Mr Corlett kramte in einer Schublade. Er zog einen wunderschönen Schreibfüller und blütenweißes Papier hervor. "Ja. Sehr gerne." Taichi trocknete seine Tränen und lächelte. "Haben sie vielleicht etwas Tee für mich??" "Natürlich." Taichi hörte das Klappern aus der Küchennische, während er den Füller aufdrehte und auf den Umschlag Matts Adresse schrieb. Sein Blick schweifte durch den kleinen Raum. Die Sitzgarnitur auf der er im Moment saß, füllte den Raum fast vollständig aus. Neben dem spärlich gefülltem Bücherregal war ein kleines Fenster, an dessen Scheibe leise Regentropfen prasselten. Vor Taichi war dann nur noch ein kleiner, niedriger Tisch, auf dem der Briefbogen und -umschlag lagen.

Tai sank vor ihm auf die Knie um besser schreiben zu können. Fast fühlte er sich dabei wieder zu Hause in Japan, wenn sie alle um den Tisch knieten und aßen. Er sah die Gesichter seiner Freunde vor sich. Izzy, Sora, Mimi und alle anderen. Und neben ihm saß wie immer Yamato. Er sah ihn mit seinen blauen Augen an und lächelte. Ein Lächeln, dass den anderen nie auffiel. Ein Lächeln, das nur Taichi galt. Dieser Ausdruck des vollkommenen Glücks erfüllte Tai mit unbeschreiblicher Freude. Wie sehr hatte er Momente wie diese geliebt. Momente, in denen es nur sie beide gab. Momente, in denen sie scheinbar umringt von anderen Menschen, aber doch vollkommen allein waren.

Tai seufzte. "Hier dein Tee." Mr Corlett reichte ihm eine Tasse. "Vielen Dank." Eine Klingel ertönte. "Ah. Kundschaft. Mach es dir ruhig gemütlich. Bis dann!" Damit verschwand Mr Corlett wieder und ließ Tai allein. Die Stimmen von draußen ignorierend konzentrierte Taichi sich auf das Papier vor sich. Er nahm den Füller und setzte ihn an.
 

Dear Yamato,

Nenn mich, wie du willst. Meinen richtigen Namen möchte ich nicht verraten.

Ja, ich komme aus Japan. Aber ich musste vor 2 Jahren mit meinen Eltern und meiner kleinen Schwester nach Amerika ziehen.

Ich habe noch nie versucht, ein Gedicht zu schreiben. Aber ein Dichter schreibt immer das nieder, was er fühlt. Also denke ich, dass meine Gedichte schon von meinen Gefühlen handeln würden. Wenn ich irgendwann ein Gedicht verfasse, wirst du der Erste sein, der es lesen darf.

Wenn du dir selbst nicht verzeihen kannst, wie soll dann dein Leben weitergehen?? Du kannst doch nicht ewig irgendetwas nachhängen, was längst vorbei ist. Schau in die Zukunft! Vergiss deinen Fehler! Ich denke, du hast ihn längst ausgesühnt. Fass neue Hoffnung für deine Liebe. Mir schreibst du, dass ich nicht aufgeben soll, aber selbst stehst du davor. Also hör auf, Trübsal zu blasen und tu etwas für deine Liebe!! Ich verstehe, dass du tief verletzt bist, aber dein Leben muss doch weitergehen, Yamato! Hör nicht auf, deine Träume und Ziele zu verfolgen, nur um den Fehlern der Vergangenheit nachzujagen! Jeder macht Fehler. Und jedem wird verziehen, wenn er aufrichtig bereut. Deine Liebe hat das sicherlich schon lange getan und wartet auf ein Lebenszeichen von dir!

Verdammt, warum schreibe ich dir das eigentlich alles?? Vielleicht, weil ich selbst so bin. Vielleicht sollte ich endlich damit anfangen, der Wirklichkeit ins Auge zu sehen und dir die Wahrheit schreiben. Die Wahrheit über mich und das, was vor 2 Jahren am Flughafen geschah. Die Wahrheit über meine Gefühle. Die Wahrheit über die beiden Briefe.
 

"Entschuldigung..." Taichi sah auf. Mr Corlett sah in die kleine Stube. "Ich muss jetzt abschließen. Würdest du bitte gehen? Du kannst aber morgen wiederkommen, wenn du möchtest." Den Briefbogen zusammenfaltend stand Tai auf. Er schob das Papier in den Umschlag mit Matts Adresse. "Das ist sehr freundlich von ihnen, Mr Corlett. Kann ich den Briefbogen mitnehmen? Ich werde ihnen auch einen Neuen besorgen." Taichi ging wieder in das kleine Geschäft. "Nein, nicht nötig. Behalt ihn ruhig." Mr Corlett lächelte. "Vielen Dank. Auf wiedersehen und danke für den Tee" Aus reiner Gewohnheit verbeugte Tai sich und verließ das Postamt. Mr Corlett sah ihm nach und schloss dann ab. Der junge Japaner war ihm sehr sympathisch und erinnerte Mr Corlett ein bisschen an seine eigene Jugend.
 

Leise betrat Tai das Haus. Er hatte Aiko versprochen, heute noch einmal vorbeizuschauen, bevor sie in den Urlaub flog. Doch all seine Vorsicht brachte nichts, denn sobald Tai einen Schritt in die Halle tat, flog Aiko ein "TAAAAAIIIIII!!!!!", kreischend in seine Arme. "Hallo, meine Kleine!!" Er drehte sich ein paar Mal mit dem Mädchen in den Armen um die eigene Achse. Sie erinnerte Tai an Kari, als sie so alt wie Aiko gewesen war. Aiko klammerte sich juchzend an ihn und schrie erfreut über das unverhoffte Vergnügen. "So, genug. Sonst wird dir noch schlecht." Tai setzte seine kleine Freundin auf den Boden. "Ich hab schon geglaubt, dass du nicht mehr kommst!" Sie zog einen Schmollmund und blickte ihn vorwurfsvoll an. "Hast du geglaubt! Aber ich halte meine Versprechen!!" Er wuschelte durch ihre Haare. Sie sah ihn aber immer noch beleidigt an. Tai seufzte. "Was soll ich tun, damit du mir nicht mehr böse bist, hm?" Ein Funkeln trat in Aikos Augen. Geheimnisvoll zog sie Tais Kopf zu sich.

"Ich... will... Pfannkuchen!!" Tai lachte. So etwas hatte er sich gedacht. Die Kleine war süchtig nach seinen Pfannkuchen. Die von anderen mochte sie nicht. Nur seine. "Also Pfannkuchen. Na gut." "Juhu!!" Jubelnd lief das Mädchen voraus. Tai folgte ihr in die Küche, wo schon alle Zutaten bereit standen. "Du kleines Luder! Du warst von Anfang an auf Pfannkuchen aus! Dafür werde ich Rache üben und dich durchkitzeln!! Komm her!" Aiko nahm lachend Reißaus und eine wilde Verfolgungsjagd begann. Anschließend versöhnten sich die zwei beim Pfannkuchenessen wieder. Gierig schob Aiko einen nach dem anderen in ihren Mund. "Hast du Angst, dass ich dir keine mehr mache, oder was?" Tai grinste über den Tisch das Mädchen an. "Nein, aber die zwei Wochen Europa machen mir Angst." "Warum das denn??" "Weil die sicher keine Pfannkuchen machen. Also muss ich mir einen Vorrat anessen." Glücklich mampfend sah Aiko ihren Kameraden an. Sie war zufrieden. Seit ewig langer Zeit hatte ihr bester Freund aus tiefstem Herzen gelacht. Plötzlich begann Tais Uhr zu piepen. "Ich muss nach Hause, Aiko." "Schade..."

Tai stand auf und ging zur Tür. Aiko folgte ihm. "Taaaiii..." "Hm?" "Ich werde dich ganz wahnsinnig vermissen!!" Schluchzend schlang Aiko die Arme um Tais Körper. "Ich dich auch meine Kleine. Hör auf zu weinen. Das ist es nicht wert. Du bist doch nur 2 Wochen weg. Und danach mache ich dir einen Berg Pfannkuchen. Versprochen!" Tai sah Aiko aufmunternd in die Augen. Doch irgendetwas lag in ihren grünen Augen, dass Tai bekannt vorkam.

Es war der selbe Ausdruck, der damals in Yamatos Augen gelegen hatte. Damals, am Flughafen hatte Tai in ihnen den gleichen tiefen Schmerz gesehen. Schmerz, der darauf beruhte, den anderen nicht mehr wiederzusehen. Plötzlich überkam Angst Taichi. Sie schlich sich in seinen Körper und umgriff sein Herz mit ihrer starren, kalten Hand. Er fürchtete, dass sich die Geschehnisse von einst wiederholten. Dass ein Mensch aus seinem Leben verschwand, ohne ihm gesagt zu haben, was er für sie empfand. Taichi ließ sich vor Aiko auf die Knie und zog sie fest an sich.

"Ich hab dich ganz doll lieb, weißt du das, Aiko-chan? Ich hab dich ganz doll lieb." Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter und spürte, wie sich Tränen in seinen Augen bildeten und auch Aiko zu weinen begann. "Ich dich auch Tai. Ich hab dich auch ganz doll lieb. Aber du musst jetzt nach Hause gehen. Sonst schimpfen deine Eltern." Aiko drückte Tai einen dicken, nassen Kuss auf die Wange. "Machs gut, Aiko-chan." "Du auch Tai." Dann schloss Tai die Tür hinter sich.
 

*Sie sah so aus, als würden wir uns nicht wieder sehen. Was hat sie denn nur? Es sind doch nur 2 Wochen. Aiko-chan war doch schon wesentlich länger weg. Komisch...* In Gedanken versunken ging Tai den Gartenweg entlang und trat auf die Straße. Langsam durchschritt er die Allee, an deren Seiten die Häuser dicht an dicht standen. Der Regen von vorhin hatte aufgehört und die Wolken hatten sich gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang verzogen.

Der Flieger von Aiko würde rechtzeitig starten können. Taichi sah sie noch vor sich, wie sie sich im Flugzeug von Japan nach Amerika das erste Mal begegnet waren. Sie hatte ihn irgendwie wieder aufgebaut. Ihre grünen Augen hatten wie Kristalle geglitzert. Tais Gedanken schweiften weiter in der Zeit zurück. Die Szenen am Flughafen zogen an ihm vorbei, der Abschied von seinen Freunden und von Yamato. Immer weiter rasten sie durch die Zeit, bis sie langsamer wurden und schließlich zum Stillstand kamen.

Nur noch undeutlich konnte Tai sich an den Moment erinnern, an dem er und Matt sich das erste Mal begegnet waren. Vom ersten Moment an, hatte Tai besser sein wollen als er. Ihn übertrumpfen, der immer einen kühlen Kopf bewahrte. Ihn, der trotz seiner Coolness bei allen irgendwie doch beliebt war. Ihn, mit dem alle, trotz seiner abweisenden Art befreundet hatte sein wollen. Bei den meisten war es am Anfang wohl so gewesen, doch sie hatten aufgegeben. An Yamato Ishida waren alle gescheitert. Bis auf Taichi. Als erster hatte er es geschafft, Matts Freundschaft zu gewinnen. Aus dem anfänglichem Sich-gegenseitig-übertrumpfen war mit der Zeit eine Freundschaft geworden, wie Tai keine andere erlebt hatte.

Er konnte sich hundertprozentig auf seinen Freund verlassen. Mit ihm über alles reden und jeden Schwachsinn mit ihm machen. Und in den schwachen Momenten mit ihm traurig sein. Aber wie alles im Leben veränderte sich auch diese Freundschaft. Jedenfalls für Tai.

Er begann zu spüren, dass es anders war als Freundschaft. Etwas ähnliches, aber doch anders. Und bis vor zwei Jahren war Taichi sich nicht sicher gewesen, was es war. Tai stand an der Kreuzung, die er überqueren musste, um nach Hause zu gelangen. Irgendwo schlug eine Glocke halb acht. Er dachte an das Gefühl, das er für Yamato empfand und betrat die Kreuzung.

Vor seinen Augen sah er wieder Matts blaue Augen und sein seltenes strahlendes Lächeln. Tränen rannen plötzlich über Tais Gesicht. Während der letzte Glockenschlag ertönte ging Tai über die Mitte der Straße. Die Sonne versank fast hinter dem Horizont und malte lange Schatten auf den dunklen Asphalt. *Yamato. Ich Vermisse dich. Weißt du das?*

Seine Tränen glitzerten im roten Sonnenlicht, als das Auto heranraste und ihn erfasste. Tais Körper flog ein Stück und landete dann auf dem noch nassem Teer. Er spürte Schmerz in seinem ganzem Körper. Überall war er und erdrückte ihn fast. Doch schreien konnte Tai nicht. Nicht mehr. "Yamato..." kam über seine blutigen Lippen. "Yamato... wo bist du?" Dann wurde alles schwarz um ihn herum.
 

Matt öffnete die Augen. Warum war er eigentlich aufgewacht? Verschlafen blinzelte er ins Zimmer. Die Welt war noch dunkel. Aber bald würde es Morgen werden. Die roten Leuchtzahlen auf seinem Wecker zeigten 5:30 an. *Bäh. Erst halb sechs...* Yamato zog sich die Decke wieder über den Kopf, drehte sich auf die andere Seite und versuchte wieder einzuschlafen. Aber es gelang ihm nicht. Vermutlich war er schon zu wach, um jetzt noch schlafen zu können. *So ein Scheiß...*

Im Pyjama ging er zu seinem Elektropiano und setzte sich seine Kopfhörer auf. Es war kein Keyboard. Es wurde wie ein Klavier gespielt. Nur hatte Yamato keinen Platz für einen richtigen Flügel. Also hatte er sich Ersatz beschafft. Matt wusste nicht warum, aber plötzlich hatte er das Bedürfnis verspürt, Klavier zu lernen. Irgendetwas hatte ihn dazu gedrängt. Und wie durch Zufall war ihm ein Angebot für Klavierstunden in die Hände gefallen. *Schicksal...*

Seine Finger berührten ein paar Tasten und eine Tonreihenfolge erklang, die Yamato schon seit einiger Zeit im Kopf herumspukte. Er tauschte das Liedheft gegen Notenpapier aus und begann einzelne Punkte auf die Linien zu setzen. So begann er am frühen Morgen einen Song zu komponieren, auf einem Instrument, das er noch nicht einmal richtig beherrschte und dennoch spürte er, dass er irgendwas tun müsse. Vollkommene Ruhe sank wieder über das Zimmer. Nur noch ab und zu war das Kratzen von Matts Stift auf dem Papier zu hören.

Langsam erhob sich die Sonne und tauchte alles in warmes Licht. Ein wundervoller, neuer Tag brach an. Matt schrieb ein ruhiges, langsames Lied in den jungen Tag hinein, während irgendwo in Amerika ein Autounfall das Leben eines Jungen völlig veränderte. Was Matt nicht wusste, war, dass auch sein Leben sich verändern würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Takouji
2007-12-07T22:08:47+00:00 07.12.2007 23:08
hey du^^....
das kapi ist ma wieder einsame spitze *daume hoch zeig^^*
wieder ma voll schön und traurig...
schreib itte ganz schnell weiter....will umbedingt wissen wies weiter geht^^
baba
Takouji *knuddel*


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