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The Reverse Side of Love

Liebe ist ein Spiel [Kare/Yurei]
von

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„Bitte... küss mich!“

Was war denn das?

Grummelnd kniff ich die Augen zusammen, doch es wollte nicht weg. Langsam öffnete ich die Augen und blickte direkt in blendendes Sonnenlicht. Fluchend presste ich sie wieder zu.

Ich wusste ja, dass ich nicht bei mir zu Hause war, daran hatte ich gewöhnt, aber auch seit ich hier bei Kai war, ist mir nie aufgefallen, dass Sonnenstrahlen es schafften, bis an mein Kissen zu gelangen.

Nun, wenn das Licht nicht weggehen wollte, drehte ich mich eben weg. Mit noch immer geschlossenen Augen rollte ich mich auf die andere Seite, doch mit einem Poltern und einem harten Aufprall, landete ich auf dem Boden. Schlagartig wurde ich wach und blickte verwirrt um mich. Ich seufzte. Jetzt wusste ich, wieso ich in der Sonne lag. Gestern war ich offenbar zu müde, um mich richtig hinzulegen, liess mich einfach aufs Bett fallen und war sofort eingeschlafen.

„Heute kann’s nicht mehr schlimmer kommen“, murrte ich angesäuert und rappelte mich auf. Ein Stich in der Lendengegend liess mich zusammenzucken und ich stöhnte gequält auf. Mist, daran hatte ich doch nicht gedacht! Und dem Schmerz entsprechend, war es nicht nur schön gewesen, sondern auch verdammt wild. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich bemerkte, dass diese leicht geschwollen waren. Kam wohl vom heftigen Knutschen.
 

Ich streckte mich gähnend und zog mir dann mein Hemd von gestern aus, dackelte in das Bad und gönnte mir erst mal eine wohltuende, warme Dusche.

Als ich mein Zimmer eine Stunde später verliess, um etwas zum Frühstück zu essen, lief ich geradewegs Yuriy in die Arme. Wortwörtlich, denn als ich scharf um eine Ecke bog, stiess ich mit dem rothaarigen Russen zusammen, wäre fast an ihm abgeprallt und auf meinem Hintern gelandet, welcher dann noch mehr geschmerzt hätte, als er ohnehin schon tat, hätte er nicht reflexartig seine Arme um mich geschlungen und mich festgehalten.

„Autsch!“

Ich zuckte zusammen. Yuriy sah mich fragend an. Seine Hand lag auf meinem Rücken. Er drückte noch mal zu und ich stöhnte auf, Yuriy zog eine Augenbraue hoch. Ohne mich vorzuwarnen, drehte er mich um und zog mir das Shirt hoch, damit er freie Sicht auf meinen Rücken hatte. Dort bemerkte er einen grossen, runden, blauvioletten Fleck. Ich fluchte.

„Scheiss Billardkugel!“

„In der Tat, sieht nicht schön aus. Komm mit, ich schmier dir was drauf.“

Mit diesen Worten packte er mich am Arm und zerrte mich hinter sich her, Richtung Badezimmer und Sanitäterschrank. Kurz kramte er dort drin rum, bis er fand, wonach er suchte und sich mit entschlossenem Gesichtsausdruck zu mir umdrehte. Eine blaue Tube befand sich in seiner rechten Hand. Kurzerhand setzte er sich auf die Kloschüssel und schaute zu mir hoch, stand ich doch noch immer im Türrahmen und machte keinerlei Anstalten, ihm entgegenzukommen.

„Komm schon.“

Ich blinzelte und legte den Kopf schief, wollte ich doch mal das Dummerchen spielen.

„Wohin soll ich denn kommen? Ich bin doch schon da.“

Yuriy verdrehte die Augen und seufzte ein bisschen genervt auf. Ich lächelte.

„Hat der da oben dir ne Antwort gegeben? Konnte er dir helfen?“

„Bitte was?“

„Na, Gott!“

Ein verwirrter Blick seitens Yuriy erinnerte mich daran, dass ich eigentlich der Naivling spielen und nicht ihn so aussehen lassen wollte. Die Tube, die sich noch immer in dessen Hand befand, musterte ich offensichtlich interessiert, auch des Rothaarigen Aufmerksamkeit wurde auf den Gegenstand gerichtet. Er stand auf und schritt auf mich zu, packte mich am Handgelenk und zog mich mit sich vor das Klo. Na prima. Und jetzt?

Yuriy setzte sich wieder und ich stand noch immer unwissend davor, guckte ihn an, als ob ich neugierig warten würde, dass etwas Aufregendes passiert. Yuriy hielt noch immer mein Handgelenk, zog mich daran hinunter, so dass ich auf seinem Schoss landete. Hastig, dass ich nicht wieder aufstehen und fliehen konnte, schob er mir mein Shirt über die Schultern und strich mir sanft über meinen blauen Flecken. Ich stöhnte auf, als ich die kalte, auf gewisse Weise wohltuende Salbe auf meiner Haut spürte.

Als die zähe Flüssigkeit auf meinem ganzen Rücken verteilt war, was eine Ewigkeit gedauert hat, sprang ich mit einer leichten Röte im Gesicht von seinem Schoss auf, doch eine Hand hielt mich fest und zerrte mich zurück, diesmal jedoch nicht mit dem Rücken, sondern mit dem Bauch zu ihm gewandt, was hiess, dass ich rittlings auf ihm sass.

„Wie sagt man doch so schön?“

„Weiss nicht, was meinst du denn?“, fragte ich nichts wissend mit einer Gegenfrage und lief knallrot an. Yuriys Gesicht kam meinem näher und ich konnte schon seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren. Er flüsterte etwas Unverständliches. Ich beugte mich zu ihm runter, um ihn besser verstehen zu können, als plötzlich die Tür aufging und ein graublauhaariger Russe in der Tür stand, uns mit einem nichts aussagenden Blick musterte. Geschockt und erschrocken drehte ich mich zu ihm um, sah ihm in seine wunderschönen, rubinroten Kristalle.

„W-was machst d-du hier?“

Er sagte nichts, ich hielt die Spannung kaum noch aus und wollte ihn schon aufbrausend anmeckern, als er auf die Tube in Yuriys Hand zeigte und sagte: „Ich hab die hier gesucht. Als ich heute Morgen geduscht hab, hab ich bemerkt, dass meine Schultern und mein Rücken zerkratzt sind.“

Sofort entdeckte ich eben genannte Kratzer, die lang und blutig Kais blasse Haut zierten. Schuldgefühle stiegen in mir hoch und unbemerkt begutachtete ich meine Fingernägel, die es wirklich dringend nötig hätten, wieder mal gestutzt zu werden.

Doch seine Stimme, mit einem unsicheren Unterton, holte mich aus meiner Versteinerung.

„Und... was macht ihr hier?“

Yuriy grinste bis zu beiden Ohren seinen Freund an und erwiderte sicher: „Ich hab Rays Rücken eingekremt, er hat da nen fetten blauen Fleck, musst du wissen.“

Ich spürte sofort Kais Blicke auf mir ruhen und meine Nackenhärchen stellten sich leicht auf.

„A-ha.“

Mehr sagte er nicht. Einfach nur ‚a-ha’. Es war schrecklich. Wir schwiegen uns an, keiner sagte ein Wort und keiner machte Anstalten, etwas zu unternehmen. Mir wurde es zu viel. Ich erhob mich, befreite mich und die Tube aus Yuris Griff und drückte Letzteres in Kais Hand. Dann verschwand ich. Mein Shirt lag noch immer irgendwo auf dem Boden im Badezimmer, in dem meine beiden Mitbewohner standen und sich anschwiegen.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Gelangweilt schlenderte ich durch das Anwesen, keinen Schimmer, was ich tun sollte, als ich mal wieder am Schwimmbad vorbeilief und in Gedanken versunken davor stehen blieb. Glatt spiegelte dass Wasser mein Spiegelbild wider. Sollte ich?

Wieso eigentlich nicht. Ich wohnte hier, also durfte ich auch baden gehen. War ja sowieso nicht das erste Mal.

Da ich nicht noch alle Stockwerke hinauflaufen wollte, zog ich mich aus, die Boxershorts liess ich an, das war mir nun doch zu riskant und sprang in das kühle Nass.

Gedankenversunken liess ich mich auf der Oberfläche treiben und starrte die Decke mit dem Mosaik des Wassergottes Poseidon an. Was hatte ich mir eigentlich gedacht?

Warum hab ich es zugelassen?

Ich schloss die Augen.

„Ich weiss es nicht...“

„Was weisst du nicht?“

Erschrocken über das plötzliche Auftauchen einer anderen Person, das ich gar nicht mitbekommen hab, schluckte ich eine grosse Menge Wasser und hustete heftig.

„Yuriy, was... was machst du hier?“

„Njo, Kai ist arbeiten gegangen und ich dachte, ich könnte auch mal Gebrauch hiervon machen.“

Er stieg ins Wasser und schwamm auf mich zu, liess mich nicht aus den Augen. Aus irgendeinem Grund verkrampfte sich mein Körper. Aber das war lächerlich. Das Wasser war kühl und ich bewegte mich nicht. Vielleicht lag es daran.

Einen halben Meter vor mir stoppte er plötzlich und stand ab. Na toll. Ich konnte nicht stehen, da ich mindestens einen halben Kopf kleiner war als er. Das war doch so unfair.

Er guckte mir weiterhin nur stumm in die Augen, ich konnte nicht darin lesen, was er vorhatte, aber etwas sagte mir, dass es mir nicht gefallen wird. Unsicher zog ich die Augenbrauen zusammen.

„Sag mal...“

Ich nickte, um zu zeigen, dass ich ganz Ohr war.

„Warum wohnst du eigentlich hier bei Kai? Ich meine, ihr kennt euch ja noch nicht so lange, oder lieg ich da falsch?“

Bedrückt und auf meiner Unterlippe kauend senkte ich die Lider und blickte zur Seite.

Sollte ich es ihm sagen?

„Ich...“, begann ich stockend, doch ein Kloss steckte in meinem Hals und hinderte mich daran, Yuriy meine schicksalhafte Geschichte zu erzählen.

„Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst!“, unterbrach dieser mich hastig, doch er wurde von Sekunde zu Sekunde neugieriger. Ich winkte ab, schluckte den Kloss hinunter und lächelte ihn lieb an.

„Schon gut. Also, das alles begann mit dem Streit meiner Eltern, ich bin weggelaufen...“
 

Nachdem ich geendet hatte, sah Yuriy mich traurig an.

„Tut mir leid, das hab ich nicht gewusst.“

Ich lächelte ihn gequält an.

„Das macht doch nichts. Es ist besser, wenn du es weisst.“

Yuriy liess den Blick nicht von mir, sah mich an und trauerte mit mir. Bis er die Hand ausstreckte und auf meine Wange legte. Ohne ein Wort zu sagen wischte er mir mit dem Daumen eine kleine Träne weg, die sich ein Weg über mein Gesicht suchte. Er blieb weiterhin stumm, zog mich in eine Umarmung und drückte mich fest an sich, ich wehrte mich nicht, das war im Moment das, was ich am meisten brauchte. Denn auch wenn alles nun schon einige Zeit her war und diese Worte schon leichter über meine Lippen gingen, so schmerzten sie noch immer zutiefst und weckten unangenehme Erinnerungen.

Sanft drückte er mich ein kleines Stück von sich weg und betrachtete mich. Sein Finger glitt mir zärtlich über meine Lippen und ich schloss entspannt die Augen. Ein weiches Lippenpaar wurde auf die Meinen gelegt und hauchte mir einen kleinen Kuss auf.

„Du solltest aus dem Wasser steigen, deine Lippen sind schon ganz blau und kalt.“

Mit diesen Worten und ohne weitere Vorwarnung hob er mich im Wasser hoch und trug mich zu seinem Badetuch, da ich selbst keines dabei hatte, setzte mich darauf und wickelte mich ein. Ich zitterte am ganzen Körper und hatte es bis jetzt noch nicht einmal gemerkt. Ich seufzte, kuschelte mich weiter in das grosse Tuch und gleichzeitig lehnte ich mich an Yuriys Brust, welcher die Arme gleich um mich legte und mir somit noch wärmer gab.

Ich starrte vor mich hin und redete kein Wort mit ihm und auch er hockte einfach nur da und hielt mich fest. Wahrscheinlich dachte er darüber nach, was ich ihm vor einigen Minuten gesagt hatte. Ich blickte zu Boden. Wie er wohl darüber dachte?

Er war so still und ich machte mir Sorgen, was er jetzt von mir hielt.

Ich guckte ihn genauer an. Er war schon verdammt hübsch, wie ihm die roten Haare verspielt ins Gesicht hingen. Seine Lippen waren schmal und erinnerten mich an diese von Kai. Ob sie sich genauso schön anfühlten?

„Yuriy?“, hauchte ich kaum hörbar. Er sah mich an, als wäre er bis eben noch tief in Gedanken versunken gewesen. Geschickt drehte ich mich in seiner Umarmung zu ihm um, setzte mich rittlings auf seine Oberschenkel.

„Yuriy“, ich lehnte mich nach vorne und näherte mich seinem Gesicht, ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren.

„Yuriy... bitte... bitte, küss mich.“

Ich überwand die letzten nervigen Zentimeter und legte meine Lippen auf seine. Die Augen halb geschlossen, liess ich sie ganz zufallen.

Es war nicht richtig, was ich da tat, eine leise Stimme, tief in meinem Innersten, bat mich aufzuhören. Ich ignorierte sie einfach. Diese leise Stimme kam von meinem Verstand, doch mein Herz sagte etwas Anderes. Das war im Moment etwas, was ich dringender brauchte als mein Gewissen. Ich wollte Jemanden fühlen, wissen, dass ich nicht alleine war.

Zaghaft legte ich meine Arme um seinen Nacken, da umschlangen mich die Seinen besitzergreifend um die Taille und zogen mich fest an ihn ran. Ich öffnete auffordernd den Mund und liess ihn Eintritt gewähren. Obwohl ich auf seinen Beinen sass, zog er sie zu sich, dass er im Schneidersitz da hockte und ich noch ein bisschen näher an ihn rutschte und somit der Kuss intensiviert wurde. Jetzt waren wir nicht mehr auf Augenhöhe, ich war nun grösser als er. Das feurige Zungenspiel, das darauf folgte, wurde in unregelmässigen Abständen durch kleine Tränen meinerseits versüsst.

Ich löste mich von ihm, schob ihn von mir weg und blickte zur Seite auf den Boden. Ich betrog mich selbst, mit dem was ich da bot. Ich liebte Kai und ich war mir sicher, dass er auch etwas für mich empfand, wenn auch nicht so viel wie ich für ihn, aber ich bedeutete ihm etwas. Und damit betrog ich nicht nur mich selbst, sondern auch noch Kai und Yuriy, denn was wenn er meinte, ich machte das, weil ich mich in ihn verliebt hatte?

Es war einfach alles zu kompliziert und in meinem Kopf herrschte ein gewaltiges Chaos, das mich am vernünftigen Denken hinderte.

Doch wieso sollte ich nicht? Immerhin waren Kai und ich nicht zusammen und es bedeutete mir nicht viel. Klar, es war ein weiterer Typ in meinem Leben, dem ich den Kopf verdrehte, aber was hinderte mich schon daran ausser der Liebe zu Kai?

Und was hiess schon Liebe?

Meine Eltern liebten sich so sehr, dass sie heirateten und ein Kind bekamen und doch endeten sie so...

Nein, mir sollte das nicht passieren. Besonders nicht jetzt in der Blüte meiner Jugend die andere ‚Pubertät’ nennen.
 

Ich erhob mich und drehte mich zum Pool um, langsam schritt ich auf das ruhige Gewässer zu. Die eine Hand auf dem Geländer, die andere über die Wasseroberfläche streichend, warf ich Yuriy einen auffordernden Blick über die Schulter zu.



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