Nur ein See
Nur ein See
Gezeichnet durch Misslingen pur
Und einzigster Unfähigkeit.
Dies ist ein gemeiner Schwur,
Auf mich, bis in die Ewigkeit.
Denn nutzlos bin ich für das Sein
Und keiner sieht der Arbeit Zeit.
Bin doch schon im Geiste klein!
Warum treibt ihr's dann so weit?
Meine Schuld in euren Augen,
Die mir zeugen eurer Welt.
Ich teile schon mit euch den Glauben
Und mich hier nun nichts mehr hält.
Nur ein See aus tausend Tränen,
Nur ein dunkelrotes Meer.
Ein Genuss aus hundert Venen,
Ein, vor'm Tode schwimmend Heer.
Hab den Glauben längst verloren,
dass mir meine Rettung eilt.
Umgebe mich mit zahllos Toren,
deren Seele mich nicht heilt.
Wo ist das Licht, das ich gesehen,
Welch's schafft' mich aus der Dunkelheit?
Was ist damit denn nur geschehen,
dass es mich lässt in Einsamkeit?
Und trotz der eisig kalten Ketten
Muss ich leben, muss ich stehn;
Auch wenn mich kann keiner retten,
muss ich meine Wege gehn.
Nur ein See aus tausend Tränen,
Nur ein dunkelrotes Meer.
Ein Genuss aus hundert Venen,
Ein, vor'm Tode schwimmend Heer.
Vor mir wieget sich das Leid,
welches ich mir selbst gebracht
in wunderschönem roten Kleid,
dass sich selbst zu Bächen macht.
Und aus Bächen werden Seen
Und aus Seen wird ein Meer.
Und aus Meeren auferstehen
Schmerzen, Schreie, Hass - so sehr.
Doch kann ich es nicht ganz vollenden,
denn das größte Leid im Land,
was dich straft, mit vollen Händen,
hat man "Lebensfrist" genannt.