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Chihiros zweite Reise

Rückkehr nach Aburaya
von

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Der Tunnel

Kuroi führte Chihiro und Hei über den Bahnsteig. Um sie herum wimmelte es von Göttern, Halbgöttern, Badegästen. Chihiros Schritte waren vorsichtig, prüfend, doch Hei sprang durch die Gegend und versuchte, so viel wie möglich zu sehen.

Chihiro packte ihn an der Hand und zog ihn zu sich.

„Sei doch bitte vorsichtig! Wenn sie uns entdecken...“

Hei versuchte, sich von ihr loszureißen, doch sie hielt ihn fest.

Als Hei seinen arm immer heftiger schüttelte, legte Kuroi dem Mädchen eine Hand auf die Schulter und redete beruhigend auf sie ein:

„Niemand wird euch finden, solange ihr in meiner Nähe seid! Ich habe von der Natur einen Ausgleich für meine Blindheit bekommen: magische Fähigkeiten!“
 

Während er so versuchte, Chihiro zu beruhigen, lockerte diese allmählich den Griff um die Hand des Freundes und ließ sie schließlich ganz los.

Sofort drehte sich Hei von ihr weg und beobachtete die Menge, die sich plötzlich dem Zug zuwandte und in einem gleichmäßigen Marsch darauf zuging um einzusteigen.

Heis Augen leuchteten.

„Ich hoffe, wir steigen auch da ein!“

Kuroi verneinte.

„Wir nehmen einen weniger....auffälligen...Weg! Aber er ist vielleicht auch interessanter.“

Die beiden Menschenkinder sahen ihn erstaunt und aufmerksam an, doch als der Junge gerade den Mund öffnen wollte, legte ihm Rimiga Kuroi einen Finger auf die Lippen und schüttelte lächelnd den Kopf.

„Warte, bis der Zug abgefahren ist!“
 

Nur kurze Zeit später hatte sich der Bahnsteig fast komplett geleert und die Lokomotive gab das Signal zur Abfahrt.

Langsam und schnaubend fing sie an, sich zu bewegen und durch die Waggons ging ein Ruck.

In weniger als zwölf Minuten würden die Fahrgäste an ihrem Ziel sein.
 

Nun bedeutete Kuroi seinen beiden Schützlingen, ihm zu folgen und er ging auf die Wand zu, die am weitesten von den Gleisen entfernt war. Sein Grinsen wurde immer breiter, als Chihiro und Hei sich verdutzt ansahen und schließlich sogar mit den Schultern zuckten.

Mit Hilfe seiner Magie konnte er jede ihrer Bewegungen und Gefühlsregungen spüren.

Und ihm gefiel die Verwirrung der beiden sehr gut.

Er blieb knapp vor der Mauer stehen und legte zwei Hände auf Gesichtshöhe gegen diese.

Die übrigen beiden Hände streckte er in Richtung Chihiro und Hei.

„Haltet euch fest und lasst nicht los, egal was passiert!“

Dann waren sie soweit, Kuroi trat schnell zwei Schritte nach vorne und seine Hände verschwanden in der Mauer.
 

Und plötzlich wurde es stockdunkel um sie.

Instinktiv klammerten sich die zwei Suchenden an ihren Helfer.

Ohne ihn wären sie hier vollkommen hilflos, der Sinn, auf den sie sich immer verlassen hatten, nutzte ihnen nichts mehr.

„Achtung!“

Kurois Worte der Warnung konnten sie nicht auf die folgenden Ereignisse vorbereiten.

Sekundenlang fühlten sie sich, als würden sie schweben, doch dann stürzten sie.

Sie fielen wie Steine und die Dunkelheit hallte von den Schreien der Menschenkinder.

Ihr Führer drückte sie an sich, ließ sie nicht los.

Je länger der Fall dauerte, desto lauter wurde ihr Geschrei.

Sie stellten sich ein immer schlimmeres Ende vor, als ihr Sturz sich auf einmal verlangsamte und sie vorsichtig und sanft auf dem Boden landeten.
 

Sofort ging Hei in die Knie, er sah aus, als würde er gleich den Erdboden küssen.

Auch Chihiro war bleich, ihr Herz pochte wie verrückt.

Vorwurfsvoll blickte sie Kuroi an.

„Du hättest uns aber ruhig früher warnen können!“

Sie zog eine Grimasse und griff sich ans Herz.

„Noch nie war ich einem Herzinfarkt so nahe...“

Kuroi zog die beiden an sich und drückte sie gegen seine Brust.

„Tut mir Leid, mir ist zu spät eingefallen, dass ihr so etwas noch nie gemacht habt...“
 

Seine beiden Begleiter sahen ihn böse an.

„Kommt schon, verzeiht mir! Das ist das einzige Stück des Weges, das so ist...“

Die beiden zuckten mit den Schultern und Hei klopfte dem Blinden kräftig auf den Rücken.

„Naja...wir müssen dir wohl verzeihen! Wir würden uns hier ohne dich ja doch nicht zurechtfinden! Es ist viel zu dunkel.“
 

Kuroi brach in schallendes Gelächter aus, dann ließ er sie los und entfernte sich von ihnen.

Hei und Chihiro schluckten.

„Jetzt warte mal...Ku-...Kuroi?? Wir haben es nicht so gemeint...Bitte...Hey...Kuroi?“

Sie fühlten sich auf einmal elend und verlassen, als plötzlich zwei Meter vor ihnen eine Tür geöffnet und der Raum mit Licht geflutet wurde.

Kuroi stand an der Tür, die Klinke in der Hand und grinste.

„Na? Hattet ihr eine Erleuchtung?“

Er hatte ihnen das Gesicht zugewandt und winkte sie herbei.

„Ihr braucht mich eben doch....“
 

Wenig später marschierten sie zu dritt durch den Tunnel. Irrlichter und übergroße Glühwürmchen erleuchteten ihn, doch die beiden Menschenkinder überlegten die meiste Zeit, ob dies nun gut oder schlecht sei.

Entlang der Wände stapelten sich Skelette und Totenschädel, die von den Irrlichtern gruselig beleuchtet wurden. Gelegentlich lugte eine Schlange oder Echse zwischen den Gerippenbergen hervor oder schaute neugierig aus einem Auge.

Kuroi schien dies alles gar nicht mitzubekommen, doch plötzlich beugte er sich über ein weniger altes Skelett.

„Hmm...ich war wohl schon lange nicht mehr hier. Der war das letzte Mal noch nicht da!“

Chihiro würgte.

„Woran erkennst du das?“

Kuroi schnupperte.

„Er riecht....frischer!“

Dann begann er, den Knochenhaufen zu untersuchen, weshalb sich seine Begleiter von ihm abwandten.

Hastig sprang er auf und hob triumphierend etwas in die Luft.

„Wenn das mal keine Zugkarte ist! Sen! Schau dir das an...“

Chihiros Herz zog sich bei diesem Namen zusammen, aber sie drehte sich trotzdem zu dem jubelnden Kuroi um. Ihr Neugier wurde belohnt.

„Sechs Tickets? Aber.... das reicht ja für uns drei..Könnten wir damit zu Seniba fahren?“

Der Blinde senkte betreten den Kopf.

„Ihr beiden schon, sogar hin und zurück, aber ich nicht....“
 

Chihiro trat von einem Fuß auf den anderen.

„Warum nicht?“

Kuroi nahm ihre Hand in die seine, öffnete sie und legte ihr die Fahrkarten hinein.

„Ich darf meinen Beruf nicht vernachlässigen, sonst löse ich mich auf!“

Hei trat zu ihm und legte dem Vierarmigen die Hand auf die Schulter.

„Aber du kommst doch mit uns,....soweit du kannst!“

Ihr Führer nickte und wandte sich zum Gehen.

„Ja, natürlich..Aber jetzt kommt...Euch gefällt dieser Ort doch sicher nicht!“

Chihiro und Hei folgten ihm.
 

Nach zehn Minuten Fußmarsch kam ihnen ein Mann entgegen. Seine kompletten Augen waren weiß, es war keine Farbe in ihnen, er war wohl blind.

Auf seiner Schulter saß ein pechschwarzer Affe, der mit den strohblonden, langen Haaren seines Herrchens spielte.

Über dem linken Augen des Äffchens war eine Augenklappe gebunden worden.

Als dieses seltsame Paar auf die drei zu kam, bedeutete Kuroi seinen Gefährten, in seiner Nähe zu bleiben und zu schweigen, egal was passierte.

„Ahhh...Kuroi! Mal wieder alleine unterwegs?“

Das mürrische Gesicht des alten Mannes hellte sich auf, als er Kuroi erkannte.

„Ja! Und du? Hast du immer noch den Unglücksaffen, Malao?“

Der Alte, den Kuroi Malao genannt hatte, lachte.

„Klar, und er bringt mir Glück.“

Als die Gesichter der beiden Männer wieder ernst wurden, fiel Chihiro etwas auf: an dieser Stelle war der Tunnel so dünn, dass eine Gruppe zurückweichen müsste.

Auch die beiden blinden Männer schienen das zu merken, denn sie nahmen bedrohliche Haltungen an. Kuroi knurrte.

„Einer von uns muss zurück und ich werde es nicht sein!“

Kurze Zeit geschah nichts, doch dann preschte Malao nach vorne.
 

Bevor Kuroi reagieren konnte, war Malao gegen die Wand gesprungen, hatte sich abgestoßen und landete nach einem perfekten Salto hinter Kuroi und den beiden jungen Menschen.

Kuroi schnellte herum.

„Ich habe heute keine Lust zum Kämpfen, Kuroi. Verlegen wir es auf das nächste Mal!“

Der Vierarmige lachte und Malao nickte ihm zu, bevor er um eine Wegbiegung verschwand.

Die kleine Gruppe wandte sich wieder ihrem eigenen Weg zu und setzte den unterbrochenen Marsch fort.

„Kuroi, warum hat er uns nicht wahrgenommen?“

Der Blinde legte Hei die Hand auf den Kopf.

„Ich habe euch mit meiner Aura versteckt. Er ist ein Tratschweib und sein Affe auch...Sie dürfen nichts von euch erfahren!“

Jetzt mischte sich auch Chihiro ein.

„Und warum ist er der einzige, dem wir begegnet sind?“

Kuroi deutete auf seine Augenbinde.

„Dieser Tunnel ist eigentlich nur was für Wesen, die wenig oder nichts sehen. Da ihr bei mir seid, kann euch die schwarze Magie nichts anhaben, aber für andere ist sie der Tod.“

Er wies zu der Wand, an der sich die Skelette stapelten.

Diese Antwort hatten Chihiro und Hei nicht erwartet und so schwiegen sie.

In diesem Zustand blieben sie bis zu dem Moment, an dem sie das Ende des Tunnels erreichten und die lange, schmale Treppe entdeckten, die nach oben ins Freie führte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  vilpat
2008-05-30T17:23:17+00:00 30.05.2008 19:23
Das war wirklich ein super Kapitel.
Das mit den Skeletten klingt wirklich gruselig.
Bin gespannt was am ende der Treppe auf chihiro und Hei wartet:D

Gruß
Vil
Von:  _ayame
2008-05-28T17:39:43+00:00 28.05.2008 19:39
hey.
ich hab die story eben entdeckt und find sie echt gut :) schreib schnell weiter ^^


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