Aufbruch
Seit Chihiros Reise zur Rettung ihrer Eltern waren nur zwei Jahre vergangen. In dieser Zeit hatte sie sich mühsam an dem für sie ungewohnten Ort eingelebt und sogar Freunde gefunden: Sakura und Hei.
Mit ihnen teilte sie ihre Erinnerungen; Freud und Leid. Nur einen Teil ihres Lebens verschwieg sie: ABURAYA!
"Chihiro!!Chihiro!!"
Hei kam heftig winkend den Hügel zu Chihiro hinaufgelaufen. Er war Sakuras Freund.
Das war er schon gewesen, als Chihiro die beiden kennengelernt hatte.
In dem Augenblick erinnerte sich Chihiro daran, dass er vor etwa einem Monat schon einmal auf dieselbe Weise den Hügel zu dem Haus ihrer Eltern hinaufgerannt war:
Als Sakura sich vor ihm versteckt hatte, um ihn zu ärgern.
Chihiro grinste, als Hei keuchend vor ihr anhielt.
"Chi-...Chihiro...",schnaubte er, bevor er sich auf den Rasen fallen ließ, um seinen Atem zu beruhigen.
"Sakura ist verschwunden...Ich kann sie nirgendwo finden..."
Hei schwieg nun, da er den Tränen nahe war, doch Chihiro begann zu Lächeln.
"Lass uns zusammen nach unserer besten Freundin suchen! Wir finden sie ganz bestimmt!!"
Sie hielt ihm ihre rechte Hand hin und half ihm, aufzustehen.
"Als sie das letzte Mal verschwunden war, hatte sie uns Hinweise hinterlassen, damit wir sie finden!"
Chihiro lächelte noch immer, doch Heis Gesichtsausdruck wurde verbittert.
"Die Hinweise waren aber verdammt schwer zu finden....",knurrte er.
Chihiro verschwand kurz im Haus, um ihm noch etwas zu Trinken zu holen. Hei genoss das kühle Wasser und stellte das Glas erfrischt auf den Gartentisch.
"Auf zum fröhlichen Jagen", meinte er ironisch, dann zogen sie los.
Nach über zwei Stunden schließlich hallte ein lauter Schrei durch den Wald, der am Fuß des Hügels lag.
"Ich habe was gefunden!!"
Durch Heis Ausruf aufgeschreckt, stoben ein paar Raben aus dem Wald und verschwanden lauthals meckernd in den Wolken.
Hei saß am Rande einer breiten Lichtung und hielt eine blutrote Schleife fest in seinen Händen. Chihiro kam nach Atem ringend neben ihm an. Sie war sofort losgerannt, als sie seinen Ruf gehört hatte und ließ sich jetzt erschöpft neben ihn sinken.
"Was ist? Hast du nur ihre Schleife gefunen??"
Sie sah ihn zweifelnd an.Hei schüttelte nur den kopf und deutete mit dem Finger auf eine kleine Figur in seiner Nähe. Diese schien sie auszulachen.
"Sie hat da drunter geklemmt."
Bei diesen Wortem blieb Chihiro fast das Herz stehen. Genau so eine Figur stand vor dem Eingang zu der geheimnisvollen Welt, in der sie mit ihren Eltern gewesen war.
"Ich glaube, ich weiß, wo wir suchen sollten..."
Sie sprach diesen Satz sehr leise aus, um ihren inneren Frieden zu bewahren und verließ betrübt den baumlosen, tristen Fleck. Hei sprang rasch auf und folgte ihr.
"Warte, Chihiro-chan..."
Wenig später stoppten sie vor dem breiten Eingang zur Götterwelt. Mittlerweile hatte sich Efeu davor breit gemacht und einen Teil des Tores überwachsen. Moos überzog die Wände, den Boden...und die kleine Figur. Um den Hals der Figur war ein schwarzer Schal gebunden worden, der lustig im Wind flatterte.
Hei schluckte beim Anblick der Szene.
"Woher wusstest du das..."
Er sah Chihiro von der Seite an und ging dann zu der Figur, um den Schal an sich zu nehmen.
"Sie hat es dir gesagt, oder?"
Chihiro verneinte heftig, schüttelte ihren Kopf so stark, dass ihre Haare hin und her flogen.
"Nein..aber ich habe den Wink mit der Figur verstanden...und außerdem war ich schon mal da drin!"
Sie deutete auf das Tor, aus dem jetzt ein leichter Wind wehte. Ein leises Dröhnen drang aus weiter Ferne.