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The Different Ways of Love

oder: Weil die Liebe verschiedene Wege geht... ShikaxTema//NaruxHina//NejixTen//SasuxSaku//InoxSai *Kapitel 33 on*
von

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Schachmatt

Schachmatt
 


 

Um Neji stürzte die Welt ein. Und sein Gesicht spiegelte sich in ihren Splittern.

Er bekam keine Luft mehr. Zumindest glaubte er das. Genau wusste er es nicht, zu schnell schlug sein Herz, zu angespannt war sein Körper. Wie zum Sprung, zum Angriff bereit.

Er starrte auf das Blatt in seinen Händen, bemerkte nicht einmal, wie heftig er zitterte. Dabei war sein Blick klar. Und getrübt zugleich.

Trauer. Sollte er Trauer spüren, tief in sich drin? Sollte er trauern, hier und jetzt. Aber das konnte niemand von ihm verlangen, niemand konnte ihm sagen, was er zu fühlen hatte. Niemand konnte… ihm irgendetwas befehlen. Niemand.

In Neji war es leer. Einfach leer. Er starrte Worte an, las sie, wieder und wieder, ohne zu wissen, was sie bedeuteten. Ohne den Sinn zu erkennen. Ohne den Sinn wahrhaben zu wollen. Vielleicht konnte… wollte er deshalb nicht traurig sein. Es war nicht wahr. Ganz einfach. Es konnte nicht wahr sein, es konnte nicht… durfte nicht…

Langsam hob Neji den Kopf. Die langen Haare strichen im kalten Wind über seine Züge, er beachtete es nicht. Und dann sah er sie. Wie sie dastand. Zitternd, bebend, wie er selbst. Weinend, er sah die Tränen. Er hatte sie noch nie weinen sehen. Klein und hilflos und zerbrechlich.

In ihm kochte es. Aus der Leere stieg ein Feuer herauf, groß, mächtig und wild, umzüngelte mit heißer Gier sein Herz. Es brannte. Es tat weh. Es tat so weh.

„Das ist ein Scherz, oder?“

Es musste ein Scherz sein, ein geschmackloser, böser Witz, auf seine Kosten. Es musste, es durfte einfach nicht wahr sein, es…

Sie schüttelte den Kopf, langsam, wich seinem Blick nicht aus. Zum ersten Mal seit langer Zeit sah sie ihn wirklich an. Sah ihm direkt in die Augen. Und das Feuer in ihm loderte. Zischte. Wollte.

„Das ist ein Scherz“, zischte er, leise, aber selbst das konnte das Zittern seiner Stimme nicht verbergen. „Ein blöder Scherz.“

„Neji…“, wisperte sie, die Worte drangen nicht mal an seine Ohren. Zu leise, zu hoch ihre Stimme. Zu taub seine Ohren. Er sah nur, wie ihre Lippen seinen Namen flüsterten. Er sah es. Es durfte nicht wahr sein…

„Du lügst… das ist alles… eine verdammte Lüge!“ Er wurde lauter und mit seiner Stimme wuchs das Feuer.

Wut war es. Niemand konnte ihm seine Gefühle befehlen. Und Neji wollte Wut. In ihm war Wut. Wut. Wut. Wut. Flammend, zischend, flackernd, sprechend. Schreiend. Schrie ihm ins Herz. Hör auf, weh zu tun!

„Neji, bitte…“ Sie flehte. Verzweifelt. Und sie weinte. Sie weinte. Warum weinte sie? Warum weinte sie und er weinte nicht? Weil es nicht wahr war. Es war nicht wahr. Darum würde er nicht weinen. Niemals.

„Neji“, sagte sie wieder seinen Namen. „Neji, ich… du…“

Sei still!“, schrie er. Plötzlich war alles laut. Und es war richtig so. Wut.

Sie zuckte zurück, aber noch immer wich sie nicht aus. Noch immer hielt sie stand.

„Du bist eine Lügnerin! Nichts als eine Lügnerin! Du bist schwach, Hinata Hyuga. Du versteckst dich und verdrängst. Du weißt nichts und du lügst! Es ist nicht wahr, es ist alles deine Lüge!“

Neji schrie und schrie und schrie. Er wollte schreien, wollte die Schmerzen in sich selbst lindern. Wollte Schmerzen zufügen.

„Bitte, Neji!“, wiederholte Hinata. „Ich… bitte…!“ Wie klein sie aussah, wie klein und schwach. Sie war ein Nichts, ein Niemand. Sie wusste nichts, sie kannte nichts. Sie kannte ihn nicht. Die wahre Welt.
 

Sei still!“

Es erschien alles, wie in einem bösen, guten Traum. Verzerrt verdreht.

Naruto verstand nicht, was geschah, er verstand nicht, warum es geschah. Viel wichtiger war, dass es nun mal geschah. Wie erstarrt sah er auf die Szene, die sich vor ihm abspielte. Und er wusste nicht, was er tun sollte.

Neji zur Vernunft bringen, ihm die Augen öffnen, das war verhältnismäßig leicht. Aber noch nie – noch nie, noch nie, noch nie – hatte es irgendjemand gewagt, sich Neji Hyugas Zorn zu stellen, ihm den Weg und die Sicht zu versperren. Denn bisher war das noch nie nötig gewesen.

Außer Sasuke gab es nur noch Neji, der die Kunst, seine Gefühle und Gedanken hinter einer Maske von Gleichgültigkeit und Hochmut so perfekt verstecken konnte. Noch nie war er dermaßen ausgerastet, ließ sich dermaßen gehen. Oder zumindest war Naruto noch nie bei solch einem Gefühlsausbruch dabei gewesen.

Er fühlte sich hilflos.

Da stand Neji, einer seiner besten Freunde, der Kerl, der nicht nur den Eisblick, sondern auch einen Eispanzer für sein Herz gepachtet hatte und schrie Hinata an. Seine Cousine. Hinata. Das Mädchen, in das Naruto verliebt war.

Ja. Verliebt, verdammt noch mal!

Und er, Naruto, stand nur hier und sah zu?

Sein Herz schlug bis zum Hals, als er in Hinatas Augen sah, die ihrerseits Neji fixierten. Er sah keine Angst. Vielleicht ein bisschen, ein kleines bisschen Furcht, irgendwo weit hinten, geduckt hinter Trauer und Trauer und Trauer.

Hinata wich Neji nicht aus, sie wich nicht zurück.

Jedes seiner Worte flog regelrecht auf sie zu, stach sie, stieß sie, verletzte sie.

Sie wich nicht zurück, nicht aus. Stand da, fest und sah Neji in Augen, die wütend waren. Die Wut waren. Zorn. Und Schmerz.

Aber sie hielt ihm stand.

Und Naruto bewunderte sie mit jedem Augenblick mehr. Er wusste nicht, was es war, dass Hinata in diesem Moment so stark machte. Er wusste es nicht. Und in gewisser Weise wollte er es auch gar nicht wissen.

Sie beeindruckte ihn.

„Du bist schwach!“, fauchte Neji. „Haben sie dich nicht deshalb weggeschickt? Weil du ihnen nicht stark genug warst. Eine schwache Hyuga, die es nicht wert ist, diesen Namen zu tragen.“

Er atmete schwer.

Naruto sah, wie sich seine Schultern bei jedem Atemzug hoben und senkten. Wie er neue Worte sammelte, die er Hinata entgegenschleudern konnte. Es kam nicht soweit.

„Neji…“ Es war mehr ein Flüstern. Ein Flüstern, mit dem sie sich selbst Mut machen wollte. Mit dem sie ihm entgegentrat.

Mut gegen Wut.

Schmerz gegen Schmerz.

„Ich weiß, dass ich dir wehgetan habe. Dass meine Familie dir wehgetan hat. Ich kann es nicht ungeschehen machen…“ Zitternde Tränen flossen über ihre blassen bleichen Wangen. „Ich kann nur versuchen, es besser zu machen. Es versuchen… aber… ich bin schwach. Du hast es selbst gesagt. Meine Familie verachtet meine Schwäche. Aber genau… genau dieser… Moment…“

Sie schien sich auf die Worte vorzubereiten, die sie sagen wollte, Worte, die sie sich vorher schon genau zurechtgelegt hatte.

„Genau dieser Moment zeigt, dass du genauso an der Stärke der Familie zerbrichst, wie ich. Vielleicht noch mehr. Aber…“

Neji schoss so schnell auf sie zu, dass Naruto kaum Zeit hatte, zu reagieren. Seine flache Hand schlug Hinata klatschend und so heftig ins Gesicht, dass sie zurücktaumelte, beinahe gestolpert wäre. Sie fing sich gerade noch rechtzeitig.

Halt den Mund!“, schrie Neji, stürzte sich wieder auf sie.

Naruto wusste nicht, was er tat. Nicht wirklich. Er wollte nur Neji daran hindern, Hinata wehzutun. Noch mehr wehzutun. Denn sie litt. Sie litt doch auch so schon genug. In ihren Augen saß der Schmerz, der gleiche, der auch in Nejis Gesicht geschrieben stand, mit einem Mal so deutlich, dass man Angst bekommen konnte.

Das war nicht mehr Neji. Nicht mehr der kühle, kalte, herablassende Neji.

Das war kein mutiger, spöttischer Kämpfer mehr.

Kein eiskalter Eispanzer.

Das war ein Neji, der Angst hatte. Und Schmerzen.

Naruto wusste nicht, was er tat.

Er wusste nur, dass er diese Schmerzen kannte. Dass er diese Angst kannte. Die Angst vor der Wahrheit.

Und Naruto wusste, dass Neji Hinata geschlagen hatte. Und dass er es wieder tun würde. Und wenn nicht ausgerechnet jetzt zufällig ein Lehrer vorbeikommen würde, würde sich ihm niemand in den Weg stellen.

Niemand stellte sich Neji Hyuga in den Weg.

Er riss Neji zurück, zerrte an ihm und schrie. Irgendetwas. Später würde er sich nicht mehr daran erinnern, was er geschrieen hatte. Oder was Neji geschrieen hatte. Oder die Menge um sie herum, die er schon seit Minuten nicht mehr hörte.

Er hörte nicht Shikamarus „Neji, verdammt, hör auf!“.

Er hörte nicht Temaris „Hina, bist du okay?“.

Er hörte nicht Sasukes „Naruto!“

Und er hörte sich selbst nicht, als er Sasuke zurief, wegzubleiben. Bleib weg! Bleib weg, Sasuke! Scheiße, bleibt alle weg!

Alles, was noch irgendwie in seinen Kopf drang, war das Bild von Hinatas stummen Tränen. Es kam ihm vor, als habe jemand den Film verlangsamt und auf stumm geschalten.

Und plötzlich, so plötzlich, wie es langsam geworden war, so plötzlich ging auch alles wieder ganz schnell. Viel zu schnell.

„Spinnst du, Neji?“, schrie er ihm ins Gesicht, das verzerrt war von Wut und noch mal Wut und Angst und Schmerzen. „Was soll das? Tickst du noch richtig?“

„Lass mich los!“ Neji wollte sich losreißen, wieder auf Hinata zu, doch Naruto hielt ihn fest. Eisern. Woher nahm er auf einmal diese Kraft? Er wusste es selbst nicht.

„Lass mich los! Sie ist eine Lügnerin! Eine schwache Lügnerin! Eine Hyuga!“

„Was hat sie dir denn getan? Was hat sie dir getan, verdammt? Beruhig dich, du Idiot!“, knurrte Naruto, festigte seinen Griff noch.

Nejis Blick war scharf, scharf wie immer und doch hatte Naruto das Bedürfnis, zurückzuzucken, als die weißen Augen ihn anstierten. Klar und scharf.

Dann traf ihn Nejis Faust unvermittelt in den Magen.

Naruto schwankte, hielt Neji aber weiter fest und plötzlich hämmerten weitere Schläge auf ihn ein. Er hielt stand, fand sich plötzlich auf der Erde wieder, auf dem kalten, nassen Teer.

„Du verstehst gar nichts, Uzumaki!“, zischte Neji über ihm.

Von irgendwoher hörte Naruto einen Ruf, der Sasuke gehören musste. Neji blickte nicht einmal auf.

„Und? Brauchst du Hilfe, Uzumaki? Brauchst du Hilfe von deinem allerbesten Freund Uchiha?“

Naruto wusste nicht, woher er die Kraft nahm, die ihn ausholen ließ, die ihn zurückschlagen ließ. Heftig, unerwartet. Überraschend. Und dann war Neji plötzlich der Unterliegende.

„Ich brauche niemanden, der mich verteidigt, Hyuga“, knurrte Naruto. „Auch nicht Sasuke. Schon gar nicht ihn. Wenn ich Hilfe brauche, dann bitte ich darum.“

„Du bist so dumm, Uzumaki“, lachte Neji verächtlich. Er stieß Naruto von sich, rappelte sich blitzschnell auf. Naruto hielt ihn an seinem Shirt fest, zerrte ihn herum.

„Ich bin dumm?“, fragte er. „Wenn ich so dumm bin, dann erklär mir doch, was ich nicht verstehe.“

Neji zog scharf die Luft ein, aus seinen Augen schienen Blitze zu sprühen. Wut. Da waren nur Wut und Schmerz.

„Du vertraust, Uzumaki“, flüsterte er heiser. Heiser? „Du vertraust zu sehr. So wie alle anderen dummen Typen an dieser Schule. Du bist schwach. So schwach wie sie. Zu schwach. Ich bin nicht schwach. Ich bin stark. Ich muss stark sein. Ich muss kämpfen. Und niemand wird mich je in die Knie zwingen.“

Naruto spürte, wie ein Ruck durch seinen Körper ging. Er strauchelte zurück, fühlte wie er zu Boden ging.

Gerade noch rechtzeitig fing er sich, riss Neji mit, schleuderte ihn herum und wieder lagen sie zu zweit. Und wieder war er der Überlegene.

„Was redest du da eigentlich?“, knurrte Naruto verständnislos, blitzte ihn an, blitzte direkt in dieses ausdruckslose Gesicht, in die nichts sagenden, weißen Augen. Die nie etwas sagten. Nie etwas…

Was war es, das Neji so werden ließ?

So anders? So verdammt eigenartig seltsam anders, dass er es nicht mehr unter Kontrolle hatte. Oder war er das? War das Neji? Der wahre Neji?

Fast konnte Naruto es nicht glauben, dass er diesen Gedanken überhaupt denken konnte. Neji war nicht so, war nie so gewesen, versessen auf Stärke und seine eigene Cousine schlagend.

Natürlich, Schlägereien hatte es immer mal wieder gegeben, auch mit Neji. Aber noch nie hatte Neji den Streit begonnen, so freiwillig, als würde er gezwungen werden. Noch nie war er dermaßen haltlos gewesen.

Haltlos…

Das konnte nicht der wahre Neji sein. Auch wenn Naruto nicht glaubte, den wahren Neji schon einmal mit eigenen Augen gesehen zu haben. Immer war da diese Maske, eine Maske aus Stolz und Hochmut, aus Gelassenheit und einem bitterbösen Blick.

Was versteckte er?

Was wollte er erreichen mit dieser Maskerade?

Hasserfüllt sah Neji ihn von unten herauf an, der Blick verklärt, als würde er nicht Naruto sehen, der ihn auf den Boden drückte. Naruto kam die Situation unterdessen unangenehm bekannt vor…

„Ihr wisst doch nichts“, sagte Neji plötzlich in die einsetzende Stille, so leise, dass Naruto erst glaubte, sich verhört zu haben. „Ihr wisst nichts über die verdammte, verfluchte, hoch gelobte und verehrte Familie Hyuga… ihre Machenschaften, ihren Umgang… und sie alle, alle zusammen sind Lügner, Betrüger… und Mörder. Alles Mörder.“

Nur Naruto konnte die Worte hören, dessen war er sich sicher. Oder hoffte er es nur? Aber Neji sprach so leise… verlieh dem Hass in seiner Stimme Ausdruck.

„Was meinst du damit?“, flüsterte Naruto zurück. Dabei wusste er nicht einmal, ob er die Antwort wissen wollte. Aber… er war doch Nejis Freund. Und ein Freund sollte wissen, wann es an der Zeit war, zu fragen. Auch wenn manche etwas anderes behaupten sollten: So viel Feingefühl hatte Naruto.

„Sie haben sie umgebracht.“ So viel Hass. Wie konnte in vier kleinen Worten nur so viel Hass stecken? Und Trauer. Schmerzen… Seine Stimme verriet ihn. Alles, was die Maske in seinem Gesicht zu verstecken versuchte, verriet die Stimme.

Naruto wartete. Sagte nichts und wartete. Er hatte gelernt, still zu sein. Schon vor langer Zeit. Er hatte gelernt auf das zu hören, was sein Innerstes ihm riet. Und dieses Mal war es eben Warten.

„Sie haben Mum umgebracht“, wisperte Neji mit leeren Augen. Und Naruto hätte es nicht gewundert, wenn er geweint hätte. Aber das konnte nicht passieren. Oder? Neji Hyuga weinte nicht.

„Deine Mutter?“, fragte Naruto.

Nejis Augen starrten leer und leerer in den Himmel, der immer dunkler wurde. Dunkler und dunkler. Naruto ließ ihn los. Neji wehrte sich nicht mehr. Nur noch seine Stimme war da, verriet ihn. Was sollte eine gefühlvolle Stimme gegen physische Kraft anrichten, wenn nicht einmal der Blick bei der Sache war?

„Mum“, wiederholte Neji. Lauter dieses Mal. Nur etwas. „Eine Familie aus Mördern. Ich hab sie sterben sehen. Es ist unwiderruflich. Sie ist tot. Aber… Mörder sind Lügner. Mörder müssen auch Lügner sein. Er kann nicht tot sein. Sie lügen. Sie lügen. Alle…“

„Wer ist tot, Neji?“

„Er ist nicht tot. Dad…“, murmelte er, wie von Sinnen.

„Und wenn doch?“

Warum fragte er das? Warum, zum Teufel, fragte er das? Sah so seine Aufmunterungstaktik aus?

„Nein“, entgegnete Neji. „Nein. Er ist nicht tot, er kann nicht tot sein.“

„Aber was, wenn doch, Neji?“, fragte Naruto eindringlicher. „Was, wenn er doch tot ist?“

Langsam schüttelte Neji den Kopf und Naruto wagte es ein zweites Mal, ihn loszulassen.

„Neinneinneinnein“, murmelte Neji, wie in Trance. „Dann hätten sie ihn umgebracht. Sie… aber er kann nicht tot sein…“

„Es war ein Anschlag, Neji.“

Naruto sah auf, sah von weißen Augen in weiße Augen. Hinata.

Sie kniete sich neben sie, sah Neji an. Noch immer waren ihre Augen rot, noch immer weinte sie und weinte sie. Sie beachtete Naruto nicht einmal.

„Er sollte Hiashi gelten. Meinem Vater, nicht deinem. Hizashi sollte nicht… er sollte nicht…“ Sie stockte, ließ ihren Tränen freien Lauf, bevor sie weiter sprach, sich wieder unter Kontrolle hatte.

„Hizashi sollte nicht sterben. Aber er ist es. Er ist tot, Neji. Der Anschlag sollte Hiashi gelten. Du hast Recht. Die Hyugas sind Mörder…“

Neji sah sie an. Sah sie an, als würde er sie zum ersten Mal wirklich sehen.

Hastig, fast überstürzt, rappelte Naruto sich auf.

Deine Arbeit ist getan. Sagte die innere Stimme.

Intuition. Instinkt.
 

Neji lag in Hinatas Armen.

Er weinte.
 

Wenn die Welt um dich zusammenbricht, stirbst du mit ihr? Oder stirbt wirklich nur die Welt, die Welt um dich herum?

Wenn die Welt zerbricht, kannst du sie wieder kleben? Oder kann das nur die Welt selbst, können das andere?

Kannst du es? Wer kann es?

Wenn die Welt weit weg ist, ganz weit, unendlich weit weg, wagst du es trotzdem, einen Teil davon ganz nah an dich heran zu lassen? Selbst, wenn dir dieser Teil Angst macht, selbst, wenn du diesen Teil hasst?

Schaffst du das? Schaffen es andere?

Wenn du verlierst, was dir wichtig war, kann dann etwas anderes noch genug Wert haben, um es wichtig nennen zu können?

Wenn jemand auf dich zukommt, der sich nie um dich gekümmert hat, was würdest du tun?

Weglaufen?

Vor was? Wohin?

Wohin gehst du, wenn die Welt kaputt ist?

Vor was fliehst du?

Und… wer hilft dir?

Vielleicht musst du es einfach zulassen, geschehen lassen. Lass zu, dass derjenige, der auf dich zukommt, eine Chance erhält.

Lass zu, dass er dir nicht im Weg steht, wenn du versuchst, deine Welt und dich selbst wieder zu kleben. Vielleicht wird er dir nicht helfen. Aber vielleicht macht er es dir leichter.
 

„Warum bist du hier?“

Er sah ihn an. Waren da Tränen? Irgendwo, tief in diesem kalten Herzen mussten doch Gefühle sein. Er konnte das nicht einfach so verkraften.

Er war doch sein Bruder gewesen.

„Ich kann mich nicht entschuldigen“, sagte er, schloss die Augen dabei. Konnte er ihn nicht einmal ansehen.

Warum war er hier?

„Die Beerdigung ist morgen.“

Hiashi drehte sich um, schnell. Schnell ging er auch wieder, so schnell und plötzlich wie er gekommen war.

Dann war er weg.

Neji reichte es. Es war keine Entschuldigung, nein. Aber es war ein Anfang. Kein guter Anfang, aber es war ein Anfang, von etwas Gutem.

Er hatte die Tränen gesehen. Neji hatte Hiashi Hyugas Tränen gesehen. Und sie hatten sich nicht unterschieden von seinen eigenen.

„Gehst du zur Beerdigung?“, fragte eine Stimme hinter ihm leise.

„Gehst du?“

Hinata nickte. „Ja…“

Ihre Augen waren gerötet, wie seine. Ihm war nie aufgefallen, wie sehr ihre Augen seinen ähnelten. Warum war ihm das nie aufgefallen?

//Weil ich nie richtig hingesehen habe.//

Aber jetzt, jetzt sah er. Mehr, als ihm lieb war. Aber es gab nun mal Dinge, die gesehen werden mussten. Das war wie mit… Staub. Man übersah ihn so lange, bis man davon niesen musste. Bis er auf sich aufmerksam machte.

„Gut“, murmelte Neji, setzte sich neben sie, ohne sie weiter zu beobachten. Er spürte ihren Blick, diesen Unschuldsengelblick auf sich, aber es störte ihn nicht. Noch durfte sie das. Ihn so ansehen. Bald nicht mehr. Jetzt noch, nur noch eine Weile.

Er spürte ihre warme, zierliche Hand auf seiner. Plötzlich konnte er Naruto verstehen, wieso er so von ihr schwärmte. Nur noch eine Weile. Diese Nähe würde er nicht mehr lange zulassen, Neji wusste es. Es würde die Zeit kommen, in der es wieder anders wurde.

Irgendwann. Ganz sicher.

Bis dahin… konnte ihre Hand da liegen. Bis dahin konnte Hinata ihn in den Arm nehmen. Bis dahin konnte sie seine Familie sein. Ein bisschen zumindest.
 

Der nächste Tag war seltsam.

Er war schon deshalb seltsam, weil es so verdammt still war. So ruhig. Dabei hatten Naruto und Sasuke sich doch vertragen.

Er war seltsam, weil es wieder regnete, nach diesen wenigen Sonnenwintertagen. Es schüttete wie aus Eimern und Shikamaru fragte sich immer und immer wieder, ob sie in diesem Schuljahr nicht schon genug bestraft worden waren.

Anscheinend nicht.

Und es war seltsam, weil Neji fehlte. Und Hinata, Hinata fehlte auch und vielleicht war das der eine Grund, warum Naruto so verdammt still blieb, den ganzen Morgen über.

Wenn er still war, ging er einem noch mehr auf die Nerven. Es wurde Zeit, dass hier wieder Normalität einkehrte, lange würde Shikamaru diese Ruhe nämlich nicht mehr ertragen. Und allein dafür sollte der Tag im Kalender rot angestrichen werden. Der Tag nämlich, an dem Shikamaru genervt war, weil ihn absolut nichts und absolut niemand nervte.

Sogar die Lehrer erschienen seltsam bedrückt zum Unterricht.

Ein seltsamer Tag.

„Es ist seltsam“, murmelte Temari mitten in Geschichte zu sich selbst. Nein, eigentlich sprach sie Shikamaru sogar direkt an.

„Das ist es.“

Shikamaru starrte auf die Tafel, ohne wirklich etwas zu sehen. Dafür spürte er die angenehme Wärme des Armes neben seinem eigenen umso deutlicher. Lauschte dem ruhigen Atmen und sah vor sich, wie Temari sich konzentriert an der Nase rieb.

Schön blöd, dass er wegen so einer Kleinigkeit Asumas ausladende Schrift nur hintergründig in seinem Kopf abspeicherte.

„Hast du es gewusst?“

Als Shikamaru leicht den Kopf drehte und sie von der Seite ansah, rieb sie sich wirklich gerade die Nase.

„Was gewusst?“, fragte er zurück. Temari sah ihn an, den Blick gefüllt mit einer Mischung aus eigenartiger Faszination und einem tiefen Seufzen.

„Sie waren an Weihnachten schon so seltsam“, sagte sie schließlich, klopfte ungeduldig mit dem Stift auf ihr Heft.

Tipp Tock Tipp Tock Tipp

„Mhh…“ Endlich gelang es Shikamaru, den Kopf wieder in eine andere Richtung zu lenken. Mit seinen Gedanken ging das nicht so einfach.

Es war einfach zuviel los gewesen in letzter Zeit. Zu viel, dass seinen Kopf zum Brummen brachte und verwirrend undeutlich erschien und wieder verschwand.

Es war wirklich seltsam.

Hinata und Neji an Weihnachten.

Ja, es war klar gewesen, dass etwas nicht stimmte. Aber Shikamaru wusste nicht erst seit Weihnachten von der komplizierten Beziehung der beiden Hyugas. Genauer gesagt wusste doch eigentlich die ganze Schule irgendetwas. Nicht alles, natürlich nicht.

Und doch… Weihnachten war etwas Entscheidendes geschehen. Dieses Etwas hatte nicht nur Shikamaru gezeigt, wie Neji zu seiner Familie stand, sondern auch, wie er zum ihm selbst stand.

Es war seltsam. Total verrückt eigentlich.
 

Wie lang waren sie überhaupt schon Freunde?
 

Aus der Sporthalle kamen eigenartige Geräusche. Eigenartig deshalb, weil sie so fremd klangen, so ungewohnt. Die Stimme und diese Schreie, die Laute. Das passte alles nicht so wirklich zueinander.

Es passte überhaupt nicht.

Shikamaru warf einen gelangweilten Blick durch die Glastür zur Sporthalle. Stockdunkel war es da drin, nur das Licht, das durch die großen Fenster schien, erhellte den großen Raum ein wenig.

Ein wenig mystisch sah es aus, wie sich die sehnige Gestalt in der Dunkelheit bewegte.

Wäre Shikamaru abergläubisch gewesen, er hätte gedacht, einen Geist vor sich zu haben. Aber Shikamaru war alles andere als abergläubisch. Er wusste genau, wen er da vor sich hatte. Er erkannte die helle Haut und die fast unnatürlich langen Haare, die von einem Haarband aus dem Gesicht gehalten wurden. Er erkannte die Stimme, auch wenn er sie sonst nicht oft zu hören bekam.

Neji Hyuga war kein besonders gesprächiger Geselle.

Noch einige Minuten beobachtete Shikamaru, wie sein Mitbewohner einige komplizierte Bewegungen ausführte, dann urplötzlich die unnatürlich hellen Augen aufriss und einen Schrei ausstieß.

Shikamaru zuckte kaum zusammen, doch endlich erinnerte er sich daran, warum er überhaupt hierher gekommen war und seine Hände tasteten nach der kleinen Pappschachtel in seiner Jackentasche. Schon das Gefühl der Zigarette zwischen seinen Fingern beruhigte ihn ein bisschen und er verabscheute sich etwas dafür. Eigentlich war er nicht der Typ, der einer Sucht unterlegen war. Eigentlich war er dafür zu klug.

Die kleine orange Flamme zuckte aus dem Feuerzeug und Augenblicke später glühte ein heller Punkt in der Dunkelheit auf. Shikamaru atmete tief ein.

Es tat gut. Er verabscheute sich dafür, aber es tat gut. Und er war auch kein Mensch, der sich von anderen etwas vorschreiben ließ. Schon gar nicht von klanglosen Warnhinweisen auf Packungen. Oder gar von Erwachsenen.

Neji tanzte weiter durch die Halle, wurde von scharfen Blicken beobachtet. Es kam Shikamaru vor wie ein Tanz, aber vermutlich war es irgendeine Art Meditation. Oder eine Kampfsportart? Er war sich nicht sicher. Es sah anmutig aus, doch immer und immer wieder zerrissen die Schreie die Stille der Nacht.

Machte er das jede Nacht?

Fast hätte Shikamaru leise gelacht. Er war erst zwei Monate hier. Er konnte das gar nicht wissen.

Aber wussten es die anderen? Die, die schon länger hier lebten. Naruto oder Sasuke?

Shikamaru bezweifelte es.

War er also der Erste, der hinter die nächtlichen Aktivitäten des Hyugas kam? Der Gedanke ließ ein ungutes Gefühl in ihm aufkeimen. Irgendwie war das seltsam. Alles hier war seltsam, das ganze Internat war seltsam.

Plötzlich schwang die Glastür lautlos auf und helle Augen starrten Shikamaru unter zusammengezogenen Brauen finster an, bohrten sich in seinen Blick. Shikamaru hielt stand. So schnell bekam ihn niemand klein. Auch nicht ein Neji Hyuga, dessen Name auf dem Schulhof nur geflüstert wurde, der berühmt berüchtigt war für seine Intelligenz, seine Kraft und sein Aussehen. Und für die geheimnisumwitterte Beziehung zu seiner Cousine. Wie war ihr Name noch mal?

Hinata Hyuga war so unscheinbar und schüchtern, dass man sie schnell übersah oder vergaß. Shikamaru hegte sogar den Verdacht, dass Naruto sie noch nicht einmal wahrgenommen hatte. Aber Naruto hatte in solchen Dingen auch eine unwahrscheinlich lange Leitung.

Das einzige, das Hinata wohl mit Neji gemein hatte, war der Nachname. Und vielleicht noch die auffällige Augenfarbe, die Shikamaru auch in diesem Moment einen kleinen Schauer über den Rücken jagte.

Kalt wie Eis.

„Rauchen ist hier verboten.“

Es war der erste Satz, den Neji in diesen zwei Monaten an ihn richtete. Und seine Stimme klang genau so kalt, wie sein Blick vermuten ließ.

Aber das es ausgerechnet dieser Satz sein musste…!

„Ich weiß“, seufzte Shikamaru leidvoll und führte die Zigarette demonstrativ ein weiteres Mal zum Mund. „Nervig.“
 

In den nächsten Nächten stand Shikamaru wieder vor der Glastür, während Neji Hyuga diesen meditativen Tanz vollführte, und rauchte. Es war ein guter Platz zum Rauchen, hatte er festgestellt. Deshalb kam er immer wieder hierher. Nicht etwa, weil er Neji beobachtete.

Nein. Natürlich nicht.

Shikamaru paffte dünne Rauchschwaden in die Luft und sah zu, wie Neji Hyuga all das in der Nacht abstreifte, was ihn tagsüber zu verfolgen schien wie eine dunkle Wolkenwand. So viel wusste Shikamaru inzwischen. Es war keine einfache Meditation. Es war Luft ablassen, mit der Wut fertig werden.

Neji Hyuga war wütend. Sehr wütend. Immer wütend. Die Wut war ein stilles, heimliches Gefühl in diesem Jungen, mit dem er nicht zurechtkam, das er in sich verbarg wie einen Schatz in einer Truhe mit drei Schlössern. Aber es war einfach zu viel Wut.

So viel wusste Shikamaru inzwischen. Und auf eine Art konnte er Neji Hyuga verstehen. Auf eine andere auch wieder nicht.

Wieso musste er so klammheimlich seine Wut loswerden? Warum konnte er das nicht in dem Moment tun, in dem die Wut erst entstand?

Im gleichen Moment gab sein, unglücklicherweise viel zu intelligentes Gehirn ihm auch schon eine Antwort: Weil er sonst vermutlich die ganze Zeit am Ausrasten wäre.

Toll…
 

„Warum bist du hier, Nara?“

Neji Hyuga sah ihn kalt an, Shikamaru kannte das inzwischen. Er zuckte gelassen mit den Schultern und zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, bevor er sie zu Boden warf und unter seine Schuhsohle zermalmte.

„Warum bist du hier, Hyuga?“, fragte er zurück und erwiderte den Blick kühn und ausdruckslos gelangweilt wie immer. Eigentlich wusste er es ja schon. Das war einfach nur, um dem eigenartigen Jungen die Stirn zu bieten.

„Das geht dich nichts an, Verlierer“, zischte Neji. Aber es klang genauso beherrscht wie eh und je, keine Veränderung in der Stimmlage, keine Veränderung der Mimik. Er war und blieb ein gefühlloser Eisschrank.

Während Shikamaru diese Informationen wie von selbst aufnahm und verarbeitete, hob er die Augenbraunen leicht und schob die Hände in die Hosentaschen. Absolut desinteressiert sah er aus. Absolut uninteressiert an Neji Hyuga und was auch immer er da in der Halle trieb. Oder gar wieso.

Es war ja auch nicht wichtig. Im Moment hatte Shikamaru selbst ja eigentlich schon größere Sorgen mit sich selbst.

„Hm, ich bin wohl ein Verlierer“, meinte Shikamaru. „Wen interessiert’s?“ Unter dem missbilligenden Blick des Hyugas steckte er sich eine neue Zigarette an. Schlicht und ergreifend, um ihn ein bisschen zu ärgern, allzu hoch musste er ja wohl nicht auf seinem Ross sitzen.

„Ich hab dir schon mal gesagt, dass Rauchen hier verboten ist.“

Immer wieder dieselbe Leier.

Shikamaru blies etwas Rauch in die Luft. Wen interessiert’s?

„Ich weiß, das hast du gesagt. Du bist ganz schön anstrengend“, erwiderte Shikamaru nur.

„Anstrengend?“, hakte Neji Hyuga tonlos nach.

„Anstrengend.“

„Warum rauchst du dann?“

Jetzt musste Shikamaru grinsen.

„Hey! Lach mich nicht aus!“, knurrte Neji und trat einen winzigen Schritt näher heran.

„Tu ich nicht. Ist nur seltsam, dass ausgerechnet du das fragst, Neji Hyuga. Ich rauche, weil es eine Bedeutung hat. Weißt du, wir sind uns gar nicht so unähnlich, hm?“

War da jetzt eine Gefühlsregung?

Nein, wohl eher eine optische Täuschung…

„Mal abgesehen davon, dass ich der Verlierer bin.“

Es war das erste Mal, dass Shikamaru Neji einfach so vor der Halle stehen ließ.

Und es war nicht das letzte Mal.
 

Gleicher Ort, gleiche Zeit, nur wenige Tage später. Auf den ersten Blick erschien alles wie sonst. Shikamaru sah die dunkle Halle durch das Glas, hielt eine Zigarette zwischen den Fingern und blies dünne Rauchfäden in die Luft, die von Tag zu Tag kälter wurde.

Winter, ja es wurde Winter.

Neji war nicht da.

Es störte Shikamaru nicht sonderlich und es verwunderte ihn auch nicht, der Hyuga war schon nicht in der Schule gewesen, hatte sich den ganzen Tag über in seinem Zimmer verschanzt. Angeblich war er krank, aber Naruto hatte gemeint, das könne nicht sein, denn das würde bedeuten, dass Neji Hyuga eine Schwäche habe. Dass er menschlich sei.

Shikamaru zweifelte an dieser Aussage.

In den letzten Tagen hatten sie nicht miteinander geredet. Ein Blickwechsel, wenn Neji die Halle verließ war alles, auch wenn die Blicke kalt waren, ausdruckslos. Eigentlich nur um zu zeigen, dass man den anderen mit einem Knurren im eigenen Revier akzeptierte.

Mehr war es nicht und mehr würde es wohl auch nie sein. Akzeptanz war immerhin schon ein Zeichen, dass überhaupt eine Beziehung bestand.

Shikamaru zog an der Zigarette.

„Du hörst auf niemanden, Nara. Was?“

Neji tauchte neben ihm auf, still, klammheimlich, wie es seine Art war. Aber wenn er sich zeigte, dann mit voller Ausstrahlung, dann konnte man ihn gar nicht mehr übersehen.

Charisma nannte man so was wohl.

„Ich höre schon. Aber nicht auf alle. Und sicher nicht auf dich, Hyuga“, brummte Shikamaru, blies Neji etwas Rauch ins Gesicht, worauf der das Gesicht leicht verzog.

Na, bitte. Shikamaru hatte schon befürchtet, der Hyuga habe gar keine Gesichtsmuskeln.

„Du bist schon wieder hier“, stellte Neji fest, wechselte das Thema, ohne einen Hehl daraus zu machen. Selbst das konnte er gut.

„Jepp. Du auch.“

„Ich trainiere heute nicht. Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein.“

„Und warum bist du dann hier?“

Neji wandte den Blick lange nicht ab, sah ihn nur an und wieder einmal hatte Shikamaru das Gefühl, dass diese Augen viel zu kalt waren. Kalt und irgendwie wissend. Auch wenn sie in diesem Moment eher unentschlossen wirkten. Ein unentschlossener Neji Hyuga.

Irgendwie.

„Ich hatte das Gefühl, es wäre besser“, meinte Neji nach einer Weile leise, aber bestimmt. „Ich hatte das Gefühl, dass wir noch nicht fertig miteinander sind, Nara.“

Shikamaru lächelte ein wenig selbstmitleidig und warf seine Zigarette auf den Boden.

„Du bist seltsam, Hyuga“, grinste er. „Intelligent vielleicht, aber ziemlich seltsam.“

„Ist doch jeder irgendwie“, antwortete Neji nur.

Dann schwiegen sie wieder eine Weile.

„Warum bist du hier, Hyuga? Auf dem Internat, meine ich.“

Shikamaru hatte keine Ahnung, warum er das jetzt fragte. Aber er hatte einfach das Bedürfnis, es jetzt zu fragen, sonst würde er es vermutlich nie tun. Shikamaru kannte seine Fähigkeiten im Unangenehme-Sachen-aufschieben.

„Warum bist du hier?“, entgegnete Neji, wich wieder aus, aber das war Shikamaru ja inzwischen gewohnt. „Du passt nicht hierher, Nara.“

„Ach ja?“, meinte Shikamaru nur, zuckte mit den Schultern. „Da sind andere anderer Meinung.“

„Wer?“

„Asuma Sarutobi.“

„Der Kettenraucher?“

Jeder auf der Schule kannte Asuma Sarutobi, das wusste Shikamaru inzwischen. Er war beliebt unter den Schülern, ein meistens gerechter und vor allem guter Lehrer. Geschichte und Mathematik.

„Er ist Landesmeister im Schach, ungeschlagen“, sagte Shikamaru.

„Das weiß hier jeder. Was soll das mit dir zu tun haben?“

„Ich hab ihn auf einem Turnier kennen gelernt. Jetzt ist er geschlagen.“

Neji schwieg.

„Ich denke, du sagst die Wahrheit.“

„Natürlich.“ Shikamaru gähnte und streckte sich. „Lügen ist anstrengend.“

Fast glaubte Shikamaru, so etwas wie den Anflug eines eisig stillen Lächelns zu sehen. Ein Lächeln, so gefühllos wie vermutlich nur Neji Hyuga es hinbekam.
 

Eine Partie Schach fordert den Verstand heraus. Man benötigt strategisches Feingefühl, schnelles Umdenken und eine Art des Gedankenlesens. Wie beim Pokern.

Setzt man nur eine Figur falsch, kann man im nächsten Zug Schachmatt sein. Fehler sind bei diesem Spiel nicht erlaubt. Macht man trotzdem mal einen. Sollte man es sich keinesfalls ansehen lassen.

Im Schach ist der Tod immer so weit entfernt wie die Figuren des Gegners. Wie der Verstand des Gegners selbst. Dabei kommt es nicht darauf an, welche Beziehung die Gegner zueinander haben. Allein auf den Geist kommt es an, auf die geistige Größe. Die geistige Stärke.

Nicht einmal die besten Figuren können den geistig Schwachen vor dem Untergang bewahren. Denn der Tod ist nah. In keinem anderen Spiel ist der Tod so nah wie im Spiel der Könige.

Schachmatt.
 

„Schachmatt.“

Shikamaru stieß den weißen König mit seinem Läufer um. Er kippte aufs Brett und rollte langsam auf den Rand der Spielfläche zu, wo er zum Stillstand kam.

Geschlagen. Schon zum zweiten Mal in dieser Nacht, auch wenn man es inzwischen nicht mehr wirklich Nacht nennen konnte. Die Sterne verblassten am schwarzen Himmel, als hätte sie jemand fortgewischt.

Neji war ein guter Gegner. Mindestens so gut wie Asuma Sarutobi, wenn nicht sogar noch besser. Er dachte voraus, analysierte und dirigierte das Spiel schon fast. Shikamaru sollte das recht sein. Er gewann trotzdem. Immer und immer wieder, da konnte der Hyuga sich noch so sehr anstrengen. Shikamaru gewann.

„Du bist gut“, sagte Shikamaru, Neji hob nur die Augenbrauen, wie immer war nicht zu sehen, ob er sich jetzt ärgerte. Aber Shikamaru bezweifelte das ohnehin. Neji war ein guter Verlierer. Wenn er sah, dass es nicht anders ging.

„Aber du bist besser.“

Besser? Shikamaru zuckte mit den Schultern, sehnte sich eine Zigarette herbei. Der bittere Geschmack, der in der Kehle kratzte, störte ihn kaum noch. Eigentlich sollte er doch froh darüber sein.

Warum war er es dann nicht?

„Wenn ich nicht besser wäre, wäre ich nicht hier“, meinte er und für einen winzigen Moment spürte er wohl so etwas wie Heimweh in sich. Sein früheres Leben war schön gewesen. Und jetzt war es vorbei.

„Mach nicht so ein bedauerliches Gesicht, Nara. Es gibt viele Leute, die dafür sterben würden, hier zu sein.“

„Der Satz ist unlogisch, Hyuga.“

„Du weißt, was ich meine.“

Shikamaru ahnte es zumindest. Neji war eigentlich ganz froh, hier zu sein, auch wenn er das weder sagte, noch besonders glücklich erschien. Es war irgendetwas mit seiner Familie, Shikamaru wollte es gar nicht so genau wissen.

An dieser Schule hatte irgendwie jeder sein persönliches Drama.

„Revanche?“, wechselte er das Thema. Dabei war er eigentlich zu müde dafür. Wenigstens war Wochenende.

„Ein anderes Mal“, sagte Neji, drehte seinen König zwischen den Fingern herum und erhob sich vom Turnhallenboden.

Erleichtert tat Shikamaru das Gegenteil und ließ sich auf den Boden fallen, schloss die Augen und wäre am liebsten sofort eingeschlafen. Sein Körper jedoch gierte noch nach etwas anderem und Shikamaru verfluchte sich dafür, überhaupt jemals mit dem Rauchen angefangen zu haben.

Hier drin konnte er nicht rauchen.

Nur noch eine Weile liegen bleiben, das war alles, was Shikamaru wollte. Eine Weile ausruhen, dann raus, tödliches Gift einatmen, sich von Neji schief ansehen lassen und dann endlich nach Hause und ins Bett.

Nur noch eine Weile…

Neben sich klapperte Neji mit den Figuren, packte sie mit dem Brett zurück in seinen Rucksack und stieß Shikamaru etwas zu fest mit dem Fuß an.

„Penn nicht ein, Nara. Deine dumme Angewohnheit wartet.“
 

Früher.
 

Früher war es fast seltsam gewesen, wie verschieden sie waren. Heute war das für Shikamaru ganz normal. Es war eben so.

Neji hatte Shikamaru verändert, so wie Shikamaru Neji verändert hatte. Es war gut so.

Ohne Neji würde er vielleicht immer noch rauchen.

Ohne Shikamaru würde Neji immer noch Nacht für Nacht seine Wut in der Turnhalle abreagieren – mit einem nachgemachten Schlüssel, wie Shikamaru etwas später mal erfahren hatte.

Natürlich hatte es nicht nur gute Zeiten gegeben.

Sie waren wirklich verschieden.

Die Zeit nach der letzten Zigarette – Shikamaru erinnerte sich dunkel – war gewesen, als hätte man ihm verboten, zu schlafen. Wie konnte ein so kleines Ding wie eine Zigarette, so wichtig – lebenswichtig – werden?

Und in genau dieser Zeit war diese dumme, dumme Kleinigkeit mit seinem dummen, dummen IQ – durch Neji – ans Tageslicht getreten. Wie entspannend war doch die Zeit davor gewesen, als alle ihn für faul und dumm gehalten hatten…
 

Shikamarus Blick glitt ab, er schien unendlich weit weg zu sein, wohin niemand ihm folgen konnte. Zumindest Temari nicht.

Es war selten, dass er so sehr abschweifte, dass er überhaupt nichts mehr mitbekam von dem, was um ihn herum geschah. Doch dieses Mal war es anders. Wo war er mit seinen Gedanken?

Temari würde alles dafür geben, es zu wissen.

Ein befremdliches Gefühl hatte sich in ihr breitgemacht. Ein Gefühl, dass sie schon lange nicht mehr verspürt hatte. Das letzte Mal, als Gaara mal wieder von der Polizei festgehalten wurde und ihr Vater sich zwei Tage lang weigerte, ihn rauszuholen.

Sie wollte bei ihm sein.

Damals bei Gaara. Körperlich. Präsent, damit er wusste, dass er nicht allein war, niemals allein sein würde.

Heute bei Shikamaru, weil… Temari wusste es nicht. Fast machte es ihr Angst, nicht das Gefühl, sondern einfach die Frage nach dem Warum, die sie nicht beantworten konnte.

Natürlich ahnte sie, was es war, was sie da so fühlen ließ. Natürlich, wie auch nicht? Sie ahnte es, hoffte in gleichem Maße, dass es nicht stimmte, dass sie sich irrte. Sie musste sich irren. Sie wollte nicht so fühlen, nicht noch mal, nicht… nicht für ihn.

Temari würde ihn niemals richtig kennen. Shikamaru war wohl der eigenartigste Kerl, der ihr jemals untergekommen war. Da verstand sie selbst Neji besser, oder Sasuke. Die waren wie Gaara. Selbst Naruto war ein bisschen wie Gaara. Oder wie Kankuro.

Temari verstand ihre Brüder, was in ihnen vorging, wie sie dachten, warum sie handelten. Sie verstand sogar, dass Kankuro schwul war. Wäre sie sicher auch, wenn sie ein Junge wäre. Jungs waren einfach… Sie hatten etwas, das Mädchen nun mal nicht hatten…

Gott, Temari war froh, dass niemand diese Gedanken hörte.

Aber Shikamaru… er war so seltsam offen, ehrlich, dass sie nie genau wusste, was er als nächstes sagen würde. Er redete so wenig, dass sie nicht wusste, was er dachte und sie hatte keine Ahnung, wie seine Gefühle aussahen. Manchmal glaubte sie sogar, er hatte gar keine Gefühle.

Da war ja selbst Gaara einfacher. Und Sasuke, Neji und Naruto erst recht.

Sie tippte Shikamarus Arm an, bohrte die Spitze ihres Bleistifts in die Haut, bis er sie genervt gelangweilt ansah, wie immer, wenn ihm etwas nicht passte.

„Was?“, fragte Shikamaru, aber Temari grinste erst mal seelenruhig, nur um zu zeigen, wer von ihnen der Überlegene war.

„Hast du es schon vorher gewusst? Das mit Hina und Neji?“

„Zum Teil. Wir reden nicht viel über seine Familie, wenn du das meinst“, antwortete Shikamaru.

Ja, das hatte sie gemeint. Temari wandte den Blick kurz ab, ließ ihn durch das Zimmer schweifen, versuchte, dabei nicht allzu auffällig zu sein.

„Und Ten Ten?“

Verwirrt sah er sie an.

Hatte er es noch nicht bemerkt? Ausgerechnet er, das Supergenie, der Mega-IQ-Mensch. Aber hieß es nicht auch immer, dass solche Intelligenzbestien mit Gefühlen nicht sonderlich viel am Hut hatten?

Der Gedanke versetzte ihr einen kleinen Stich.

„Ten Ten und Neji“, flüsterte Temari ihm zu. „Da läuft auch was, auch wenn Ten es natürlich abstreitet.“ Sie lächelte leicht. Nein, mit so einer simplen Ausrede wie Neji? Ich? Hast du Fieber, Tema? konnte Ten Ten sie nun wirklich nicht zum Narren halten. Das sah doch ein blindes Huhn.

„Ten Ten? Woher hast du denn… Autsch!“

Temari lachte, wie der Großteil der Klasse, als Shikamaru sich verstört an den Kopf griff.

„Aufpassen, Nara! Das hier ist kein Kaffeekränzchen!“, rief Asuma ihm zu und drohte schon mit einem neuen Stück Kreide, die er gerade seinem Lieblingsschüler so gerne an den Kopf warf.
 

Es war immer wieder ein seltsamer Anblick für Sai, wenn Ino auf der Bühne in der Aula stand und plötzlich jemand völlig anderes war. Als würde sie alles abstreifen, alles fallen lassen, alles vergessen und nur noch für diesen einen Augenblick leben, für dieses Leben auf der Bühne, für das Leben dieses anderen Ichs.

Ob sie auch ihn vergaß?

Sai schüttelte diesen lästigen Gedanken ab, indem er auf den Zeichenblock in seinem Schoß starrte, das Bild betrachtete und tausend Fehler fand, wie er es besser machen könnte.

Aber natürlich vertrieb das den Gedanken nicht, der in letzter Zeit immer häufiger seinen Weg in seinen Kopf fand. In seinen Kopf und in sein Herz, wo er sich schmerzhaft festkrallte, penetrant und dreist und schmerzhaft.

So war Ino doch nicht.

Ino war nicht diese Person auf der Bühne, Ino war Ino.

Die er liebte.

Die ihn liebte.

Wie sie auf der Bühne stand als hochmütige Pharaonentochter. Oder als verletzliche, verliebte Prinzessin. Es war doch immer Ino, die da spielte. Die ihm kurz zuzwinkerte, wenn sie sich sicher fühlte.

„Okay, die erste Szene mit Amneris, Mereb und Aida jetzt, ohne Gesang“, rief Kurenai durch die Halle, klatschte in die Hände und winkte Ino, Neji und Temari auf die Bühne.

Ino spielte wundervoll wie eh und je. Es machte ihr Spaß, das Singen, das Theater. Aber Ino hatte an allem Spaß. Sie genoss das Leben. In vollen Zügen.

Wie sie spielte…

Noch eine Dienerin? Ich brauche keine weitere Dienerin. Hat dieses Geschenk auch einen Namen?

Wie herablassend sie war. Wie sie spielte… Herablassend.

Das lange Haar umrahmte ihr Gesicht, glänzte im matten Licht der Halle. Sie war viel zu schön. Zu schön für diese Welt.

Sai stierte wieder seine Zeichnungen. Ino. Ino. Ino. Überall war da Ino. In seiner Nähe, in seinen Gedanken, in seinen Zeichnungen. Selbst in seinen Träumen.

Seine Mutter konnte sagen, was sie wollte, aber… Sai war verliebt. Er konnte es ja selbst kaum glauben.

Verliebt.

Was für ein Wort. Klang ein bisschen wie eine ansteckende Krankheit.

INO.

In großen Buchstaben malte er ihren Namen auf ein Blatt, Schnörkel und Spiralen drum herum, Linien und Punkte. So war Ino, wie er sie sich erträumte. Verziert, verschnörkelt. Ein Kunstwerk. Ein seltsames zwar, aber ein Kunstwerk.

Und die Wahrheit?

Es hieß doch immer, Liebe mache blind. Wie sah sie dann wirklich aus? Gradlinig und direkt, einfach ein Mensch, ein Mädchen. Ein seltsames zwar, aber ein Mädchen.

Was erlaubst du dir! Du senkst nicht den Blick, du erzitterst nicht. Hast du keine Angst vor mir?

Sie spielte. Sie spielte doch nur.

Sie spielte.

Mit ihm.
 

Schultoiletten sind kein Ort, an dem man sich gerne aufhält. Darum war es seltsam, dass Ino schon lange bei den Waschbecken vor dem Spiegel stand und sich einfach nur anstarrte.

Sie entdeckte dabei zwei wachsende Pickel und eine lose Wimper, die auf ihrem Wangenknochen klebte. Durfte man sich nicht etwas wünschen, wenn man sie wegpustete?

Egal.

Ino sah Sais Gesicht vor sich, wie er ernst wie immer die Musical-Probe verfolgt hatte, sein Blick war die ganze Zeit auf ihr gelegen, hatte sie beobachtet. Nervös gemacht. Ino hasste es, wenn sie nervös war, unsicher, angreifbar.

Das musste aufhören. Unbedingt. Sie durfte sich nicht nervös machen lassen, und schwach und verletzlich. Sie musste stark sein, immer und überall. Musste die Ino bleiben, die sie war und nicht so… seltsam werden, wenn Sai sie auch nur ein Mal schief ansah.

Das musste einfach aufhören!

Wie lang war sie jetzt schon mit Sai zusammen? Vier Monate?

Auf jeden Fall länger, als sonst je mit irgendeinem anderen Jungen. Seltsam, dass es nur so seltsam geworden war, noch nicht… na ja… langweilig. Es war eigentlich nie langweilig mit Sai.

„Es wird Zeit für einen Neuen, Ino“, murmelte sie ihrem Spiegelbild zu.

Es wurde Zeit. Wie sich das anhörte. Lebte sie schon nach einem Zeitplan? Nach vier Monaten musste ein neuer Freund her?

Ja.

So war es.

„Du bist wirklich die Schulschlampe, Ino Yamanaka“, beschimpfte sie wieder ihr wehrloses Spiegelbild, das etwas verzweifelt zurückstarrte. „Dabei willst du es doch gar nicht sein.“

Aber sie war es nun mal. Und ein bisschen gefiel ihr dieses dreckige Image sogar. So bekam zumindest schon mal niemand ein vollkommen falsches Bild von ihr.

Ein neuer Freund musste also her.

In Inos Kopf reihten sich schon alle mögliches, gut aussehenden Jungs der Schule.

Aber immer wieder schob sich Sais unschuldiges, lächelndes Gesicht vor ihr inneres Auge, verdrängte alle anderen Jungs und drängte sich ihr förmlich auf.

Sai.

Ino mochte ihn, daran bestand einfach kein Zweifel mehr, auch wenn sie selbst es immer noch gerne und häufig vor ihren Freundinnen abstritt.

Sai war ein Spiel. Ein Spaß. Ein paar schöne Monate, Zusammensein, Küssen, Sex.

Mehr war er doch nicht.

Oder?

Vielleicht fiel es ihr ja deshalb so schwer, einen Schlussstrich zu ziehen. Dann aufzuhören, wenn es noch am wenigsten wehtat. Weil es ihm wehtun würde, ganz sicher. Weil es ihn verletzen würde.

Und das wollte Ino nicht. Sie wollte ihn nicht verletzen.

Dabei war Sai doch nur ein Spiel.

Sie musste aufhören damit, bevor es noch schlimmer wurde. Bevor es überhaupt kein Zurück mehr gab.

Schluss.
 

Sai wartete auf Ino. Als sie kam, küsste er sie.

Er liebte ihre Küsse. Ihre Küsse, die nach Honig schmeckten. Ihre weichen Lippen, ihre zarten Hände, die über seine Hände strichen, ganz leicht nur.

Er liebte sie.

Ino.

Er liebte Ino.

Aber die Küsse wurden anders. Sie veränderten sich von Tag zu Tag ein wenig mehr. Auch ihre Blicke verloren etwas. Sai konnte nur nicht genau sagen, was es war. Aber es machte ihm Angst.

Er hatte Angst davor, sie zu verlieren. Und deshalb musste er sie halten. Er wollte sie nicht verlieren.

Aber diese Möglichkeit würde immer bestehen. Immer. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Ino mit dem Spielen aufhörte. Und sich in ihn verliebte. Richtig verliebte.

Sai sah in Inos blaue Augen. Gerade, fest.

Er würde dafür sorgen, dass sie sich in ihn verliebte.

Ganz sicher!
 

Sai wartete auf Ino. Sie küsste ihn, als sie zu ihm kam und hatte ein schlechtes Gewissen, weil der Kuss sich falsch anfühlte. Dabei war es doch nur ein Kuss. Lippen aufeinander, vielleicht ein bisschen Zunge mit dabei.

Nur ein Kuss, Herrgott noch mal! Und sie machte so ein Drama daraus.

Sie mochte Sai, ja, vielleicht. Aber gerade das war ja das Problem. Gerade deswegen fühlte es sich falsch an, wenn sie ihn küsste, ihn ansah, ihn berührte. Weil in seinem Blick, in allem, was er tat, etwas lag, das Ino fast Angst machte.

Liebe. Dieser dumme Junge hatte sich in sie verliebt.

Das machte alles so viel schwerer.

Er liebte sie.

Mist.

Sie liebte ihn nicht.

Ob er es merkte? Sicher, sei nicht so naiv, Ino.

Von Tag zu Tag veränderte sich alles. Von Tag zu Tag wurde Ino unsicherer, was sie tun sollte, tun musste. Und vor allem wann. Und wie.

Aber sie musste es tun. Das war klar. Sie musste es tun.

Und sie würde es tun. Es war das Beste für alle.

Ganz sicher!
 

**********
 

Boah, es hat tatsächlich fast 3 MONATE gebraucht, bis dieses Kapitel stand. Vergebt mir, aber manchmal ist eben einfach der Wurm drin...
 

Der Titel "Schachmatt" kann man übrigens auf alle Situationen in diesem Kapitel beziehen. Bin ich nicht kreativ?!
 

Und wer sich jetzt wundert, warum Hiashi im Internat aufgekreuzt ist, obwohl er sogar Hanabi den Kontakt verboten hat... Tja... Das Kapitel hätte sich noch mehr in die Länge gezogen, als ohnehin schon. Ich brauchte einfach einen Schlussstrich. Dumme Ausrede? Vielleicht... *seufz*
 

Irgendwann kam mal in den Kommentaren auf (keine Ahnung mehr, wann, wie, wo, sorry), dass es schwer vorstellbar sei, dass Neji so gut mit Shikamaru befreundet wäre. Das hier ist meine Antwort. Jetzt könnt ihr weiterdenken ^^
 

Hoffentlich geht das nächste Kapitel schneller ^^

LG

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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-11-15T23:34:29+00:00 16.11.2008 00:34
Hey^^

Nicht zu fassen, über fünfzehn Tage hat es gebraucht, bis ich endlich dein Kapitel gelesen habe. Sorry.^^"

Ich weiß zwar nicht warum, aber das ist eindeutig eines meiner liebsten Kapitel hier. Dass du atemberaubend schreibst, muss ich hier nicht noch einmal erwähnen oder?^^

Du hast die Geschichte, wenn man sie denn so nennen mag, von Neji und Shikamaru wirklich doll erzählt.^^
Wie sich alles so langsam entwickelte... Wie sie einfach langsam eine besondere Beziehung zueinander aufbauten.^^
Echt schön...

Aber meine persönliche Stelle in dem Kapitel, wo ich wirklich gefesselt wie noch nie vorm PC saß, war wohl der Anfang...
Diese 'Schlägerei'.
Das alles kam so echt rüber...
Die ganzen Gefühle, die Gedanken und auch die Sätze, die gesprochen wurden...
Einfach alles. Das war so doll. *__*

Würdest du vor mir stehen, würde ich mich vor die verbeugen. Ganz ehrlich.^^
Mach bloß weiter so.^^
Ich freu mich schon auf dein nächstes Kapitel.^^

Bis denn^^
Chandiny <33~
Von:  Michan-chan
2008-11-03T13:10:13+00:00 03.11.2008 14:10
Wahnsinnskapi.
Mach weiter so.
Von:  dragon493
2008-11-01T09:34:58+00:00 01.11.2008 10:34
tolles kapitell
hoffe du schreibst so weiter
Von:  Emelie
2008-10-31T23:32:46+00:00 01.11.2008 00:32
Boah,das KApitel gefällt mir total!
Vor allem weil Neji soviel darin vorkommt... *.*
aber der arme T-T
Die Freundschaft zwischen Neji und Shika find ich klasse,kommt total realistisch rüber! finde ich zumindest...
aber am besten ist der Anfang,mit Naruto und Neji^o^
echt faszinierend die Stelle ^^
weiter so^^
*knuddelz*
dat Emelie

Von: abgemeldet
2008-10-30T19:59:06+00:00 30.10.2008 20:59
hey
Oh der arme Sai, dass is ja schon unfair was ino da macht
aber die regelt das schon.
Neji tut mir voll leid...

toll geschrieben....find Shika mit dem rauchen voll lolig^^
weiter so
lg
Von: abgemeldet
2008-10-30T17:52:14+00:00 30.10.2008 18:52
Das Kapitel war echt super! Hab mich voll gefreut, als ich gesehen hab, dass es weiter geht!
Am besten hat mir das mit Ino und Sai gefallen. Frag mich nicht, wieso, ich fands einfach toll!
Und die Stelle mit Neji und Shikamaru vor der Turnhalle, auch wenn es mich anfangs total verwirrt hat, weil ich nicht gleich kapiert hab, dass es die Vergangenheit war.
Im allgemeinen fand ich das Kapitel wirklich sehr gelungen. Du hast richtig viel Gefühl rein gebracht, fand ich wirklich toll.
Freu mich schon, wenns weiter geht!
Mfg Jo
Von: abgemeldet
2008-10-30T16:15:56+00:00 30.10.2008 17:15
Woow...

also das Kapitel hat mir seeehr gut gefallen, war eins der besten bis jetzt fand ich, auch wenn ich dir nicht genau sagen kann wieso. Sorry^^
Tut mir leid, dass ich nichts sonderlich konstruktives schreiben kann, aber ich glaub, ich muss das Kapi erstmal sacken lassen...
Im nächsten Kapitel versuche ich dann auch wieder zu begründen, warum mir bestimmte Stellen am besten gefallen hat.
Aber eins kann ich sagen: ich fand die Beschreibung von Nejis Emotionen, nein überhaupt die Emotionen aller, sehr gelungen!
glg Mari-chu

Von:  Tamatoshi
2008-10-30T13:13:14+00:00 30.10.2008 14:13
der teil am anfang mit Neji hat mir am besten gefallen, weil man sich sehr gut in Neji versetzen kann und du Nejis gefühle einfach unglaublich real und glaubwürdig wiedergespiegelt hast ;)
aber natürlich hat mit der rest auch gut gefallen , obwohl ich etwas Sakura und TenTen vermisst habe ^^

LG Schrank
Von:  starcatcher
2008-10-29T20:43:38+00:00 29.10.2008 21:43
Hey!

Oh man Neji tat mir so Leid :(
Jetzt hat er gar keinen mehr.
Hast du echt gut geschrieben! Ich konnte meine Augen gar nicht mehr von Bildschirm :D
Fand's echt interessant mehr über Shikas und Nejis Freundschaft zu erfahren!
Schade dass TenTen nicht dirn vorkam :)
Sai tut mir auch voll Leid. Bin echt gespannt was Ino als nächstes macht..

GLG Dreams-of-Sasuke-x3

Von:  Hangeng
2008-10-29T20:10:26+00:00 29.10.2008 21:10
Ja, dieses kapitel hat mich wieder untreu gemacht. Hatte ich mir doch gesagt, ab jetzt keine ffs mehr zu lesen, nicht mehr in diese scheinwelt zu gehen, in ihr zu leben. und doch tat ich es heute wieder. wurde wieder gefesselt, gezogen, gezerrt von dieser scheinwelt.

neji und hinata... ja, dieser teil hat mir sehr gefallen. wurde neji doch nicht nur als perfekt dargestellt, hatte schwächen, vllt auch stärken, aber vor allem schwächen. kontrolllos, wütend, nicht mehr emotionslos. Hinata- stark. nicht schwach, schüchtern, sondern stark, mutig.

Neji und shikamaru...
ein team was ich mir schwierig vorstellen konnte. so verscheiden, und du zeigtest mir eins- so gleich!
ich hätte es nicht geglaubt, und nun muss ich dir zustimmen. ich habe immer daran gezweifelt... wollte es vllt auch nicht wissen, war es doch nicht wichtig für mich. Und doch war der reiz da. du hast es wunderbar umgesetzt, danke.

shikamaru und temari...
auch diese stelle hat mir gefallen, nicht so wie die vorigen, aber auch sehr. nicht wissen was in dem anderen vorgeht, eine dumnme sache. aber sehr gut umgesetzt, gut geschrieben, die richtigen worte gefunden.

Sai und ino...
umstritten, verpöhnt, gemocht, gewollt. viele gedanken über diese zwei. klare gedanken. ino dachte auch klar. ich liebe ihn nicht, es ist nur ein spiel... muss meinen ruf behalten. und doch war sie sich unsicher. unsicher, ängstlich? die wahrheit muss an licht, aber wie? will sie das wirklich??

alles in allem muss ich sagen, eines deiner besten kapitel, wie ich finde. gefühle, handlungen, emotionen, emotionslosigkeit. alles war klar, und doch verschlüsselt. es war einfach nur schön. deine schreibweise, dein stil, wie ich es in fast jedem kommentar erwähne, atemberaubend, gedankenraubend, verlockend, süchtig-machend.
Ich habe bestimmt noch um die 37 neue kapitel zu lesen... aus der zeit ale mein PC kaputt war. aber ich konnte sie nicht lesen. es war lkein reiz da. das erste mal, als ich diesen reiz zu lesen wiederbekam, war bei deiner ff. die ff die das nieveau gesetzt hat. die mich berührt, mich fasziniert, mich träumen lässt. ja, ich habe echt schon davon geträumt, mich in die geschichte hineinversetzt.
Bitte mach weiter so... sehr schön geschrieben, wie man es vn dir erwartet, und das braucht seine zeit. vielen lieben dank für die ens, aus dass ich das nächste mal wieder eine bekomme.

liebe grüße: akii aka Neji


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