--> Zusätzlich zu VegMac widme ich dieses Kapitel auch sayonarakagerou, weil ich ihren Geburtstag verpasst habe! T__T
~3~
"Mensch Miya, wo warst du denn so lange? Ich dachte schon, du hättest dich unterwegs verlaufen!" begrüßte Tatsurou seinen Leader mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht, woraufhin dieser nur trocken erwiderte "Ein weiterer Beweis dafür, dass Denken nicht gerade zu deinen Stärken zählt." und sich setzte. Eine der beiden Flaschen stellte er vor seinem Freund ab, die andere behielt er gleich in der Hand und öffnete den Verschluss. Doch zum Trinken sollte er nicht sofort kommen, denn ohne jede Vorwarnung wurde Miya die Flasche wieder abgenommen und Satochi beugte sich lächelnd zu ihm hin. "Danke." flüsterte er gegen den Mund des Gitarristen und küsste ihn sanft, vertiefte den Kuss schon bald, und Miya musste sich schrecklich zusammenreißen um den anderen nicht wegzuschieben. Ihm war zum Heulen zumute, schließlich war es das erste Mal, dass er einen Kuss mit Satochi nicht genießen konnte. Doch allzu lange musste er dieses mulmige Gefühl in seinem Bauch glücklicherweise nicht ertragen, denn sein Freund löste sich schon bald von ihm und blinzelte überrascht. "Wieso schmeckst du denn nach... Wodka?" Für diese Frage bedachte Miya ihn mit einem Blick, der soviel sagte wie 'Bist du wirklich so blöd, oder tust du nur so?', dann legte er einen Finger an die Lippen und meinte gespielt nachdenklich "Hmm... vielleicht weil ich gerade Wodka getrunken habe?" Da sahen ihn seine drei Begleiter mit großen Augen an, denn normalerweise trank Miya an einem Abend maximal zwei Bier und spielte für die anderen dann Taxifahrer, weil er der einzige war, der noch klar denken konnte. "Seit wann trinkst du denn Wodka?" wollte Satochi sofort wissen, und wieder sah er sich Miya's spöttischem Blick ausgesetzt. "Seit-" er schaute auf seine Armbanduhr "etwa fünf Minuten, schätze ich." Verwirrt und auch ein bisschen besorgt betrachtete der Drummer seinen Freund. Was war denn plötzlich mit ihm los? Solche sarkastischen Antworten waren eigentlich überhaupt nicht seine Art, außer wenn er sich damit gegen Tatsurou's spitze Bemerkungen zur Wehr setzte. Und Miya hatte ihn auch noch nie so merkwürdig unfreundlich und abfällig angesehen wie gerade eben. "Alles in Ordnung?" fragte Satochi deshalb vorsichtig, doch das gleichgültige "Klar, alles bestens.", das Miya noch knapp erwiderte bevor er einen tiefen Schluck von seinem Bier nahm, klang alles andere als überzeugend. Ein kurzer Blick auf Tatsurou und Yukke sagte dem Drummer, dass seine Freunde ebenso planlos waren wie er selbst, also nahm er sich vor, Miya später, wenn sie allein waren, noch einmal darauf anzusprechen. Und bis dahin... "Gib mir den Wagenschlüssel."
"Wie bitte?" fragte Miya erstaunt und der Jüngere wiederholte seine Aufforderung. "Den Wagenschlüssel, gib ihn mir bitte. Dann werde ich eben heute weniger trinken und dann fahren." Einen Moment lang sahen sich die beiden schweigend in die Augen und Miya musste schlucken. Er wollte doch eigentlich gar nicht so gemein zu dem jungen Mann neben ihm sein, den er bis jetzt immer nur freundlich, liebevoll und fürsorglich erlebt hatte und den er so sehr liebte. Aber er war verletzt... und fühlte sich hintergangen... ausgerechnet von Satochi... Mit einer raschen Drehung seines Kopfes unterbrach der Gitarrist ihren Blickkontakt und starrte stattdessen auf den halbvollen Aschenbecher, während er in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel kramte. Sekunden später landete dieser mit einem lauten Klimpern vor dem Drummer auf der Tischplatte, doch gerade als Tatsurou Miya angesichts dieses wirklich ungewöhnlichen Verhaltens fragen wollte, was zum Geier denn auf einmal mit ihm los war, hörte man trotz der Musik plötzlich das Pfeifen und Explodieren von Raketen. "Aber das Feuerwerk wurde doch abgesagt..." murmelte Satochi und beobachtete die anderen Gäste, die sich bereits auf den Weg zum Ausgang gemacht hatten, dann hörte man ein schmerzerfülltes Jaulen und im nächsten Augenblick hielt Tatsurou seine rechte Hand mit der linken fest umklammert. "Verdammt, Yukke ist mir auf die Hand gelatscht!" quäkte er wie ein kleines Kind während sie von ihrem Bassisten nur noch die Rückseite sahen. Er war vor lauter Freude mit seiner Tasche unterm Arm zuerst auf die Sitzbank und anschließend über den Sänger neben ihm gestiegen, und hatte dabei offenbar nicht die nötige Vorsicht walten lassen. Doch bei einer deftigen Kopfnuss als Revanche sollte es an diesem Abend nicht bleiben... "Na kommt, lasst uns auch rausgehen. Es scheint ja nicht mehr zu regnen." meinte Satochi, das Wehklagen des gepeinigten Sängers ignorierend, und stupste Miya in die Seite um ihn dazu zu bewegen, aufzustehen. Murrend erhob sich dieser, und zu dritt folgten sie der Menschenmenge hinaus auf die Straße.
Tatsächlich wurden sie dort von einem bunt gefärbten Nachthimmel willkommen geheißen, obwohl es schon längst nach 19:10 Uhr, also der Zeit um die das Sumida-gawa Hanabi Taikai sonst immer begonnen wurde, war. "Seltsam... normalerweise bleibt es doch, wenn ein Feuerwerk abgesagt wird, auch dabei..." wunderte Satochi sich erneut und Tatsurou bestätigte dies mit einem Nicken. Dann fiel dem Sänger auf, dass so ein romantisches Feuerwerk doch die ideale Gelegenheit für Miya wäre, sich bei seinem Freund für das Rumgezicke von vorhin zu entschuldigen, also reckte er sich, erspähte auch sofort den auffälligen blonden Pottschnitt und machte sich mit der Begründung, nach vorn zu Yukke zu gehen und ihm Gesellschaft zu leisten, aus dem Staub. "'Gesellschaft leisten'... wirklich eine nette Umschreibung für 'tierisch auf den Wecker gehen und die plattgetretene Hand heimzahlen', findest du nicht auch?" meinte Satochi grinsend während er Tatsurou hinterher sah, doch alles was der Gitarrist neben ihm darauf erwiderte war ein gelangweiltes "Hm..." Er hatte offensichtlich noch immer schlechte Laune. Darüber betrübt schwieg der Jüngere eine Weile und ließ seinen Blick über die vielen Leute vor ihnen schweifen, dann meinte er plötzlich "Lass uns dort rüber gehen, da sieht man besser." und griff, ohne eine Antwort von Miya abzuwarten, nach dessen Hand und manövrierte sie beide geschickt durch die Menge zu einer Stelle, die er für besser geeignet hielt. Hier hatten sie wirklich einen besseren Blick auf das Feuerwerk, doch allzu begeistert schien Miya davon nicht zu sein, jedenfalls sah er noch genauso genervt und mürrisch aus. Satochi seufzte leise und zerbrach sich den Kopf darüber, was heute schief gelaufen war und Miya's Benehmen erklären würde, aber ihm fiel absolut nichts ein. Also entschloss er sich, ihn jetzt gleich und nicht erst später zu fragen, doch noch ehe er den Mund öffnen konnte, grummelte sein Freund etwas das wie "Ich hol mir schnell mein Bier." klang, und schon war er verschwunden. Nachdenklich sah Satochi auf die Stelle, an der Miya gerade eben noch gestanden hatte, und verschränkte die Arme vor der Brust. Das gefiel ihm nicht. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Er war es nicht gewöhnt, von dem anderen so abweisend behandelt zu werden. Wo war denn nur sein verliebter und - zumindest ihm gegenüber - immer gutgelaunter Miya hin? Mit diesem trüben Gedanken drehte er sich wieder nach vorn und beobachtete weiter das Feuerwerk, auf die Rückkehr des Gitarristen wartend. Schon bald spürte er auch, dass jemanden auf einmal dicht hinter ihm stand, und lehnte sich beruhigt zurück und gegen Miya. Beziehungsweise gegen den Mann, den er für Miya hielt...
Der Ältere verließ nämlich genau zu diesem Zeitpunkt gerade erst die Kneipe und nahm, während er nach Satochi Ausschau hielt, einen weiteren Schluck aus seiner nur noch halbvollen Flasche. Doch als er den Drummer endlich entdeckte, da weiteten sich Miya's Augen und er hatte gerade noch genug Zeit, sich umzudrehen und das Bier aus seinem Mund, anstatt auf seinen Vordermann, gegen die Hauswand zu prusten. 'Ganz ruhig, das bildest du dir alles nur ein! Das ist eine Verwechslung, der Kerl sieht Satochi einfach nur sehr ähnlich, aber er ist es nicht!' versuchte der Gitarrist sich verzweifelt einzureden, doch als er sich wieder zu der Menschenmenge umwandte, da rutschte sein Herz in seine Schuhsohle. Doch, es war Satochi der da gegen einen Fremden lehnte, und dieser dämlich grinsende Kerl legte genau in diesem Moment seine Arme um den lächelnden Drummer. Diesen furchtbaren Anblick ertrug Miya keine Sekunde länger und drehte sich wieder weg. So sah er nicht, wie Satochi Sekunden später verwirrt auf die fremden Arme um seinen Bauch blickte und sich dann ruckartig von dem Fremden, der kaum größer war als der Drummer selbst, löste und diesen entsetzt anstarrte. "Was soll denn der Scheiß?" rief er aufgebracht, doch der andere, dessen Kumpel sich das Lachen nun nicht mehr verkneifen konnten, winkte seelenruhig ab und meinte nur "Reg dich ab, das mit der Umarmung war doch bloß ein Spaß. Was kann ich denn dafür, dass du dich so an mich ranschmeißt, ich hab doch nur hinter dir gestanden." Bei diesen Worten errötete Satochi etwas und er sah ein, dass es tatsächlich seine eigene Schuld gewesen war, daher entschuldigte er sich schnell und sah sich dann suchend nach Miya um. Als er ihn aber von hier aus nicht entdecken konnte, bahnte er sich seinen Weg zu Tatsurou und Yukke. Um seinen Freund zu finden hätte er aber auch einfach stehen bleiben können, denn dieser kochte inzwischen vor Wut und Enttäuschung. Im Moment stand er zwar noch mit dem Rücken zum Geschehen und war gerade dabei, den restlichen Inhalt seiner Bierflasche in sich reinzukippen, aber als er das endlich geschafft hatte, schleuderte er sie gegen die Wand und machte sich ohne zu zögern auf den Weg in sein Unglück. Es war ihm vollkommen gleichgültig, dass er dabei einige Leute ziemlich unsanft anrempelte oder dass Satochi sich anscheinend bereits verdrückt hatte. Alles was zählte war, diesen unbekannten Drecksack nicht aus den Augen zu verlieren. Der arme Unwissende scherzte gerade mit seinen Freunden über das eben Vorgefallene, und Miya bildete sich natürlich ein, dass sie über ihn lachten. Über den langweiligen, egoistischen Idioten, der seinen Freund nicht befriedigen konnte, sodass dieser sich Ersatz gesucht hatte. Solche Gedanken begleiteten den jungen Mann auf seinem kleine privaten Rachefeldzug, und als er dem Fremden zunächst völlig harmlos auf die Schulter tippte und dieser sich nichtsahnend umdrehte, da konzentrierte Miya all seine angestauten negativen Emotionen, ballte die Hand zur Faust und schlug seinem Gegenüber mit voller Wucht ins Gesicht.
Was danach geschah nahm er nur noch verschwommen wahr, als hätte er ein dünnes rotes Tuch vor den Augen und könne nicht klar sehen. Das änderte sich erst als sich zwei dünne Arme schützend um ihn schlangen und Tatsurou's unverwechselbare Stimme an sein Ohr drang. "Lasst ihn! Lasst ihn bitte, das war ein dummes Missverständnis!" rief sein Freund und holte Miya damit zurück in die Wirklichkeit, in der der Sänger und Yukke nach Kräften versuchten, ihn von dem am Boden liegenden Fremden wegzuzerren und dabei dessen aufgebrachte Freunde abzuschütteln, die dem Gitarristen an den Kragen wollten. "Was soll das heißen, Missverständnis?? Das Schwein hat Kaito die Nase gebrochen!!" brüllte einer von ihnen zurück und schlug gegen Miya's Oberkörper bevor Tatsurou ihn daran hindern konnte. Miya keuchte vor Schmerz auf und kniff die Augen zusammen, dann wurde es plötzlich ruhig um ihn herum und er öffnete sie langsam wieder. Was er sah ließ all seine Kraft aus seinem Körper weichen. Hier lag er am Boden in Tatsurou's Armen, ihnen gegenüber hockten dieser Kaito und seine drei Freunde, und um sie herum standen die anderen Zuschauer des Feuerwerks, welches noch immer über ihren Köpfen den Himmel erleuchtete, nun aber von niemandem mehr beachtet wurde. Jeder sah stillschweigend auf den blonden jungen Bassisten, der zwischen ihnen kauerte und sich, die Stirn auf den nassen Asphalt gepresst, demütig verbeugte. "Es tut uns sehr leid, aber bitte glaubt uns, das war wirklich kein böser Wille. Er kennt euren Freund nicht und hat da etwas völlig falsch verstanden. Bitte verzeiht ihm und lasst uns gehen. Wir bezahlen selbstverständlich die Krankenhausrechnung und Schmerzensgeld."
"Darauf kannst du dich verlassen." knurrte einer der Fremden, nun allerdings nicht mehr ganz so aggressiv, und wandte sich dann an den Verletzten. "Geht's, Kaito?" Dieser nickte unter Schmerzen und ließ sich dann aufhelfen. Nachdenklich sah er seinen jüngeren Angreifer an, der wie betäubt zurückstarrte. "Du bist wohl der Freund von dem Typen, der mich vorhin mit jemandem verwechselt und Miya genannt hat, hab ich Recht?" Eilig bejahte Tatsurou die Frage für den Gitarristen weil er nicht sicher war, ob dieser in seinem abgedrehten Zustand nicht vielleicht etwas falsches sagen könnte. Kaito nickte erneut und meinte, immer noch an Miya gewandt, "Stimmt, dann war das wirklich ein saublödes Missverständnis. Ich kenne ihn nicht und wollte ihn dir auch nicht wegnehmen, falls du das gedacht hast. Aber du solltest erstmal nachfragen und nicht gleich zuschlagen." Dann sah er zu Yukke, der noch immer auf dem Boden kauerte, den Kopf aber wieder erhoben hatte. "Steh schon auf, du kannst doch nichts dafür. Ich würde sagen wir vergessen die Sache, ich bin ja auch nicht ganz unschuldig daran. Aber passt in Zukunft besser auf euren Freund auf, der nächste ist vielleicht nicht so einsichtig wie ich." Erleichtert dankten Tatsurou und Yukke Kaito und seinen Begleitern, die sich daraufhin auf den Weg zum Krankenhaus machten, und auch die Schaulustigen zerstreuten sich wieder. Zurück blieben nur die drei Freunde.
Miya hatte bis jetzt nichts gesagt. Er wusste auch nicht was er sagen sollte, er wusste im Moment überhaupt nichts. Missverständnis? Verwechselt? Pah, das konnte ja jeder behaupten! War doch klar dass der Kerl nicht vor ihm und allen anderen zugeben würde, dass er was mit Satochi hatte! Bei diesem Gedanken stieg erneut Wut in ihm hoch und der Gitarrist befreite sich unsanft aus Tatsurou's Umarmung und rappelte sich auf. "Wo verdammt nochmal ist Satochi, ich will sofort mit ihm reden!" giftete er den Sänger an, der sich nur mühsam beherrschen konnte, Miya nicht eine zu scheuern, und stattdessen zum Parkplatz deutete. Und dort, an ihren Wagen gelehnt, stand Satochi und sah zu ihnen hinüber. Miya konnte seinen unendlich traurigen und enttäuschten Gesichtsausdruck aufgrund der Entfernung nicht erkennen und marschierte einfach los, doch kaum hatte er sich in Bewegung gesetzt, da stieg der Drummer in den Wagen und startete den Motor. "Warte!" rief Miya obwohl ihm klar war, dass sein Freund ihn nicht hören konnte, "Bleib hier, Satochi!" Aber es war zu spät, der Jüngere hatte den Wagen schon auf die Straße gelenkt und brauste davon. "Scheiße..."
"Das kannst du laut sagen." erklang es da von Tatsurou, der mit Yukke im Schlepptau auf den Gitarristen zukam und ihn kopfschüttelnd musterte. "Was zum Teufel hast du dir nur dabei gedacht?" Miya funkelte ihn bei diesen Worten zornig an. "Ich?? Was ich mir dabei gedacht habe?? Die Frage ist wohl eher: Was zum Teufel hat mein Freund sich dabei gedacht, mich mit einem anderen zu hintergehen, und das auch noch in der Öffentlichk-" Die Ohrfeige kam zu schnell als dass er hätte reagieren können, und mit weit aufgerissenen Augen starrte der Ältere Tatsurou an. Dieser sah jetzt ebenso sauer aus wie Miya und wurde vorsichtshalber von Yukke am Ärmel festgehalten. "Du bist der größte Vollidiot der mir je begegnet ist, Miya! Kapierst du es denn immer noch nicht? Satochi hat den Typen mit dir verwechselt, und als er das gemerkt hat ist er sofort zu uns gekommen, damit wir dich suchen! Ich habe erst überhaupt nicht verstanden warum er wegen so einer kleinen Sache so ein Theater macht, aber jetzt verstehe ich es! Du bist krankhaft eifersüchtig und total blind für die Realität! Und ich fürchte, du hast dich gerade selbst ins Aus befördert! Würde mich jedenfalls sehr wundern, wenn Satochi noch mit so einem Gestörten wie dir zusammen sein will!"
"Mich auch!!" schrie Miya da mit verräterisch glänzenden Augen, und Tatsurou klappte überrascht den Mund zu. "Natürlich will er nicht mehr mit mir zusammen sein!! Das will er doch schon lange nicht mehr, weil ich so langweilig und selbstverliebt und egoistisch und arrogant und unsensibel bin!! Und nicht zu vergessen, eine Niete im Bett!! So hat er es euch doch erzählt!! Und jetzt tut bloß nicht so, ich hab es vorhin genau gehört!!" Er hätte seinen Wutausbruch noch fortsetzen können, doch als Yukke plötzlich auf die Knie fiel und stöhnend die Hände über dem Kopf zusammenschlug, da stockte er und sah den Bassisten verwirrt an. Dieser war, genau wie Tatsurou, vollkommen fassungslos. "Du... du hast das gehört und dachtest tatsächlich, er meinte dich?" presste er hervor und sah Miya ungläubig an, der nur Bahnhof verstand. "Natürlich, wen... wen sollte er denn auch sonst gemeint haben?" erwiderte der Gitarrist, nun um einiges leiser, und sah fragend zwischen seinen Freunden hin und her. Tatsurou seufzte schwer. "Großer Gott... Miya, er hat uns nur erzählt was seine Schwester über ihren Freund gesagt hat! Von dir war überhaupt nicht die Rede! Verdammt, er liebt dich, du Schwachkopf!! Mehr als du es verdient hast!!" Jetzt schrie der Sänger auch beinahe, so frustriert war er darüber, dass die jahrelange glückliche Beziehung seiner beiden Freunde wegen so einem dämlichen Irrtum in Gefahr war.
"Seine... Schwester?" flüsterte Miya schließlich und sein Magen zog sich zusammen. "Ist das... wirklich wahr?" Yukke nickte als Antwort nur traurig und stand wieder auf, während Tatsurou auf den Älteren zuging und ihm eine Hand auf die Schulter legte. "Du solltest so schnell wie möglich mit ihm reden und das klären. Und sieh endlich ein, dass er dir immer treu gewesen ist und es auch immer bleiben wird. Entweder das oder-" Er machte eine geheimnisvolle Pause, woraufhin Miya ihn argwöhnisch ansah. "Oder was?" Und da kehrte wieder etwas von dem gewohnten Schalk in die Augen des Sängers zurück. "Oder wir stecken dich in so ein Anti-Aggressionsprogramm, wo du deine Hände in Farbnäpfe tunken und damit die Wände beschmieren kannst, um deine wahren Gefühle auszudrücken." Damit zwinkerte er Miya zu und dieser brachte immerhin ein kleines Lächeln zustande. "Danke... damit meine ich euch beide. Ihr habt euch wegen mir bestimmt ein paar Schläge eingefangen..." murmelte er beschämt bei der Erinnerung an die von ihm angezettelte Keilerei, aber seine Freunde zuckten nur wieder mal synchron mit den Schultern und beließen es dabei. "Ich geh rein und ruf uns ein Taxi." verkündete Yukke schließlich und wollte schon loslaufen, aber Miya hatte andere Pläne. "Ich komm nicht mit, ich geh lieber zu Fuß. So weit ist es ja nicht, und ich brauch erst mal ein paar Minuten für mich."
"Wohl eher für deine Entschuldigungsansprache." bemerkte Tatsurou und der Gitarrist nickte langsam. "Ja, das auch... Kommt gut heim, wir sehen uns morgen im Studio." Damit vergrub er die Hände in seinen Hosentaschen und schlurfte davon. "Gute Nacht, Miya... und viel Glück..." murmelte Yukke bekümmert, dann gingen er und Tatsurou zurück in die Kneipe, um ein Taxi zu rufen und auf den Schreck noch einen zu trinken. Aber das mit dem gewünschten Glück hatte leider nicht funktioniert, denn als Miya eine knappe Stunde später seinen Wohnungsschlüssel ins Schloss steckte und ihn umdrehte, stellte er entsetzt fest dass die Tür verschlossen war, obwohl ihr Wagen vor dem Haus parkte. Der Gitarrist betrat den Flur, und nachdem er das Licht eingeschaltet hatte fiel sein Blick sofort auf den Boden und dann auf die Garderobe. Satochi's Schuhe und zwei seiner geliebten Trainingsjacken waren nicht da. Im Bad fehlten seine Zahnbürste sowie der Rasierer, und im Kleiderschrank einige seiner Sachen. Miya's letzter Weg führte ihn in die Küche, und dort, auf dem Tisch, lag ein kleiner Zettel mit einem einzigen, vernichtenden Wort darauf.
'Lügner'