Nur eine Notiz
Der nächste Morgen brachte Kopfschmerzen mit sich.
„Ach verdammt!“ Deidara drehte sich in seinem Bett, das noch so gemütlich sein konnte, doch er fühlte sich nicht wohl, denn er hatte das Gefühl ihm würde der Kopf explodieren. So setzte er sich auf. Draußen vor seinem Fenster regnete es erneut.
„Scheiß Wetter, un“, murmelte er, während er sich sein blondes Haar aus dem Gesicht strich. Dabei überlegte er, was noch einmal gegen einen Kater half. Vitamine? Er glaubte und hoffte, dass dies wohl richtig war, denn was anderes fiel ihm im Moment nicht ein. Oder war es ein ausgewogenes Frühstück? Grübelnd stand er auf, um in die Küche zu gehen. Dort saß wie jeden Morgen Sasori.
Doch diesmal blieb Deidara wie angewurzelt in der Tür stehen, denn es war nicht wie jeder andere Morgen sonst.
Die Rothaarige hatte Arme und Kopf auf den Tisch gelegt, auf dem sich auch seine Unterlagen befanden. Die Beine hingen in der Luft, weil er auf dem Stuhl zu weit zurück gerückt war. Sein Atem ging flach und langsam, wobei sich sein Oberkörper immer wieder anhob. Seine Augen waren geschlossen, der Mund leicht geöffnet. Sasori war in der Küche eingeschlafen.
Wie gebannt starrte der Blonde auf das unnatürliche Bild, das sich ihm bot, bis er unsicher auf den anderen zuging. Er überlegte ihn zu wecken, ließ es dann aber, drehte um, um mit einer Decke auf dem Arm wieder zu kommen. Fürsorglich legte er dem Rothaarigen diese über den Rücken.
„Irgendwie niedlich, un…“ Verwundert über diesen Gedanken wandte er sich lieber der Kaffeemaschine zu. „Sasori und niedlich… Das muss an meinem Kater liegen.“ Er beobachtete geistesabwesend, wie die dunkelbraune Flüssigkeit in seine Tasse tropfte.
Während er schließlich schweigend am Tisch saß und seinen Kaffee trank, ließ er den Blick aus dem Fenster schweifen. Im Radio dudelte irgendeine Popmusik. Das Wetter draußen war wirklich mehr als mies. Regen wohin das Auge reichte. Das orange Laub wurde von den Straßen gespült und versank irgendwo in der Kanalisation. Das meiste jedoch sammelte sich an irgendwelchen Ecken an. Deidara fand es sehr verständlich, dass nicht mal ein Auto unterwegs zu sein schien, wobei ihre Straße normal nicht sehr belebt war.
Er ließ seinen Blick über die parkenden Autos wandern, als ihm ein bestimmtes besonders ins Auge fiel. Es war die „Schrottkiste“ von Hidan, die noch am selben Fleck wie gestern Abend stand. Hatte der Wagen die ganze Nacht dort verbracht? Was hatte der Silberhaarige getan? Und was noch wichtiger war, wo war er? Deidara konnte sich nicht daran erinnern, dass er irgendwann einmal erwähnt hatte, hier jemanden zu kennen, den er vielleicht besucht haben mochte. Daran war deutlich etwas faul, doch ehe er näher darüber nachdenken konnte, hörte er ein leises Murmeln. Deidara drehte den Kopf und sah, dass Sasori aufgewacht war. Verschlafen rieb sein Gegenüber sich die Augen.
„Guten Morgen.“ Der Blonde lächelte ihn an.
„Huh?“ Der Rothaarige schien noch gar nicht richtig wach zu sein. Leicht fröstelnd zog er die Decke um seinen Körper. Seine Augen waren halb geöffnet, während er den anderen mit jenen anblickte.
„Du hast geschlafen.“ Deidara hielt die warme Kaffeetasse, aus der ein leichter Dampf aufstieg, in beiden Händen. Sein langes Haar war zerzaust und seine Klamotten wie üblich zerrüttet. Trotzdem machte er einen unausgeruhten Eindruck, was an seinen auffälligen Augenringen liegen musste. Der Jüngere wirkte unausgeschlafener, als Sasori es täglich tat.
Stumm wandte der Rothaarige den Blick von seinem Gegenüber und blickte sich um, wobei er realisierte, dass er sich tatsächlich in der Küche befand, was ihm nicht ganz schlüssig vorkam. Wie war er hierher gekommen? Er war aufgestanden, wollte etwas essen, hatte sich in die Küche gesetzt. Und dann?
Der Blonde fasste sich leise fluchend an den Kopf. „Verdammte Scheiße.“
„Das passiert halt, wenn man sich betrinkt“, entgegnete Sasori kühl, aber der stichelnde Ton in dessen Worten war deutlich erkennbar.
„Ich war nur angetrunken, un“, verteidigte sich der Blonde, wobei dies der Wahrheit entsprach, da er weder einen Filmriss oder sich übergeben hatte, noch des klaren Denkens nicht mehr fähig gewesen war.
„Ja, ja.“ Sasori nickte für sich. „Aber wenn du mich das nächste Mal mitten in der Nacht aufweckst, darfst du vor der Tür schlafen.“
Deidara zuckte leicht zusammen. Dies war dem Rothaarigen sicher zu zutrauen. So beschloss der Blonde es am Besten nicht auszuprobieren und nickte nur stumm.
„Wo warst du gestern eigentlich die ganze Zeit?“ Sasoris Blick wanderte aus dem Fenster, während er den Kopf auf seiner Hand abstützte. Seine roten Augen schienen dabei auf keinen festen Punkt zu schaun.
„Hatte ich dir das nicht erzählt?“ Deidara verschränkte ein wenig frierend die Arme vor seiner Brust. „Ich war mit einem Kollegen was trinken. So als Feier des Tages, dass endlich Wochenende ist.“ Als er daran dachte, schaute er auf das noch immer draußen parkende Auto des Silberhaarigen. „Es war halt eine anstrengende Woche. Du kannst ja beim nächsten Mal mitkommen, wenn du willst.“
Aber der Rothaarige schüttelte nur den Kopf. „Nein, danke.“
„Warum?“ Deidara war ein wenig betrübt. „Du kannst doch nicht ständig alleine rumhocken.“ Er hatte mittlerweile wirklich den Eindruck, dass sein Mitbewohner die meiste seiner Zeit alleine verbrachte. Natürlich durfte der Rothaarige eigentlich leben wie er wollte, doch der Blonde war der festen Überzeugung, dass niemand gerne so einsam war. Ein Mensch, der ständig nur für sich war, musste einfach depressiv werden. Das konnte Deidara nicht mit ansehen, obwohl er wusste, dass er dem anderen damit auf die Nerven ging.
„Ich bin nicht so der ‚Trinkfan’.“ Sasori stand auf. „Ich geh mal die Post reinholen.“
„Hai.“
Der Rothaarige ging aus der Wohnung und Deidara schaute wieder aus dem Fenster. Welchen Grund hatte es eigentlich, dass Sasori immer lieber allein war? Der Blonde hatte schon öfter darüber nachgedacht. War er vielleicht schon immer ein Außenseiter gewesen? Hatte es vielleicht etwas mit seiner Familie zu tun? Oder wurde ihm schlichtweg das Herz gebrochen und es hatte ihn so sehr getroffen, dass er sich dazu entschlossen hatte, keinen Kontakt mehr mit dem Rest der Welt zu haben? Irgendwie erschien ihm das alles ein wenig zu dramatisch.
Während er grübelte, rührte er mit dem Löffeln in seinem bestimmt schon lange erkalteten Kaffee.
Egal, was es für einen Grund gab, Deidara fand, dass Sasori drüber hinweg sehen sollte. Sein Leben war schließlich noch lange nicht zu Ende.
Als er einen Moment gedankenverloren das Laub auf der Straße betrachtete, fiel ihm ein, dass er sein Auto noch abholen musste. Also stand er auf, kippte den Rest aus seiner Tasse in die Spüle und zog sich andere Sachen an. Im Flur kam ihm Sasori mit einigen Briefen und der Zeitung entgegen.
„Ich muss noch mein Auto holen, un.“, sagte er, während er sich seine Jacke überzog, dabei kam ihm plötzlich ein Einfall. „Kannst du mich nicht fahren, un?“ Deidara fragte nicht, weil er mehr Zeit mit seinem Mitbewohner verbringen wollte, sondern um sich das Geld für den Bus zu sparen. Wobei ersteres auch dafür sprach. „Du musst mich nur kurz absetzten.“
Der Rothaarige überlegte. „Solange du mir nicht auf die Nerven gehst. Ich muss eh noch was besorgen.“
Der Blonde willigte ein, doch stellte er während der Fahrt fest, dass es leichter gesagt als getan war, den anderen nicht zu nerven. Die Stille zwischen ihnen war so einengend und unangenehm, dass er nicht anders konnte, als immer wieder ein Gespräch anzuzetteln. Doch Sasori blockte immer wieder ab.
„Kann es sein, dass du heute besonders schlecht drauf bist, un?“ Der Blonde sah den Fahrenden an.
„Kann sein.“
„Gibt es einen bestimmten Grund, un?“ Deidara hatte das Gefühl, dass sich nicht um irgendetwas Unwichtiges handelte, sonder ernst war und zu dem auch noch etwas mit ihm zu tun hatte, denn mit jeder Sekunde war der Rothaarige zusehends schlechter gelaunt.
„Nichts Besonderes.“
„Äh hai.“
Deidara hatte das Gefühl sein Magen würde sich in diesem Moment umdrehen. Lag es an der Tatsache, dass er den Tag zuvor zu viel getrunken hatte oder wohlmöglich an Sasori? Während ihm dieser Gedanke kam, merkte er gar nicht, wie sich seine Hand an seinem Ärmel festkrallte. Das Gefühl betäubte ihn, sodass er es für das Beste hielt, seinen letzten Gedanken nicht auszusprechen.
Als Sasori ihn schließlich bei seinem Wagen absetzte und zurückließ, beruhigte sich sein Magen wieder. Doch seine Gedanken bereitetem ihm Kopfschmerzen. Ihm war klar, es musste an dem Rothaarigen liegen, aber was bedeutete das schon? Wohl nicht mehr, als dass er sich Sorgen um einen Freund machte.
Als er später wieder in die Wohnung kam, war Sasori weg.
In der Küche auf dem Tisch fand er einen Zettel.
„Bin zu einer Vorstellung und komm erst spät wieder.
Sasori“
Keine Großen Erklärungen, keine Ausschweife, nichts.
So ließ er sich auf einen der Küchenstühle sinken und starrte nach draußen, während er den Zettel zwischen seinen Fingern faltete. Hidans Auto parkte noch immer in ihrer Straße. Was wusste er eigentlich über seine Mitmenschen? Über Hidan? Über Sasori? Über Sasori wusste er kaum etwas. Einzig das, was er durch Beobachten gelernt hatte. Erzählt hatte ihm der Rothaarige nie etwas. „Obwohl wir zusammen wohnen, un…“, murmelte der Blonde.
-TBC-
~ ~ ~ ~
Ja das hat jetzt lange gedauert (> <)''
Es tut mir Leid... auch für die Kürze.
Im mom hab ich irgendwie ein kleines Kreatief... *seufz* Zumindest was das schreiben angeht... oder mehr diese FF (^ ^)'' Aber ich hoffe das bessert sich bald.