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13 Götter

von

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Tanzende Flammen im Wind

Natürlich weiß ich, dass ich es nicht kann.

Was auch immer ich in meiner Brust zu fühlen glaube, wenn meine Gedanken schweifen und ich an ihn denke, ist nichts weiter als eine Illusion.

Eine Erinnerung an etwas, das ich mal vor Ewigkeiten, als ich noch war, fühlte und nicht vergessen konnte, weil es so ein bezauberndes Gefühl war und mir so viel wahres Glück bescherte, das ich tagelang einfach nur hätte herzhaft lachen können.

Hätte.

Können.

Nie gemacht.

Wann denn auch?

Und wie?

Ich hatte es nie wirklich gelernt. Blieb nie Zeit dafür.

Ständig.

Zumindest nicht für das, was im Allgemeinwesen „ehrlich“ genannt wird. Ich war … nun, wie soll ich’s sagen … schon immer ein Außenseiter.

Nicht, dass es mich auch nur im Geringsten jemals gestört hätte.

Gab keinen Grund dazu.

Ich hatte mir diesen Platz selbst geschaffen. Ich handelte immer auf eigene Faust.

Machte immer nur das, wozu ich Lust hatte, und um ehrlich zu sein war das weit mehr als das, was ich je erreichen könnte. Mein gesamtes Leben, wäre es denn nicht auf so unnatürliche Weise unterbrochen worden, hätte nicht einmal im Ansatz für meine naiven, kindischen Träume gereicht, denen ich viel zu lange nachhing. Ich hätte schon viel eher damit beginnen sollen, mich von ihnen zu lösen, langsam und schmerzlos, und nicht von einem Augenblick auf den anderen wie ich es tat, als ich keine andere Möglichkeit mehr hatte.

Ein einziger Moment, ein Wimpernschlag war alles, was mir übrig blieb, als ich als Niemand geboren wurde und auf einmal alles, das ich noch tun wurde, mit Gleichgültigkeit betrachtet und so schnell wie möglich vergessen wurde. Es war in der Tat ein wenig bitter.

Immerhin hatte ich mich ein Leben lang nicht von ihnen lösen können und dann so plötzlich …
 

Ich hätte wirklich …
 

Vermutlich, so wie ich mich kenne, könnte ich jetzt Ewigkeiten so weitermachen, mich ständig wiederholen, was ich hätte tun können und was ich nicht gemacht habe.

Aber ich sollte aufpassen, was ich sage.

Diese Ewigkeiten … ich könnte sie leben, wenn ich will.

Ein Wesen wie ich kann sie haben.

Mein Körper altert nicht, wird mich nicht im Stich lassen auf Grund einer Schwäche, die mit steigenden Jahren kommt. Befreit von allen Lasten, die man sich nur erdenken kann.

Körperlich gesehen.

Ich mag kein Herz haben, nein, aber dennoch … manchmal … in Momenten, in denen ich dem, den ich entgegen aller Regeln als Freund bezeichne, gegenüberstehe, dann fühlt es sich so an, als würde es schneller schlagen und ich glaube, die Feuchtigkeit und Wärme in meinen Handschuhen zu spüren, weil meine Hände schwitzig werden.

Es darf nicht sein. Das weiß ich.

Und leider weiß es auch jeder andere aus der Organisation. Nicht nur jenes, das für uns alle gilt, sondern auch die Tatsache, dass ich – wie hatte Xaldin es genannt? – an etwas festzuhalten versuche, dass ich nicht festhalten kann, weil es meinen Fingern entgleitet wie Nebel.
 

„Und deine Sicht ist ziemlich vernebelt.“
 

Sein Wortlaut.

Und er hatte es gesagt, während alle anderen zuhörten.

Auch er, Roxas.

Tief in meinem Inneren hatte ich natürlich gehofft, irgendjemand würde es irgendwann zur Sprache bringen, mir wünschend, dass Roxas die Stimme erheben und mich verteidigen würde; dafür war ich sogar bereit, mir den Spott der anderen Organisationsmitglieder anzuhören, sogar mit einem Lächeln, auch wenn es nicht echt wäre, darüber hinwegzusehen.

Aber Roxas schwieg, sagte nichts.

Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie sein Blick einfach nur stur geradeaus gerichtet war und kein einziges Mal, auch nicht für einen winzigen Augenblick, seinen Weg zu mir fand.

Noch nie während meines Daseins als Niemand habe ich es dermaßen bereut, mich an meine Gefühle, die ich empfand, als ich noch war, zu erinnern.

Dieser Schmerz in meiner Brust, der nichts weiter als eine Illusion, eine verblassende Erinnerung war, fühlte sich so unglaublich echt an.

Ich habe mit Roxas mehrere Tage lang nicht gesprochen und doch war ich es, der bei ihm ankam und sich zu entschuldigen versuchte.

Kein Sinn.

Keine Logik.

Trug er doch die Schuld.
 

Wir können keine Freunde sein, weil weder ich noch er so etwas wie Freundschaft empfinden können, aber das hat uns nicht gestört.

Die Erinnerung an sie reicht aus und auch wenn es nichts weiter ist als eine Illusion, die uns verbindet, wagen wir es, uns als Freunde zu bezeichnen.

Gewagt, ja.

Und für manch einen unserer Art einen Schritt zu weit und auch wenn ich bisher anderer Ansicht war, glaubte, es sei eben nicht gewagt genug, fange ich an, diese Meinung zu teilen.

Ich weiß, er hat keinerlei Erinnerungen an seine Zeit als Jemand, nicht die geringste, aber dennoch … sein Jemand ist Sora, ein besonderer Held des Lichts.

Und sein Licht ist außergewöhnlich hell – ich dachte, es wäre ausreichend, um Roxas nicht vergessen zu lassen, was Freundschaft ist.

Ich dachte falsch.

Denn … ein Freund hätte mich verteidigt, als es notwendig war.

Das tat er nicht.

Er ist anscheinend doch nicht mehr als ein Niemand ohne Erinnerung.

Ein herzloses Wesen.

Keine Rücksicht.

Und dennoch … ich habe nicht vergessen und gerade weil ich nicht vergaß, bin ich jetzt hier.

Bei ihm, in einer anderen Welt. Der Welt, in die er als Niemand geboren wurde. Auf diesem Turm, auf dem er so gerne saß und noch immer sitzt. Wie jetzt.

„Roxas.“

Ich stehe hinter ihm, doch er dreht sich nicht um, wendet nicht einmal den Kopf auch nur ein klein wenig in meine Richtung. Eigentlich wäre er es, der sich bei mir entschuldigen müsste, dafür, was er mir angetan hat, doch ich weiß, er wird es nicht tun. So ist er nicht. Er ist einfach …

Und deswegen entschuldige ich mich.

Ich entschuldige mich dafür, dass ich es überhaupt zur Sprache kommen ließ. Dass ich nicht darauf Acht gab, dass es keiner entdeckte. Dass ich es ihm überhaupt sagte, dass ich mich in seiner Gegenwart so fühle, als hätte ich ein Herz.

Er schweigt.

„Wegen vorhin … ich hätte nicht … es tut mir leid …“

Ich warte.

Einen Augenblick. Einen weiteren. Noch einen. Einen letzten.

Ich gehe.

Er wird mir nicht folgen.
 

Ja, ich weiß.
 

Aber dieser Nebel … er war so … so besonders … ich wollte ihn nicht entkommen lassen!

Ich griff mit jedem Tag verzweifelter nach ihm und wenn ich eine kleine Pause machte, gedankenverloren in ein kleines Feuer starrte, dann ... schien er mir näher als je zuvor und wenn ich es versucht hätte – nur ein einziges Mal –, dann wäre er mein.
 

„Ich hab dich gerufen, Axel! Wofür hast du sie denn, deine besonderen Mächte? Hör mir doch bitte zu, wenn ich mit dir rede! Zieh keine voreiligen Schlüsse! Ich wusste nicht, was ich dir sagen sollte – ich musste erst einen Moment überlegen … darüber … woher du diese Kraft nimmst, dich immer und immer wieder für meine Fehler zu entschuldigen! Ich bin es, der das machen müsste!

Axel, hör mir doch bitte zu … du … ich hätte damals nicht schweigen sollen … immerhin … sind wir doch Freunde … oder nicht?“
 

Tat ich aber nicht.

Hätte ich gekonnt.

Wenn ich nur getan hätte …
 

Schon wieder.
 

Ironie des Schicksals.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-03-27T21:17:30+00:00 27.03.2009 22:17
wow, wirklich toll geschrieben! und es klingt auch noch total nach axel, das haste echt gut getroffen <3
Von:  LauraJane
2009-02-02T09:27:06+00:00 02.02.2009 10:27
aaah >.<
das ist echt miiieß *wimma*
maan roxas hätte was sagen müssen T.T
nyaa....
aba
echt gut geschrieben das kapi^^
gefällt mir gut X3


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