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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
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Sesshoumaru war überrascht, dass Ayashi das Schloss während seiner Abwesenheit verlassen hatte, und dass ihm keiner sagen konnte, wohin sie gegangen war. Es machte ihn beinahe wahnsinnig, denn er hatte gehofft, sofort mit ihr über die schlechten Nachrichten sprechen zu können, die er aus Kyoto mitgebracht hatte, obwohl er überhaupt nicht wusste, wie er das tun sollte.

Die Nachrichten waren dermaßen schlecht, dass es ihm sogar beinahe lieber wäre, er müsste sie damit nicht belasten, doch er wusste, dass das nicht ging. Ayashi hatte ein Recht, die Wahrheit zu erfahren – und er hatte die Pflicht, diese nicht vor ihr gemein zu halten. Sesshoumaru kleidete sich um und setzte sich an seinen Schreibtisch, obwohl er nichts an ihm arbeiten wollte.

Es beunruhigte ihn sehr, dass Ayashi nicht da war, musste er sich eingestehen, und doch musste er sich zusammenreißen. Er durfte nicht die Kontrolle über sich verlieren, auch wenn Wut und Zorn und Unverständnis ihm immer mehr zusetzten, denn davon hing alles ab. Sesshoumaru atmete tief durch und stützte seine Hände auf seinen Knien ab, während er auf Ayashi wartete.
 

Sesshoumaru wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er leise Schritte hörte, die mit Sicherheit zu Ayashi gehörten. Seine Diener waren nicht einmal in der Nähe, also verzichtete er darauf, irgendeinen Schein zu waren und erhob sich nicht, um sie gebührlich zu begrüßen. Stattdessen wandte er sich nur zu ihr um und streckte eine Hand nach ihr aus, die sie ergriff und sich bei ihm auf dem Boden niederließ.

Ayashi betrachtete ihn prüfend, als er keine Anstalten machte, sie näher zu sich zu ziehen, und stellte fest, dass etwas nicht stimmte. Er blickte sie nur an, als wolle er sicher gehen, dass er sich jedes Detail einprägte.

„Sesshoumaru.“ sprach sie seinen Namen leise und sein Blick flackerte ein wenig, als er ihre Stimme hörte. „Was ist geschehen?“ fragte sie und war sich nicht sicher, ob sie das wirklich wissen wollte.

„Ich werde mich zu einem Duell stellen.“ meinte er ohne Umschweife, aber dennoch mit sanfter Stimme.

Ayashi konnte nichts sagen. Sie verstand nicht. Sie wusste, dass sie etwas sagen sollte, doch sie konnte ihre Gedanken nicht ordnen und brachte auch keine Worte heraus. Ihr Herz beschleunigte seinen Rhythmus. Stumm starrte sie Sesshoumaru einen Augenblick in sein Gesicht, doch als sie bemerkte, dass sie seinem Blick nicht standhalten konnte, senkte sie ihn und blickte auf ihre Hand, die immer noch in seiner lag.

„Der Rat von Kyoto hat sich heute als nicht vertrauenswürdig erwiesen. In zweierlei Hinsicht.“ erklärte Sesshoumaru ruhig und Ayashi blickte ihn wieder an. „Wie ich vermutet hatte, stimmte der Rat keiner kriegerischen Handlung zu, um den Übergriffen der Katzenyoukai ein Ende zu setzten. Schon das allein ist, wie du weißt, eine Vernachlässigung seiner Pflicht.“

„Ja, ich erinnere mich auch daran, was du vor dem Aufbruch zu meinem Vater gesagt hast.“ entgegnete Ayashi leise und Sesshoumaru nickte.

„Ich wollte nicht gleich mit dem Rat brechen, machte allerdings bei der Versammlung klar, dass ich nicht von meiner Meinung zurückweichen würde. Daraufhin unterbreitete mir der Rat den Vorschlag der Katzenyoukai zu einem Duell, der statt eines Krieges die Sache entscheiden sollte.“

„Wieso… geht die Forderung zu einem Duell an dich? Warum nicht an… jemand anderen?“ wollte Ayashi wissen und biss sich angespannt auf die Lippen.

„Ich bin der Herr der Westlichen Länder, Ayashi, und vereine viele Youkai neben mir, die meine treuen Verbündeten und teuren Freunde sind.“ erinnerte Sesshoumaru, obwohl Ayashi das wusste. „Ich willigte natürlich in die Austragung des Duells ein.“

„Das musstest du.“ flüsterte Ayashi und senkte den Blick wieder.
 

Sie wusste, dass es stimmte, was sie sagte, obwohl es ihr nicht gefiel. Sesshoumaru würde sich zu einem Duell einfinden, würde kämpfen und durch seinen Kampf diese Auseinandersetzung entscheiden. Viel hing von diesem Duell ab. Sehr viel.

„Wie hat der Rat sich als nicht vertrauenswürdig erwiesen? Dass er einer kriegerischen Handlung nicht zustimmt ist eine Sache, ja, aber sonst…“

„Nein, bis dahin ist das Verhalten des Rates scheinbar korrekt, doch eben nur scheinbar, denn der Herausforderer, der für die Katzenyoukai antritt, ist kein anderer als Yari.“

„Yari? Yari? Wie ist das möglich? Der Rat hat ihn doch zum Tode verurteilt! Ob nun für seinen Umsturzversuch und die Ermordung seines Schwiegervaters oder für den Kriegseintritt gegen die japanischen Youkai! Wie konnte er…? Wie kann er noch am Leben sein?“ wollte Ayashi entsetzt wissen.

„Ich war bei der Verhandlung und bei der Urteilsverkündung anwesend, Ayashi. Ich weiß, dass Yari zum Tod verurteilt worden war, doch ich habe der Vollstreckung nicht beigewohnt.“

„Was will er?“ fragte Ayashi, doch sie ahnte es bereits.

„Yari geht es nicht um die Katzenyoukai. Die sind nur Mittel zum Zweck und merken es wahrscheinlich gar nicht. Yari will Macht. Und mein Land.“ antwortete Sesshoumaru und bestätigte damit das, was Ayashi gedacht hatte.

„Das bedeutet, dass viele Mitglieder des Rates auf Yaris Seite gewesen sein müssen - auch Youkai, von denen man es niemals gedacht hatte.“

„Das ist richtig. Ich kann im Rat niemandem mehr mit ganzer Sicherheit vertrauen. Deinen Vater und Tsukiyomaru nehme ich aus.“

Ayashi nickte, doch entgegnete nichts.

Das war ein Alptraum. Das war ein einziger Alptraum. Nachdem die Zukunft vor wenigen Tagen noch so gut erschienen hatte, nachdem Kataga mehr oder weniger in Aussicht gestellt hatte, dass er einer Verbindung zwischen ihr und Sesshoumaru nicht mehr ganz so sehr entgegenstehen würde…

Wie sollte es nun weitergehen? Wenn Sesshoumaru das Duell bestritt und – wie sie natürlich mit jeder Faser ihres Körpers hoffte – siegreich aus ihm hervorging, blieb immer noch der Betrug des Rates, der sein Urteil nicht vollstreckt hatte, einen Feind am Leben gelassen hatte und gefördert hatte, dass ein ehrenwertes Ratsmitglied auf eine solche Art und Weise zum Duell um sein Reich gefordert werden konnte.

Und was war, wenn er nicht…

„Ayashi, nein. Bitte, denk’ so etwas nicht.“ flüsterte Sesshoumaru und sie zuckte zusammen.

„Ich…“ begann sie, doch sie brach ab, als er ihr vorsichtig Tränen von den Wangen strich.

„Yari ist ein starker Gegner und er muss sich seiner Sache sehr sicher sein, wenn er sich wieder aus seinem Versteck traut.“

„Geh’ nicht allein, Sesshoumaru.“

„Natürlich nicht. Ich werde Tsukiyomaru als meinen Begleiter mitnehmen, damit er für die Einhaltung der Duellregeln sorgen kann… Und Inuyasha.“

„Inuyasha?“

„Ja, zur Sicherheit. Ich weiß nur nicht, wo er…“

„Edo. In der Nähe zumindest.“ antwortete Ayashi geistesabwesend und Sesshoumaru blickte sie überrascht an.

„Warst du in Edo, oder woher weißt du das?“

„Ja, aber es nicht wichtig, warum.“ entgegnete sie und fügte hinzu: „Das meinte ich aber nicht. Ich möchte mit dir kommen.“

„Nein.“

„Nein?“ entgegnete Ayashi scharf, da sie zumindest eine längere Verweigerung erwartet hatte. „Glaubst du wirklich, dass du mich mit einem bloßen ‚Nein’ abspeisen kannst?“ fragte sie und suchte seinen Blick, der eher distanziert auf ihr ruhte.

„Ich werde dich nicht in Gefahr bringen, Ayashi. Wenn dir etwas geschieht…“

„Sesshoumaru, ich gehöre an deine Seite.“

„Ich weiß und ich will es nicht mehr anders, Ayashi, aber ich…“

Ayashi legte ihm zwei Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf.

„Das ist alles, was zählt, Sesshoumaru.“ sagte sie leise und schlang ihre Arme um seinen Nacken.

Sesshoumaru wusste, dass sie Recht hatte. Und er wusste, dass er seinen Widerstand aufgegeben hatte, als er sie ihm gesagt hatte, dass sie an seine Seite gehörte.



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