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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Am Nachmittag ließ Sesshoumaru alles für die bevorstehende Nachtwache vorbereiten. Geschäftiges Schweigen legte sich über das Schloss und die Diener besorgten, was alles zu besorgen war. Im Hof wurden die roten Papierlampions überprüft und mit Brennmittel aufgefüllt, falls diese zu neige gegangen waren, die Empfangshalle wurde von allem geleert außer der Rüstung Inu-no-taishous, ehe mehrere niedrige Ölbecken herein getragen wurden, die in einem großen Kreis um die Rüstung aufgestellt wurden.

Sesshoumaru und Ayashi mussten sich, da sie sich beide am Ritual beteiligten, vor diesem ebenfalls vorbereiten, weshalb die Diener ihnen verschiedene Schalen mit Wasser in ihre getrennten Gemächer brachten. Sie reinigten sich schweigend, da das von ihnen erwartet wurde, denn ihre Gedanken sollten allein bei Inu-no-taishou und der bevorstehenden rituellen Handlung weilen, und ließen sich in festliche Gewänder kleiden.

Ayashi wusste, dass sie Sesshoumaru erst im Saal sehen würde, doch sie hielt es kaum noch aus. Ihre Dienerinnen saßen mit ihr in ihrem Gemach, doch sie durfte nicht das Wort an sie richten, während sie darauf wartete, dass die Nacht hereinbrach und das Ritual beginnen konnte.
 

Kaum war die Dunkelheit herabgesunken, zündeten die Diener im Hof die Lampions an und Ayashi verließ ihre Gemächer, denn das war das Zeichen, dass das Ritual begonnen war. Langsam schritt sie allein die Gänge entlang und trat schließlich in die Empfangshalle, wo Sesshoumaru bereits vor der Rüstung seines verstorbenen Vaters wartete.

Alle Beamten waren versammelt und verneigten sich vor Ayashi in Demut, da sie sich entschieden hatte, Sesshoumaru in dieser Nacht beizustehen, und Ayashi erwiderte den Gruß mit einem kurzen Nicken.

Dann suchte ihr Blick Sesshoumarus Augen, die bernsteinfarben leuchteten und den Schein der brennenden Ölbecken auf dem Boden widerspiegelten. Seine Arme hingen gelassen an seinem Körper herab, doch sein Gesicht war angespannt, war dieses Ritual doch eine Prüfung, die nicht leicht sein würde.

Ayashi trat zu ihm in den brennenden Kreis der Ölbecken. Sie näherte sich ihm, verneigte sich vor ihm und sah, dass er dasselbe tat. Kaum hatten sie sich wieder aufgerichtet, ergriff er zärtlich ihre beiden Hände und führte sie an seine Lippen. Ayashi war sich nicht sicher, ob er das durfte, doch keiner der Beamten machte Anstalten, sich über sein Verhalten zu beschweren, weshalb sie es gelassen hinnahm.

Der älteste und ranghöchste Beamte kam an den Rand des gebildeten Kreises und verneigte sich, weshalb Ayashi noch einmal zu ihm ging. Mit ausgestreckten Armen bot er ihr einen fein gearbeiteten Dolch an, der noch in seiner Scheide steckte. Sie ergriff mit einer ruhigen Bewegung die Waffe, deren Metall gegen ihre erhitzte Haut so kalt war, dass sie beinahe zusammenzuckte.

Der Beamte zog sich einige Schritte vom Kreis zurück, als Ayashi sich wieder zu Sesshoumaru wandte, und die anderen folgten seinem Beispiel, sodass Ayashi und Sesshoumaru kurze Zeit später völlig allein waren.
 

Nur das Prasseln des Feuers in den Becken war zu hören. Und ihr Atem, glaubte Ayashi, denn ihr schlagendes Herz machte es beinahe unmöglich, überhaupt zu atmen. Sesshoumaru blickte sie ruhig an und wartete ab. Sie wusste, dass er auf sie wartete, und ging wieder auf ihn zu, bis sie direkt vor ihm stand.

Obwohl Ayashi wusste, dass sie nicht mit ihm sprechen durfte, und obwohl sie den Ablauf des Rituals genau kannte, war es schwierig für sie, sich auch daran zu halten. Wie gern hätte sie ihm gesagt, dass sie für ihn da war, dass sie ihn durch diese Prüfung geleiten würde, dass sie seine Seite nicht verlassen würde, doch sie durfte ihm keine versichernden Worte geben. Wie gerne hätte sie ihn in ihre Arme gezogen, um ihm ihre Nähe zu schenken, doch auch das war untersagt.

Ayashi schluckte und steckten den Dolch kurz in ihren Obi, damit sie beide Hände benutzen konnte. Zitternd steckte sie ihre Arme nach ihm aus und löste seinen Obi, streifte ihm seine beiden Hakamas von den muskulösen Schultern und sah, wie sich seine wohlgeformte Brust regelmäßig hob und senkte. Unwillkürlich blickte sie nach oben und begegnete seinem konzentrierten Blick, in dem sie plötzlich auch etwas anderes sah, das sie noch niemals in seinen Augen gesehen hatte. Furcht.

Entsetzt biss sie sich auf die Lippen und berührte ihn sanft an der Brust, weshalb er zuckte, doch er ergriff nicht ihre Hand, sondern ließ ihr wenigstens diese kleine Geste, die auch ihm gut tat und Zuversicht schenkte.

Langsam ließen sie sich auf den Boden sinken und knieten sich so hin, dass sie einander in das Gesicht sehen konnten. Ayashi zog den Dolch hervor und reichte ihn Sesshoumaru, der ihn mit einer beherrschten Bewegung entgegennahm. Sesshoumarus Muskeln spannten sich über seiner Brust und er hielt Ayashis Blick, als wolle er ihr sagen, dass er bereit war, weshalb sie nun mit klarer Stimme ihr Schweigen brach:

„Große Geister der Unterwelt, hört uns an! Seid gnädig und erlaubt unserem Geist, in euer mächtiges Reich, das das Unendliche ist, und in dem wir uns alle irgendwann befinden werden, einzutreten.“

Ayashi hielt kurz inne, doch sie wusste, dass die Anrufung noch nicht beendet war. Es kam ihr so vor, als ob die Flammen in den Becken lauter flackerten, doch sie ließ sich nicht beirren.

„Wir huldigen euch, indem wir ein Opfer bringen. Durch dies erbitten wir eure Gunst.“ fuhr sie fort und Sesshoumaru neigte den Kopf, festigte seinen Griff um den Dolch und ließ die Klinge über seine Brust schnellen.

Ayashi unterdrückte einen Aufschrei, als das dunkelrote Blut aus seiner Haut quoll, und sie sah, wie große Überwindung es ihn kostete, seinem Schmerz keinen Ausdruck zu verleihen. Ayashi zwang sich ebenfalls dazu, ruhig zu bleiben und mit stetiger Stimme weiterzusprechen:

„Wir bitten euch, den geliebten Vater nicht länger in der Ungewissheit der schattigen Zwischenwelt wandern zu lassen. Wir bitten euch, ihn in eurem ewigen Kreis zu empfangen.“

Sesshoumaru fügte sich eine weitere Schnittwunde an seiner Brust zu und presste eisern die Kiefer aufeinander, damit kein Laut über seine Lippen kam. Ayashi folgte den blutenden Spuren auf seinem Oberkörper mit den Augen, und sah, wie der dunkelrote Lebenssaft in winzigen Rinnsalen seinen Bauch hinabfloss.

„Wir nehmen nun Abschied vom geliebten Vater. Nehmt ihr, Geister der Unterwelt, das Blut des Sohnes als Opfer und erkennt ihn als rechtmäßigen Erben.

Sesshoumaru holte noch einmal aus und schnitt sich in die Brust, weshalb Ayashi kurz die Augen schloss, um das nicht noch einmal sehen zu müssen.

„Zeigt euch gnädig und emofangt den Verstorbenen in eurer Mitte, in der er in Ewigkeit glücklich weilen möge. Es ist Inu-no-taishou, ein großer Herrscher der Westlichen Länder.“ vollendete Ayashi und war sehr froh, dass der erste Teil des Rituals hinter Sesshoumaru – und auch ihr selbst - lag.
 

Sesshoumaru presste den Atem vorsichtig aus den Lungen und atmete ebenso vorsichtig aus. Den ersten Teil des Rituals hatte er erfolgreich bestritten, denn er hatte keinen Laut von sich gegeben, als er sich die tiefen Wunden zugefügt hatte. Er war so froh, dass Ayashi hier war, um ihm beizustehen, doch er hatte das Gefühl, dass er sie nicht darum hätte bitten dürfen, da ihr Gesicht großen Schmerz widerspiegelte.

Langsam ließ er den Dolch sinken und suchte ihren Blick. Ihr tränenverschleierter Blick klärte sich, als er mit der Hand ihre Wange berührte. Sie schloss die Augen kurz und drückte ihre Wange in seine Handfläche, ehe sie ihm den Dolch abnahm und sich mit ihm erhob.

Ayashi trug die Waffe zur Rüstung Inu-no-taishous und legte sie vor ihr nieder, ehe sie zu Sesshoumaru zurückkehrte, der ihren Bewegungen mit dem Blick folgte, der in diesem Moment so sehr die Youkai sah, die an seine Seite gehörte.

Er wusste, dass dieser Moment gänzlich unpassend war, doch in seinem Kopf konnte er nicht gegen die Gedanken kämpfen. Ayashi. So sehr es auch schon vorher gewusst und gefühlt hatte, dass sie zusammen gehörten, so wusste er nun, dass er Ayashi auf jeden Fall zu seiner Gefährtin machen würde.

Natürlich wusste er, dass er noch keine Anstrengungen in diese Richtung unternehmen durfte, da das Gesetz der Youkai nach einem Antrag jegliche weiteren Werbungsversuche für sechzig Jahre untersagte. Nach Ablauf dieser Frist jedoch, so wusste er, war eine schuldig gebliebene Antwort gleich einem höflichen Nein, weshalb er sicher war, dass Kataga dem Kaiser und seinem Sohn seine Antwort auf diese Weise mitteilen wollte.

Ayashi nahm neben ihm Platz und blickte ihn kurz fragend an, weshalb er leicht den Kopf schüttelte, und sich mit ihr gemeinsam zur Rüstung seines Vaters wandte. Gemeinsam begannen sie, die restliche Nacht in Schweigen zu verbringen, um Inu-no-taishou zu gedenken, doch Sesshoumaru konnte der Versuchung nicht widerstehen und legte seine Hand zärtlich auf Ayashis.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Buffy12
2010-01-15T11:47:29+00:00 15.01.2010 12:47
bitte schreib weiter
das kap is super
freue mich schon aufs nächste



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